Winnetous Erben - Karl May - E-Book

Winnetous Erben E-Book

Karl May

4,4

Beschreibung

In dieser letzten Reiseerzählung Karl Mays finden Eindrücke von seiner Amerikareise 1908 ihren Niederschlag. Die Bedeutung früherer Geschehnisse um den edlen Indianer Winnetou tritt hervor, und das große Menschheitsproblem erfährt am Beispiel der roten Rasse seine gerechte Lösung. Zu Karl Mays Lebzeiten im Verlag Friedrich E. Fehsenfeld erschien dieser Band unter dem Titel "Winnetou. 4. Band"!

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KARL MAY’s

GESAMMELTE WERKE

BAND 33

WINNETOUS

ERBEN

REISEERZÄHLUNG

VON

KARL MAY

Herausgegeben von Roland Schmid

© 1960 Karl-May-Verlag

ISBN 978-3-7802-1533-8

Die vorliegende Reiseerzählung, die 1909 geschrieben wurde, spielt im Jahre 1908. Die beigefügte Kartenskizze veranschaulicht das Gebiet des Mount Winnetou und seiner für die Handlung wichtigen Umgebung.

VORZEICHEN

Es war in der Frühe eines schönen, warmen, hoffnungsreichen Frühlingstages. Ein lieber, lieber Sonnenstrahl schaute mir zum Fenster herein und sagte „Grüß dich Gott!“ Da kam das ,Herzle‘ aus ihrem Erdgeschoss herauf und brachte mir die erste Morgenpost, die soeben vom Briefträger abgegeben worden war. Sie setzte sich mir gegenüber, wie alltäglich mehrere Male, und öffnete die Briefe, um mir den Inhalt vorzulesen. Aber noch ehe sie damit beginnen kann, höre ich die Frage klingen: „Wer ist das ,Herzle‘? So heißt doch eigentlich niemand. Das muss ein Kosename sein.“

Ja, es ist allerdings ein Kosename. Er stammt aus dem ersten Band meiner ,Erzgebirgischen Dorfgeschichten‘.[1] Da kommt ein ,Musterbergle‘, ein ,Musterdörfle‘, ein ,Mustergärtle‘ und ein ,Musterhäusle‘ vor, in dem das ,Herzle‘ mit ihrer Mutter wohnt. Dieses ,Herzle‘ ist der, wenn auch nicht körperliche, aber doch seelische Abglanz meiner Frau, und wenn ich das Porträt, indem ich an ihm arbeitete, so lieb gewann, dass ich es ,Herzle‘ nannte, so versteht es sich wohl ganz von selbst, dass dieser Name so nach und nach auch auf das Original überging. Doch nicht für alle Fälle! Nämlich wenn Wolken am Himmel stehen, an denen ich aber immer nur selbst schuld bin, so sage ich ,Klara‘. Sind diese Wolken im Verschwinden, so sage ich ,Klärchen‘. Und sind sie weg, so sage ich ,Herzle‘. Meine Frau aber sagt zu mir niemals anders als nur ,Herzle‘, weil sie eben niemals Wolken macht.

Sie hat, während das Obergeschoss meine Zimmer enthält, das ganze Erdgeschoss des Hauses inne. Da waltet sie als unermüdlicher, fleißiger Wirtschaftsengel, empfängt die immer zahlreicher werdenden Besuche meiner Leser und beantwortet die vielen Briefe, deren eigenhändige Erledigung mir selbst unmöglich ist. Vorgelesen aber werden sie mir alle, wobei sie derart zu verfahren pflegt, dass die besonders wichtigen einstweilen beiseite gelegt und bis zum Schluss der Vorlesung aufgehoben werden.

So auch heute. Als alles andere erledigt war, blieben zwei Sachen, die uns gleich beim ersten Blick als Besonderheiten erschienen und darum ausgeschieden worden waren, nämlich ein Brief aus Amerika und ein anthropologisches Fachblatt aus Österreich. Im letzten war die Überschrift eines längeren Artikels durch Blaustrich hervorgehoben. Sie lautete: „Das Aussterben der indianischen Rasse in Amerika und ihr gewaltsames Verdrängen durch die Kaukasier und Chinesen.“ Ich bat das Herzle, den Artikel sogleich vorzulesen, denn ich hatte zufällig Zeit dazu. Sie tat es. Der Verfasser war ein wohlbekannter, hervorragender Universitätsprofessor. Er schrieb mit großer Herzenswärme, und alles, was er über die ,Roten‘ sagte, war nicht nur wohlwollend, sondern auch gerecht. Ich hätte ihm dafür die Hand drücken mögen. Aber er beging einen Fehler, der ebenso allgemein wie unbegreiflich ist. Nämlich er verwechselte die Indianer der Vereinigten Staaten mit der ganzen Rasse, die über Nord- und Südamerika ausgebreitet liegt. Er verwechselte ferner den seelischen Schlaf der Rasse mit ihrem körperlichen Tode. Und er schien die Hauptaufgabe des Menschengeschlechtes in der Entwicklung der völkerschaftlichen Sonderheit und Individualität zu suchen, nicht aber in der sich immer mehr ausbreitenden Erkenntnis, dass alle Stämme, Völker, Nationen und Rassen sich nach und nach zu vereinigen und zusammenzuschließen haben zur Bildung des einen, einzigen, großen, über alles Animalische hoch erhabenen Edelmenschen. Erst dann, wenn die Menschheit sich von innen, also aus sich selbst heraus, zu dieser harmonischen, von Gott gewollten Persönlichkeit geboren hat, wird die Schöpfung des wirklichen ,Menschen‘ vollendet sein und das Paradies sich uns, den bisher Sterblichen, von neuem öffnen.

Der Brief aus Amerika war höchstwahrscheinlich im ,Fernen Westen‘ zur Post gegeben worden, aber wo, das war an dem ungeöffneten Umschlag nicht zu ersehen, denn beide Seiten zeigten so viele Stempel und mit der Hand geschriebene Ortsnamen, dass alles unleserlich geworden war. Nur die Adresse hatte, wohl infolge ihrer echt indianischen Kürze, ihre ursprüngliche Deutlichkeit behalten. Sie bestand nur aus drei Worten und lautete:

May.

Radebeul. Germany.

Wir öffneten den Umschlag und zogen ein Stück Papier heraus, das sichtlich mit einem großen Messer, wahrscheinlich einem Bowieknife, beschnitten und dann zusammengefaltet worden war. Es enthielt folgende Zeilen in englischer Sprache, die ich natürlich verdeutsche; sie waren von einer schweren, ungeübten Hand mit Bleistift geschrieben:

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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