Winter der Lügen - Kerstin Ekman - E-Book

Winter der Lügen E-Book

Kerstin Ekman

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Beschreibung

Die Bewohner des Mietshaus stehen vor einem Rätsel: Warum will der Hausmeister Pär Lindholm niemanden ins Zimmer der verschwundenen Vermieterin Agda Wallin lassen? Und weshalb hat man seit Wochen nichts mehr von der Alten gehört? Sie bleibt spurlos verschwunden, woran der Winter mit seinem Schnee nicht ganz unschuldig ist, denn der verbirgt eine Leiche und damit auch Pärs Geheimnis. Bis ihm schließlich eine Bewohnerin auf die Schliche kommt … »Kühl, präzise und mit fanatischer Detailgenauigkeit, dabei fast wortkarg, analysiert die Autorin das Sterben der inneren Natur des Menschen, das einhergeht mit dem der Gesellschaft, in der er lebt.« Die Welt

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Veröffentlichungsjahr: 2016

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Übersetzung aus dem Schwedischen von Hedwig M. Binder

ISBN 978-3-492-98312-9 Oktober 2016 © 1976 Kerstin Ekman Titel der schwedischen Originalausgabe: »Pukehornet«, Bonniers, Stockholm 1967 Deutschsprachige Ausgabe: © 1997 Piper Verlag GmbH, München erschienen im Verlagsprogramm Malik Diese Ausgabe: © Piper Fahrenheit, ein Imprint der Piper Verlag GmbH, München 2016 Covergestaltung: FAVORITBUERO, München Covermotiv: © Michal Skowronski Datenkonvertierung: CPI books GmbH, Leck

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

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I

1  Wenn sie hinfällt, bleibt sie liegen, pflegte Pär Lindblad zu sagen und mit seinem Zigarillo einen Kreis zu beschreiben, um ihre Leibesfülle anzudeuten. Es war schon recht bemerkenswert: Sie war so dick, daß sie nicht allein aufstehen konnte.

Wie sieht sie nackt aus, Päron? Stimmen wie Fleischfliegen um ein großes Freßpaket. Das, was die Welt von ihr sah, waren ihre dunkle Kleidung – riesige Stoffmassen an Röcken, die immer locker saßen, Pullover und saubere, hochgeschlossene Blusen –, der Kopf mit dem schütteren, straff gekämmten Haar und dem Zopfkringel im Nacken. Und die Augen.

Päron, du betreust sie doch, du mußt sie wohl auch noch waschen, was? Wie, zum Kuckuck, sieht sie aus?

Davon erzählte er nie. Er brachte nie die Sprache darauf. Sechsundsiebzig, das ist altes Fleisch. Sie bestand nur aus Fett und Kopf, und niemand hätte aufgrund einer Beschau ihres Körpers oder einer Durchdringung ihres klaren Schädels sagen können, wie alt sie war. So viel hätte Pär erzählen können, daß ihre Korpulenz sie nicht deformierte. Eher hatte sie neue, außermenschliche Formen angenommen. Manchmal konnte er schwören, daß sie nicht aus Fleisch, sondern aus einer synthetischen Schwammasse bestehe.

Über das andere Thema ließ er sich jedoch oft und gern aus: Sie bleibt einfach liegen. Im vorigen Sommer lag sie eines Tages vor dem Herd, als ich nach Hause kam. Sie hatte schon seit Stunden dort gelegen. Sie hochzuwuchten dauerte eine Viertelstunde.

Sie hatte dagelegen und ruhig gewartet, wie abgekoppelt von der Entsetzlichkeit ihrer Lage. Es war nichts gebrochen. Sie war über den Plastikteppich vor dem Herd gestolpert, fand aber nicht, daß es sich gelohnt hätte zu schreien, jedenfalls nicht lange. Also wartete sie.

Pär sprach jedoch nie von ihren Augen. Er konnte über diesen unbeweglichen, abwartenden Blick nicht reden, den sie hatte, wenn sie hilflos war. Er war empfindsam.

Jetzt verließ sie das Haus kaum noch. Die einzige Fahrt, die sie noch unternahm, ging einmal jährlich zu einer Schwester in der Kolarby-Gegend. In diesem Jahr war sie zweimal gefahren, weil ihre Schwester vor Weihnachten ins Altersheim kommen sollte und es einiges zu regeln gab. Stets regelte sie alles für die Leute, und was sie selbst betraf, so war vom Altersheim nicht die Rede.

Wie immer begleitete Pär sie nach Kolarby und sah zu, daß sie in den Bus kam und nirgendwo stolperte. Die reguläre Fahrt hatte sie im Juni gemacht. Jetzt war es November, und wenn es nicht schneefrei gewesen wäre, hätte sie es nicht vom Bus bis zum Häuschen ihrer Schwester geschafft. Der Weg, den die Milchwagen nahmen, war zu lang, doch gab es einen kurzen und ganz ebenen Pfad durch den Wald zur Landstraße.

Auf dem Rückweg ging er hinter ihr und paßte auf, daß sie nicht hinfiel, während sie dahinwackelte. Es war so eine Sache, alte Weiber zu betreuen. Ihre Schwester hatte ein bißchen geheult, als sie zwischen ihren gepackten Sachen saß, und der Besuch hatte sich in die Länge gezogen. Jetzt schlurften sie langsam durch den Wald, und dabei erzählte er jemandem von dieser Tour.

»Du glaubst es nicht, aber das alte Aas wollte den Weg durch den Wald nehmen, obwohl wir noch eine halbe Stunde Zeit hatten, bis der Bus abfuhr. Agda, hab ich gesagt, jetzt hör mir mal zu –« Das hätte er zu ihr sagen können. Er übte die Geschichte ihrer Fahrt nach Rotbol in Kolarby ein. Es war nicht sicher, ob er sie je vor Zuhörern zum besten geben würde. Aber durchs Erzählen wurde alles besser. Das war ihm schon oft aufgefallen: daß alles besser wurde, wenn er es erzählte, während es passierte.

Sie blieb stehen, nicht abrupt, denn das konnte sie nicht, und er dachte zuerst, daß sie etwas betrachten wolle. Es gab aber nichts zu sehen. Der Boden war nadlig und voller Eisflecken und abgetretenen Kiefernwurzeln. Die Tannen sahen tot aus: graue Bartflechten und nadellose, spitze Zweige. Hoch oben in den Kronen saß noch Grün, und dort strich fern und kalt der Wind. Pär mochte den Wald nicht. Unruhig trat er von einem Bein aufs andere, denn seine feinen Schuhe hatten dünne Sohlen. Da sah er, daß ihr Blick starr war.

»Wie blaß du mit einem Mal bist«, sagte er.

Sie richtete den Blick auf ihn, und ihr Körper neigte sich vor.

»Mir ist übel.«

Er holte ein Zigarillo hervor und steckte es sich in den Mund. Nachdem er es angezündet hatte, fand er, daß der Wald sowohl den Duft als auch den Geschmack ansauge.

»Wir müssen hierbleiben. Mir geht’s nicht gut.«

Er wünschte, sie hielte die Klappe. Er wurde so gereizt, daß er um sich schlagen wollte, weil sie, während er gemächlichen Schrittes dahinging und erzählte, was gerade passierte, etwas sagte oder weil etwas geschah, was überhaupt nicht dazugehörte. Es war, als rührte man mit groben Gerätschaften in etwas Zerbrechlichem.

Doch sie schwieg jetzt lange, und da sie weder gingen noch sprachen, hörte er, wie der Wald mit großer Lunge spitz atmete.

»Ruhig Blut«, sagte er. »Der Bus fährt uns nicht davon. Allerdings ist das jetzt wohl das letzte Mal, denn in deinem Alter kannst du das doch nicht alle Jahre machen, verdammt noch mal. Ich merk selber –«

Er war einundvierzig.

»– wie das zehrt.«

»Sei still.«

Er hatte keine Lust gehabt, überhaupt etwas zu sagen. Wenn sie doch bloß weitergegangen wäre! Aber sie stand nach wie vor vornübergebeugt da. Zwischen den borstigen Härchen auf ihrer Oberlippe saßen Schweißtropfen. Ihre Augen bewegten sich nicht. Langsam und deutlich sagte sie: »Du mußt Hilfe holen. Jetzt sofort.«

Er trat leicht von einem Bein aufs andere, denn er fror. Es schien, als hätte sie Angst, den Körper zu bewegen. Sie folgte ihm lediglich mit den Augen, und ganz automatisch ging er ein paar Schritte rückwärts. Da schloß sie die Augen und streckte die Hand nach ihm aus. Diese war weicher und schlaffer denn je, und als sie sich mit ihrem ganzen Gewicht auf seinen Arm sinken ließ, wäre er beinahe umgefallen. Sie leckte sich die Lippen und schob sich vorsichtig rückwärts an das riesige Wurzelwerk eines umgestürzten Baumes. Als sie endlich saß, das Wurzelwerk als Stütze im Rücken, stöhnte sie auf. Angeekelt sah er, daß ihr etwas aus dem Mundwinkel lief. Sie versuchte zu spucken, um sich des Aufgestoßenen zu entledigen, und er trat ein paar Schritte zurück. Unwillkürlich schloß er die Augen.

Jetzt sitzt sie, wo sie sitzt, dachte er. Im selben Moment mußte sie das gleiche gedacht haben, denn er bemerkte wieder diesen abgekoppelten und gleichzeitig tief konzentrierten Blick, den sie immer hatte, wenn sie nicht allein aufstehen konnte.

»Hast du nicht gehört?«

Er hatte vergessen, das Zigarillo aus dem Mund zu nehmen, sonst hätte er schon längst gefragt, was mit ihr los sei.

»Du sollst Hilfe holen. Sofort.«

Er konnte nichts dafür, daß er diesen Blick nicht mochte. Und nur deshalb trat er ein paar Schritte zurück. Daß sie dies als eine Weigerung auffassen konnte, kam ihm gar nicht in den Sinn, so gewohnt war er es, ihr zu gehorchen.

»Pär«, sagte sie, und ihre Zunge kam immer wieder zwischen den Lippen hervor, während er den Blick nicht von diesem Streifen abwenden konnte, der ihr aus dem Mund lief, »du wirst jetzt Hilfe holen, hörst du, was ich sage?«

Jetzt sitzt sie, wo sie sitzt. Ihr braucht nicht einmal etwas zu fehlen. Wenn ich jetzt wegginge, würde sie nie hochkommen. Sie würde einfach dasitzen, bis – ja. Dasitzen würde sie. Sie schafft es nicht ohne mich. Sie schafft nichts ohne mich.

Ihr rechter Arm war nach einer leichten Gehirnblutung im August, die ebenfalls mit Übelkeit begonnen hatte, immer noch nicht richtig beweglich.

Ihr Blick blieb fest, schafsgeduldig. Hätten sich ihre Zunge und ihr Mund nicht so rasch bewegt, dann hätte er ihren Schrecken nicht begriffen und wäre auch nicht davon angesteckt worden.

»Hol Leute. Welche, die tragen können.«

Tragen. Sie, Agda, tragen!

»Eine Trage.«

Sie dachte stets praktisch. Wahrscheinlich befürchtete sie, daß die Anstrengung, mit seiner Hilfe aufzustehen und den Pfad entlangzugehen, ihr Ende wäre. So kalt und praktisch war sie. Doch voller Angst. Ja, das verstand er.

Daß er noch ein paar Schritte zurücktrat, beruhte wohl vor allem darauf, daß er kalte Füße hatte, doch sie vermutete etwas anderes. Sie sprach jetzt wie besessen.

»Du wirst nun tun, was ich sage. Du gewinnst nichts dabei, wenn du es nicht tust. Hörst du? Nichts!«

Sie versuchte, deutlich zu sprechen, doch blubberte ihr der Speichel zwischen den Lippen, und sie brachte nur ein Genuschel zustande. Ihn ekelte das alles an, aber das konnte er nicht sagen, und sie glaubte, es sei etwas anderes. Sie traute ihm offensichtlich nicht, niemandem traute sie.

»Was dir mal zukommen soll dafür, daß du mir all die Jahre geholfen hast, das wirst du kriegen«, sagte sie. »Später. Das habe ich versprochen. Aber schau, es gibt nichts Schriftliches. Noch nicht. Du gewinnst also gar nichts. Nicht? Was würde aus dir werden? Begreifst du denn nicht – was würde aus dir werden?«

Ihr Gesicht war beim Reden rot angelaufen. Ihr Kopf schlug nach hinten gegen die gefrorenen Erdklumpen und verfilzten Wurzeln des Wurzelwerks. Sie schloß jetzt die Augen und atmete tief und angestrengt. Er ging zu ihr, kniete sich vor sie hin und versuchte, sie bei der Hand zu fassen. Ihre Rechte war völlig schlapp. Er sprach sie an, schrie sie an, bekam jedoch nur das immer tiefer werdende Atmen zur Antwort. Sie schnappte mit einem Geräusch, das ihn erschreckte, nach Luft.

Sie war jetzt bewußtlos, und er mußte eilends Hilfe holen. Wenn es wenigstens in der Stadt passiert wäre! Der Wald sah ständig gleich aus. Es war, als wäre nichts geschehen. Niemand blieb stehen und glotzte, niemand lief, um zu telefonieren. Er konnte nicht einmal jemandem erzählen: Sie ist hier zusammengebrochen. Fühlt sich nicht ganz wohl, hat sie gesagt. Ist wohl ohnmächtig geworden.

Den Kragen wegen des eisigen Windes hochgeschlagen, begann er den Pfad nach Rotbol zurückzulaufen. Seine Schuhe rutschten auf dem toten Nadelboden. Ihm ging bald die Puste aus, denn sonst bewegte er sich fast nie so schnell. Muß um Hilfe telefonieren, dachte er. Doch gleichzeitig fiel ihm ein, daß es bei Agdas Schwester gar kein Telefon gab, und er blieb stehen, die Hände in den Manteltaschen und den Kopf vorgeschoben. Zurück ging er langsam. Er wußte nicht, was er machen sollte. Hilfe holen, das war leicht gesagt. Wenn sie wenigstens bei Besinnung gewesen wäre, damit er sie hätte fragen können, wie er sich verhalten sollte!

Sie saß noch genauso da, war aber völlig still. Es war angenehm, nicht hören zu müssen, wie sie nach Luft schnappte, so daß es in ihrer Brust rasselte. Er hatte das kaum ertragen.

»Agda«, sagte er, »hörst du?«

Ihr Gesicht war jetzt dunkler. Es war beinahe bläulich. Der Streifen am Mund war getrocknet. Ihr rechtes Augenlid hing herunter.

»Hörst du nicht!« schrie er.

Er begann zu frieren, daß es ihn schüttelte, und er bekam einen trockenen Mund und schwitzige Hände. Ziellos und schnell lief er nun zwischen den Bäumen umher.

»Da lag sie, hol’s der Geier, und ich hab geglaubt, daß es zu Ende ist. Lag da wie zuvor, aber das eine Auge hat geguckt, und ich hab tatsächlich geglaubt, daß sie das Zeitliche gesegnet hat, ja, das hab ich geglaubt. Obwohl, wie ich wieder zu ihr zurückgekommen bin, da sagte sie – wie ich zurückgekommen bin, saß sie – sie saß da und –«

In Wirklichkeit drehte er sich um. Er drehte sich langsam um und bekam kleine, spitze Schneeflocken ins Gesicht. Sie kamen mit dem Wind. Als er zu ihr zurückkam, hatten sich ein paar Schneeflöckchen auf das eine Augenlid gesetzt. Er stand da und wartete darauf, daß sie schmolzen.

Er hätte Agda berühren sollen, aber er traute sich nicht, denn sie war tot.

Das, woran sich niemand erinnert, ist niemals geschehen. Niemand sah ihn durch den Wald rennen, und er selbst sollte sich nie daran erinnern, es getan zu haben. Daß er sich an dürren, abstehenden Tannenzweigen das Gesicht verkratzte – das geschah nie. Er spürte nichts. Das, woran sich niemand erinnert, geschieht nicht. Es geschieht nicht. Der Hallstavik-Bus kam den Hügel herauf und hielt am Schild an, als Pär aus dem Wald trat. Der Busfahrer hatte ihn gesehen und glaubte, Pär wolle mit. Er würde dem Busfahrer natürlich Bescheid sagen. Er würde erklären, daß sie Hilfe holen müßten, weil die alte Frau, bei der er wohne, der Schlag getroffen habe.

»Den Fahrschein, bitte.«

Das sagte der Busfahrer, weil er ihn von der Hinfahrt wiedererkannte. Der Hallstavik-Bus keuchte im Leerlauf. Geruch nach Wolle, Kies auf dem Boden, Einkaufstaschen, alte Weiber, Schulkinder. Komplett war er aber erst, als jemand zustieg, den man anstarren konnte. Ein schmächtiger Mann in einem zu langen Mantel stieg zu und öffnete dem Busfahrer gegenüber sein Gesicht – ja, so als hätte er eine Wunde aufgerissen. Erst als der Busfahrer nach dem Fahrschein fragte, vermochte er sein Gesicht wieder zu verschließen, und er holte aus der Innentasche seines Mantels zwei Rückfahrscheine nach Uppsala hervor.

»Allein?«

Er reagierte nicht, sondern schaute nur mit leerem Blick auf die Fahrscheine. Der Busfahrer sah ihn noch einmal kurz an, riß die Fahrscheine ein und legte den ersten Gang ein.

Er setzte sich auf den Platz vorn beim Fahrer. Alle konnten ihn sehen. Er hatte ein recht gut geschnittenes Profil und klare Züge, blaßblaue Augen und dünnes, gewelltes Haar, das fast gänzlich farblos war. Blaß war er, und unter den Augen war seine Haut blau und empfindlich. Die Kratzwunde auf der Wange hatte aufgehört zu bluten. All die gierigen Blicke, die über die dünne Haut seines Gesichts krochen, schienen ihm gleichgültig zu sein.

Er wußte jedoch gar nichts von ihnen. Während der eintönige Wald in der Dämmerung draußen vor dem Bus mit jedem Kilometer dunkler wurde, dachte Pär, daß er natürlich dumm gewesen sei. Doch das war der Schock. Nun konnte er genausogut auch von der Stadt aus anrufen und alles regeln.

Er stieg am Busbahnhof aus, ging über die Gleise und den Ostbahnhof nach Hause. Der Schnee fiel jetzt dichter. In der Stadt war der Himmel leuchtend grau statt schwarz. Nach einem zehnminütigen Fußmarsch durch Niemandsland schloß sich Pukehornet um ihn.

Für ihn war das jedesmal so, als ob er einen Raum beträte. In seine Straße eingebogen, lehnte er sich an die erste schiefe Bretterwand. Im Rücken hatte er den neuerbauten weißen Wohnkomplex mit 195 Wohnungen, der in Vierecken um drei betonierte Spielhöfe herumgebaut war. Er erstreckte sich über vier von Pukehornets sechs Straßen, die alle wie krumme Züge eines Rechens zwischen der Vaksalagatan und dem neuen Dreierblock verliefen, der mehr Menschen Platz bot als Pärs gesamter Stadtteil.

Noch ein, zwei Jahre, und der Bagger würde in Pukehornet zuschnappen. Es war kein alter Stadtteil, wo sich Mauerreste oder mittelalterliche Gräber in der Erde fänden, wenn man mit der nicht mehr ganz frischen Bruchbudenbebauung aufräumte. Man würde lediglich die Wände um einen Schwarm Menschen einreißen, und für die meisten von ihnen wäre es so, als flatterten sie aus einem warmen Zimmer, in dem sie heimisch sind und es ein klein wenig müffelt.

Der Hof der alten Frau umfaßte zwei kleine, früher gelbe Wohnhäuser aus Holz und eine winkelförmige Schuppenreihe mit Mülltonnen, Aborten und Brennholzschuppen. Das Grundstück wurde seiner Lage wegen – einen Kilometer vom Stora Torget entfernt – auf eine halbe Million geschätzt, die Gebäude auf nichts. Außerhalb von Pukehornet.

Der Schnee hatte den Kies schon marmoriert. Irgend jemand hatte die Außenbeleuchtung vor der Tür des größten Kastens eingeschaltet. Das Ritual, dieses von der Alten angeordnete verzwickte System von Schlössern und Zweifachschlössern zu entriegeln, beruhigte ihn.

Er dachte nicht: Sie ist tot. In meinem Innern ist ein Schacht des Schreckens, der sich langsam weitet.

Er dachte: Ich werde jetzt reingehen und telefonieren. Morgen muß ich den Teppich im Flur ausschütteln. Kies und Schnee sind eine elende Mischung. Aber wo ruft man an? Im Krankenhaus? Auf die Treppe oben scheint wieder jemand hingepißt zu haben. Ruft man die Polizei an? Ich werde nur noch meinen Mantel aufhängen, dann werde ich anrufen.

Als er die Tür öffnete, kam der Mieter, der in einer der Wohnungen oben wohnte, die Treppe herunter. Er hieß Ejnar Jonsson, und sein Briefkasten war kaputt. Die Blechklappe fiel immer aus der Wand, wenn man sie zuschlagen wollte. Sie ließ sich nicht abschließen. Jonsson war etwas merkwürdig, denn er besaß fünfzehn Nylonhemden, die er stets alle auf einmal wusch.

Sein Gedächtnis fütterte ihn mit Aufgaben. Er stand still.

»Was ist los mit dir, Päron?«

»Was?«

»Seid ihr wieder da?«

Eine alte Frau mit hohem Blutdruck kann zerfallen, weil in ihrem Gehirn ein kleines Blutgefäß platzt. Der Tod der Alten kann einem das Leben in eine andere Richtung drehen. Das war Pär klar, obwohl er müde war und sich vor Angst benebelt fühlte. Ein einzelnes Ereignis reicht.

Ihm war aber nicht klar, daß ein einzelnes Wort reicht. Ejnar Jonsson fragte: »Seid ihr wieder da?«

Er antwortete: »Ja.«

2  Donnerstag, den siebenundzwanzigsten November, würde er immer als den Tag Eins in Erinnerung behalten. Später sollte er denken: Am Tag Eins wäre es beinahe schiefgegangen.

Eigentlich hätte es das tun müssen. Als er nach und nach zur Besinnung kam und alle seine Fehler zusammenzählte, oder so viele, wie ihm wieder einfielen, bekam er Angst, viel größere Angst als an jenem siebenundzwanzigsten November. An dem Tag waren es noch keine Fehler gewesen, denn er hatte auf nichts hinausgewollt.

Am Tag Eins wachte er um halb neun in seinem Zimmer auf, wo es, da er das brüchige blaue Papierrollo heruntergezogen hatte, so dunkel war, daß er kaum die Uhr sah. Wie immer hatte er sein Bett mit dem Bücherregal, dem Nachttisch und einem Stuhl umbaut, denn er schlief normalerweise unruhig und fiel leicht aus dem Bett. Auf dem ovalen weißen Nachttisch mit den runden Abdrücken und den Brandflecken stand ein Senfbecher mit eingetrocknetem rotem Bodensatz. Er hatte den Becher am Abend benutzt, weil die knappe halbe Flasche Vin Rouge d’Algérie, die noch in seinem Schrank gestanden hatte, in kein Glas paßte.

Er wachte auf und sah alles vage und gedämpft. Die Ritzen des Rollos ließen das Winterlicht nur spärlich durchsickern. Er war sich jedoch sofort über alles völlig im klaren.

Die alte Frau lag nicht im Zimmer nebenan. Jeden Augenblick würde das Telefon klingeln. Man würde ihn fragen, was passiert sei. Derjenige, der ihre Leiche im Wald gefunden hätte, würde zur Polizei gehen, und die Polizei würde anrufen. Nein, die Polizei würde natürlich vorbeikommen und fragen, was passiert sei.

Er mußte auf das Telefon horchen und gleichzeitig auf das Polizeiauto auf der Straße. Aber wie in aller Welt sollte er reagieren? In gewisser Hinsicht war alles vollkommen klar, und er spürte, daß es weiter nicht schlimm wäre, wenn er es nur jemandem erzählen könnte, der Verständnis hätte.

Es war jedoch etwas anderes, wenn ein paar große Polypen kamen, die hier unten in Pukehornet von Natur aus etwas hochnäsig waren.

Er horchte. Wenn das Telefon klingelte, wollte er bereit sein, damit ihn das Geräusch nicht zerriß. Und er mußte so reagieren, daß sie verstanden, wie fertig er war und daß dies die Erklärung war.

Ja, er war fertig. Er würde selbst anrufen, genau so, wie er das die ganze Zeit über vorgehabt hatte. Zuerst mußte er sich jedoch beruhigen, alles regeln. Er hatte nicht eine Flasche Wein im Haus. Nicht, daß er soff, aber er hätte jetzt etwas nötig gehabt. Einen Moment lang dachte er daran, zu Jonsson hinaufzugehen und zu versuchen, sich etwas zu borgen, doch zum einen hatte Jonsson fast nie etwas daheim, und zum anderen hatte die Alte zu ihm gesagt, daß er Pär keinen Schnaps geben solle. Oder in diesem Fall Wein.

Er nahm zwei Schmerztabletten der Alten, ovale, gräuliche Pillen, von denen er wußte, daß sie gut waren. Die holte er, ohne in ihrem Zimmer etwas zu beachten, was nicht unbedingt nötig war, um die Packung zu finden. Das Bett sah er nicht an. Er mußte seinen Pyjama ausziehen, denn er schwitzte derart, daß dieser feucht geworden war. Und das, obwohl der eine Ölofen ausgegangen war; es stank. Er heizte ihn ein und kroch wieder ins Bett. Nach einer Weile schlief er ein, schlief aber nicht fester, als daß er nicht gemerkt hätte, wie schön das Schlafen war. Es war halb elf, als er wieder aufwachte.

Es war völlig richtig: Er war nun klarer in der Birne, nachdem er sich hatte beruhigen können. Er zog seine Unterhose und seine Hose an – die beste Hose, denn es würde ein ungewöhnlicher Tag mit Polizei und Arzt werden –, und als er halb angekleidet war, zog er das Rollo hoch.

Es hatte offensichtlich die ganze Nacht über geschneit. Der Zaun war um ein Viertel kürzer geworden, und die lückenhaft stehenden Latten ragten aus reinem weißem Schnee hervor. Pär war so klar und ruhig, daß er augenblicklich ans Schneeschaufeln dachte. Er hätte vor sieben Uhr rausgehen und räumen müssen. Die Welt hatte sich über Nacht verändert, sie war weiß und rein, und die Geräusche waren gedämpft.

Merkwürdigerweise hatte noch niemand wegen der Alten angerufen. Aber es war ganz gut, daß er selbst anrufen mußte. Alles andere würde nur komisch wirken. Wo er anrufen sollte, wußte er noch immer nicht.

Während er den Küchenherd einheizte und Kaffee aufsetzte, kam ihm eine Idee. Am liebsten würde er alles in aller Ruhe jemandem erzählen, der Verständnis hätte. Niemandem aus Pukehornet hier, der womöglich selbst Angst hatte. Nein, er wollte es einem klugen und empfänglichen Menschen erzählen, einem, der seiner selbst sicher und es gewohnt war, sich anderer anzunehmen.

Er wußte auch schon, an wen er dachte. Den Doktor der Alten. Sein Name stand auf den Arzneidöschen. Er hatte einmal mit ihm gesprochen, als er die Alte dorthin begleitet hatte. Obwohl er nur ein paar Worte über seine Befindlichkeit hatte äußern können, hatte er gemerkt, daß der Doktor ihn verstand, ja, jedenfalls hatte er es nicht lächerlich gefunden.

Er nahm den Telefonhörer ab und vergewisserte sich, daß die Tür abgeschlossen war. Es war nicht nötig, daß jetzt, wo er wußte, was er tun sollte, die Polizei kam oder anrief. Es war am besten, wenn er die Sache selbst erledigen konnte.

Außerdem galt es, beim Doktor ruhig und gefaßt aufzutreten. Er würde sich gut kleiden, vielleicht mit dem Taxi hinfahren. Im übrigen hatte der Arzt wohl schon beim vorigen Mal gemerkt, daß er es nicht mit einer gewöhnlichen Existenz von hier unten zu tun hatte. Diesmal würde er die ganze Wahrheit über sich erzählen. Er würde ganz einfach damit beginnen, daß er ihm eine Visitenkarte überreichte.

Es war einige Jahre her, daß er sie hatte drucken lassen, und da das Pack vom Dachboden die Karten, die er neben dem Namensschild der Alten an der Tür anbrachte, immer verkritzelte, so daß er sie ständig auswechseln mußte, hatte er nicht mehr viele übrig, wenn überhaupt noch eine. Schlimmstenfalls mußte er diejenige nehmen, die an der Tür hing. Das Loch vom Reißnagel bemerkte man wahrscheinlich überhaupt nicht.

RedakteurPär Lind-BladhPseud.Puck Horn

Die Krankenkasse und das Finanzamt erkannten nur die Schreibweise Lindblad an, aber es ging ja beim Doktor jetzt nicht um ein Rezept oder ein Attest, folglich konnte er die Visitenkarte durchaus benutzen. Er fühlte sich klar und ruhig und bedachte sorgfältig auch die Details.

Zuerst wollte er dem Arzt den Text der Karte erklären.

»Ich bin bis vor ein paar Jahren Mitarbeiter der Zeitung ›Imago‹ gewesen, einer Wochenzeitschrift, die –«

Nein – es ging natürlich darum, das Ganze nicht komplizierter, nicht merkwürdiger zu machen, als es war. Er schenkte sich Kaffee ein und setzte sich an den Küchentisch, auf dem ein gelbes Wachstuch mit braunen Karos lag.

»Bis vor ein paar Jahren war ich Mitarbeiter der Zeitung ›Imago‹, einer Wochenzeitschrift, die jetzt alle vierzehn Tage erscheint.«

Er schmierte Margarine auf eine Scheibe Brot und schnitt großzügig Käse ab.

»Schon damals wohnte ich bei Fräulein Wallin, wenn auch in einer Wohnung über ihr, ein Zimmer und Küche. Fräulein Wallins Gesundheitszustand hat sich ja, wie Sie, Herr Doktor, wissen, stetig verschlechtert –«

Das war übertrieben. Abgesehen von rheumatischen Beschwerden in der rechten Schulter und der kleinen Gehirnblutung im August war sie gesund. Aber sie war alt, fett und einsam.

Es war nicht nötig, darauf einzugehen, wie er bei »Imago« aufgehört hatte. Aber er mußte erzählen, daß er zu der alten Frau hinuntergezogen war. Sie selbst hatte dies vorgeschlagen, nachdem er mit der Miete endgültig in Rückstand geraten war. Sie dachte stets praktisch. Auf diese Weise bekam sie gegen Kost und Logis und eine äußerst bescheidene Vergütung in bar einen Betreuer, Wachmann und Hausmeister. Darauf würde er nicht weiter eingehen. Von den Toten nur Gutes. Es gab ein lateinisches Sprichwort darüber, und eigentlich hatte er gute Lust, es irgendwo nachzuschlagen, ehe er zum Doktor fuhr. Dieser würde ihn vollkommen verstehen.

»Selbstverständlich bin ich auch weiterhin literarisch tätig, obwohl jetzt fast alle Zeit mit der Pflege der alten Frau draufgeht. Das Milieu ist ja literarisch inspirierend. Deshalb habe ich mich auch ursprünglich in diesem Stadtteil niedergelassen. Nun, Herr Doktor, Sie wissen selbstverständlich, daß er nach dem mittleren Karree Pukehornet, Teufelshorn, genannt wird. Eine lustige Menschenansammlung. Ich könnte Ihnen –«

Es war jedoch nicht gut, zu weit abzuschweifen. Im übrigen würde der Doktor auch so begreifen, daß Pär eigentlich nicht dorthin gehörte.

Von ihrer Fahrt wollte er erzählen und von dem, was im Wald passiert war, und zwar so genau wie möglich. Vor allem würde er seine eigenartige Reaktion beschreiben, und er war überzeugt, daß der Doktor sein Verhalten verstehen würde, womöglich gar einen medizinischen Namen dafür hätte. Eben deshalb war es so ausgezeichnet, daß er sich für einen Arzt entschieden hatte, dem er das Ganze erzählen wollte.

»Ich kann es Ihnen nur so erklären, Herr Doktor, daß ein überempfindlicher Mensch –«

Der Doktor hatte das Wort damals selbst benutzt.

»ein Mensch, der also mehr sieht und erlebt als –«

Es klopfte an der Tür.

Er erschrak schier zu Tode. Rumste vom Tisch auf und ergriff ein Handtuch. Er wußte nicht, was er damit anfangen sollte. Einen Moment lang wollte er die Kaffeetasse und das belegte Brot auf dem Tisch damit bedecken. Es klopfte noch einmal. Sein Herz schlug, es raste, er war ein abstürzendes Flugzeug –

»Wer da?«

Vermutlich hörte man ihn draußen nicht, denn es klopfte ununterbrochen.

»Päron!«

Jonssons Stimme.

»Was ist?«

»Mach auf.«

»Was ist denn?«

Jonsson schlug wütend an die Tür, und er mußte öffnen.

»Mensch, was ist denn los mit dir? Warum machst du denn nicht auf?«

Jonsson stand im Nylonhemd in dem kalten Flur. Pär konnte nicht verhindern, daß er hereinkam. Statt dessen ging er rückwärts an der Zinkspüle und am Herd vorbei zur Zimmertür der Alten und schlug sie zu. Jonsson starrte ihn an.

»Was machst du denn?«

»Sag lieber, was du willst.«

»Ein Gespräch für dich.«

»Was meinst du damit?«

»Daß jemand am Telefon ist für dich.«

»Das hätte ich ja wohl gemerkt.«

»Du hast den Hörer abgelegt.«

Pär drückte sich an die Tür. Ihm war schlecht. Es war, als könnte Jonsson auf üble Weise durch die geschlossene Tür ins Zimmer der Alten und obendrein um die Ecke sehen. So, als ginge sein Blick, der Türen röntgte, um die Ecke und stöberte hinter dem Bücherstapel auf dem Nachttisch der Alten das Telefon mit dem abgelegten Hörer auf.

»Sie haben bei mir angerufen«, sagte Jonsson, »da ist nämlich ein Ferngespräch für dich, und das Fräulein vom Amt findet, daß schon ziemlich lange belegt ist. Schließlich haben sie gemerkt, daß der Telefonhörer abgelegt worden ist. Leg jetzt auf.«

»Wer hat denn angerufen?«

»Weiß der Geier.«

Jonsson ging und schlug die Tür zu. Pär hörte seine Schritte auf der Treppe. Er schloß hinter ihm ab und ging ins Zimmer der Alten. Zuerst setzte er sich auf das hoch aufgebaute Bett, so, daß er dem großen Porträt ihres Vaters den Rücken zukehrte. Es handelte sich um eine Fotografie aus den neunziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts, ein Brustbild von nahezu natürlicher Größe, und er mochte es nicht, wenn dieser große, backenbärtige Ochse ihn anstarrte, während er telefonierte. Dann legte er vorsichtig den Hörer auf. Er mußte gut drei Minuten warten, ehe es klingelte. Fetzen des Gesprächs, das er mit dem Doktor hatte führen wollen, schossen ihm durch den Kopf, doch er konnte nichts davon einfangen.

»Hallo«, sagte er atemlos.

»Pär?«

»Ja!«

Die schrille Altweiberstimme schrie, als müßte man sie ohne technische Hilfsmittel bis in die Stadt hören.

»Pär! Ich hab mir Sorgen gemacht. Hörst du mich?«

Und ob. Doch er konnte nicht antworten. Seine Stimme und seine Atmung waren völlig durcheinander.

»Ich hab mir Sorgen gemacht, weil ich nichts gehört hab. Das Fräulein vom Amt hat gesagt – hörst du? Sie hat gesagt, daß der Hörer abgelegt sein muß. Da hab ich bei Jonsson angerufen. Jonsson! Von oben. Er wohnt doch oben?«

Da fing sich Pär. Leise antwortete er: »Ja sicher, er wohnt oben.«

»Agda hat gestern versprochen, daß sie anruft, wenn ihr wieder in der Stadt seid.«

»Jaja.«

Die Schwester der Alten hatte kein Telefon. Deshalb war sie das Telefonieren nicht gewohnt und schrie in den Hörer. Von wo rief sie bloß an?

»Ich ruf vom Heim aus an.«

Konnte das alte Aas Gedanken lesen?