Wochenend und Wohnmobil - Kleine Auszeiten Sauerland & Bergisches Land - Udo Haafke - E-Book

Wochenend und Wohnmobil - Kleine Auszeiten Sauerland & Bergisches Land E-Book

Udo Haafke

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Beschreibung

Wald und Wasser, Fachwerk und Schiefer prägen den Charakter des Bergischen Landes und des Sauerlandes. Udo Haafke zeigt Ihnen, wie Sie das Beste der Region in einem Kurztrip mit dem Wohnmobil vereinen. Dieses Buch vereint Infos zu Stell- und Campingplätzen sowie inspirative Ideen für Aktivitäten rund um die vorgestellten Orte. Egal ob Stadtbesichtigung, Wanderung oder Radtour: Hier finden Sie genau das Richtige für Ihre Wohnmobil-Auszeit!

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UDO HAAFKE arbeitet als freier Fotograf und Bildjournalist, zusätzlich gründete er Mitte der 90er-Jahre sein eigenes Redaktionsbüro. Neben Veröffentlichungen zu regionalen, nationalen und internationalen Reisethemen hat er sich bundesweit mit seinen Reisereportagen und Bildbänden einen Namen gemacht. In seiner Freizeit erkundet er die Welt mit dem Wohnmobil und schreibt darüber.

KLEINE AUSZEITEN

-SAUERLAND &BERGISCHES LAND-

INHALT

EINLEITUNG

Wald, Wasser, Wiesen und Berge

Sauerland und Bergisches Land

1 Reich des Neandertalers

Im Niederbergischen Land

2 Bergisches Dreierlei

Um die Wupper herum

3 Bergisches Herz

Unterwegs zwischen Agger und Dhünn

4 Wasserreich

An Bever-, Wupper- und Neyetalsperre

5 Heilendes Klima

Im Bergischen Süden

6 Höhen und Tiefen

Am Ahauser Stausee

7 Großartiger Süden

Am Biggesee

8 See mit Tiefgang

An der Sorpetalsperre

9 Absolute Spitze

Am Kahlen Asten

10 Gipfel, Schlösser und Wasser

Am Oberlauf der Ruhr

11 Westfälisches Meer

Am Möhnesee

12 Entdeckungen im Hochsauerland

Rund um den Hennesee

13 Im Sauerländischen Westen

Rund um Iserlohn

Orts- und Sachregister

Impressum

Pures Fachwerkidyll mit Blumenschmuck im Dörfchen Kirchveischede

WALD, WASSER, WIESEN UND BERGE

Sauerland und Bergisches Land

Die Deutsche Alleenstraße tangiert den Norden des Sauerlandes.

Bedingt durch ihre Lage nahe des geografischen Herzens der Bundesrepublik sind Sauerland und Bergisches Land populäre Naherholungsgebiete für stressgeplagte Stadtmenschen. Die Metropolregion des Ruhrgebietes liegt ebenso nah wie die Großstädte an der Rheinschiene und prädestinieren damit die landschaftlich so vielfältige Region quasi als deren Vorgarten.

Sauerland, Bergisches Land – das klingt zunächst nicht unbedingt groß-artig, eher brav und bieder, ja unspektakulär. Zumindest, wenn man sie überflüssigerweise mit alpinen Regionen oder Meeresküsten zu vergleichen sucht. Sicher, die Berge sind nicht die höchsten und die Küsten beschränken sich lediglich auf solche, die die Seen, die meist Talsperren sind, uns bieten. Doch da ist mehr, viel mehr. Man muss sich nur darauf einlassen und genau hinschauen. Unser Wohnmobil bietet für derlei Unternehmungen die allerbesten Voraussetzungen, tatkräftig unterstützt von Schusters Rappen und Drahteseln, die im 21. Jahrhundert oft zum E-Bike werden.

VON WEGEN »SAUER«

Das Sauerland heißt nicht Sauerland, weil hier alle missmutig in die Welt schauen, das Gegenteil ist definitiv der Fall, wie wir immer wieder bei den freundlichen und hilfsbereiten Eigentümern und Pächtern der Campingplätze feststellen können. Nein, es beruht auf einer sprachlichen Vereinfachung, abgeleitet aus dem mittelalterlichen Begriff »Suderland«. Das südliche Westfalen galt lange Zeit als rückständig, die Böden als wenig ertragreich, sodass man annahm »sauer« hätte etwas mit »karg« zu tun. Eine andere Interpretation also, die spätestens mit dem im 19. Jahrhundert beginnenden Tourismus gegenstandslos wurde. Schwärmerische Reisebücher in der Zeit der Romantik riefen einsetzenden Fremdenverkehr auf den Plan, führten zur Gründung des Sauerländischen Gebirgsvereins und dadurch zur Bereitstellung eines Wegenetzes mit ausgeschilderten und markierten Wanderwegen. Sie umfassten nicht nur den Bereich des Hochsauerlandes, sondern auch den Märkischen Kreis sowie Ausläufer des Siegen-Wittgensteiner Landes und des Uplandes, das teilweise bereits im benachbarten Hessen liegt.

WEGE, GANZ VIELE WEGE

Heute ist die Auswahl an Wanderwegen und Radwegen schier unerschöpflich. Von leicht bis schwierig, für jedes Anforderungsprofil von einfach bis ambitioniert, ist garantiert etwas dabei. Fernrouten, wie der Sauerland-Höhenflug oder der Rothaarsteig, können in Etappen bewältigt werden. Dies gilt auch für die Radfernstrecken wie etwa den Ruhrtal-Radweg oder den SauerlandRadRing. Da wir jeweils nur an einem Standort verbleiben, sind für uns die ausgeschilderten und stets gut beschriebenen Rundwanderwege interessanter. Sie starten nicht selten direkt am Campingplatz oder führen nah an den empfohlenen Stellplätzen vorbei. Das Bergische Land übrigens hat seinen Namen auch nicht von den zahlreichen geologischen Erhebungen bekommen, sondern beruht schlicht auf dem Grafengeschlecht derer von Berg, die über viele Jahrhunderte als Landesfürsten die Geschicke der Region maßgeblich beeinflussten. Ein Ausflug in das Untergeschoss von Bergischem Land und Sauerland kann darüber hinaus neue Einsichten liefern. Sehenswerte Tropfsteinhöhlen gehören zu den Highlights der vielfältigen Angebotspalette, die neben Wintersportaktivitäten (Schneekanonen helfen nach, wo Frau Holle kapitulieren muss) moderne Trendsportarten des 21. Jahrhunderts und eher ausgefallene Betätigungen wie Segelfliegen oder Ballonfahren umfassen.

SCHWARZ UND WEISS

Fachwerk und Schiefer, die typischen Stilelemente im regionalen Duktus, dominieren nicht nur kleine Dörfer. Beides ist oft in den kleineren, seltener den größeren Städten zu finden, die zudem mindestens genauso oft eine große Historie besitzen. Meist hat diese etwas mit der Hanse zu tun, denn Sauer- wie Bergisches Land lagen verkehrsgünstig an den wichtigen Handelswegen des Rheinlands und Westfalens, die wiederum für eine gewisse wirtschaftliche Stärke sorgten. Außerdem nahm in den zahllosen und weit verzweigten Bachtälern schon recht frühzeitig die Industrialisierung Fahrt auf. Angetrieben von Wassermühlen zur zuverlässigen Energieversorgung fassten die verschiedensten Gewerbe schon im Mittelalter Fuß, Vorläufer späterer industrieller Ansiedlungen, die das Landschaftsbild zuweilen nicht gerade positiv veränderten.

Ein Blätterdach spendet Schatten bei ausgedehnten Wanderungen.

VIEL WASSER UND DOCH KEIN MEER

Der große Reichtum der Region aber ist das Wasser. Eine unglaubliche Zahl an Bächen und kleinen Flüssen strebt gen Westen in Richtung Vater Rhein, etwas weniger in Richtung Ruhr, die ihrerseits bei Winterberg entspringt und sich längs ihres Weges, selbst im Einzugsbereich des südlichen Ruhrgebietes, verträumt bis idyllisch präsentiert, bevor sie in den Rhein mündet. Diesen Wasserreichtum, begünstigt durch die geologische Beschaffenheit des Rheinischen Schiefergebirges, begann man Ende des 19. Jahrhunderts zu nutzen, indem Bachläufe mittels Talsperren aufgestaut wurden. Manchmal unter Tränen, weil kleine Dörfer und Höfe geflutet und deren Bewohner umgesiedelt werden mussten. Die Dichte an Stauseen im Bergischen und im Sauerland sucht man andernorts vergeblich. Die Seen dienen als Wasserspeicher für Trink- und Brauchwasser, zum Hochwasserschutz, zur Energiegewinnung – und zur Freizeitgestaltung. Viele der besuchten und vorgestellten Campingplätze liegen direkt am Seeufer.

Die zahlreichen Wanderrouten sind stets bestens ausgeschildert.

REGIONALE KULINARIK

Von der ausgezeichneten Wasserqualität profitieren auch regionale Getränkehersteller. Große Brauereien stellen in der Region ihre Gerstensäfte mit dem reinen Sauerländer Wasser her, beliefern die Welt von hier mit ihren Erzeugnissen. Kleine Hausbrauereien befinden sich auf dem Vormarsch und reines Wasser wird natürlich ebenfalls in Flaschen abgefüllt. Kulinarisch geht es im Sauerland wie im Bergischen eher deftig zu. Die Bergische Kaffeetafel ist ein Klassiker. Sie besteht aus süßen wie herzhaften Produkten und wurde traditionell zu besonderen Anlässen serviert. Es fand sich alles, was der heimische Hof zu bieten hatte, und wurde auf einer großen Tafel um die »Dröppelmina«, die typische dreibeinige, einem Samowar nicht unähnliche, Kaffeekanne drapiert. Der Sauerländer mag es noch rustikaler. Pumpernickel, das schwärzeste unter den Schwarzbroten, und Wurstsorten (von Knochen-, über Rinder- und Pfeffer- bis zur Bockwurst) bestimmen die kulinarischen Traditionen. Kartoffeln, Obst und Wild finden sich auf allen Speisekarten landauf wie landab.

HÖHEN UND TIEFEN

Im »Land der 1000 Berge« sind die Erhebungen selten schroff, meist sanft gewellt und hügelig, gerne auch mit einer Burg gekrönt oder mit deren ruinösen Überbleibseln. Ausgedehnte Waldflächen verstecken die höchsten Punkte unter dichtem Baumbestand, schaffen eine wohlgeformte Landschaftskulisse, die wir von vielen Aussichtspunkten aus immer wieder bestaunen können. Vielfach passieren wir ganze Plantagen kleiner Fichten, Tannen und Nordmänner, die in Reih und Glied an den Hängen wachsen – Weihnachten lässt grüßen, stammt doch der größte Teil der in Nordrhein-Westfalen angebotenen Weihnachtsbäume aus dem Sauerland. Leider sind die Auswirkungen des Klimawandels mancherorts deutlich sichtbar, Waldflächen braun und abgestorben, von Orkanen, Schädlingen, Trockenheit oder falscher Forstwirtschaft nachhaltig zerstört. Der traurige Eindruck bleibt uns nicht verborgen, wenn wir auf Panoramastraßen unterwegs oder auf unseren Wanderausflügen plötzlich mit Kahlschlag konfrontiert sind. Das macht nachdenklich, zeigt, wie filigran und zerbrechlich unsere Natur ist, und wie wichtig demgegenüber unser eigenes Verhalten.

MIT DEM WOHNMOBIL UNTERWEGS

Die gemäßigte Mittelgebirgslandschaft, die nach Norden hin ins flache Münsterland übergeht, stellt den Wohnmobilfahrer grundsätzlich vor keine großen Herausforderungen. Dennoch gilt es, stets auf der Hut zu sein, vor allem wenn man auf kleinen Nebenstrecken unterwegs ist. Hier muss so manche knifflige Serpentine oder Steigung, die einem Alpenpass kaum nachsteht, bewältigt werden. Da heißt es, unbedingt Vorsicht walten zu lassen, speziell in der kälteren Jahreszeit, wenn die Sonne nicht mehr so hoch am Himmel steht und in engen Kurven noch Laub liegt oder durch Abschattung des Waldes schon Reifglätte vorkommen kann. Just jene Strecken sind darüber hinaus bevorzugtes Gebiet von Motorradfahrern. So lautet unser Motto bei der Fahrt durchs Bergische und Sauerland stets: Der Weg ist das Ziel. Lieber mal etwas abwartend als zu forsch vorangeprescht. Und dem Navi auf alle Fälle mitteilen, dass wir kein PKW sind, sonst schickt es uns auf abenteuerliche, landschaftlich zwar reizvolle, aber für unsere Zwecke völlig ungeeignete Wegstrecken.

Ku(h)nst in Grafschaft

Viel Raum fürs Womo auf dem Campingplatz

In einigen Dörfern kann es für unser Gefährt zuweilen etwas eng werden. Fachwerkhäuser ducken sich gerne einmal zusammen, Gassen sind schmal und unübersichtlich. Ein Spaziergang empfiehlt sich und kommt dabei einer Geschichtsstunde gleich, denn vielfach haben die Häuser in ihren reich verzierten Fassadenbalken einiges aus ihrer individuellen Historie zu berichten. Da liest man etwas über den Erbauer, dessen Leben und Werk und das Datum der Errichtung des Gebäudes. An diesen Orten ist es sinnvoll, vor dem eigentlichen Zentrum zu parken, was meist problemlos und ohne allzu heftiges Rangieren möglich ist. Ausgewiesene Stellplätze finden sich recht häufig auch an innenstadtnahen Standorten. Allerdings sind diese meist eher funktional als beschaulich, ihre Nutzungsmöglichkeiten eingeschränkt. Angelegt bei Sportanlagen oder am Rand von Gewerbegebieten wirken sie oft etwas vernachlässigt und lassen das Komfortgefühl schnell verschwinden – sie sind halt »nur« als Abstellplatz gedacht, hilfreich letztlich nur für einen begrenzten Zeitraum.

CAMPINGKULTUR

Ein Phänomen der Campingplätze im Sauer- wie im Bergischen Land ist die überaus große Zahl an Dauercampern, die vor Ort ihren festen Platz haben und diesen wie ein Ferienhaus ausstaffieren. Das wirkt zuweilen etwas befremdlich, weil sich manche Bewohner – nicht alle! – im Stil von »My home is my castle« regelrecht zu verbarrikadieren scheinen. Und es hat zur Folge, dass viele Campingplätze nur wenige Standplätze für Touristen zur Verfügung haben. Darauf muss man gefasst sein, wenn man ohne Voranmeldung aufbricht. Um nicht enttäuscht zu werden, ist es ratsam, sich im Vorfeld kurz telefonisch mit dem Platzbetreiber über Standmöglichkeiten auszutauschen. Bei der Preisfindung für einen Aufenthalt muss an den meisten Orten eine Kurtaxe mit eingerechnet werden, denn auch wenn nicht explizit »Bad« im Namen steht, besitzen viele Orte heilklimatischen Status.

Des Weiteren gelten auf allen Campingplätzen strenge Regeln hinsichtlich der Einhaltung von Ruhe- und Öffnungszeiten. Ein Frühstart im Morgengrauen ist daher so gut wie ausgeschlossen. Dafür punkten viele Plätze mit Brötchenservice, guten Restaurants, selbstverständlich bestens gepflegten Sanitärbereichen und reichlich Sport- und Aktivangeboten. Dazu gehören Spielplätze und Streichelzoos für die Kleinsten, Fahrrad- und Bootsverleih oder ein eigener Badestrand. Den Vogel schießt hier der Hof Biggen in Attendorn ab, der ein kostenloses Mietauto für einen Tag für Ausflüge zur Verfügung stellt. Das ist keine dumme Idee, denn von dort aus sind die meisten in diesem Buch beschriebenen Regionen in kurzer Zeit zu erreichen. Alternativ haben viele Campingplätze insbesondere im Hochsauerlandkreis auch die Sauerland-Card im Angebot. Man bekommt sie im Gegenzug zur Entrichtung der Kurtaxe bei der Anreise und sie gilt für die Dauer des Aufenthaltes. Mit der Card können weite Teile des regionalen ÖPNV kostenlos genutzt werden, zudem gibt es Ermäßigungen bei vielen Museen und Parks, in Skigebieten und Schwimmbädern.

Die Maske auf der Rüthener Stadtmauer als Symbol des Zeitgeschehens

Noch ein Wort: Die Text- wie die Bildrecherche erwiesen sich im Pandemiejahr 2020 als ausgesprochen problematisch. Veränderte Öffnungszeiten, komplette Schließungen von Gastronomie und Freizeiteinrichtungen waren ein ständiger Begleiter. Einige wenige der beschriebenen Orte konnte der Autor daher nicht persönlich begutachten. Zudem ist es möglich, dass zum Zeitpunkt der Drucklegung empfohlene Örtlichkeiten unter Umständen dauerhaft geschlossen sind und dies auch bleiben. Die beschriebenen Veranstaltungen können samt und sonders zu den angeführten traditionell wiederkehrenden Terminen zunächst nicht und wohl erst wieder 2022 im normalen Umfang stattfinden.

REICH DES NEANDERTALERS

Im Niederbergischen Land

Rheinisch-Deutsche Kaltblutpferde vor Haus Bürgel am Rhein

1

Der Kreis Mettmann vermarktet sich seit einigen Jahren ganz im Sinne seines berühmtesten Bewohners und Namensgebers als »neanderland«. Zum Ende des Frühjahrs erblüht die sanft gewellte Landschaft des nordwestlichen Ausläufers des Bergischen Landes zu einem gelbgrünen Flickenteppich, der sich bis hinunter an den Rhein zieht.

Nach einem entspannten wie ereignisreichen Tag im neanderland sorgt der unverstellte Blick vom Womo aus über den Rhein auf einen romantischen Sonnenuntergang für den gebührenden Ausklang. Nicht von ungefähr nennt sich der gemütliche Platz nahe der Grenze zu Düsseldorf-Urdenbach auch »Rheinblick«. Unser Fahrzeug kann hier gerne einmal pausieren, denn in unmittelbarer Umgebung sind gleich mehrere spannende Ziele zu Fuß oder mit dem Rad machbar.

RÖMISCHE GESCHICHTE

Nur fünf Minuten Spaziergang am Rheinufer nordwärts erreichen wir die Auenlandschaft der Urdenbacher Kämpe und den Anleger der kleinen Fähre zur Feste Zons, rechts gelangen wir zur biologischen Station Haus Bürgel. Die alten Römer hatten an dieser Stelle vor 2000 Jahren eine Wehrburg errichtet, deren Fundamente später Grundlage für einen Gutshof wurden. Im Eckturm und Herrenhaus berichtet ein römisches Museum mit Fundstücken und Dokumenten über diese Zeiten. Die Vermittlung eines nachhaltigen Umgangs mit der Natur und ihren Ressourcen hat sich das ebenfalls ansässige Naturschutzzentrum zur Aufgabe gemacht. Auf der Wiese vor dem Gutshaus genießen seltene, aber stattliche Rheinisch-Deutsche Kaltblutpferde die bewundernden Blicke der Spaziergänger.

RHEINAUFWÄRTS

Folgt man dem Rheinufer südwärts ist bald das Fischerboot »Fiat Voluntas« erreicht. Der historische Aalschokker, ein Fischereisegelschiff, sitzt in voller Schönheit auf dem Trockenen und behandelt auf Schautafeln und in seinem Inneren die Geschichte der Flussfischerei, die sich bis zu Beginn der 1990er-Jahre hielt, als es in Monheim und Baumberg noch Räuchereien gab. Weiter Richtung Süden, also flussaufwärts, kommen wir zum MonBerg.

DER MONBERG ERHEBT SICH über einem modernen Gewerbegebiet auf einer früheren Abraumhalde. Neben toller Aussicht über den Rheinbogen lockt nach langem Treppenaufstieg eine abwechslungsreiche Gastronomie, mit Strandkörben, Beachbar und Liegestühlen (www.monberg.de).

Am Rheinufer liegt unterhalb des Deiches noch ein weiterer Aalschokker vor Anker. Landeinwärts befindet sich das Städtchen Monheim mit dem sehenswerten Heimatmuseum Deusser Haus, dem geschichtsträchtigen Schelmenturm und der zauberhaften, von einer öffentlichen Parkanlage umgebenen Villa Marienburg.

DER ÄLTESTE BEWOHNER DES NEANDERLANDS

Über die Bundesstraße 228 fahren wir durch die Stadt Hilden in einer knappen halben Stunde dorthin, wo vor mehr als 160 Jahren die Gebeine des berühmten Urzeitmenschen zufällig beim Abbau von Kalkstein entdeckt wurden. Wirtschaftliche Interessen machten damals dem wildromantischen Tal der Düssel, das Künstlern der renommierten Düsseldorfer Malerschule gern als Motiv diente, den Garaus. Fast exakt auf der Grenze zwischen den Städten Erkrath und Mettmann rekonstruierte man den Fundort auf einem Wiesengelände, vom Neanderthal Museum über einen kurzen Fußweg zu erreichen. Das türkisgrüne Äußere des Gebäudes erinnert entfernt an ein Schneckenhaus. Im Inneren spaziert man auf einem Spiralgang aufwärts durch die reichhaltig präsentierte Evolutionsgeschichte und begegnet dabei auch Nachbildungen des Neandertalers mit Smartphone und im Businessoutfit.

EIN KLEIN WENIG von der früheren Romantik des Neandertals wird erlebbar, wenn wir auf der Entdeckerschleife des Wanderwegs »neanderland STEIG« dem Verlauf der Düssel folgen, die hier fröhlich im Wald mäandrierend vor sich hinplätschert. An einer Lichtung öffnet sich das Tal und wir erreichen das Eiszeitliche Wildgehege mit friedlich grasenden Auerochsen, Wisenten und Tarpanen. Der gesamte Rundweg ist mit 19,1 Kilometern recht lang (www.wildgehege-neandertal.de).

Romantische Ecke im Dorf Gruiten

Gänse und Aalschokker am winter-lichen Monheimer Rheinufer

Liegestühle mit Aussicht auf dem MonBerg

FACHWERK AUS DEM BILDERBUCH

Keine zehn Minuten vom Neanderthal Museum entfernt liegt in einer weitläufigen Talsenke am Düsselbach das entzückende Dorf Gruiten. Eine Symphonie aus malerischem Fachwerk und hübschen Gärten, jedoch völlig ohne Freilichtmuseumsattitüde. Auf dem Dorfanger wird traditionell ein Maibaum aufgestellt und es gehören lebhafte Sommerfeste zum alljährlichen Veranstaltungsprogramm. Einen typisch bergischen Kirchplatz finden wir in Wülfrath mit verschieferten Fachwerkhäusern, Sprossenfenstern und grünen Blendläden rund um die evangelische Kirche. Dem Sakralbau zugewandt haben die Häuser mit so seltsamen Namen wie »Große Klaus und Kleine Klaus«, »Scholle«, »Aufm Haus«, »Aufm Keller«, »Frythof« oder »Damenhaus«, meist zwei Geschosse, auf ihrer Rückseite aber bis zu vier, denn der Platz wurde auf einer Anhöhe angelegt.

Tipp

Der Kalkabbau ist für Wülfrath von großer ökonomischer Relevanz. Die bereits aufgelassenen Steinbrüche bieten viel Raum für naturkundliche Forschungen. In einem Fördertunnel des ehemaligen Bochumer Bruchs wurde der »Zeittunnel« eingerichtet, der auf einer Länge von fast 200 Metern einen eindrucksvoll inszenierten Spaziergang durch die Erdgeschichte ermöglicht.

Lichtkunst im Wülfrather Zeittunnel

Auf Wanderschaft in den Rheinauen

KONTRASTE

Den Ort Neviges, seit 1975 zur Stadt Velbert gehörend, machte der Baumeister Gottfried Böhm bekannt. Im Mai 1968 erfolgte die Einweihung des Wallfahrtsdoms »Maria, Königin des Friedens«, dessen Architektur von außen betrachtet zu den moderaten Formen des brutalistischen Baustils gehört. Asymmetrisch unförmig und ästhetisch eher fragwürdig ragt grauer Beton in den niederbergischen Himmel. Doch das Innere, das man durch eine unscheinbare Pforte betritt, verfehlt seine außerordentliche Wirkung nicht. Haben sich die Augen erst an die plötzliche Dunkelheit gewöhnt, erkennt man einen gigantischen Kirchenraum, einer Kathedrale gleich, mit Emporen, Terrassen und Balkonen und schmalen hohen Fenstern mit charakteristischem Rosenmotiv.

AUF DER HÖHE

Am Nizzabad in Velbert-Langenberg ist ein Stellplatz fürs Fahrzeug vorhanden. Von hier aus heißt es dann: Es geht aufwärts mit uns, und zwar auf den Hordtberg! Auf der östlichen Talseite zeigt der filigrane rot-weiße Sendemast des WDR eindrucksvoll, wer hier der Größte ist. Gut 300 Meter ist er hoch, aufgestellt 1989 überragt er seinen Vorgänger von 1927 um ein Vielfaches. Geradezu bescheiden kommt der Bismarckturm von 1906 mit einer Höhe von knapp 28,5 Metern aus. Dafür verfügt er aber über eine Aussichtsplattform, die mit einem wunderschönen Blick über die Altstadt Langenbergs zu reizen weiß.

Tipp