Wildhexe 6 - Das Versprechen - Lene Kaaberbøl - E-Book

Wildhexe 6 - Das Versprechen E-Book

Lene Kaaberbol

4,8

Beschreibung

Nur ganz knapp entkommen Clara und ihre Freunde einem Schwarm gefährlicher Bombardierkäfer. Der Angriff kam von Bravita Blutsschwester, die es nicht nur auf Clara, sondern auch auf deren Mutter abgesehen hat. Sie will die über viele Jahre ungenutzten Kräfte der alten Wildhexe endgültig an sich reißen. Nur so kann sie die Herrschaft über die Wilde Welt und damit über alle Tiere und die anderen Hexen erlangen. Clara setzt alles in Bewegung, um das zu verhindern. Doch gibt es überhaupt eine Möglichkeit, Blutsschwester ein für alle Mal zu besiegen? Im dramatischen Finale der beliebten Kinderbuchserie erlebt die Wildhexe Clara ihr größtes Abenteuer. Und sie braucht all ihre Magie, um es zu bestehen!

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Lene Kaaberbøl

WILDHEXE

Das Versprechen

Aus dem Dänischen

von Friederike Buchinger

Carl Hanser Verlag

Die Originalausgabe erschien 2014 unter dem Titel

Vildheks –Genkommeren im Alvilda Verlag, Kopenhagen.

Published by agreement with Lars Ringhof Agency ApS, Copenhagen

ISBN 978-3-446-25029-1

© Lene Kaaberbøl 2014

Alle Rechte der deutschen Ausgabe:

© Carl Hanser Verlag München 2015

Umschlagmotiv und Vignetten: Bente Schlick

Satz: Satz für Satz. Barbara Reischmann, Leutkirch

Unser gesamtes lieferbares Programm

und viele andere Informationen finden Sie unter:

www.hanser-literaturverlage.de

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Datenkonvertierung E-Book:

Kreutzfeldt digital, Hamburg

WILDHEXE

1  EIN FLIEGENDER SPÜRHUND

Ich lag auf dem Rücken im Sand und blinzelte in den dunstigen blauen Himmel. Es war Morgen, die Papageien krächzten in den Bäumen und waren lauter als ein ganzer Schulhof unmittelbar vor dem Klingeln. Ich wusste nur zu gut, dass ich aufstehen sollte – besser gesagt, dass ich schon bald aufstehen musste – aber im Augenblick war es einfach nur schön, hier zu liegen. Die Arme und Beine auszuruhen, die noch völlig fertig vom Klettern, Springen, Rennen, Kriechen und Kämpfen waren, und an absolut nichts zu denken außer an Sand, Sonne und blauen Himmel.

Da entdeckte ich ihn. Einen riesigen Vogel mit mächtigen Schwingen. Langsam kreiste er im Aufwind, mit jeder Runde ein wenig tiefer, und neben seiner enormen Spannweite wirkten die Papageien wie kleine bunte Spatzenküken.

War das ein Adler? Ich wusste nicht, welche Vogelarten man hier auf Kahlas Insel normalerweise zu Gesicht bekam.

Nein, das war wohl doch kein Adler. Sein Hals war zu lang, oder? Ich kniff die Augen ein wenig zusammen, um den Vogel gegen die Sonne besser sehen zu können. Er sank noch ein paar Meter tiefer und langsam war er so nah, dass ich ein bisschen unruhig wurde. Er war so groß … und auch wenn Raubvögel nur selten Menschen angriffen, dieser hier …

Eins der Rabenküken stieß ein erschrockenes Krahh aus; ob es Arkus’ Wildfreundin Erya war oder das andere, der kleine Rabenjunge, konnte ich nicht heraushören, aber Arkus murmelte beruhigend auf die beiden ein.

Ich wollte mich gerade aufsetzen, als der riesige Vogel nach unten schoss. Er landete direkt vor mir im Sand und machte ein paar plumpe Schritte auf mich zu. Die Haut um seine Augen war seltsam runzlig und rosa, und abgesehen von dem kräftigen gelben Schnabel erinnerte er ein bisschen an einen schlecht gelaunten alten Mann. Seine boshaften Augen schimmerten dunkelrot und überall an seinem Kopf, besonders rund um den Schnabel, klebte trockenes Blut in den Federn.

»Hau ab!«, rief ich automatisch und hob die Hände, um mein Gesicht zu schützen, aber schon im selben Moment spürte ich einen stechenden Schmerz im Unterarm. Der süßlich-faulige Geruch des Vogels strömte mir entgegen und ich bekam einen kräftigen Hieb ab, als er ein paarmal mit den Flügeln schlug, aufflog und, so schnell er konnte, über das Meer verschwand.

»Aua!«

Direkt unter meinem Ellenbogen klaffte ein Loch. Ein tiefes Loch, in das man einen Finger hätte stecken können, wenn man gewollt hätte. Ich wollte nicht. Ich saß nur dumm da und starrte die Wunde an. Dann fing sie an zu pochen. Blut quoll hervor und rann meinen Arm herunter.

»Oh nein«, jammerte Nichts erschrocken. »Was ist passiert?«

Kahla stand auf. »Das war ein Geier«, sagte sie. »Ein Gänsegeier, glaube ich.«

Bäh. Es war schlimm genug, von einem Vogel gehackt worden zu sein, den ich für einen Adler gehalten hatte, aber von einem Geier … einem Aasfresser, der seinen Schnabel benutzte, um in halb verwesten Eingeweiden zu wühlen … bäääääääh.

»Er … er hat mich gebissen«, sagte ich.

Oscar betrachtete das Blut – viel zu gelassen, wie ich fand.

»Das Loch ist krass tief«, sagte er. »Man kann deine Sehnen sehen …«

Inzwischen tat es wirklich weh.

»Kahla«, bat ich. »Könntest du vielleicht …« Mir wurde langsam schwummrig. Ein Geier. Ekelhaft!

Kahla nahm mein Handgelenk und fing an zu singen. Ich bildete mir ein, richtiggehend sehen zu können, wie der Blutstrom langsamer wurde und schließlich eintrocknete. Die Wunde schloss sich ein wenig – wenn auch nicht ganz. Aber das wäre wohl sogar von einer talentierten Wildhexe wie Kahla zu viel verlangt gewesen.

»Auswaschen«, sagte sie und zeigte auf die Wellen, die sanft an den Strand schwappten.

»Im Meerwasser? Das brennt doch wie …«

»Salzwasser wirkt entzündungshemmend«, fiel sie mir ins Wort. »Tu einfach, was ich dir sage!«

Ich watete ein paar Meter ins Meer hinein und streckte zögernd den Arm ins Wasser. Es brannte wie Feuer und ich musste mich wirklich mächtig auf die ganzen fiesen Geierbakterien konzentrieren, die das Salzwasser wegschwemmen sollte.

»Ich dachte, Geier würden keine lebenden Menschen angreifen«, sagte Oscar. »Ob er dich für tot gehalten hat? Schließlich lagst du sehr still …«

»Ich hatte mich doch aufgesetzt! Also kann er mich wohl kaum mit Aas verwechselt haben!«

»Gänsegeier fliegen nicht gerne übers Wasser«, sagte Kahla nachdenklich. »Aber trotzdem ist er direkt aufs Meer hinausgeflogen, als er abgehauen ist. Außerdem … Geier halten sich eigentlich meistens im Gebirge auf. Irgendetwas an dieser Sache ist faul …«

»Glaubst du, es war ein Sklaventier?« Oder, genauer gesagt, ein Sklavenvogel. Ein Lebewesen, das seines freien Willens beraubt war. Genau wie die Schlangen, die sich Kahlas Mutter zu ihren Untergebenen gemacht hatte – bis sich diese schließlich gegen Lamia zur Wehr setzten und sie töteten.

»Vielleicht.«

Aber wer würde so etwas tun? Jetzt, da Lamia tot war, fiel mir nur eine einzige Wildhexe ein, die auf so eine Idee kommen konnte.

»Blutsschwester?«

»Woher soll ich das wissen?«, knurrte Kahla gereizt. »Ich habe keine Ahnung, was die bösen Wildhexen dieser Welt so treiben. Nur weil meine Mutter … nur weil meine Mutter …« Sie stockte. Ich konnte sehen, wie ihre Schultern bebten, und wusste, dass sie gegen die Tränen kämpfte.

»So habe ich es doch gar nicht gemeint«, sagte ich leise. »Du bist nur … so viel besser als wir anderen. Oder zumindest als ich. Du weißt viel mehr.«

Sie bekam sich wieder unter Kontrolle und schenkte mir wenigstens ein schmales, trauriges Lächeln.

»Tut es noch weh?«, fragte sie.

Das tat es, aber das Salzwasser brannte nicht mehr ganz so stark und ich fühlte mich jetzt wenigstens weniger schmutzig.

»Es ist nicht so schlimm«, sagte ich. »Aber ich sollte mir vielleicht etwas suchen, das ich als Verband benutzen kann.«

Schweigend reichte Kahla mir eines der Seidentücher, die zu dem »Prinzessinnen-Kostüm« gehörten, das ihre Mutter für angemessen gehalten hatte.

»Geier haben einen sehr ausgeprägten Geruchssinn«, sagte sie. »Sie können zwischen frischen Kadavern und verwesten Leichen unterscheiden und sie können sie über viele Kilometer hinweg wittern.«

»He – das wusste ich!«, sagte Oscar plötzlich und strahlte vor Begeisterung. »In manchen Ländern setzt man Geier ein, um Lecks in diesen langen transkontinentalen Gasleitungen aufzuspüren.«

Es war lustig, ein Erwachsenen-Wort wie transkontinental aus Oscars Mund zu hören, aber manchmal wusste er wirklich die seltsamsten Dinge.

»Woher weißt du das denn?«, fragte ich. »Und wie soll das gehen?«

»Man fügt ein Gas hinzu, das nach Aas riecht, und wartet einfach ab, wo die Geier kreisen. Ich habe mal eine Sendung über Tiere mit ungewöhnlichen Jobs gesehen. Wusstest du, dass man Frettchen nutzt, um Kabel durch lange Rohre zu ziehen, zum Beispiel unter Fußballplätzen?«

»Nein«, sagte ich abwesend. »Aber warum ist das so wichtig? Also nicht das mit den Frettchen, aber das mit dem guten Geruchssinn von Geiern?« Für mich kam das ein bisschen überraschend. Man denkt ja nicht unbedingt zuerst an Vögel, wenn es ums Riechen geht. Sie haben schließlich Schnäbel und keine Nasen.

Kahla starrte aufs Meer. Der Geier war natürlich schon lange weg, aber trotzdem hielt sie noch nach ihm Ausschau.

»Wenn du einen Spürhund brauchen würdest«, sagte sie, »einen, der ein riesiges Gebiet in kürzester Zeit absuchen kann …«

»Deshalb nehmen sie ja Geier für diese Sache mit den transkontinentalen Leitungen«, sagte Oscar, immer noch total im Nerd-Modus.

»Ein Geier-Spürhund?«, fragte ich und spürte einen eisigen Schauer, der absolut nichts mit dem Wetter zu tun hatte. Hier herrschten mindestens dreißig Grad.

»Oh nein«, sagte Nichts. »Jemand sucht uns.« Sie warf einen Blick auf meinen Arm, wo sich ein blutiger Fleck auf dem Seidentuch gebildet hatte. »Jemand, der uns nicht mag!«

Arkus hatte bislang noch gar nichts gesagt – er war oft so still, dass man beinahe vergaß, dass er da war. Aber jetzt richtete er sich auf.

»Wir müssen die Raben zurück in den Rabenkessel bringen«, sagte er. »Sie sind hier nicht sicher.«

Ich befühlte vorsichtig meinen Arm und dachte, dass wir anderen das auch nicht waren.

2  BLUTGAS

Ich hätte ein bisschen Badeurlaub wirklich gut gebrauchen können«, murmelte ich vor mich hin, während wir unsere Sachen zusammenpackten und uns zum Aufbruch bereit machten. Eine Woche hier am Strand und nichts anderes zu tun, als im Schatten der Palmen zu liegen, reife Mangos zu essen, Kokosmilch zu schlürfen und in das türkisblaue Wasser zu springen, wann immer ich Lust dazu hatte. Wieso hatte Kahla mich eigentlich noch nie zu sich nach Hause eingeladen? Ich hatte ja keine Ahnung, dass sie an einem Ort wohnte, der aussah, als wäre er einem Ferienkatalog für Karibikurlaube entnommen.

Bestimmt war ihr Vater dagegen gewesen. Ich dachte an die vielen Jahre, in denen es ihm gelungen war, Kahla zu verheimlichen, wie – und wo – ihre Mutter in Wirklichkeit war. All die Jahre, in denen er Lamia in dem Labyrinth gefangen gehalten und unschädlich gemacht hatte, während Kahla glaubte, sie wäre »verschwunden«. Er war sicher nicht scharf darauf gewesen, dass eine fremde neugierige Hexenschülerin auf der Insel herumrannte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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