Wintervanille - Manuela Inusa - E-Book
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Wintervanille E-Book

Manuela Inusa

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Beschreibung

So zauberhaft und romantisch wie ein Spaziergang im Schnee!

Mit viel Liebe führt Cecilia ihre Vanillefarm im kalifornischen Napa Valley. Sie handelt aber nicht nur mit dem Gewürz, sondern stellt auch leidenschaftlich gern köstliche Produkte damit her. Leider lässt ihre Passion Cecilia kaum Zeit für ihre beste Freundin Julia, geschweige denn für ein Liebesleben. Ein TV-Bericht über Cecilias Plantage und ihre besonderen Vanillekreationen weckt das Interesse von Richard Banks, dem Inhaber eines luxuriösen Hotels, der sie prompt einlädt, dort an einem Gewürzseminar teilzunehmen und selbst Vorträge zu halten. Cecilia ist begeistert, denn das Resort liegt am verschneiten Lake Tahoe – die perfekte Gelegenheit, echte Winterstimmung zu erleben! Sie ahnt nicht, dass Richard nicht nur ihre Vanillekekse zuckersüß findet ...

Die zauberhafte »Kalifornische Träume«-Reihe bei Blanvalet:
1. Wintervanille
2. Orangenträume
3. Mandelglück
4. Erdbeerversprechen
5. Walnusswünsche
6. Blaubeerjahre

Alle Bände können auch unabhängig gelesen werden.

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Seitenzahl: 583

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Buch

Mit viel Liebe führt Cecilia ihre Vanillefarm im kalifornischen Napa Valley. Sie handelt aber nicht nur mit dem Gewürz, sondern stellt auch leidenschaftlich gern köstliche Produkte damit her. Leider lässt ihre Passion Cecilia kaum Zeit für ihre beste Freundin Julia, geschweige denn für ein Liebesleben. Ein TV-Bericht über Cecilias Plantage und ihre besonderen Vanillekreationen weckt das Interesse von Richard Banks, dem Inhaber eines luxuriösen Hotels, der sie prompt einlädt, dort an einem Gewürzseminar teilzunehmen und selbst Vorträge zu halten. Cecilia ist begeistert, denn das Resort liegt am verschneiten Lake Tahoe – die perfekte Gelegenheit, echte Winterstimmung zu erleben! Sie ahnt nicht, dass Richard nicht nur ihre Vanillekekse zuckersüß findet …

Autorin

Manuela Inusa wurde 1981 in Hamburg geboren und wollte schon als Kind Autorin werden. Kurz vor ihrem dreißigsten Geburtstag sagte die gelernte Fremdsprachenkorrespondentin sich: »Jetzt oder nie!« Nach einigen Erfolgen im Selfpublishing erscheinen ihre aktuellen Romane bei Blanvalet und verzaubern ihre Leser. Die Autorin lebt mit ihrem Ehemann und ihren beiden Kindern in einem idyllischen Haus auf dem Land. In ihrer Freizeit liest sie am liebsten Thriller und reist gerne, vorzugsweise nach England und in die USA. Sie hat eine Vorliebe für englische Popmusik, Crime-Serien, Duftkerzen und Tee.

Von Manuela Inusa bereits erschienen

Jane Austen bleibt zum Frühstück

Auch donnerstags geschehen Wunder

Die Valerie Lane

1 Der kleine Teeladen zum Glück

2 Die Chocolaterie der Träume

3 Der zauberhafte Trödelladen

4 Das wunderbare Wollparadies

5 Der fabelhafte Geschenkeladen

6 Die kleine Straße der großen Herzen

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MANUELA INUSA

ROMAN

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

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Copyright © der Originalausgabe 2019

by Blanvalet in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Redaktion: Angela Küpper

Umschlaggestaltung: © Johannes Wiebel | punchdesign,

unter Verwendung von Motiven von Shutterstock.com

(donatas1205; DiamondGT; Charcompix;

Lenushka2012; topseller; V J Matthew)

JF · Herstellung: sam

Satz: KompetenzCenter, Mönchengladbach

ISBN 978-3-641-24380-7V005

www.blanvalet.de

Für Anoukh

– weltbeste Agentin und persönliche Superheldin

Prolog

»Siehst du, meine Kleine, das ist Vanille.«

Die fünfjährige Cecilia betrachtete den festen grünen Strang, den ihr Daddy in der Hand hielt. Einer der Onkel hatte ihn kurz zuvor von der langen Liane abgeschnitten, die den hohen Kakaobaum hinaufgeklettert war. Den Onkel kannte Cecilia nicht, genauso wenig wie die alte Frau, von der ihr Daddy ihr gesagt hatte, sie sei ihre Grandma Guadalupe. Auch war ihr die Gegend fremd, die ihr Vater Mexiko nannte. Sie wusste aber, dass ihre mamá aus Mexiko gekommen war, deshalb mochten diese Menschen wirklich ihre Familie sein, auch wenn sie sie noch nie zuvor gesehen hatte. Leider verstand sie all die spanischen Wörter nicht, und deshalb konnte sie auch keine der vielen Fragen stellen, die ihr auf der Zunge lagen. Nun, im Moment hatte sie nur eine Frage, denn etwas verwirrte sie ganz schön.

»Das ist Vanille?« Stirnrunzelnd sah sie ihren Vater an. Bisher hatte sie angenommen, Vanille sei gelb, so wie das Eis, das ihre mamá so gern gegessen hatte, bevor sie ihren Daddy und sie für immer verlassen hatte und in den Himmel hinaufgestiegen war.

Ihr Vater nickte und lächelte. »Ja, genau. Und zwar ist es eine ganz besondere Vanille. Nur deshalb haben wir uns auf den weiten Weg hierher nach El Corazón gemacht.«

Jetzt war Cecilia noch verwirrter, denn bis vor wenigen Sekunden noch hatte sie geglaubt, sie wären wegen der neuen Grandma Guadalupe, den Onkeln und Tanten und den vielen Cousins und Cousinen hier, die sie alle nicht kannte. Und nun erfuhr sie, dass sie die lange Reise nur gemacht hatten, damit ihr Vater diese grüne Vanille essen konnte, die gar nicht wie Vanille aussah.

Fragend sah sie zu ihrem Daddy hoch, der der größte Mann war, den sie kannte. Sein Lächeln aber wurde nur noch breiter. Er ging in die Hocke, sodass sie auf Augenhöhe waren.

»CeCe«, sagte er, weil er sie immer so nannte, »du weißt, dass deine mamá Vanille geliebt hat, oder?«

Sie nickte und wartete gespannt darauf, was ihr Vater ihr noch sagen würde.

»Sie war ganz verrückt nach Vanille. Und deshalb werden wir uns ihr zu Ehren einer ganz besonderen Aufgabe annehmen. Wir werden diese Vanillestränge nach Hause bringen und einpflanzen, und dann werden wir uns eine Vanilleplantage aufbauen.«

»Damit?«, fragte sie ungläubig und deutete auf das grüne Ding mit den Blättern daran in den Händen ihres Vaters. Sie wusste nicht genau, was eine Vanilleplantage war, aber es hörte sich wirklich groß an, und sie bezweifelte, dass so etwas Großes möglich war mit solch einem kleinen Stück Pflanze.

Doch ihr Vater nickte erneut und lachte. »Oh ja. Und es wird das Beste sein, was wir beide je gemacht haben. Es wird unsere Lebensaufgabe sein … Wir werden deine mamá stolz machen.«

Jetzt musste auch Cecilia lächeln, denn es freute sie, dass sie vorhatten, ihre Mutter stolz zu machen. Dann würde sie vom Himmel aus auf sie heruntersehen und der Vanille beim Wachsen zugucken. Und sie würde glücklich sein, weil Vanille sie immer glücklich gemacht hatte.

»Das ist eine gute Idee«, befand sie und umarmte ihren Daddy.

»Ja, das finde ich auch.« Er drückte sie ganz fest und sagte: »Ich hab dich so lieb, kleine CeCe. Du bist alles, was ich noch habe.«

Die heiße mexikanische Sonne schien auf sie herab und machte, dass Cecilia die Augen zusammenkniff, weil das Licht so blendete. Als sie sie wieder öffnete, sah sie weit hinten auf dem Feld einen Esel, der einfach nur dastand und sie anblickte. Sie winkte ihm zu und löste sich dann von ihrem Vater, dem Tränen aus den Augen liefen.

»Warum weinst du denn?«, fragte sie ihn.

»Weil ich deine mamá so vermisse«, antwortete er.

»Das musst du nicht, Daddy. Sie ist doch immer bei uns.« Sie tätschelte seine nasse Wange.

Er lächelte traurig. »Ja, das ist sie, da hast du vollkommen recht.«

Ihr Vater erhob sich, hielt ihr seine freie Hand hin, die sie ergriff. Und zusammen gingen sie der Sonne entgegen, mit der Vanille, die ihr Leben von Grund auf verändern sollte.

Kapitel 1

»Und, wie schmeckt dein Kaffee?«, fragte CeCe Julia, ihre beste Freundin seit Jugendtagen. Sie standen zusammen am Pier 39, lehnten sich auf das hölzerne Geländer und sahen den Hunderten von Seelöwen dabei zu, wie sie sich auf den Stegen in der Sonne aalten, die an diesem Dezembertag wunderbar warm schien. Wäre nicht der ganze Pier weihnachtlich geschmückt, käme man überhaupt nicht darauf, dass die Feiertage vor der Tür stehen, dachte CeCe. Es hätte genauso gut September sein können. Doch die vielen Touristen, die auch an diesem Nachmittag mit ihren Weihnachtsmützen, ihren rentierbestickten Pullovern und den Tüten voller Geschenke umherliefen, verhießen etwas anderes: Das Fest der Liebe war nah, hier in San Francisco und überall auf der Welt.

»Zimtig«, antwortete Julia. »Lecker. Und deiner?«

»Seeehr süß. Und ich erkenne sofort, dass sie keine echte Vanille verwendet haben.« Mit Vanille kannte CeCe sich aus, da konnte ihr niemand etwas vormachen.

»War doch klar. Denkst du, die können sich echte Vanille leisten bei einem Vier-Dollar-Kaffee?«

CeCe zuckte die Schultern. Als sie an dem Coffeeshop vorbeigekommen waren, hatte sie unbedingt die neue Weihnachtssorte mit Vanille und Kardamom probieren wollen. Ein Fehler. Laien schmeckte das Getränk wahrscheinlich gar nicht mal schlecht, aber jetzt, da sie wusste, dass da nur ein Ersatz ihres Lieblingsgewürzes drin war, mochte sie nicht mehr weitertrinken. Sie stellte den Becher an den Fuß des Geländers und beobachtete einen besonders kecken Seelöwen, der immer wieder den Hals langstreckte und laute heulende Geräusche von sich gab.

Der Pier 39 war neben der Golden Gate Bridge wahrscheinlich San Franciscos meistbesuchte Attraktion. Die Seelöwen waren 1990 nach einem Erdbeben hergekommen und hatten sich hier angesiedelt, jegliche Boote verdrängt und die Stege für sich eingenommen. Sie lockten jedes Jahr Millionen von Leuten an, die das Phänomen mit eigenen Augen sehen wollten. CeCe war als Kind manchmal mit ihrem Vater hier gewesen, dann, wenn er sich mal für einen Tag von seiner geliebten Vanillefarm hatte trennen können, was nicht allzu häufig vorgekommen war.

Sie war im Napa Valley aufgewachsen, einem Gebiet, in dem sonst nur Wein angebaut wurde. Auch die Vanilleplantage war einmal ein kleines Weingut gewesen, das ihr Vater von seinem Großvater geerbt hatte. Jedoch hatte er selbst jahrelang nichts angebaut und dort lediglich ab und zu ein Wochenende verbracht, um aus der hektischen Stadt herauszukommen und ein wenig durchzuatmen. Joseph Jones war Staubsaugervertreter gewesen, war von Haus zu Haus gefahren und hatte versucht, den Leuten ein viel zu teures Gerät aufzuschwatzen. Bis er eines Tages an der Haustür einer jungen Frau klingelte, in die er sich auf den ersten Blick verliebte … CeCe hatte zu Hause ein Foto ihrer Eltern, auf dem sie zusammen hier am Pier standen und glücklich in die Kamera lächelten. An diesem Ort fühlte sie sich den beiden immer ganz nah.

»Hast du Louis mal wiedergesehen?«, hörte sie ihre Freundin fragen und riss sich aus den Gedanken an ihre Eltern.

»Können wir bitte nicht über Louis sprechen?«, bat sie. Sie wollte gerade wirklich nicht an diese enttäuschende Episode ihres Lebens denken, sondern viel lieber den schönen Nachmittag mit Julia genießen. Ihren gemeinsamen Freitag. Seit sie nach der Highschool getrennte Wege gegangen waren, war der Freitag der Tag, an dem sie sich immer sahen, komme, was wolle.

»Okay, okay. Worüber willst du denn dann sprechen?«

CeCe überlegte. Dann fiel ihr etwas ein, über das es sich zu sprechen lohnte, und sie musste lachen.

»Was ist so lustig?«

»Benedict.«

»Benedict ist lustig? Was hat er denn gemacht?«

Seit einiger Zeit war CeCe mit dem Sohn eines Winzers befreundet, der ein paar Jahre jünger war als sie. Sie hatten sich in dem Forum der Farmers of California im Internet kennengelernt. Benedict war auf einem Weingut in der Nähe von Sonoma aufgewachsen und half seit seiner Kindheit bei der Ernte und bei der Weinverkostung, die das Familienunternehmen Touristen anbot. Er hatte selbst eine besondere Vorliebe für Weine entwickelt und mutete sich dann und wann ein wenig zu viel davon zu. Doch mit Benedict wurde es wenigstens nie langweilig.

»Er hat einen Job als Santa Claus im Kaufhaus angenommen«, informierte CeCe ihre Freundin, die Benedict durch einige gemeinsame Treffen ebenfalls kannte. »Vor über zwei Wochen schon, aber erst jetzt hat er sich getraut, mir davon zu erzählen.«

Jetzt musste auch Julia lachen. »Nicht dein Ernst! Benedict? Der elegante, immer schick und teuer gekleidete Benedict, der es darauf abgesehen hat, jede Frau unter dreißig zu beeindrucken? Die Vorstellung von ihm im Santa-Claus-Kostüm ist absurd!«

»Allerdings! Und vor allem – kannst du ihn dir mit kleinen Kindern auf dem Schoß vorstellen, die ihn damit vollquatschen, was sie sich zu Weihnachten wünschen?«

»Nein. Und ganz ehrlich: Das will ich sehen! In welchem Kaufhaus ist er? Nicht etwa bei Macy’s?«

»Bei Rawley’s. Wollen wir gleich hin?«

»Was ist denn das für eine Frage? Natürlich! Nehmen wir die Cable Car?«

Da war CeCe sofort mit dabei, denn die uralten Waggons, die noch immer auf drei Linien die Hügel von San Francisco rauf- und runterfuhren, waren zur Weihnachtszeit ein ganz besonderes Erlebnis. Sie waren nämlich mit allerlei Girlanden, Tannenzweigen, Christbaumkugeln und sogar Mistelzweigen geschmückt. CeCe warf den Becher Fake-Vanille-Weihnachtskaffeedingsbums in den nächsten Mülleimer und hakte sich bei Julia ein. Fröhlich machten sie sich zu Fuß auf zur Ecke Hyde und Beach Street, wo die Cable Car abfuhr.

Als sie an den vielen Ständen in Fisherman’s Wharf vorbeikamen, an denen fangfrische Meeresspezialitäten angeboten wurden, blieb Julia abrupt stehen. »Hast du auch so Lust auf ein Fischbrötchen wie ich?«

Da musste CeCe nicht lange überlegen. »Hört sich toll an!« Schnurstracks marschierte sie auf einen der Stände zu und betrachtete die Auslage. »Was hältst du von diesen Sauerteigbrötchen mit fangfrischen Flusskrebsschwänzen?«

Ihre Freundin grinste. »Die mit dem Kilo Mayonnaise und mindestens fünftausend Kalorien?«

»Genau die.«

»Die sehen köstlich aus. Wir hätten gerne zwei davon!«, sagte Julia zu dem Mann mit der weißen Schürze und dem schwarzen Schnurrbart, der sie anlächelte.

»Eine gute Wahl«, erwiderte er, nahm nacheinander zwei vollbepackte Brötchen heraus, wickelte sie in Servietten und legte sie auf die Theke.

Bevor Julia ihr Portemonnaie aus der Handtasche holen konnte, sagte CeCe: »Das übernehme ich. Du hast schon den Kaffee ausgegeben.« So machten sie das immer, sich abwechseln. Sie hatten seit jeher eine Freundschaft, die in jeder Hinsicht ausgeglichen war.

Julia nickte und bedankte sich. Der Fischhändler wünschte ihnen noch einen schönen Tag, und sie gingen weiter.

»Oh Gott, ist das lecker«, sagte CeCe, nachdem sie in ihr Fischbrötchen hineingebissen hatte.

»Total! Du hast da übrigens Mayonnaise im Gesicht.« Julia lachte und deutete auf ihren Mund.

»Wo denn?«

»Überall.«

CeCe musste ebenfalls lachen. »Vielleicht sollten wir uns irgendwo hinsetzen und in Ruhe aufessen«, schlug sie vor und wischte sich mit der Serviette den Mund ab.

»Auf die Treppen dort?«

CeCe war einverstanden, und sie nahmen Platz und beobachteten das Treiben. Scharen von Touristen strömten in die berühmte Boudin Bakery, wo es deren allseits beliebte Sauerteigbrote in jeder nur erdenklichen Form gab. So konnte man für schlappe zwanzig Dollar eine Schildkröte aus Sauerteig oder – typisch San Francisco – sogar einen Cable-Car-Waggon bekommen. Außerdem war der Bäckerei ein Restaurant angeschlossen, wo Julia und sie schon an manchen Freitagen gewesen waren. Dort hielt man sich selbstverständlich auch an Sauerteig. Die Pizza hatte es CeCe angetan, während Julia sich jedes Mal über die leckeren Sandwiches hermachte. Ihre beste Freundin hegte nämlich eine Vorliebe für Sandwiches und hatte vor knapp zwei Jahren sogar ihren eigenen Laden, Julia’s Sandwich Heaven, aufgemacht.

»Wie läuft das Geschäft?«, erkundigte CeCe sich nun und klemmte sich eine dunkle Haarsträhne hinters Ohr, damit sie nicht in der Mayonnaise landete.

»Oh, das läuft super, danke. Ich meine, all die Studenten haben Hunger, und meine Preise sind wirklich angemessen, wie ich finde.« Julia’s Sandwich Heaven befand sich im Universitätsstädtchen Berkeley, nicht weit von San Francisco entfernt. Dort hatte sie studiert, und es hatte ihr so gut gefallen, dass sie einfach dageblieben war.

»Das freut mich für dich.« CeCe lächelte Julia an und blickte in die Ferne. Die Sonne stand bereits ganz niedrig über dem Meer und hüllte alles in ein wunderschönes Orange.

»Ja, ich freue mich auch. Wer hätte gedacht, dass das so gut funktionieren würde? Es ist ja nicht so, dass es in Berkeley sonst keine Sandwichläden gäbe.«

»Deine Sandwiches sind aber die besten. Und die Leute wissen halt, was gut ist.«

Julia strahlte. »Das ist lieb, dass du das sagst. Ich habe übrigens gerade beschlossen, dass ich ein Sandwich mit Flusskrebsschwänzen ins Sortiment aufnehmen werde. Diese kleinen Dinger sind wirklich superlecker.« Sie steckte sich den Rest ihres Brötchens in den Mund.

»Das solltest du unbedingt tun. Die Leute werden dir die Türen einrennen.« CeCe leckte sich die Finger ab.

Ihre Freundin nickte zufrieden und fragte sie dann: »Und, wie läuft es bei dir? Viel zu tun jetzt zur Weihnachtszeit?«

»Und ob! Vor allem die Vanilleplätzchen gehen weg wie nichts. Ich glaube, ich muss heute Abend noch mal neue backen, spätestens aber morgen früh. Ich hab schon wieder echt viele Bestellungen reinbekommen.«

»Du wolltest ja unbedingt deinen eigenen Onlineshop. Als ob du mit den Auslieferungen in der Gegend nicht schon genug zu tun gehabt hättest«, sagte Julia mit einem leicht vorwurfsvollen Unterton. CeCe wusste, woher der rührte: Seit sie ihre Ware auch online anbot, hatte sie kaum noch Zeit für irgendetwas anderes. Sie war seit Ewigkeiten zu keinem von Julias Auftritten gekommen, und dabei liebte sie es, ihrer Freundin und dem Gospelchor, dem sie mit fünfzehn Jahren beigetreten war, zuzuhören. Doch die Freitagnachmittage waren ihr heilig, und sie nahm sie sich trotz der vielen Arbeit frei, um Julia wenigstens einmal die Woche zu sehen.

»Ich weiß, ich weiß. Es war eine dumme Idee. Oder auch die beste meines Lebens. Die Vanille boomt. Wusstest du, dass der Kilopreis gerade auf siebenhundert Dollar gestiegen ist?«

»Ja, ich hab neulich was davon im Radio gehört und musste gleich an dich denken. Vanille ist teurer als Silber! Du wirst noch zur Millionärin.« Sie zwinkerte ihr zu.

CeCe lachte. »Na, so weit wird es wohl nicht kommen. Ich freue mich aber, dass die Vanille endlich gewürdigt wird.« Dass die Preise nur so gestiegen waren wegen der schlechten Ernte auf Madagaskar, dem Hauptanbaugebiet des Gewürzes, und einigen anderen nicht so schönen Faktoren, blendete sie lieber aus. Sie wollte sich den Tag nicht verderben lassen, er war nämlich nahezu perfekt. Sie war hier mit ihrer besten Freundin im vorweihnachtlichen San Francisco und konnte endlich mal ein bisschen entspannen.

Und da für sie zum Entspannen auch Schokolade dazugehörte, bat sie Julia, noch einen Abstecher zu Ghirardelli zu machen. Die willigte ein, sie versorgten sich mit der lebensnotwendigen Süßigkeit und waren beide ganz erstaunt, dass es schon dämmerte, als sie den Laden verließen. Sie betrachteten den hübschen Weihnachtsbaum auf dem Ghirardelli Square, während sie sich die kleinen Schokoladentäfelchen, die ihnen beim Betreten des Ladens in die Hand gedrückt worden waren, auf der Zunge zergehen ließen. Dann hakte CeCe sich bei Julia unter, und sie liefen fröhlich zur Cable-Car-Endhaltestelle, wo der Waggon gerade auf der runden Plattform von zwei starken Männern um hundertachtzig Grad gedreht wurde, um seine Fahrt in die Richtung, aus der er gekommen war, fortzusetzen. Sie kauften sich Tickets für sieben Dollar pro Person und stellten sich in die lange Warteschlange.

Die Leute vor ihnen stiegen ein. Eine Großfamilie mit sechs Kindern besetzte die eine Hälfte des Waggons, und eine Gruppe Japaner nahm wild fotografierend auf der anderen Seite Platz. Im Nu war die Cable Car voll, und CeCe und Julia waren kaum ein paar Meter vorangekommen. Es war klar gewesen, dass sie an einem Freitagnachmittag nicht gleich mit dem ersten Wagen mitfahren konnten, also warteten sie geduldig weiter, aßen Schokolade und erzählten sich dabei, was ihnen seit letztem Freitag alles passiert war.

»Du wirst nicht glauben, womit Kenneth uns überrascht hat«, sagte Julia plötzlich ganz aufgeregt. Kenneth war der Chorleiter, der beinahe wie ein Vater für ihre Freundin war. »Nächste Woche Sonntag geben wir ein Konzert in der Grace Cathedral!«

CeCe staunte. »Ehrlich? Hier in San Francisco?« Die Grace Cathedral war eine große, gut besuchte Kirche, dort aufzutreten war etwas ganz Besonderes.

»Ja. Ich würde mich freuen, wenn du auch kämst.«

»Das werde ich auf jeden Fall, dafür nehme ich mir die Zeit«, sagte sie. »Tut mir leid, dass ich so lange bei keinem deiner Auftritte war.«

»Alles gut. So spielt das Leben manchmal. Wir beide haben doch viel um die Ohren.«

»Ich komme, versprochen.«

Julia lächelte zufrieden, und CeCe freute sich für ihre Freundin. Welch eine großartige Gelegenheit. Vielleicht wollte Benedict auch mitkommen, sie würde ihn auf alle Fälle fragen.

Sie fröstelte ein wenig und knöpfte sich die Jacke zu. Und nun bemerkte sie auch, dass es richtig dunkel geworden war. Die Sonne war komplett verschwunden, und die Stadt wurde von Abermillionen Lichtern erhellt. Wenn sie sich nach rechts hinten drehte, konnte sie die Golden Gate Bridge in ihrem erleuchteten Glanz sehen. Es war bereits halb sechs, als sie endlich an der Reihe waren, und die Lichterkette an dem Waggon funkelte ebenfalls. Als sie jetzt einstiegen, fanden sie natürlich wieder mal keinen Platz. Doch das machte nichts, denn war es nicht das Aufregende am Cable-Car-Fahren, dass man sich einfach auf die äußeren Stufen stellen und sich den Fahrtwind ins Gesicht wehen lassen konnte?

CeCe und Julia standen nebeneinander und umfassten die eiserne Stange, um nicht vom Waggon zu fallen. Das war CeCe als kleines Mädchen einmal passiert, oder besser gesagt, es wäre beinahe passiert, wenn ihr Vater sie nicht im letzten Moment an ihrer Jacke festgehalten und zurückgezogen hätte. Der Schreck saß tief, und lange Zeit hatte sie sich gar nicht mehr in eine Cable Car getraut. Aber der Spaß überwog dann doch, und sie überwand ihre Furcht – so wie sie es in allen Bereichen ihres Lebens tat. Hätte sie sich von der Angst überwältigen lassen, hätte sie die Herausforderung bestimmt nicht angenommen, nach dem Tod ihres Vaters vor neun Jahren die Vanillefarm zu übernehmen. Sich ihr mit jeder Faser ihres Seins zu widmen. Die Plantage war ihr Herz und ihre Seele, nichts war ihr wichtiger, mal abgesehen von ihren Freunden, ihrer Grandma Angela und natürlich ihren Erinnerungen an ihre Eltern. Doch sie würde alles tun, um die Farm, das Lebenswerk ihres Dads, aufrechtzuerhalten – was es auch kostete.

Sie fuhren die Hyde Street entlang und an der Lombard Street, der angeblich kurvenreichsten Straße der Welt, vorbei, die sich einen kleinen Hügel hinabschlängelte. Während CeCe das Haar ins Gesicht wehte und ihre Hand an der eisernen Stange immer kälter wurde, passierten sie viktorianische Gebäude, Einkaufsstraßen mit wunderschön dekorierten Schaufenstern und zuletzt den Union Square, der mit seinen mit Lichterketten geschmückten Palmen und dem großen beleuchteten Weihnachtsbaum mit den roten und goldenen Kugeln und dem roten Stern an der Spitze eine abstrakte Mischung aus Exotik und Idylle versprach. Eine Eislaufbahn war aufgebaut, und das Kaufhaus Macy’s hatte wieder mal in jedem seiner Fenster einen großen Kranz hängen, während über der Eingangstür ein Schild mit der Aufschrift BELIEVE hing.

Sie lächelte. Ja, zu dieser Zeit des Jahres konnte man wirklich an alles glauben, sogar an Unmögliches. Unvorstellbare Dinge konnten wahr werden, wie zum Beispiel, dass Benedict sich als Santa Claus verkleidete oder dass Wunder geschahen. Dass sie selbst langsam wieder an die Liebe glaubte, zumindest wenn sie all die glücklichen Menschen um sich herum sah, die Familien und die Paare, die vor den vielen schönen Motiven für Fotos posierten. Jeder schien an diesem Tag zufrieden zu sein, und sie war es auch. Ja, sie war verletzt worden, und das nicht zu knapp, aber sie war bereit, diese Episode ihres Lebens hinter sich zu lassen und sich wieder zu öffnen. Für die Liebe, für jemanden, der ihr Herz erobern wollte … Nur war das leider gar nicht so leicht, wenn man seine Tage zwischen Vanillepflanzen verbrachte und nur einmal die Woche in die Stadt kam. CeCe glaubte andererseits aber auch fest daran, dass Amor sie schon finden würde, wenn der Zeitpunkt gekommen war. Das Schicksal würde sie führen, so wie es ihren Vater und ihre Mutter zusammengeführt hatte.

Sie erreichten das Ende der Strecke in der Powell Street, sprangen ab und begaben sich in die Market Street. Dort im Westfield Shoppingcenter befand sich Rawley’s, wo CeCe hoffte, Benedict anzutreffen.

»Bist du sicher, dass er heute arbeitet?«, fragte Julia.

»Er hat mir erzählt, dass er fast jeden Tag arbeiten muss, ich denke also schon.«

»Wieso hat er den Job überhaupt angenommen? Ich dachte nicht, dass es ihm an Geld mangelt. Das Weingut seiner Eltern wirft doch ziemlich viel ab, oder?«

»Schon, ja. Aber Benedicts Vater hat ihm wohl den Geldhahn zugedreht, weil er so viel für schicke Designerklamotten ausgegeben und sich einen Mercedes geleast hat. Sein Dad ist der Meinung, dass all diese Dinge nicht nötig sind.«

»Sind sie ja auch nicht«, sagte Julia und stellte sich auf die Seite von Benedicts Vater.

»Na ja, Benedict sieht das ein wenig anders, wie du weißt. Er hat mal wieder irgendeine Frau kennengelernt, die er beeindrucken und fein ausführen will. Der er etwas Schönes zu Weihnachten schenken will. Da ihm das aber zurzeit nicht möglich ist, hat er den Job als Santa angenommen. Er verdient wohl ziemlich gut dabei. Fünfzehn Dollar die Stunde, hat er mir verraten. Wenn er das fünf Wochen lang durchzieht, springt dabei ein hübsches Geschenk für Candy raus.«

»Candy? Das wird ja immer schlimmer.« Julia zog eine Grimasse.

CeCe musste schmunzeln. »Rate, was sie beruflich macht.«

»Nageldesign?«, riet Julia, weil es wahrscheinlich das Erste war, was ihr einfiel. Benedicts Freundinnen hatten stets falsche lange Nägel.

»Knapp daneben. Sie ist Hundefriseurin.«

»Haha. Wo ist das denn bitte knapp daneben?«

»Na, beide hübschen … Lebewesen auf, oder?«

Sie kicherten noch ein bisschen vor sich hin und hatten bald darauf das Kaufhaus erreicht. Benedict fanden sie auch auf Anhieb, er war gar nicht zu übersehen auf seinem riesigen goldenen Stuhl, ein kleines Mädchen auf dem Schoß, das weinte. Obwohl er toll aussah in seinem roten Anzug, mit dem langen weißen Bart, den klobigen schwarzen Stiefeln und der Weihnachtsmannmütze auf dem Kopf, wirkte er ein wenig unbeholfen, fand CeCe und beobachtete ihn gespannt. Dann jedoch holte er ein Taschentuch heraus, reichte es der Kleinen und tröstete sie. Sogleich strahlte sie auch schon wieder und erzählte ihm langatmig, was sie am Weihnachtsmorgen gerne unter dem Baum liegen haben würde. Das glaubte CeCe zumindest, hören konnte sie Santa und das Mädchen nicht, dafür waren sie zu weit weg von dem abgesperrten Bereich, den sie lieber nicht betreten wollte. Benedict würde sie umbringen, erstens dafür, dass sie Julia von seinem Nebenjob erzählt hatte, und zweitens, weil sie sich extra aufgemacht hatten, um ihm auch noch dabei zuzusehen.

»Wir sollten uns anstellen und uns auch auf seinen Schoß setzen«, schlug Julia augenzwinkernd vor.

»Witzige Idee. Da dreht er mir aber den Hals um, und ich bin im Frühjahr nicht mehr da, um meine Vanille zu ernten. Und wer kümmert sich dann um meine Farm?«

Julia schüttelte den Kopf. »Das ist wieder mal typisch für dich. Wenn du es schon in Vanillisch sagen willst: Viel schlimmer wäre, wenn die vielen Leute, die bei dir Plätzchen bestellt haben, keine bekommen sollten. Ich wünsch mir übrigens auch eine große Tüte.«

»Was ist denn Vanillisch?«, lachte CeCe.

»Na, die Sprache, die du seit Jahren sprichst. Eigentlich, seit ich dich kenne. Nur wird es mit jedem Jahr schlimmer.«

»So ein Unsinn.«

»Siehst du, du hörst es nicht einmal mehr.«

»Dann könnte ich genauso gut sagen, du sprichst Sandwichisch.«

»Wann habe ich denn heute bitte Sandwiches erwähnt?«

»Als du von deiner neuen Honigsauce erzählt hast, als du laut über ein neues Weihnachtssandwich mit Truthahnbrust und Preiselbeeren nachgedacht hast … Als du in Fisherman’s Wharf gesagt hast, du willst Flusskrebsschwänze ins Sortiment aufnehmen …«

»Jaja, okay, du hast recht. Wir sind wohl zwei hoffnungslose Fälle.«

»Ach, wieso denn? Ich finde es schön, dass wir so leidenschaftlich bei der Sache sind.«

»Das stimmt auch wieder. Sag das aber mal der männlichen Spezies. Die sieht unsere Leidenschaft nämlich anscheinend nicht.«

»Die Männer wollen ja auch Leidenschaft für etwas ganz anderes.« CeCe stupste Julia leicht mit der Schulter an.

»Für Weihnachten?« Ihre Freundin deutete grinsend auf Benedict, und sie folgte ihrem Blick. Der Gute hatte gerade einen Jungen auf dem Schoß sitzen, der augenscheinlich zwar höchstens zehn Jahre alt war, jedoch mindestens genauso schwer wie Benedict selbst. Der war nämlich eher zierlich und schien von der unerwarteten Last ganz schön erdrückt zu werden.

CeCe legte sich eine Hand vor den Mund, um nicht laut loszuprusten. Als Julia aber zu gackern anfing, konnte sie sich ebenfalls nicht mehr zurückhalten. Und in diesem Moment entdeckte Benedict sie. Mit großen Augen und purem Entsetzen blickte er sie an. Sie winkten ihm zu und liefen so schnell wie möglich davon.

»Julia, ich glaube, das war’s mit deinen Vanilleplätzchen«, japste CeCe. »Wenn er uns einholt, bin ich tot.«

»Dann musst du mir aber vorher noch schnell das Rezept verraten.«

»Keine Chance. Das nehme ich mit ins Grab«, schwor CeCe wie so oft.

Sie standen wieder auf der Straße und rangen nach Luft.

»Meine Bahn kommt gleich. Ich denke, ich muss los, heute Abend habe ich noch Probe«, sagte Julia.

»Oh, das hattest du gar nicht erwähnt. Ich dachte, wir gehen vielleicht noch ins Kino oder so.«

»Ein anderes Mal, ja? Wir müssen doch für unseren großen Auftritt üben.«

»Alles klar, das verstehe ich natürlich. Ich wünsche euch gutes Gelingen.«

»Danke, meine Liebe.« Julia lächelte herzlich, umarmte sie und stieg die Treppen zur BART hinunter, die sie direkt nach Berkeley bringen würde.

CeCe hatte ihren Wagen ein paar Seitenstraßen weiter geparkt, und als sie sich nun auf den Weg dorthin machte, dachte sie darüber nach, wie tapfer Julia war, trotz allem weiterhin beim Chor mitzumachen. Denn sie wusste, dass ihre Freundin bei jeder Probe, bei jedem Meeting und bei jedem Auftritt dem Mann begegnete, den sie am liebsten nie wiedergesehen hätte.

Sie stieg in ihren Pick-up und fuhr aus San Francisco hinaus, in Richtung Norden. Wie immer nahm sie die Route, die sie über die Golden Gate Bridge und entlang der San Pablo Bay führte. Sie hätte ihrer Grandma, die in Sausalito wohnte, einen Besuch abgestattet, wusste aber, dass diese heute Abend ein Date hatte. Also beschloss sie, da sie nun früher als erwartet zu Hause sein würde, auf jeden Fall noch zu backen.

Als sie die Lichter der Großstadt hinter sich gelassen hatte, öffnete sie ihr Fenster und atmete die frische Luft ein. Im Sommer duftete es nach unendlich vielen Blumen und Früchten, im Herbst nach reifem Wein, und jetzt im Dezember wehte ihr eine Brise aus kühler Seeluft und weihnachtlichen Gewürzen entgegen, deren Duft CeCe sich vielleicht nur einbildete, der aber auch aus den Fenstern der vielen kleinen Häuser entlang der Strecke kommen konnte, in denen man sich auf den Winter einstimmte.

Sie fuhr durchs Sonoma Valley, an Weingütern entlang, die zu dieser Zeit des Jahres mit ihren kahlen Weinreben ein wenig trostlos wirkten. In der Dunkelheit sah sie einen Kojoten die Straße entlanghuschen.

Als sie sich nach gut einer Stunde dem Napa Valley näherte, fühlte sie sich gleich wieder in ihrem Element. Fühlte sie sich zu Hause. So gern sie einen kleinen Ausflug nach San Francisco, zu Julia nach Berkeley oder zu ihrer Grandma nach Sausalito unternahm, war sie doch jedes Mal froh, wieder auf ihrer Farm anzukommen. Nur hier empfand sie etwas, das sie mit dem Begriff Heimat verband. Der süße Duft der Vanille war allgegenwärtig, und ihre Eltern waren es auch. Wie so oft hatte sie nun, als sie aus ihrem Wagen stieg, das Gefühl, sie wären anwesend, gäben auf sie Acht. Passten auf, dass sie alles richtig machte, dass der Farmbetrieb lief. In jedem Frühsommer, wenn die Vanillepflanzen aufs Neue ihre gelben Blüten hervorbrachten, sprach sie ein Gebet und dankte nicht nur dem lieben Gott, sondern auch ihren Eltern für die bevorstehende gute Ernte, und bisher war sie nicht enttäuscht worden.

Jetzt ging CeCe auf das von ihrem Vater selbst gebaute Lagerhäuschen zu, das beheizt und mit einer Alarmanlage gesichert war. Dabei warf sie einen Blick auf den kleinen Hügel, der im Dunkeln vor ihr aufragte. Die Blockhütte darauf war erleuchtet, sie vermutete, dass Louis wie so oft am Abend mit einem Buch in seinem Lieblingssessel saß und las, ein gutes Glas Rotwein auf dem Tischlein neben sich. Sie schüttelte den Kopf, warf die Gedanken an ihn ab. Sie wollte nicht an ihn denken, dieser Abend gehörte allein der Vanille.

Sie schaltete das Licht ein und betrachtete das Ergebnis der vorigen Ernte: Tausende von schwarzbraunen Vanilleschoten, als Bündel zusammengehalten mit Bastbändern oder einzeln verpackt in dünnen Glasröhrchen. Im Dezember war nicht viel zu tun, was das Pflanzen oder das Ernten anging. Erst ab März würden die ersten Kapseln reif sein, und sie könnte sie von den Lianen pflücken, um sie aufwendig zu blanchieren und zu trocknen. Um die Blüten würde sie sich nicht vor Ende Mai kümmern müssen. Doch dann würde eine Menge Arbeit auf sie zukommen, da hier in Kalifornien nicht die speziellen Bienen- und Kolibriarten lebten, die in Mexiko, dem Heimatland der Vanille, das Bestäuben übernahmen. CeCe musste sich per Hand darum kümmern und die Augen weit offen halten, da die einzelnen Blüten sich nur ein einziges Mal öffneten, und das lediglich sechs Stunden lang. Wurden sie dann nicht bestäubt, starben sie ab und brachten keine Vanille hervor. Ja, die anderen Jahreszeiten waren sehr geschäftig, doch alles, was sie im Winter tun musste, war, darauf zu achten, dass die Pflanzen es schön warm hatten und genügend gegossen wurden. Sie konnte sich also ganz darauf konzentrieren, den Weihnachtsversand anzugehen und die vielen Plätzchen zu backen, die verlangt wurden. Neben denen bot sie auf der Website noch selbst gemachte Marmeladensorten, Vanillehonig, Vanilleöl, Vanillezucker, verschiedene Tees und andere Dinge an, deren Bestand sie morgen prüfen wollte, damit auch alles reichte. Ansonsten würde sie Neues herstellen müssen. Aber das kam morgen. Die nächsten Stunden wollte sie allein zum Backen nutzen, und deshalb nahm sie sich einen kleinen geflochtenen Bastkorb, legte zwei Handvoll Vanilleschoten hinein, die abgebrochen oder nicht so schön schwarzbraun geworden waren – denn sie verkaufte nur Eins-a-Ware –, und nahm sie mit ins Haus. Bevor sie jedoch die Tür zum Lager zuzog, atmete sie noch einmal den einzigartigen Duft ein und schloss die Augen. Vanille. Ihr Leben. Sie konnte sich kein anderes vorstellen.

Sie knipste das Licht aus, verriegelte die hölzerne Tür, tippte den Code für die Alarmanlage ein, ging ins Haus und holte alle Backzutaten hervor. Dann legte sie eine Weihnachts-CD mit einem Mix der letzten zwei Jahrzehnte ein, goss sich einen Tee auf und zündete eine Duftkerze mit Vanillearoma an. Jetzt war sie bereit für einen Plätzchen-Backabend, und es gab nichts, das sie in diesem Moment lieber getan hätte.

Kapitel 2

Julia betrat den Probenraum mit einem mulmigen Gefühl, wie immer in den letzten achtundfünfzig Tagen. Sie blickte sich um und hoffte, er würde nicht da sein, sie würde nicht da sein, beide würden mit einer Grippe im Bett liegen, mit der Cholera oder der Pest.

Doch er war da. Jackson. Er stand an Haileys Seite und lachte über irgendetwas, das sie ihm strahlend erzählte. Sie fuhr ihm mit der Hand über den Arm, Julia konnte dabei ihre frisch gemachten Nägel erkennen. Falsche lange Nägel, und dann auch noch in Knallrot! Zu ihr hatte Jackson immer gesagt, er möge natürliche Frauen. Nicht ein Mal hatte sie sich in den fünf Jahren, die sie zusammen gewesen waren, falsche Nägel machen lassen oder sich auffällig geschminkt. Nicht, dass sie das gewollt hätte. Nein, Julia war der natürliche Typ Frau, sie war es schon immer gewesen, und sie hatte gedacht, Jackson hätte gerade das an ihr gemocht. Falsch gedacht, wie es aussah.

»Hihihi«, kicherte Hailey, die Hyäne. Julia hatte sie schon vorher nicht ausstehen können, jetzt hegte sie ihr gegenüber eine tief sitzende Abscheu, und manchmal wünschte sie sich, sie hätte falsche lange Nägel, mit denen sie ihr …

»Kommt ihr alle näher, bitte?«, hörte sie Kenneth rufen. Er war Anfang fünfzig, hatte einen kahl geschorenen Kopf und die wundervollste Stimme, die Julia je gehört hatte. So tief und sanft, dass jedes gesungene Wort ihr eine Gänsehaut bescherte. Sie erinnerte sich gut an den Tag, an dem sie ihn zum ersten Mal singen gehört hatte. Damals waren Jemima und sie gerade nach Kalifornien gezogen und suchten nach einer Kirche. Die nächste Baptistengemeinde war in Napa, also machten sie sich dorthin auf und fanden auf Anhieb, was sie nach der schlimmen Zeit in Philadelphia so bitter benötigten: Zusammenhalt, Freundschaft, Aufgenommenwerden – und vor allem unglaublich bewegende Musik, die ihnen Liebe und Hoffnung versprach und dass hier alles gut werden würde. Kenneth erkannte schnell, dass Julia mit einer außergewöhnlichen Stimme gesegnet war, und nahm sie in den Chor auf. Seitdem verbrachte sie nicht nur die Sonntagmorgen in der Kirche, sondern war auch an mindestens zwei Abenden in der Woche bei den Proben. Als sie selbst noch keinen Führerschein gehabt hatte, hatte Jemima sie gefahren, sobald sie aber sechzehn geworden war, hatte sie sich den alten Wagen ausleihen und allein auf den Weg machen dürfen.

Kenneth war schnell zu einer Vaterfigur geworden und stand ihr mit Rat und Tat zur Seite. Er war derjenige gewesen, bei dem sie sich oft ausgeweint hatte, weil das Leben so ungerecht war. Dann sagte er ihr jedes Mal, sie solle nur auf den lieben Gott vertrauen, er würde schon alles richten. Ja, und dann hatte Gott ihr einige Jahre später Jackson geschickt. So oft der Herr auch richtig lag, dieses eine Mal hatte er mächtig danebengegriffen.

Julia begab sich auf ihre Position, sie sang im Sopran und durfte in der ersten Reihe stehen. Hailey stand als Altstimme schräg hinter ihr, obwohl Julia fand, dass Kenneth sie am besten weiter nach hinten verfrachtet hätte, denn es kamen nichts als schiefe, piepsige Töne aus ihrem Mund. Ganz hinten standen die Männer mit den tiefen Bassstimmen, darunter auch Jackson. Gut, dass sie ihn wenigstens nicht sehen musste, konzentrieren hätte sie sich dann sicher nicht mehr können. Schlimm genug, dass sie seine Anwesenheit spürte.

Kenneth dirigierte sie durch den Abend, sie besprachen kurz die Lieder für den Sonntag in der Napa-Kirche und übten dann die Stücke für das große Event in San Francisco. Sie alle waren ganz aus dem Häuschen gewesen, als Kenneth ihnen am Dienstag davon berichtet hatte. In der Grace Cathedral zu singen war ein Privileg, eine wunderbare Gelegenheit, besonders jetzt in der Vorweihnachtszeit, wo die Kirchen mit Menschen gefüllt waren. Julias Aufregung wuchs mit jedem Tag, sie hoffte so, dass CeCe es wahrmachen konnte und wie versprochen erscheinen würde. Sie im Publikum zu wissen, würde ihr ein wenig von der Aufregung nehmen, so war es schon immer gewesen. Leider fand ihre beste Freundin nur noch selten die Zeit, sonntags in die Kirche zu gehen. Julia verstand es ja. CeCe hatte ihre Farm, und außer ein paar Erntehelfern, die ihr im Frühjahr unter die Arme griffen, musste sie sich um alles allein kümmern. Sie verkaufte die süßen Vanilleschoten nicht nur in der Umgebung, sondern verschickte sie auch ins ganze Land. Und sie stellte die tollsten Dinge her, so wie den Vanillezucker, den Julia jeden Morgen in ihren Kaffee gab und der sie immer an ihre Jugend denken ließ, als sie selbst noch im Napa Valley gelebt hatte. Als sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben sicher und geborgen gefühlt hatte, auch wenn die Schatten der Vergangenheit noch immer über sie fielen …

»Du nichtsnutziges Ding, nicht mal das kannst du für deine arme Mutter tun!«, schrie Tracy sie an.

»Ich will das nicht mehr machen, Mom. Beim letzten Mal haben mich ein paar von meinen Klassenkameraden dabei gesehen, das war so peinlich.«

Ihre Mutter sah sie wutschäumend an. Sie war so vollgepumpt mit Drogen, dass sie nicht mehr sie selbst war. »Du gehst jetzt da raus und schaffst mir ein bisschen Kohle ran! Wenn du dich nicht auf die Straße setzen willst, dann klau halt ’nem reichen Schnösel seine Brieftasche.«

Das würde Julia erst recht nicht machen, das war schon einmal schiefgegangen. Es war lange her. Damals hatte sie noch geglaubt, es wäre normal zu stehlen. Normal, von Tag zu Tag zu leben, ohne zu wissen, ob man morgen etwas zu essen haben würde. Sie hatte geglaubt, es ginge allen Menschen so. Heute wusste sie es besser.

»Nein, Mom, das will ich auch nicht.« Sie wagte es nicht, ihrer Mutter in die Augen zu sehen, und starrte stattdessen den kaputten Fernsehtisch an, dem eine leere Bierkiste das abgebrochene Bein ersetzte. Am liebsten hätte Julia sie gefragt, warum sie nicht endlich arbeiten ging, wie andere Mütter auch. Doch ihr war klar, dass das niemals passieren würde. Selbst wenn sie gewollt hätte, wer hätte sie schon eingestellt, so, wie sie aussah? Versifft und dreckig, ihr blondes Haar seit Wochen nicht gekämmt. Die einzige Arbeit, die sie machen konnte, war, es Freeze zu besorgen, im Gegenzug für das Meth, das er ihr brachte.

Julia blickte den Typen mit den langen fettigen Haaren und dem Beanie auf dem Kopf an, der neben ihrer Mutter auf der zerlöcherten blauen Couch hockte. Sie fand ihn einfach widerlich, hasste es, wenn er bei ihnen zu Hause abhing. Da war die Aussicht auf ein paar Stunden Betteln auf der Straße gar nicht mal so übel. Aber es war kalt, in den vergangenen Tagen hatte es geschneit, und sie war auf dem Heimweg von der Schule im Matsch ausgerutscht. Ihre Hose war noch immer feucht und schmutzig, doch sie hatte keine andere gefunden. Keine heile, keine saubere. Eigentlich hatte sie in den Waschsalon gehen wollen, doch dazu fehlte das Geld, und ihre Mom hatte heute ja auch andere Pläne für sie.

»Na, worauf wartest du?«, schrie sie jetzt herum. »Nun zisch schon ab und beschaff uns ’n bisschen Knete. Sieh selber zu, wie du das anstellst.«

»Aber, Mom …«

Ihre Mutter erhob sich von der Couch. »Ich sag es nicht noch mal, Julia! Wir haben nichts mehr zu essen im Schrank!«

Das war ihr nicht entgangen. Die Ravioli aus den verbeulten Dosen und das alte Brot, das sie in der Mülltonne hinter dem Supermarkt gefunden hatte, waren das Letzte, was sie zu sich genommen hatten, und das war fast vierundzwanzig Stunden her. Ihr Magen hatte den ganzen Vormittag im Unterricht geknurrt.

»Julia! Wenn du jetzt nicht gehst …«, brüllte ihre Mutter, und sie wusste, dass es ernst wurde. Dass ihre Mom kurz davor war auszuflippen. Kurz davor war, sie grün und blau zu schlagen.

So schnell sie konnte, rannte sie aus der Wohnung. Die rissige graue Straße entlang, vorbei an einer brennenden Mülltonne, an der sich ein paar ältere Männer aufwärmten, und an der Videothek, vor der letzte Woche jemand erschossen worden war. Das gelbe Absperrband flatterte noch immer lose im Wind.

Sie rannte, bis ihre Lungen wehtaten, und machte erst halt, als sie das Viertel hinter sich gelassen hatte, in dem sie aufgewachsen war. In dem sie die dreizehn Jahre ihres Lebens verbracht hatte. Sie hasste es hier! Sie hasste ihr Leben! Verzweifelte an ihrer Mom, die ihr weder Essen noch Kleidung noch Liebe geben konnte. Seit sie denken konnte, hatte Julia für sie getan, was sie nur konnte, hatte für sie gesorgt, sie bekocht, ihre Kotze aufgewischt. Und was hatte ihre Mutter je für sie getan?

Da sie an diesem Tag nicht mehr nach Hause wollte, sah sie sich nach einem Unterschlupf um und betrat letztlich die Kirche, weil sie das einzige Gebäude war, das geöffnet hatte und ihr sicher erschien. Sie hätte vielleicht bei einer Schulfreundin unterkommen können, aber was hätte sie der sagen sollen? Es war schwierig genug, ständig Ausreden dafür zu erfinden, weshalb sie keinen Taschenrechner für den Mathe-Unterricht hatte oder kein Lunchpaket für die Mittagspause, wo ihr Vater war oder wo sie wieder mal den Bluterguss herhatte. Früher dachte sie, sie hätte die Schläge verdient, die ihre Mutter ihr hin und wieder verpasste, sie hatte geglaubt, auch sie wären normal. Doch dann hatte sie irgendwann erkannt, dass nicht jede ihrer Mitschülerinnen mit blauen Flecken übersät war, und da hatte sie begriffen, dass es eben nichts Gewöhnliches war, sondern dass es falsch war. Und dennoch konnte sie es ihrer Mutter nicht übelnehmen, weil sie doch wusste, was die Drogen mit ihr machten. Dass die Abhängigkeit wie eine Krankheit war, die nicht so leicht zu behandeln war.

Während sie über ihr Leben nachdachte, müde und erschöpft, legte sie sich auf die harte Kirchenbank und nickte ein. In der Nacht hatte sie Albträume, und ihr war schrecklich kalt, so ganz ohne Decke. Einsamer hatte sie sich nie gefühlt.

Am Morgen erwachte sie von wundervoller Musik. Im ersten Moment wusste sie nicht, wo sie war, dachte, vielleicht wäre sie gestorben und im Himmel, und diese Stimmen wären Engelsklänge. Dann jedoch setzte sie sich auf und entdeckte einen Chor, der ganz vorne am Altar stand und sang. Nur für sie, wie ihr schien.

Fasziniert hörte sie zu, nicht in der Lage, sich von der Stelle zu bewegen. Irgendwann kam ein Mann auf sie zu, der sich als Pastor der Kirche vorstellte, Father Michael. Er sagte ihr, er habe sie nicht wecken wollen, fragte, ob sie in Ordnung sei. Ob sie denn kein Zuhause habe. Starr vor Angst sah Julia ihn an. Einen Pastor durfte sie nicht belügen, das war ihr klar. Auch wenn sie nur wenig von Religion wusste, so war sie sich doch ziemlich sicher, dass sie dafür in die Hölle kommen könnte. Also stand sie auf und lief los, lief erneut durch die Straßen, wieder vorbei an der Videothek. Das gelbe Absperrband war davongeflogen. Vielleicht würde ihre Mutter ja eines Tages auch davonfliegen, hinauf in den Himmel, wenn sie denn einen Platz dort finden würde. Julia bezweifelte es …

Als sie an diesem Freitagabend nach der Probe nach Hause kam, war sie völlig erschöpft. Die letzten Stunden waren anstrengend gewesen, der Versuch, Jackson und Hailey zu ignorieren, schwerer als erwartet. Dabei hatte sie gedacht, langsam über ihn hinweg zu sein. Vielleicht lag es an der Weihnachtszeit, daran, dass sie im Dezember zusammengekommen waren, oder daran, dass sie dieses Weihnachten zum ersten Mal nach fünf Jahren ohne einen Partner an ihrer Seite verbringen musste. Sie würde nicht allein sein, denn sie hatte Jemima, die immer für sie da war, seit sie sie damals, vor vierzehn Jahren, bei sich aufgenommen hatte. Jemima war wie eine Mutter zu ihr, eine Mutter, wie Julia sie nie gehabt hatte. Und dennoch war es merkwürdig, in diesem Jahr keine Küsse unter dem Mistelzweig zu bekommen, keine liebevoll ausgesuchten Geschenke von einem Mann zu erhalten und keine für ihn einkaufen zu müssen. Vor ein paar Tagen hatte sie in einem Kaufhaus ganz automatisch nach einer blau karierten Krawatte gegriffen, die Jackson super gestanden hätte. Dann war ihr eingefallen, dass in diesem Jahr Hailey ihm seine Krawatten schenken würde, und sie hatte sie schnell wieder zurückgelegt. Wahrscheinlich würde Hailey nicht nach einer unauffälligen blauen greifen, sondern nach einer schrillen, womöglich nach einer mit Schneemännern oder sonst was Kitschigem darauf. Weil Hailey eben so war. Und wahrscheinlich würde Jackson sich sogar freuen und sie voller Stolz präsentieren, damit auch jeder wusste, dass er und die wunderschöne Hailey jetzt ein Paar waren.

Wie Menschen sich doch verändern können, dachte Julia. Für einen anderen Menschen. Ob Jackson jetzt sogar auch zur Maniküre ging? Ob sie zusammen durch die Kaufhäuser zogen und sich Weihnachtspullover im Partnerlook zulegten?

»Nein!«, sagte Julia zu sich selbst. »Jetzt hör endlich auf! Du wirst noch wahnsinnig, wenn du so weitermachst.«

Sie atmete tief durch und beschloss, obwohl sie müde war, noch nicht gleich ins Bett zu gehen. Stattdessen machte sie sich einen Orangen-Vanille-Tee, nahm ihr Handy und rief CeCe an, von der sie wusste, dass sie ganz sicher noch nicht schlief.

»Hey, Süße, bist du noch am Backen?«

»Julia, hi. Das letzte Blech ist gerade im Ofen. Warum rufst du so spät noch an? Ist alles in Ordnung?«

»Ja, alles okay. Ich wollte mich nur für den schönen Nachmittag bedanken. Ich bin wirklich froh, dich in meinem Leben zu haben.«

»Ach, Julia. Ich bin ebenso froh, dich zu haben. Und die Freitage mit dir möchte ich auch nicht missen. Wir haben gar nichts für nächste Woche vereinbart. Wollen wir vielleicht mal Schlittschuh laufen gehen?«

»Ich wollte eigentlich vorschlagen, dass wir uns nächste Woche statt Freitag am Samstag treffen und zusammen nach Daly City fahren.«

»Zur Dickens Christmas Fair?«, fragte CeCe gleich.

»War so eine Idee. Im letzten Jahr hat es uns beiden doch so gut gefallen.« Die Dickens Christmas Fair fand an den vier Wochenenden vor Weihnachten in Daly City statt, nicht weit von San Francisco entfernt. Dort betrat man ein viktorianisches Weihnachtsland wie zu Dickens’ Zeiten, mit kostümierten Akteuren und Musik und Essen aus vergangenen Tagen. Als sie im letzten Jahr durch Zufall dort gelandet waren, hatten CeCe und sie sich vorgenommen, im nächsten Dezember wieder dorthin zu fahren.

»Da bin ich sofort dabei. Kann denn Gracie samstags einspringen?«, erkundigte ihre Freundin sich. Gracie war Julias Aushilfe im Sandwichladen, die an mehreren Tagen unter der Woche mitarbeitete und freitagnachmittags immer komplett übernahm, wenn sie sich mit CeCe traf. Neben Gracie gab es noch Ron, einen jungen Studenten, der zur Mittagszeit mithalf, wenn der Laden aus allen Nähten platzte, und der außerdem am Wochenende mit in Julia’s Sandwich Heaven stand.

»Ich hoffe es. Ansonsten könnte Ron wieder seinen Mitbewohner Eddie fragen, der hat schon ein paarmal ausgeholfen, auch als ich neulich mit diesem miesen Magen-Darm-Infekt flachlag. Mach dir darüber mal keine Gedanken. Also ist das abgemacht? Nächste Woche Samstag?«

»Abgemacht.« CeCe hielt einen Moment inne. »Wie war denn die Chorprobe?«

Julia wollte schon wieder »Frag bitte nicht« oder »Kein Kommentar« sagen, aber das brachte ja nichts. Also seufzte sie und vertraute ihrer Freundin die Wahrheit an. »Es war die Hölle.«

»Waren die beiden da?« CeCe vermied es, Jacksons Namen auszusprechen, seit er Julia so schlimm hintergangen hatte.

»Ja. Und sie haben herumgeturtelt ohne jede Rücksicht auf meine Gefühle.«

»Dieses Schwein! Wie kann er dir das nur antun? Ich sage es dir nicht zum ersten Mal: Wenn er jetzt so zu dir ist, dann hatte er dich sowieso nie verdient.«

»Ja, das weiß ich doch. Wirklich! Und ich will ihn auch gar nicht zurückhaben. Weh tut es trotzdem.«

»Natürlich. Arme Julia, kann ich irgendwas für dich tun?«

»Du tust doch schon so viel für mich. Allein, dass du um diese Uhrzeit ein offenes Ohr für mich hast, ist mehr als genug.«

»Dann fühl dich ganz doll gedrückt, ja?«

»Danke. Hab ein schönes Wochenende.«

»Ich werde mich um all die Bestellungen kümmern müssen, die schon wieder reingekommen sind. Und am Sonntag fahre ich zu meiner Grandma. Dennoch habe ich mir fest vorgenommen, Jemima wenigstens einen kurzen Besuch abzustatten. Um zu sehen, wie es ihrem Rücken geht und ob sie irgendetwas braucht.«

»Das ist lieb von dir. Aber am Sonntag bin ich ja bei ihr und hole sie zum Gottesdienst ab.« CeCe hatte doch so viel anderes zu tun.

»Alles klar. Dann mach’s gut, und vergiss den Idioten. Irgendwo wartet auch auf dich der Richtige.«

»Ich wüsste nur gerne, wo. Falls du das irgendwie herausfinden könntest, wäre ich dir sehr verbunden.« Julia lächelte schon wieder.

»Ich werde, was Horoskope und Glückskekse anbelangt, meine Augen besonders weit offenhalten.«

»Du bist ein Schatz. Ich geh dann mal ins Bett, morgen früh um sechs kommt schon der Lieferant mit dem Brot, dann muss ich im Laden sein.«

»Ich beneide dich nicht darum«, hörte sie ihre Freundin sagen, und sie konnte sie vor sich sehen, wie sie sich schüttelte. CeCe war alles andere als ein Frühaufsteher. Gerne schlief sie auch mal bis um zehn Uhr, während Julia bereits Stunden im Laden gestanden und zig Sandwiches belegt hatte. Außer zur Vanilleblütezeit, wenn es hieß, früh aufzustehen und sich auf die Suche nach geöffneten Blüten zu machen, um diese zu bestäuben. Julia war als Teenager oft dabei gewesen, wenn CeCe und ihr Vater sich dieser aufwendigen Tätigkeit angenommen hatten. Schon damals hatte sie begriffen, dass hinter dem Gewürz so viel mehr steckte, als man als Laie annahm. Und schon damals hatte sie sich in den Geschmack der Vanille verliebt. Sie erinnerte sich an die Muffins, die Joseph oft gebacken und CeCe und ihr mit zur Schule gegeben hatte. Es war so lange her …

Sie trank ihren letzten Schluck Tee und brachte den leeren Becher in die Küche, schaltete die Lichterkette im Fenster aus und lächelte dem winkenden Santa Claus aus Porzellan zu, der oben auf dem Kühlschrank saß. Sie nahm das Glas Vanillezucker vom Regal, öffnete es und steckte ihre Nase ganz tief hinein. Einfach himmlisch. Seit Jahren wünschte sie sich zum Geburtstag nichts als ein großes Glas dieses selbst hergestellten Zuckers von ihrer besten Freundin und zu Weihnachten ihre weltbesten Vanilleplätzchen. Sie freute sich schon richtig auf die diesjährigen, die sicher nicht bis Neujahr überleben würden. Wie sehr hoffte Julia, dass mit den Keksen auch ihre Gefühle für Jackson verschwinden würden. Sie wollte ihm nicht mehr nachtrauern, CeCe hatte recht, er hatte es nicht verdient.

Während sie nun den Flur entlangging und das Schlafzimmer ihrer Dreizimmerwohnung betrat, die sie noch immer an jeder Ecke an Jackson erinnerte, seufzte sie schwer.

»Lieber Gott, bitte lass mich ihn vergessen«, sagte sie gen Himmel, als sie unter der dicken Bettdecke lag und die Beine einzog, damit die nackten Füße nicht froren. »Ich wünsch mir zu Weihnachten nichts als das.« Sie musste grinsen. »Und CeCes Plätzchen. Sorry, aber auf die kann ich einfach nicht verzichten.«

In Gedanken an ihre Freundin, an ihre gemeinsame Jugend und an die Vanillefarm schlief sie an diesem späten Abend ein. Im Traum erschienen ihr zwei lachende Mädchen, die auf Schaukeln zu Hause im Napa Valley saßen und so hoch schwangen, dass sie beinahe San Francisco sehen konnten.

Kapitel 3

CeCe saß auf einer der Schaukeln im Garten, nicht weit von den Gewächshäusern entfernt, und stieß sich leicht vom Boden ab. Wie lange es her war, dass sie zusammen mit Julia auf diesen Schaukeln gesessen hatte. Damals, sie waren beide zarte fünfzehn, erzählten sie sich von den Jungen, die sie mochten, von schlechten Schulnoten, die sie schrieben, von den Träumen, die sie hatten. Was sie aber am meisten verband, war die Tatsache, dass sie beide keine Mutter mehr hatten. Zwar auf andere Weise, doch ein Leben ohne Mutter war schwer, egal, ob sie nun im Himmel war oder in irgendeinem Slum in Philadelphia. CeCe erinnerte sich noch gut an den Tag, an dem Julia ihr ihre Geschichte anvertraut hatte. Jemima und Julia waren erst vier Wochen zuvor ins Napa Valley gezogen, und anfangs hatte CeCe angenommen, die ältere Frau wäre die Grandma des stillen Mädchens mit den tollen Rastazöpfen, um die CeCe sie höllisch beneidete. Da in der Gegend nicht sehr viele Jugendliche in ihrem Alter lebten, war sie gleich auf Julia zugegangen, deren Haut sie an den Frühstücks-Milchkaffee ihres Dads und deren Augenfarbe sie an Vanilleschoten erinnerten. Julia wollte sich auch gleich mit ihr anfreunden und kam mit Jemimas Einverständnis mit zu ihr auf die Plantage, doch sie redete nicht viel. CeCe war schon besorgt und glaubte, sie hätte irgendetwas falsch gemacht, doch als sie Julia am Abend nach Hause brachte, nahm Jemima sie zur Seite und sagte ihr, dass sie dem Mädchen ein wenig Zeit geben solle, es habe Schlimmes durchgemacht und würde eine Weile brauchen, Menschen zu vertrauen.

Schlimmes durchgemacht … CeCe fragte sich lange, was Jemima damit wohl gemeint hatte, bis Julia sich ihr an jenem warmen Sommertag, als sie wieder einmal auf den Schaukeln saßen, öffnete. Sie starrte in die Ferne und schien etwas zu sehen, das CeCes Augen verborgen war. Dann sagte sie: »Meine Mutter hat mich rausgeworfen.«

CeCe hielt die Schaukel an, indem sie die Füße in die Erde rammte, und blickte ihre neue Freundin erstaunt an. »Wie meinst du das?«

Julia zuckte mit den Achseln. »Sie wollte mich nicht mehr. Deshalb bin ich jetzt bei Jemima. Sie hat mich bei sich aufgenommen. Sonst wäre ich … Keine Ahnung, wahrscheinlich tot oder so.«

CeCe wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Sie konnte sich nämlich überhaupt nicht vorstellen, dass irgendeine Mutter so etwas tun würde. Ihre eigene Mutter hatte sie geliebt, mehr als alles auf der Welt, das erzählte ihr Dad ihr oft. Und auch, dass der Tag ihrer Geburt der schönste in Carmens Leben gewesen sei und sie das immer wieder gesagt habe.

»Wäre vielleicht besser gewesen«, fuhr Julia fort. Sie starrte weiter in die Ferne. Dann jedoch entwich ihr ein kleines Lächeln, und sie meinte: »Na ja, das hab ich zumindest bis vor Kurzem noch gedacht. Bevor ich hierhergekommen bin. Kalifornien ist wirklich schön.«

»Finde ich auch«, sagte CeCe, weil sie das Gefühl hatte, endlich etwas sagen zu müssen. Und zuzustimmen, dass Kalifornien schön war, war ganz unverfänglich. Was sie zu Julias Mutter sagen sollte, wusste sie noch immer nicht.

»Du hast echt Glück, weißt du das?«, sagte Julia dann.

»Weil ich in Kalifornien aufgewachsen bin?«

Jetzt wandte Julia den Blick vom Horizont ab und ihr zu. »Nein. Weil du ein Zuhause hast. Einen Vater, der dich liebt.«

»Was ist denn mit deinem Vater?«, wagte CeCe zu fragen.

Julia zuckte die Achseln. »Den kenn ich nicht.«

»Oh.«

»Meine Mutter war nur kurz mit ihm zusammen und ist dann schwanger geworden, ohne ihm von mir zu erzählen. Ich hab ihn nie kennengelernt. Weiß nicht mal, wo er ist oder ob er noch lebt. Wahrscheinlich eher nicht.«

»Warum redest du immer so? Als ob es normal wäre, dass alle sterben?«

»Ich komme aus North Central, Philadelphia. Da ist das Leben nicht wie hier«, war alles, was Julia sagte.

»Wie ist es denn dann?«

»Anders. Ganz anders.«

CeCe sah Julia an und wartete ab, ob sie noch etwas hinzufügen würde. Doch das tat sie nicht, und CeCe gab es auf. Mehr war aus Julia nicht herauszubekommen. Vielleicht irgendwann, aber heute wollte sie sie erst mal in Ruhe lassen. Sie war ja schon froh, dass Julia ihr überhaupt etwas erzählt hatte. Und dann noch so etwas!

Als sie am Abend ihrem Dad davon berichtete, nahm er sie in den Arm und bat sie, von nun an immer für Julia da zu sein; sie brauche eine Freundin, die ihr beistand. CeCe versprach es und machte heißen Kakao für ihren Dad und sich, natürlich mit einem Löffel Vanillezucker. Zusammen setzten sie sich auf die Veranda und sahen der Sonne dabei zu, wie sie unterging.

»Ich würde dich gern etwas fragen«, begann Joseph und lehnte sich zurück. Er saß auf seinem Lieblingsstuhl; der war schon alt, und das linke hintere Bein war einmal abgebrochen, woraufhin ihr Dad ein neues angebracht hatte.

CeCe spielte mit einer ihrer langen dunkelbraunen Locken. Sie hatte das gleiche Haar wie ihre Mutter, das erkannte sie immer, wenn sie sich eines der alten Fotos ansah.

»Was denn?«, erkundigte sie sich. Sie rechnete eigentlich damit, dass ihr Vater sie fragen würde, ob sie mal wieder Lust auf Enchiladas hätte. Oder darauf, ihn demnächst in die Stadt zu begleiten, wo er sich ein paar neue Hemden zulegen wollte. Doch sie sollte ihn nicht in Sachen Hemden beraten, vielmehr sollte sie eine große Aufgabe übernehmen.

»Du backst doch manchmal diese Vanilleplätzchen.« CeCe nickte, und ihr Vater fuhr fort: »Ich habe mir gedacht, dass wir die Plätzchen und vielleicht auch ein paar andere Dinge den Läden in der Umgebung anbieten könnten. Neben den Vanilleschoten.«

»Ist das dein Ernst?« Sie konnte es kaum glauben und war total überrascht, dass ihr Dad diese Möglichkeit überhaupt in Erwägung zog. Sie sollte Kekse für den Verkauf backen?

»Und ob das mein Ernst ist. Jeder lobt deine Plätzchen. Ich kenne keine besseren.«

»Ich dachte, das würdest du immer nur zum Spaß sagen.«

Ihr Vater sah sie verblüfft an. »Wie kommst du denn darauf? Es sind die besten Plätzchen überhaupt. Deine liebe Mutter würde sie sehr mögen.«

CeCe schossen Tränen in die Augen. Das passierte manchmal, wenn ihr Dad oder auch jemand anderes über ihre Mutter sprach. Neulich hatte der alte Postbote ihr gesagt, dass sie Carmen immer ähnlicher sehe – da war es gleich um sie geschehen.

»Sie hat Vanille geliebt«, fügte Joseph hinzu, als wüsste CeCe es nicht.

»Also, ich bin dabei«, sagte sie sofort, bevor ihr Vater es sich anders überlegen konnte. Einmal, es war nicht lange her, hatte er zu ihr gesagt, dass sie vielleicht mal wieder nach Mexiko fahren würden. Sie hatte sich schon darauf gefreut, ihre Verwandten dort wiederzusehen, doch dann hatte ihr Dad es zurückgenommen und gemeint, sie könnten die Plantage nicht so lange allein lassen. Womit er natürlich recht hatte.

»Ja? Nun gut, dann sollten wir gleich morgen einen Plan erstellen. Du backst, und ich biete die Plätzchen den Lebensmittelmärkten, den Ständen auf dem Farmers’ Market und vielleicht sogar ein paar Weingütern an. Aber wir ziehen das nur durch, wenn du noch genug Zeit für die Schularbeiten findest.«

»Das werde ich, Dad. Versprochen.« Zurzeit waren sowieso noch Sommerferien, und sie hatte die meiste Zeit des Tages nichts zu tun. Sobald sie vormittags die Vanilleschoten aus den Holzkisten hervorgeholt hatten, in denen sie über Nacht in Decken eingewickelt lagerten, um sie zum Trocknen auf Bastmatten in die Sonne zu legen, langweilte sie sich schrecklich. Sie fuhr zwar gerne mit dem Rad herum, las Abenteuerromane und versuchte, die Blumen im Garten abzuzeichnen, aber allzu viel zu tun gab es hier auf der Farm nicht. Es waren noch fünf ganze Wochen, bis die Schule wieder losging, und selbst dann würde sie sicher am Nachmittag oder Abend die Zeit zum Backen finden. Vielleicht hätte Julia sogar Spaß daran, ihr zu helfen.

»Na gut. Sehr schön.« Ihr Dad lächelte zufrieden.