7,99 €
Dieses Buch enthält die Begründung und den Plan für eine Revolution. Wir entsorgen die mächtigsten Herrscher der Welt, die westlichen Demokraten. Aus einem Sachbuch zum Thema "Geld" entstand während des Schreibens der Plan, die Welt zu ändern. Die Reise gliedert sich in fünf Abschnitte: Teil eins erklärt Geld und Eigentum - ganz anders, als wir es kennen. Es wird klar, wie Geld entstanden ist und wie Machthaber Geld seit mehr als zehntausend Jahren benutzen, um Untertanen zum Arbeiten zu zwingen. Teil zwei zeigt, wie Regierungen uns zwecks Machterhalts in einen Abgrund führen, der deutlich realer ist als die Klimakatastrophe. In Teil drei entlarven wir die Demokratie als reinen Mafiastaat. Nie war Obrigkeit schlimmer als heute. Nur, weil Demokraten gewählt werden, pressen sie aus uns Untertanen und der Umwelt mehr heraus als Adlige je könnten. Niemals war Freiheit so weit weg wie heute. Teil vier liefert ein klares Wertesystem, keine wolkigen "christlichen Werte" und auch keine dahergelaberte "Würde", die uns nichts bringt. Dazu kommen zwölf konkrete Änderungen, nach deren Umsetzung wir keine Obrigkeit mehr benötigen. Ein glaubwürdiges Konzept, das wirkliche Freiheit und dauerhaften Frieden bringt. Für alle Menschen. Weltweit. Die eigentliche Änderung ist winzig, aber hundertprozentig wirkungsvoll. Wie Demokratie streng demokratisch und vorsichtig abgelöst wird, steht im letzten Teil. Auch wie jeder mithelfen kann. Alles, um endlich frei zu werden. Nie wieder werden Polizisten friedliche Demonstranten bedrohen. Ausgeschlossen! Begeben Sie sich auf eine Abenteuerreise: Lesen, um die Welt zu verstehen und dann wirkliche Freiheit und dauerhaften Frieden zu gewinnen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 521
Veröffentlichungsjahr: 2020
Michael Schulz
wirkliche
Freiheit
und
dauerhaften
Frieden
gewinnen
Demokratie
demokratisch
ablösen
© 2020 Michael Schulz
Umschlag Foto: Knut Stritzke
Verlag & Druck: tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback
978-3-347-17037-7
Hardcover
978-3-347-17038-4
e-Book
978-3-347-17039-1
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Teil 1: Geld erklärt die Welt
Wie funktioniert unser Geld aktuell?
Wie kommt man zu einer Banknote?
Untereinander nutzen die Banken ihr spezielles Geld
Kredite in Wertpapiere umwandeln
Für hinterlegte Wertpapiere gibt es Zentralbankguthaben
Gegen Pfand bekommt die Bank Banknoten
Beim Einzahlen von Banknoten bekommt man das Pfand
Warum hat die Banknote einen Wert?
Warum hat ein Wertpapier seinen Wert?
Wie Geld heute entsteht
„Geld aus dem Nichts“ oder „FIAT-Geld“ ist völliger Unsinn
Was haben wir mit einer Banknote in der Hand?
Kredit-Tilgung bedeutet weniger Geld im Umlauf
Die Schulden des Einen sind das Vermögen des Anderen
Die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer
Falsches Sparen macht Geld knapp
Horten statt sparen
Warum Geld für die Tilgung im Kreislauf fehlen kann
Wenn Kredite nicht bedient werden
Gute und schlechte Zeiten für Kredite kommen in Wellen
Die langen Wellen oder die vier Jahreszeiten des Kreditzyklus
Der Winter
Im Winter herrscht die Deflation
Der Frühling
Der Sommer
Im Sommer herrscht Vollbeschäftigung und Inflation
Im Sommer werden die Sozialsysteme stark ausgebaut
Der Herbst
Woher hat Geld seinen Wert
Wie Gold zu Geld wird
Geld entsteht bei Abgabepflicht
Aus sporadischen Plünderungen entsteht Sesshaftigkeit
Aus dem Schutzbedürfnis entstehen Abgaben zum Termin
Aus dem Schutz entstehen Machtgebiete und Machthaber
Eine „Symbiose“ aus Obrigkeit und Untertanen beginnt
Eine sehr fruchtbare „Symbiose“
Was ist Geld wirklich?
Kredite sind Geld/Waren mit Zeitvorteil
Das Pfand erweitert die Möglichkeiten der Kreditvergabe
Aus dem Pfand entsteht das Sacheigentum
Geld ist die Ursache für Eigentum, nicht umgekehrt
Eigentum gibt es nur, damit der Machthaber profitiert
Unser Recht ist nur entstanden, um Abgaben zu generieren
Unter-Machthaber gegen Abgaben gibt es viele
Banken, die mächtigsten aller Unter-Machthaber
Unternehmen haben kein Kapital, nur Schulden
Heutige Unternehmer sind Helden
Steuern wirken auch heute noch als Zwang
Der Staat ist die Ursache des Kapitalismus
Geldmengensteuerung
Fazit zum Wert des Geldes
Teil 2: Der laufende Kredit-Zyklus in der Realwirtschaft
Hochkulturen scheitern an ihrer städtischen Infrastruktur
Warum laufen wir ohne Veränderungen auf den Kollaps zu?
Gemeinsame Infrastruktur führt zu Automatisierbarkeit
Wie kam es zu der heute erlebten Effizienz?
Verallgemeinert man das Beispiel, sieht die Lage so aus
Zentralisierung schafft Spielräume für zusätzliche Nachfrage
Mit der Wachstumsspirale fängt es an
Am meisten wachsen die Städte im Kondratjew-Sommer
Der Ausbau der Städte festigt abgabebasierte Systeme
Am Ende der Aufwärtsspirale musste sich die Wirtschaft umstellen
Nach der Aufwärtsspirale beginnen Jahre der Stagnation
Infrastruktur verfällt mit der Zeit
Die notwendige Erneuerung wird nicht durchgeführt
Warum ist die Erneuerung der Infrastruktur so schwer?
Was passiert beim Schrumpfen des Sozialprodukts?
Wie entwickelt sich die gemeinsame Finanzierung in der Stadt?
Abwärtsspirale, was ist das überhaupt?
Der Übergang zum Kondratjew-Winter
Die Schuldenkrise in der Realwirtschaft
Was bedeutet die Abwärtsspirale für die städtische Bevölkerung?
Drogenkonsum ist ein großes Problem
Warum ist die Abwärtsspirale dieses Mal besonders gravierend?
Würde die Streichung aller Schulden etwas bringen?
Die Betriebskosten der Stadt bleiben erhalten
Wenn der Zwang und damit der Staat seinen Sinn verliert
Warum wird der Kollaps dieses Mal so überraschend kommen
Betrachten wir das Problem der „entwickelten Staaten“ quantitativ
Kann ich das für mich beurteilen?
Fazit: Wir stehen kurz vor dem Selbstmord
Könnte der Kollaps heute noch abgewendet werden?
Die Machthaber wollen ihre Macht nicht verlieren
Selbstmord aus Angst vor dem Tod vermeiden
Teil3: Machtsysteme
Tausch von Schutz gegen Abgaben
Mafia
Warum ist die Mafia abzulehnen?
Wie kann man die Leistungen der Mafia anderweitig bekommen?
Mafia bietet keine Freiheit
Wie sieht es denn beim Staat aus?
Die Argumente für die Demokratie
Machtsysteme haben ihren eigenen Zyklus
Die Demokratie ist am Ende ihres Zyklus angekommen
Demokratische Parteien sind mafiöse Vereinigungen
Parteien bekämpfen sich gegenseitig
Parteien haben ungerechtfertigte Privilegien
Parteien agieren gemeinsam gegen die Bevölkerung
Parteien schulden niemandem Rechenschaft
Partei-Kader bestechen und sind bestechlich und erpressbar
Parteien haben unsere Gemeinschaft völlig zerstört
Macht zeitlich zu begrenzen, ist falsch
Die Umwelt wird stets mehr belastet
Zwangssysteme führen zu schlechten Ergebnissen
Zwang hat immer Auswirkungen
Parteien sind auch Zwangssysteme
Demokratische Staaten sind auch Zwangssysteme
Welche Freiheit haben wir?
Untertanen und Obrigkeit
Mit der Verfassung geben wir die Rechte ab
Fazit zur Demokratie
Teil 4: Die Demokratie ablösen
Demokratie reformieren oder ablösen – was ist sinnvoller?
Autokratie
Universelle Werte
Beständigkeit
Entwicklung
Wahrhaftigkeit
Transparenz
Solidarität
Gleichheit
Freiheit
Verantwortlichkeit
Sparsamkeit
Einfachheit
Wie soll man messen?
Fazit zu den Werten
Sicherheit ohne Zwangsabgaben
Polizei ohne Abgaben
Sicherheit der Freiheit
Fazit zur Polizei, privat ist besser als staatlich
Militär ohne Abgaben
Universelle Werte bringen dauerhaften, weltweiten Frieden
Das Militär langfristig
Für den Übergang
Machtkonzentration verhindern
Vorschlag gegen Eigentumskonzentration
Vorschlag zur Kompensation von Abhängigkeiten
Gesetze
Gesetze formulieren
Gesetze verabschieden
Gesetze verwalten und anwenden
Gesetze ausprobieren und übernehmen
Gesetze dienen nicht der Erziehung
Strukturen der Autokratie
Einfache kommunale Strukturen
Kein Staat, keine Grenzen
Kommunal und aufwärts
Entscheidungsstrukturen
Entscheidungsfindung
Staatsmonopole aufgeben
Örtliche Dienstleister
Sparsamkeit durch das Franchise-Prinzip
Finanzierung
Statt Steuern: Gemeinschaftsbeiträge
Warum gibt es so viele unterschiedliche Steuern?
Technische Realisierung von Gemeinschaftsbeiträgen
Zwei Bankenwelten schaffen
Private und gemeinschaftliche Bankwelt verknüpfen
Fazit zur technischen Lösung der Gemeinschaftsbeiträge
Bildung
Es darf kein Monopol auf Bildungsinhalte geben
Bildung muss radikal anders werden
Sprache
Eine Weltsprache soll eingeführt werden
Die Weltsprache bringt einen Wirtschaftsschub
Die Freiheit ist das beste Exportgut
Die Freiheit öffnet einen Markt ungeheuren Ausmaßes
Rechtliches
Schuld- oder Kaufrecht
Gesundheit
Ärzte werden nur bezahlt, wenn der Patient gesund wird
Krankenkassen werden natürlich alle privat sein
Dezentralisierung, um uns gegen zukünftiges Kollabieren zu schützen
Lebensmittelversorgung dezentralisieren
Selbstversorgung oder Subsistenzwirtschaft
Umwelt
Geld und Kredite
Eine einzige gemeinsame Währung für alle ist keine Lösung
Geld soll regional sein
Überregionale Unternehmen dezentral finanzieren und besteuern
Regionale Währungen sind selbstregulierend
Dezentrale Gewinnbesteuerung
Fazit zur Autokratie
Grundgesetz
Teil 5: Was kann ich tun?
Haben Sie bitte keine Angst vor den Autokraten
Wir bleiben friedlich und demokratisch
Die Risiken gehen von den Demokraten aus
Wir müssen schnell handeln und vorsichtig bleiben
Die Staatsmafia und ihre Unterstützer müssen abtreten
Behörden, Medien und Justiz
Der Plan kennt unterschiedliche Unterstützer
Alle Unterstützer
Unterstützer mit wenig Zeit und Möglichkeiten
Unterstützer, die mehr Zeit investieren wollen
Unterstützer bei der Polizei
Unterstützer beim Militär
Unterstützer bei den Geheimdiensten
Unterstützer bei Bundesbank und EZB
Unterstützer bei den Medien
Unterstützer an den Schulen
Unterstützer bei den Finanzämtern
Unterstützer mit juristischer Erfahrung
Weitere Unterstützer im öffentlichen Dienst
Unterstützer bei der Pharma-Industrie
Umstellungsszenario
Kritische Punkte
autokratie.org
Abschließendes Fazit
Ein paar Stichpunkte zum Autor
Vorwort
Unsere Welt ist extrem komplex geworden und die meisten Vorgänge sind nur noch für wenige Menschen, sogenannte Spezialisten, verständlich. Gesellschaftliche Entwicklungen sind da keine Ausnahme. Doch sind wir von diesen Entwicklungen leider alle betroffen und es kündigen sich dramatische Entwicklungen an, deren Eintreffen fast unvermeidbar scheint.
Viele von uns sind mit der Bewältigung des Alltags so stark ausgelastet, dass wir kaum Gelegenheit haben, uns mit den Grundlagen unserer Gesellschaft auseinanderzusetzen. Spätestens seit der Finanzkrise wissen wir aber, dass einiges mit unserem System nicht stimmt. Auch die derzeitige Behandlung der Corona-Krise, mit all den Einschränkungen persönlicher Freiheitsrechte, irritiert viele Menschen. Sollte man also nicht vielleicht doch wissen, wohin die Reise gehen könnte?
Ziel dieses Buches ist es, die gegenwärtigen und absehbaren gesellschaftlichen Entwicklungen zu erläutern. Es versucht, Möglichkeiten der Weiterentwicklung aufzuzeigen und vermittelt dabei die Grundlagen unseres Wirtschaftssystems, die uns so leider nicht in der Schule erklärt worden sind.
Im ersten Teil des Buches geht es um Geld. Was ist Geld eigentlich? Wie ist es entstanden? Und warum hat Geld den Wert, den es hat? Durch die Betrachtung dieser Fragen werden wir erkennen, warum Geld die Ursache von ungebremstem Wirtschaftswachstum mit all seinen Konsequenzen ist. Nur sind eben nicht die Kapitalisten dafür verantwortlich, sondern etwas ganz anderes. Linke und Umweltschützer werden verblüfft sein. Nebenbei lernen wir, warum der Kommunismus nicht funktionieren kann und zum Verhungern führen muss. Damit haben wir die inhaltlichen Grundlagen für den zweiten Teil gelegt. In diesem geht es um die strukturellen Konsequenzen der Verstädterung seit dem zweiten Weltkrieg. Es wird erklärt, warum ein Kollaps unserer Gesellschaften geradezu unausweichlich ist, wenn wir nicht schnell umsteuern. Am Ende des zweiten Teils kann jeder nachvollziehen, warum insbesondere die Bevölkerung der westlichen Industrieländer ganz plötzlich und nahezu vollständig verhungern kann. Und zwar ohne großen Anlass, ohne große Eingriffsmöglichkeiten, und innerhalb nur weniger Monate.
Wer diese Grundlagen verstanden hat, wird nach einem Stück Hoffnung suchen, wie der Kollaps noch abgewendet werden kann. Bevor wir dazu kommen, muss allerdings geklärt werden, warum wir überhaupt in dieser Sackgasse gelandet sind.
Dazu betrachten wir unsere Demokratie etwas genauer. Im dritten Teil des Buches werden wir erkennen, dass Demokratie eine sehr schlechte Regierungsform ist. Parteien sind nichts anderes als reine Mafia-Familien. Demokraten nehmen sich alle Rechte und billigen uns eine unwichtige Restmenge an Rechten sowie eine angebliche Würde zu. Beides nützt uns aber in der Praxis gar nichts. Kein Kaiser würde uns so schlecht regieren. Jeder ehrliche Leser wird am Ende verstehen, warum die Demokratie durch etwas Besseres abgelöst werden muss; vorsichtig, aber so schnell wie möglich.
Der Leser wird staunen, wie sehr wir uns haben täuschen lassen. Wie wenig wir selbst nachgedacht und Dinge hinterfragt haben, die wir alle stets und ständig vor Augen hatten.
Im vierten Teil des Buchs werden die Grundzüge eines neuen Gesellschaftsmodells vorgestellt. Es werden ein paar klitzekleine, aber wesentliche strukturelle Änderungen aufgezeigt, die notwendig sind, um die Schwächen der Demokratie zu korrigieren. Natürlich werden die demokratischen Grundprinzipien und die Rechtsstaatlichkeit nicht aufgehoben. Im Gegenteil, es wird eine Gesellschaftsform skizziert, die streng an universellen Werten ausgerichtet und gemessen werden soll. Diese Werte sind deutlich schärfer formuliert als die wolkigen „christliche Werte“, mit denen uns die heutigen sogenannten Demokraten abspeisen, wenn es ihnen günstig erscheint. Ein erster Entwurf dieser universellen Werte wird vorgestellt und erläutert. Alle Gesetze, Strukturen und Verhaltensweisen sind an diesen universellen Werten auszurichten, immer.
Der vierte Teil des Buchs erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und lässt bewusst Spielraum für weitere Ideen, die gemeinsam entwickelt werden müssen. Keinesfalls kann es das Ziel sein, eine neue Gesellschaftsform vorzugeben. Ziel ist es, den unbedingt notwendigen Rahmen zu vermitteln, in dem die Gesellschaft sich selbst eine neue Ordnung geben sollte. Das muss natürlich auf demokratische Weise geschehen. Trotzdem wird die Bezeichnung Demokratie für eine zukünftige, bessere Gesellschaftsformen strikt abgelehnt, weil im dritten Teil klar wurde, wie sehr sich die reale Demokratie selbst diskreditiert hat.
Im letzten Teil des Buchs wird auf die Frage eingegangen, wie Demokratie auf demokratische Weise abgelöst werden kann und warum wir vorsichtig sein müssen, dabei nicht den Kollaps auszulösen, den wir vermeiden wollen. Auch betrachten wir einige Ideen, um möglichst schnell unsere Überlebensfähigkeit wiederherzustellen.
Ich hoffe, dieses Buch kann die Welt verändern. Falls das gelingt, könnten wir demnächst in einem friedlichen Paradies leben. Falls nicht, wird unsere Kultur wohl untergehen und die Welt für lange Zeit schlecht bewohnbar sein.
Einige wichtige Erkenntnisse, die diesem Buch zugrunde liegen, wurden von Paul C. Martin entwickelt. Ihm gilt mein Dank: für seine vielen Veröffentlichungen und dafür, dass er seine Erkenntnisse von 2000 bis 2010 im „Gelben Forum“ mit allen Mitgliedern aktiv diskutiert hat. Außerdem danke ich meiner Frau, der ich beim Schreiben des Buches viel Zeit und Aufmerksamkeit entzogen habe; die außerdem stets meine noch wenig ausgereiften Gedanken ertragen musste, und die mit ihren Einwänden zur Verbesserung meiner Ausarbeitung beigetragen hat.
Zum Ende des Vorworts noch einige Worte der Entschuldigung. Ich habe in diesem Buch keinerlei Quellen angefügt, was äußerst unprofessionell ist. Es gibt auch keine Graphiken oder Bilder.
Eigentlich bräuchte es wenigstens drei weitere Monate der Überarbeitung, um ein Buch zu veröffentlichen, das meinen eigenen Ansprüchen und den Erwartungen meiner Leser gerecht wird. Weil die Zeit extrem drängt, habe ich mich entschieden, das Buch vorab so zu veröffentlichen, wie es jetzt ist. Denn unsere Regierungen gefährden mit ihrer Virus-Panik möglicherweise unser Weiterleben.
Das vorgestellte Gesellschaftssystem ist weder fertig, noch muss es so umgesetzt werden. Aber wir haben zumindest ein System, das wir schnell verwenden könnten, wenn uns nicht noch etwas Besseres einfällt. Wichtig ist, den systemischen Hintergrund unseres kapitalistischen Systems zu beachten. In den alternativen Medien kursieren zu viele Ideen, denen das Verständnis von Geld fehlt.
Wir, alle Suchenden, müssen recht schnell weiterkommen, denn viel Zeit bleibt uns nicht mehr. In den Vereinigten Staaten von Amerika (VSA) beginnt der Zusammenbruch in Städten wie Portland, Chicago und Baltimore bereits. Und der Strudel, der dort entsteht, könnte uns schnell mit in die Tiefe reißen.
Teil 1: Geld erklärt die Welt
Geld erklärt die Welt und in der Tat ist das Verständnis von Geld die wesentliche Grundlage für das Verständnis der Wirtschafts- und Gesellschaftsstruktur. Leider wurde uns in der Schule niemals beigebracht, was Geld wirklich ist und auch Wikipedia liefert dazu keine richtige Erklärung. Laut Wikipedia ist Geld ein Zahlungs- oder Tauschmittel sowie ein Wertaufbewahrungsmittel.
Die Mehrheit der Menschen betrachtet, wenn es um Geld geht, den Geldschein oder die Münzen, wenn sie diese in der Hand halten. Oder sie betrachten ihr aktuelles Bankguthaben auf dem Konto, was zum Abheben oder Transferieren (Bezahlen) bereitsteht. Vielleicht hat man auch noch seinen nicht ausgeschöpften Kreditrahmen im Blick. Aber welche Struktur Geld wirklich hat und was aus dieser Struktur abgeleitet werden kann, haben nur sehr wenige Menschen verstanden. Dabei ist es ganz einfach und man könnte meinen, es gibt einen Grund, warum man uns die wahre Struktur des Geldes nicht öffentlich darlegen möchte.
Um das Wesen von Geld zu verstehen, fangen wir damit an, die aktuelle technische Abwicklung von Geld zu betrachten. Dann widmen wir uns der wichtigsten Frage: warum es Geld eigentlich gibt und wo der Wert von Geld wirklich herkommt. Wenn wir diesen allerwichtigsten Punkt verstanden haben, können wir die Konsequenzen betrachten, die sich aus der Struktur unseres Geldes für unsere Welt, unsere Gesellschaften und unsere Umwelt ergeben. Dabei sollte uns klar werden, dass wir am Ende einer sehr langen und anfangs langsamen Entwicklung stehen; eine Entwicklung, die aufgrund der Struktur und des Wesens des Geldes zwangsläufig war und ist. Und die zwangsläufig in ein Chaos führen wird, das gerade ganz langsam beginnt sich abzuzeichnen.
Wie funktioniert unser Geld aktuell?
Um das System zu verstehen, beginnen wir am besten damit zu analysieren, was beim Bewegen von Geld passiert.
Wie kommt man zu einer Banknote?
Bis man eine Banknote in der Hand halten kann, muss einiges passiert sein. Und alles, was da passiert, ist sehr gut durchdacht und äußerst zweckmäßig. Geld wird heute von Zentralbanken (ZB) herausgegeben. Warum das günstig ist, wird im weiteren Verlauf erklärt. Damit es weniger abstrakt bleibt, wird als Zentralbank die Europäische Zentralbank (EZB) und als Währung der Euro verwendet. Prinzipiell funktioniert es aber bei allen anderen Zentralbanken gleichartig.
Damit man Geld in der Form eines Scheines in der Hand halten kann, muss die EZB den Druck der Noten bei einer Druckerei ihres Vertrauens beauftragt haben. Sie muss diese Noten den verschiedenen Banken ausgehändigt haben. Würde Sie die Euro-Scheine einfach so an die Banken ausliefern, würden diese das Geld quasi geschenkt bekommen, was natürlich nicht im Sinne der EZB wäre. Die Geldscheine haben ja einen Wert und wenn die EZB diesen Wert aus der Hand gibt, möchte sie etwas Gleichwertiges dafür erhalten.
Untereinander nutzen die Banken ihr spezielles Geld
Bevor die EZB Euro-Banknoten an eine Bank ausliefert, muss die Bank bei der Zentralbank ein Guthaben vorhalten. Dieses bei der ZB vorgehaltenes Guthaben wird parallel zur Auslieferung der Geldscheine an die Bank um den Geldwert der gelieferten Scheine gesenkt. Wenn eine Bank Euro-Banknoten an die EZB zurückgibt, weil Kunden diese Noten bei ihr eingezahlt haben, wird ihr ZB-Guthaben erhöht.
Wie kommt eine Bank zu einem Guthaben bei der EZB? Sie musste dafür ZB-fähige Wertpapiere hinterlegen, die sie entweder vorher einkauft oder selbst produziert. Was sind ZB-fähige Wertpapiere? Es sind Wertpapiere, die als besonders sicher gelten, z.B. Staatsanleihen, aber auch Anleihen von Unternehmen mit einer sehr guten Bewertung. Darüber hinaus können es Wertpapiere sein, die jede Bank selbst herstellen darf, wenn sie Kredite an Kunden vergibt.
Kredite in Wertpapiere umwandeln
Um Kredite in Wertpapiere umzuwandeln, sucht die Bank bestimmte Kredite zusammen, um sie zu bündeln. Die hier betrachtete Form von Wertpapier ist also grundsätzlich eine gebündelte Menge an Krediten.
Von den herausgesuchten Krediten nimmt die Bank jeweils nur Teile der noch ausstehenden Kreditbeträge, die ja Forderungen der Bank an ihre Kreditnehmer sind. Sie nimmt deshalb nur Teile des Kreditbetrages, weil der Kunde in den meisten Fällen verpflichtet ist, kontinuierlich einen Teil des Kredits zu tilgen und der Kreditbetrag so kontinuierlich schrumpft. Und in ein Wertpapier dürfen nur Forderungen eingehen, die auch im Zeitablauf tatsächlich noch bestehen. Deshalb hat jedes Wertpapier, wie die enthaltenen Kredite, auch eine Laufzeit. Am Anfang und am Ende der Laufzeit hat das Wertpapier den Wert, welcher der Summe der eingebrachten Kreditanteile entspricht, genannt Nennwert. Zu den Kreditbeträgen, die in einem Wertpapier enthalten sind, gehören auch die Zinsen, die die Kreditnehmer an die Bank zahlen. Um das Wertpapier attraktiv zu machen, wird dem Eigentümer des Wertpapiers auch ein Zinssatz gezahlt. Ein Wertpapier hat damit drei wesentliche Eigenschaften:
1. Den Nennwert
2. Die Laufzeit
3. Eine Verzinsung
Mit dieser Bündelung werden die enthaltenen Kredite zu einem handelbaren Gut. Um etwas Greifbares, Handelbares für ein Kreditbündel zu erhalten, wird ein Papier ausgestellt. Dieses Papier nennt man Schuldbrief und der Vorgang der Umwandlung von Krediten in Wertpapiere wird deshalb auch als „Verbriefen“ bezeichnet. Ein Schuldbrief ist genauso handelbar wie eine Aktie oder ein Auto. Man kann einen Schuldbrief kaufen, indem man Geld dafür bezahlt. Der Preis schwankt, aber am Ende der Laufzeit nimmt die Bank den Schuldbrief zum Nennbetrag zurück. Das heißt, der Nennbetrag wird wieder zurückgezahlt. Dieser Wert des späteren Rückkaufs gegen Geld gibt dem Schuldbrief seinen Wert. Vermutlich aus Marketinggründen wird nicht so gerne von Schuldbriefen geredet, sondern lieber der Wert betont und deshalb im Alltag lieber der allgemeinere Begriff „Wertpapier“ verwendet. Der Wert eines Wertpapiers liegt darin, dass die Schuldner (der Bank) das Geld für die enthaltenen Schulden an die Bank zurückzahlen werden. Die Bank sammelt das Geld ein und zahlt es bei der Rückgabe des Wertpapiers an den Kunden aus.
Schuldbriefe sind handelbar. Sie können an Interessenten verkauft werden oder sie können als Sicherheit bzw. Pfand hinterlegt werden. Das Verfahren kennt man vom Auto. Da gibt es auch einen Kfz-Brief, der das Eigentum an dem Auto bestätigt. Nur wenn ein Kfz-Brief an einen neuen Eigentümer weitergereicht wird, ist der Autoverkauf rechtmäßig. Wenn einem das Auto nicht gehört, beispielsweise weil es über einen Kredit finanziert wurde, liegt der Kfz-Brief als Sicherheit oder Pfand bei der Bank. Schuldbriefe repräsentieren das Eigentum oder besser das Teil-Eigentum an Krediten.
Für hinterlegte Wertpapiere gibt es Zentralbankguthaben
Zentralbanken wollen etwas Werthaltiges bekommen, bevor sie ihre Banknoten an eine Bank (Nicht-Zentralbank oder Geschäftsbank) ausliefern. Sie geben ja in diesem Moment einen Wert an die Bank ab. Sie akzeptieren dafür Wertpapiere von hoher Qualität, also Schuldbriefe von zuverlässigen Schuldnern. Das können neben Schuldbriefen der Bank auch Staatsanleihen sein, die die Bank vorher gekauft hat.
Wenn eine Bank bei ihrer Zentralbank Wertpapiere hinterlegt hat, bekommt sie für diese Wertpapiere ein Zentralbankguthaben auf ihrem Zentralbankkonto gutgeschrieben. Dieses Zentralbankguthaben entspricht dem aktuellen Wert der hinterlegten Wertpapiere. Dieser Wert ist keinesfalls konstant, denn wir wissen ja, dass Wertpapiere eine Laufzeit haben. Am Ende der Laufzeit muss die Bank das Wertpapier zurücknehmen und ihr Zentralbankguthaben wird entsprechend verringert – es sei denn, die Bank sorgt rechtzeitig dafür, ein ablaufendes Wertpapier durch ein länger laufendes, anderes Wertpapier zu ersetzen.
Gegen Pfand bekommt die Bank Banknoten
Hat die Bank ausreichend Pfand hinterlegt und ein Zentralbankguthaben auf ihrem Konto bei der Zentralbank, kann sie bis zur Höhe des dort vorhandenen Guthabens Banknoten bei der Zentralbank abrufen. Die Zentralbank vermindert das Zentralbankguthaben der Bank um den Nennwert und stellt die Banknoten zur Abholung bereit.
Wir erinnern uns: Das Zentralbankguthaben ist das Gegenstück zu den hinterlegten Wertpapieren. Also werden parallel zur Bereitstellung der Banknoten und zur Verminderung des Guthabens auch die für den bereitgestellten Betrag hinterlegten, also verpfändeten Wertpapiere eingezogen. Die Bank kann diese Wertpapiere dann nicht mehr zurückfordern.
Die Bank selbst hat für die Banknoten in der Regel selten eine Verwendung. Sie fordert sie an, um sie an ihre Kunden auszuzahlen, wenn diese es wünschen und vorher ein Konto mit einem Guthaben bei der Bank haben.
Wird eine Banknote an einen Kunden ausgezahlt, wird das Banksaldo des Kunden verringert. Der Kunde hat danach die Banknote in der Hand und kann diese Banknote verwenden, um sie an eine andere Person weiterzureichen. Dieses Weiterreichen kann beliebig oft geschehen. Früher oder später wird die Banknote wieder bei einer Geschäftsbank auf ein Konto eingezahlt werden.
Wenn diese Bank mehr Banknoten hat, als sie für die Auszahlung an ihre Kunden benötigt, kann sie diese Banknoten an die Zentralbank zurückgeben.
Beim Einzahlen von Banknoten bekommt man das Pfand
Wenn eine Banknote bei der Zentralbank eintrifft, wird das Zentralbankguthaben der einreichenden Bank entsprechend erhöht. Zusätzlich werden die vorher beim Auszahlen der Banknoten abgesonderten Wertpapiere an die einzahlende Bank weitergereicht.
Hier ergibt sich nun ein Problem. Wertpapiere haben aus praktischen Gründen eher einen Wert von 1000 oder mehr Euro. Schließlich ist es sehr mühsam, Wertpapiere herzustellen und für kleine Beträge würde sich dieser Aufwand nicht lohnen. Anstatt die Wertpapiere wirklich weiterzureichen, verwendet die Bank das Zentralbankguthaben und verwahrt alle Wertpapiere in einem gemeinsamen Pool. Zurückfordern kann eine Bank allerdings nur Wertpapiere, die ihrem Guthaben entsprechen.
Warum hat die Banknote einen Wert?
Wird eine Banknote von der Zentralbank an die Geschäftsbank ausgeliefert, wurde als Pfand für diese Banknote ein Anteil an einem zuvor eingereichten Wertpapier einbehalten. Der Wert der Banknote ergibt sich also aus dem Anteil am Wertpapier. Die Banknote, die wir in der Hand halten, ist nichts als ein Merkzettel für den eigentlichen Wert, der im Hintergrund vorgehalten wird. Wenn diese Banknote bei der Bank eingezahlt wird, schickt die Bank die Banknote an die Zentralbank weiter und bekommt dafür einen Anteil aus dem Pfandpool, der genau dem Wert der Banknote entspricht. Der eigentliche Wert des Geldes wird also nie mit dem Papier transportiert, das wir in der Hand halten, sondern besteht stets im Hintergrund bei der Zentralbank.
Warum hat ein Wertpapier seinen Wert?
Wir erinnern uns, was Wertpapiere eigentlich sind: Schuldbriefe, also gebündelte Anteile von Krediten. Warum stellt denn nun ein Teil eines Kredites einen Wert dar? Dazu müssen wir uns ansehen, wie Kredite im westlichen Bankensystem in der Regel vergeben werden oder vergeben worden sind.
Kredite werden gegen Sicherheiten vergeben. Ohne Kreditsicherheit gibt es in der Regel keinen oder keinen größeren Kredit. Kleinere Kredite werden oft durch das regelmäßige Arbeitseinkommen des Kreditnehmers besichert. Wenn ein Bankkunde also z.B. für den Kauf eines Hauses einen größeren Kredit aufnimmt, dann war der Anteil des Kredits früher auf einen Teil des Hauswertes begrenzt. Dieser Grenzwert wird als Beleihungsgrenze bezeichnet und lag oft bei 60 bis 70 Prozent des realistischen Kaufpreises. Wenn der Kaufpreis offensichtlich realistisch war, weil es viele gleichartige Objekte auf dem Mark gab, und die Bank ihn aus ihrer Erfahrung direkt beurteilen konnte, musste kein Wertgutachten erstellt werden. War dies nicht der Fall, weil der Kunde einen sehr hohen Kaufpreis zahlen musste, wurde ein Wertgutachten in Auftrag geben, bei dem Spezialisten den realistischen Wert des Hauses ermittelten. Ausgehend von diesem realistischen Wert konnte dann bis zur Beleihungsgrenze ein Kredit bewilligt werden. Alles, was oberhalb der Beleihungsgrenze lag, musste anderweitig vom Kreditnehmer finanziert werden.
Sollte ein Kreditnehmer nicht in der Lage sein, das geliehene Geld zurückzuzahlen, hat die Bank das Recht, die Kreditsicherheit zu verwerten. Weil der Kreditbetrag in der Regel nur einen Teil des Wertes der Sicherheit ausmacht, sollte die Sicherheit stets für mehr Geld zu verkaufen sein als der ausstehende Kredit. Der Wert des Kredits ist also durch den höheren Wert der Sicherheit jederzeit gedeckt. Und der Rückkauf des Wertpapiers ist somit durch den Kredit gesichert.
Wie Geld heute entsteht
Wie neues Geld entsteht, ist eine wirklich spannende und wichtige Frage. An dieser Stelle wollen wir zunächst betrachten, wie Geld heute entsteht.
In den Geldsystemen, wie wir sie in den entwickelten Ländern derzeit kennen, entsteht Geld bei der Kreditvergabe von Geschäftsbanken an Nichtbanken. Die Bank eröffnet für den Kreditnehmer ein neues Konto, ein Kreditkonto mit dem Kreditsaldo. Dieses Konto repräsentiert oder dokumentiert die Forderung der Bank nach zukünftigen Rückzahlungen. Im Gegenzug schreibt sie einem in der Regel bereits vorhandenem Guthabenkonto des Kreditnehmers den Kreditbetrag gut. Mit dieser Gutschrift auf das Guthabenkonto entsteht eine Forderung (des Kunden) auf Geldauszahlung. Er kann zur Bank gehen und bekommt aufgrund des auf dem Konto vorhandenen Guthabens Banknoten ausgezahlt.
Mit diesen Banknoten kann der Kreditnehmer in vielen Fällen nun keinesfalls machen, was er möchte. Wenn sich die Kreditsicherheit nicht in seinem Eigentum befindet, muss er das dank des Kredits erhaltene Geld verwenden, um die vereinbarte Kreditsicherheit zu erwerben. Um jeglichen Risiken eines Fehlverhaltens des Kreditnehmers vorzubeugen, zahlt die Bank das Geld deshalb häufig im Namen des Kreditnehmers direkt an den Verkäufer der Kreditsicherheit aus.
Geld entsteht also durch Kredit. Mit der Kreditvergabe ist die im Umlauf befindliche Menge an Geld gewachsen. Wir haben also ein Kredit- oder Schuldgeld.
„Geld aus dem Nichts“ oder „FIAT-Geld“ ist völliger Unsinn
Geld wird damit zwar aus dem Nichts erschaffen. Es steht aber der Wert der Kreditsicherheit dagegen. Das neue Geld hat als Deckung die Kreditsicherheit. Wer erzählt, es hätte keinen Wert, der hat nur angefangen, sich für Geld zu interessieren. Er hat dabei aber sehr früh aufgehört und nur einen kleinen Ausschnitt betrachtet und selbigen aus jedem Zusammenhang gerissen. Wir haben kein FIAT-Geld, oder Geld, das durch nichts gedeckt ist. Geld wird nicht gedruckt. Es entsteht bei der Vergabe von Krediten und wird durch die Umwandlung von Kreditsicherheiten in Wertpapiere gedeckt. Diese Wertpapiere werden von der Notenbank in bestimmten anteiligen Stückelungen in Umlauf gebracht. Beim Euro gibt es derzeit fünf, zehn, zwanzig, fünfzig, hundert, zweihundert und fünfhundert Euroscheine. Beim Dollar sind es aktuell ein, zwei, fünf, zehn, zwanzig, fünfzig und hundert Dollarscheine. Diese Noten bezeichnen wir als Geld oder Bargeld.
Was haben wir mit einer Banknote in der Hand?
Wenn wir uns jetzt fragen, was wir mit einer Eurobanknote in der Hand halten, ist das einfach zu erklären: Wir haben den besicherten Kredit, der in ein Wertpapier eingeflossen ist, der gegen Zentralbankguthaben getauscht wurde, was jetzt anteilig der Banknote entspricht. Man hat also einen bestimmten Anteil an einer Kreditsicherheit einer Bank in der Hand.
Dass die Kreditsicherheit einen fairen Wert hat, liegt an der gemeinsamen Bewertung der Sicherheit durch Schuldner und Bank. Sie wird nämlich von beiden Seiten vorher in Euros bewertet. Der Kunde ist bereit, die Schulden aufzunehmen und die Bank ist bereit, die Sicherheit zu beleihen. Also wird die Bewertung der Kreditsicherheit richtig sein. Also liegt dem Geld auch eine faire, in Euro ermittelte Deckung zugrunde. Denn die Bank und der Schuldner einigen sich, wie viele Euros sie für die Sicherheiten neu herausgeben bzw. als Schulden bereit sind, auf(sich)zunehmen.
Als Folge der gemeinsam festgelegten Euros wird die Sicherheit – anteilig in Höhe der von der Bank neu geschaffenen Euro-Giralgeld-Einheiten – umlauffähig gemacht. Dieser Umlauf kann dann (später bei Auszahlung) in Form von Banknoten erfolgen. Der Umlauf erfolgt auch mittels Überweisung oder beim Weiterreichen von Schecks oder der Nutzung von Kartenzahlungen.
Letztlich ist Geld so etwas wie eine Aktie. Eine Aktie ist ein Anteil an einem Unternehmen. Geld ist ein Anteil an einer Kreditsicherheit. Und die Banknote ist der Repräsentant für diesen Anteil.
Kredit-Tilgung bedeutet weniger Geld im Umlauf
Wenn Geld durch die Kreditgewährung entsteht, dann wird Geld durch die Kredittilgung vernichtet. Das heißt, dass Geld bei der Tilgung aus dem Umlauf verschwindet. Geld kann dadurch buchstäblich knapp werden. Denn man muss immer eines beachten: In der Realität gibt es ständig neue Kredite. Deshalb kommt es nicht so einfach zu der in der Folge gezeigten Situation. Aber das Prinzip zu verstehen, ist enorm wichtig für das Verständnis von Geld und Kapitalismus.
Stellen wir uns also vor, wir sind ganz am Anfang. Ein Staat mit einer neuen Währung genannt „Fantasius“ wird gegründet und die einzige Bank gibt erst einmal nur genau einen Kredit über 10.000 Fantasius aus. 10% Zinsen und eine jährliche Tilgung von 1.000 Fantasius werden vereinbart. Nachdem der Kredit dem einzigen Kunden gutgeschrieben wurde, sind also genau 10.000 Fantasius in Umlauf. Beobachten wir, was in dieser vereinfachten Version passieren würde.
Geld in Umlauf
Tilgung
Forderung der Bank oder auch Restschuld
Zinsen
Zahlung an die Bank
Geld im Umlauf außerhalb der Bank
10.000
1.000
9.000
1000
2.000
8.000
9.000
1.000
8.000
900
1.900
6.100
8.000
1.000
7.000
800
1.800
4.300
7.000
1.000
6.000
700
1.700
2.600
6.000
1.000
5.000
600
1.600
1.000
5.000
1.000
4.000
500
1.500
-500
4.000
1.000
3.000
400
1.400
-1.900
3.000
1.000
2.000
300
1.300
-3.200
2.000
1.000
1.000
200
1.200
-4.400
1.000
1.000
0
100
1.100
-5.500
Am Anfang ist noch relativ viel Geld im Umlauf. Der Schuldner muss 2.000 Fantasius (1.000 für die Tilgung und 1.000 für die Zinsen) verdienen, und zwar aus 10.000 Fantasius, die im Geldkreislauf vorhanden sind. Es ist für den Schuldner relativ leichter Geld zu verdienen, um so seiner Verpflichtung zur Kreditbedienung (Tilgung und Zinszahlung) an die Bank nachzukommen. Aber schon im sechsten Jahr ist außerhalb der Bank eigentlich gar kein Geld mehr vorhanden, um es zu verdienen und an die Bank zurückzuzahlen. Das geht in der Praxis trotzdem, weil die Bank aus den Zinsen z.B. ihre Mitarbeiter bezahlt. Durch diese Zahlungen bleibt dieses Geld natürlich im Umlauf. Trotzdem ist es extrem wichtig zu verstehen, dass Geld aus dem Umlauf verschwindet, wenn Kredite getilgt werden. Nicht bei der Zinszahlung, sondern nur bei der Tilgung.
Die Schulden des Einen sind das Vermögen des Anderen
In der obigen Tabelle sieht man die Spalte „Forderung der Bank oder Restschuld“. Hier sieht man ganz klar: Die Schuld des Kreditnehmers ist das Vermögen des Kreditgebers. Wenn dieses Vermögen verbrieft wird, kann die Bank es statt es als Pfand an die Zentralbank zu geben auch an Sparer verkaufen. Diese Sparer betrachten die Schulden der Kreditnehmer dann als ihr Vermögen.
Die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer
Das ist eine Zwangsläufigkeit, obwohl es von den Medien und auch von einigen Politikern immer wieder beklagt wird. Wer das beklagt, hat sich nicht mit Buchführung beschäftigt. Es ist in etwa so, als würde man beklagen, dass das Rad rund ist. Unsere Form von Geld und die von uns verwendete „doppelte Buchführung“ sorgt per definitionem dafür, dass mit jedem Kredit eine Forderung, also ein Vermögen entsteht. Auf der einen Seite entsteht Armut, auf der anderen Seite Reichtum. Über die Konzentration des Reichtums und die breite Verteilung der Armut könnte man sich zu Recht aufregen. Immer weniger Reiche werden immer reicher und zu viele Menschen werden immer ärmer. So wäre der Spruch inhaltlich richtig, aber bei herrschenden Politkern höchst unbeliebt, weil die quantitative Zunahme der Verarmung von ihnen natürlich nur sehr ungern zugegeben wird. Die Mehrheit der Menschen würde ja vermuten, die Schuld dafür läge bei der Politik. Das ist nur bedingt der Fall. Denn es ist ein Fehler im System, den die Politik nicht beheben kann. Aber darauf werden wir später noch zurückkommen.
Falsches Sparen macht Geld knapp
Ich füge hier die Tabelle von der Kredit-Tilgung noch einmal ein, weil sie eine so außerordentlich wichtige Bedeutung hat, dass man sie nicht oft genug betrachten kann, um die Wirkung von Geld in der Wirtschaft zu verstehen.
Geld in Umlauf
Tilgung
Forderung der Bank oder auch Restschuld
Zinsen
Zahlung an die Bank
Geld im Umlauf außerhalb der Bank
10.000
1.000
9.000
1000
2.000
8.000
9.000
1.000
8.000
900
1.900
6.100
8.000
1.000
7.000
800
1.800
4.300
7.000
1.000
6.000
700
1.700
2.600
6.000
1.000
5.000
600
1.600
1.000
5.000
1.000
4.000
500
1.500
-500
4.000
1.000
3.000
400
1.400
-1.900
3.000
1.000
2.000
300
1.300
-3.200
2.000
1.000
1.000
200
1.200
-4.400
1.000
1.000
0
100
1.100
-5.500
Betrachten wir diesmal aber, was passiert, wenn nur ein kleiner Teil des Geldes von irgendjemanden im Wirtschaftskreislauf gespart wird. Irgendjemand meint, er wolle das Geld für sich behalten und unter keinen Umständen an den Schuldner zurückgeben, den er ja vielleicht gar nicht kennt. Dann steht dieses gesparte Geld eben nicht mehr für die Erfüllung der Verpflichtungen des Schuldners zur Verfügung. Man erkennt ein ganz klares mathematisches Problem. Es ergibt sich die Möglichkeit, dass Geld im Kreislauf fehlen kann und eine Kreditbedienung somit mathematisch unmöglich wird.
In der Praxis ist das kein Problem, solange stets genug neues Geld in den Kreislauf gelangt. Dann steht Geld für die Bedienung von Krediten zur Verfügung. Aber wehe die Mehrheit der Kreditnehmer entscheidet sich plötzlich dazu, Schulden zu tilgen. Dann wird es richtig schlimm. Jede Tilgung macht den verbleibenden Geldumlauf kleiner und die verbleibenden Schuldner bekommen zunehmend Probleme, ihre Verpflichtungen zu erfüllen. Denn parallel zur Tilgung der Schulden fangen in solchen Krisensituationen die Menschen auch an zu sparen. Und das entzieht dem Kreislauf ebenfalls Geld, das nicht mehr zur Schuldentilgung zur Verfügung steht.
Horten statt sparen
Diese Geldverknappung entsteht, wenn die Menschen Bargeld oder mit Buchgeld sparen, das jederzeit in Bargeld getauscht werden kann.
Würde ein Sparer ein Wertpapier kaufen, dass zum Ablaufdatum aus dem Rückfluss der enthaltenen Kredite bezahlt wird, würde er mit dem Kauf des Wertpapiers sein Geld wieder in den Kreislauf geben und es würde bis zum Ablauf zur Schuldentilgung zur Verfügung stehen. Das hätte deutliche Vorteile für die Gesamtwirtschaft, aber unter Umständen Nachteile für den Sparer. Er muss mit dem Kauf des Wertpapiers das Risiko der Kreditrückzahlung auf sich nehmen. Ein Risiko, das er bei der Hortung von Bargeld oder Buchgeld, das jederzeit in Bargeld getauscht werden kann, nicht hat. Zum Ausgleich für die Übernahme dieses Risikos werden ihm Sparzinsen gewährt, ein Teil der höheren Zinsen, die der Kreditnehmer zu zahlen hat. Immer wenn ein Sparer für beschränkte Zeit auf die Verfügung seines Geldes verzichtet, können andere es für ihre Zwecke verwenden. Das kann auch dadurch geschehen, dass man Termingelder bei einer Bank für einen bestimmten Zeitraum fest anlegt oder ein Sparkonto verwendet, bei dem die Verfügung über das Geld ebenfalls beschränkt ist. In diesen Fällen kann man sein Geld für einen bestimmten Zeitraum nicht mehr in Bargeld tauschen oder an andere Personen oder Firmen übertragen.
Wenn das Geld anderen zur Verfügung steht, wollen wir von Sparen reden; wenn es anderen nicht zur Verfügung gestellt wird, soll dies als Horten bezeichnet werden. Wird viel Geld gehortet, steht es für die Tilgung von Krediten nicht zur Verfügung.
Warum Geld für die Tilgung im Kreislauf fehlen kann
Dieser Abschnitt ist sehr wichtig, denn wir müssen unbedingt verstehen, warum Geld knapp werden kann und was das bedeutet. Wir haben gesehen, was passiert, wenn Geld knapp wird; dass es dann für die Kredittilgung nicht zur Verfügung steht. Wir haben verstanden, dass Horten dazu beiträgt, dass Geld knapp werden kann. Aber es gibt einige weitere Effekte, die gleichartig wirken wie das Horten. Diese sollen im Folgenden dargestellt werden.
Die meisten Arbeitnehmer bekommen am Monatsende ein Gehalt, das sie bis zum nächsten Monatsende ausgeben, um ihre Lebenshaltungskosten zu decken. Es wechselt von dem Unternehmen, bei dem der Arbeitnehmer beschäftigt ist, zum Arbeitnehmer. Von dort verteilt es sich im Laufe des Monats wieder fast vollständig auf verschiedene Unternehmen, die Leistungen für den Arbeitnehmer erbringen. So sammeln die Unternehmen Geld an, das sie am nächsten Monatsende wieder an ihre Arbeitnehmer auszahlen können.
Dieser umlaufende Teil des Geldes wird einfach für die normale tägliche Liquidität benötigt, also für das Einkaufen, für das Begleichen von Rechnungen oder für die Auszahlung von Löhnen und Gehältern und zu einem Teil auch für die Rückzahlung von Krediten. Aber ein großer Teil der Liquidität ist eben nicht für die Tilgung nutzbar, weil er von den Wirtschaftssubjekten anderweitig benötigt wird. Niemand kommt auf die Idee, diese monatliche Liquiditätsreserve als Horten zu bezeichnen. Technisch ist es aber nichts anderes, denn dieses Geld steht de facto für die Kredittilgung eben nicht zur Verfügung. Dieser zwingend erforderliche Liquiditätssockel wächst mit der Gesamtwirtschaft an.
Es gibt weitere Aspekte zu diesem Thema, die wir weiter unten im Kapitel „Geldmengensteuerung“ betrachten werden.
Wenn Kredite nicht bedient werden
Kredite werden nicht bedient, wenn zu den bei der Kreditvergabe vereinbarten Terminen die Zins- sowie die Tilgungszahlungen nicht geleistet werden.
Wenn Kredite nicht bedient werden, hat normalerweise die kreditgebende Bank den Verlust auszugleichen. Sie darf dafür die Kreditsicherheit verkaufen. Wenn bei dem Verkauf mehr Geld übrigbleibt als geschuldet wurde, bekommt der Schuldner dieses Geld ausgezahlt. Wenn aber weniger Geld eingenommen wird als geschuldet, muss zunächst die Bank diesen Verlust tragen und es mit laufenden Gewinnen aus anderen Geschäften oder sogar mit einer Reduzierung des Eigenkapitals kompensieren. In jedem Fall wird die gesamte Restschuld der Geldmenge entzogen.
Die Anzahl der Kreditausfälle ist in der Regel begrenzt. Ein Kreditausfall kündigt sich in der Regel längere Zeit im Voraus an. Die Bank hat einige Möglichkeiten, dem Schuldner entgegenzukommen, um einen Ausfall zu vermeiden.
In wirtschaftlich guten Zeiten werden ein bis maximal zwei Prozent der Kredite nicht zurückgezahlt. In „normalen schlechteren“ Zeiten sind es drei bis maximal acht Prozent. Seit der Finanzkrise 2008 wissen wir, dass es auch „nicht normale schlechte Zeiten“ gibt. In diesen können dann deutlich mehr Kredite ausfallen und das kann dazu führen, dass die Zahlungsfähigkeit der Banken gefährdet wird. Deshalb mussten Regierungen mit Steuergeldern die Banken vor drohenden Pleiten retten.
Wichtig sind hier fünf Dinge, die wir unbedingt festhalten müssen:
1. Tilgung von Krediten nimmt Geld aus dem Kreislauf.
2. Weniger Geld im Kreislauf erschwert die Tilgung von Krediten.
3. Fallen Kredite aus, müssen die Banken für die Verluste einspringen und die Restschuld verschwindet aus dem Kreislauf.
4. Fallen zu viele Kredite aus, müssen die Banken vor der drohenden Pleite gerettet werden.
5. Können die Banken nicht gerettet werden, verlieren die Eigentümer und die Einleger (Sparer) ihr Geld.
Gute und schlechte Zeiten für Kredite kommen in Wellen
Mit diesen Wellen, genannt Konjunktur, beschäftigen sich Wirtschaftende und auch Wissenschaftler schon sehr lange. Schließlich ist es für jeden wirtschaftlich arbeitenden Menschen extrem wichtig zu wissen, wie die Wirtschaft sich in der nahen und mittleren Zukunft entwickeln wird.
Dass es neben relativ kurzfristigen konjunkturellen Zyklen eines wirtschaftlichen Auf und Ab auch lange, immer wiederkehrende Wellen von 40 bis 60 Jahren Dauer gibt, hatte der Sowjetbürger Nicolai Kondratjew bereits 1926 erkannt und publiziert. Dieses Erkennen der sogenannten langen Wellen ist extrem wichtig. Sie zu verstehen, erlaubt ein Verständnis des nach Karl Marx so benannten „Kapitalismus“.
Der deutsche Eintrag von Wikipedia unter „Kondratjew-Zyklus“ zeigte noch Ende Juni 2020 im Bereich „Kritik an den langen Wellen“ auf, dass es trotz der Weiterentwicklungen von Joseph Schumpeter über Christopher Freeman bis hin zu Stephan Schulmeister noch keine Erklärung der langen Wellen gibt. Dabei hat Paul C. Martin diese Erklärung mit seiner seit 1983 entwickelten Theorie des Debitismus geliefert. Diese Theorie ist eine wichtige Grundlage dieses Buches. Sie wird allerdings von den meisten Ökonomen bisher nicht beachtet.
Die langen Wellen oder die vier Jahreszeiten des Kreditzyklus
Die langen Wellen werden inzwischen in vielen Publikationen in vier Phasen analog der Jahreszeiten gegliedert.
1. Frühling
2. Sommer
3. Herbst
4. Winter
Wenn im Folgenden eine Jahreszeit erwähnt wird, ist diese immer im Sinne der langen Wellen bzw. im Sinne von Kondratjew zu verstehen, ohne dass das explizit erwähnt wird.
Im Frühling gibt es fast keine bestehenden Kredite und die Vergabe bzw. Aufnahme neuer Kredite erfolgt sehr zögerlich. Im Sommer werden Kredite großzügig vergeben und es lohnt sich Kredite aufzunehmen, weil die Geldmenge stark steigt und die Inflation die Kredittilgung erleichtert. Im Herbst wird es schwieriger mit den Krediten; die Vergabe sinkt, weil die Zinsen anfangs hoch sind. Zum Ende brauchen immer mehr Menschen Kredite, um ihr Leben oder größere Anschaffungen zu finanzieren. Im Winter können die Kredite nicht mehr getilgt werden. Es gibt Pleiten von Unternehmen, Familien, Banken und Staaten, und fast alle Kredite müssen ohne Chance auf Rückzahlung als verloren ausgebucht werden. Mit diesen Krediten gehen auch die Vermögen bzw. die Guthaben der Sparer verloren.
Das Geld und der Kredit zwingen uns diesen Rhythmus auf. Wenn wir Geld und Kredit verwenden, kommen wir um diesen Zyklus nicht herum. Deshalb ist die Benennung nach den Jahreszeiten eine gute Sache. Bisher folgte auf jeden Winter auch wieder ein Frühling. Warum das leider nicht immer so sein muss, werden wir im zweiten Teil des Buches sehen. Es ist für ein Verständnis der Welt, wie wir sie kennen, unbedingt erforderlich, diese Grundlagen der Wirtschaft und des Wirtschaftens zu verstehen. Wenn jemand den Wirtschafts-Nobelpreis verdient hätte, dann wäre es Paul. C. Martin mit seinen Erkenntnissen zum Debitismus. Wer die ersten beiden Teile des Buches verstanden hat, der wird die Welt mit anderen Augen sehen können, weil plötzlich vieles – ich möchte sagen: fast alles –, was sich in der Welt von Politik und Wirtschaft abspielt, besser zu verstehen ist.
Der Winter
Fangen wir mit der Erklärung des Winters an, weil der Frühling sich ohne den Winter nicht erklären lässt. Im Winter kommt es dazu, dass das Geld zur Tilgung von Krediten so knapp wird, dass die Kredite massenhaft nicht zurückgezahlt werden können. Die Preise fallen, weil es quasi keine Käufer mehr gibt. Denn es ist einfach zu wenig Geld im Umlauf. Wir hatten das bereits unter dem Aspekt „Wenige werden reicher und viele werden ärmer“ angesprochen. Die Armen können irgendwann einfach nichts mehr kaufen. Und im Unterschied zu den anderen Jahreszeiten gibt es im Winter keine neuen Kredite mehr. Bei fallenden Preisen ist es schwierig, eine Kreditsicherheit zu stellen. Diese könnte vielleicht schon morgen nur noch die Hälfte an Wert haben. Deshalb lässt sich die Bank nicht auf die Vergabe von neuen Krediten ein. Denn jede Bank hat in diesen Zeiten schon größte Probleme mit den Kreditsicherheiten der bestehenden Kredite.
Durch die gefallenen Preise decken die Kreditsicherheiten die bestehenden Schulden nicht mehr. Ausfallende Kredite führen dazu, dass die Bank zunächst ihre Gewinne und dann ihr Eigenkapital verliert. Ganz am Ende, wenn das gesamte Eigenkapital aufgebraucht wurde, ist die Bank pleite. In diesem Moment ist auch das Geld der Einleger (Sparer und Horter von Buchgeld) verloren. Ausgenommen vom Verlust sind nur Aktien und Wertpapiere, die die Bank nur für die Anleger aufbewahrt hat. Würde nur eine Bank pleitegehen, könnte die staatlich geforderte Einlagensicherung die Guthaben der meisten Klein-Anleger absichern. Gehen aber zu viele Banken gleichzeitig in die Pleite, läuft auch dieser Mechanismus rasch ins Leere, weil er die wenigen noch gesunden Banken überfordert. In diesen Fällen kann der Staat vielleicht noch so einspringen, wie er es in der Finanzkrise 2008 getan hat. Wir werden darauf noch einmal zurückkommen. Werden bei einer Bankpleite Bankguthaben ausgebucht, stehen diese der Volkswirtschaft natürlich auch nicht mehr zur Verfügung. Die Möglichkeiten der noch funktionierenden Wirtschaft, weiterhin Geld zu verdienen, um ihrerseits Kredite zu tilgen, wird dadurch erschwert.
Die Sparer verlieren in Fällen von Bankenpleiten ihre Guthaben. Deshalb kommt es oft bereits vor Bankenpleiten zu langen Schlangen vor den Banken, wenn die Sparer ihr Buchgeld in Bargeld tauschen wollen. Eine Entwicklung, welche die schwierige Lage der betroffenen Banken noch weiter verschärft und sie noch schneller in die Pleite treibt. Weil intelligente Sparer dieses Risiko rechtzeitig erkennen, fangen sie rechtzeitig damit an, Bargeld zu horten, was wiederum, wie wir gelernt haben, zur weiteren Verknappung des Geldes führt, das eigentlich zum Einkaufen und zur Kredittilgung im Kreislauf ist. Aus diesem Grund will man Bargeld derzeit weltweit verbieten, damit Banken nicht das Geld entzogen werden kann.
Der letzte Winter begann mit dem schwarzen Donnerstag am 24. Oktober 1929. Mit diesem Tag begann die Weltwirtschaftskrise. Erst 1936 hatte Deutschland die Folgen des Wirtschaftseinbruchs überwunden. Am 16. Oktober 2007 konnte trotz Börsenkrachs und Finanzkrise durch ein schnelles, mutiges Eingreifen der Zentralbanken ein erneuter Winter-Einbruch aufgeschoben werden. Die Zentralbanker um den Gouverneur der US-Zentralbank Ben Bernanke hatten dafür kurzfristig sehr viel zusätzliches Geld in den Umlauf gebracht.
Fazit: Fast alles, was im Winter mit Geld passiert, führt dazu, das Geld knapper wird.
Im Winter herrscht die Deflation
Wenn Geld knapp wird, die Kaufbereitschaft sinkt und die Kredittilgung schwieriger wird, fallen die Preise. Nur so lassen sich in einer Nachfragekrise überhaupt noch Käufer finden. Wenn das der Fall ist, spricht man von Deflation. Sie ist das Schreckgespenst aller Ökonomen und Politiker. Droht Deflation, droht der totale Kollaps.
Weil der Preis für die meisten Waren fällt, haben Horter, also die Wenigen, die in diesen Tagen noch Geld haben, kein Interesse daran, ihr „gutes Geld“ heute für ein Produkt zu investieren. Damit würden sie den verschuldeten Unternehmern eine Chance zur Bezahlung ihrer Ausgaben geben, zu denen auch die Kredite gehören. Nein, der Horter wartet besser noch einige Tage, um vom weiter sinkenden Preis zu profitieren. Vielleicht kann er ja aus der Konkursmasse noch günstiger kaufen.
Weil Kredite in einer Deflation so schwer zu tilgen sind und Arbeitsplätze durch zunehmende Pleiten unsicher werden, will niemand mehr neue Kredite aufnehmen. Was eben auch dazu führt, dass der bislang stetige Zuwachs der Geldmenge ausbleibt. Im Gegenteil: Schuldner, die anfangen Schwierigkeiten zu spüren, versuchen ihre Schulden möglichst noch rechtzeitig zu tilgen. Was, wie wir gelernt haben, zur weiteren Verknappung des Geldes führt.
Auch die Banken wollen gar keine neuen Kredite mehr vergeben, weil sie bis zum Herbst mehr Kredite vergeben hatten als gut für sie war. Alle sehen, dass es unmöglich ist, Kreditschulden zu bedienen – und zwar im mathematischen Sinne unmöglich. Das Geld ist einfach nicht vorhanden. Unzählige Menschen werden in jedem Winter von ihren Krediten ruiniert und verlieren alles, was sie aufgebaut hatten.
Der Winter ist eine sich selbst verstärkende Abwärtsspirale, die im totalen Kollaps endet und als wirtschaftliche Depression bezeichnet wird. Dieser Kollaps ist mathematisch zwingend und er kann nicht vermieden werden. Er kann aber sehr lange hinausgezögert werden. Darauf kommen wir später wieder zurück.
Nur wenige, die in den vergangenen Zyklen das Wesen des Winters rechtzeitig verstanden hatten, können enorme Gewinne einstreichen. Sie hatten entweder Aktien leer verkauft oder jede mögliche Menge an Bargeld sowie Gold angehäuft, was bis 1971 ja noch gleichbedeutend mit Bargeld war. Da Bargeld und Gold bei Bankenpleiten nicht verloren gingen, konnten sie für das rechtzeitig gehortete Bargeld oder Gold ganze Häuserblocks extrem günstig aufkaufen. Bevor Sie jetzt losrennen und Gold kaufen, sollten Sie aber besser weiterlesen. Es gibt nämlich inzwischen einige neue Aspekte, die man beachten sollte.
Der Winter geht zu Ende, wenn es fast keine ausstehenden Kredite mehr gibt. Mit den Schulden sind dann auch die dazugehörigen Guthaben in gleicher Höhe verschwunden. Die Geldmenge hat sich wieder auf ein sehr kleines Maß reduziert.
Die Zeit des Winters ist sehr hart. Die Wirtschaft und die Menschen leiden extrem. Arbeitsleistung wird kaum nachgefragt. Einnahmequellen gibt es nur wenige. Stets gab es viele Tote, sei es durch Verhungern, Schwäche, unbehandelte Krankheiten, aber auch durch Selbstmord, weil die Leute einfach nicht mehr weiterwussten. Oder alles mündete in Gewalt und Revolution.
Wirtschaftssektoren, die im Winter noch eingeschränkt funktionieren, sind: die Landwirtschaft und der Handel von Lebensmitteln sowie Grundbedarf. Reparaturdienstleistungen sind ebenfalls gefragt, um die Lebensdauer bestehender Güter zu verlängern. Allen anderen Sektoren geht es in der Regel sehr schlecht und die meisten Beschäftigten dieser Sektoren sind arbeitslos. Nur im Staatssektor gibt es noch eine relativ gute Beschäftigungslage.
Der Frühling
Im Frühling lassen die Menschen die Härte des Winters ganz langsam hinter sich. Es beginnt ein neuer Wirtschaftszyklus. Der Übergang vom Winter zum Frühling sowie der Übergang vom Frühling zum Sommer sind sehr fließend. Man kann sagen, der Beginn lag in Deutschland 1936/37.
Im Frühling sind wenige Menschen bereit Kredite aufzunehmen. Der Mehrheit erscheint das Risiko, einen Kredit aufzunehmen, zu hoch. Zu gegenwärtig sind den Menschen die vielen Pleiten und das daraus resultierende Leid, das besonders Kreditnehmer im zurückliegenden Winter zu spüren bekamen.
Die wenigen, die es wagen, können bei fleißiger Arbeit einiges gewinnen. Günstige Arbeitskräfte gibt es im Frühling reichlich. Die Banken wollen auch wieder ins Geschäft kommen und sind sowohl bereit als auch in der Lage, Kredite zu gewähren. Allerdings sind auch sie nach den schlechten Erfahrungen sehr vorsichtig und prüfen vor der Kreditvergabe gründlich.
Mit jedem Betrieb, der neu öffnet, einen Kredit aufnimmt, kommt neues Geld in den Kreislauf. Die Menschen bekommen mehr Arbeit. Es geht ganz langsam wieder aufwärts. Einen Kredit zu tilgen bleibt schwierig. In der Regel bekommen Privatleute kaum welche, weil ihre Einnahmequellen zu klein und zu unsicher sind. Unternehmer, deren Anliegen es ist, definierte Leistungen zum Kauf anzubieten, sind eher dazu geeignet. Man kann besser absehen, ob sie trotz des geringen Geldumlaufs in der Lage sind, ausreichend Geld zu verdienen, um ihre Kredite zu bedienen. Die Kreditzinsen sind zu hoch, um leichtfertige Kreditnehmer anzulocken. Die Banken haben in dem langsam wachsenden Kreditsektor bei recht hohen Zinsen die Möglichkeit, gute Geschäfte zu machen.
Die Wirtschaft besteht aus den Sektoren Landwirtschaft und Rohstoffe, Handwerk und Bau sowie aus Industriebetrieben. Der Handel besteht aus individuellen Einzelläden, die sehr dezentral verteilt sind und ihrerseits über spezialisierte Großhändler mit den Waren aus anderen Wirtschaftssektoren versorgt werden. Fast alle Betriebe sind klein bis sehr klein und arbeiten mit wenigen Ausnahmen sehr regional. Insgesamt sind die unterschiedlichen Sektoren sehr ausgewogen am Wirtschaftsgeschehen beteiligt.
Der Sommer
Wenn die Wirtschaft einigermaßen rund läuft und die Lage auf dem Arbeitsmarkt gut ist, weil es sich in Richtung einer Vollbeschäftigung entwickelt, beginnt der Sommer. Im Sommer steigt die Bereitschaft, Kredite aufzunehmen, stark an. Der Übergang vom Frühling zum Sommer ist sehr fließend. Irgendwann ab Mitte der 60iger Jahre hat in Deutschland der Sommer begonnen. China und weite Teile Asiens (außer Japan) befinden sich derzeit im Sommer, der sich allerdings speziell in China dem Ende zuneigt.
Wenn der Arbeitsplatz sowohl vom Arbeitnehmer als auch von der Bank als sicher empfunden wird, wünschen sich Privatleute Kredite für die Anschaffung von dauerhaften Werten wie zum Beispiel Immobilien. Und in stark zunehmendem Maß werden sie von den Banken auch bewilligt.
Die Kreditmenge steigt an, und damit die Nachfrage nach Wirtschaftsleistungen, denn Häuser müssen gebaut oder renoviert werden. Insgesamt steigt die Nachfrage nach Arbeitskräften weiter an. In der Wirtschaft steigt durch insgesamt mehr Arbeitseinkommen die Nachfrage stark an. Sie kann aufgrund von Engpässen oft nicht mehr ausreichend bedient werden.
Im Sommer herrscht Vollbeschäftigung und Inflation
In der Folge der Kreditausweitungen steigen die Preise und auch der Wert der Sicherheiten, was den Banken erlaubt, die Kreditvolumen neuer Kredite höher anzusetzen. Die zeitlich vorher vergebenen Kredite sind dadurch besser gedeckt. Noch 1969 hatte die Bank für ein Haus von 100.000 Mark bei einer Beleihungsgrenze von 70% einen Kredit von 70.000 Mark vergeben. 1972 war dasselbe Haus aufgrund der Preissteigerungen durch die hohe Nachfrage bereits 200.000 Mark wert. Neue Kredite wurden also mit 140.000 Mark vergeben. Aber der 1969 vergebene Kredit über 70.000 war 1972 aus Sicht der Bank sehr sicher, weil ihre Kreditsicherheit nur noch 35% des Beleihungswertes ausschöpft. Damit bekommt die Bank Eigenkapital für die Vergabe weiterer Kredite viel schneller frei als das in den anderen Jahreszeiten der Fall ist. In Frühling und Herbst wird die Sicherheit der Bank nur durch Tilgung der Kreditnehmer frei. Im Sommer ist das auch und sogar stärker durch die Preissteigerungen der Fall, und zwar auch für die Kreditnehmer. Denn mit den Preisen steigen auch die Arbeitslöhne. Und eine monatliche Belastung, die am Anfang kaum zu tragen war, kann nach einer Verdopplung des Gehalts leicht getragen werden. Denn die Kreditrate bleibt fest, anders als die übrigen Lebenshaltungskosten.
Kredite aufzunehmen, ist im Früh-Sommer für jedermann attraktiv.
Im Sommer werden die Sozialsysteme stark ausgebaut
Weil Vollbeschäftigung herrscht und zusammen mit den Verkaufspreisen die Gehälter steigen, steigen neben den Steuereinnahmen auch die Einnahmen von vorhandenen sozialen Absicherungssystemen stark an. Dies wird von Politikern genutzt, um die Leistungszusagen der Sozialsysteme entsprechend auszuweiten. Was Wählerstimmen bringt, aber auch aktuell und zukünftig höhere Ausgaben bedeutet und damit höhere Kosten. Die höheren Steuereinnahmen werden oft in neue Infrastrukturprojekte investiert, die ihrerseits Nachfrage und Arbeit schaffen.
Bis zur Endphase des Sommers scheinen alle Preissteigerungen aber gut verkraftbar zu sein. Denn die Vollbeschäftigung und die Aufwärtsbewegung hält aus Sicht der meisten Menschen schon sehr lange an. Dass diese Phase enden wird, will und kann sich fast niemand vorstellen.
Der Sommer wird getragen vom Bau-Handwerk, das sich bereits gegen Ende des Frühlings sehr positiv entwickelte. Aber auch die Industrie-Produktion wird zu Beginn des Sommers stark ausgeweitet. Immer mehr regionale Betriebe bieten ihre Waren überregional an. Die Angebotsvielfalt macht sich mit einem großen Warensortiment extrem positiv bemerkbar. Der Konsum fängt an, die Wirtschaft zu tragen, der Handel profitiert von dem großen Warenangebot. Große Kaufhäuser und Supermärkte lösen die kleinen Einzelhändler zunehmend ab. Erste Handelsketten entstehen.
Am Ende vom Sommer „galoppiert die Inflation“: Die Preise steigen an, die Lebenshaltungskosten steigen an, die Gehälter werden angehoben. Doch mit den regelmäßigen Gehaltssteigerungen entsteht ein Effekt, bei dem es sich plötzlich nicht mehr rentiert, geringqualifizierte Menschen zu beschäftigen. Sobald ein Arbeitgeber mehr Kosten durch seinen Mitarbeiter hat als dieser Nutzen bringt, wird er ihn nicht länger beschäftigen. Eine gängige Variante ist dann, einfache Tätigkeiten durch Maschinen zu ersetzen. Die Maschine wird einmalig angeschafft und hat definierte Unterhaltskosten, sodass man eine Amortisation einfach ausrechnen kann. So verliert sich am Ende des Sommers die Vollbeschäftigung.
Irgendwann erkennt die Politik, dass es mit der starken Geldentwertung durch Kreditausweitung so nicht weitergehen kann. Die Arbeitslosigkeit würde weiter und weiter ansteigen.
Also muss die Kreditausweitung begrenzt werden, was man durch ein Anziehen der Zinsen erreicht. Damit werden Kredite sehr viel teurer. Die Kreditmenge als auch die Geldmenge wächst nicht weiter an und dadurch hören auch die Preise auf zu steigen.
Im Zeitraum der Zinserhöhung wird der Sommer beendet.
Der Herbst
Der Herbst ist aus Sicht des Geldes die interessanteste Jahreszeit. Hier ergeben sich riesige, neue, bisher ungesehene Möglichkeiten. Der Finanzsektor boomt, obwohl es beim Herbstanfang ganz und gar nicht danach aussieht, denn: Der Herbst beginnt mit hohen Zinsen und einer Rezession, die von den hohen Zinsen ausgelöst wird. Diesmal begann er 1979 mit dem Volcker-Schock, in dessen Folge die US-Leitzinsen auf fast 20% angehoben wurden. In Deutschland brauchtes es lediglich eine Anhebung auf 7 bzw. 9,5% um die Inflation zu stoppen. Der Herbst läuft 2020 immernoch. Der Wintereinbruch konnte dank einer sehr effektiven Politik der Zentralbanken bisher stets verschoben werden. Gott sei Dank, wie wir am Ende des zweiten Teils verstehen werden.
Mit dem Herbstbeginn sind die steigenden Preise des Sommers vorbei und sie werden auf lange Zeit nicht mehr zurückkehren. Jedenfalls nicht in der Realwirtschaft. Im Herbst stagniert alles – und das erleben Wirtschaft und private Kreditnehmer schmerzlich.
Privates Bauen wird zum Beispiel schlagartig fast unmöglich, weil die Belastung aus Zins und Tilgung für potentielle Bauherren nach der starken Zinserhöhung nicht mehr tragbar ist. In einer Welt, in der die Preise stiegen, hatte es jeder Verkäufer leicht. Nur die Ankündigung, dass die Preise am Ende des Monats angehoben werden, kann Interessen motivieren, einen Kaufvertrag noch vor Ende des Monats, eben zu den alten Preisen, abzuschließen. Wenn es zu den alten Preisen keine Käufer mehr gibt, muss die Leistung effektiver mit weniger Personal erbracht werden oder es muss wieder schlichter, mit einfacheren Materialien gebaut werden, damit die Verkaufspreise gesenkt werden können. Für sehr viele gängige Güter, die nicht Teil des täglichen Bedarfs sind, liegen die Preise durch Optimierungen und Rationalisierungen im Verlauf des Herbstes niedriger als am Anfang des Herbstes.
Auch für Kreditnehmer ändern sich die Zeiten. Die Hilfe, die Kreditnehmer im Sommer bei der Tilgung erhalten hatten, ist im Herbst nicht mehr vorhanden. Wir erinnern uns: Im Sommer wurde die Kreditrate durch steigende Preise und steigende Gehälter im Verhältnis zu den Einkommen rasch kleiner. Die Schuldner konnten so rasch anderweitig konsumieren. Durch rasch steigende Kreditmengen kam mehr Geld in Umlauf, welches stets schnell ausgegeben wurde, was im Sommer zum weiteren Wachstum der Wirtschaft beitrug. All diese positiven Effekte gibt es im Herbst nicht mehr. Das Gegenteil kann jetzt leicht eintreten, denn im Herbst kommt es immer wieder zu tendenziell sinkenden Preisen, weil die Kaufkraft der Bevölkerung fällt. So passiert es durchaus, dass die Schulden den Wert der Kreditsicherheit plötzlich übersteigen. Diese Situation ist für den Schuldner und die Bank äußerst unerfreulich. Im Herbst sind dies stets nur Einzelfälle.
Gerade bei Unternehmen der Wirtschaft ist dieser Effekt im Herbst deutlich zu erkennen. Die Konkurrenz der Anbieter wird schärfer. Einzelne Unternehmen werden unrentabel und die Eigentümer verkaufen entweder rechtzeitig oder sie werden durch Pleite gezwungen, das Unternehmen abzugeben und die Gläubiger verkaufen das Unternehmen.
Konzentrationsprozess
Die Pleite von Unternehmen mit Beginn des Herbstes führt zu einer langsam wachsenden Konzentration im Unternehmenssektor. Wo früher viele kleine Unternehmen tätig waren, gibt es im Verlauf des Herbstes immer weniger, dafür aber größere Unternehmen. Solch eine Konzentration vernichtet Arbeitsplätze. Zwei kleine Unternehmen beschäftigen jeweils einen Buchhalter und einen Einkäufer. Kauft ein kleines Unternehmen das kleine Nachbar-Unternehmen derselben Branche auf, braucht es nach wie vor nur einen Buchhalter und einen Einkäufer. Alles, was sich ändert, die monatlichen Mengen und die Zahlen, werden größer. Es wird Redundanz eliminiert. Es wird optimiert. Man spricht von Synergien, die genutzt werden. Im Herbst arbeitet der Kapitalismus gnadenlos. Alles wird unter Kostenaspekten auf den Prüfstand gestellt. Das passiert nicht auf einen Schlag, aber stets gibt es neue Ideen, wie man mehr Umsatz bei weniger Kosten erzielen kann. In der Regel sind dafür Investitionen erforderlich und beim Kauf von Unternehmen übernimmt der Käufer auch die Kredite des aufgekauften Unternehmens. So steigt die Verschuldung im Herbst weiter an. Weil die Unternehmen immer größer werden, ist man zunächst überzeugt, dass sie die größeren Schulden auch bedienen können. Irgendwann im Herbst kommt dann aber ein Punkt, an dem alle nur noch hoffen, dass die Schulden bedient werden können. Denn die Schuldner sind so groß geworden, dass ihre Pleiten ganze Regionen gefährden können. Deshalb tritt immer häufiger die Politik auf den Plan und Unternehmen, die eigentlich nicht mehr lebensfähig wären, werden zunächst durch Bürgschaften und später dann direkt durch Steuergelder gerettet.
Die Konzentration hat viele Ursachen und auch viele positive Wirkungen für die Kunden. Ladenketten verkaufen jeweils bestimmte Produktgruppen viel günstiger als der kleine Einzelhändler. Große Konzerne können enorme Summen in die Entwicklung von ausgefeilten Produkten stecken, die sie nur deshalb wieder einspielen können, weil sie diese Produkte anschließend zunächst länderübergreifend und später sogar weltweit verkaufen können. Deshalb sind zum Beispiel heutige Autos, Computer oder Flugzeuge auf einem Niveau, das die Menschheit nie zuvor gesehen hat. Wenn man genau hinschaut, ist das quasi in jeder Branche der Fall: Die Produkte sind überall ausgefeilt und optimiert. Es gibt theoretisch eine riesige Auswahl an Produkten in allen Preisklassen und jede Marktnische wird irgendwie bedient.
Man könnte denken, der Herbst müsste deshalb doch fantastisch sein für die Menschen. Für einen immer kleiner werdenden Teil der Menschen ist dies auch genau so. Für die Mehrheit stellt sich jedoch ein anderer Effekt ein. Der Wettbewerb wird brutal. Die Menschen erleben diesen Druck permanent. Das Leben, das im Frühling von Langsamkeit, Gemütlichkeit und Einfachheit geprägt war, stellt sich im Herbst radikal anders dar. Die Sicherheit und Zuversicht, die im Sommer geherrscht hatte, ist vorbei. Jetzt herrscht permanente Unsicherheit, Hektik, Arbeitsdruck und Komplexität. Die Ursachen hierfür sind vielfältig und verstärken sich alle gegenseitig. Wir wollen hier zunächst nur beim Geld bleiben und dort die Lage betrachten, bevor wir andere Sektoren mit einbeziehen.
Unternehmensfinanzierungen
Unternehmen stehen nicht nur mit Blick auf die Kunden und ihre Produkte im Wettbewerb zueinander, sondern auch bezüglich der Kapitalbeschaffung, um Wachstum und Produktion zu finanzieren. Im Frühling existierte dieser Wettbewerb so noch nicht, weil die Welt noch relativ lokal operierte. Im Sommer war es wegen des allgemein starken Wachstums kein Problem. Aber jetzt im Herbst wird es zu einem wichtigen Faktor.
Wer sich günstig Kapital beschaffen kann, der hat einen Kostenvorteil, und auf genau diese Vorteile kommt es im globalen Wettbewerb immer stärker an. Es ist eben ein gewaltiger Unterschied zwischen acht oder sechs Prozent Zinsen – besonders, wenn der Schuldenberg groß ist. Unternehmen, die stark wachsen, sind gesund und können ihre Schulden besser bedienen. Deshalb geben die Banken diesen Schuldner gerne Kredite. Weil die Banken weniger Risiko haben und ebenfalls im Wettbewerb stehen, geben sie starken Unternehmen, also guten Schuldnern, günstigere Kredite.
Aber Bank-Kredite sind nur ein Bereich, um sich Kapital zu beschaffen. Und wir wissen: Mit der Verschuldung steigen auch die Guthaben, also die Geldmenge. So ist im Herbst viel Geld im Umlauf, welches Anlagemöglichkeiten sucht. Damit dieses Geld nicht nur gehortet wird, wird im Herbst der Markt für Unternehmensbeteiligungen stark ausgebaut. Über Beteiligung an Unternehmen wird den Unternehmen Eigenkapital bereitgestellt. Um einerseits die Bereitstellung von Kapital für die Unternehmen und andererseits die Anlagemöglichkeiten für Sparer zu vereinfachen, werden Unternehmensanteile im Herbst immer besser handelbar. Die Aktienmärkte, auf denen die Preisfindung und der An- bzw. Verkauf von Unternehmensanteilen organisiert ist, werden stark ausgebaut.