Wie Katz und Maus - Anne Wockenfuß - E-Book

Wie Katz und Maus E-Book

Anne Wockenfuß

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Beschreibung

Ein einfacher Dorfpolizist, der seinerzeit der beste Undercover-Agent gewesen war, durchkreuzt scheinbar unbeabsichtigt einen Millionen-Deal von einem Kriminellen, der sich nach einer fiktiven Figur benannt hat. Der Dorfpolizist liebt das Spiel mit dem Tod. Der Kriminelle liebt das Spiel mit dem Feuer. Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel, in dem nicht immer klar ist, wer wen manipuliert und somit eine explosive Eigendynamik entwickelt. Was ist echt und was ist gespielt? Und was spielt das FBI für eine Rolle?

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Impressum

Kapitel 1

"Verdammter Mist!" Es war ein grauer, verregneter Tag. Wenn man sich die Menschen anschaute, die bei diesem Wetter überhaupt einen Fuß vor die Tür wagten, wusste man ganz genau, dass sie entweder Termine hatten, oder wie er gerade auf dem Weg zur Arbeit waren.

Heute leider ohne Auto. Das stand fachmännisch in der Werkstatt und wurde einer gründlichen Reparatur unterzogen, weil der Officer meinte sich eine Hetzjagd mit Straßenraudis in der Nacht antun zu müssen. ~ Verdammter Ehrgeiz! Der Wind ließ keinen Regenschirm am Leben, ständig verabschiedeten sie sich oder stellten sich auf, während man verzweifelt versuchte diesen Monstern wieder Herr zu werden.

Slade verzweifelte und gab sich schließlich geschlagen. Verzichtete auf den normalerweise nützlichen Gegenstand. Selbst er musste hier zugeben, das war höhere Gewalt. Seufzend strich er sich seine mittlerweile klatschnassen Haare zurück und packte die Brille in die Tasche seines Trenchcoats. Sah nach oben auf die grauschwarze Wolkendecke und schloss für einen Moment ergeben die Augen. Der Officer stand direkt neben einem Café. Im Fenster flimmerten die Nachrichten auf einem TV. Die Bilder waren so grell, dass sie ihn aus seiner Trance rissen und er sie ansah. Da war sie, die Straßenschlacht. Hatte man doch tatsächlich seine Verfolgungsjagd per Kamera von einem Hubschrauber aus festgehalten! "Pfff... Held? Wollt ihr meinen Job mal machen?!", kam es erbost über seine Lippen, als er sein Gesicht im Fernsehen sah. Andere würden das als Lorbeeren betiteln, für ihn war es nichts weiter als nervig. Er hatte nichts besonderes getan. Es war schlicht und einfach nur seine Arbeit. Er tat das, was er tun musste. Manchmal aus Verzweiflung, manchmal zum Ablenken, ab und an sogar um nicht über sein doch eigentlich tristes Leben nachdenken zu müssen.

Wenn er es sich so recht überlegte, was hatte er außer seiner Arbeit? Richtig. Nichts! Wahrscheinlich erstickte er sich deswegen darin. Einen positiven Grund gab es allerdings, warum er überhaupt Officer geworden war: er liebte diesen Job! War quasi damit verheiratet. Und das war ein Ring, den er niemals ablegen wollte. Er schwor Justitia ewige Treue und daran würde er sich auch halten. "Guten Morgen!" Ein herzlicher Gruß an bekannte Gesichter. Jeden Morgen kam er hier her, um noch vor der Arbeit in Ruhe seinen Kaffee zu trinken. Immer am gleichen Platz. Diesen bekam er auch, kapselte sich ab an den hintersten Tisch und versuchte nun die nassen und verklebten Seiten seiner Tageszeitung auseinander zu pfriemeln.

Es war vorbei. Da war nichts mehr zu retten. Die Zeitung war tot. Slade zog genervt die Luft ein, um nicht schon jetzt zu platzen. Sein Geduldsfaden war wirklich elendig lang und es dauerte, bis er riss. Das hier war allerdings ein Tag, der diesen Faden jetzt schon beinahe zu fest spannte.

Die weitere Person, die das Café betrat, interessierte ihn nicht. Er sah diesen Mann nicht einmal an. Hier gingen die Leute ein und aus. Es war ihm klar, dass er hier mit Verbrechern oder welchen, die es werden konnten, möglicherweise in einem Raum saß.

Aber ganz ehrlich, wenn man sich nur deswegen mit diesem Job den Kopf zermarterte, würde man irgendwann wegen Paranoia in der Klapsmühle landen. Für eine solche Arbeit musste man geboren worden sein, brauchte Nerven aus Stahl und einen starken Charakter.

Aber genug selbst gelobt. Slade musste zur Arbeit und weiter sein tristes Leben führen. Klar, er hatte genug Action, aber irgendwann war selbst das langweilig. Wie immer nahm er seine Tasse mit nach vorne an die Theke, blieb aber noch einmal vor dem TV stehen. Ein weiterer war hier an der Wand montiert. Zähneknirschend, weil er schon wieder als Held betitelt wurde, lief er darauf zu und schaltete ihn einfach ab. Es war doch eh egal, welchen Sender er als Alternative ausgewählt hätte. Er war überall!

Nur kurz traf sich sein Blick mit dem des Unbekannten an dem Tisch neben dem seinen. Slade nickte knapp, gab seine Tasse vorne ab und auch die Zeitung mit der Bitte, sie einfach wegzuwerfen. Sollte er heute ausnahmsweise mal Zeit für eine Pause haben, würde er sich die seines Partners leihen.

Besagter Partner war jedoch noch nicht da, wie Slade feststellte, als er das Büro betrat. Das war nicht weiter schlimm. So würde er sich dem Bericht der nächtlichen Verfolgungsjagd widmen, da sonst nichts weiter anstand. Es würde ein langweiliger Bürotag werden. Voller Getippsel und Druckerüberlastungen. Slades Büro als Chefermittler war so gelegen, dass er alle Schreibtische seiner Kollegen durch mehrere Fensterscheiben hindurch im Überblick hatte. Nicht, dass er sie kontrollieren wollte, aber hin und wieder war das doch ganz gut so. Er duldete während der Arbeitszeit keine Albereien! Jeder sollte sich auf seinen Job konzentrieren und die hinter Gitter bringen, die es verdient hatten! Alle! Da war er wirklich verbissen und auf seine eigene Art und Weise wirklich jähzornig.

Allerdings ahnte er nicht einmal ansatzweise, dass der schwierigste Fall seines Lebens gerade zur Tür des Präsidiums hereinspazierte.

"Officer?" Marie, eine gewöhnliche Sekretärin, die mehr oder weniger Empfangsdame war, öffnete schüchtern seine Bürotür und trat genauso schüchtern rein, als er aufsah und sie zu sich wank.

Er unterdrückte den Drang sie anzufauchen, weil er gerade an einem wichtigen Absatz des Berichts war, bei dem er nun den Faden verloren hatte.

Seine Geduld wurde heute wirklich sehr hart auf die Probe gestellt! "Was gibt es, Marie?" "Jemand ist hier und möchte zum gestrigen Fall eine Aussage machen." "Ein Zeuge?" Wozu? Er war selbst dabei gewesen! Aber es könnte Hintergrundinformationen geben, weswegen er ihn empfangen würde. "Schicken Sie ihn rein."

Kapitel 2

Wutschnaubend schmiss Keyser Zoze die Zeitung auf den Tisch vor sich. Das durfte doch nicht wahr sein! Da gab es tatsächlich Idioten bei der Polizei, die mit ihren stinknormalen Autos versuchten die hoch getrimmten Straßenjäger zu stellen. Verdammt! Der Typ hatte sein Straßenrennen boykottiert. Zoze hatte fast eine Million Dollar deswegen verloren.

Slade... Die Medien waren voll mit diesem Namen. Er hatte schon viel von diesem Officer gehört, der dafür bekannt war, über Leichen zu gehen und etwas sehr eigenwillige Methoden hatte, um sein Ziel zu erreichen. Nichts desto Trotz war ihm der Officer noch NIE in die Quere gekommen - bis jetzt! Und das kostete ihm fast eine Million Dollar! Zoze könnte kotzen! Tief atmete Keyser Zoze durch. Wie er richtig hieß, wusste niemand. Er lebte von den Gerüchten und der Fantasie der Menschen. Er war ein eiskalter Killer. Dabei liebte er es Menschen zu manipulieren und mit ihnen zu spielen. Wie ein kleiner Junge mit seinem Spielzeug. Wenn es nicht ums Geschäftliche ging, hatte Zoze immer einen kleinen Schalk im Nacken und war mit Vorsicht zu genießen. Doch hatte man ihn einmal zu oft verraten und verletzt, so dass er diese Seite tief in seinem Herzen verschloss. Wieder wanderte Zozes Blick zur Zeitung. Slade machte ihn neugierig. Und er wollte sich unbedingt mal persönlich ein Bild machen, wer und vor allem wie dieser Typ so war. Zoze war sich bewusst, dass dies ein gefährliches Spiel werden würde. Aber hatte er noch nie die Gefahr gescheut! Also entschied er sich, den Officer einen Besuch abzustatten...

Ein tiefes Knurren und inbrünstiges Fluchen war mehr als nur einmal zu hören, als Zoze mittlerweile pitschnass durch die Straßen der Stadt trottete. Er hatte im Revier vorgesprochen gehabt, aber Slade war noch nicht da. Wo zur Hölle konnte dieser Kerl denn an so einem grauen, verregneten Morgen sich aufhalten?!

Da fiel ihm ein Café ins Auge. Gegen eine Tasse heißer Schokolade war ja nichts einzuwenden oder? Also betrat der schlanke und sehr jugendlich wirkende Mann das Lokal und schaute sich erst einmal eher unschlüssig um. Neben einem Tisch, wo ein ziemlich durchnässter Typ mit einer noch durchnässteren Zeitung saß, war ein Tisch in der Ecke frei, wo nur eine Person Platz hatte. Der Tisch war gut. Wenn er sich dort hinsetzen würde, hätte er niemanden im Rücken und seine rechte Seite war ebenfalls von einer Wand geschützt. Mit schmatzenden Schuhen begab sich Zoze auf den Weg zu dem Tisch und machte es sich dort bequem. Während er seinen langen Mantel aufhing, bestellte er eine heiße Schokolade und verfolgte interessiert den Nachrichten im TV-Gerät.

Leicht begann sein Blut wieder zu kochen, als er sah, wie dieser Slade als "Held" gefeiert wurde und er selber so viel Geld verloren hatte! Wie gut, dass da auch schon seine Bestellung kam.

Zoze blickte auf, als die Person neben ihn sich plötzlich erhob und mitsamt des Geschirres sich Richtung Theke begab. Seine Augen verengten sich leicht, als er die geschmeidigen Bewegungen bemerkte. Der ganze Körper war gespannt wie der eines Raubtieres und dennoch schlenderte der Typ entspannt dahin, ja fast schon gelangweilt. Der Keyser stufte diese Person als gefährlich ein. Den wollte er nicht zum Feind haben, geschweige denn ihm Nachts in einer dunklen Gasse über den Weg laufen! Zoze wandte sich wieder seiner Schokolade zu, als plötzlich das TV-Gerät ausgeschaltet wurde. Verblüfft blickte er über die Tasse zu der Person und ihre Blicke kreuzten sich. Der Kerl nickte ihm zu und verließ das Lokal. Verwirrt schaute er dem Typen nach. Wieso hatte er Zoze zugezwinkert? Und da plötzlich dämmerte es ihm! Der Typ war Slade... Der Officer Slade! Ein diabolisches Grinsen huschte über Zozes Gesichtszüge. Sein Verstand schrie: "NEIN! NICHT! Gefahr!", aber sein Schalk flüsterte ihm zu: "Tu es!"

Und so beschloss Zoze, nicht nur zu schauen, sondern mit dem Officer zu spielen. Er hinterließ ein üppiges Trinkgeld und verließ ebenfalls das Lokal. Es dauerte nicht lange, dann war er auch schon wieder auf dem Revier. Erneut fragte er nach Slade und erklärte, dass er ein paar Infos zu der nächtlichen Verfolgungsjagd hatte.

Freundlich wurde Zoze gebeten, in das Büro dieses Slades zu gehen, was er auch tat. Er spürte sämtliche Blicke auf sich ruhen; wirkte er hier wie ein Wolf im Schafspelz. Scheinbar gelangweilt lief er den Gang entlang, dabei jedoch seine Umgebung und die anwesenden Personen scharf musternd, ob er vielleicht jemanden kannte. Amüsiert betrat der Keyser schließlich das Büro und blickte zu dem Officer. Dieser erhob sich direkt und reichte Zoze ganz formell die Hand.

Als sich beide gesetzt hatten, musterte Slade sein Gegenüber skeptisch. Irgend etwas störte ihn an diesem Mann und dann fiel ihm auch wieder ein, was es war. Das war jener Mann gewesen, den er im Café gesehen hatte.

Zoze musste sich ein Lachen verkneifen. Slades verwirrter Blick sprach Bände! Dennoch war da ein Funke, der Zoze signalisierte, dass der Kerl regelrecht nach etwas „Außergewöhnlichem“ lechzte. Schließlich ist so eine schnöde Verfolgungsjagd ja langweilig. Wie wäre es denn, wenn da Drogen plötzlich mit im Spiel wären? "Es freut mich, dass Sie Zeit für mich haben, Officer... Slade", nickte Zoze dem Polizisten noch einmal zu und musterte nun offen belustigt sein Gegenüber.

"Ich möchte es kurz machen: Ich habe noch etwas zu Ihrer ach so tollen Verfolgungsjagd letzte Nacht zu sagen. Und zwar: Sie schulden mir eine Million Dollar! Diese Summe, habe ich eingebüßt, weil sie einen Drogendeal vereitelt haben. Außerdem sind uns wichtige Personen durch die Lappen gegangen..."

Slade blinzelte mit den Augen, als mit einem Schlag so viele Informationen auf ihn einprasselten.

Da konnte Zoze es sich nicht verkneifen und er zückte zur Krönung noch eine Dienstmarke.

"Ich bin Officer Smith, FBI!"

Slades Augen weiteten sich, als sein Gegenüber sich endlich einmal vorstellte. "Ach... das FBI", entfuhr es ihm nur leise. Mit so etwas hatte er nun gar nicht gerechnet. Das war sogar würdig genug, um den Bildschirm vor sich abzuschalten und seine Aufmerksamkeit nun voll und ganz auf „Mr. Smith“ zu lenken. "Mir war nicht bekannt, dass das FBI da seine Finger im Spiel hat. Und sie als Beamter dürften wissen, dass nicht ich, sondern der Staat ihnen nun eine Million schuldet. Oder ist das FBI so lausig versichert?" Von so jemandem ließ er sich nun nicht wirklich in die Schranken weisen. Klar, Smiths Auftreten war selbstsicher und souverän, aber auch so derart arrogant, dass er einfach nur kotzen könnte! "Das ist mein Fall. Ich habe nicht vor diesen an das FBI zu übergeben. Jetzt erst recht nicht, wo sie gestern nicht in der Lage dazu waren zwei unschuldige Leben zu retten. Es nicht einmal versucht haben. Also entweder arbeiten wir zusammen oder sie müssen damit rechnen, dass ich zu einer Nervensäge werde." Und da er nun wusste, dass Drogen mit im Spiel waren - was sich ganz nach Mafia anhörte -, hatte Slade Blut geleckt.

Minimal verengten sich Zozes Augen und der Blick, den er Slade zuwarf, war messerscharf. Zwei Tote? Warum wusste er davon noch nichts? Innerlich machte er sich eine Notiz, anschließend mal mit einigen Leuten ein ernstes Wörtchen zu reden... "Normalerweise, ist das FBI so gut versichert. Nur dieses Mal habe ich mit meinem privaten Vermögen ausgeholfen, weil der Tipp so kurzfristig kam, dass wir nie so schnell so viel Geld aufgetrieben bekommen hätten. Des weiteren haben Sie sich in Dinge eingemischt, die Sie nichts angehen, und eine Lawine ins Rollen gebracht, von der Sie keine Vorstellung haben! Sie waren nicht befugt, dort einzugreifen! - Wenn wir zusammenarbeiten, dann nur weil ich es Ihnen gestatte, an MEINEM Fall mitzuwirken. Sie werden nichts abgeben, weil es nichts abzugeben gibt. Dieser Fall war von Anfang mein Fall. Ich kann ja nicht wissen, dass ein daher gelaufener Dorfpolizist mir so derbst einen Strich durch die Rechnung macht und dabei zwei Leben in den Tot reißt!"

Zozes Worte waren scharf und provozierend. Er sah und roch es regelrecht, dass Slade leicht reizbar war.

Schon wieder so viele Informationen! Und das war ganz und gar nicht die Art des FBI. Normalerweise würden sie hier reinstolzieren, ihm irgendeine Akte auf den Schreibtisch knallen, eine Klage an den Hals werfen, wenn er sich nicht raus hielt und wieder abdampfen. Aber nichts dergleichen passierte. Dieser Agent hier war anders... Erst schoss vor Unglaube eine Augenbraue nach oben, dann die Zweite. Slades Gesicht war angespannt und er blitzte Smith stumm ins Gesicht. Aber anders, als viele glauben würden, flippte er nicht aus, sondern kämpfte eine ganze Weile mit sich, ehe er in schallendes Gelächter ausbrach. "Sie wollen von mir ihr Geld zurück, was sie PRIVAT~ in den Fall reingesteckt haben? Das nennt man PP! Persönliches Pech! Es hat Sie sicherlich niemand dazu gezwungen ihr Privatvermögen zu opfern. Melden Sie es Ihrer Haftpflicht. Wobei... bei einer Million sind Sie sicher unterversichert." Das war doch nicht zu glauben! Der Kerl machte sich lächerlich! Wie dämlich konnte man sein? SEIN Fall. Ja klar, beim FBI vielleicht. Slade war amüsiert.

"Schätzle... Ich gehe bis zu diesen Punkt mit, dass es PP ist, wenn mein Privatvermögen bei solchen Aktionen flöten geht. Ja. Aber bis jetzt hatte noch nie ein Dorfpolizist die Aktion gefährdet gehabt! Und ja, es hat mich niemand dazu gezwungen. Allerdings bin ich bereit, alles auf eine Karte zu setzen, wenn es darum geht diverse Leute dingfest zu machen. Aber Sie als Dorfpolizist haben sicherlich keine Ahnung davon, was es heißt mit Leib und Seele sich der Arbeit zu verschreiben!" Zozes Stimme war ruhig und sachlich. Nichts ließ durchblicken, was er wirklich dachte. Nur seine Augen funkelten mal spöttisch, mal amüsiert und mal blitzten sie zornig auf. "Was die Versicherung angeht, glauben Sie mir, unterversichert bin ich garantiert nicht! Aber wir können es gerne vom Gericht entscheiden lassen, ob Sie mir eine Million zurückzahlen müssen oder nicht.

Ich gebe Ihnen ein gut gemeinten Ratschlag, Slade. Halten Sie sich aus den Angelegenheiten raus, die Sie nichts angehen... sonst könnten Sie ganz leicht ihr Leben einbüßen..." und als Zoze dies sagte, blickte er Slade fest in die Augen. Und was er da las, machte ihn bewusst, dass er sich von dem Kerl auf gar keinen Fall erwischen lassen durfte. Es war ein interessantes Spiel mit dem Feuer. Er hoffte nur, dass er sich nicht dabei verbrannte.

"Ich sollte Sie wegen Beamtenbeleidigung anzeigen und sofort vierundzwanzig Stunden unter Arrest stellen. Aber ich will mal Gnade walten lassen", meinte Slade da nur nonchalant und konnte sich ein abfälliges Grinsen nicht verkneifen.

Da erklang ein leises sanftes Lachen von Zoze.

"Man sieht, dass Sie nur ein einfacher Dorfpolizist sind. Denn normalerweise müssten Sie wissen, dass es "Beamtenbeleidigung" in dem Sinne gar nicht gibt. Sie könnten mich für Beleidigung anzeigen, wenn ich es tatsächlich getan hätte, was ich aber nicht habe. Vielleicht Bedrohung? Weil ich Ihnen geraten habe, sich aus Dingen rauszuhalten, die Sie nichts angehen. Sie können mir nicht drohen. Wenn Sie mich unter Arrest stellen wollen, dann tun Sie es. Sie sind der Leidtragende. Nicht ich."

Da atmete Zoze einmal gespielt durch, als ob er guten Willen zeigen wollte. Er griff nach einem Stift und einem Zettel, auf dem er eine Adresse von einer Lagerhalle aufschrieb.

"Ich habe hier eine Lagerhalle. Die soll durchsucht werden. Uns wurde zugesteckt, dass dort wohl eine größere Ladung an Drogen versteckt werden soll!" und damit reichte er Slade den Zettel.

Der Officer nahm den Zettel entgegen. Tauschte ihn quasi mit einer Tasse Kaffee, die er Smith nun zuschob. "Erst sagen Sie, ich soll mich raushalten, und nun geben Sie mir diese Adresse. Ist das ein Winseln oder eine ehrliche Bitte um Hilfe?" ... oder eben die Gnade des FBI, weil Smith wusste, dass Slade nicht so leicht abzuschütteln war.

Ein spöttisches Grinsen umspielte Zozes Lippen, als er sich mit vor der Brust verschränkten Arme zurücklehnte.

"Weder noch. Ich wollte Ihnen eine Chance geben. Eine Chance, sich zu beweisen. Nur wenn Sie kein Interesse haben, auch gut." Plötzlich ging ein Ruck durch den zierlichen Körper Zozes und er erhob sich.

"Slade... ich werde morgen um neun Uhr an der Lagerhalle sein. Entweder du bist auch da oder nicht."

Dann blickte er auf die Kaffeetasse. Es war noch ein Schluck drin. Er konnte es sich nicht verkneifen und griff nach der Tasse und trank den restlichen Schluck aus. Seine Art zu zeigen, dass er aktuell nicht wirklich viel von Slade hielt. Leider nur ein Dorfpolizist, der zwar im Kampf gefährlich werden konnte, aber sonst harmlos war. Schade. Musste er sich doch ein anderes Spielzeug suchen. Er griff in seine Hosentasche und legte Slade eine Karte mit seiner Handynummer in die leere Kaffeetasse. Dann machte er auf den Absatz kehrt und verließ das Büro. Slade einfach stehen lassend.

Fassungslos starrte Slade nun auf die offenstehende Tür, zu der Smith raus gegangen war. Er biss fest die Kiefer aufeinander und unterdrückte ein Knurren.

Die Beamtenbeleidigung war nun wirklich Auslegungssache, aber das 'Schätzele' machte Slade wirklich sprachlos. Es schlug dem Fass quasi den Boden aus. Zumal er ihn zu allen Überfluss auch noch duzte und seinen Kaffee austrank! Ging's noch?!

So einen unverschämten Agenten hatte er selten erlebt. Aber er musste sich auch eingestehen, dass er Informationen geliefert hatte, die wirklich interessant waren. "Marie!" Eingeschüchtert kam die Sekretärin nur wenige Augenblicke später in sein Büro. Slade drückte ihr die Tasse, die Smith eben noch in der Hand hatte, entgegen. "Ab damit ins Labor! FBI Agent Smith. Ich will wissen, ob das stimmt." Normalerweise würde er so etwas nicht in Frage stellen, aber diese Situation eben war einfach so abstrus, dass er ein ganz mieses Gefühl dabei hatte. Ob es nun am Agenten lag oder an den neuen Informationen, wusste er leider noch nicht. Aber das würde sich bald zeigen. "Ja, Chef!" Sofort eilte Marie aus dem Zimmer und ließ einen wütenden Slade zurück, der sich die Adresse der Lagerhalle noch einmal ansah. Das war am Hafen. Verdammter scheiß Ehrgeiz! "Ich muss mich nicht beweisen." Das hatte er einfach nicht nötig. Slade wusste, dass er gut war. Und er wusste auch, dass ihn das wahrscheinlich irgendwann das Leben kosten würde.

Kapitel 3

Es war 23:10 Uhr, als ein schwarzer BMW bei der Lagerhalle 9-A-II am Pier 36 G vorfuhr. Alles war still. Nur das Wasser hörte man glucksen und hier und da schrie eine Möwe oder schnappte ein Fisch nach Insekten. Die Scheinwerfer und der Motor wurden ausgestellt. Und schon stieg der Fahrer aus. Zoze trug einen schwarzen Ledermantel über einer weißen Stoffhose und einem dunkelblauen Hemd. Er trug schwarze Lederschuhe und schwarze Lederhandschuhe. Er nahm seine silberne Ruger und lud sie durch. Dann nahm er von seinem Rücksitz noch eine schmale, aber ausgehärtete Stahlstange. Die Ruger in seinem Brustholster verstauend, lief er los, um die Lagerhalle zu betreten. Er wollte Slade einen wunderschönen "Guten Morgen"-Gruß hinterlassen. Die Lagerhalle war komplett leer. Nur in der Mitte hingen zwei Kerle an Ketten. Zoze schaltete das Licht ein und musterte die beiden Kerle, während er auf diese zuging.

---ENDE DER LESEPROBE---