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Das Weihnachtsland steht Kopf. Der Weihnachtsmann ist verschwunden und die Vorbereitungen versinken im Chaos. Der Wichtel Wilbert und seine Freundin Lissi begeben sich auf eine aufregende Reise durch Europa, um den Weihnachtsmann zu finden. Im Kampf gegen Schneestürme, eine schreckliche Trollfamilie und die Zeit müssen sie all ihren Mut unter Beweis stellen. Werden sie das Weihnachtsfest retten? Ein spannendes Weihnachtsabenteuer in 24 Kapiteln.
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Seitenzahl: 105
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Das Erzgebirge ist weit über seine Grenzen hinaus als
bekannt. Die meisten Menschen glauben, das liegt an den vielen Weihnachtstraditionen, den festlich geschmückten Häusern, den zahlreichen Weihnachtsmärkten und Bergparaden. Nur die wenigsten wissen, dass hier tief unter der Erde, in einem alten Stollen, der Weihnachtsmann lebt. Wo einst Silber, Zinn und Kupfer abgebaut wurden, bereitet er heute mit allerhand Gehilfen das Weihnachtsfest vor. Genau hier, in diesemWeihnachtsland, beginnt unsere Geschichte.
1. Im Stich gelassen ...?
2. Der Osterhase übernimmt
3. Erstes Chaos
4. Der Plan
5. Der Aufbruch
6. Beim Nikolaus
7. Das neue Hauptquartier
8. Santa Lucia
9. Weihnachten in Gefahr
10. Das Unwetter
11. Wo ist Lissi?
12. Väterchen Frost
13. Die ewige Schneeflocke
14. Der Hilferuf
15. Pukki
16. Die Verfolgungsjagd
17. Auf geheimer Mission
18. Wilbert in Gefahr
19. Lissis Lösung
20. Das Wiedersehen
21. Erschöpft
22. Die Rückkehr
23. Der Arbeitseinsatz
24. Heiligabend
Wilbert und Lissis Reise
Die wichtigsten Weihnachtsfiguren dieser Geschichte
„Heiße Schokolade ... Lecker!“ Entspannt lehnt sich der Wichtel Wilbert auf seinem Stuhl zurück und trinkt genüsslich einen Schluck aus seiner Tasse.
Seine Freundin Lissi, die Maus, stellt einen Teller mit frischen Zimtsternen auf den Tisch und setzt sich zu ihm.
„Diese Pause haben wir uns redlich verdient. Hier sieht es fantastisch aus.“ Zufrieden schaut sich Lissi um. Ihre Augen leuchten beim Anblick der glitzernden Sterne, die an der Decke hängen.
Lichterbögen erhellen den Raum, auf den Schränken stehen edle Nussknacker und dampfende Räuchermännchen in Reih und Glied. Eine Pyramide dreht sich im Schein der Kerzen und wirft tanzende Schatten an die Zimmerdecke. Am schönsten ist jedoch der große Weihnachtsbaum. Jeder, der die Eingangshalle betritt, bleibt mit offenem Mund stehen und bestaunt die vielen hundert Lichter, Zapfen, Strohsterne und den glänzenden Stern auf der Spitze.
Es sieht herrlich weihnachtlich aus.
„Was sagst du da? Das kannst du doch nicht machen!“ Eine aufgebrachte Stimme reißt Wilbert und Lissi aus ihren Gedanken. Aus dem Aufzug tritt der Weihnachtsmann und läuft Richtung Ausgang.
Der Osterhase eilt hinterher. „Jetzt bleib doch mal stehen!“, ruft er.
Der alte Mann hält inne und dreht sich um. Er starrt auf seine Schuhspitzen und streicht mit der Hand nervös über seinen langen weißen Bart.
„Was ist denn da los? Haben sie Streit?“, fragt Harry, der soeben den Kopf zur Tür hereinsteckt. Wilbert und Lissi haben die Ankunft des Wichtels gar n“icht bemerkt.
„Ich brauche eben eine Pause“, brummelt der Weihnachtsmann so laut, dass es die Freunde hören können.
„Aber doch nicht jetzt. Weihnachten steht vor der Tür!“, erinnert ihn der Hase.
„Darum habe ich dich hierher eingeladen. Du sollst die Vorbereitungen für mich übernehmen“, antwortet der Weihnachtsmann ruhig.
„Ich soll was!?“, ruft der Osterhase überrascht.
Wilbert lässt vor Schreck seine Tasse fallen. Lissi schnappt sich das Tischtuch und wischt den Kakao vom Boden auf.
„Ich kann das nicht!“, ruft der Osterhase fassungslos.
„Weihnachten ist doch vollkommen anders als Ostern.“
Der Weihnachtsmann legt eine Hand auf die Schulter seines Freundes. „Du machst das schon. Ich vertraue dir!“ Dann dreht er sich um und geht zur Tür.
„Das kannst du nicht machen, die Kinder brauchen dich doch!“, ruft der Osterhase ihm hinterher.
Ohne sich noch einmal umzudrehen, verlässt der Weihnachtsmann den Raum.
„Das darf doch nicht wahr sein!“, ruft der Osterhase und lässt sich kopfschüttelnd in einen Sessel neben dem Weihnachtsbaum fallen.
Wilbert, Lissi und Harry stehen mit offenen Mündern da und schauen dem Weihnachtsmann staunend nach.
„Was war das denn?“, piepst Lissi erschrocken.
„Ich habe keine Ahnung“, flüstert Wilbert.
Der Osterhase greift nach einem der Zimtsterne, die neben ihm auf einem Tischlein stehen. Er betrachtet ihn ausgiebig von allen Seiten.
„Ich hasse Zimtsterne“, murmelt er dabei und verzieht das Gesicht. „Ich hasse die Dunkelheit, die Kälte, den Schnee ... Wie um alles in der Welt soll ausgerechnet
ich ein schönes Weihnachtsfest auf die Beine stellen?“, brummt er leise vor sich hin. „Andererseits ... Etwas Neues zu probieren, kann nicht schaden.
Karottenkuchen und Hefekränze an Weihnachten. Das wäre der Hit!“
„Was ist so schlecht an Zimtsternen?“, fragt Wilbert und runzelt die Stirn. Doch niemand geht auf seine Frage ein, denn etwas anderes beschäftigt seine Freunde.
„Lasst uns dem Osterhasen helfen“, schlägt Harry vor.
„Wir wissen schließlich ganz genau, was sich die Menschen an Weihnachten wünschen. Und Karottenkuchen gehört ganz sicher nicht dazu.“
„Wilbert, du solltest mit ihm reden“, meint Lissi. „Als Assistent des Weihnachtsmannes kannst du am besten einschätzen, was zu tun ist.“
„Ich weiß nicht.“ Wilbert zuckt mit den Schultern.
„Vielleicht ist das Ganze nur ein Missverständnis und der Weihnachtsmann steht schon bald wieder lachend vor der Tür.“
Die drei Freunde schauen sich fragend an. Sie setzen sich zurück an ihren Tisch und hängen ihren Gedanken nach. Keiner sagt ein Wort, nur das gleichmäßige Ticken der großen Standuhr ist zu hören.
„Ich muss zurück in die Süßigkeiten-Manufaktur“, unterbricht Lissi die Stille. Nervös spielt sie mit dem kleinen Stern, den sie an einer Kette um ihren Hals trägt. Sie lässt ihren Freund in dieser Situation nur ungern allein zurück.
„Das Postamt ruft. Ich muss auch wieder an die Arbeit“, sagt Harry. „Wir treffen uns heute Abend. Dann überlegen wir gemeinsam, was zu tun ist.“
Die beiden Freunde verabschieden sich von Wilbert. Er bleibt allein zurück. Na ja ... Nicht ganz allein. Denn in dem Sessel sitzt noch immer der grübelnde Osterhase.
Der Wichtel beobachtet, wie er aufgewühlt hin und her rutscht.
Er weiß auch nicht, was er jetzt tun soll, denkt Wilbert.
Mit dem Aufzug fährt er hinauf in das Büro des Weihnachtsmannes, um sich abzulenken. Außerdem bekommt er es hier sicher mit, wenn sein Chef zurückkommt.
Unruhig läuft Wilbert auf und ab. Vor einem Regal bleibt er stehen und betrachtet die Bücher. Wahllos greift er nach einem besonders dicken Exemplar und setzt sich in einen großen, gemütlichen Sessel.
Er schiebt mit dem Zeigefinger seine Brille auf die Nase und liest einige besinnliche Weihnachtsgedichte. Doch sein Blick schweift immer wieder zur Tür.
Die Minuten fühlen sich wie Stunden an. Resigniert schlägt er das Buch zu und seufzt. Er kann sich einfach nicht konzentrieren. Außerdem spürt er, wie viel Kraft ihn die Aufregung des Tages gekostet hat.
Also schließt er die Augen, nur für einen kleinen Moment. Ehe er sich versieht, schläft er ein.
Stunde um Stunde vergeht. Die ersten Sterne funkeln am Himmel, als Wilbert die Augen öffnet.
Hat er nicht ein Geräusch gehört? Schlaftrunken schaut er sich um, da streckt Lissi den Kopf zur Tür herein und fragt: „Ist er wieder da?“
„Nein“, antwortet Wilbert leise. „Ist er noch da?“, fragt er die Maus.
Wie aufs Stichwort betritt der Osterhase das Büro und kommt auf die beiden Freunde zu. „Was steht ihr hier herum? Wir haben ein Fest zu organisieren und nicht mehr viel Zeit. An die Arbeit!“ Lissi und Wilbert schauen sich irritiert an. „Du organisierst das Weihnachtsfest?“, fragen sie erstaunt.
„Natürlich! Der Weihnachtsmann hat mich mit dieser Aufgabe betraut und ich werde ihn nicht enttäuschen.
Das wird das beste Fest, das die Weihnachtswelt je gesehen hat!“ Lissi sucht Wilberts Blick. Der Wichtel zuckt nur mit den Schultern.
„Nun erzählt mal“, fährt der Hase fort. „Was macht ihr beide eigentlich?“
„Ich bin der Assistent des Weihnachtsmannes“, erklärt Wilbert stolz. „Ich plane seine Termine und gebe Anweisungen an die verschiedenen Abteilungen weiter.
Außerdem springe ich da ein, wo ich gebraucht werde.“
„Gut, gut“, antwortet der Osterhase kurz. Dann wendet er sich Lissi zu. Er mustert die wichtelgroße Maus aufmerksam. „Und was ist mit dir?“, fragt er schließlich.
„Ich arbeite in der Süßigkeiten-Manufaktur“, erklärt Lissi geduldig. „Die Wichtel aus dem Postamt sichten die Wunschzettel und teilen uns mit, was wir herstellen sollen. Zuckerstangen, Bonbons, kandierte Äpfel, Schokolade ...“
„Was tust du dann noch hier?“, unterbricht sie der Hase. „An die Arbeit! Die Zeit ist knapp!“
„Ich bin schon weg“, ruft Lissi genervt.
So ein unhöflicher Kerl, denkt sie.
Er war es doch, der nach ihren Aufgaben gefragt hat.
Dann könnte er sie wenigstens aussprechen lassen.
„Ich gebe Harry Bescheid“, flüstert sie Wilbert zu, bevor sie leise aus dem Raum verschwindet.
„Also, Wilfried, welche Aufgabe packen wir zuerst an?“
„Ich heiße Wilbert“, murmelt der Wichtel verärgert.
Was ist denn mit dem Osterhasen los? Sonst ist er doch immer so nett gewesen. Zähneknirschend setzt sich Wilbert mit dem Osterhasen an den runden Tisch und lauscht dessen Vorstellungen.
„Ich habe mir schon Gedanken gemacht. Ich möchte, dass dieses Fest perfekt wird. Weihnachten ist toll, aber wir können es noch besser machen. Dafür werde ich hier einiges ändern“, kündigt der Hase an.
Wilbert befürchtet Schlimmes, hört aber erst einmal geduldig zu.
„Zuerst kümmern wir uns um den Weihnachtsschmuck.
Die Christbaumkugeln werden alle durch bunt bemalte Weihnachtseier ausgetauscht. Die Geschenke werden wir an Heiligabend verstecken. Kinder lieben Versteckspiele. Statt Schokoweihnachtsmännern wird es Schokohasen mit roten Zipfelmützen geben. Hasen sind doch viel niedlicher. Pfefferkuchen, Stollen, Zimtsterne, Vanillekipferl … Alles gestrichen! Das gesamte Weihnachtsgebäck wird durch Karottenkuchen, Hefekränze und gekochte Eier in den Weihnachtsfarben rot und grün ersetzt.“
Ach du dickes Weihnachtsei!, denkt Wilbert und verdreht die Augen. Was soll denn das für ein Weihnachtsfest werden? Die Kinder werden enttäuscht sein. Und er selbst auch.
Für ihn ist Weihnachten jedes Jahr etwas ganz Besonderes. Er liebt einfach alles daran: den Glanz in all den glücklichen Kinderaugen. Das wohlige Gefühl, wenn er mit seinen Freunden zusammensitzt. Den Duft von heißer Schokolade in der Nase. Und den Zauber, der am Weihnachtsabend nach getaner Arbeit in der Luft liegt.
„Hörst du mir zu?“
Wilbert erwacht aus seinen Gedanken.
Der Osterhase schaut ihn erwartungsvoll an. „Worauf wartest du? Los, los, los! Geh und informiere die anderen über die Änderungen. Alles muss neu geschmückt werden. Ich verlasse mich auf dich! Das wird großartig!“ Er drückt Wilbert eine lange Liste mit seinen Änderungswünschen in die Hand und verlässt den Raum.
Zurück bleibt ein verwirrter Wilbert.
Ein trauriger Wilbert.
Und ein wütender Wilbert.
Wie kann der Osterhase sein geliebtes Weihnachtsfest einfach auf den Kopf stellen? Und wo ist der Weihnachtsmann? Wie kann er das zulassen?
Nach diesem Schreck sucht Wilbert Trost bei seiner Freundin Lissi.
„Ist das sein Ernst? Kein Weihnachtsschmuck? Kein Weihnachtsgebäck? Keine Weihnachtsgeschenke?“, fragt sie entsetzt.
„Nicht so, wie wir das kennen“, murmelt Wilbert niedergeschlagen.
Traurig lässt Lissi ihre Mäuseohren hängen und sinkt in ihrem Stuhl zusammen. „Auf diesen Schreck brauche ich erst einmal eine Trostschnecke.“ Hektisch kramt sie in ihrer mintfarbenen Notfalltasche und holt eine Lakritzschnecke heraus. „Du auch?“, fragt sie und hält Wilbert die Tüte vor die Nase.
„Nein, danke“, lehnt der Wichtel ab. „Mir ist schon schlecht ... Was sollen wir jetzt tun?“ Lissi überlegt. „Wir werden tun, was der Osterhase verlangt“, schlägt sie zaghaft vor. „Sollte der Weihnachtsmann nicht zurückkommen, muss einer die Organisation in die Hand nehmen. Sonst bricht erst recht das Chaos aus. Vielleicht wird es ja gar nicht so schlimm und der Hase lässt mit sich reden.“
Wilbert seufzt tief. Lissi hat recht. Es hilft nicht, den Kopf in den Schnee zu stecken. Sie müssen weiter machen, denn bis Weihnachten sind es nur noch wenige Wochen.
Entschlossen macht er sich auf den Weg, um die anderen Helfer anzuweisen.
Zuerst besucht er die Abteilung, in der Weihnachtsschmuck hergestellt wird. Kurz darauf bemalen die Wichtel bunte Eier mit Weihnachtsmotiven
für den Weihnachtsbaum. Statt Nussknacker und Reiterlein werden Hasen aus Holz geschnitzt – mit roten Pelzmänteln und Mützen.
In der Süßigkeiten-Manufaktur gibt Wilbert Schokohasen und Schokoeier in Auftrag. Sein nächster Halt ist die Verpackungsabteilung.
„Die Geschenke sollen in kleine Nester verpackt werden“, erklärt er Josef, dem Abteilungsleiter.
„In einhundertvierundachtzig Jahren hab ich nicht so einen Unsinn gehört. Wie sollen wir das anstellen?“, fragt er und rudert aufgeregt mit den Armen. „Wie sollen wir in so kurzer Zeit so viele Nester basteln? Außerdem haben wir schon jede Menge Geschenke verpackt. Sollen wir die alle wieder auspacken?“, fragt er aufgebracht.
Wilbert zuckt mit den Schultern. „Der Osterhase wünscht es so.“
„Wilbert, das ist unmöglich. Selbst wenn wir Tag und Nacht arbeiten.“
„Ihr müsst es versuchen. Ich werde mich umhören, ob euch einige Wichtel helfen können.“
Schnell wie der Wind eilt Wilbert zu Harry ins Postamt, wo die Wünsche der Kinder gelesen und sortiert werden. Sein Freund kommt ihm bereits aufgeregt entgegengelaufen. „Ein Glück, dass du da bist!“
„Was ist denn hier los?“, fragt Wilbert und schaut sich um.
Die Wichtel stehen untätig herum und sehen gar nicht glücklich aus. Die Wunschzettel liegen überall auf dem Boden verteilt.