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Wie bringt man einem Highlander die Liebe bei E-Book

Emmanuelle de Maupassant

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Beschreibung

Ein gefürchteter Krieger, der ein düsteres Geheimnis verbirgt.
Eine entflohene Braut, die sich getarnt hat. Rannoch Moor, Schottland, 1166.

 Lady Flora wird mit dem kampferfahrenen Highlander Ragnall verlobt, dem sie bisher noch nie begegnet ist. Noch in derselben Nacht wird ihr Vater, das Oberhaupt, ermordet aufgefunden. 
 Als Ragnall allerdings die Führung des Clans übernimmt, scheint eines ganz klar: Ihr Bräutigam muss der Mörder sein.
Flora flieht voll Entsetzen, schwört jedoch Rache und plant, getarnt zurückzukehren. 
 Denn Ragnall würde niemals eine Milchmagd verdächtigen. Und wie schwierig kann es schon sein, eine Kuh zu melken? 
Sie rechnet jedoch weder damit, sich ausgerechnet in den Mann zu verlieben, der eigentlich ihren Hass schüren sollte. 
Noch damit, zu erfahren, dass er anscheinend glaubt, seine entflohene Braut wäre die Mörderin ihres Vaters! 
 Doch bevor die beiden die Wahrheit enthüllen können, gerät Flora in die Gewalt eines ungeahnten Feindes.
 Ein Sturm aus Rachsucht, Verrat und Leidenschaft besiegelt sowohl Floras Schicksal als auch das des gesamten Dalreagh-Clans.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2023

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WIE BRINGT MAN EINEM HIGHLANDER DIE LIEBE BEI

EMMANUELLE DE MAUPASSANT

Handbuch einer Lady, Buch 1

Ins Deutsche übertragen von Daphne Evans

Redaktionelle Unterstützung: Carola Karth-Neu

IMPRESSUM

Dieser Roman erschien ursprünglich in englischer Sprache unter dem Titel „The Lady’s Guide to a Highlander’s Heart“.

Copyright © 2020 Emmanuelle de Maupassant

Archivfotografie von Midnight Muse Designs

Bucheinbanddesign von Victoria Cooper

Übersetzt von Daphne Evans

Dark Castle Press : Keith Hall, Inverurie, Scotland, UK

www.emmanuelledemaupassant.com

Kontact : [email protected]

Bei diesem Roman handelt es sich um eine fiktive Geschichte. Die Namen, Charaktere, Orte und Ereignisse sind entweder der Fantasie des Autors entsprungen oder werden auf fiktive Art und Weise integriert. Mit Ausnahme bekannter historischer Figuren und Orte ist jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder verstorbenen Personen sowie Geschäftsbetrieben, Ereignissen oder Orten vollkommen zufällig.

Es dürfen keine Auszüge dieses Buches, die zum jetzigen Zeitpunkt bereits existieren oder zu einer späteren Zeit veröffentlicht werden, ohne die ausdrückliche schriftliche Genehmigung des Autors in irgendeiner Form oder auf elektronischem oder maschinellem Wege vervielfältigt werden, einschließlich in Informationsspeicherungs- und Datenabfragesystemen, mit Ausnahme kurzer Zitate, die Teil einer Kritik oder Buchrezension sind.

VORWORT

Inmitten der wilden schottischen Berge fällt der Schnee, aber die Geschichte von Ragnall und Flora wird dein Herz erwärmen.

Meine Heldinnen werden von ähnlichen Herausforderungen konfrontiert, wie jenen, denen wir uns noch heute stellen müssen – und zwar dem Streben nach Unabhängigkeit und Selbstbestimmung, während sie sich gleichzeitig nach wahrer Liebe sehnen.

Genau wie die Frauen (und Männer) in meinen Geschichten bist auch du stärker, einfallsreicher und entschlossener als dir vielleicht bewusst ist.

Hinsichtlich Happy Ends … Wir alle vertrauen darauf, dass sich eine Situation zum Besseren wenden kann, solange wir durchhalten, und halten an der Hoffnung fest, dass die Chance besteht, ein Leben voller Liebe, Freundschaft und Zufriedenheit zu führen.

KAPITELEINS

Burg Dunrannoch, Rannoch Moor, Schottland

20. Dezember 1166

Im nördlichen Turm der Burg brannte das Kaminfeuer nur noch schwach, auch die Kerzen gingen allmählich aus.

Der junge Mann, der eben noch auf und ab ging, drehte sich um. „Du hast mir die Privilegien eines Sohnes versprochen, aber scheinbar bedeutet dir meine Treue in all diesen Jahren nichts.“

Malcolm Dalreagh zwang sich, seine Wut in Zaum zu halten. „Ich bin dein Oberhaupt, und du hast mir zu gehorchen. So wie du es mir als Bursche geschworen hast, als du mir deine Treue versprachst.“ Niemand wagte es, so mit ihm zu sprechen, wie es sein Stiefsohn in dieser Nacht tat. Und er bemühte sich nur seiner verstorbenen Frau zuliebe, den Dreckskerl zu beschwichtigen.

„Aye, ich sehe die Dinge klar und deutlich. Du bist blind und erkennst weder Ragnalls Plan noch den Betrug, der durch seine Adern fließt. Aber kaum hörst du die Gerüchte über den Tod seines Bruders, und schon bist du ganz Ohr, obwohl Ragnall selbst der einzige Zeuge ist.“

Malcolms Stimme blieb entschieden. „Der Neid von Männern lässt Gerüchte aufkochen. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass die Verbindung zum Wohle des Clans ist. Da Ragnalls Vater tot ist, macht ihn das zum Lord von Balmore, und er wird auf der Suche nach einer Frau sein. Wir müssen uns einen Heiratsbund sichern. Ohne Aufschub.“

„Wenn es sein muss, gib ihm Sorcha oder Hilda. Meine Schwestern sind nur ein oder zwei Jahre jünger als Flora, und ihre Verlobung mit mir wurde bereits vor Jahren nach dem Tod meines Vaters vereinbart.“ Calder warf ihm einen finsteren Blick zu. „Damals kam es dir anscheinend gelegen. Aber wie ich nun sehe, war es nichts weiter als ein leeres Versprechen – ein Mittel zum Zweck, das dazu diente, meine Mutter in dein Bett zu kriegen.“

Malcolm beugte sich über den Tisch und ballte die Fäuste. „Sei vorsichtig, Calder. Brina war eine gute Frau, und ich beklage ihren Tod genauso wie einst den von Floras eigener Mutter. Ich treffe diese Entscheidung nicht leichtfertig, aber es muss sein. Und so wird es sein. Du weißt ebenso gut wie ich, dass wir in unsicheren Zeiten leben, und wir müssen die Position des Clans stärken. Die MacDonalds und Douglas haben es seit der Zeit meines Großvaters auf unser Land abgesehen, als Camdyn damals Balmore und Dunrannoch zwischen seinen Söhnen aufteilte. Die Teilung sorgte aber nicht dafür, ihre Rivalität aufzugeben, sondern schwächte den Clan nur noch mehr.“

Calders Blick wurde argwöhnisch. „Ich kann es trotzdem nicht verstehen, wie du so erpicht darauf sein kannst, deine Tochter mit dem Bastard einer Hure zu verheiraten. Ich habe gehört, dass sie in ihren letzten Augenblicken einen bezaubernden Anblick an der Seite ihres Geliebten bot.“

Malcolm benötigte lediglich drei Schritte, um sich Calder zu nähern und ihn am Hals zu packen. Seine Wangen waren knallrot vor Wut. „Halte deine Zunge im Zaum, es sei denn, du möchtest, dass ich sie dir rausschneide. Ganz gleich, ob Sohn oder nicht. Die Sünden von Ragnalls Mutter sind genug bestraft worden, ohne dass mich dein Schandmaul daran erinnern muss!“

Calder schnappte nach Luft und griff nach den Händen des älteren Mannes an seinem Hals. Er versuchte, sie von sich zu zerren, aber die Wut verlieh dem Oberhaupt Kraft.

Schließlich stieß Malcolm seinen Stiefsohn schnaubend von sich. Er lief hinüber zum Kamin und beobachtete die Glut, die allmählich erlosch.

„Unser neuer König ist eigensinnig und fest dazu entschlossen, die Kontrolle über Northumbria wiederzuerlangen. Es ist die Rede von einem Bündnis mit der Normandie. Falls William sich gegen Henry erheben sollte, können wir uns dem Kampf in unserer jetzigen Situation nicht anschließen. Um eine solche Schlacht zu überleben, müssen wir mit jedem einzelnen Dalreagh Schulter an Schulter kämpfen. Aus vollem Herzen und vereint unter demselben Banner. Ragnalls Männer würden ihm bis in die Tiefen der Hölle folgen, wenn er es ihnen befehlen würde.“

Während sich das Oberhaupt des Clans Dalreagh mit der Hand über die Stirn fuhr, fühlte er sich auf einmal bedeutend älter, als es seine fünfzig Jahre vermuten ließen. „Das Bandritual wird in der Nacht von stattfinden, und in einem Jahr wird Ragnall zurückkehren, um seine Ehegelübde zu wiederholen und Flora in ihrem Ehebett zu nehmen. Sie wird ihm gehören, ob es dir gefällt oder nicht. Und wenn es für ihn an der Zeit ist, meinen Platz einzunehmen, um Lord von Dunrannoch und Oberhaupt zu werden, wirst du dich beugen – dasselbe gilt für sie.“

* * *

Über ihnen, im Schutz der Schatten, zog sich das blasse Gesicht, das sich zuvor gegen die Spalten der Holzdielen gedrückt hatte, zurück.

Sie empfand keine Liebe für ihren Stiefbruder. Dennoch hatte Flora bereits vor langer Zeit akzeptiert, dass die Verlobung ihre Pflicht war. Was nun nicht mehr der Fall zu sein schien. Ein Schauder lief ihr über den Rücken und umschloss ihr Herz.

Obgleich ihr Verstand ihr gehörte und ihre Seele stets bei Gott sein würde – wie Pater Gregory es sie gelehrt hatte –, ihr Körper würde ihrem Ehemann gehören.

Einem Mann, der für seine Grausamkeit auf dem Schlachtfeld berüchtigt war.

Es hieß, er gehe über Leichen, um zu bekommen, was er wollte.

Obwohl sie ein behütetes Leben führte, war Flora nicht so dumm zu glauben, dass er sie begehrte.

Aber bei der Aussicht auf die Grundherrschaft von Dunrannoch und den Titel des Oberhaupts eines wiedervereinten Clans? Mit einer solchen Mitgift würde ein Mann jede zur Frau nehmen – sogar ein dürres, jungfräuliches Ding, das gerade erst zur Frau wurde.

Und falls es ihr nicht gelingen würde, ihn zufriedenzustellen?

Flora sprach ein stilles Gebet, in der Hoffnung, es niemals herauszufinden.

KAPITELZWEI

Kapelle, Innenhof der Burg Dunrannoch

Am Abend, 31. Dezember 1166

Der Ritt hatte lediglich zwei Stunden gedauert, und der hart gefrorene Boden hatte Ragnalls Pferd wider Erwarten einen sicheren Halt verschafft. Seine Männer und er wurden in Dunrannoch herzlich empfangen. Grüne Girlanden schmückten die prächtige Halle, die Kaminfeuer loderten und die Tafeln waren reichlich gedeckt. Jegliche Höflichkeitsfloskeln wurden berücksichtigt, und Malcolm ehrte seine Gäste aus Balmore mit seinem ersten Toast.

Dennoch konnte Ragnall seine steigende Unruhe nicht ignorieren.

Etwas in Dunrannoch stimmte nicht.

Die Braut, die mit niedergeschlagenen Augen vor ihm stand, konnte weder als Kind noch Frau bezeichnet werden. Das perfekte Alter – zumindest waren die meisten Männer dieser Ansicht. Ein Alter, in dem eine Frau nach den Vorlieben des Mannes geformt werden konnte. Sie schien unterwürfig, wenn auch dünner, als es ihm lieb war, und darüber hinaus trug sie einen traurigen Ausdruck auf ihrem Gesicht.

Die Tatsache, dass ihr Vater sie noch für zu jung hielt, um das Bett mit ihm zu teilen, erwies sich als Erleichterung, denn Ragnall verspürte kein Verlangen für solch ein ausdrucksloses Ding. Ein weiteres Jahr könnte dafür sorgen, dass sie etwas mehr Fleisch auf die Knochen bekäme, aber ob sie eine würdige Burgherrin für seinen Hausstand werden würde, musste sich erst noch zeigen. Die Frau, die in ihren Händen die Schlüssel zu jeder Tür halten würde, brauchte mehr Kraft, als sich anscheinend in diesem Mäuschen befand.

Als der Mönch sie anwies, sich einander gegenüberzustellen, bekreuzigte er den Dalreagh-Tartan und band anschließend ihre Handgelenke fest zusammen. „Wie dieser Knoten sollt auch Ihr miteinander verbunden sein – von diesem Moment an und solange Ihr lebt. Möge Euer Gelübde Euch niemals Unbehagen bereiten.“

Ragnalls Kiefer spannte sich an. Diese Ehe war ein Vertrag, schlicht und einfach. Sie diente lediglich dazu, ihm Dunrannoch zu sichern, sobald Malcolm verstarb.

Alle müssten ihn als Oberhaupt anerkennen – jeder Dalreagh, der getuschelt hatte, er habe seinen Bruder im Moor zurückgelassen, nachdem dieser von seinem Pferd gestürzt sei, und ihn somit dem sicheren Tod überlassen. Jeder Mann, der über das Schicksal seiner Mutter gespottet und die Rechtmäßigkeit seines Blutes hinterfragt hatte.

Ob er tatsächlich Brodericks Sohn war, wusste nur Gott. Sein dunkles Haar und seine blauen Augen reichten jedoch aus, um seinen Vater zu überzeugen und ihm zu erlauben, weiterhin unter seinem Dach zu leben. Wie das Glück es wollte, hatte der Geliebte seiner Mutter die gleichen leuchtend roten Tönungen in seinem Haar wie Vanora selbst.

Der Mönch gab ihnen ein Zeichen, sich hinzuknien, und Ragnall richtete seinen Blick erneut auf seine Braut. Obwohl ihre geflochtenen Zöpfe um ihren Scheitel befestigt waren und von einem sanften Schleier bedeckt wurden, konnte er erkennen, dass ihre Mähne dieselbe Farbe besaß.

Eine eigenwillige Strähne berührte den Arisaid, der um ihre Schulter lag. Ihr Haar harmonisierte mit dem rostbraunen Tartan und dessen grünen Linien, während der Stoff, der mit einem Gürtel um ihre mädchenhafte Taille fixiert war, ihr über den Rücken fiel.

Vielleicht lag es an all diesen lebendigen Farben, dass seine Unruhe geschürt wurde. Hatte seine Mutter am Tag ihrer Verlobung genauso ausgesehen?

Er fragte sich, was Malcolm wohl sah, wenn er seine Tochter betrachtete: die Gemahlin, die er vor zwanzig Jahren geheiratet hatte, oder die Frau, die er angeblich tatsächlich liebte – Ragnalls Mutter, Vanora.

Es wäre ihr besser ergangen, wenn Malcolm sie anstelle ihrer Schwester geheiratet hätte. Aber es war zwecklos, sich über solche Dinge Gedanken zu machen. All das lag in der Vergangenheit.

„Mit diesem Gelübde seid Ihr nun miteinander verbunden.“

Das Mädchen blickte flüchtig hinüber zu dem Mönch, als dieser begann, den Segen vorzutragen.

„Mit diesen Händen sollt Ihr Euch als Mann und Frau umschließen. Mit diesen Händen sollt Ihr die Söhne und Töchter halten, mit denen Gott Euch segnet.“

Das anhaltende mulmige Gefühl sorgte dafür, dass sich Ragnalls Magen noch stärker verkrampfte.

Aye, möge Gott mich mit den Söhnen segnen, die dieser Clan braucht.

Sein eigener Vater war ein Tyrann, der weder Alasdair seine Liebe gegeben hatte, geschweige denn dem Sohn, dessen Herkunft für immer ein Rätsel blieb. Ragnall hatte sich vor langer Zeit geschworen, dass er anders handeln würde, sobald er seine eigene Familie hätte. Er würde alles in seiner Macht Stehende tun, um für die Geborgenheit seiner Frau zu sorgen, und dafür würde sie ihm das geben, was er brauchte.

Sie schien demütig – gewillt, ihre Pflicht zu erfüllen. Natürlich würde er mehr von ihr verlangen, aber dafür war noch genug Zeit. Ihre Zuneigung würde sich entfalten, sobald sie erkannte, wie wichtig ihm ihre Ehe war. Sein eigenes Glück sowie das Vermächtnis des Clans hingen davon ab. Er würde die Fehler seines Vaters nicht wiederholen.

Das Mädchen senkte ihre Augen, als die Rede von Kindern war, und biss sich auf die Lippe. Als der Geistliche sie jedoch aufforderte zu antworten, hob sie den Blick. Diesmal bemerkte Ragnall mehr als nur Schüchternheit. Ein Hauch von Trotz, der allerdings von ihrer Angst gezügelt wurde.

Die Schamesröte auf ihren Wangen stand ihr; vielleicht würde sie doch noch zu einer Schönheit heranwachsen.

„Ragnall, Lord von Balmore, nehmt Ihr diese Frau zu Eurer Gemahlin? Versprecht Ihr, sie zu beschützen, ihre körperlichen Bedürfnisse zu erfüllen und Eure gottgegebenen Kinder zu zeugen?“

„Aye.“ Ragnall richtete sich an die Anwesenden sowie den Vater des Mädchens, die Zeugen des Versprechens waren. „Ich werde ihr alles geben, was ein Ehemann seiner Ehefrau zu geben hat. Bis zu meinem letzten Atemzug.“

Als er zu seiner zukünftigen Braut schaute, überraschte es ihn zu sehen, wie sie ihn mit leicht geöffneten Lippen anstarrte. Trotz ihrer Bescheidenheit berührten seine Worte sie.

Gott, wenn er sie jetzt küsste, würde sie sich ihm mit Sicherheit öffnen. Ein heißer Schmerz loderte in ihm auf, während sein Blick auf ihren Lippen verweilte und er seiner Fantasie freien Lauf ließ.

Ihr Vater durchbrach die Stille, indem er von der anderen Seite der Kapelle ein raues Räuspern ausstieß, das ihn aus seinem Tagtraum riss.

Er musste zu seinem Wort stehen, was bedeutete, dass er sich ein ganzes Jahr gedulden musste, bevor er herausfinden würde, wie willig das Mädchen tatsächlich war.

Auch wenn es keine Ehe aus Liebe war, würde er das Mädchen, das eines Tages seine Ehefrau sein würde, gut behandeln – und vielleicht würde diese Ehe mehr Vergnügen mit sich bringen, als er zu hoffen wagte.

* * *

Flora wälzte sich nun schon zum zwanzigsten Mal in ihrem Bett herum und fragte sich, ob sie die Einzige war, die noch immer nicht schlief.

Der Lärm aus der Halle war vor einiger Zeit verstummt. Sie war geblieben, bis einer der neuen Stallburschen voller Stolz Butterkekse und Salz, einen Gewürzkuchen und einen Torfstein mitbrachte. Daraufhin benahmen sich die Männer vollkommen zügellos, und sie entschuldigte sich höflich, wohl wissend, dass das Bier sie später einholen würde.

Die meisten unter ihnen würden an Ort und Stelle bewusstlos werden. Es war jedes Jahr dasselbe. Am Morgen würde sie die Männer auffinden, wie sie ausgestreckt auf Bänken und Tischen lagen und sich vor Schmerz die Köpfe hielten. Eine ordentliche Schüssel Haferbrei half ihnen in der Regel wieder auf die Beine.

Trotzdem blieb ihr nichts anderes übrig, als wach zu bleiben. Denn von heute an war sie nicht mehr nur noch Flora Dalreagh, die Tochter des Oberhaupts ihres Clans; sie war eine verlobte Frau.

Und der Mann, der ihr Ehemann sein würde? Sie hatte ihn zuvor lediglich ein Mal getroffen, obwohl er ein entfernter Cousin von ihr war, doch war sie damals zu jung gewesen, um sich daran zu erinnern. An den heutigen Tag würde sie sich jedoch erinnern sowie an die Tatsache, dass anscheinend alles, was man über ihn erzählte, der Wahrheit entsprach.

Er war größer und breiter als die anderen Männer und bewegte sich wie der Krieger, der er war. Außerdem besaß er eine gewisse Härte, die sie zuvor bei noch keinem anderen Mann gesehen hatte – als wäre er stets kurz davor, nach hinten zu greifen und sein Schwert zu ziehen.

Als hätte er keinerlei Skrupel damit, es zu schwingen und den Kopf der bedauernswerten Seele abzutrennen, die sich in unmittelbarer Nähe befinden würde.

Das hatte er wahrscheinlich schon oft getan – auf dem Schlachtfeld. Sie fragte sich, wie viele Männer er bereits getötet hatte. Auch wenn es letztendlich egal war, ob es einer oder fünfhundert waren. Ein in der Schlacht verlorenes Leben war nicht dasselbe wie eines, das unter anderen Umständen genommen wurde. So war nun einmal der Lauf der Dinge. Jeder Clan musste sich selbst schützen.

Und dennoch drehte sich ihr der Magen bei dem Gedanken um.

Was machte das mit einem Mann?

War es überhaupt möglich, dieselbe Person zu bleiben, nachdem man Blut vergossen hatte?

Da sie eine Frau war, würde sie es nie erfahren. Ihre Aufgabe bestand darin, ihren Vater bei der Führung des Schlosses zu unterstützen. Bevor der erste Schnee fiel, sorgte sie bereits dafür, dass die erforderlichen Vorkehrungen getroffen wurden, um über die Wintermonate zu kommen, indem sie so viel wie möglich konservierte, einlegte und räucherte. Der Rest wurde eingelagert.

Ihre Verantwortung galt ihrem Vater und dem Clan.

Und jetzt?

Seit dem heutigen Tag besaß sie eine weitere Pflicht. Nicht nur die einer Tochter, sondern auch einer zukünftigen Ehefrau – und dieser Gedanke sorgte dafür, dass ihr Magen nur noch mehr rebellierte.

Sie war unschuldig. Selbst Calder hatte sie nie dazu gedrängt, diese Tugend aufzugeben, von der beide erwartet hatten, dass sie eines Tages ihm zuteilwerden würde. Von all den unverheirateten Frauen in der Burg wusste sie wahrscheinlich um einiges weniger als die meisten. Dennoch wusste sie dank Maggie immerhin mehr als nichts.

Ihre Magd schnarchte laut, nachdem sie selbst eine reichliche Menge Bier zu sich genommen hatte. Bevor sie bewusstlos wurde, teilte sie jedoch noch einige Ansichten, die sie in Bezug auf Ragnall Dalreagh hatte – und einige davon waren ziemlich schmeichelhaft. Laut Maggie war die Verlobung nicht das Schlimmste auf der Welt und definitiv besser als die Verbindung, die Flora mit Calder zu erwarten gehabt hätte.

Flora drehte sich erneut um und zog die Beine von der kalten Stelle des Bettes weg.

In einem Jahr würde sie nicht mehr allein in ihrem Bett liegen – und Maggie würde sich nicht mehr auf der Pritsche in der Ecke befinden.

Ihr wurde wieder schlecht.

Maggie hatte ihr genug erzählt, sodass sie wusste, was von ihr erwartet wurde. Eine Ehefrau musste ihrem Ehemann in allen Dingen gehorchen, unabhängig davon, wie abscheulich sie auch schienen – aber ein rücksichtsvoller Mann wusste, dass er im Bett sanft zu sein hatte.

Würde Ragnall rücksichtsvoll sein?

Auf der anderen Seite des Zimmers stieß Maggie ein weiteres lautes Schnauben aus und wand sich unter ihrer Decke.

Es war aussichtslos. Es könnte genauso gut gleich jemand Dudelsack spielen. Das würde auch nichts daran ändern, dass Flora in dieser Nacht wahrscheinlich keinen Schlaf finden würde.

Mit einem Seufzer schüttelte sie das Kissen erneut aus, entschlossen, endlich zur Ruhe zu kommen. Ein paar Augenblicke später hörte sie jedoch ein Geräusch.

Zunächst war es schwach. Ein näselndes Murren. Gefolgt von einem langen kläglichen Laut, der sich mit der Dunkelheit vereinte.

Nay!

Das konnte doch nicht wahr sein!

Niemand würde es wagen, zu dieser Stunde auf dem Dudelsack zu spielen. Immerhin befand sich keine einzige Person in der Burg, die dies wertschätzen würde.

Flora drückte die Decke an die Brust, setzte sich auf und lauschte aufmerksam.

Das Pfeifen des Dudelsacks wurde lauter. Es war nicht weit entfernt, sondern schien direkt vom Gang zu kommen.

„Maggie!“, zischte Flora in die Dunkelheit. „Hörst du das?“

Die Frau im Bett nuschelte, wachte jedoch nicht auf.

Das Pfeifen verweilte kurz an ihrer Tür und ertönte so laut, dass Flora nicht glauben konnte, dass Maggie davon nicht aufwachte. Anschließend entfernte es sich, offenbar ging die Person zur Treppe und hinunter zu den Gemächern ihres Vaters.

Als das Geräusch verstummte, wunderte sich Flora über die ungewöhnliche Stille, die in der Halle herrschte. Hatte denn niemand den Lärm gehört? Es herrschte kein Aufruhr – weder aufgrund von Ausgelassenheit noch Verärgerung.

Floras Füße berührten den Boden, und sie tastete blind nach dem Überkleid, das in Reichweite hing, bevor sie es sich über die Schultern zog und schließlich im Dunkeln zum Kamin ging, um eine Talgkerze anzuzünden.

Sie überlegte, ob sie Maggie wecken sollte, entschied jedoch, dass sie keine Zeit zu verlieren hatte. Der Dudelsackspieler wäre wahrscheinlich längst über alle Berge, bis ihre Magd endlich so weit war.

Flora trat auf den Gang und schützte die Flamme mit der Hand vor dem kalten Luftzug. Als sie hinunterging, flackerten die Schatten entlang der schmalen Steinmauern und des Treppenschachts. Obwohl sie schlich, hallte jeder ihrer Schritte wider, und trotzdem öffnete sich weder eine Tür noch ertönte eine Stimme.

Lediglich das Wimmern des Dudelsacks war leise von unten zu hören. Als sie die untere Etage erreichte, konnte sie allerdings niemanden erspähen.

Unvermittelt wurde es still, und sie stutzte einen Augenblick. Sie wusste, dass sie zurück in ihr Bett gehen sollte, aber ein mulmiges Gefühl führte sie stattdessen zur Tür ihres Vaters. Er zog sich stets in seine Kammer zurück, ganz egal, wie viel er getrunken hatte. Und dennoch verspürte sie den Drang, sich zu vergewissern, dass er wirklich da war, und schob den Riegel nach oben.

Im schwachen Kerzenschein erkannte Flora seine Gestalt unter der Decke. Er war genau dort, wo er sein sollte. Warum also lief ihr ein Schauder über den Rücken? Warum machte ihr die Dunkelheit auf einmal Angst?

Sie eilte zu ihm und stellte die Kerze auf einer Truhe ab.

„Vater.“ Sie strich ihm das Haar aus dem Gesicht und beugte sich über ihn.

Seinen leicht geöffneten Augen fehlte es an Ausdruck, und auch seine Lippen waren völlig regungslos.

Er atmete nicht.

Und auch ihr stockte plötzlich der Atem.

„Vater!“

Sie legte ihre Handfläche auf seine noch warme Wange.

Mit einer ruckartigen Bewegung zog sie an seinem Hemd und löste den Stoff, der um seinen Hals lag. Sein Kopf neigte sich leblos zur Seite.

Dann sah sie etwas, was ihr zuvor nicht aufgefallen war.

Die Decke über seiner Brust war zusammengeknüllt. Flora zog sie zurück und erblickte den Dolch, der aufrecht zwischen seinen Rippen steckte, während Blut aus der Wunde sickerte. Sie konnte die verschnörkelte Schnitzerei auf dem Griff im Kerzenlicht wiedererkennen. Es war seine eigene Klinge!

„Vater.“ Flora schluchzte und legte den Kopf auf seine Brust.

Sein Herz stand still. Seine Körperwärme teilte ihr jedoch mit, dass dieses Unheil erst vor Kurzem verübt worden war.

Sie zuckte zusammen und blickte zum hinteren Ende der Kammer. Mit zitternder Hand ergriff sie die Kerze und beleuchtete jede Ecke. Wenn der Feind dort gelauert hätte, wäre sie ihm hilflos ausgeliefert gewesen. In dem Raum befand sich allerdings niemand außer ihr und der leeren Hülle, die einst ihr Vater gewesen war.

Sie senkte die Kerze und drehte sich wieder zu ihm um, bevor sie die Augen schloss. Sie küsste seine Stirn und griff nach seiner Hand.

Sie fürchtete weder die Dunkelheit noch irgendeinen Geist, der sich hierher verirrt haben könnte. Das Leben ihres Vaters wurde nicht von einem übernatürlichen Wesen weggerissen. Ein Geschöpf innerhalb dieser Burgmauern verübte diese Tat – und nur ein Mann besaß ein Motiv dazu.

Nur ein Mann.

Ein Mann, der am Morgen nicht nur Lord von Balmore sein würde, sondern auch Lord von Dunrannoch und Oberhaupt aller.

Ein gieriger und herzloser Mann.

Ein Mann, den es nicht kümmerte, wer ihm im Weg stand.

Der Mann, dem sie versprochen war.

KAPITELDREI

Burg Dunrannoch

Vor Tagesanbruch, 1. Januar 1167

„Wach auf, Maggie.

---ENDE DER LESEPROBE---