Wo König Arthur schläft - Frederik Hetmann - E-Book

Wo König Arthur schläft E-Book

Frederik Hetmann

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Beschreibung

Als Einstieg in die Welt der keltischen Märchen ist dieses Buch sehr gut geeignet. Es bietet eine schöne Auswahl von Märchen aus den vier keltischsprachigen Gebieten Irland, Schottland, Wales und der Bretagne. Für Märchenliebhaber ein schönes Geschenk, nicht zuletzt durch seine bretonischen Märchen, die noch nicht allzu bekannt sein dürften. Im Nachwort geht der Autor auf die Geschichte und die Erzähltradition der Kelten ein. Bewusst sind in diesem Buch die großen epischen Zyklen der keltischen Mythologie ausgespart worden. Wer mehr wissen will, dem seien andere Bücher Hetmanns ans Herz gelegt, z. B. 'Die Reise in die Anderswelt'.

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Seitenzahl: 274

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Über dieses Buch

In ihrer wechselvollen Geschichte wurden die Kelten von den römischen Eroberern vertrieben, später durch die Expansion der Engländer, Wikinger und Normannen bedrängt. Keltische Sprache und Kultur erhielten sich vor allem im Untergrund, in der mündlichen Überlieferung der zeitweilig verbotenen Sprachen Gälisch und Walisisch. So ist es zu erklären, dass in den überwiegend bäuerlichen Gegenden keltischer Kultur in Irland, Schottland, Wales und der Bretagne bis heute ursprüngliche, einzigartige Erzählformen und -themen erhalten blieben. Da geht es um Könige und Prinzen, um Schäfer und Fischer, um Riesen, Feen und die verschiedenartigsten Zauberwesen. Baranor, der Königssohn, verliebt sich in die Königstochter aus dem Reich unter den Wellen, der Bauernsohn Lod tötet den Riesen mit den zwei Köpfen, und René befreit die verdammte Seele seines toten Freundes François.

Über den Herausgeber

Frederik Hetmann (Hans-Christian Kirsch), geb. 1934 in Breslau, hat zahlreiche, preisgekrönte Romane, Biographien und Jugendbücher geschrieben. Er gilt als hervorragender Kenner der Überlieferungen des keltischen und indianischen Kulturkreises. Hetmann lebt in Limburg/Lahn.

Im Königsfurt Verlag sind von ihm bereits erschienen:

Die Reise in die Anderswelt. Feengeschichten und Feenglaube in Irland. Mit dem »Who is who der Anderswelt«. ISBN 3-89875-009-4

Madru oder Der große Wald. Das Märchen vom Baumtarot. ISBN 3-933939-08-9 (Buch). ISBN 3-933939-29-1 (Buch und Karten im Set) ISBN 3-933939-31-3 (Karten)

Märchen und Märchendeutung – erleben und verstehen. ISBN 3-933939-02-X

Büffelfrau und Wolfsmann. Märchen, Mythen und Legenden der nordamerikanischen Indianer. ISBN 3-89875-008-6

Wo

König Arthur

schläft

Keltische Märchen

Herausgegeben, übersetzt

und mit einem Nachwort versehen

Die Erstausgabe erschien unter dem Titel »Keltische Märchen« im Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt a. M.

Die Texte wurden für die vorliegende Ausgabe durchgesehen und um Vorbemerkung und Anhang ergänzt.

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

E-Book-Ausgabe

2015 Krummwisch bei Kiel

© Frederik Hetmann c/o Montasser Media

© 2015 by Königsfurt-Urania Verlag GmbH

D-24796 Krummwisch

www.koenigsfurt-urania.com

Umschlaggestaltung: Jessica Quistorff, Seedorf, unter Verwendung der folgenden Motive:

»Raven Spirit« © Heartland Arts - Fotolia.com und »Glastonbury Tor« © vlorzor - Fotolia.com

Redaktion: Harald Jösten, Kiel

Inhalt

»Märchenschätze«

Märchen aus Irland

Wünschegold

Baranor, der Sohn des Königs von Erin, und die Tochter des Königs aus dem Reich unter den Wellen

Teig O'Kane

Märchen aus Schottland

Thomas der Reimer

Die blaue Mütze

Tam Lin

Ainsel

Lod

Die Abenteuer des Ian Direach

Märchen aus Wales

Der Traum des Macsen Wldedig

Wo König Arthur schläft

Griff

Ivan

Märchen aus der Bretagne

Bils, der schlaue Dieb

Der Winter und der Zaunkönig

Die heilige Gemahlin des Königs Blaubart

Freundesdienst

Das zwölfte Fohlen

Yann ar Youd

Nachwort

»Märchenschätze«

Warum heute Märchen lesen?

Das Interesse an Märchen hat seine Höhen und Talsohlen. Unabhängig davon gibt es Menschen, die Märchen einfach immer lieben. Warum?

In einer Zeit, da die Reklame die Phantasie kommerziell besetzt und als Gefangene hält, begegnen wir im Märchen noch echter Phantasie, den Urphantasien der Menschheit. In einer Zeit, da Unkenntnis des Abweichenden zu Furcht, Fremdenhass und Gewalttätigkeit führt, lässt uns das Märchen das Andere eines fremden Landes, einer anderen Kultur besser verstehen.

Wir reisen mehr als die Generationen vor uns – aber wissen wir auch mehr von den Ländern, die wir bereist haben? Von der Eigenart ihrer Menschen, von ihrer Kultur?

Kluge Touristen, die die Dimensionen ihrer Wahrnehmungen erweitern wollten, hatten immer Märchenbände in ihrem Reisegepäck oder verlängerten sich die Freuden eines Urlaubs in der Toskana oder in Mexiko, indem sie sich hinterher einen Märchenband des betreffenden Landes vornahmen.

Was mich persönlich an Märchen immer wieder begeistert, ist, dass sie, je nachdem, wie wir es betrachten, höchst einfache, unkomplizierte, sofort einleuchtende Geschichten mit einem hohen Unterhaltungswert und großem poetischen Zauber sind. Denkt man aber etwas genauer über das nach, was man da gelesen oder gehört hat, so stellt sich heraus, dass das Märchen die Eigenschaft besitzt, Weisheit über viele Generationen hin in sich aufzunehmen, in Handlung umzusetzen und als Botschaft für den, der Augen hat zu sehen und Ohren hat zu hören, zu übermitteln – ohne erhobenen Zeigefinger, gewissermaßen mit sanfter Gewalt.

Warum sind unsere Träume Märchen so ähnlich? Weil sie eine Verwandtschaft mit den Märchen haben, weil auch in das Märchen die Fähigkeit eingeschlossen ist, unsere individuellen Probleme besser zu verstehen, indem wir begreifen, dass es Probleme sind, die mit unserem Sein als Menschen zusammenhängen. Das kann trösten, stärken, Rat geben.

Ich bin froh, dass es der Königsfurt Verlag unternimmt, all jene Märchen, die ich im Laufe meines Lebens in Ländern, die ich bereiste und deren Kultur ich erkundete, gesammelt habe, in neuen Ausgaben wieder herauszubringen.

Märchen zu übersetzen, zu edieren, vorzulesen oder zu erzählen bedeutet auch, andere an dem teilhaben zu lassen, was man als seinen besonderen individuellen Schatz ansieht.

Die Schatztruhe ist geöffnet …!

MÄRCHEN

AUS I

Wünschegold

Es war einmal vor langer Zeit ein König in Erin, der hatte drei Söhne. Eines Tages ging der König mit der Königin spazieren, um sich die Wellen und die Felsen am Strand anzuschauen.

Nachdem sie eine Zeit umhergegangen waren, kam von weit draußen auf der See ein Segelboot herein.

Als das Boot anlegte, sahen sie vor sich einen grauhaarigen, alten Mann, der sprach zu ihnen:

»Es wundert mich doch, dass Ihr nicht einmal aufs Meer hinausfahrt. Da gibt es Dinge zu sehen, dass ihr Euch wundern würdet.«

»Wie können wir aufs Meer hinausfahren, wenn wir weder ein Schiff noch ein Boot haben?«, sagte der König.

»Dann steigt bei mir ein«, sprach der Alte zu dem König, »und die Königin könnt Ihr auch mit an Bord bringen.« Der König und die Königin nahmen diese Einladung an, und sie segelten eine ganze Weile, bis wieder Land in Sicht kam. Der Alte hielt auf die Küste zu.

»Wollt Ihr nicht einmal aussteigen?«, fragte er den König. Der stand auf und wollte an Land gehen.

»Das wundert mich aber«, sprach da der Alte, »Ihr seid doch ein König und solltet wissen, was gute Sitten sind. Dennoch fällt es Euch nicht ein, dass man der Königin den Vortritt lässt.«

Der König schlug sich an den Kopf und gab dem Alten recht. Darauf trat er beiseite und ließ seine Frau ans Land steigen.

In diesem Augenblick aber stieß der Alte sich mit der Sohle seines Stiefels so kräftig von einem Felsen ab, der nahe dem Ufer aus dem Wasser ragte, dass das Boot neun Meilen in die offene See hinausschoss.

Der König war erstaunt und erschreckt. Aber der Alte sagte nur:

»Habt Ihr Euch etwa nicht immer schon einmal heimlich gewünscht, ohne Eure Frau, die Königin, ein Abenteuer zu erleben? Macht Euch um ihre Sicherheit keine Gedanken. Ehe sie es sich versieht, wird sie zurückversetzt sein auf Euer Schloss. Das steht in meiner Macht.«

Das Boot fuhr dann tagelang mal in diese, mal in jene Richtung, bis sie an die Insel der Einsamkeit kamen. Hier ankerte das Boot, der König stieg aus und wanderte über die Insel dahin, bis er zu einem Schloss kam. Er trat ein. Niemand war darin außer einer Frau, die war so schön wie eine Nacht, in der Mond und Sterne scheinen. Sie hatte langes schwarzes Haar, ihre Arme schimmerten wie poliertes Elfenbein, ihr Mund war wie ein rotbackiger Apfel, von dem es einen verlangt zu kosten, und wenn man ihre Fingerspitzen betrachtete, war man sicher, dass sie viele Bewegungen voller Zärtlichkeit ausführen konnten.

Die Frau bereitete dem König ein Essen. Sie saßen an einem Tisch, teilten Speis und Trank, und als sie sich gestärkt hatten, erhob sich die Frau und zog die Schleife des Gürtelbandes auf, das ihr Gewand zusammenhielt. Sie machte eine Bewegung mit den Schultern, und das Gewand glitt über ihren Körper herab und fiel auf den Boden.

»Nun legt Euch zu mir«, sagte sie leise zu dem König von Erin.

Der König fand ihr Benehmen etwas seltsam, denn in seinem Land waren es die Männer, die eine solche Aufforderung aussprechen, wenn sie das Bedürfnis nach Liebe haben.

Es war aber so, dass ihr Anblick jeden Gedanken in ihm auslöschte, und so trug er sie zu einem Lager und schlief mit ihr.

Am nächsten Morgen, als er aufwachte, stand schon das Frühstück bereit. Und als sie gegessen und getrunken hatten, gingen sie hinunter zum Strand, um nach dem Boot zu schauen. Aber da waren kein Schiff und kein Boot mehr zu sehen, weder verankert an Land, noch draußen auf dem Meer.

Dem König von Erin blieb keine andere Wahl, als auf der Insel der Einsamkeit zu bleiben, und da es sonst dort wenig zu tun gab und sich auch keine anderen Vergnügungen boten, spielte er mit der Königin der Insel alle Spiele der Liebe. Nach geraumer Zeit wurde die Königin der Insel der Einsamkeit schwanger, und als die rechte Zeit dafür um war, gebar sie einen Sohn.

Als das Kind nun drei Monate alt war, sprach die Königin:

»König von Erin, Ihr könnt nun heimsegeln, wenn es Euch gefallt.«

»Aber wie soll ich heimfahren, da es doch kein Schiff gibt.«

»Ein Schiff ist bereit«, sagte die Königin, »aber ehe Ihr aufbrecht, sollt Ihr ein Zeichen machen, an dem Ihr Euer Kind selbst dann noch wiedererkennt, wenn Ihr es lange nicht gesehen habt.«

»Gut«, sprach der König, »wir werden dem Kind die kleine Zehe des rechten Fußes abschneiden. Das wird ihm nicht allzu weh tun, und es ist für das ganze Leben ein untrügliches Zeichen.«

So also geschah es. Der König ging dann zum Strand, und dort stand tatsächlich ein seetüchtiges Schiff für ihn bereit. Er nahm Abschied und lenkte sein Schiff heim in das Land, aus dem er gekommen war.

Während der Zeit aber, da der König von Erin auf der Insel der Einsamkeit gelebt hatte, galt er als tot. Die Nachricht sprach sich herum, und auch der Weiße König hörte davon.

Der dachte bei sich: »Jetzt ist die rechte Zeit, um eine Flotte zu sammeln, nach Erin zu segeln und dieses Land zu erobern.«

Bis aber eine große Flotte gebaut war, vergingen sieben Jahre. Der König von Erin war längst schon wieder in seinem Reich, und sein Sohn war auf der Insel der Einsamkeit zu einem Knaben herangewachsen, der, wie jung er auch noch sein mochte, bei allen Wettspielen große Geschicklichkeit bewies.

Der Weiße König segelte mit seiner Flotte gegen Erin, und den König von Erin forderte er auf, entweder mit ihm um die Krone dieses Reiches zu kämpfen oder hinfort Tribut zu entrichten.

Der König von Erin ließ antworten, er sei noch nie tributpflichtig gewesen, und die Krone müsse sich der Weiße König schon im Kampf nehmen.

Als des Königs drei Söhne aber davon hörten, dass es vielleicht eine Schlacht geben werde, rannten sie von daheim fort und versteckten sich an einem Ort, an dem niemand sie finden konnte.

Dies alles wusste die Königin von der Insel der Einsamkeit, denn sie hatte die seltene Gabe, auch Dinge zu sehen, die sich weit in der Ferne zutragen. Nicht immer hatte sie diese Gabe, aber doch manchmal.

»Nun«, sagte sie zu ihrem Sohn, dem sie den Namen »Wünschegold« gegeben hatte, »es ist angenehm, hier zusammenzusetzen, aber bei deinem Vater, dem König von Erin, sieht es ganz anders aus. Er ist in großer Bedrängnis.«

»Was ist mit ihm?«, fragte der Junge.

»In aller Welt hat man angenommen, er sei tot. Das hörte auch der Weiße König. Nun hat er eine Flotte ausgerüstet und ist gen Erin gesegelt, um das Land in Besitz zu nehmen. Dein Vater hat niemanden, der ihm hilft, und morgen wird der Kampf mit dem Weißen König beginnen.«

»Hat er nicht drei Söhne, die älter sind als ich?«, fragte Wünschegold.

»Das spielt keine Rolle«, sagte seine Mutter, »ich bin daran schuld, dass er in diese unangenehme Lage geraten ist. Ich sollte ihm jemanden schicken, der ihm hilft.«

»Dann lass mich gehen«, sagte Wünschegold.

»Recht so«, sprach seine Mutter.

Am nächsten Morgen also sattelte er eine Stute und preschte davon, nach Erin. Als der König von Erin, sein Schwert unter dem Arm, vor sein Schloss trat, um dem Heer des Weißen Königs zu begegnen, sah er einen Reiter, der, über das Meer hin, auf ihn zukam. Da sprach er bei sich:

»Es bleibt Zeit abzuwarten. Wollen doch sehen, wohin dieser Mann reitet, der sein Pferd über die Wellen gehen lassen kann. Es stehen schon Männer genug gegen mich, aber wenn sich auch noch dieser Reiter auf ihre Seite schlägt, dann sind es einfach ihrer zu viele.«

Als der Reiter die Flotte des Weißen Königs erreichte, stürzte er sich auf sie, wie sich ein Falke auf kleine Vögel stürzt oder der Fuchs unter die Hennen fährt. Es gab einen Haufen abgeschlagener Köpfe, einen Haufen mit Leibern und einen dritten Haufen mit ihren Waffen. Wünschegold tötete alle, verschonte keinen, bis er zum Weißen König kam. Den nahm er unter den Arm und schleppte ihn mit vor den König von Erin.

»Wollen wir diesen Menschen töten, oder soll er Euch Tribut zahlen, bis an sein Lebensende?«, fragte Wünschegold den König von Erin.

»Ich will ihn nicht mutwillig um sein Leben bringen«, antwortete der König von Erin, »wenn er mir Tribut zu zahlen verspricht, soll er am Leben bleiben. Ach, hätte ich doch nur auch einen so tüchtigen jungen Mann zum Sohne, wie du einer bist.«

Da zog der Junge den rechten Schuh aus und zeigte dem König, dass an diesem Fuß die kleine Zehe fehlte und erzählte seine Geschichte.

Der König von Erin erkannte seinen Sohn und war froh. Der Weiße König versprach, Tribut zu entrichten, und machte sich davon. Wünschegold wollte auf der Stelle zu seiner Mutter zurückkehren, aber sein Vater bat ihn, doch noch zwei oder drei Tage bei ihm in Erin zu verbringen.

Am nächsten Tag veranstaltete der König eine große Jagd, und als sie aufbrachen, sah die Königin Wünschegold lange an und sprach:

»Der Junge gefällt mir. Ich möchte ihn immer um mich haben, solange er in Erin ist.«

Da freute sich der König, dass die Königin Wünschegold so gern mochte, und er bat ihn, den Tag über bei ihr zu bleiben. Als der König mit seinen Männern fort war, ging die Königin zu einem alten Druiden und sagte:

»Ich werde Euch den Kopf abschlagen lassen, wenn Ihr mir nicht sagt, wie ich Wünschegold umbringen kann.«

»Ihr seid das böseste Weib, das mir je begegnet ist«, antwortete der Druide, »Ihr wollt den Jungen töten, der Euren Mann und das Königreich gerettet hat.«

»Wenn ich ihn nicht töte, bekommt er das Königreich, und meine Söhne gehen leer aus.«

»Nun gut«, sagte der Druide, »ich will Euch sagen, was Ihr tun müsst. Auf der Insel, wo der Junge aufgewachsen ist, gibt es kein Steilufer, alles ist dort flach und eben. Geh mit ihm zu den ›Wunderbaren Klippen‹ jenseits des Schlosses, und er wird zugeben, dass sie tatsächlich wunderbar sind. Ihr antwortet dann, für Euch seien sie gar nicht so wunderbar, Eure Söhne würden hinab und wieder heraufspringen. Wenn er das hört, wird er versuchen, das nachzumachen, und sich dabei den Hals brechen.«

Die Königin tat, wie der Druide ihr geraten. Wünschegold sprang hinab, und als er beim Sprung hinauf sich der Kante der Klippen näherte, gab ihm die Königin einen Stoß. Da stürzte er und fiel in die See. Wellen trugen ihn fort und spülten ihn endlich auf einer Insel an den Strand. Er erhob sich, lief bis zur Mitte der Insel. Dort sah er ein Haus. Er trat ein. Über dem Feuer wurde an einem Spieß eine Forelle gebraten.

»Ich will diesen Fisch essen«, sprach er bei sich.

Dann aber dachte er: »Er gehört mir nicht, besser, ich rühre ihn nicht an.«

Er ging wieder hinaus und sah, wie ein schrecklicher Riese angerannt kam, der hatte fünf Köpfe auf der Schulter. Der Riese stieß ein solches Gelächter aus, dass dabei ein Mann durch seinen Hals bis hinab in seinen Magen hätte sehen können.

»Du hässliches Biest«, sagte Wünschegold, »warum lachst du denn so?«

»Ich freue mich, dass ich dich heute zum Mittagessen verspeisen kann. Darum lache ich«, sagte der Riese.

»Noch hast du mich nicht«, sagte Wünschegold.

Die beiden begannen miteinander zu kämpfen. Wünschegold war viel stärker als der Riese, er zwang ihn zu Boden und schnitt ihm die fünf Köpfe ab.

»Gute Arbeit«, sagte sich Wünschegold und wischte sich die Hände an seinen Hosen ab.

»Jetzt könnte ich mir doch die Forelle schmecken lassen«, überlegte er, aber dann sprach er: »Nach allem, was ich gelernt habe … wo ein solcher Riese ist, da sind auch noch mehr.«

Er sah sich um, und tatsächlich, da kam auch schon ein noch größerer Riese mit fünf Köpfen angerannt. Sie kämpften miteinander. Wünschegold war stärker. Er zwang den zweiten Riesen zu Boden, zog sein Schwert und schnitt alle fünf Köpfe ab.

Jetzt ging er ins Haus und aß die Forelle, und als er damit fertig war, kam der dritte Riese auf ihn zu.

Sie gingen aufeinander los und kämpften so verbissen miteinander, dass alles Harte weich und alles Weiche hart wurde, und Leute aus der Ober- wie aus der Unterwelt, die diesem Kampf zusahen, hielten ihn für ein Wunder, aber zum Schluss blieb Wünschegold doch Sieger, warf den Riesen zu Boden und hieb ihm die fünf Köpfe ab.

»Das war eine gute Tat«, sprach Wünschegold. »Aber wo drei Söhne sind, muss es auch eine Mutter geben. Mit ihr werde ich mich wohl auch noch herumschlagen müssen.« Eine schreckliche alte Hexe kam auf ihn zu. Drei Tage und drei Nächte kämpften sie miteinander.

Wünschegold konnte die Alte nicht bezwingen, aber sie presste ihm fast das Herz aus der Brust, bis er schließlich dachte: Hier werde ich meinen Tod finden.

In diesem Augenblick hörte er hinter sich die Stimme seiner Mutter sagen: »Wünschegold, ich will mich hier nicht einmischen. Und wenn du zehnmal dein Leben verlieren solltest, ich würde dir nicht helfen. Es ist eine Schande für einen Helden, drei Tage und drei Nächte sich mit einer alten Frau herumzuschlagen. Wie oft habe ich dir gesagt, dass niemand auf der Welt einer alten Hexe etwas anhaben kann, solange sie ihr Netz umhat.«

Darauf zerhieb Wünschegold das Netz, das der Alten über die Schulter hing, und tatsächlich, jetzt war sie nicht kräftiger als jede andere Frau, und im Nu gewann er die Oberhand und tötete sie.

Wünschegold zog heim zu seiner Mutter, und sie lehrte ihn viele Dinge.

Die Nachricht aber lief um durch sieben Königreiche, Wünschegold sei tot.

»Jetzt schlägt meine Stunde«, sagte der Weiße König. »Ich habe es nicht mehr nötig, dem König von Erin Tribut zu zahlen. Jetzt, da er ohne Beistand ist, will ich ihm eine Schlacht liefern.«

»Ich ziehe auch mit«, sagte der Gefleckte König. »Ich werde den König von Erin tributpflichtig machen und ihn zwingen, dass er den Weißen König nicht länger mit Tributforderungen behelligt.«

Die beiden Könige rüsteten also eine Flotte aus und segelten nach Erin. Als sie das Land erreichten, sandte der Gefleckte König eine Botschaft an den König von Erin:

»Zahl mir von nun an Tribut oder kämpfe mit mir um dein Königreich.«

Der König von Erin ließ antworten:

»Ich kämpfe bis zu meinem Tod, ehe ich irgendjemandem Tribut gebe.«

Die Schlacht sollte am nächsten Tag stattfinden. Die Söhne des Königs, feig wie sie waren, hatten sich wieder versteckt. Wünschegold und seine Mutter saßen an diesem Abend daheim beisammen.

»Uns geht es gut«, sprach die Königin der Einsamen Insel, »von deinem Vater in Erin kann man das nicht behaupten. Er ist in großer Gefahr.«

»Was ist denn mit ihm?«, fragte Wünschegold.

»Als dich die Königin von Erin die Klippe hinabstieß, verbreitete sich durch sieben Königreiche die Nachricht, du seist tot. Nun haben der Weiße König und der Gefleckte König eine große Flotte ausgerüstet und wollen deinen Vater besiegen. Du musst ihm unbedingt morgen zu Hilfe eilen.«

»Aber mein Vater hat doch noch drei Söhne, die älter sind als ich.«

»Ich bin es, die an all dem schuld hat. Ich lockte deinen Vater übers Meer hierher. Du musst ihm helfen.«

»Du weißt, wie es mir ergangen ist, als ich das letzte Mal in Erin war«, sagte Wünschegold.

»Ich weiß«, sagte die Mutter, »aber ich gebe dir diesmal etwas mit auf den Weg, das dich vor dererlei Anschlägen schützen wird. Hier ist ein Gürtel. Leg ihn an, und wenn ein Mann oder eine Frau dir Böses will, wird sich der Gürtel von selbst zusammenziehen, und das wird dich warnen.«

Wünschegold schwang sich auf seine Stute und brach auf nach Erin.

Am nächsten Morgen ging der König von Erin aus mit seinem Schwert unter dem Arm, um sich seinen Feinden entgegenzustellen, da sah er einen Reiter von der See her herankommen.

»Ich will noch eine Weile warten«, dachte der König, »wenn mir der Reiter zu Hilfe kommt, habe ich Zeit genug, wenn er aber gegen mich kämpft, kommt mein Tod noch früh genug.«

Der Reiter griff die beiden Armeen an und stürzte sich auf sie wie ein Falke auf kleine Vögel, und wie sich der Fuchs auf die Hennen stürzt. Bald waren alle Krieger tot, außer den beiden Königen, die schleppte er vor seinen Vater und fragte:

»Soll ich sie töten, oder wollt Ihr sie tributpflichtig machen?«

»Doppelten Tribut für den Weißen König, einfachen Tribut für den Gefleckten König.«

Die beiden Könige versprachen zu zahlen, und dann zogen sie ab, ein jeder in sein Reich.

Wünschegold wollte heim, aber sein Vater bestand darauf, er solle zwei oder drei Tage in Erin auf Besuch bleiben.

Am nächsten Tag war eine große Jagd, und diesmal zog Wünschegold mit, denn die Königin wagte es nicht, ihn aufzufordern, bei ihr zu bleiben.

Als alle fort waren, ging sie zu dem alten Druiden und sagte:

»Ich lasse dich töten, wenn du mir nicht rätst, wie ich Wünschegold umbringen kann.«

»Ich werde dir sagen, was da zu tun ist«, sagte der Druide, »schlachte einen Hahn, füll sein Blut in eine Flasche, und dann leg dich ins Bett. Tu so, als ob du sterbenskrank seist, nimm etwas Blut in den Mund und spei es aus. Dann werden alle denken, es stehe sehr schlecht um dich. Dann schick einen Boten zum König und lass ihm sagen, wenn er dich noch lebend antreffen wolle, müsse er schnell kommen. Am besten, du schickst nicht nur einen Boten, sondern drei, vier, die nacheinander eintreffen. Dann wird alles noch glaubwürdiger wirken. Wenn der König kommt und fragt, was dir fehlt, so sage ihm: ›Nichts kann mich retten als eine Flasche mit Wasser aus der Quelle der Königin vom Großen Rad in der Östlichen Welt, und Wünschegold allein kann dieses Wasser beschaffen.‹«

Die Königin tat, wie ihr geheißen, und als der König an ihr Bett trat, sagte sie: »Ich werde bald sterben müssen.«

»Gibt es denn nichts, was dich heilen könnte«, sagte der König.

»Höchstens Wasser aus der Quelle im Reich der Königin vom Großen Rad in der Östlichen Welt.«

»Wer könnte dieses Wasser holen?«

»Wünschegold könnte es holen, wenn du ihn schickst.«

»Das werde ich nicht tun«, sagte der König, »du hast ja auch drei Söhne. Ich werde ihn nicht der Gefahr aussetzen. Sollen sie doch gehen.«

Die drei Söhne machten sich fertig und brachen auf.

Wünschegold aber dachte, dass es nicht recht sei, daheim zu bleiben. Also zog er mit ihnen. Sie reisten lange Zeit, bis sie an ein Haus kamen, und dort trafen sie eine schöne Frau. Sie nahm Wünschegold bei der Hand und begrüßte ihn freundlich. Sie bot ihm zu essen und zu trinken an und gab auch den drei anderen Prinzen, was sie brauchten. Im Bett aber lag ein alter Mann, der rief: »Tochter, wer ist dieser Mann, dass du ihn so herzlich willkommen heißt?«

»Es ist Wünschegold, der Sohn deiner Schwester und des Königs von Erin. Er wird dir gleich selbst erzählen, warum er sich auf den Weg gemacht hat.«

Wünschegold rückte einen Stuhl an das Bett und erzählte dem Alten genau, was geschehen war und welchen Auftrag er hatte. »Ich habe viele Könige und Prinzen hier vorbeikommen sehen«, antwortete der Alte, »sie alle waren auf der Suche nach diesem Wasser, aber keiner von ihnen ist je wieder heimgekehrt. Es wäre besser, du ließest von dieser Suche ab.«

»Nein, ich kehre nicht um. Ich muss dieses Wasser finden, und koste es mein Leben.«

Als der älteste Sohn des Königs von Erin von der großen Gefahr hörte, fiel er vor Schreck tot um.

»Nun«, sagte Wünschegold, »wir waren wenige zuvor, jetzt sind es noch weniger, aber wenn wir dieses Wasser finden, werden wir dich wieder zum Leben erwecken.«

Dann legten sie die Leiche in eine Kiste mit grünen Blättern, damit sie nicht verweste. Am nächsten Tag reisten die drei jungen Männer weiter, und als es Abend wurde, kamen sie wieder an ein Haus. In ihm wohnten Verwandte seiner Mutter, und wieder war da ein alter Mann, der Wünschegold warnte weiterzugehen.

Der zweite Sohn des Königs von Erin nahm sich diese Warnung so zu Herzen, dass er tot umfiel.

Auch davon ließ sich Wünschegold nicht von seinem Vorhaben abbringen.

Der Tote wurde wieder in eine Kiste gepackt, die mit grünen Blättern ausgelegt war, und weiter ging's! Nun waren sie nur noch zu zweit, und am Abend kamen sie an ein Haus und trafen dort eine schöne Frau, die hieß Wünschegold herzlich willkommen. Sie führte die beiden jungen Männer ins Haus, brachte ihnen zu essen, und drinnen war ein alter Mann, der fragte Wünschegold:

»Was führt dich hierher? Ich nehme an, es war nicht der Wunsch, mich zu sehen.«

»Du hast recht«, sagte Wünschegold, »ich bin auf dem Weg ins Königreich des Großen Rades, um dort eine Flasche Wasser für die Königin von Erin zu holen.«

»Ich habe viele Könige und Ritter hier vorbeikommen sehen, die auch nach diesem Wasser suchten«, sprach der Alte, »aber heimgekommen ist keiner. Dieses Königreich muss eine schreckliche Gegend sein. Zwischen meinem Haus und dem Schloss des Großen Rades gibt es drei Brücken, die von den Hunden der Königin bewacht werden. Ihr Mund ist so weit aufgerissen, dass man meinen könnte, sie würden die ganze Welt verschlingen. Aber da du so weit herkommst und ein Glückskind bist, wirst du es vielleicht schaffen, bis zu der Quelle vorzudringen. Die Königin schläft nur einmal in sieben Jahren, und dann schläft sie einen Tag und ein Jahr. Wenn sie merkt, dass sie müde wird, hängt sie ihr Schloss an den Himmel. Und wenn sie schläft, dann schläft alles, was zu ihrem Hofstaat gehört, auch, obwohl man meinen könnte, sie seien alle wach, denn sie haben dabei die Augen auf. Wenn du die Brücke überschreitest, kommst du an eine hohe Mauer, die höchste Mauer der Welt. Ein starker Kerl, wie du einer bist, müsste es schon schaffen, über die Mauer hinwegzukommen. Aber an den vier Ecken der Mauer sitzen vier Katzen. Ihr Anblick allein hat schon manch einen Menschen getötet. Jede Katze hat einen vergifteten Schwanz und giftige Zähne. Wenn du aber an den Katzen vorbeikommst, dann steht nichts mehr im Weg, und du kannst das Wasser aus der Quelle schöpfen. Danach wirst du einen Baum sehen, der mitten in einem Garten steht. In seinen Zweigen hängen drei Äpfel, ein großer, ein mittelgroßer und ein kleiner. Pflücke diese Äpfel, und wirf den großen hinauf in den Himmel und versuche, damit das Schloss zu treffen, es wird dann ein Stück herabrutschen, wirf dann den mittelgroßen Apfel, und es wird noch etwas weiter herunterkommen. Wirf den kleinen Apfel, und du wirst sehen, wie das Schloss dann wieder auf der Erde steht. Fang aber alle Äpfel wieder auf, ehe sie den Boden berühren. Dann musst du noch einen großen Sprung zu dem Rad hin machen, das an der Ecke steht, und es anhalten, sonst hört das Schloss nicht auf zu wackeln. Geh dann zur Küchentür, dort liegen Schlüssel, unter denen musst du jenen heraussuchen, der für die Tür zur Halle passt. Kann sein, dass du Jahr und Tag suchen musst, kann aber auch sein, dass du ihn innerhalb einer Minute findest.«

Als der dritte Sohn des Königs von Erin das hörte, fiel er vor Schreck tot um.

»Ich sehe schon«, sagte Wünschegold, »jetzt bin ich schlimm dran, denn nun bin ich ganz allein.«

Am nächsten Morgen wusch er sich Gesicht und Hände und machte sich auf den Weg. Er kam an die erste Brücke. Dort saß ein grässlicher Hund, der fletschte die Zähne und wollte ihn anspringen.

»Nicht einmal ein Vogel, der durch die Luft fliegt, würde diesem Hund entkommen«, dachte Wünschegold, »aber ich muss an ihm vorbei.«

Er ging mutig weiter und kam ohne Schwierigkeiten über die Brücke, denn der Hund schlief.

Er überquerte die zweite Brücke und kam an die Mauer mit den gräulichen Katzen, aber auch sie schliefen, und so wurde es ihm nicht schwer, über die Mauer zu klettern.

Nun stand er im Garten. Er ging zur Quelle, füllte drei Flaschen, stellte sie beiseite, und dann pflückte er die Äpfel und warf damit nach dem Schloss in den Wolken. Tatsächlich, nachdem er auch noch den kleinsten Apfel geworfen hatte, stand das Schloss auf der Erde. Wünschegold sprang zu dem Rad, hielt es an, und das Schloss bewegte sich nicht mehr. Er fand den großen Haufen mit Schlüsseln und dachte ganz verzweifelt, weil es so viele Schlüssel waren:

»Da kann ich ja mein ganzes Leben lang suchen, bis ich den richtigen Schlüssel finde.«

Aber dann erinnerte er sich an ein Wort seiner Mutter:

»Hat sie nicht immer gesagt«, rief er, »dass das Schloss zur Halle auch den größten Schlüssel hat.«

Er nahm also den größten Schlüssel, und siehe, er passte. Er lief durch das Schloss, bis er in das Zimmer kam, in dem die Königin des Großen Rades schlief. Ihre Schönheit erregte ihn, und so versuchte er, ihr eines jener Geschenke zu hinterlassen, die erst nach geraumer Zeit offenbar werden. Damit sie aber wisse, von wem dieses Geschenk sei, schrieb er einen Zettel mit der Nachricht, dass der Sohn des Königs von Erin hier gewesen sei. Er schob das Stück Papier der Frau zwischen ihre Brüste, nahm die Äpfel, warf sie, und das ganze Schloss mitsamt seinen Bewohnern erhob sich langsam wieder in den Himmel.

Er holte die Flaschen mit dem Lebenswasser und rannte dann eilig über die Brücken, bis er zu dem Haus des dritten alten Mannes, seinem Onkel, kam. Er besprengte ihn mit dem Wasser, und sofort wurde er ein Junge von 15 Jahren. Er holte auch den Sohn des Königs von Erin ins Leben zurück, und zusammen reisten sie, bis sie an das Haus des zweiten alten Mannes kamen. Auch ihm gab Wünschegold seine Jugend wieder und erweckte dort den zweiten Sohn des Königs von Erin von den Toten. Zu dritt reisten sie weiter und kamen zu dem dritten Onkel von Wünschegold. Auch ihn machten sie mit dem Lebenselixier wieder jung und ließen auch den ältesten Sohn des Königs von Erin von den Toten auferstehen.

Zu viert reisten sie weiter.

Wünschegold war etwas vorausgegangen, da sprachen die drei anderen untereinander:

»Wünschegold wird erzählen, wie feige wir waren. Es wäre besser, wir töteten ihn und nähmen das Lebenswasser an uns.«

In diesem Augenblick wurde der Warngürtel enger. Wünschegold wandte sich um:

»Hört her, ihr drei. Ich weiß, was ihr im Schilde führt. Aber hier, nehmt das Wasser und bringt es heim.

Ich gehe meiner Wege und werde mich in Erin nie mehr sehen lassen. Ihr müsst aber nicht denken, ich würde euch diesen Vorschlag machen, weil ich Angst vor euch habe. Von Leuten eures Schlages könnte ich Hunderte ohne große Anstrengung töten.«

Die Brüder zogen nach Erin, und er reiste zur Einsamen Insel.

Als sich die drei Brüder dem Schloss in Erin näherten, stand draußen der König und fragte:

»Wo ist Wünschegold?«

»Ach, zum Teufel mit Wünschegold«, sagten die Brüder, »als er hörte, wie gefährlich der Auftrag war, fiel er aus Furcht auf der Stelle tot um. Er taugt nichts.«

»Das ist nicht wahr«, sagte der König von Erin, »ich bin sicher, Wünschegold hat die ganze Arbeit gemacht und wurde getötet. Ihr habt euch herausgehalten, und deswegen seid ihr jetzt hier.«

Sie stritten alles ab.

Als die Königin von Erin hörte, dass Wünschegold tot sei, brauchte sie das Lebenswasser nicht mehr. Sie sprang aus dem Bett, gesund wie eh und je.

Auf der Einsamen Insel übten sich Wünschegold und seine Mutter Tag für Tag im Kampf.

Wünschegold war so geschickt, dass seine Mutter nicht ihn durch alle Räume jagte, sondern er sie, und sie sich anstrengen musste, um nicht von seinen Schwertschlägen getroffen zu werden.

Aber eines Abends, als sie vor dem Feuer saßen, sprach sie:

»Uns geht es gut, aber morgen früh wird man dich in Erin dringend brauchen.«

»Ich gehe nie mehr nach Erin. Von diesem Land habe ich genug«, sagte Wünschegold.