Wie man einen Bestseller schreibt - Raffaella Romagnolo - E-Book

Wie man einen Bestseller schreibt E-Book

Raffaella Romagnolo

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Beschreibung

Raffaella Romagnolo erzählt von berühmten Autoren und deren Erfolgsrezepten. Was zeichnet sie aus? Da ist zum Beispiel Gabriel García Márquez, der mit seiner Familie ans Meer fährt, dann aber plötzlich befiehlt umzukehren – denn gerade ist ihm die Idee zu ›Hundert Jahre Einsamkeit‹ gekommen; oder Stephen King, der als Junge eine Lehrerin hat, die nicht viel von ihm hält – und der dennoch schon früh seine Geschichten an Freunde und Verwandte verkauft; oder Charlotte Brontë, die schreibt, obwohl ihr gesagt wird, dass eine Frau so etwas nicht tut. Ein Buch, das zeigt, was es zum Schreiben braucht: Mut, Beharrlichkeit und vor allem Spaß.

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Seitenzahl: 48

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Raffaella Romagnolo

Wie man einen Bestseller schreibt

Aus dem Italienischen von Maja Pflug

Diogenes

Vorwort

Im Herbst 2007 wurde mir plötzlich klar, dass ich Schriftsteller1 bin. Ich erinnere mich genau an den Moment. Ich arbeitete an dem Roman La masnà und war gerade an der Stelle, an der Emma Bonelli, eine gegen ihren Willen verheiratete junge Bäuerin, ihre Hochzeitsnacht erlebt. Eine schwierige Szene in einem schwierigen Kapitel, dem ersten einer Geschichte, für deren Vollendung ich drei Jahre brauchen sollte und die erst Anfang 2012 in die Buchhandlungen kam.

Also, ich sitze vor dem Bildschirm und lese noch einmal die Passage, die Emmas Erwachen nach dieser ersten verhängnisvollen Nacht schildert. Es ist einer dieser seltenen, überwältigenden Augenblicke, in denen man denkt: »Gut so, so funktioniert es.« Und in genau diesem Augenblick überkommt mich das Gefühl, auf die Welt gekommen zu sein, um exakt das zu tun, was ich gerade tue. Also bin ich Schriftsteller, sage ich mir. Ich bin, nicht: Ich arbeite als Schriftsteller.

Eine Ungeheuerlichkeit! In meinem Kopf befinden sich die Schriftsteller in den Büchern über Literaturgeschichte und sind alle tot, außer einer spärlichen Gruppe von Lebenden, die aber weit, weit weg und unerreichbar sind. Dennoch kann ich diese Sache, die ich gerade an mir entdeckt habe, nicht ignorieren, sie beiseiteschieben und so tun, als sei nichts. Davon hängt – ich bitte um Verzeihung für das Pathos à la Feuilleton des 19. Jahrhunderts, aber so fühlte ich mich (und fühle ich mich noch) –, davon hängt mein Leben ab.

Zu der Zeit war ich sechsunddreißig, hatte einen Roman geschrieben, Rezensionen und Einladungen auf Festivals bekommen, aber all dies brachte mich nicht auf den Gedanken, ein Schriftsteller zu sein. Sehr aufgeweckt war ich nicht, das gebe ich zu.

Da ich mich nun schlagartig in diese Kategorie katapultiert fühle, beginne ich die Sache anders zu betrachten. Schon seit längerem hatte ich zu den Büchern der anderen ein räuberisches Verhältnis, das ich Schreibwilligen nur empfehlen kann, denn jeder Roman ist ein Gratiskurs für Romanschreiben. Doch das eine ist die Technik, das andere, Schriftsteller zu sein. Welche Begabungen braucht man dazu? Wie verhält man sich? Welche Risiken geht man ein? Welchen Gefahren setzt man sich aus?

Seit diesem Moment zitternder Selbsterkenntnis wurden Biographien und Interviews zu meiner Art, bei den »Kollegen« Rat zu suchen. Bei Stephen King, Gabriel García Márquez, J.K. Rowling, Charlotte Brontë – berühmten Leuten, aber mein Leben hängt davon ab. An wen soll ich mich sonst wenden? Ich brauche Antworten, Schulung, eine Landkarte, ein Handbuch. Selbsthilfe für Schriftsteller. Und während ich nach und nach einige nützliche Hinweise finde, tue ich das, wofür ich meine, auf der Welt zu sein: Ich schreibe darüber. Das Ergebnis sind die hier enthaltenen Texte. Nicht zufällig trug die erste Version, die 2016 in Fortsetzungen bei dem Portal Cultweek erschien, den Titel Manuale per scrittori di successo (Handbuch für Erfolgsautoren).

Erfolgsautoren deshalb, weil der Erfolg, ob es einem gefällt oder nicht, der wunde Punkt der Angelegenheit ist. Schreiben ist etwas Intimes und ein innerer Drang. Aber es ist auch Beziehung zu den anderen, Kommunikation im weitesten Sinn. Woraus man folgern könnte, dass der Schriftsteller nur dann Schriftsteller ist, wenn er Erfolg hat. Die Veröffentlichung auf Deutsch hat mir die Gelegenheit geboten, Dinge zu überdenken, umzuschreiben und zu beginnen, mich endlich auch damit auseinanderzusetzen, mit dem verdammten wunden Punkt.

Beginnen sage ich, denn das hier ist nur der Anfang. Ich habe noch eine ganze Menge Fragen auf Lager.

 

Raf‌faella Romagnolo, Juni 2020

Nur Mut, sagte der König

Schreiben ist gefährlich. Goethe gibt Die Leiden des jungen Werther in Druck, die im Grunde harmlose Geschichte eines verliebten Jünglings, und wird der Anstiftung zum Selbstmord angeklagt. Flaubert schildert die ehelichen Frustrationen der französischen Kleinbürgerin Emma Bovary, und man macht ihm wegen Verstoßes gegen die guten Sitten den Prozess. Lady Chatterley’s Lover, ein ziemlich freizügiger Roman vom Ende der 1920er Jahre, findet bis in die sechziger Jahre keinen englischen Verleger. Der Roman von D.H. Lawrence wird nur – mit Kürzungen – im Ausland publiziert. Edna O’Brien sieht ihre Country Girls auf den Plätzen vor den Kirchen Irlands verbrennen. Und Oscar Wilde? Salman Rushdie? Roberto Saviano? Bestseller zu schreiben, in denen der Clan der Casalesi eine Rolle spielt, birgt etliche Risiken, aber die Probleme kommen auch ohne Camorra und lange bevor man es auf die Bestsellerliste geschafft hat. Viel, viel früher. Sofort, wenn man so will. Stephen King, zum Beispiel. 1961 ist er vierzehn Jahre alt und lebt mit seiner Mutter Nellie und seinem älteren Bruder Dave in Durham, einem kleinen Ort in Maine, der keine tausend Einwohner hat. Er schwärmt für Horrorfilme. Ganze Samstagnachmittage verbringt er im Kino zwischen Leichen, Blut und Gemetzel und kann sich nicht einmal mit Popcorn trösten, weil er nicht das Geld dafür hat.

Eines Nachmittags sieht er Das Pendel des Todes: Titel und Situation nach Edgar Allan Poe, Regie Roger Corman, Drehbuch von Richard Matheson (dem Autor von Ich bin Legende). Für die Fans ein Meisterwerk; für den jungen King eine Offenbarung.

Wieder zu Hause, beschließt er, in Unkenntnis der Feinheiten des Copyrights, eine Erzählung daraus zu machen. Er kann schon sehr geschickt mit Wörtern umgehen. Zusammen mit seinem Bruder Dave, der das Gymnasium besucht, schreibt, druckt und verkauft der kleine Stevie im Dorf ein Nachrichtenblättchen: Lokales, Anekdoten, Witze, Rätsel und Sport, Auf‌lage ein paar Dutzend, dank eines im Keller des Hauses King untergebrachten, klapprigen Vervielfältigungsapparates. Es heißt Dave’s Rag – Daves Blättchen – und ist natürlich auch Daves Idee.

Das Pendel des Todes