Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 73 - John Reno - E-Book

Wildwest-Roman – Unsterbliche Helden 73 E-Book

John Reno

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Beschreibung

Wieder reiten die Schlitzohr-Halunken in ein höllisch heißes Abenteuer. Diesmal werden sie von skrupellosen zweibeinigen Wölfen in den Strudel von Tücke und Verrat gerissen und zu Banditen gestempelt. Vor den Augen von Luis Barranca bekommt ein Sternträger eine Kugel in den Kopf - und Luis selbst wird als Sheriffmörder gejagt. Nicht besser ergeht es seinem Amigo Whisky-Jack. Der gerät in Verdacht, Dollarscheine gefälscht und Pferde geklaut zu haben - und landet im Jail. Die beiden Kumpane sind für so manchen Schabernack zu haben, nur bei fiesen Tricks da hört der Spaß auf, dann zeigen sie ihre Krallen ...

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Seitenzahl: 143

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Da wurden sie zu wilden Tigern

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Impressum

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Da wurden sie zu wilden Tigern

Von John Reno

Wieder reiten die Schlitzohr-Halunken in ein höllisch heißes Abenteuer. Diesmal werden sie von skrupellosen zweibeinigen Wölfen in den Strudel von Tücke und Verrat gerissen und zu Banditen gestempelt. Vor den Augen von Luis Barranca bekommt ein Sternträger eine Kugel in den Kopf – und Luis selbst wird als Sheriffmörder gejagt. Nicht besser ergeht es seinem Amigo Whisky-Jack. Der gerät in Verdacht, Dollarscheine gefälscht und Pferde geklaut zu haben – und landet im Jail. Die beiden Kumpane sind für so manchen Schabernack zu haben, nur bei fiesen Tricks da hört der Spaß auf, dann zeigen sie ihre Krallen ...

   

Luis Barranca war in prächtiger Stimmung, als er sein Pferd vor dem Lucky Dollar Saloon in Benson zügelte.

Eine weitere Etappe der »Bierdeckel-Tournee«, wie sein Amigo Whisky-Jack die Reise zur Begleichung alter Schulden nannte.

Sie hatten die Beute von Bankräubern sichergestellt und dafür eine hohe Belohnung kassiert. Seitdem fühlten sie sich wie die Fürsten. Endlich mal wieder die Taschen voller Geld! Kein langes Verhandeln mehr mit Barkeepern, damit sie gnädig die Zeche anschrieben. Im Gegenteil. Überall strahlende Gesichter, wo sie auftauchten, um ganz lässig alte Bierdeckel auszulösen, die von Saloonern wie Schuldscheine gehütet wurden.

Luis freute sich schon auf die gewiss überraschte Miene des Salooners, wenn er ihm gleich die Dollars auf den Tresen blättern würde. Er band sein Pferd am Hitchrack an, trat auf den Gehsteig und stieß die Schwingtür des Saloons auf.

Im Saloon war es im Vergleich zum grellen Sonnenlicht draußen fast dunkel. Luis brauchte einen Augenblick, bis er sich an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnt hatte.

Einen Augenblick zu lang.

»Hallo, Marc, du altes Schnapsfass ...«, begann er grinsend.

Weiter kam er nicht mehr.

Er sah zwei Männer am kleinen Tresen lehnen, die Colts in den Fäusten hielten, und nahm zugleich seitlich von sich eine schnelle Bewegung wahr.

Instinktiv riss er den Kopf zur Seite, und seine Rechte stieß zum Remington-Revolver an seiner Hüfte hinab.

Doch es war zu spät.

Etwas schlug auf seinen Hut, und er hatte das Gefühl, sein Schädel würde zerspringen.

Der Schein der untergehenden Sonne färbte die Schroffen und Zinnen der Whetstone Mountains im Osten.

Ruth tauchte prustend aus dem Wasser des kleinen Sees auf. Wassertropfen perlten auf ihrem schönen Körper. Mit einer anmutigen Bewegung strich sie eine nasse Strähne ihres blonden Haars aus der Stirn. Ihre Brüste hoben sich dabei. Sie lächelte Jack an, als sie seinen bewundernden Blick auffing.

»Das Wasser ist wunderbar!«, rief sie. »Worauf wartest du denn jetzt noch?«

Er brauchte keine weitere Aufforderung. In Windeseile zog er sich aus. Die Sachen legte er ins Gras zu den Pferden, die zwischen einer Buschgruppe angebunden waren.

Ruth hatte recht. Das Wasser war wirklich wunderbar, kühl und erfrischend nach einem heißen, staubigen Tag im Sattel.

Aber noch wunderbarer war Ruth.

Und sie war kein bisschen kühl.

Sie empfing ihn mit leidenschaftlicher Glut. Er nahm sie in die Arme und wollte sie zum Ufer tragen.

Da peitschten die Schüsse, und von einem Augenblick zum anderen war der süße Rausch dahin.

Jacks Blick zuckte zum Ufer.

Dort standen zwei Männer mit Gewehren im Anschlag. Finstere Typen. Schmutzstarrend und stoppelbärtig. Das einzig Gepflegte an ihnen waren offensichtlich die Waffen. Neue Winchester-Gewehre und Sechsschüsser in tiefgeschnallten Holstern trugen diese beiden unrasierten Männer bei sich.

»Tut uns leid, dass wir stören müssen!«, rief einer der Kerle spöttisch und grinste von einem schmutzigen Ohr zum anderen.

Der andere starrte Ruth an, als hätte er noch nie eine nackte Frau gesehen. In seinen schwarzen Triefaugen glitzerte es.

Jack ließ Ruth tiefer ins Wasser gleiten. Sie tauchte unter und bedeckte ihre Brust mit den Händen.

»He, Ronnie, die Puppe gefällt mir«, sagte Triefauge. »Sollen wir sie mitnehmen?«

Jack presste die Lippen aufeinander. Er fühlte sich so nackt, wie er war. Hölle, da hatte er sich von Buschräubern überraschen lassen! Aber wer nimmt schon eine Waffe mit zu einem solchen Bad?

Ronnie zögerte. Er wirkte unschlüssig. Beide starrten Ruth an.

»Du weißt doch, dass wir keine Zeit haben«, sagte Ronnie schließlich. Er nickte zu den Pferden hin. »Los, zieh dich schon um. Wir müssen sofort weiter.«

»Aber, Ronnie, so eine gute Gelegenheit ...«

»Halt's Maul, Les!«

Les erschrak. Offenbar hatte Ronnie das Sagen. Les warf Ruth nun noch einen Blick zu, zuckte mit den Hängeschultern und ging dann zu den Pferden.

Jack sah ihm nach, bis er zwischen Büschen verschwunden war.

»Was wollt ihr?«, fragte Jack, obwohl ihm die Antwort klar war.

Er setzte sich zum Seeufer hin in Bewegung.

Die Kerle waren offenbar Strauchdiebe. Nur zwei Mann. Und im Augenblick war nur Ronnie am Ufer. Vielleicht gab es eine Chance, sie auszutricksen. Von einem nackten Mann erwarteten sie gewiss keine Gefahr, und vielleicht beging Ronnie einen Fehler, den er ausnutzen konnte.

Auf alle Fälle erst einmal von Ruth ablenken, sonst überlegen es sich diese Kanaillen womöglich doch noch anders, dachte Jack.

Er watete los, kam allerdings nur zwei Schritte weit. Dann krachte Ronnies Gewehr.

Jack verharrte jäh. Die Kugel schlug dicht neben ihm ins Wasser. Wasserspritzer klatschten gegen seine Hüfte.

»Bleib nur ja, wo du bist!«, rief Ronnie und repetierte. »Du willst doch nicht, dass ich den See mit deiner Leiche verunreinige, oder?«

Er ruckte drohend mit der Winchester.

Jack gab keine Antwort auf die dumme Frage.

In ohnmächtiger Wut blieb er im See.

Die Kerle zogen sich jetzt um. Zuerst Les. Er tauchte mit Jacks Kleidungsstücken zwischen den Büschen auf. Dann wartete er mit dem Gewehr im Anschlag am Seeufer, während sein Kumpan Ruths Jeans anzog. Sie passten ihm. Ruth war langbeinig und schlank, doch keineswegs mager. Und dann streifte sich Ronnie Jacks kariertes Ersatzhemd über, das er in der Satteltasche gefunden hatte.

Schließlich schwangen sich die beiden Banditen auf Jacks Wallach und Ruths Stute. Mit höhnischem Lachen galoppierten sie davon.

Jack schickte ihnen ein paar Flüche nach und wünschte sie in den finstersten Winkel der Hölle. Doch was half das schon?

Ruth kam zu ihm und schmiegte sich an ihn.

»Jetzt wird wohl nichts mehr aus der Bierdeckel-Tournee«, murmelte sie betrübt.

»Doch«, erwiderte Jack grimmig. »Diese Dreckskerle greife ich mir, darauf kannst du dich verlassen.«

Er dachte an das Geld, das die beiden Banditen zusätzlich erbeutet hatten.

Zehntausend Dollar Belohnung hatte die Bank von Eloy nach einem Bankraub für die Wiederbeschaffung des erbeuteten Geldes ausgesetzt.

Jack, sein Amigo Luis Barranca und die schöne Detektivin Ruth Randell hatten sich die Prämie verdient.

Die Belohnung war ihnen nach Tucson überwiesen worden, wo Jack und Luis zusammen mit US Marshal John Kelly und seinen Männern sechs Zuchthäuslerinnen abgeliefert hatten.

Sie hatten die zehntausend Dollar durch drei geteilt, denn schließlich waren sie alle drei an der Sicherstellung der Beute beteiligt gewesen.

Jack und Luis wollten mit ihren Anteilen alte Schulden begleichen. Ein Teil des Geldes war für Anschaffungen draufgegangen. So hatte sich Jack einen herrlichen neuen Sattel und einen teuren Stetson geleistet, weil der alte mit zwei Kugellöchern ziemlich zugig gewesen war. Der Sattel lag jetzt unter einem Banditenhintern und der schöne Stetson auf einem Banditenschädel.

Jack fluchte von Neuem.

Ja!, dachte er zornig. Wenn wir die Kerle nicht schnappen, können wir die Fortsetzung der Bierdeckel-Tournee vergessen.

Dann würde mancher Salooner sicherlich bitter enttäuscht sein. Vermutlich hatte es sich von Tucson bis nach Tombstone und nach Süden zur mexikanischen Grenze herumgesprochen, dass Whisky-Jack und Luis Barranca unterwegs waren, um schon fast vergessene Bierdeckel zu bezahlen.

Dafür sprach die Tatsache, dass ein Salooner in Waterford ihre Ankunft bereits erwartet hatte; ein Postkutschenfahrer hatte herausposaunt, welch unerwarteter Geldsegen den Saloonern an seiner Linie zuteil geworden war.

»Whisky-Jack und Luis Barranca müssen irgendeinen Goldschatz entdeckt haben«, hatte der Mann getönt. »Sie zahlen überall bar!«

So viel Gastfreundschaft hatten Jack und Luis lange nicht mehr erlebt, und so viele »Freunde« hatten sie auch noch nie gehabt. Und überall bekamen die Frauen den Dollar-Blick, wenn sie Jack und Luis sahen.

Aber da war Ruth, die sie auf der Bierdeckel-Tournee begleitete, und im Grunde konnten sie ihr dankbar sein, denn sie sorgte indirekt dafür, dass sie das Geld nicht mit den Saloongirls verjubelten. Selbst Luis hielt sich zurück, und Jack argwöhnte, dass sein Freund sich immer noch Hoffnungen auf Ruth machte.

Aber Luis hatte sich als guter Amigo erwiesen. Er hatte sich angeboten, einen Abstecher nach Benson zu machen, um dort im Lucky Dollar Saloon eine alte Zeche zu begleichen. Somit hatte er Jack und Ruth die Gelegenheit zu einem ungestörten Beisammensein verschafft. Nun konnte von ungestört allerdings keine Rede mehr sein.

Jack watete zum Ufer.

Ruth folgte ihm. Wasserperlen glitzerten auf ihrer samtenen, leicht gebräunten Haut, die in der Abendsonne wie Kupfer schimmerte.

Jacks Hoffnung, dass die Kerle in der Eile doch nicht alles mitgenommen hatten, erfüllte sich nicht. Alles war weg: Kleidung, Waffen, Geld, Pferde und der Inhalt der Satteltaschen.

»Ob sie gewusst haben, dass bei uns was zu holen ist?«, überlegte die schöne Detektivin laut.

Jack schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Dann hätten sie gewiss zielstrebig als Erstes nach dem Geld gesucht. Vermutlich wissen sie noch gar nicht, was sie da alles erbeutet haben. Du hast ja gesehen, wie eilig sie es hatten. Sie wirkten gehetzt, wie auf der Flucht. Vielleicht sind sie auf der Flucht vor dem Gesetz.«

Er sah Ruth an. »Wo hattest du eigentlich deine Dollars versteckt?«

»Zwischen den Schlüpfern in den Satteltaschen.«

Jack grinste leicht. Sein Blick glitt durch das zertrampelte Gras. Dann bückte er sich und hob eine der Hosen an, die am Boden lagen.

»Immerhin haben sie ihre Klamotten zurückgelassen, und wir brauchen nicht nackt nach Benson zu wandern.«

Er rümpfte die Nase. »Igitt. Als hätten sie sich in einem Schweinestall gesuhlt.« Er schnüffelte. Deutlich ließ sich der Geruch von Schweiß ausmachen und ein Gestank, der tatsächlich nach Schwein roch.

Ruth hob mit spitzen Fingern ein Hemd hoch, das ebenfalls stank und vor Schmutz starrte.

»So was ziehe ich nicht an!«, sagte sie angewidert.

»Es wird uns wohl nichts anderes übrig bleiben«, murmelte Jack. »Bald ist es dunkel, und wir müssen uns schnell in Benson neue Pferde besorgen, bevor sich die Kerle auf Nimmerwiedersehen absetzen. Zum Glück hat Luis ja Geld.«

Er spähte nach Südosten. Die Fährte führte dorthin, und Benson war nur etwa fünf Meilen entfernt jenseits der Hügelkette.

»Vielleicht reiten sie in die Stadt, und Luis sieht sie mit unseren Pferden und unserer Kleidung und schnappt sie sich«, sagte Ruth.

»Hoffen wir es!«, brummte Jack. Aber er war da längst nicht so optimistisch wie Ruth.

Die Stimmen klangen wie aus weiter Ferne. Luis Barranca überlegte, ob er sie schon einmal gehört hatte. Nein, das waren fremde Stimmen, und sie waren gar nicht so weit fort. Die Männer mussten im Nebenraum sein.

Irgendetwas stank.

Luis schnüffelte. Es roch eindeutig nach Pferdemist. Dann bemerkte er, dass er an Händen und Füßen gefesselt war und ein Tuch vor dem Mund hatte.

Plötzlich setzte die Erinnerung ein.

Jemand hatte ihm im Lucky Dollar Saloon aufgelauert. Aber wer?

Er drehte den Kopf. Schmerzen plagten seinen Schädel. Er unterdrückte ein Stöhnen. Sein Mund war trocken, und er verspürte ein flaues Gefühl im Magen, als flatterten Schmetterlinge darin herum.

Er schaute sich um.

Eine flackernde Petroleumlampe an einem Haken an der Wand verbreitete nur spärliches Licht. Luis befand sich in einem Schuppen, der offensichtlich mal als Stall genutzt worden war, wie aus den Hufabdrücken im Sägemehl und den Pferdeäpfeln zu schließen war. Er lag mitten im Raum, und wie es schien, mitten in einem Haufen solcher Pferdeäpfel.

Er zerrte an den Fesseln. Da war nichts zu machen. Die Hundesöhne hatten ganze Arbeit geleistet.

Warum hielten sie ihn gefangen? Er hatte sie ja nicht mal richtig gesehen. Räuber hätten sich doch einfach aus dem Staub gemacht.

Er lauschte.

Die Stimmen der Männer waren hinter der Bretterwand zu seiner Rechten erklungen. Jetzt fluchte dort einer.

»Verdammt, Hank, wie kommst du an den Flush, du Hurensohn?«

»Warum sollte ich nicht an den Flush kommen?«, erwiderte eine andere Stimme, und sie klang ein bisschen beleidigt.

»Weil ich das Pik-Ass selbst habe, du verdammter Falschspieler.«

»Lass sehen, Roy!«

Geräusche ließen darauf schließen, dass Karten hingeworfen wurden. Dann sagte Roy wütend: »Ich sollte dich über den Haufen schießen!«

»Das kannst du ja mal versuchen«, erwiderte Hank. Ein Stuhl wurde zurückgeschoben, und Luis spürte förmlich die Feindseligkeit und Spannung auf der anderen Seite der Bretterwand.

Nur zu!, dachte er grimmig. Bringt euch gegenseitig um, ihr Mistkerle!

Doch die Situation wurde entschärft, als eine dritte Stimme schläfrig sagte: »Regt euch ab, Jungs. Ich hab' euch irrtümlich das gezinkte Blatt gegeben.«

Drei Männer also.

»Das ist etwas anderes«, warf Roy besänftigt ein, »das muss einem ja gesagt werden. Dachte schon, Hank würde neuerdings die eigenen Leute ausnehmen.«

Etwas gluckerte, und Luis entnahm den Worten der Männer, dass sie einen Versöhnungsschluck tranken.

Luis Barrancas Mund war trocken. Er schluckte.

Die drei Männer setzten das Spiel fort. Der dritte hieß Ricky, wie Luis ihrer Unterhaltung entnommen hatte.

Er überlegte, was sie mit ihm vorhaben mochten. Bestimmt nichts Gutes.

Er erfuhr es ein paar Minuten später.

Hank sagte: »Ich hole jetzt den Wagen.«

»Warte lieber noch 'ne Stunde, bis der Stern seine Runde hinter sich hat«, riet Ricky, den Luis nach dem Klang der Stimme für jünger als die anderen einschätzte.

»Quatsch, Ricky. Forrester ist doch keine Gefahr für uns.«

»Forrester ist ein harter Hund«, widersprach Ricky, und seine Stimme klang besorgt.

»Ah, und wie soll er auf die Idee kommen, dass wir jemanden spazieren fahren, der unter einer Plane liegt und gefesselt und geknebelt ist? Meinst du, der kann hellsehen?«

»Nein. Aber wenn er durch Zufall ...«

»Du hast wohl die Hosen voll, Kleiner?«, fragte Hank spöttisch.

»Unsinn«, sagte Ricky. »Ich verstehe nur nicht, weshalb der Boss es so umständlich haben will. Wir könnten den Kerl doch gleich hier verbuddeln.«

Luis Barranca hielt den Atem an.

»Du hast gehört, dass der Boss kein Aufsehen will. Nicht in seiner Stadt. Das könnte seine ganzen Pläne durchkreuzen, hat er gesagt.«

»Ich verstehe auch nicht, warum wir den Mann für immer verschwinden lassen sollen«, maulte Ricky. »Ein Wildfremder! Was haben wir davon?«

»Der Boss wird sich schon was dabei gedacht haben«, antwortete Hank. »Er sagte, der Bastard könnte ihm gefährlich werden, weil er zu viel weiß.«

»Über unsere Pläne hier?«

»Wahrscheinlich. Interessiert mich auch nicht. Wir haben den Auftrag, ihn unter die Erde zu bringen, und dafür werden wir gut bezahlt. Alles andere juckt mich nicht.«

Luis Barrancas Gedanken jagten sich. Die Banditen hatten einen Mordauftrag erhalten. Von wem? Ob man ihn mit jemandem verwechselte?

Von Neuem zerrte er an den Fesseln. Es war vergebliche Mühe.

»Wir sollten 'ne Karte ziehen, wer ihn umlegt«, sagte Ricky schließlich jenseits der Bretterwand.

»Ich dachte, du reißt dich um den Job, Kleiner«, erwiderte Hank spöttisch.

»Sag nicht immer Kleiner«, begehrte Ricky auf. »Ich bin genauso alt wie du.«

Hank lachte. »Aber kleiner.«

»Streitet euch nicht!«, brummte Roy.

Eine Weile herrschte Stille. Dann sagte Ricky: »Okay, ich lege ihn um. Aber dann will ich einen größeren Anteil an dem Zaster, den wir ihm abgenommen haben. Dann bin ich nicht mehr mit einem Drittel zufrieden.«

»Wie viel willst du mehr?«, fragte Hank lauernd.

»Wenigstens ein Viertel.«

Luis musste trotz seiner Anspannung grinsen. Dieser Ricky konnte offenbar nicht rechnen.

Prompt nutzte Hank die Unkenntnis seines Kumpans aus.

»Wir sind nicht so«, sagte er in gnädigem Tonfall. »In Ordnung, du bekommst ein Fünftel.«

»Darauf gebe ich glatt einen aus«, lobte Ricky erfreut.

Luis Barranca schüttelte den Kopf. Dann fiel sein Blick auf den rostigen Nagel in der hinteren Wand. Wenn es ihm gelang, sich dort hinzuwälzen ...

Er wollte sich gerade in Bewegung setzen, als er Schritte hörte.

Sofort schloss er die Augen und stellte sich bewusstlos. Eine Tür klappte. Dann näherten sich schlurfende Schritte und verstummten neben ihm. Jemand beugte sich über ihn. Und Whisky-Atem schlug ihm ins Gesicht.

»Der pennt noch lange«, ertönte Rickys Stimme.

Dann entfernten sich seine Schritte. Die Tür klappte, und Luis hörte, wie die Banditen nebenan beschlossen, dass Ricky ihn schon vor dem Abtransport mit dem Messer töten sollte. Ricky wollte den Mord erst außerhalb der Stadt begehen. Doch Hank gab zu bedenken, dass der Gefangene zu sich kommen und sich trotz des Knebels irgendwie bemerkbar machen könnte. Und da gab Ricky nach.

Höllische Aussichten!, dachte Luis Barranca.

Die Kerle spielten weiter Karten.

Luis wälzte sich herum. Schweiß brach ihm aus, als er sich Stück für Stück zu der Wand und dem Nagel hinarbeitete. Er durfte keine Geräusche verursachen. Wenn sie ihn hörten, war alles aus.

Schweißgebadet erreichte Luis Barranca den Nagel. Er drehte die auf den Rücken gefesselten Hände der Wand zu. Beim ersten Versuch stach er sich den Nagel in den Handballen. Trotzdem hielt er inne und lauschte angespannt. Die drei beendeten offenbar gerade eine Pokerpartie.

In fieberhafter Hast arbeitete Luis Barranca weiter.

Er hätte jubeln mögen, als er den aufgescheuerten Strick mit einem letzten Ruck sprengen konnte. Dann riss er sich den Knebel vom Mund.

Einen Augenblick später stockte ihm der Atem.