Winnetou. Zweiter Band - Karl May - E-Book + Hörbuch

Winnetou. Zweiter Band E-Book und Hörbuch

Karl May

4,9

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Beschreibung

Der große Apatschenhäuptling besteht mit seinem Blutsbruder Old Shatterhand weitere aufregende Abenteuer. Wir lernen berühmte Westmänner kennen, den Fährtensucher Old Death und den Trapper Old Firehand, und begegnen alten Bekannten: Sam Hawkens, Dick Stone und Will Parker. Die vorliegende Erzählung spielt Mitte der 60er-Jahre des 19. Jahrhunderts. "Winnetou. Zweiter Band" gehört zu einer dreiteiligen Reihe. Weitere Bände: "Winnetou. Erster Band" (Band 7) und "Winnetou. Dritter Band" (Band 9)

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Seitenzahl: 791

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Zeit:16 Std. 55 min

Sprecher:Heiko Grauel

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KARL MAY’s

GESAMMELTE WERKE

BAND 8

WINNETOU

ZWEITER BAND

REISEERZÄHLUNG

VON

KARL MAY

Nach der Fassung von 1962 neu herausgegeben

von Lothar und Bernhard Schmid

© 2001 Karl-May-Verlag

ISBN 978-3-7802-1508-6

KARL-MAY-VERLAG

BAMBERG • RADEBEUL

1. Der Henrystutzen

Als ich mich von Winnetou trennte, konnte ich nicht ahnen, dass es Monate dauern würde, bis ich meinen roten Freund und Blutsbruder wiedersah. Der weitere Verlauf der Ereignisse gestaltete sich nämlich ganz anders, als ich damals dachte.

Wir, Sam Hawkens, Dick Stone, Will Parker und ich, gelangten nach einem wahren Gewaltritt an die Einmündung des Süd-Arms in den Red River, den Winnetou den Rio Boxo de Natchitoches genannt hatte. Hier erwarteten wir, einen Apatschen Winnetous anzutreffen. Leider ging diese Hoffnung nicht in Erfüllung. Wir fanden vielmehr am vereinbarten Ort statt des erhofften Boten die Leichen der beiden Traders, die uns Auskunft über das Dorf der Kiowas gegeben hatten. Sie waren erschossen worden, und zwar von Santer, wie ich später erfuhr.

Da uns der Apatsche keine Weisung hinterlassen hatte, wussten wir nicht, wo er sich befand, konnten ihm demnach nicht folgen und wendeten uns zum Arkansas hinüber, um auf dem geradesten Weg nach St. Louis zu kommen. Es tat mir aufrichtig leid, den Freund jetzt nicht wiedersehen zu können, doch es lag nicht in meiner Macht, das zu ändern.

Nach langem Ritt kamen wir eines Abends in St. Louis an. Mein erster Gang war zu meinem alten Mr. Henry. Als ich in seine Werkstatt trat, saß er bei der Lampe an der Drehbank und überhörte das Geräusch, das ich beim Öffnen der Tür verursachte.

„Good evening,Mr. Henry!“, grüßte ich, als sei ich erst gestern zum letzten Mal bei ihm gewesen. „Seid Ihr mit dem neuen Stutzen bald fertig?“

Dabei setzte ich mich auf die Ecke der Bank, geradeso, wie ich es früher oft getan hatte. Er fuhr von seinem Sitz auf, starrte mich eine Weile wie abwesend an und schrie dann vor Freude aus: „Ihr – Ihr – Ihr seid es? Ihr seid da? Der Hauslehrer – der Surveyor – der – der verteufelte Old Shatterhand!“

Dann warf der Alte seine Arme um mich, zog mich an sich und drückte mich, dass mir fast der Atem verging.

„Old Shatterhand? Woher kennt Ihr diesen Namen?“, erkundigte ich mich, sobald er ein wenig ruhiger geworden war.

„Woher? Das fragt Ihr noch? Es wird ja überall von Euch erzählt. Ihr Schwerenöter! Seid ein Westmann geworden, wie er im Buch steht! Mr. White, der Ingenieur der nächsten Abteilung, war der Erste, der Nachricht von Euch brachte; war voll Lob über Euch, das muss ich sagen. Die Krone aber hat Euch Winnetou aufgesetzt.“

„Wieso?“

„Hat mir alles erzählt – alles!“

„Erzählt? War Winnetou denn hier?“

„Natürlich war er hier!“

„Wann denn?“

„Vor drei Tagen. Ihr hattet ihm von mir berichtet, von mir und dem alten Bärentöter, und dann konnte er St. Louis nicht berühren, ohne mich zu besuchen. Hat mir geschildert, was Ihr erlebt und geleistet habt. Büffelbulle, Grizzly und so weiter! Habt sogar die Würde eines Häuptlings errungen!“

In diesem Ton ging es noch einige Zeit fort und es half nichts, dass ich Henry verschiedene Male unterbrach. Er umarmte mich wieder und immer wieder und freute sich riesig darüber, dass er es gewesen war, der meinem Lebensweg die Richtung in den Wilden Westen gewiesen hatte. Endlich bequemte er sich dazu, mir zu erzählen, was ihm Winnetou von der Verfolgung Santers berichtet hatte.

Die Kanufahrt des Verfolgten war so rasch vor sich gegangen, dass er die Mündung des Süd-Armes zugleich mit den Händlern erreichte, obgleich sie das Dorf Tanguas weit früher verlassen hatten. Er war gezwungen gewesen, auf die Nuggets Winnetous zu verzichten, und so trachtete er danach, sich anderweit die nötigen Mittel zu verschaffen. Da kamen ihm die Händler mit ihren Waren eben recht. Santer erschoss die zwei ahnungslosen Männer wahrscheinlich aus dem Hinterhalt. Hierauf machte er sich mit ihren Mauleseln aus dem Staub. Das alles las Winnetou aus den Spuren, die er an jener Stelle vorfand.

Der Mörder hatte sich nichts Leichtes vorgenommen, denn die Beförderung so vieler Packtiere über die Savanne ist für einen einzelnen Menschen mit großen Schwierigkeiten verknüpft. Dazu kam, dass Santer zur Eile gezwungen war, weil er die Verfolger hinter sich wusste. Unglücklicherweise, vom Standpunkt des Apatschen betrachtet, trat ein mehrtägiger Regen ein, der alle Spuren verwischte, sodass sich Winnetou nicht mehr auf sein Auge, sondern nur noch auf Vermutungen und Berechnungen verlassen konnte. Wahrscheinlich hatte Santer, um seinen Raub zu verwerten, eine der nächstliegenden Niederlassungen aufgesucht und so blieb dem Apatschen nichts übrig, als diese Ansiedlungen nacheinander abzureiten.

Erst nach einer Reihe von verlorenen Tagen fand er auf Gaters Faktorei die verschwundene Spur wieder. Santer war da gewesen, hatte alles verkauft und ein gutes Pferd erworben, um auf der damaligen Red-River-Straße in den Osten zu reiten. Winnetou verabschiedete also seine Apatschen, die ihm nur hinderlich sein konnten, schickte sie in die Heimat zurück und nahm die weitere Verfolgung allein auf.

Der Häuptling hatte Santers Spur von jener Farm an nicht wieder verloren und war ihr in Eilritten bis St. Louis gefolgt, von wo aus sie nach New Orleans führte. Seine Eile war der Grund, dass er früher nach St. Louis gekommen war als ich. Er hatte bei Henry hinterlassen, ich solle gleichfalls nach New Orleans kommen, wenn ich Lust dazu hätte, er könne mir aberwegen der zunehmenden Unsicherheit im Süden nicht dazu raten. Amerika stand nämlich kurz vor dem Ausbruch des Bürgerkriegs. Und so hatte Winnetou seiner Botschaft noch die Bemerkung hinzugefügt, er werde auf alle Fälle später an Mr. Henry Nachricht geben, wo er zu finden sei.

Was sollte ich tun? In St. Louis warten? Nein. Man konnte nicht wissen, wann Nachricht von Winnetou kam. Ihm nach New Orleans folgen? Davon hatte er mir selbst abgeraten. Und außerdem hatte ich als Deutscher, der in der Sklavenfrage mit dem rebellischen Süden nicht gleicher Meinung sein konnte und darum von vornherein verdächtig war, keine Lust, mich Verwicklungen auszusetzen, deren Ausgang nicht vorherzusehen war. Meine Angehörigen in der Heimat aufsuchen, die der Unterstützung bedurften? Das wäre vielleicht das Nächstliegende gewesen. Aber...

Ich hatte den Atem der Savanne getrunken, doch nicht lange genug, um ihrer Lockungen überdrüssig geworden zu sein. Außerdem war ich jung und es reizte mich, die Kenntnisse, die ich mir im Wilden Westen angeeignet hatte, auf eigene Faust zu verwerten. Und das im Besitz eines vortrefflichen Gewehrs und eines Pferdes, das weit und breit seinesgleichen nicht hatte.

Der Gedanke war mir kaum gekommen, so stand mein Entschluss fest. Henry war jedoch der Letzte, mir davon abzuraten. Im Gegenteil, er griff den Plan mit einer wahren Begeisterung auf und spann ihn endlos weiter, entsprach er doch dem, was Henry von Anfang an meine Berufung genannt hatte.

Zunächst galt es freilich meine geschäftlichen Obliegenheiten zu erledigen. Schon zeitig am nächsten Morgen saß ich mit Hawkens, Stone und Parker hinter jener Glastür, wo man mich damals ohne mein Wissen geprüft hatte. Mein alter Henry hatte es sich nicht nehmen lassen mitzugehen. Da gab es denn zu erzählen, zu berichten, zu erklären, und es stellte sich heraus, dass unsere Abteilung die merkwürdigsten und gefährlichsten Erlebnisse gehabt hatte. Freilich war ich als der einzige Surveyor übrig geblieben.

Als es an die Regelung der Geldfrage ging, gab sich Samalle Mühe, eine Sondervergütung für mich herauszuschlagen, doch vergeblich. Wir bekamen unser Geld sofort, aber keinen einzigen Dollar mehr, obwohl ich sämtliche Zeichnungen und auch die Messgeräte ablieferte, und ich gestehe aufrichtig, dass ich die mit solcher Mühe angefertigten und geretteten Karten und Aufzeichnungen nicht ohne ein Gefühl ärgerlicher Enttäuschung abgab. Die Herren hatten fünf Surveyors angestellt, bezahlten aber nur einen und strichen den Lohn der vier übrigen in ihre Taschen. So billig bekamen sie das volle Ergebnis unserer Gesamtarbeit in die Hände – oder vielmehr das Ergebnis meiner Überanstrengung. Sam ließ deshalb eine geharnischte Rede los, erreichte aber dadurch weiter nichts, als dass er ausgelacht und samt Dick und Will unter glatten Redensarten zur Tür hinausgeschoben wurde. Ich ging mit ihnen, um eine Erfahrung reicher, und schwieg. Übrigens war die Summe, die ich erhalten hatte, für meine Verhältnisse bedeutend.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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