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Kira ist nur eine der drei wilden Mädchen, die gerne ihre Lehrerin ärgern und ihren Dickkopf durchsetzen. Während die drei sich nur durch ihre Brüder kennengelernt haben und sich für Fußball rein gar nicht interessieren, gibt es trotzdem eine Menge zu erleben. Als der Sommer anbricht ist das Chaos vorprogrammiert, denn Kira und ihre Freundinnen haben nicht nur Streiche für die Erwachsenen geplant, sondern auch für ihre Brüder, die gerne mal dazwischenfunken. Es ist Zeit für Rache - und einen unvergesslichen Sommer, denn Kira birgt ein Geheimnis was sie nicht mal ihren besten Freundinnen erzählen kann
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Seitenzahl: 140
Veröffentlichungsjahr: 2020
Zickenalarm
Die Uhr tickte ungewöhnlich laut, Schüler tuschelten hinter hervorgehaltenen Händen, Stühle ächzten und aus dem Fenster drang das Geschrei der Vögel in das Klassenzimmer der Klasse 3C. Die hochgewachsene, schwarzhaarige Lehrerin, Frau Zumhof, schilderte die Umstände der französischen Revolution anhand einer Folie, welche auf dem Hellraumprojektor aufgelegt worden war. Einige Schüler der vierundzwanzigköpfigen Klasse hörten Notizen machend zu, jedoch nicht die drei Mädchen in der hintersten Reihe. Die Mittlere gestikulierte wild, um ihren geflüsterten Wortschwall zu unterstreichen. Die anderen beiden folgten dem von der Mittleren gesagten gespannt. „Ihr drei“, sprach Frau Zumhof laut und deutlich vernehmlich die drei Mädchen an, welche sofort hochsahen. „Ich sollte es wohl langsam aufgeben zu erwarten, dass auch nur eine von Ihnen das Geschwätz unterbricht.“ Alle Köpfe wandten sich nach hinten. Ein braunhaariger Junge mit einem kecken Grinsen drehte sich in seinem Sitz um. „Wissen Sie, Frau Zumhof“, sprach er und sein Grinsen vergrösserte sich, „Tratschen ist das einzige, was die drei wirklich gut können.“ Schallendes Gelächter erklang als Antwort auf die Worte des breitgrinsenden Jungen. Die Gesichter der drei Mädchen jedoch blieben hart. „Während du nicht einmal fähig bist, deine Eier in der Hose zu finden, Joschka“, sprach die Mittlere mit einem arroganten Ausdruck. Alle bis auf Joschka und Frau Zumhof lachten anerkennend. Wie immer! „Sehr originell von Ihnen beiden“, gab Frau Zumhof kühl von sich. „Elizabeth, Joschka auf ein Wort zu mir nach der Stunde.“ Das Mädchen Namens Elizabeth rollte genervt mit den Augen. Bis auf Frau Zumhof hielten sich alle Lehrer daran, sie Lizzi zu nennen. Sie hasste den Namen Elizabeth über alles, wie jeder wusste und wirklich niemand wollte Streit mit Lizzi. Durch ihren berüchtigten Ruf als das Mädchen, das nie um Worte verlegen war und vor allem nur zu gut die Schwächen ihres Gegenübers als Waffe einsetzen konnte, hielten sich Menschen grundsätzlich daran, sie so zu nennen wie sie es wollte. Als Frau Zumhof sich wieder dem Hellraumprojektor zuwandte, sprach nun diejenige, die links von Lizzi sass. „Hältst du es wirklich für eine gute Idee, Lizzi? Denk doch darüber nach, wie viele Lücken dein Plan hat!“ Lizzi zog ihre markanten Augenbrauen nach oben und seufzte. Ein lückenhafter Plan war wohl wirklich nicht das, womit sie sich auszeichnen würde. „Wo bleibt denn der Spass?“ Das Mädchen zu Lizzis rechten zwirbelte sich die langen, mittelblonden, glatten Haare um einen Kugelschreiber und lehnte sich nun nach vorne, um beiden gut in die Augen sehen zu können. „Ich kann Michelles Bedenken ehrlich gesagt gut verstehen- Versteh mich nicht falsch, Lizzi“, sagte sie bestimmt, als Lizzi sie missmutig beäugte, „ich bin immer dafür den Wilden Kerlen eins auszuwischen, doch vergiss nicht, dass unvorsichtig zu werden, keinem von uns weiterhilft.“ Lizzi machte ein Geräusch, das sehr nach einem Schnauben klang. Lizzi war die Mutigste von den dreien, jedoch in den Augen der anderen auch die Unvorsichtigste und Übermütigste. Was ihr aber niemand sagte! Für einen kurzen Moment schwiegen die drei. Michelle schien soeben etwas sagen zu wollen, wurde jedoch von ihrer blondhaarigen Freundin abgelenkt, die nun wütend zischte: „Brauchst du ein Autogramm, Scarlett!?“ Diese Worte hatte sie an ein anderes blondes Mädchen gerichtet, welches quer einen Tisch weiter sass und offensichtlich dem Gespräch zu folgen versucht hatte. Man konnte fast sagen, dass die beiden blonden Mädchen sich glichen, was jedoch keiner, der noch alle Tassen im Schrank hatte, wirklich zur Sprache brachte, da keine der beiden, gut darauf zu sprechen war. Es war immer so, dass alle Mädchen ihrer Klasse, sich ungemein dafür interessierten, was im Leben der drei vor sich ging, was wohl daran lag, wer ihre Brüder waren. „Lass mal, Kira“, kam es bestimmt von Lizzi, die Scarlett jedoch auch einen griesgrämigen Blick zuwarf. „Ist ja nicht ihre Schuld, dass sie minderbemittelt zur Welt gekommen ist.“ Kira feixte und taxierte Scarlett, die ein wenig vor den Kopf gestossen wirkte, weiterhin mit einer überheblichen Miene. Kira hasste sie vor allem, weil sie in ihren Bruder verliebt war! Niemand, der noch alle Tassen im Schrank hatte, interessierte sich für Fabi, denn ihr Bruder war dermassen stumpfsinnig. Eine halbe Stunde später klingelte es und alle sprangen sofort auf. Michelle schien es nicht eilig zu haben, während ihre beiden Freundinnen jedoch bereits nach draussen hasteten. Widerwillig folgte die säuerlich vor sich her murmelnde Michelle ihnen, als Kira sie am Arm packte. Sie wollte ihren Freundinnen somit zeigen, was sie von dem Plan hielt, der sobald die Schule aus war, in die Tat umgesetzt werden sollte. Zuerst einmal war aber grosse Pause. Die drei Mädchen bewegten sich nebeneinander hergehend nach unten. Kira wurde gerammt und erkannte Joschka, der mit einem kecken Grinsen zu einer Gruppe mehrerer Jungs eilte, welche offensichtlich auf ihn gewartet hatten. „Wenn er mit seinen Freunden ist, fühlt er sich ganz stark“, bemerkte Michelle, deren trotziges Gesicht einem angewiderten wich. „Wie man sich mit diesen Freunden stark fühlen kann, wird mir immer ein Rätsel bleiben.“ Lizzi verzog den Mund und musterte die Gruppe, die genau aus elf Jungs bestand. Sie alle stiessen die grossen Schulhaustore auf, ihnen voran ein braunhaariger Junge, und bewegten sich zielstrebig zum hinteren Teil des Pausenplatzes, wo sich das kleine „Fussballfeld“ befand. „Wie vorhersehbar sie doch sind“, lästerte Kira und drückte sich an einer Gruppe der Mädchen aus ihrer Klasse vorbei, welche die Jungs alle beeindruckt gemustert hatten, beim Anblick von Kira, Michelle und Lizzi jedoch sofort wegsahen. „Wie können Männer tagein tagaus dasselbe tun, nie über wichtige Dinge reden und sich immer noch nicht langweilen?“, fragte sich Michelle laut und setzte sich auf das kleine, hügelige Gebilde in der Nähe des „Fussballplatzes“, welches der Stammplatz der drei war. Lizzi setzte sich neben Michelle und beobachtet die fussballspielenden Jungs mit demselben Ausdruck, den sie sonst immer aufsetzte, wenn es Hausaufgaben gab. „Denen wird das Lachen schon noch vergehen.“ Kira hörte nicht richtig hin, da sie in diesem Moment bemerkte, dass einige Jungs aus ihrer Klasse ebenfalls Anstalten machte, sich zu den Fussballspielenden zu gesellen. „Könnte übel enden, wenn Porton und Leon aufeinander treffen... Mir ist immer noch schleierhaft, was Leons Problem ist“, sprach Michelle, der es ebenfalls aufgefallen war. Wie Recht sie doch hatte! Gerade in diesem Moment trat der braunhaarige Junge namens Leon, der allen voran nach draussen gegangen war, nach vorne und baute sich vor Kiras bestem Freund Porton auf. Die Arme hatte er verschränkt und auf seinem schönen Gesicht einen ernsten, unerschrockenen Blick. „Leon, der Unerschrockene“, spottete Lizzi. „Dass Porton nicht vor Lachen in Tränen ausbricht, ist mir schleierhaft.“ Porton und Leon verabscheuten sich schon seit eh und je. Die drei Mädchen glaubten, dass es wohl auch an Portons gutem Aussehen, seinem Talent als Fussballspieler und an der Tatsache lag, dass sie immer wieder ungewollt aneinander zu raten schienen. „Wie der sich aufspielt vor seinen Freunden... Noch viel schlimmer als er es Zuhause tut“, zischte Lizzi, die sich ihre hellbraunen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammenband und ihren Bruder finster beäugte. „Heute Morgen hatten wir einen bösen Streit.“ Kira und Michelle wandten interessiert ihre Köpfe. „Willst du dich deswegen an ihnen rächen?“ Lizzi zuckte mit den Achseln und kaute geräuschvoll ihren Kaugummi und liess ihn platzen. Lizzis Lieblingswort war schon seit eh und je Vergeltung. Sie konnte nichts auf sich beruhen lassen. Jeder sollte wissen, dass mit ihr nicht zu spassen war. „Wir sollten näher rangehen“, schlug Kira vor, die sich schon in Bewegung setzte und die wenigen Meter zum Feld zurücklegte. Drei Mädchen, welche zuvor hochachtungsvoll zu den Jungs gesehen hatten, standen ebenfalls in der Nähe und beobachten gespannt das Geschehen. Kira hörte sie tuscheln und rollte mit den Augen. Vika, Sabrina und Nele schienen regelrecht begeistert von der Gruppe von Jungs zu sein, was Kira unheimlich nervte. Sie waren selbst in einer Art „Gang“, doch Kira konnte und wollte das nicht ernst nehmen. Jeder hier in Grünwald, der einigermassen angesagt sein wollte, gesellte sich früher oder später zu einer Gang. Das war hier nun Mal so üblich. „Ach du meine Güte! Ihr seid wirklich bedauernswert“, sagte Kira im Vorbeigehen an die drei gewandt. „Nicht dass es in irgendeiner Art eine Errungenschaft wäre, von ihnen bemerkt zu werden, doch ihr würdet nicht einmal das schaffen. Die einzigen Jungs, die euch jemals wollen würden, sind diejenigen, die wirklich schon überall zurückgewiesen wurden.“ Die drei sahen verletzt aus. „Ihr seid sozusagen die Endstation, bevor ein Junge sich endgültig dafür entscheidet, schwul zu werden.“ Sie grinste, als sie bemerkte, dass sie bei allen genau ins Schwarze getroffen hatte. Wie erbärmlich konnte man denn sein? Jetzt fühlte sich Kira wieder besser. Wie immer, wenn sie feststellte, wie armselig praktisch alle gleichaltrigen Mädchen im Vergleich zu ihr waren. „Nach euch werden sie auf jeden Fall schwul“, bemerkte Lizzi, die böse lachte. So war sie nun einmal! Ihre Devise war es, dass man sich als reine Frauengang abheben musste, das hatte Lizzi gut im Griff. Sie liess sich von niemandem in irgendetwas überbieten. Kira hatte soeben bemerkt, dass sich niemand der Jungs mehr auf den schwarzen Fussball interessierten, der im Tor lag. Deswegen bückte sie sich und hob ihn vorsichtig auf. Der Ball wurde von den Jungs unheimlich vergöttert, da er ihr Logo darauf abgedruckt hatte und in orangen Buchstaben drunter die wilden Kerle stand. Einige der Jungs kannten sich schon seit dem Kindesalter und es waren über die Jahre immer mehr dazugekommen. Die Ursprünglichen waren Leon, Fabi, Juli, dessen Bruder Joschka und Felix gewesen. Da Leon und Fabi seit eh und je beste Freunde waren, kannten Kira und Lizzi sich schon seit sie denken konnten. Kira, Michelle und Lizzi waren ganz im Gegensatz zu den meisten Mädchen nicht sehr von den Jungs angetan. Jede von ihnen war die jüngere Schwester von jeweils einem der Jungs. Lizzi sogar von zweien. Das musste einem einfach die Begeisterung verderben! Kira schmunzelte plötzlich und griff in ihrer Tasche nach der pinken, wasserfesten Spraydose. Genüsslich zog sie den Deckel ab. Sie liebte wie ihr Hirn manchmal funktionierte! „Wag es ja nicht, Kira!“, ertönte eine kühle Stimme von hinten. Kira schoss herum und blickte einem Jungen mit eher dunkler Haut und Sonnenbrille direkt ins Gesicht. Er war um einiges grösser und beäugte sie von oben herab. „Jetzt hab’ ich aber Angst, Rocce...“, spottete Kira, gekonnt ihre Nervosität verbergend. „Wie wär’s mit ein paar neuen Verzierungen eures Balls?“ Der Junge namens Rocce kniff die Augen zusammen und funkelte Kira böse an. Er griff nach dem Ball, doch Kira war schneller und machte einen Satz nach hinten, die pinke Spraydose immer noch bedrohlich über dem Ball. Unglücklicherweise war Kira direkt ins Tor gesprungen und war nun in der Falle. „Fabi!“, schrie Rocce plötzlich laut zu der Gruppe von Jungs, die sich hinter Leon aufgestellt hatten. „Deine Schwester macht Schwierigkeiten!“ Kira lächelte kühl, doch ihr Herz fuhr Achterbahn. Ein blonder, mittelgrosser, sportlich gebauter, ein wenig braun gebrannter Junge tauchte neben Rocce auf und blickte Kira finster an. „Sie hält sich wohl für ganz schlau“, spottete Rocce. Kira fand ihn einen den Schlimmsten der Truppe, auch wenn er zweifelsfrei der Schönste von ihnen war. Die Sonnenbrille schien mit ihm verwachsen zu sein, genauso wie der penetrante Moschusgeruch. Ihr Bruder runzelte die Stirn und schüttelte warnend den Kopf. „Uhh ich glaube ich mach mir vor Angst in die Hosen.“ Kira bracht in schallendes Gelächter aus. Sie wusste, dass nun der Grossteil der Schüler hierherblickte. Das traf sich gut! Sie war eben immer der Mittelpunkt! „Wie wäre es mit einem pinken Hut?“ Bevor einer der beiden Jungs auch nur nach vorne schnellen konnte, hatte Kira schon gesprüht. Sie liebte Bildnerisches Gestalten, eines ihrer Talente und war deswegen in wenigen Sekunden schon fertig. Sie kickte fest in den Ball, der hoch über die Köpfe aller wilden Kerle flog und auf der anderen Seite gegen das Gitter krachte. Sie nutzte aus, dass die beiden Jungs fassungslos waren und drückte sich an ihnen vorbei, knallte jedoch direkt gegen einen weiteren blonden Jungen. Dieser war grösser als Fabi, jedoch auch weniger muskulös und einige helle Sommersprossen verzierten seine Nase. „Lass mich los, Felix!“ Der Junge namens Felix dachte jedoch nicht daran. Etwas weiter hinten hatte Leon den Ball aufgehoben und blickte konsterniert auf die Schmiererei auf seinem geliebten Ball. „Jetzt hast du ihn verärgert“, bemerkte Lizzi, die nun dazu getreten war und mit den Augen rollte. Sie hatte ihren musste-das-jetzt-sein-Blick aufgesetzt. Michelle beobachtete das Ganze aus sicherer Entfernung und musterte den Jungen neben Leon, der den Ball nun ebenfalls in Händen hielt und aussah, als hätte Kira ihm gerade ein persönliches Leid angetan. Genau dieser Junge war auch der Grund, weswegen Michelle nicht zu Kiras Hilfe eilte. Maxi. Dunkelbraune Augen, mittellange, wuschelige, braune Haare und stets einen leicht wütenden Gesichtsausdruck. Er trat gefolgt von Leon, dem unangefochtenen Anführer, auf Kira zu, die jedoch von ihrem eigenen Bruder abgelenkt war. „Du kleine Ratte“, schimpfte dieser und schüttelte genervt den Kopf. „Das hättest du nicht tun sollen.“ Er sah ganz so aus, als ob er sie selbst demnächst packen würde, doch verblasste seine Miene neben der Maxis und Leons. „Das wird dir noch leidtun, Kira.“ Leons Stimme hatte einen vollen Klang und der Unterton war beinahe herausfordernd. Er stiess Kira den Ball direkt vor die Brust. Diese verzog keine Miene. Wenn sie etwas in den fünfzehn Jahren mit ihrem Bruder gelernt hatte, dann war es, nie Schwäche zu zeigen. Wenn ihre Fassade auch nur ein wenig bröckelte, war sie plötzlich gefundenes Fressen. „Warte ich muss überlegen, ob es mich kümmert, was du denkst.“ Sie legte eine Kunstpause ein und tat so, als ob sie ernsthaft nachdenken würde. „Nein“ Sie lachte und zuckte mit den Schultern. „Es kümmert mich kein bisschen.“ Leon und Maxi schienen um die Wette zu schmollen. Fabi schüttelte genervt den Kopf. Felix hingegen schmunzelte und musterte Kira mit einem warmen Ausdruck in den Augen. Niemand anderes schien das jedoch zu bemerken. Leon trat nun einen Schritt auf Kira zu, sodass sie zurückweichen musste und gegen das Gitter gedrückt dort stand. Leon stützte seine Hand neben ihr auf dem Gitter auf und sah sie lange an. „Das schreit nach Rache“, sagte er leise und entfernte sich dann Maxi zuwinkend. Er war zweifelsfrei Lizzis Bruder! Auch wenn Lizzi es nicht wahrhaben wollte aber die beiden waren sich mächtig ähnlich. Am Rand klatschten einige Mädchen aus ihrer und der Parallelklasse, die offensichtlich beeindruckt davon waren, was Kira soeben getan hatte. Schämten die sich denn nicht? Doch Kira genoss es. „Sei auf der Hut“, war Felix’ Kommentar, der ihr zuzwinkerte. Er ging seinem Anführer nach zu seinen Freunden, die alle zweifelsfrei einen Racheplan schmiedeten. Lizzi warf Kira einen ernsten Blick von der Seite her zu. „Wie sehr es mich doch freut, meine Brüder in Rage zu sehen.“ Sie feixte. „Wir ziehen es durch nach der Schule!“ Michelle war nun ebenfalls zu ihnen getreten. Sie warf ihrem Bruder einen säuerlichen Blick zu, doch dieser war zu sehr damit beschäftigt wie wild auf Leon einzureden, um dies zu bemerken. „Sagenhaft, Kira! Jetzt ist Maxi schon wütend, bevor wir überhaupt mit unserem eigentlichen Plan angefangen haben. Ich würde sagen wir blasen das Ganze ab.“ Kira seufzte und klopfte Michelle auf die Schulter. „Du machst dir zu viele Sorgen. Ich für meinen Teil, kann es kaum erwarten.“ Michelle wirkte nicht überzeugt. Sie zupfte sich ihr Oberteil zu Recht, das zweifelsfrei neu war. Michelle trug immer nur das Neuste. Dadurch zeichnete sie sich aus. Leider jedoch nicht durch ihren Mut, was Lizzi jedoch genau so wenig wie Kira zu akzeptieren schien. „Dieser Fanclub nervt mich“, warf Lizzi ein, die Vika und Co. von oben herab musterte, was sie offenbar verunsicherte, denn sie entfernten sich hastig. Kira grinste. „Eifersüchtig?“ Lizzi lachte auf. „Von wegen. Auf solche Kindereien verzichte ich liebend gern!“ Die drei entfernten sich mit einem letzten Blick auf die Jungs, die ihnen alle vernichtende Blicke zuwarfen. Die nächsten zwei Lektionen zogen sich. Kira warf inständig einen Blick auf die Uhr. Glücklicherweise hatten sie in der letzten Stunde Sport, was immer schnell vorbeiging. „Können wir noch einmal bedenken, dass-“ Lizzi unterbrach Michelle, die sich soeben auf die Bank in der Umkleidekabine der Mädchen sinken liess und offenbar ihre gut durchdachten Argumentationspunkte aufzählen wollte. „Michelle, was auch immer du sagst, mich stimmst du nicht um!“ Lizzi zog ihr T-Shirt aus und entblösste hiermit ihre grosse Oberweite. So unmädchenhaft sich Lizzi teilweise gerne gab, ihre Unterwäsche war immer mit Spitzen besetzt und heute in einem grellen violett. Kira suchte nach ihren kurzen lila Shorts in ihrer grossräumigen Handtasche. Sie spürte, wie sie von Sabrina und Vika unauffällig gemustert wurde, während sie in Unterwäsche dort stand. Sie wirkten eifersüchtig. Verständlich! „Lila oder rosa?“, fragte Kira, die beide Farben in die Höhe streckte, sodass ihre Freundinnen einen guten Blick darauf hatten. „Dir steht sicher beides“, gab Vika von sich, die sich soeben fertig umgezogen hatte und Kira anlächelte. Kira liess beide Shorts sinken und musterte sie kurz von oben herab. Nach einigen Sekunden entgegnete sie dann jedoch: „Danke! Das wollte ich hören.“ Sie feixte und zog sich die rosarote an. Sie hoffte, dass sie heute wieder Beachvolleyball spielen würden. Dann würde die Zeit schnell vergehen. „Wer ist eurer Meinung nach der schönste Junge unserer Schule?“, wollte Kira wissen, welche die Jungs auf dem Fussballfeld gleich links von ihnen beäugte. Lizzi schnaubte und tat dies mit einer Handbewegung ab, als ob sie Kiras Frage für vollkommen absurd hielt. „Sie sind alle langweilig!“ Kira und Michelle wechselten einen kurzen aber vielsagenden Blick hinter Lizzis Rücken. Das beteuerte sie immer! „Rocce“, entgegnete Michelle nach einer längeren Pause. Lizzi wandte sofort den Kopf zu ihr. Sie schien entrüstet. Lizzi verabscheute den Brasilianer zutiefst. Da er nun einmal der beste Freund ihres älteren Bruders war, musste sie ihn tagein tagaus zu Gesicht bekommen. Wie sie Michelle und Kira immer gerne berichtete, benahm er sich unmöglich in ihren Augen. „Ich bin da eindeutig für Porton“, beantwortete Kira ihre eigene Frage und fixierte den Genannten, der ihr soeben zuwinkte. Sie wollte keineswegs einer der wilden Kerle nennen… Das würde Lizzi gar nicht mögen. Ihr war nicht danach, stundenlang mit ihr zu diskutieren, da sie ohnehin schon Verdacht schöpfte.