Win for Love - K. Bromberg - E-Book

Win for Love E-Book

K. Bromberg

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Beschreibung

"Brillant, überraschend und unfassbar sexy. Ich habe jedes Wort dieses Duetts verschlungen und geliebt." AUDREY CARLAN

Sich in Scout Dalton zu verlieben, war das Letzte, was Easton Wylder geplant hatte. Er ist der erfolgreichste Spieler der MLB, sie seine Physiotherapeutin. Und doch können die beiden der Anziehungskraft, die zwischen ihnen herrscht, nicht widerstehen. Aber dann geschieht etwas, was Eastons Welt von einem Moment auf den anderen auf den Kopf stellt. Plötzlich muss er sich fragen, wo Scouts Loyalität liegt - und er muss sich fragen, ob er bereit ist, mit ihr sein größtes Geheimnis zu teilen. Ein Geheimnis, das er seit Jahren mit sich trägt und das seine Karriere ein für alle Mal beenden könnte ...

Abschlussband der PLAYER-Reihe von NEW-YORK-TIMES-Bestsellerautorin K. Bromberg

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Seitenzahl: 407

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Titel

Zu diesem Buch

Widmung

1

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Epilog

Die Autorin

Impressum

K. Bromberg

Win for Love

Ins Deutsche übertragen von Richard Betzenbichler

Zu diesem Buch

Sich in Scout Dalton zu verlieben, war das Letzte, was Easton Wylder geplant hatte. Er ist der erfolgreichste Spieler der MLB, sie seine Physiotherapeutin. Und doch können die beiden der Anziehungskraft, die zwischen ihnen herrscht, nicht widerstehen. Aber dann geschieht etwas, was Eastons Welt von einem Moment auf den anderen auf den Kopf stellt. Plötzlich muss er sich fragen, wo Scouts Loyalität liegt – und er muss sich fragen, ob er bereit ist, mit ihr sein größtes Geheimnis zu teilen. Ein Geheimnis, das er seit Jahren mit sich trägt und das seine Karriere ein für alle Mal beenden könnte …

Für die hoffnungslosen Romantiker.

Eines Tages werdet ihr jemanden finden, der jene Seiten an euch lieben wird, die niemand sonst zu lieben weiß.

1

Scout

Was habe ich gerade getan?

Mir zittern die Hände.

Was habe ich gerade nicht nur Easton, sondern auch mir angetan?

Ich halte die eine Hand mit der anderen fest, um das Zittern vor den Männern, die vor mir sitzen, zu verbergen.

Meinem Dad, dem ich ein Versprechen gegeben hatte.

Kälteschauer laufen mir über den Rücken, die Kehle schnürt sich mir zusammen, und ich merke, wie sich mir der Magen umdreht und ich gleich würgen muss.

Die Uhr. Die Zeiger bewegen sich weiter. Minuten vergehen. Aber für mich fühlt es sich an, als wäre die Zeit stehen geblieben, als ich jene Worte ausgesprochen habe. Easton ist nicht hundertprozentig fit und nicht in der Lage, zum vereinbarten Termin in den Spielerkader zurückzukehren.

Die schockierten Gesichtsausdrücke. Die weit aufgerissenen Augen. Cory, der plötzlich von seinem Stuhl hochschießt, den Raum verlässt und auf seinem Handy eine Nummer wählt, während ich nur hoffen kann, das Richtige getan zu haben, wo sich doch alles in mir dagegen gesträubt hat. Mir gesagt hat, ich würde mich irren. Dass ich das Gesehene falsch interpretiert hätte.

Und doch weiß ich, was ich gesehen habe.

Dann gingen die Fragen los.

Mit jeder Minute, die vergeht, gerät meine Sicherheit mehr und mehr ins Wanken.

Diese verdammten Fragen, die nicht aufhören.

Die Liste der Leute, die ich enttäusche, wird mit jeder Sekunde länger.

Über Easton reden zu müssen, wenn ich eigentlich nur zu ihm hin will. Ihn sehen. Es ihm erklären. Ihn berühren, um das Zerwürfnis zu vermeiden.

Erklären zu müssen, wieso ich versagt habe. Wieso Doc Daltons Team versagt hat.

Die Zeiger der Uhr bewegen sich weiter. Sekunden werden zu Minuten. Minuten, die ich gern zurückhätte.

Minuten, die ich nicht zurückbekommen kann.

Cory kommt wieder ins Zimmer und flüstert mit dem Mann neben ihm, während mich die anderen am Tisch anstarren. Wartend. Prüfend. Verwirrt.

Die Tür wird aufgestoßen. Sie schlägt gegen die Wand, und der Knall hallt durch den Raum, wenn auch lange nicht so laut, wie mein Herz gegen meine Rippen hämmert.

Er weiß es bereits.

Unsere Blicke treffen sich für den Bruchteil einer Sekunde. Ich sehe die Verletztheit. Die Wut. Die Fragen.

Dabei weiß er noch nicht einmal, dass ich diejenige bin, die das angerichtet hat.

»Easton.« Schockiert sage ich seinen Namen, und es klingt, als wolle ich um Vergebung bitten, als würden meine Schuldgefühle ihn laut und deutlich wissen lassen, dass es mein Fehler war. Doch sobald sich unsere Blicke treffen, schüttelt er den Kopf.

»Nicht.« Mehr sagt er nicht, aber die Warnung ist genauso vielsagend wie sein ungehaltener Gesichtsausdruck.

Ich bin vor Schock wie gelähmt. Von dem, was passiert ist. Davon, ihn zu sehen. Mich dem stellen zu müssen, was soeben passiert ist. Doch bevor ich mir überlegen kann, was ich vor diesen Männern zu ihm sagen sollte, ergreift er das Wort.

»Sie verkaufen mich? Verdammt nochmal, Sie verkaufen mich?« Seine Worte hallen in dem kleinen Raum von den Wänden wider und erzwingen die Aufmerksamkeit der Männer am Tisch. Er steht dort, noch immer in seiner Aufwärmausrüstung, und starrt sie ungläubig an. »Ich bin diesem Verein während meiner gesamten Karriere treu geblieben. Ich habe lukrativere Angebote abgelehnt, Verträge mit besseren Optionen, mit denen man mich zu anderen Vereinen locken wollte, und so danken Sie mir meine Treue?« Er lacht, aber es klingt alles andere als amüsiert. »Nun, scheiß auf Sie, Cory. Scheiß auf Sie und auf das, was Sie hier abzuziehen versuchen.«

»Ich versuche hier nur, einen Verein zu leiten, Mr Wylder.« Corys Stimme klingt ruhig und unaufgeregt, aber da ist auch eine Spur von Herablassung herauszuhören, bei der sich mir die Haare aufstellen.

»Einen Verein leiten … oder ihn ruinieren?« Easton tritt drohend auf ihn zu. Bei jedem Wort trommelt er mit dem Finger auf den Tisch. »Sie glauben, so behandelt man Spieler, und dann erwarten Sie, dass sie eine World Series gewinnen, damit Sie Ihren hübschen kleinen Bonus einstreichen können? Da sollten Sie lieber noch mal drüber nachdenken.«

»Viel Glück mit Ihrem zukünftigen Verein.« Cory gibt ihm mit einem Nicken zu verstehen, dass er entlassen ist.

Easton kocht förmlich. Verständlich. Seine Wut ist so mit Händen greifbar, dass es einem den Atem verschlägt.

Ich warte, mit Blut an den Händen und Schuldgefühlen im Herzen.

»Sie sind ein herzloser Hurensohn, wissen Sie das?«, schnaubt Easton und ballt die Hände zu Fäusten.

»Dann werden Sie ja froh sein, dass Sie nicht mehr für mich arbeiten müssen. Machen Sie es gut, Mr Wylder.«

Niemand rührt sich, während sich die beiden Männer gegenseitig niederstarren. Der eine der Inbegriff gelassener Arroganz, der andere eine Zeitbombe aus mühsam zurückgehaltener Wut.

Einige Sekunden lang rechne ich voller Anspannung schon fast damit, dass Easton seine Wut an Cory auslassen wird. Gerade als ich überzeugt bin, dass es so weit ist, schüttelt Easton ganz langsam den Kopf, schaut außer mir jeden im Raum an, dann dreht er sich auf dem Absatz um und verlässt den Raum.

Mein Herz geht mit ihm.

Meine Füße möchten unbedingt das Gleiche tun. Ich kämpfe gegen dieses Bedürfnis an aufzuspringen, ihm hinterherzulaufen, zu erklären, aber ich kann das nicht tun. Ich muss mich professionell verhalten wie jemand, der eine Firma repräsentiert, und nicht wie eine Frau, die Angst hat, gerade den Mann verraten zu haben, den sie liebt.

Liebt?

Liebt.

Verdammter Mist. Ich liebe ihn wirklich.

»Entschuldigen Sie die Unterbrechung, Ms Dalton«, sagt Cory, was mich von meiner Erkenntnis ablenkt und zwingt, mich wieder auf das zu konzentrieren, worum es gerade geht. In ihren Augen habe ich meinen Vertrag nicht erfüllt und es somit nicht geschafft, den letzten Wunsch meines Vaters zu erfüllen.

Cory redet weiter, aber ich höre ihn nicht.

Ich habe nur vor Augen, wie verletzt Easton ausgesehen hat.

Seine Stimme klingt mir in den Ohren.

Was würdest du tun, Scout.

Die Antwort, Easton?

Ich würde mich opfern, um dich zu retten.

Das habe ich gerade getan.

Ich kann nur hoffen, dass er das auch so sieht.

2

Easton

Über mir im Stadion erklingen die ersten Töne von Guns N’ Roses, und das Intro des Lieds, die Musik, die ich jedes Mal gehört habe, wenn ich während meiner Laufbahn das Spielfeld betreten habe, ist wie Salz in meiner Wunde.

Welcome to the jungle.

Was zum Teufel ist passiert?

Ich muss hier raus.

Ich bekomme keine Luft.

Ich will auf etwas einschlagen.

Ich kann nicht denken, wenn das Lied mich daran erinnert, wo ich gerade sein sollte auf dem Spielfeld, oder an das Trikot, das ich seit meiner Kindheit getragen habe und nun nicht mehr tragen werde.

Ich renne die leeren Flure entlang, weil ich dringend aus diesen Betonmauern herausmuss, die sich plötzlich wie Gefängniswände anfühlen, die mich zurückhalten und mir alles verweigern, was ich liebe.

»Dann stimmt es also.«

Bei seinen Worten bleibe ich abrupt stehen. »Hast du es gewusst?« Meine Stimme klingt anklagend, aber das ist mir scheißegal, weil alles in mir danach schreit, dass er Nein sagt und ich ihm glaube.

»Nein.«

Ich habe die Antwort bekommen, die ich wollte. Ich starre ihn an, will ihm glauben. Muss wissen, dass ich ihm dieses eine Mal wichtiger war als das Spiel, und doch hake ich nach. »Nein?«

»Glaubst du mir etwa nicht?« Seine Stimme ist in die Höhe geschnellt.

»Doch. Nein. Verdammt.« Ich gehe ein paar Schritte von ihm weg, nehme meine Kappe ab, um mir mit der Hand durch das Haar zu fahren, und atme, wie es sich anfühlt, zum ersten Mal in der letzten Stunde aus. Ich drehe mich um, strecke die Hände aus und schaue ihn flehend an. »Was zum Teufel ist los, Dad?«

Mit dieser offenen Frage will ich in Erfahrung bringen, wie es dazu kommen konnte. Ich weiß es, und doch will ich, dass er mir eine Antwort gibt, denn ich bin völlig ratlos und habe noch nicht einmal begonnen, die Konsequenzen zu begreifen.

Die Nationalhymne wird gespielt, und zum ersten Mal in meinem Leben nehme ich, während ich in meiner Ausrüstung stecke, nicht die Kappe ab und lege die Hand aufs Herz. Ich bringe es einfach nicht über mich.

»Welches Team?« Seine Stimme klingt so ernst, wie ich mich fühle.

»Keine Ahnung. Finn versucht es gerade herauszufinden.« Ich lache, aber es klingt aufgesetzt.

»Wieso war Finn nicht da drin?« Verwirrt sieht er mich aus zusammengekniffenen Augen an.

»Das weiß ich genauso wenig wie du.« Ich gehe ein paar Schritte, drehe mich dann wieder zu ihm um. »Sie haben mich verkauft, aber wir haben noch keine Ahnung, an welches Team … was also sagt dir das?«

Er zieht die Stirn kraus, und ich weiß, dass ihm dasselbe durch den Kopf geht, was auch meinen in Endlosschleife beschäftigt. »Dass Cory nicht mit einem Verkauf gerechnet hat.«

»Bingo!«, rufe ich und klatsche in die Hände. »Was zum Teufel geht hier also vor, Dad?«

»Es wird sich alles aufklären, Easton.« Er klingt nicht im Geringsten überzeugt.

Ich blicke ihn wortlos an. Es gäbe so viel zu sagen, aber mit einem Kopf, der so wirr ist wie meiner, finde ich nicht die passenden Worte.

In dem Himmel über mir brüllt die Menge, und das Echo dringt hinunter in die Hölle, in der ich mich gerade befinde. Die Wände laden geradezu zum Hineinschlagen ein.

Obwohl sie aus Schlackenbeton sind.

Ich renne hin und her, während im Stadion der Soundtrack meines Lebens läuft. Ein Ort, an den ich nicht mehr gehöre.

Ich muss unbedingt hier raus, bevor ich etwas tue, das ich bereuen werde.

Scheiß auf das Ganze.

»Ich bin weg.«

3

Scout

»Nach dieser überraschenden Wendung brauchen wir Zeit, um uns zu überlegen, wie es mit Ihrem Vertrag weitergehen soll. Setzen wir uns doch morgen früh um acht noch mal zusammen, nachdem ich mich mit meinen Kollegen besprochen habe.«

Taubheit.

Das ist alles, was ich empfinde, während Corys einstündiger Befragung, wieso Easton nicht wieder hundertprozentig einsatzfähig ist. Lügen.

Alle meine Antworten waren Lügen, aber sie waren alles, was mir zur Begründung meiner Einschätzung einfiel.

Leere.

In der Toilette habe ich mich dann übergeben. Meine Nerven ließen mich endgültig im Stich. Sie siegten schließlich im Kampf, durchzuhalten und das Mittagessen, zu dem ich mich mit Easton getroffen hatte, bei mir zu behalten und nicht auf den Konferenztisch zu spucken.

Müdigkeit bis in die Knochen.

Ich eile durch das Labyrinth der Flure im Stadion. Irgendwo oberhalb der Betonmasse läuft ein Spiel. Kleine Jungs mit ihren Vätern. Familien beim gemeinsamen Ausflug. Erste Dates. Glückliche Zeiten.

Das Spiel, in das er eigentlich zurückkehren sollte.

Ich kann an nichts anderes denken als an Easton.

Wie ich zu ihm komme.

Wie ich mit ihm rede.

Ich muss aus seinem Mund hören, dass ich das Richtige getan habe.

Wieder drücke ich die Wahlwiederholungstaste.

Sein Name leuchtet auf dem Display auf, aber es ist sein Anrufbeantworter, der sich meldet. Nicht er.

Ich hatte gedacht, ich würde unser Leben heute auf den Kopf stellen, aber auf völlig andere Art und Weise. Er würde mit dem Team zu Auswärtsspielen fahren. Ich würde hierbleiben und mich um die Reha der verletzten Spieler kümmern. Die tägliche Routine, an die wir uns gewöhnt hatten, würde einem gänzlich anderen Leben weichen. Wir würden eine neue Form des Miteinander aufbauen müssen, aber zumindest würden wir am selben Ort sein und im selben Team arbeiten. Nicht in einer Million Jahre hätte ich mir vorstellen können, dass wir dies von unterschiedlichen Städten aus machen müssten.

Als ich aus dem Tunnel auf den umzäunten, für Spieler und Mitarbeiter reservierten Parkplatz komme, sticht mir die Sonne in die Augen. Ich bin so erschöpft und so durcheinander, dass es sich anfühlt, als müsste es eigentlich Mitternacht sein. Gerade als ich meinen Wagen erreiche, klingelt mein Handy. Mein Bedürfnis, mit ihm zu reden, ist so groß, dass ich das Gespräch annehme, ohne erst auf das Display zu schauen. »Easton?«, sage ich atemlos.

»Was zum Teufel ist da drinnen passiert, Scout?«

Er weiß es.

»Dad.« Alles in mir sackt unter dem Gefühl der Niederlage in sich zusammen. Eigentlich ist mein Dad derjenige, um den ich mir Sorgen machen sollte, stattdessen wähle ich die ganze Zeit Eastons Nummer und nicht die meines Dads, um ihm zu erklären, was passiert ist.

»Ich höre Gerüchte. Was zum Teufel ist da drinnen passiert?«

Meine Füße und meine Stimme versagen mir den Dienst. Ich weiß, ich muss ihm sagen, dass ich mir da nicht ganz sicher bin. Das alles fühlt sich so surreal an.

»Es ist eine lange Geschichte.« Ich steige in meinen Wagen und erzähle ihm die Kurzversion. Selbst für meine Ohren klingt sie verdammt lächerlich.

Als ich geendet habe, herrscht am anderen Ende der Leitung Stille, eine Stille, die so schwer auf mir lastet wie die texanische Hitze, die durch die Windschutzscheibe meines Wagens strömt.

»Ich bin enttäuscht«, kommt sein tiefer Bariton schließlich durch die Leitung, gefolgt von seinem pfeifenden Atmen.

Strenge, mit der er die zerstörerische Schwäche darunter überspielt.

So ähnlich fühle auch ich mich.

»Ich habe getan, was ich für richtig hielt.« Meine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern, und ich bin den Tränen nahe bei diesen drei Worten, die kein Kind von seinen Eltern hören will. Ich bin enttäuscht.

»Was meinst du mit richtig?«, fragt er. »Richtig für dich oder richtig für Easton?«

»Dad.«

»Menschen, vor allem Männer, werden in deinem Leben kommen und gehen, aber Familie bleibt einem immer erhalten. Du musst in erster Linie tun, was für dich wichtig ist. Immer.«

Was er sagt, tut unglaublich weh, und einen Moment lang hasse ich ihn dafür. Hasse ihn, weil er mich dazu bringt, meine Entscheidung zu hinterfragen. Weil er meine Loyalität gegenüber beiden Männern infrage stellt.

Mir dreht sich der Magen um, aber ich schweige.

»Lügen ist eine der besten Methoden, eine Beziehung zu ruinieren.« Er hat keine Ahnung, wie sehr mir bei diesen Worten das Herz schmerzt, denn ich fürchte, ich habe gleich zwei Beziehungen zerstört. Die mit Easton und die mit den Aces.

»Es ist anders, als du …«

»Ich habe dich nur um eins gebeten, Scout. Ruf mich erst wieder an, wenn du mir berichten kannst, dass du es geschafft hast.«

»Wie bitte?«, kreische ich voller Panik. »Warte! Leg nicht auf. Wie? Ich meine, was soll ich …«

»Du gehst da morgen wieder hin und holst dir den verdammten Vertrag. Du kämpfst für das, was uns zusteht, und du lässt dich nicht abwimmeln.« Das sagt er voller Autorität, doch dann bekommt er einen heftigen Hustenanfall.

»Alles in Ordnung mit dir?«

»Du hast Beruf und Vergnügen miteinander vermischt, Scout. Du hast den Vertrag aufs Spiel gesetzt, weil du dich von deinen Gefühlen hast leiten lassen. Bring das in Ordnung und sichere dir den Vertrag für das nächste Jahr. Ruf mich erst wieder an, wenn du das geschafft hast.«

Er legt auf, und ich sitze in meinem Wagen mit dem Handy am Ohr, Tränen laufen mir die Wangen hinunter, und ich zweifle ganz grundsätzlich an mir. Ich habe keine Ahnung, wie ich die letzten beiden Stunden beurteilen soll.

Habe ich tatsächlich gerade den letzten Wunsch meines Dads torpediert, indem ich Easton den Vorrang gegeben habe?

»Was habe ich getan?«, flüstere ich, schließe die Augen und lehne den Kopf an die Kopfstütze, in dem Versuch, alles für ein paar Minuten auszublenden. Vergeblich. Eastons Gesichtsausdruck, als er in den Konferenzraum gestürmt kam, und die Worte meines Dads haben sich tief in mein Gehirn eingegraben.

Wenn jetzt bereits Gerüchte kursieren, muss ich unbedingt Easton erreichen und ihm das Wieso und Weshalb erklären, bevor er die falschen Schlüsse zieht. Der Adrenalinschub ist vorbei. Er ist abgelöst worden von der Angst, dass ich alles in großem Stil in den Sand gesetzt habe und mir niemand verzeihen wird.

Reiß dich zusammen, Scout.

Als es an meinem Fenster klopft, fahre ich erschrocken hoch. Ich starre den Mann an, der dort steht, mit frisch gebügeltem weißen Hemd mit Krawatte, verkniffenem Mund, einem ernsten Blick, der Antworten einfordert, sich vorbeugt und mir Zeichen macht, die Fensterscheibe hinunterzulassen.

»Wer sind Sie?«, rufe ich durch das Glas und wische mir verzagt die Tränen von den Wangen.

»Verdammt, machen Sie das Fenster auf. Und dann erklären Sie mir, was zum Teufel da drinnen passiert ist.«

»Wie bitte?« Ich werde mich hüten, für diesen Idioten das Fenster zu öffnen.

Er tritt einen Schritt zurück und hebt beschwichtigend die Hände, als wäre ihm gerade erst bewusst geworden, wie bedrohlich er wirken muss, und steckt die Hände in die Taschen. »Der Sicherheitsdienst ist gleich da drüben.« Er deutet mit dem Kopf auf Archie, der uns von seinem Kabuff aus beobachtet. Ich schaue hin, um mich zu vergewissern, dass er tatsächlich dort ist, und dann wieder zurück zu dem Mann, der Antworten von mir will. Langsam öffne ich die Wagentür, denn ich weiß, das hier hat mit Easton zu tun.

Offenbar gilt dies im Moment für alles.

Mir stellen sich die Nackenhaare auf.

Misstrauisch wappne ich mich für das, was sich mir nicht erschließt, steige aus dem Wagen und starre ihn an. Vergeblich versuche ich, meinen Gehirnwindungen zu entlocken, wer der Mann sein könnte.

»Sie sind keine Dalton.« Er schüttelt den Kopf. »Sie haben Easton gesagt, er wäre einsatzbereit, und dann bekomme ich einen Anruf, dass er verkauft worden ist? Wollen Sie mich verarschen? Doc hat seine Spieler immer um jeden Preis geschützt. Sie tun das ganz offensichtlich nicht. Was für ein Spiel treiben Sie da?«

Das Sie können mich mal erstirbt mir auf den Lippen, so schwer trifft mich sein Vorwurf. »Finn?« Eastons Agent starrt mich wütend an und nickt. »Wieso waren Sie nicht dort?«

Das ist eine einfache Frage. Doch jetzt, wo der Mann, den ich mir noch eine Stunde zuvor herbeigewünscht habe, damit er mir hilft, aus den Papieren schlau zu werden, auf einmal vor mir steht, traue ich ihm nicht. Er hätte dort sein sollen. Er hätte niemals zulassen dürfen, dass Easton das Papier unterschrieb, das ich gesehen habe. Ein guter Agent beschützt seinen Klienten mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln.

»Das ist eine gute Frage.«

Ich weiche einen Schritt zurück. »Und was soll das heißen?«

Er hat mir nicht geantwortet.

»Wieso erzählen Sie mir nicht, was da drinnen passiert ist, Scout?«

Steckt er mit denen unter einer Decke?

»Da waren Unterlagen …« Ich halte inne. Ich höre meinen Pulsschlag in meinen Ohren.

Wusste er Bescheid?

»Was für Unterlagen?«, hakt er nach.

Die Paranoia übernimmt das Kommando. Tränen drohen mir in die Augen zu schießen, und ich frage mich, ob ich dabei bin, den Verstand zu verlieren. Wieso habe ich kein Vertrauen zu der einzigen Person, der ich in Bezug auf Easton vertrauen sollte?

Aber er war nicht dort.

»Ich muss mit Easton reden.« Mehr bleibt mir nicht zu sagen. Ich sehe ihn einen Moment lang schweigend an, weitere vergeudete Zeit, in der ich eigentlich Easton suchen müsste.

»Dafür bleibt keine Zeit. Die Antworten brauche ich jetzt. Ich bin sein Agent, Scout. Sie können mir vertrauen.«

Ich denke an die Papiere. Die hingekritzelte Unterschrift, mit der diesen aberwitzigen Bedingungen zugestimmt wurde. Man sollte keinem Agenten trauen, der seinem Klienten rät, so etwas zu unterschreiben.

»Ihnen vertrauen?« Ich schüttele den Kopf und lache.

Er fixiert mich, die Hände zu Fäusten geballt, an seinem Kinn zuckt ein Muskel. »Was ist in diesem Raum passiert, Dalton?«, verlangt er zu wissen. Drohend kommt er einen Schritt auf mich zu, und ich spüre, wie frustriert er ist.

»Wären Sie da gewesen, wüssten Sie das bereits und wir würden uns vielleicht nicht in dieser Situation befinden, stimmt’s?«, herrsche ich ihn an, dann drehe ich mich um und steige in mein Auto. Meine Hände zittern so sehr, dass ich froh bin, mich am Lenkrad festhalten zu können.

Als ich aus dem Tor des Parkplatzes fahre und mich auf den Weg zu Easton mache, starrt er mir noch immer hinterher. Ich schlängle mich über den Parkplatz des Stadions, auf dem noch einige Besucher, die hier vorab gefeiert haben, ihre Cocktails austrinken, um dann hineinzugehen und das Spiel anzuschauen, von dem bereits einige Innings gespielt sind.

Während ich fahre, laufen mir Tränen über die Wangen. Ich habe nur noch wenig Hoffnung, dass ich das mit Easton wieder hinbekommen kann, aber meine Zweifel sind genauso unerträglich, wie es Eastons Gesichtsausdruck war. Er hat sich tief in meine Seele eingeprägt.

4

Easton

Scout hat ihnen gesagt, du seist nicht hundertprozentig einsatzfähig.

Finns Worte klingen mir in den Ohren. Genau wie das Lachen, das mir verging, als mir bewusst wurde, dass er das ernst meint.

Ich schwinge den Schläger. Holz trifft auf Leder und rote Säume. Mein Stöhnen hallt von den Betonwänden wider, und die Vibration, die beim Aufschlag entsteht, setzt sich in meinem Arm fort.

Deshalb hatte sie diesen Gesichtsausdruck, als ich in das Konferenzzimmer gestürzt kam. Schockiert. Schuldig.

Mein Handy klingelt. So wie schon die ganze Zeit. Die Reporter sind unerbittlich. Aber ich kann mich nicht aufraffen, die paar Meter zu gehen, um es auszuschalten.

Oder es in Stücke zu schmettern.

Easton. Immer wieder höre ich, wie ihre Stimme meinen Namen sagt und es übertönt, wie sie ihn gestern Morgen gestöhnt hat. Es ist wie Salz in meinen Wunden.

Wieder schwinge ich den Schläger. Treffe. Aber alles, was ich empfinde, ist Wut. Ich kenne nichts anderes mehr als rasende Wut. Ich bin unglaublich verletzt.

Das ist alles solch ein Schwachsinn.

Nutzloser, blödsinniger Schwachsinn.

Nichts ergibt Sinn außer ihrem Gesichtsausdruck, als ich hereinkam, um Tillman zur Rede zu stellen. Und das war? Schock, Schuld und weit aufgerissene Augen. Jetzt ergibt das alles einen Sinn.

Ich schwinge und verfehle.

Der Fernseher läuft weiter. Die Kommentatoren diskutieren die Geschwindigkeit von Drews Schläger. Ich blende es aus, kann den Fernseher aber nicht ausstellen. Es ist, als müsste ich Santiago hinter meiner Plate stehen sehen, um zu begreifen, dass das tatsächlich wahr ist.

Es ist alles viel zu viel.

Ich trete aus der Box heraus und schnappe mir die Flasche Jameson, die ich auf dem Vorsprung hinter mir abgestellt habe. Das Brennen des Whiskeys ist nichts im Vergleich zu dem Loch, das sich in meine Eingeweide brennt.

Ich betrachte die Flasche. Die schlechte Nachricht ist, dass sie halb leer ist. Die gute ist die, dass zumindest noch genügend flüssiges Novocain da ist, um mich zu betäuben. Und Himmel, wie dringend ich diesen Schmerz betäuben muss!

Wie konnte sie nur?

Die Maschine spuckt den Ball aus, und der trifft donnernd im selben Moment auf den Backstop, in dem mein Handy erneut zu klingeln beginnt. Vielleicht hatte es auch gar nicht aufgehört. Ich kann mich nicht erinnern, denn alles, was ich denken kann, ist: Sie hat Angst bekommen.

Ich habe ihr erzählt, dass ich dabei bin, mich ernsthaft in sie zu verlieben und habe sie gebeten, zu mir zu ziehen, verdammt noch eins, wo ich das noch nie zuvor irgendjemandem angeboten habe, und da hat sie es mit der Angst zu tun bekommen. Anstatt den Mut aufzubringen, mir zu sagen, dass sie das nicht kann, hat sie sich für den einfacheren Weg entschieden.

Sie hat sich meiner auf andere Weise entledigt.

Meine Brust schmerzt wie verrückt. Ein weiterer Schluck aus der Flasche. Der Schläger drückt auf die aufgeplatzten, nässenden Blasen in meinen nackten Handflächen. Der Schmerz ist mir willkommen, also packe ich den Schläger noch fester und trete zurück in die Box.

Der Ball kommt. Diesmal bin ich so wütend und so unkonzentriert, dass ich weit daneben schlage. Das Geräusch, mit dem der Schläger auf leere Luft trifft – wusch –, ist ohrenbetäubend, und ich bin froh, dass der Lärm in meinem Kopf kurzfristig übertönt wird.

Sie hat mich verraten, um mich wegzustoßen.

Weg von meinem Zuhause.

Weg von meinem Team.

Weg von meiner Familie.

Weg von ihr.

Ich sitze hier, und der Arsch geht mir auf Grundeis, während ich darauf warte, wo mein neues Zuhause sein wird, dabei ist doch dies mein Zuhause. Hier mit meinem Batting Cage und meiner Glaswand oben mit Blick auf das Stadion, von dem ich glaubte, ich würde immer in ihm spielen. Dies ist mein Zuhause. Ich kann nicht dort oben sein, wo ich sehe, was ich nicht sehen will. Wo das T-Shirt auf meinem Bett nach Scouts Parfüm duftet und auf dem Kopfkissen, das sie letzte Nacht aus Spaß geküsst hat, ihr Lippenstift prangt. Jetzt kommt mir das eher wie ein verdammtes Leuchtsignal vor, und ich frage mich, ob das nicht tatsächlich ihr Abschied war.

Als hätte sie es gewusst.

»Verdammt!«, brülle ich mit dem nächsten Schwingen, dann gehe ich weg von der Plate mit dem Schläger über der Schulter, während weiter das Zisch der Maschine ertönt, die noch immer alle zwanzig Sekunden Bälle ausstößt.

Wie soll ich mich jetzt um meine Mom kümmern?

Wieder setze ich den Jameson an die Lippen. Meine Hände schmerzen, und das Handyklingeln erinnert mich dauernd daran, dass Scout irgendwo am anderen Ende ist. Ich muss mich schwer zusammenreißen, dass ich nicht meinen Schläger nehme und es in tausend Teile zertrümmere. Nicht nur, damit ich es nicht mehr hören muss, sondern auch, damit ich nicht in Versuchung gerate, dranzugehen und ihre Stimme zu hören, nach der ich mich so sehr sehne.

Zisch. Wusch.

Gerade jetzt brauche ich jemanden, der mich versteht, und Scheiße ja, sie versteht mich.

Wie verkorkst bin ich bloß? Mein hysterisches Lachen hallt von den Betonwänden wider.

Zisch. Wusch.

Wieder fängt das Handy an zu klingeln, und ich tue das Einzige, was mir einfällt, um es auszublenden. Ohne das Brennen meiner offenen Blasen zu beachten, trete ich in die Box und schwinge den Schläger mit voller Kraft.

Stöhnen. Rums. Klingeln.

Wieder und wieder, bis sich meine Arme wie Gummi anfühlen und ich vor Erschöpfung fast zusammenbreche, aber noch immer fühle ich, und so schwinge ich erneut.

»Den Ball trifft keine Schuld, das weißt du schon?«

Zisch.

Der verdammte Finn. »Lass mich in Ruhe.«

»Gehst du jemals an dein Telefon?«

»Hätte ich mit dir reden wollen, hätte ich das getan.« Ich mache einen grottenschlechten Schlag und treffe den Ball nur am Rand. »Geh weg.«

»Es war entweder dein alter Herr oder ich, der den Hausverwalter dazu bringt, uns hier reinzulassen, und ich dachte mir, ich bin dir lieber.«

Zisch. Rums. Klingeln.

»Ich habe dir gesagt, dass ich erst mit dir reden will, wenn du Antworten hast, also rede, oder verpiss dich.« Diesmal stöhne ich, als ich schwinge, und ich bin so müde, dass ich auf der Stelle zusammenbrechen könnte, aber der Whiskey ist gerade viel verführerischer als schlafen.

»Ich habe mit dem Team gesprochen.«

Ich lasse den Schläger sinken und greife nach der Flasche. »Ich habe mit dem Team gesprochen«, äffe ich seinen förmlichen Ton nach, bevor ich trinke. »Wir reden hier über mein Leben, Finn, nicht über irgendwelche blöden Verhandlungen. Also sag schon: Weißt du, wohin sie mich verkauft haben?«

Zisch. Rums. Klingeln.

»New York? Florida? Minnesota?« Meine Stimme wird mit jeder Stadt lauter. Genau wie meine Wut immer größer wird. »Wie, Finn? Hast du schon Antworten für mich?« Ich drehe mich zu ihm um.

Zisch. Rums. Klingeln.

»Könntest du mal diesen ganzen Scheiß abstellen, damit ich mich konzentrieren kann?«, brüllt er.

Wir starren uns durch die Netze des Batting Cage hindurch an. Die Erinnerung, wie ich hier Sex mit Scout hatte, ist wie ein weiteres Messer in meinem Rücken.

Also richte ich die Aufmerksamkeit wieder auf Finn. Er sieht erschöpft aus, die Haare stehen ihm zu Berge, sein Hemd ist zerknittert und am Kragen nicht zugeknöpft, seine Augen sind müde, wo er doch sonst immer der Inbegriff von Perfektion ist. Gut. Zumindest bin ich nicht der Einzige, der total beschissen aussieht.

Zisch. Rums. Klingeln.

»Wieso warst du heute nicht dort?«, stelle ich ihm dieselbe Frage, die ich ihm bereits dreimal gestellt habe, und diesmal muss ich sein Gesicht sehen, wenn er antwortet.

»Vertraust du mir nicht?« Seine Stimme ist eiskalt, aber zum Teufel mit ihm.

»Ich habe gerade herausgefunden, dass Vertrauen und Loyalität heutzutage keine große Bedeutung haben«, erwidere ich und zucke genervt mit den Schultern.

Er tritt einen Schritt näher und krallt sich mit den Händen im Netz fest, sodass seine Arme über seinem Kopf hängen, und starrt mich durch das Netz an. »Mir wurde gesagt, die Sitzung würde erst zwei Stunde später beginnen, als sie tatsächlich stattfand. Ich habe noch mal alle meine Notizen kontrolliert. Die Nachrichten auf meinem Anrufbeantworter. Alle lauten drei Uhr nachmittags. Du hattest um zwei ein Spiel, warum also sollte die Konferenz erst danach beginnen? Ich hätte wissen müssen, dass irgendetwas nicht stimmte. Ich hätte nachfragen müssen. Tillman ist so ein hinterhältiges Arschloch.« Er schüttelt den Kopf und fährt sich mit der Hand durch das Haar. »Und Wylder, falls du mich jemals wieder beleidigst, indem du meine Loyalität infrage stellst, kannst du dir einen neuen Agenten suchen, verdammt noch mal.«

Die Schärfe in seiner Stimme überrascht mich und verrät mir, was ich wissen musste: Er steht wirklich auf meiner Seite.

»Tja, nun, irgendwas hat definitiv nicht gestimmt.« Ich ignoriere seine Drohung und lasse meinen Worten ein sarkastisches Lachen folgen.

Zisch. Bumm. Klingeln.

»Easton, mach bitte dieses Ding aus, damit wir reden können.«

Ich halte seinem Blick noch eine Sekunde länger stand, dann drehe ich mich um, um den Schalter an der Wand hinter mir zu betätigen. Das leise Surren der herunterfahrenden Maschine hallt durch den Raum, während ich zu meinem Handy gehe und es auf stumm schalte.

Als ich durchscrolle, füllt sich das Display mit verpassten Anrufen. Reporter. Teamkollegen. Finn. Mein Dad. Auf jeden Anruf kommen etwa fünf von Scout. Nachrichten auf dem Anrufbeantworter. SMS. Bei ihrem Anblick wird mir schwer ums Herz, denn an einer Sache gibt es keinen Zweifel, sie hat mich verraten.

Ich greife nach der Flasche, um den Schmerz zu betäuben, lasse mein Handy aber liegen, als ich zum ersten Mal seit drei Stunden aus dem Batting Cage trete. Ich gehe ins Badezimmer, ohne das Wort an Finn zu richten, und als ich wieder herauskomme, scheint er mich genauer in Augenschein zu nehmen.

»Du siehst scheiße aus.«

»Tja, kannst du mir das zum Vorwurf machen?« Ich zucke mit den Schultern und werfe einen Blick auf die Wand mit meinen Little-League-Trikots. Es ist so viel leichter, sie statt ihn anzuschauen. »Ich versuche nur, irgendeinen Sinn in dieser Scheiße zu erkennen, die keinen ergibt, also … wenn ich auch so aussehe, passt das doch.«

»Dieser verdammte Tillman.«

»Das ist sehr freundlich ausgedrückt.«

»Der Arsch will nicht vor morgen Vormittag mit mir reden. Ich habe einen Termin um neun Uhr. Neun Uhr!«, regt er sich auf. »Als wärest du irgendein Verstoßener und nicht ihr Topspieler.«

»Genau das verstehe ich nicht«, erwidere ich und trinke einen Schluck. »Es ist, als hätten sie nichts vorbereitet. Als hätten sie gar nicht damit gerechnet, mich zu verkaufen.«

»Darüber grüble ich auch schon die ganze Zeit nach. Da muss es irgendetwas geben, was wir übersehen.« Er verschränkt die Arme und lehnt sich mit den Hüften an die Wand. »In all meinen Jahren als Agent wurde einem nach einem Verkauf immer sofort gesagt, man solle seine Sachen packen und sich zum nächsten Team begeben. Mir haben sie nur gesagt, dass du bis morgen um zehn deinen Spind geräumt haben sollst.«

»Bevor die Jungs kommen«, schnaube ich. »So was Erbärmliches. Wäre ja auch zu unangenehm, wenn das Team zuschauen muss, wie loyal sein verdammter Verein zu den eigenen Spielern steht. Was ist mit Boseman? Welche Rolle spielt er in dem Ganzen, verdammt noch mal?«, frage ich nach dem Besitzer des Teams. Nach dem Mann, der für mich wie ein Onkel war und nicht aufzutreiben ist, wenn ich ihn am dringendsten brauche.

»Immer noch unterwegs am Amazonas, um sich neu zu erfinden oder irgend so ein Milliardärsschwachsinn. Ich habe ihm bestimmt ein Dutzend Mal auf den Anrufbeantworter gesprochen, nachdem ich bei Tillman vor morgen früh um neun keinen Termin bekommen konnte.«

»Scheiß Karma, Mann.« Als er versucht, mir die Flasche wegzunehmen, reiße ich sie hoch, damit sie außerhalb seiner Reichweite ist.

»Falls es dir nicht bewusst sein sollte, es ist erst sechs Uhr, East«, sagt er und deutet auf den fensterlosen Raum. »Du hast bereits eine ganze Flasche intus. Krieg dich wieder ein. Mach mal halblang.«

»Aha, deshalb bist du also hier … um mir den ganzen Spaß zu verderben?« Ich verdrehe die Augen.

»Du musst morgen früh halbwegs nüchtern sein.«

Ich starre auf die Hand, die er mir hinstreckt. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, hebe ich die Flasche langsam an die Lippen und grinse ihn störrisch an. »Es ist ja nicht so, als hätte ich eine Arbeit, zu der ich morgen müsste.«

»Das weißt du nie. Vielleicht setzen sie dich gleich morgen früh in ein Flugzeug nach Gott weiß wo …«

»Genau darum geht es, Finn«, brülle ich ihn an, die Arme weit ausgestreckt. »Gott weiß wo. Weißt du es? Die Geduld, und was sich wie mein Verstand anfühlt, ist mir schon vor Stunden abhandengekommen. Denn ich habe nicht die geringste Ahnung. Und du übrigens auch nicht. Das Ganze ist so was von bescheuert, egal wie man es betrachtet, und …«

»Schau, ich weiß, dass du wütend bist, aber wir müssen das Beste aus …«

»Wütend?«, brülle ich wie ein Irrer. Die Versuchung, die Flasche nach ihm zu werfen, ist größer als mein Bedürfnis, sie auszutrinken. »Verdammt, ich habe den Aces mein Herz und meine Seele geschenkt, und wofür? Wofür?« Es ist, als würde ein Tornado aus blinder Wut durch mich hindurchrasen. »Um weggegeben zu werden?«

»Ich weiß, Mann. Ich weiß. Für mich ergibt das auch keinen Sinn. Dein Dad macht mir Druck, die Presse sitzt mir im Nacken, und Scout weigert sich, mit irgendjemandem außer dir zu reden. Und währenddessen nimmt sich dieser verdammte Verein alle Zeit der Welt, um die Details deines Verkaufs bekannt zu geben. So etwas habe ich noch nie erlebt.«

Als ich ihren Namen höre, bleibe ich abrupt stehen. Der Verrat ist noch frisch und verwirrend, und ich weiß nicht, was zum Teufel ich davon halten soll, also renne ich hin und her, setze mich, springe wieder auf, kann einfach nicht stillhalten.

Das Lächeln und der Kuss von ihr, als sie meine Wohnung verließ, haben sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Wieso sollte sie mich anlügen?

Ich wechsle das Thema, muss es einfach, weil ich nicht mehr über sie nachdenken kann. »Und meine Mom? Wie soll ich mich um sie kümmern, wenn ich in …«

»Wir werden uns etwas einfallen lassen.«

»Und eine Wohnung finden …«

»Die meisten Teams bringen die Übergangsspieler irgendwo in der näheren Umgebung unter …«

»Und dann ist da noch …« Und dann ist da noch die verdammte Scout.

Oder besser, da war die verdammte Scout.

Ich muss mich bewegen, damit nicht alles in mir gar so heftig revoltiert bei dem Gedanken, dass das, was da zwischen uns war, vorbei ist. Finn lässt mich in Ruhe, bis ich stehen bleibe, den Kopf hängen lasse und versuche, das alles zu begreifen.

Er legt mir die Hand auf die Schulter und drückt sie aufmunternd. »Gehen wir nach oben. Ich besorge dir was zu essen, während du duschst. Dann können wir, wenn du willst, noch ein bisschen reden. Oder auch nicht.«

»Nein. Lass gut sein.« Ich bringe es nicht über mich, in den nächsten Stunden nach oben zu gehen. Die Lichter im Stadion werden noch brennen, für den Reinigungstrupp. Das muss ich nun wirklich nicht sehen, wie sie den Himmel erhellen und mich an das Spiel erinnern, das ich verpasst habe. Das Spiel, in dem ich mein Comeback feiern sollte. Außerdem bin ich nicht mal ansatzweise in der Lage, Scouts Sachen zu sehen, die überall in meiner Wohnung verteilt sind. Ich schüttele seine Hand ab und setze mich wieder in Bewegung.

»Komm schon, lass mich dir was zum Essen besorgen. Ich bestelle dir Sushi von deinem Lieblings …«

»Nein!« Noch mehr Erinnerungen kommen hoch. Scout auf der Couch, wie sie zum ersten Mal Sushi probiert. Scout, wie sie zwischen meinen Beinen sitzt und einen Film schaut. Scout, wie sie aus Glückskeksen eine Zukunft liest, die so unwahrscheinlich ist, wie mein Verkauf ein schlechter Traum. »Ich bin nicht hungrig.«

»Komm schon, lass mich irgendetwas tun«, sagt er flehend.

»Sieh zu, dass du Antworten bekommst.«

»Ich versuche …«

»Ich weiß, ich weiß. Ich verstehe nur nicht, wieso sie gelogen und behauptet hat, ich wäre nicht hundertprozentig fit, wenn sie mir noch gestern Abend … verdammt, noch heute Morgen«, schimpfe ich, mehr an mich selbst gerichtet, weil ich in diesem Betongrab jegliches Zeitgefühl verliere, »gesagt hat, sie könne kaum erwarten, mich wieder auf dem Spielfeld zu sehen.«

»Du hast mit ihr geschlafen?«, fragt Finn, als ihm die Bedeutung meiner Worte aufgeht. Habe ich wohl gerade die Katze aus dem Sack gelassen. Ich bleibe kurz stehen und ignoriere seine Frage.

»Vielleicht haben sie die Bedingungen ihres Vertrags geändert?«, grüble ich laut, als ich den Pitching Mound erreicht habe und mich umdrehe. »Vielleicht haben sie ihr gesagt, dass Doc Dalton den Vertrag für das Team nicht bekommen wird?«

»Ich dachte, du würdest sie gerade so ertragen«, hakt Finn nach, ohne auf meine Fragen einzugehen. »Ich dachte, du würdest dir Ohrstöpsel in die Ohren stecken und dir eins deiner blöden Hörbücher reinziehen, damit die Zeit vergeht, ohne dass du dich mit ihr unterhalten musst. Was zum Teufel ist daraus geworden, Easton?«

Er stellt sich mir in den Weg, und als ich um ihn herumgehe, packt er mich am Oberarm. Sofort hole ich mit dem anderen Arm aus und balle die Faust. Meine Wut verträgt keine weiteren Herausforderungen.

Er zuckt nicht zurück, obwohl ganz viel in mir eine Reaktion von ihm braucht. Stattdessen starrt er mir einen Moment länger in die Augen, bevor er den Blick auf meine Faust und dann wieder stirnrunzelnd auf meine Augen richtet. »Sag mir jetzt nicht, dass dich deine Physiotherapeutin in die Scheiße geritten hat wegen irgend so einem Schwachsinn von verschmähter Liebe.«

Langsam lasse ich den Arm sinken und fahre mir mit der Hand über das Gesicht, gebe aber keine Antwort.

»Willst du mich verarschen?« Er lacht ungläubig auf. Ich kehre ihm den Rücken zu und starre die Fotos von meinem Dad und mir an, beide in unseren Aces-Trikots, an unserem letzten gemeinsamen Tag auf dem Spielfeld, bevor er sich vom aktiven Sport zurückgezogen hat. Finn stöhnt, und ich kann hören, wie er hin und her tigert. »Was ist passiert? Hast du dich mit ihr amüsiert, und das war’s, während sie sich wer weiß was für Hoffnungen auf dich gemacht hat?«

»Nicht ganz.« Ich sehe sie wieder in meinem Schlafzimmer stehen, wie sie ihren Lockenstab in ihre Tasche packt, an den Füßen diese heißen Schuhe, auf den Lippen dieses schüchterne Lächeln, das sich in ein schockiertes O verwandelte, als ich sie bat, bei mir einzuziehen.

»Was dann? Jetzt rück schon raus mit der Sprache, East, damit ich weiß, womit ich es hier zu tun habe.«

»Hör auf zu fragen.«

»Nein. Ich werde nicht aufhören.« Er tritt vor mich hin und reißt mir die Flasche aus der Hand. »Das hier ist mein Job. Dass ich den Dingen auf den Grund gehe, damit ich mir die nächsten Schritte überlegen kann, während du auf dem Spielfeld, wo auch immer sie dich hinschicken, stehst. So funktioniert das. Was zum Teufel ist also hier passiert, Easton? Ich muss wissen, wo ich anfangen soll.«

Ich beiße die Zähne zusammen und schüttele den Kopf, weil ich meine Niederlage nicht laut eingestehen möchte. Ich sehe, wie sich die Rädchen in seinem Kopf drehen und er Überlegungen anstellt. Erneut versucht er zu raten.

»Sie hat dir gesagt, dass sie dich liebt, und du hast geantwortet, dass sie sich das abschminken kann, und so hat sie sich dann dafür gerächt, dass du dich auf niemanden einlassen willst?«

Mein Stolz liegt im Widerstreit mit der Notwendigkeit, ihm die Wahrheit zu sagen, die ich lieber für mich behalten würde. »Tatsächlich war es genau umgekehrt.« Meine Stimme ist nur ein Flüstern, aber so, wie er die Augen aufreißt und mich verblüfft anstarrt, hat er mich laut und deutlich gehört.

»Ach du Scheiße«, sagt er mitfühlend.

»Ja.« Ich zucke mit den Schultern und wende mich von ihm ab. »Ich habe mein Team verloren und bin von meinem Mädchen verarscht worden, und das alles an einem Tag, also lass mich in Ruhe und gib mir gefälligst meine Flasche zurück.«

»Tut mir leid, Mann. Das ist echt hart.« Er reicht mir die Flasche und schweigt, während er so intensiv nachdenkt, dass ich förmlich hören kann, wie sich die Rädchen in seinem Hirn drehen. Aber vielleicht liegt das auch nur am Jameson. »Das ergibt noch immer keinen Sinn. Wenn du nicht hundertprozentig fit und wieder auf dem Spielfeld bist, dann bekommt Daltons Physiotherapie auch nicht den Vertrag … wenn sich an diesen Bedingungen also nichts geändert hat, hat sie sich ins eigene Fleisch geschnitten.«

»Genau«, knurre ich frustriert. »Deshalb habe ich ja auch keine Erklärung.«

»Es gibt da eine Möglichkeit, es herauszufinden.« Er deutet auf mein Handy.

»Verdammt, ich will gerade nicht mit ihr reden.« Ich gebe mir alle erdenkliche Mühe, mir das selbst abzukaufen.

»Reiß das Pflaster runter. Es ist besser, Bescheid zu wissen, als zu grübeln.«

»Nein.« Ich bin unnachgiebig. Oder zumindest ist es mein Ton, denn eigentlich will ich sie zur Schnecke machen und sie gleichzeitig in die Arme nehmen.

Da muss der Alkohol aus mir sprechen.

»Ich lasse dich heute Abend in Ruhe, aber wir brauchen von irgendjemandem Antworten, denn dem, was morgen früh aus Tillmans Mund zu vernehmen sein wird, werde ich garantiert nicht den geringsten Glauben schenken.«

Meine Antwort besteht aus einem Grunzen.

»Wir können morgen früh reden, bevor ich zu dem Termin gehe.« Er geht ein paar Schritte Richtung Aufzug. »Kommst du klar?«

»Ja. Ich mache noch ein paar Runden mit der Maschine.« Selbst das scheint mir keine Ablenkung mehr darzustellen.

»Okay. Ich lasse dir in Kürze was zu essen liefern.« Er schaut auf die Uhr, dann richtet er den Blick wieder auf mich. »Ich versuche, es erst liefern zu lassen, wenn die Stadionbeleuchtung aus ist.«

Er weiß Bescheid. Versteht und glaubt nicht, dass es mich kalt lässt.

»Danke, Finn.«

»Ruh dich ein bisschen aus.«

Ich sehe zu, wie sich die Aufzugtüren hinter ihm schließen, und trinke die Flasche leer. Meine Hände tun mörderisch weh, aber ich gehe trotzdem zum Cage. Mit dieser Art Schmerz kann ich umgehen.

Daran bin ich gewöhnt.

»Es müssen die verdammten Papiere sein«, lässt mich Finns Stimme zusammenschrecken, als ich gerade nach einem neuen Schläger greife, um ihn auf Splitter zu untersuchen. »Das muss der Haken sein.«

»Wie bitte?«

»Ich wusste, dass Tillman dich über den Tisch gezogen hat. Ich hatte da so ein komisches Gefühl, als ich die Ergänzung bekam, die du unterschrieben hast. Ich wollte damit zu Boseman gehen, aber du hast mir gesagt, ich soll es bleiben lassen … Aber, East, ich glaube, da liegt der Schlüssel.«

»Wie bitte?« Sprich Klartext, bitte.

Er bewegt sich mit einer Zielstrebigkeit durch den Raum, die mir zeigt, dass ihm etwas klar geworden ist, aber das ist nicht sonderlich aufregend, nicht einmal wenn es stimmt. Ich bin trotzdem verkauft. Trotzdem aus meinem Leben hier gerissen. »Du musst jetzt gut nachdenken«, sagt er mit ernster Stimme und schaut mich durchdringend an, bekommt von mir aber nur ein Glucksen zu hören.

»Die Flasche ist leer.« Ich werfe sie hoch, und sie landet mit einem dumpfen Knall auf der Grasnarbe. »Glaubst du, ich könnte mich im Moment an irgendetwas erinnern?«

»Ich meine das verdammt ernst, E. Du hast mir erzählt, du hättest, nachdem du verletzt wurdest, Papiere unterzeichnet. Der Verein hat mir Kopien geschickt. Es war ein zweiseitiges Dokument mit deiner Unterschrift auf der zweiten Seite.«

»Nicht schon wieder dieser Mist«, stöhne ich. »Das Thema haben wir doch schon hundertmal durchgekaut, Finn. Ich habe Scheiße gebaut. Ich habe auf der gestrichelten Linie unterschrieben, und jetzt muss ich eben die Konsequenzen tragen.«

»Genau so ist es. Du hast auf der gestrichelten Linie unterschrieben. Aber wie viele gestrichelte Linien gab es? Du hast immer von Papieren gesprochen – Plural –, und ich bin immer davon ausgegangen, dass du die beiden Seiten gemeint hast, die ich bekommen habe. Aber jetzt kam mir gerade der Gedanke … wie Scout ›die Papiere‹ gesagt hat, als hätten sie eine ganz spezielle Bedeutung. Erinnerst du dich, wie oft du unterschrieben hast?«

Mir dreht sich der Kopf – vom Jameson und von seiner Frage. Ich denke zurück, kann mich aber nur an den Schmerz erinnern, dann bin ich in Ohnmacht gefallen, kam im Umkleideraum wieder zu mir, vor mir die Papiere, ein Stift wurde mir in die Hand gedrückt, ich konnte kaum etwas erkennen. »Verdammt, Finn …«

»Es ist wichtig, Easton.«

Die Wörter auf den Linien flossen ineinander. Mein Bedürfnis nach Schmerzmitteln war größer als mein Bedürfnis, sie zu verstehen.

»Zweimal, vielleicht dreimal. Aber zweimal auf jeden Fall.«

»Verdammt noch mal!« Er knallt die Faust in die Handfläche, dass es im Raum widerhallt. »Das stinkt alles nach Tillman. Er hat dich irgendwie ausgetrickst. Ich weiß es. Ich wette mit dir, dass Scout es gesehen hat.«

»Und du warst nicht da.« Das sage ich vorwurfsvoll, obwohl er mir den Grund bereits genannt hat. Ich habe es so satt, Entschuldigungen zu hören, schließlich ist meine Welt völlig aus den Fugen geraten, erst durch ein Foul und jetzt vermutlich durch einen üblen Trick.

»Ich bringe das wieder in Ordnung«, sagt er, aber ich starre ihn nur ausdruckslos an, denn ich weiß, das kann er nicht. »Wenn du nicht mit Scout reden willst, dann tue ich es.«

»Tu was du willst. Dadurch wird sich nicht das Geringste ändern«, murmele ich.

»Aber ich werde Munition haben, wenn ich dort morgen reingehe, und nicht nur einen leeren Lauf.« Er zieht sein Handy heraus. »Wie lautet ihre Adresse?«

»Kannst du einfach gehen?«

»Ja. Natürlich. Ich bin auf der richtigen Spur. Ich kann es riechen. Ich werde mit ihr reden, East, und der Sache auf den Grund gehen.« Er hört auf zu lächeln, weil ich nicht so begeistert über seine Entdeckung bin wie er. Aber das bin ich nun mal nicht.

Ich bin am Boden zerstört.

Tränen brennen mir in den Augen, aber ich schiebe den Mist so schnell wie möglich von mir, denn er ist es nicht wert, deswegen zu heulen.

Frauen kommen und gehen.

Teams sind Teams. Ich kann noch immer überall spielen.

Aber es handelt sich nicht um irgendeine Frau. Sondern um Scout. Die, die mich versteht.

Und es handelt sich nicht um irgendein Team. Sondern um die Aces. Die, deren Blut schon in meinen Adern floss, bevor ich geboren wurde.

Was zum Teufel geht da ab?

5

Scout

Es tut mir leid, Scout. Er empfängt gerade überhaupt keine Besucher.

Es ist dieselbe Antwort, die ich bekommen habe, als ich nach der Sitzung in aller Eile hierhergefahren bin und die ich jedes Mal wieder zu hören bekam, wenn ich versucht habe, mir Zugang zum Gebäude zu verschaffen.

Eastons Gesichtsausdruck verunsichert mich noch immer, und so stehe ich auf der anderen Straßenseite und beobachte Alec, den Portier von Eastons Haus, wie er seiner Aufgabe nachkommt. Derselbe Mann, der noch heute Morgen, als ich zum Stadion aufbrach, mit mir herumgewitzelt hat, schickt jetzt konsequent alle Leute weg. Reporter. Teamkollegen. Mich.

Wieder werfe ich einen Blick auf mein Handy, für den Fall, dass Easton mir zurückgesimst hat. Ich weiß, dass er das nicht hat, denn ich halte es fest in der Hand, aber ich schaue trotzdem.

Es hat durchaus ein paarmal geklingelt. Anrufe von Finn, der Antworten verlangt. Anrufe von Reportern, die über mich Easton erreichen wollen. Ein Anruf von Tino, der wissen will, was zum Teufel passiert ist. Anrufe von allen, die ich nicht will, und keiner von dem, den ich will.

Also habe ich mich auf dies hier zurückgezogen. Ich sitze in der Dunkelheit gegenüber von seinem Haus, mir ist schlecht, auf meinen Wangen trocknet das Salz von meinen Tränen, und meine Hoffnung schwindet allmählich, während ich darauf warte, dass Alecs Schicht endet und Simons beginnt.