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Veröffentlichungsjahr: 2021
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Vollständige eBook-Ausgabe der Hardcoverausgabe
Text copyright © 2013 Pete Johnson
Titel der Originalausgabe: How to Update Your Parents
Die Originalausgabe ist 2016 im Verlag Award Publications Limited, Großbritannien, erschienen.
Die deutsche Erstausgabe ist 2016 unter dem Titel »Wie man seine absurd analogen Eltern updated« erschienen.
© 2021 arsEdition GmbH, Friedrichstr. 9, D-80801 München
Alle Rechte vorbehalten
Text: Pete Johnson
Übersetzung: Christine Spindler
Covergestaltung: Grafisches Atelier arsEdition unter Verwendung von Illustrationen von Thorsten Saleina und Bildmaterial von GabrielJoseC/shutterstock.com und Pand P Studio/shutterstock.com
ISBN eBook 978-3-8458-4416-9
ISBN Printausgabe 978-3-8458-3946-2
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Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.
Für Phoebe,
ein Riesenfan von Luis,
der Lachnummer
Cover
Titel
Impressum
Widmung
Schule ade!
Ich werde unsichtbar
Mein Skateboard und ich
Mit dem Skateboard in die Schule
Die wandelnde Bazille
Maddys schockierende Neuigkeit
Mission: Rettet Maddy
Mein messerscharfer Verstand
Bestechung nach allen Regeln der Kunst
Maddy zieht ein
Totale Verwirrung
Unsere Eltern verhalten sich höchst verdächtig
Die schlechteste Idee aller Zeiten
Zurück in die 1970er
Alles voller Schnee
Mission: Rache an den Eltern
Meine neue Freundin
Das Ende des Fernsehzeitalters
Unter lauter großen Stars
Poppy schockt alle
Mum enttäuscht die Familie
Regeln für Maddy
DER VERTRAG
Großartige Neuigkeiten
Tschüss, Maddy
Ich habe gerade meine sämtlichen Erdkundebücher weggeworfen.
Kein Grund, Mitleid mit ihnen zu haben, sie sind selber schuld.
In diesen Weihnachtsferien haben sie sich Tag für Tag in meinem Zimmer geräkelt und sich über meine vielen Hausaufgaben bucklig gelacht.
Bis heute, als ich es plötzlich nicht mehr aushielt. Also habe ich sie alle in den Mülleimer geschmissen. Dort liegen sie jetzt neben einem Haufen Teebeutel und einer stinkenden, dunkelbraunen Masse. Ich hoffe, es ist nur Suppe, nichts Schlimmeres. Und schon sieht mein Zimmer viel heller und einladender aus.
Aber wenn die Schule wieder losgeht, werde ich eine Menge Ärger bekommen, was? Warum in aller Welt habe ich das getan?
Bin ich verrückt?
Vermutlich. Aber es gibt etwas, das du über mich wissen solltest.
Ich bin Luis – auch bekannt als Luis, die Lachnummer, denn schon im zarten Alter von vier Jahren habe ich Jokes vom Stapel gelassen, zum Beispiel diesen hier:
Was läuft durch den Wald und niest? Rotzkäppchen.
Nun, meine Tanten mussten darüber kichern. Und tief in mir erwachte ein Traum. Vielleicht könnte ich eines Tages Komiker werden. Aber ich bin meinem Traum keinen Millimeter näher gekommen … bis ich Maddy traf.
Sie ist meine Freundin. Wir hatten schon drei Dates. Beeindruckend, ich weiß.
Außerdem ist Maddy meine Agentin. Sie ist so alt wie ich (dreizehn), aber sie weiß schon unheimlich viel übers Showbusiness. Sie hat mir geholfen, in diese tolle Talentshow im Fernsehen zu kommen, Kids mit Biss.
Ich habe es sogar bis ins Finale geschafft. Und wenn ich als Sieger hervorgegangen wäre, hätte ich danach meine eigene halbstündige Show bekommen. Ich habe geübt wie ein Bekloppter, aber als dann der große Tag kam … oh, mein Handy klingelt. Ich muss rangehen. Aber ich melde mich gleich wieder.
Entschuldige die Unterbrechung, aber das war Maddy. Ich erzähle dir gleich, was sie wollte. Aber wo war ich gerade?
Ach ja, am Tag des großen Finales. Nun, als ich aufwachte, hatte ich mir den fiesesten Magen-Darm-Virus aller Zeiten eingefangen. Ich hätte den Rest des Tages lieber mit dem Kopf in einem Eimer verbringen sollen. Aber ich konnte mir doch die größte Chance meines Lebens nicht entgehen lassen. Also schleppte ich mich ins Studio, wo die Show live übertragen wurde, und dann …
Ich habe einen kleinen Tipp für dich: Solltest du es jemals ins Finale einer Talentshow schaffen, dann komm nicht auf die Bühne gewankt und kotze den Moderator voll. Das lenkt doch sehr von deiner Nummer ab.
Tatsache ist, dass ich nicht dazu kam, einen einzigen Witz zu erzählen. Dieser peinliche Auftritt verbreitete sich rasend schnell im Netz und trug mir einen großartigen neuen Spitznamen in der Schule ein: der Superkotzer. Das war eine schlimme Zeit. Wenn ich dran denke, kommt mir alles wieder hoch (blöder Witz, tut mir leid). Aber ich habe nicht überreagiert. Ich bin bloß von daheim abgehauen, mehr nicht. Ich wollte es zumindest, aber Maddy hat mich am Bahnhof abgefangen. Sie hatte eine Nachricht von Poppy für mich.
Poppy hat Kids mit Biss gewonnen. Sie kann zaubern und hat vier Tricks gleichzeitig vorgeführt, obwohl sie im Rollstuhl sitzt. Aber davon lässt sie sich nicht bremsen. Und so hat sie natürlich ihre eigene halbstündige Show gewonnen. Aber sie durfte einen Gast einladen.
Und sie hat mich ausgewählt.
Vor ein paar Tagen wurde die Show aufgezeichnet. Ich hatte nur drei Minuten zur Verfügung, aber ich wäre am liebsten drei Stunden lang auf dieser Bühne geblieben. Als ich abging, hallte das Lachen der Zuschauer noch in meinen Ohren. Nichts auf der ganzen Welt hört sich besser an.
Heute Abend wird die Show ausgestrahlt. Ja genau, an Heiligabend, um 17 Uhr.
Und Maddy – die sich, wie schon erwähnt, unheimlich gut im Showbusiness auskennt – hat gerade angerufen und mir gesagt, sie sei davon überzeugt, dass ich gleich danach mit Angeboten überhäuft werde, obwohl Heiligabend ist. Sie wollte sicher sein, dass ich darauf vorbereitet bin.
Was für eine Frage.
Bin ich darauf vorbereitet, auf Welttournee zu gehen und alle Leute zum Lachen zu bringen? Was meinst du?
Vermutlich sollte ich mich auch hin und wieder in der Schule blicken lassen, um in Übung zu bleiben. Also werde ich einfach vorbeischauen, wenn ich zwischen zwei Flügen ein paar Stunden totschlagen muss. Aber ganz bestimmt nicht, wenn wir Erdkunde haben.
Stevie fragt den Arzt: »Herr Doktor, hat die Medizin, die Sie mir verschrieben haben, irgendwelche unangenehmen Nebenwirkungen?«
»Und ob«, antwortet der Arzt. »Wenn du sie nimmst, kannst du morgen wieder zur Schule gehen!«
Das ist der erste Witz, den ich in der Show bringe. Nur noch eine knappe Stunde, dann ist es so weit.
Übrigens: Wohin geht Pinocchio, wenn er krank ist? Zum Holz-Nasen-Ohren-Arzt.
Das ist mein zweiter Witz. (Nach einem langen Witz muss immer ein kurzer folgen.) Den Rest hebe ich mir für nach der Show auf.
Maddy ist auf dem Weg hierher. (Sie wohnt nur drei Straßen entfernt.) Sie wird sich die Show zusammen mit mir, Mum, Dad und meinem kleinen Bruder Elliot anschauen.
Außerdem werden alle meine Verwandten einschalten sowie jeder, den ich in der Schule auch nur im Vorbeigehen gesehen habe. Und alle meine Instagram-Follower … Ich habe aber niemandem gesagt, dass er groß damit anzugeben braucht, dass er mich kennt. Doch es ist schon ein historisches Ereignis, nicht wahr?
Maddy ist da. Mum und Dad haben darauf bestanden, dass sie und ich die besten Plätze auf dem Sofa bekommen. Ich hocke also hier mit meinem Handy auf den Knien. Ich kann kaum erwarten, dass jemand anruft. Nur noch zwanzig Minuten. Ich war noch nie so aufgeregt!
Maddy ist gerade gegangen, und ich wette, dass du unbedingt hören willst, wie die Show gelaufen ist.
Also, blättere um, dann erfährst du jedes Detail.
Ja, du hast richtig gesehen.
Es gibt überhaupt nichts zu erzählen, denn ich wurde aus der Show rausgeschnitten.
Noch mal, damit dir das ganze Ausmaß des Grauens bewusst wird:
Ich. Wurde. Aus. Der. Show. Rausgeschnitten.
Ich hatte keine Ahnung, was für eine Katastrophe mich ereilen würde.
Wir schauten zu, wie Poppy ihren ersten Zaubertrick vorführte. Dann sollte sie mich ankündigen.
»Gleich bin ich dran«, sagte ich und versuchte krampfhaft, möglichst cool zu klingen.
Doch ich war gar nicht dran.
Nach dem ersten Zaubertrick wurde sofort gezeigt, wie Poppy mit dem Publikum quatschte.
»Und wo warst du?«, wollte Elliot sofort wissen.
»Ha, ha«, sagte ich. Mehr fiel mir dazu nicht ein. Zum Glück sprang Maddy in die Bresche.
»Offensichtlich wurde die Reihenfolge abgeändert. Das ist beim Fernsehen ganz normal.«
»Bestimmt bringen sie dich erst zum Schluss, damit die Show mit einem Höhepunkt endet«, sagte Dad.
»Das Beste kommt immer zum Schluss«, fügte Mum gut gelaunt hinzu.
Es konnte nichts schaden zu hoffen. Und mein Auftritt wäre ein furioses Finale gewesen.
Aber zwanzig Minuten später war die Show vorbei. Selbst da glomm noch ein winziges Fünkchen Hoffnung in mir, dass sie mich direkt nach dem Abspann reingeschnitten hatten.
Aber so war es nicht.
Ich schloss ganz fest die Augen. Das konnte nur ein Albtraum sein. Dann öffnete ich sie wieder. Ich war immer noch mittendrin in dem Albtraum. Das war die größte Enttäuschung meines ganzen Lebens. Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. Den anderen ging es anscheinend genauso. Die schockierte, entsetzte Stille dehnte sich einfach immer weiter aus.
»Hey, mir kommen gleich die Tränen!«, brach es schließlich aus mir heraus. »Hat jemand ein Taschentuch? Was ist das denn für eine Weihnachtsbescherung? Ha, ha.«
Ich wiederholte das »Ha, ha« noch drei-, viermal.
Dann sah ich, dass ich von Evie, der Redakteurin von Kids mitBiss, eine Whatsapp-Nachricht bekommen hatte. Sie teilte mir mit, dass die Show sieben volle Minuten zu lang geworden war, also hatten sie widerstrebend ein paar Szenen rausgeschnitten. Nun, vor allem eine.
Meine.
Sie hoffte, ich wäre nicht allzu enttäuscht, und wünschte mir wunderschöne Weihnachten.
Ich las die Nachricht gerade laut vor, als sich ein gigantischer Kuchen langsam ins Wohnzimmer schob, gefolgt von Elliot.
»Aber den essen wir trotzdem, oder?«, nölte er.
Auf dem Kuchen prangte: GLÜCKWUNSCH, LUIS, DIE LACHNUMMER. Ja, mein ganzer Name stand darauf.
»Das sollte eine kleine Überraschung werden«, flüsterte Mum. »Aber du hättest ihn jetzt nicht bringen sollen, Elliot.«
»Wieso nicht?«, rief ich. »Na kommt, greift alle zu. Schließlich ist Weihnachten.«
Ich habe noch nie zuvor so viel Kuchen in mich reingestopft. Aber ich kann beim besten Willen nicht sagen, wonach er geschmeckt hat.
Auf meiner Instagram-Seite stehen unter meinen Bildern schon unzählige Kommentare. Einige sind nett, wie die von Theo, meinem besten Freund an meiner alten Schule.
Ich bin sicher, dass sie dich ein andermal senden werden. Sag mir dann auf jeden Fall Bescheid.
Die meisten Einträge lasen sich aber eher so: Ich habe nur einmal geblinzelt, und schon hatte ich dich verpasst. Oder warst du so schlecht, dass sie dich nicht senden konnten?
Poppy hat gerade angerufen, den Tränen nahe. »Ich hatte keine Ahnung, dass sie dich rausschneiden würden.«
»Ich war auch ziemlich überrascht.«
»Oh Luis, ich fühle mich absolut grässlich.«
»Ich wette, nicht so grässlich wie ich«, sagte ich.
Maddy hat mir mein Weihnachtsgeschenk vorbeigebracht. Einen Schuber mit DVDs von allen aktuellen Spitzen-Comedians. Ich habe ihr ein Glücksarmband mit Herzen und Sternen geschenkt. Sie meinte, das sei mit Abstand ihr schönstes Weihnachtsgeschenk (und dabei hat sie sogar ein neues Fahrrad bekommen).
Dann sagte sie, wie sehr sie gestern meinen Umgang mit diesen schockierenden Ereignissen bewundert hat. »Es gehört eine Menge dazu, in so einem Moment Witze zu machen und mit so viel Appetit Kuchen zu essen.« Sie ergänzte: »Es muss ganz schön wehtun, ein unentdeckter Comedy-Star zu sein.«
Dem konnte ich nur beipflichten.
»Aber eines Tages wird es passieren«, beharrte Maddy. »Du wirst entdeckt werden. Es wird nur ein bisschen länger dauern, als wir dachten.«
Invasion der Bekloppten, auch bekannt als unsere Verwandtschaft.
Großtante Betty, die man nur als uralt bezeichnen kann, brachte Schwung in die Bude, indem sie schwelgerisch über die Geschichte des Mistelzweigs philosophierte. Wir mussten so tun, als wäre uns das alles völlig neu, dabei hielt sie diesen Vortrag jedes Mal am zweiten Weihnachtsfeiertag.
Danach verbrachten wir mehrere Jahrhunderte mit Brettspielen.
Sensationsmeldung – Großtante Betty hat bei Monopoly gewonnen. Doch keine Sensationsmeldung – sie gewinnt jedes Jahr. Es ist einfach ein ungeschriebenes Weihnachtsgesetz.
Niemand erwähnte, dass ich in Poppys Show nicht zu sehen gewesen war (das hatten meine Eltern ihnen sicher eingebläut), außer Oma. Als sie ging, zischte sie mir zu, dass sie diesen Satellitensender nie wieder schauen würde, da sie mich so schäbig behandelt hatten. »Nicht, dass ich diesen Sender überhaupt jemals geschaut hätte«, fügte sie hinzu. Dennoch, ich wusste die Geste zu schätzen.