Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 63 - John Reno - E-Book

Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 63 E-Book

John Reno

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Beschreibung

Man nannte sie die »Engel der Prärie« - jene gestrauchelten, vom Leben enttäuschten Mädchen, die nur noch von dem heißen Wunsch beseelt waren, sich im männermordenden Westen im Dienst an der Allgemeinheit aufzuopfern. Sie schlossen sich zu einem Treck zusammen - und ahnten nicht, dass tausend Gefahren auf ihrem Weg lauerten. Gewissenlose Mädchenhändler, kaltblütige Outlaws und kriegerische Rothäute waren gleichermaßen scharf auf diese reizvolle Beute. Und dann kamen Whisky-Jack und Luis Barranca, die beiden Schlitzohr-Halunken. Ihnen sträubten sich die Haare, als man ihnen anbot, den Treck dieser Engel zu begleiten. Aber dann willigten die beiden Haudegen doch ein. Und der höllische Reigen begann ...

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Seitenzahl: 142

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Der Treck der verlorenen Engel

Vorschau

Impressum

Der Treck der verlorenen Engel

Von John Reno

Man nannte sie die »Engel der Prärie« – jene gestrauchelten, vom Leben enttäuschten Mädchen, die nur noch von dem heißen Wunsch beseelt waren, sich im männermordenden Westen im Dienst an der Allgemeinheit aufzuopfern. Sie schlossen sich zu einem Treck zusammen – und ahnten nicht, dass tausend Gefahren auf ihrem Weg lauerten. Gewissenlose Mädchenhändler, kaltblütige Outlaws und kriegerische Rothäute waren gleichermaßen scharf auf diese reizvolle Beute. Und dann kamen Whisky-Jack und Luis Barranca, die beiden Schlitzohr-Halunken. Ihnen sträubten sich die Haare, als man ihnen anbot, den Treck dieser Engel zu begleiten. Aber dann willigten die beiden Haudegen doch ein. Und der höllische Reigen begann ...

Whisky-Jack und Luis Barranca starrten verdutzt um sich.

Da standen die fünfunddreißig Ladys, die sie beschützen sollten. Allesamt gleich gekleidet. Engel der Prärie, wie man sie bald nennen sollte. Denn sie hatten sich aufgemacht, um im glorreichen Westen Samariterdienste zu vollbringen.

Whisky-Jack tauschte einen Blick mit seinem Amigo. Beide lächelten ein wenig säuerlich. Dass die Ladys so ansehnlich waren, davon hatte ihnen der Padre, der ihnen diesen Job vermittelt hatte, kein Sterbenswörtchen gesagt. Er hatte nur von jungen Damen im Alter von achtzehn bis achtundzwanzig gesprochen.

Dann schritt eine der Holden aus der Schar heran.

Ihre Hüften schwangen leicht, und man hätte ihren Gang fast für den einer Saloon-Mize halten können.

Sie blieb lächelnd vor Jack und Luis stehen und musterte sie eingehend. Schöne Augen hatte sie und einen feingeschwungenen Mund.

Jack und Luis riefen sich im Geiste zur Ordnung, denn die Nähe dieser Lady ging ihnen verdammt unter die Haut.

»Hallo, Jungs«, sagte der »Engel« mit rauchiger Stimme. »Ich bin Vicky, so was wie die Mutter der Kompanie. Hippy, dieser alte Halunke, hat uns viel von euch erzählt. Und wenn ihr wirklich so Teufelskerle seid, dann werden wir eine Menge Spaß miteinander haben.«

Auf Floyd Harlitts Stirn glitzerten Schweißtropfen.

Er fluchte unterdrückt, als das Streichholz erlosch und er sich die Fingerkuppen ansengte.

Er zerrte an den Fußfesseln.

Die Stricke waren immer noch nicht genug angebrannt.

Und er hatte nur noch drei Zündhölzer!

Floyd Harlitt war einer der Banditen der Bande, die nach einem Überfall auf einen Geldtransport gefasst worden waren. Das Gefängnis von Coolidge war überfüllt mit dem Banditenboss Earl Mortimer und dem harten Kern der Bande, und so hatte der Marshal sechs Banditen in ein Hotelzimmer gesperrt und ließ sie dort bewachen.

Die Banditen trugen Handschellen und waren zusätzlich mit soliden Stricken an den Füßen gefesselt. Das Hotel lag zwar dem Marshal's Office gegenüber und das Zimmerfenster war vom Büro aus zu sehen, doch Marshal Woodburn war ein umsichtiger Mann, der auf Nummer sicher gehen wollte – deshalb die Fußfesseln. Außerdem wachte ein Deputy vor der Tür und schaute jede Viertelstunde nach den Gefangenen, die in drei Tagen mit einem Gefängniswagen abtransportiert werden sollten.

Marshal Woodburn hatte an alles gedacht.

Nur die fünf Streichhölzer in Floyd Harlitts Tasche waren übersehen worden.

Abermals rieb Floyd ein Zündholz an, während seine fünf Kumpane angespannt und ungeduldig warteten.

»Beeil dich!«, raunte Zack Timber. »In fünf Minuten kommt der Sternträger zurück.«

Zack Timber war ein finsterer, hagerer Bursche, den man mit der schwarzen Klappe über dem linken Auge und den Tätowierungen auf den Armen für einen Piraten halten konnte. Zack war auch ein Pirat in gewissem Sinne – doch ein Landpirat. Zur Seefahrt hatte er keinerlei Beziehung. Das Auge hatte ihm ein störrisches Maultier ausgetreten, und die Tätowierungen hatte er sich von einem Knastbruder machen lassen, als er fünf Jahre wegen Raubüberfalls abgesessen hatte.

Floyd Harlitt bedachte ihn mit einem giftigen Blick.

»Ich kann nicht zaubern«, knurrte er. Abermals erlosch das Zündholz. Floyd Harlitt zog an den Stricken und ruckte mit den Beinen. Die Fußfesseln waren schwarz angebrannt, doch sie rissen immer noch nicht.

Nur noch zwei Zündhölzer.

Harlitt hob lauschend den Kopf. Auch die anderen horchten.

Draußen auf dem Gang wurde es lebendig. Schritte, helle Stimmen, Lachen und Kichern näherten sich.

»Was ist da los, Jeff?«, raunte Floyd.

Jeff hockte bei der Tür und spähte durchs Schlüsselloch, in dem kein Schlüssel steckte. Alle Schlüssel von diesem Zimmer waren nach und nach verloren gegangen und das Schloss funktionierte nicht mehr. Deshalb war das Zimmer auch nicht belegt gewesen. Aber es stand ja ein Wächter vor der Tür.

Viel konnte Jeff nicht sehen. Meistens nur den Rücken des Deputys oder die andere Korridorwand. Jeff sollte ja auch nur die Sicht durch das Schlüsselloch blockieren, damit der Deputy nicht das Treiben im Zimmer bemerkte, falls er mal auf die Idee kommen sollte, einen Blick durchs Schlüsselloch zu werfen.

»Kann nichts sehen«, erwiderte Jeff im Flüsterton. »Alles schwarze Leute. – Eh, ich werd' verrückt. Alles Weiber!«

Alle Banditen außer Floyd Harlitt, der schwitzend mit dem vorletzten Zündholz die Fußfesseln anbrannte, schauten zur Tür hin, als könnten sie sehen, was Jeff durch das Schlüsselloch beobachtete.

Zack Timber grinste breit, und sein Auge funkelte.

»Wisst ihr noch, wie wir die Schwestern in der Mission von Montery tanzen ließen?« Er lachte leise. »Mann, war das 'ne Party!«

»Wenn Floyd nicht schneller macht, können wir jede Party dieser Art für viele Jahre vergessen«, bemerkte einer der Männer angespannt.

In diesem Augenblick riss der Strick.

Floyd Harlitt atmete tief durch und wischte sich mit den aneinandergefesselten Händen über die Stirn.

Er erhob sich und schlich zum Fenster. Die Läden waren vorgelegt. Er öffnete sie unbeholfen mit den gefesselten Händen und schob sie einen Spalt auf.

Ein rötlicher Streifen Licht des späten Nachmittags fiel auf sein narbiges Gesicht.

»Mist, verdammter!«, zischte er. Er wandte sich zu den anderen um, die ihn erwartungsvoll und gespannt anschauten. »Wird nichts mit dem einfachen Aussteigen und Abhauen. Genau gegenüber ist das Marshal's Office. Der Stern kann uns von seinem Schreibtisch aus sehen, wenn wir aus dem Fenster klettern. Außerdem ist die Main Street voller Leute.«

Alle blickten betroffen drein.

Sie hatten zwar die gedämpften Geräusche von der Main Street her gehört. Doch sie waren überzeugt gewesen, dass das Fenster zur Seitengasse hinausführte.

»Dann verduften wir eben durch die Hintertür«, murmelte Zack Timber.

»Dazu müssen wir erst den Deputy aus dem Weg räumen«, wandte Floyd Harlitt ein.

»Kein Problem!«, raunte Zack. »Den übernehme ich. Binde mir die Fußfesseln los!«

Floyd arbeitete verbissen. Doch die Knoten saßen zu fest, und mit den Händen in Handschellen war er zu unbeholfen.

Und dann flüsterte Jeff an der Tür: »Achtung! Der Stern nimmt seine Schrotspritze!«

Floyd und Zack tauschten einen schnellen Blick.

»Du musst mit ihm fertigwerden«, flüsterte Zack, und der Blick des Einäugigen schien Floyd zu hypnotisieren.

Floyd war nie ein Mann mit Eigeninitiative gewesen. Er hatte stets nur getan, was man ihm gesagt hatte. Brav hatte er gemeldet, dass er Streichhölzer bei sich hatte, die man bei der Durchsuchung nach Waffen nicht bemerkt hatte. Erst auf Zack Timbers Befehl hin hatte er die Zündhölzer dann eingesetzt. Auch jetzt wäre es Floyd gar nicht in den Sinn gekommen, selbst etwas zu unternehmen, wenn Zack ihn nicht dazu aufgefordert hätte.

Floyds Schultern strafften sich. Er nickte entschlossen und erhob sich schnell. »Jeff, zur Seite«, raunte er.

Auf Zehenspitzen schlich er neben die Tür.

Gerade noch rechtzeitig.

Der Deputy öffnete die Tür, um nach dem Rechten zu sehen. Deputy Aston hielt das für völlig überflüssig, denn die Gefangenen waren ja an Händen und Füßen gefesselt. Doch der Marshal hatte diese zusätzliche Vorsichtsmaßnahme angeordert, und Woodburn konnte höllisch wild werden, wenn man nicht tat, was er verlangte. So erfüllte Aston alle Viertelstunde zwar lustlos, doch brav seine Pflicht.

»He, Stern!«, rief Zack Timber, um den Deputy abzulenken. »Was war das da draußen für ein Radau? Sind die Ladys zu unserem Vergnügen gekommen?«

Deputy Aston lächelte leicht. Auch ihn hatte der Anblick der vielen schwatzenden und kichernden Ladys amüsiert. Doch jetzt erinnerte er sich daran, dass er eine Amtsperson war, und er setzte eine ärgerlich tadelnde Miene auf.

»Halt dein ungewaschenes Maul! Das sind respektable Ladys und ...«

Weiter kam er nicht mehr.

Floyd Harlitt tauchte wie aus der Wand gewachsen hinter ihm auf und schlug mit beiden Händen, die er hoch über den Kopf erhoben hatte, wuchtig zu.

Lautlos brach der Deputy zusammen. Es polterte und krachte, als die Schrotflinte zu Boden fiel und der Deputy vornüberstürzte, bevor einer der Banditen ihn auffangen konnte.

Jeff zog hastig die Tür zu.

»Na also«, sagte Floyd Harlitt mit heiserer Stimme. »Den sind wir los. Sehen wir mal nach, ob er die Schlüssel für die Handschellen bei sich hat.«

Diese Hoffnung erfüllte sich nicht.

Die Schlüssel lagen im Schreibtisch des Marshals. Aber der Deputy hatte ein Messer in der Scheide am Gurt. Damit befreite Floyd seine Kumpane von den Fußstricken, nachdem Zack Timber ihn dazu aufgefordert hatte. Zack Timber hatte in Abwesenheit des Bosses und der Unterführer bei den sechs Männern das Kommando übernommen. Er nahm jetzt die Schrotflinte an sich und gab Floyd den Peacemaker des bewusstlosen Deputys. Das Messer bekam Jeff.

Sie fesselten und knebelten den Deputy, damit er nicht Alarm schlug, wenn er zu sich kam. Sie wollten einen genügend großen Vorsprung haben.

»Sollen wir den Boss und die anderen befreien?«, fragte einer der Männer Zack Timber.

Zack schüttelte den Kopf. »Daran habe ich auch schon gedacht. Aber das schaffen wir nicht. Das Jail wird zu gut bewacht, und wir haben nur zwei Knaller und das Messer, und die Handschellen behindern uns. Erst mal weg hier, und dann sehen wir weiter.«

Er öffnete die Tür und spähte in den Gang hinaus. Dann nickte er den anderen zu.

Sie verließen das Zimmer und schlichen über den verwaisten Flur zur Treppe hin.

Da tauchte die Lady auf.

Es war Vicky, »die Mutter der Kompanie«, wie sie sich Jack und Luis vorgestellt hatte. Sie hatte den mexikanischen Beschützern Anweisung gegeben, das Gepäck von den Wagen auf die Hotelzimmer zu bringen, und war auf dem Weg zu den anderen.

Sie verharrte erschrocken, als sie die finsteren Gestalten sah und bemerkte, dass alle Männer Handschellen trugen. Ihre Augen weiteten sich.

Auch die Banditen erschraken und blieben stehen, als wären sie gegen ein unsichtbares Hindernis geprallt.

Dann reagierte Zack Zimber als Erster.

Er riss die Schrotflinte hoch.

Vicky schrie entsetzt auf.

Und schon überstürzten sich die Ereignisse.

»Na, habe ich zu viel versprochen?«

Die harten Falten von Hippys markantem Gesicht, das eher zu einem Revolverschwinger passte als zu einem Padre, verzogen sich zu einem amüsierten Lächeln.

Mit vollem Namen hieß der Padre Hippolythe Carlos Peter Paul Galvan y San Angelo. Um diesen Zungenbrecher zu vermeiden, nannten Whisky-Jack und Luis Barranca ihn der Einfachheit halber nur Hippy.

Hippy war nicht immer Padre gewesen. Er hatte eine sehr bewegte Vergangenheit hinter sich, und es war noch nicht sehr lange her, dass er den Colt mit der Bibel vertauscht hatte. Doch das wussten nur seine Freunde.

Die »Engel der Prärie« hatten inzwischen im Hotel Quartier bezogen. Noch sorgte nur die mexikanische Mannschaft, die sie mit den Wagen bis hierher gebracht hatte, für ihren Schutz. Auf dem weiteren Weg würden Jack und Luis ebenfalls für ihre Sicherheit verantwortlich sein.

Der Padre war mit seinen Amigos in den Saloon zurückgekehrt. Jack und Luis brauchten nach diesen Überraschungen dringend einen Whisky.

»Altes Schlitzohr«, murmelte Jack mit einem Kopfschütteln. »Na, uns kann es egal sein, welche Schwestern das sind. Hauptsache, die Kasse stimmt. Es bleibt dabei, dass wir fünfzehn Dollar pro Tag und pro Lady bekommen?«

Hippy nickte. »Natürlich.«

»Ziemlich betuchter Verein«, bemerkte Luis Barranca.

»Der Verein bezahlt das nicht«, stellte der Padre richtig. »Die jungen Ladys werden allen persönlichen Besitz aufgeben, wenn sie bei den Schwestern von Emerald Cross aufgenommen werden. Es ist ihr Erspartes, das sie für ihren Schutz zahlen. Als ich erfuhr, welch stolze Summe sie da für ihre letzte Reise ausgeben wollen, dachte ich natürlich gleich an euch Amigos, und so habe ich euch wärmstens empfohlen.«

»Ja, diese Vicky hat sich schon mächtig erwärmt«, bemerkte Jack grinsend. »Sag mal, bist du dir sicher, dass sie hier im Westen bloß Hilfsdienste verrichten will?«

Auch Luis Barranca grinste den Padre an.

»Was denkt ihr denn?«, erwiderte Hippy und blickte erstaunt drein. Dann lachte er leise. »Ah, ich kann mir denken, was ihr Schwerenöter denkt. Aber da habt ihr euch geschnitten. Gewiss, Vicky hat früher mal ein äh – leichteres Leben geführt als das, was sie jetzt erwartet, und auch die meisten anderen gaben sich recht weltlichen Beschäftigungen hin, bevor sie ihre wahre Berufung erkannten. Aber niemand breche den Stab über sie. Auch ich war nicht immer Padre, wie ihr wisst.«

Jack und Luis nickten.

»Sagtest du vorhin, sie werden erst aufgenommen?«, fragte Luis Barranca. »Dann sind sie also noch keine richtigen Ordensschwestern?«

»Doch. Es sind Novizinnen. Sozusagen in der Probezeit. Sie haben alle ein erstes Gelübde abgelegt, und die meisten von ihnen waren bereits kurze Zeit in Klöstern, bevor sie sich für den Eintritt in den Orden der »Heiligen Schwestern« entschieden. Das ist ein strenger Büßerorden, und wer ihm beitritt, der weiß, dass er es für immer tut. Die Mädchen haben lange Zwiesprache mit dem Herrn gehalten und sind festen Glaubens. Da braucht ihr also gar nicht erst auf dumme Gedanken zu kommen.«

»Aber wir doch nicht!«, beteuerten Whisky-Jack und Luis Barranca wie aus einem Munde.

Sie tranken Whisky.

Hippy kippte seinen Drink hinunter als wäre es Bachwasser.

Dem Padre war nichts Weltliches fremd.

»Wann soll die Reise denn losgehen?«, fragte Luis Barranca. »Wir wollten heute Nacht durchfeiern.«

»Wir müssen unseren Proviant auffrischen, und ein Ruhetag kann auch nicht schaden«, überlegte Hippy laut. »Ich schlage vor, wir brechen übermorgen auf.«

Prächtig, dachte Luis Barranca. Da bleibt mir noch Zeit für Marita. Er warf einen Blick zu dem Tisch, an dem Marita O'Connor mit ihrem Vater und ihren Brüdern saßen. Vater O'Connor hatte sich die Ladys angesehen, die Luis, den er als seinen zukünftigen Schwiegersohn betrachtete, beschützen sollte. Natürlich hatte er Marita und ihren Brüdern inzwischen erzählt, dass es Schwestern waren. Maritas Eifersucht hatte sich gelegt. Sie lächelte verliebt zu Luis herüber.

Sie hatten sich verabredet. Sobald die allgemeine Feier vorüber war, wollten sie zu zweit weiterfeiern. Genauer gesagt, sobald ihr Vater und ihre Brüder, diese irischen Bullen, betrunken unter dem Tisch lagen. Marita schätzte nach dem derzeitigen Konsum des irischen Whiskys, dass Papa und Brüder, die sie mit Argusaugen bewachten, gegen sechs Uhr am Morgen keine Gefahr mehr bedeuteten.

Luis Barranca hoffte, dass die drei schlagkräftigen Hünen, die ihn schon einmal aus Maritas Zimmer geprügelt hatten, schon ein paar Stunden früher volltrunken die Argusaugen schlossen.

Es war bester irischer Whisky, den sie da nur so in sich hineinschütteten.

Jack und Luis hatten ihn den irischen Bullen spendiert.

Ohne die O'Connors hätte es zappenduster für sie ausgesehen.

Jack und Luis waren Gefangene von Earl Mortimer, dem Banditenboss, gewesen.

Doch die O'Connors waren zum richtigen Zeitpunkt aufgetaucht, und dann hatten sie gemeinsam im Banditenversteck aufgeräumt.

Earl Mortimer, seine Geliebte Maralee und die Unterführer der Bande, die einen brutalen Überfall auf einen Geldtransport begangen hatten und ihn aus Rache Jack und Luis in die Schuhe schieben wollten, saßen jetzt im Gefängnis. Auch die restlichen Banditen waren geschnappt worden, und der Marshal hatte einige der Banditen im Hotel einquartieren müssen, weil das Gefängnis überfüllt war.

Ian O'Connor, der irische Hüne mit der flammendroten Mähne, erhob sich am Tisch und kam mit der halbvollen Whiskyflasche in der gewaltigen Pranke zu ihnen herüber. Luis Barranca stellte unzufrieden fest, dass Maritas Vater noch kein bisschen schwankte und noch stocknüchtern wirkte. Aber es war ja noch früh am Abend.

Ian O'Connor ragte gigantisch vor den dreien am Tisch auf.

Er grinste Luis an und fasste dann den Padre ins Auge.

»Uns O'Connors ist da gerade eine hervorragende Idee gekommen«, sagte er mit seiner dröhnenden Stimme. »Da wir für die Trauung ohnehin einen Bibelmann brauchen, kommen Sie uns wie gerufen, Padre. Und da wir heute ohnehin die Nacht durchfeiern, schlage ich vor, dass Sie Mr. Barranca und meine Marita trauen und dass wir die ganze Party zu einer Hochzeitsfeier machen.«

Er grinste Luis freudestrahlend an. »Na, was hältst du davon, Windhund?«

Der »Windhund« hielt nicht viel davon. Genauer gesagt – gar nichts. Er hatte nicht vor, Marita zu ehelichen, und das heißblütige Mädchen mit dem irischen Vater und der mexikanischen Mutter wusste das genau. Es hatte Papa nur in dem Glauben gelassen, um zu vermeiden, dass Luis die Prügel seines Lebens bezog und Papa ihr den Hintern versohlte. Um ungestört mit Luis zusammen zu sein, hatten sie beide Ian O'Connor vorgeflunkert, dass sie sich in Kürze verloben würden. So war das Misstrauen von Vater O'Connor und seinen schlagkräftigen Söhnen erst einmal eingeschläfert.

»Nun«, sagte Luis Barranca vorsichtig. »Ich weiß nicht so recht. Ich ... ich muss erst einen gefährlichen Job erledigen, und da möchte ich vermeiden, dass Marita möglicherweise gleich wieder Witwe wird.«

»Gefährlicher Job?«, dröhnte O'Connor. »Ein paar Dutzend Schwestern durch die Gegend kutschieren? Das nennst du gefährlich, mein Sohn?«

»Nun ja ... wir müssen durchs Indianerland und ...«

»Seit einem Jahr sind die Roten friedlich wie die Lämmlein«, sagte O'Connor abwinkend.

»Aber es wimmelt in Arizona nur so von Wegelagerern und Kidnappern«, gab Luis zu bedenken.