Womit wir leben können - Jörg Zink - E-Book

Womit wir leben können E-Book

Jörg Zink

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Beschreibung

Diese von Jörg Zink erstmals 1963 vorgelegte Auswahl zentraler Texte der Bibel stellte erstmals den traditionellen Bibelworten Martin Luthers eine Übertragung in eine verständliche, zeitgemäße Sprache gegenüber. Sie wurde mit einer Auflage von über 1,6 Millionen Exemplaren im deutschen Sprachraum eines der erfolgreichsten christlichen Bücher des 20. Jahrhunderts. Texte für jeden Tag spannen den Bogen vom Jahresbeginn über Passions- und Osterzeit, Entstehung und Auftrag der christlichen Gemeinde, Lieder und Gebete der Bibel, bis zur leiblichen Ankunft des Christus und zum Beginn seiner Wirksamkeit. – E-Book-Ausgabe mit Texten der neu bearbeiteten Bibelübertragung des Autors – sorgfältige Optimierung für das Lesen auf E-Book-Readern – Bibelstellenverzeichnis für einen direkten Zugriff auf einzelne Texte – erläuternde Kurztexte zu den zitierten Büchern der Bibel

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Edition Jörg Zink

 

Womit wir leben können

 

Das Wichtigste aus der Bibelfür jeden Tag des Jahres ausgewähltund neu übertragen von Jörg Zink

 

 

VORSPANN

 

Inhaltsübersicht

Hinweise für das Lesen mit E-Book-Readern

Die »Edition Jörg Zink«

Vorwort

Januar

Februar

März

April

Mai

Juni

Juli

August

September

Oktober

November

Dezember

Verzeichnis der Bibelstellen und kurze Erläuterungen zu den Quellen

Dieses Buch und sein Autor

Impressum

 
 

Hinweise für das Lesen mit E-Book-Readern

 

Das E-Book ist für eine Wiedergabe in mittlerer bis kleiner Schriftgröße optimiert.

Es wird empfohlen, eine linksbündige Wiedergabe einzustellen und bei Wahl größerer Schriften im Querformat zu lesen, um den Zeilenaufbau des Originals zu erhalten.

Im Verzeichnis der Bibelstellen sind Erläuterungen zu den einzelnen Büchern der Bibel zu finden. Die in manchen Lesegeräten angebotenen Wörterbücher enthalten dagegen Informationen, die den Lesefluss stören können. Wir empfehlen, sie zu deaktivieren.

Die Bearbeitenden sind dankbar für Hinweise auf Mängel und Fehler in dieser Ausgabe. Sie erreichen uns unter [email protected].

 

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Die »Edition Jörg Zink«

 

Die Edition versammelt durchgesehene, in enger Abstimmung mit dem Autor entstandene Ausgaben zentraler Bücher und Bilder aus dem Lebenswerk des Pfarrers und Publizisten Jörg Zink.

Ihr Schwerpunkt liegt in der sorgfältigen Anpassung der Buchausgaben an die veränderten Möglichkeiten des elektronischen Lesens. Sie hat das Ziel, bleibend bedeutsame Beiträge des Autors zu Grundfragen des christlichen Glaubens in seinem Sinn zugänglich zu halten und weiter zu verbreiten.

Eine kurze Biographie des Autors und Angaben zu Hintergrund und Entstehung des vorliegenden Buchs sind im Abschnitt Dieses Buch und sein Autor zu finden.

Die Schreibung von Eigennamen und Orten der Bibel erlebte im christlichen Schrifttum manches Experiment, um sie zu vereinheitlichen. Die Edition verwendet hier alltagssprachlich übliche Schreibweisen.

 

Christoph Zink

 

Zur Internetseite von Jörg Zink mit weiteren Links:

 

> www.joergzink.de

 

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Vorwort

 

Wer leben will, braucht neben dem Brot, das er isst, das Wort von Menschen. Er muss einem Gesicht begegnen, er muss jemanden finden, der Vertrauen zu ihm hat oder seine Liebe erwidert, der zu ihm spricht und ihm zuhört. Wer leben will, sagt die Bibel, braucht ein Wort von dem, der das Leben gegeben hat und ohne den es nicht besteht. Gott sprach – und es entstand die Welt. Er sprach – und es entstand der Mensch, ein Wesen, das Gott gegenübersteht und die Fähigkeit besitzt, ihn zu hören und ihm zu antworten. Der Mensch wird darum, sagt die Bibel, sich selbst nicht verstehen und den Sinn seines Lebens nicht finden außer in diesem Gespräch, und wir fügen hinzu: Er hat auch in dieser verwirrten Zeit mit ihrer Klugheit, ihrem Hochmut und ihrem Elend nirgends Halt und Stand als in ihm.

Das Buch, in dem wir finden, was Gott spricht, ist die Bibel. Gewiss, auch in ihr erzählen, dichten, singen und klagen Menschen. Andere Menschen haben nach ihnen weiter erzählt, abgeschrieben und das Ihre hinzugefügt. In allen Jahrhunderten danach haben die Menschen dieses Wort von einer Sprache in die andere übertragen oder auch in die Sprache einer neuen Generation, und es sind Menschen, die in dieser Bibel lesen oder sie auslegen. Aber durch die Worte der vielen Menschen hindurch hören wir, wenn Gott es so will, ihn selbst.

Es ist eine menschliche Geschichte. Ein Nomadenvolk der alten Welt findet seinen Weg, indem es seinen Gott findet. Es verirrt sich, indem es sich von ihm abwendet. Es weigert sich bis auf einige Wenige, aus dem Mund des Mannes Jesus von Nazareth aufs Neue und anders zu hören, was Gott ihm sagt.

Durch das Wort aber, das Jesus spricht, finden sich andere Menschen zusammen. Die erzählen uns, was er gesagt und getan hat, wie er litt und starb. Sie bekennen, dass er auferstanden sei und lebe. Sie bezeugen, dass in ihm Gott wirke und dass er gegenwärtig sei, wo immer Menschen zusammenkommen, um ihn zu hören und ihm zu antworten. Und in all diesen Erzählungen und Bekenntnissen von Menschen finden wir uns unversehens Gott selbst gegenübergestellt.

»Ich bin das Brot, von dem die Menschheit lebt«, sagt Jesus. »Wer mein Wort hört, wer das Gespräch mit mir sucht, wird leben.« Wenn wir heute fragen, womit und wovon wir leben können, werden wir immer und immer wieder auf ihn zurückkommen. Kein Volk, keine Kultur, kein Denker und kein Dichter haben an die Stelle seiner Worte je Besseres und Wichtigeres gesetzt.

Das Buch, das in Ihrer Hand liegt, bringt Geschichten, Reden, Lieder und Briefe aus der Bibel. Es erklärt sie nicht, sondern bringt sie nur in einer Übertragung, von der ich meine, sie sei nicht viel schwerer verständlich als die Sprache, in der Sie sonst mit Menschen reden.

Sie können zum Tagesbeginn darin lesen oder zum Tagesausklang, jeden Tag eine Seite. Es ist so viel, dass Sie genug nachzudenken haben, und so wenig, dass Sie ohne Hast jedes Wort aufnehmen können. Sie kommen dabei im Laufe eines Jahres an den wichtigsten Stücken der Bibel vorbei und haben am Ende das Wesentliche im Kopf und vielleicht, was noch besser ist, im Herzen.

Sie können das Buch auch lesen wie einen Roman. Nicht ganz in einem Zug, aber doch in längeren Abschnitten, vor allem in den erzählenden Teilen, im Laufe einiger Wochen, immer dann, wenn Sie eine ungestörte Stunde haben oder einen freien Sonntag. Sie können aber auch einfach darin blättern, wenn Sie vom Umtrieb des Tages Abstand gewinnen und einem Wort von Gott begegnen wollen. Denn die Worte, die Sie lesen, sind Fragen und Antworten aus dem Gespräch, das Gott mit Ihnen führt, heute und morgen, vom Anfang bis zum Ende Ihres Lebensweges, weil er will, dass Sie leben.

Jahrhundertelang las unser Volk die Bibel in der Sprache Martin Luthers, und wahrscheinlich wird, solange deutsch gesprochen wird, die Übersetzung Luthers geliebt und gelesen werden. Aber an vielen Stellen spricht sie heute nur noch zu denen, die seit ihrer Kindheit mit dem christlichen Glauben vertraut sind. Wer die Briefe des Paulus in Luthers Sprache versteht, beweist damit, dass er viele Jahre lang mit seiner Bibel gelebt hat.

Es ist kein Zeichen der Geringschätzung Luthers, wenn heute viele versuchen, das Wort der Bibel in eine moderne, einfachere Sprache zu fassen, sondern der Sorge, dass uns mit der Sprache Luthers die Bibel verloren geht. Luther wäre der Letzte, der eine fast 500 Jahre alte, noch so schöne Sprache für unantastbar hielte. Wir sind freilich nicht am Ziel, und es wird noch einige Jahre dauern, bis wir eine Bibel in Händen haben, die allen verständlich ist und die Christen aller Konfessionen verbindet.

Der Versuch, den dieses Buch unternimmt, besteht darin, dass es umschreibt. Wenn ein schweres, vielschichtiges Wort wie Gerechtigkeit, Gnade, Versöhnung, Geist, Reich Gottes nicht mehr so verstanden wird, wie die Bibel es gebraucht, und wir doch ein anderes Wort an seiner Stelle nicht haben, dann bleibt nichts übrig, als genau hinzusehen, was denn da zwischen Gott und uns geschieht – und dann in einem ganzen Satz von fünf oder zehn oder mehr Wörtern zu umschreiben, was das biblische Wort praktisch sagen, zeigen, schildern, erzählen will.

Man könnte, was hier versucht wird, eine Übersetzung nennen. Es ist aber eher eine Übertragung, oder besser eine Umschreibung, ein Gespräch mit der Leserin, dem Leser von Vers zu Vers. Es liegt nichts daran, wie man es nennt, vor allem auch deshalb, weil nicht jeder Abschnitt nach demselben Verfahren wiedergegeben ist. Der eine ist wörtlich übersetzt, weil alle Leser ihn auch wörtlich verstehen, der andere ist freier übertragen, weil er sich so besser öffnet, und einige Psalmen sind in ganz freier Wiedergabe nachgeschrieben, damit die alten Gebete sich in unsere eigenen verwandeln.

Es liegt nicht viel an der Einheitlichkeit der Form. Wichtiger ist, dass jedes Wort der Bibel eine Gestalt findet, in der ein Gespräch mit ihm beginnen kann, ein Hören und ein Antworten. Denn wichtig ist allein, dass wir mit diesem Wort leben können.

 

Jörg Zink

 

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1.‍Januar

 

nach Psalm 121

 

Ein Psalm zum neuen Jahr

 

Ich habe nur einen, der mir hilft.Ich lasse den Kopf nicht hängen. Ich hebe ihnund schaue auf zu dir, über die Berge hinauf zu dir.Du, Gott, hast den Himmel gemacht und die Erde,mein kleines Schicksal kommt aus deiner Hand.

 

Du gibst meinem Schritt Klarheit,Sicherheit und Kraft. Du behütest mich.Du bist mir nahe. Du schläfst nicht.Du bist mir ein kühler Schatten,der über einen Menschen fällt in einer glühenden Wüste.Keine Gefahr kann mich bedrohenim Sonnenlicht, da ich mein Werk tue,oder bei Nacht, da ich ruheund Zweifel im Herzen ist, Angst oder Schuld.Ich bin behütet.

 

Gott ist um mich, Schutz meiner Seele.Er geleitet mich, wenn ich etwas anfangeund in allem, was ich vollende.Er hat meinen Ausgang im Auge und meine Heimkehrvon heute an und in Ewigkeit.

 

*

 

2.‍Januar

 

Psalm 23

 

Einer sorgt für mich: Gott selbst.Wozu mache ich mir Sorgen?Was ein Hirte ist für ein Tier,das ist für mich Gott, mein Vater.

 

In reicher Aue ist meine Weide.Frisches Wasser quillt für mich,wohin immer er mich führt.Lebensfülle gibt er und Kraft.

 

Mein Weg kann nicht irren,denn er ist es, der mich führt.Und wenn ich wandere im Tal des Todes,so gehe ich doch im Frieden.

 

Aber mehr noch: In seinem Hausdeckt er mir einen Tisch.Kein Feind wird mir folgen,keine Schuld und kein Fluch.

 

Er macht meine Seele reinund schmückt mich festlich.Der Becher, den ich trinke,fließt über von erfrischendem Trank.

 

Mit Güte und Freundlichkeitumgibt mich Gott, solange ich lebe,und ich habe Wohnrecht in seinem Haus,jetzt und in Ewigkeit.

 

*

 

3.‍Januar

 

Psalm 63

 

Mein Gott, dich suche ich.Meine Seele verlangt nach dir.Ich dürste nach dirwie trockenes Land nach dem Regen dürstet.Ich schaue nach dir,deine Nähe zu erfahren.Denn deine Güte alleingibt meinem Leben Sinn.So will ich dich rühmen mein Leben langund meine Hände ausstreckennach dir, der so nahe ist,und dich mit ganzem Herzen preisen.Das ist meines Herzens Freude und Wonne,dich mit fröhlichem Munde zu rühmen.Wenn ich mich zu Bette lege,so denke ich an dich.Wenn ich wach liege,sinne ich deinem Geheimnis nach.Denn du bist mein Helfer,in deinem Schutz bin ich glücklich.Meine Seele hängt an dir,und deine Hand ist mein Halt.

 

*

 

4.‍Januar

 

Psalm 139,1–12

 

Du siehst mich, Gott. Du kennst mich.Ich sitze oder stehe – du weißt es.Du kennst meine geheimsten Gedanken.Ich gehe oder liege, so bist du um mich.Mit allen meinen Wegen bist du vertraut.Ich rede kein Wort,ich denke es nicht einmal,das du nicht hörtest.Von allen Seiten umgibst du michund hältst deine Hand über mir.Das ist zu wunderbar, zu unbegreiflich,zu hoch für meine Gedanken.

 

Wohin soll ich gehen, wenn du um mich bist?Wohin fliehen, wenn du mich ansiehst?Stiege ich hinauf an den Himmel,so wärest du da.Machte ich mir ein Bett bei den Toten,so wärest du auch dort.Wehte ich über den Himmelwie die Schleier der Morgenröte,wie das Morgenrot flieht vor der Sonne,flüchtete ich mich hinter das äußerste Meer,so würde mich deine Hand dort findenund deine Rechte mich packen.

 

Sagte ich: »Finsternis soll mich verhüllen,statt des Tages soll Nacht um mich sein«,so wäre auch Finsternis nicht finster für dich.Die Nacht würde leuchten wie der Tag.Denn von dir bin ich umgeben, ganz und gar.

 

*

 

5.‍Januar

 

Psalm 139,13‍–18

 

Von dir bin ich ganz und gar umgeben, mein Gott.Du hast mich geschaffen,meinen Leib und meine Seele.Du warst es, der mich so fein verwoben hatim Leib meiner Mutter.Ich danke dir, dass ich so herrlich geschaffen bin,so wunderbar. Ich sehe das wohl.Ja, wunderbar sind deine Werke.

 

Du kanntest mich, du sahst mich schon,als ich, menschlichen Augen verborgen,entstand und meine Gestalt fand.Du sahst mein Schicksal vor dir,alle meine Tage, alle meine Jahre.In deinem Buch waren sie verzeichnet,sie wurden vorausgeschaut, aufgeschrieben,als sie noch längst nicht begonnen hatten.

 

Deine Gedanken sind so schwer und groß,o Gott, wie gewaltig ist ihre Zahl.Wollte ich anfangen zu zählen, so wäre es,als zählte ich die Sandkörner am Meer.Und schliefe ich darüber ein,so zählte ich weiter im Traumund merkte erwachend,dass ich weiter zählte und an kein Ziel kam.

 

Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz,auch was mir selbst verborgen ist,damit ich nicht, ohne es zu wissen,auf dem Wege ins Unheil bin.Leite mich, dass ich mein Ziel finde,jetzt und in Ewigkeit.

 

*

 

6.‍Januar

 

Psalm 36

 

Gott, deine Güte reichtso weit der Himmel ist,und deine Wahrheitso weit die Wolken gehen.Wie die Berge fest stehen über den Tälern,steht deine Gerechtigkeitfest über der Welt.Wie das Meer unendlich sich breitet,so ohne Grenzen ist deine Macht.

 

Wie kostbar ist deine Güte, o Gott.Bei dir finden wir Menschenkinder Schutz.Wir werden satt von den reichen Gütern,die deine Erde darreicht,und du tränkst uns mit Wonnewie mit einem Strom.Denn bei dir ist die Quelle des Lebens,und in deinem Lichte sehen wir das Licht.

 

*

 

7.‍Januar

 

Lukas 4,16‍–‍22

 

Die Gewähr für das, was die Psalmen sagen, liegt in Jesus Christus. Ihm gilt unsere Achtsamkeit. Seine öffentliche Tätigkeit begann so:

 

Eines Tages führte ihn sein Weg nach Nazareth, wo er seine Kindheit und Jugend zugebracht hatte. Am Sabbat ging er in den Gottesdienst. Dort gab man ihm eine Rolle des Propheten Jesaja, und er fand das Wort:

 

»Gott wirkt durch mich. Er hat mich berufen.Er hat mich gesandt mit dem Auftrag,den Armen zu sagen, dass er sie liebt,die wunden Herzen zu verbinden,den Gefangenen die Freiheit zu bringen,den Blinden das Licht zu gebenund die Misshandelten zu erlösen.«

 

Er schloss die Rolle und sprach weiter:»Jetzt ist die Stunde, in der Gott Heil gibt.Heute erfüllt sich, was ihr hört.«Und sie bestätigten, dass das wahr seiund dass Gottes Freundlichkeitzu ihnen gesprochen hatte.Aber sie zweifelten doch,denn sie kannten ihn von klein auf,und fragten:»Ist das nicht einer von den Unseren?Ist das nicht Josefs Sohn?«

 

*

 

8.‍Januar

 

Matthäus 9,9‍–13

 

Auf seinen Wanderungen durch das Land kam Jesus durch eine Zollstelle. Dort saß einer, der die Gebühren einzog, Matthäus. Den sprach er an: »Komm! Lass das! Geh mit mir!« Und der Mann stand auf und ging mit ihm.

 

Später an jenem Tagwar Jesus im Haus des Matthäus zu Gast.Die Kollegen des Matthäus,die verhassten Leute vom Zolldienst,die mit den Römern zusammenarbeitetenund als Betrüger galten,und andere verrufene Gestalten kamen dazuund saßen mit Jesus und seinen Begleitern zu Tisch.

 

Die Pharisäer sahen das und fragten die Jünger:»Warum macht euer Meistersich mit Betrügern gemeinund mit Ausbeutern?«

 

Als Jesus das hörte, gab er zur Antwort:»Die Gesunden brauchen den Arzt nicht,wohl aber die Kranken.Geht nach Hause und lernt,was Gott meint, wenn er sagt:

 

›Ich freue mich über barmherzige Menschenund nicht über Frömmigkeit.‹Ich bin nicht gekommen,die Gerechten zu bestätigen,sondern den Verstoßenen nahe zu sein.«

 

*

 

9.‍Januar

 

Lukas 15,1–7

 

Man kann dieses gemeinsame Essen zwischen Jesus und den Verachteten und Verhassten im Volk der Juden als das charakteristische Zeichen seiner Wirksamkeit betrachten. Nichts ist so bezeichnend für ihn wie dies. Wir lesen:

 

Die Frommen und die Gesetzeslehrer aberbesprachen sich und stellten fest:»Dieser Jesus, der ein Gottesgesandter sein will,macht sich mit Betrügern und Ausbeutern gemeinund hält mit ihnen Tischgemeinschaft.«

 

Da redete Jesus sie mit einem Gleichnis an:»Ich kann mir nicht denken,dass einer unter euch anders verfährtals jeder vernünftige Schafhirt.Nehmt an, er hat hundert Schafe.Eins davon läuft ihm weg.Er lässt auf der Stelledie neunundneunzig in der Steppe alleinund macht sich auf die Suchenach dem einen verlorenen.Er geht ihm nach, bis er es findet.

 

Wenn er es gefunden hat,nimmt er es auf die Schulter und freut sich,und wenn er nach Hause kommt,ruft er seinen Freunden und Nachbarn zu:›Freut euch auch! Ich habe das Schaf wieder,das weggelaufen war!‹

 

Ich sage euch: So freut man sich im Himmelüber jeden einzelnen Gottlosen, der zu Gott umkehrt,– mehr als über neunundneunzig Fromme und Gerechte.«

 

*

 

10.‍Januar

 

Lukas 15,11–19

 

So erzählt Jesus:

 

Es war ein Mann, Vater von zwei Söhnen.Der Jüngere unter ihnen kam eines Tages zu ihmund bat ihn: »Vater,gib mir das Teil deiner Güter, das mir zusteht.«Da teilte der Vater das Vermögen,das ihnen zustand, unter die beiden.

 

Nicht lange danach packte der jüngere Sohnzusammen, was er hatte,und wanderte in ein fernes Land.Dort lebte er in Saus und Braus.Als er alles verbraucht hatte,kam ein schwerer Hunger über jenes Land,und er geriet in Not.

 

Er schloss sich einem Bürger des Landes an.Der schickte ihn als Schweinehirt auf seine Felder,und er hätte gern seinen Bauchmit dem Schweinefutter gefüllt,aber das war den Schweinen vorbehalten.

 

Endlich überlegte er:»Dafür bin ich doch nichtin das große Abenteuer gegangen.Zu Hause gibt es Brot,während ich hier am Hunger sterbe.Ich will nach Hause gehenund zu meinem Vater sagen:›Vater! Es war Unrecht, was ich getan habe,gegen Gott und gegen dich.Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen.Mach mich zu einem deiner Tagelöhner.‹«Und er ließ den Schweinestall hinter sichund begab sich auf den Heimweg.

 

*

 

11.‍Januar

 

Lukas 15,20‍–‍24

 

Das Fest, das nun folgt, deutet den Sinn der gemeinsamen Mahlzeiten Jesu mit den Ausgegrenzten seiner Heimat:

 

Während der junge Mannauf sein Elternhaus zuging,sah ihn sein Vater von weitem.Es tat ihm weh, ihn so zu sehen,und er tat ihm leid.Da eilte er ihm entgegen,fiel ihm um den Hals und küsste ihn.

 

Der Sohn wehrte sich: »Vater!Ich habe Unrecht getan gegen Gott und gegen dich!Ich bin nicht mehr wert,dass du mich als deinen Sohn bezeichnest.«

 

Da rief der Vater seinen Knechten zu:»Schnell, bringt das beste Kleid und legt es ihm an.Steckt ihm einen Ring an seinen Fingerund gebt ihm Schuhe an die Füße.Holt das gemästete Kalb und schlachtet!Und dann lasst uns essen und fröhlich sein!

 

Denn der hier – mein Sohn! –war tot und ist wieder lebendig geworden.Wir hatten ihn verloren und haben ihn wiedergefunden.«Und sie fingen an, ein Fest zu feiern.

 

*

 

12.‍Januar

 

Lukas 15,25‍–‍32

 

In unserer Geschichte tritt nun der Bruder auf. Er steht für die Frommen draußen auf der Straße, die sich über die Tischgemeinschaft Jesu mit den »schlechten Menschen« ärgerten:

 

Der ältere Sohn war eben auf dem Feld.Als er zurückkam und auf das Haus zuging,hörte er Musik und Reigentanz.Da rief er einen der Knechte und fragte:»Was soll das bedeuten?«Der antwortete: »Dein Bruder ist wieder da!Da hat dein Vater das gemästete Kalb geschlachtet,weil er ihn gesund wiederhat.«Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen.

 

Der Vater sah ihn von drinnen,kam heraus und bat ihn: »Komm herein!«Der antwortete:»Das musst du verstehen!Ich arbeite bei dir so viele Jahreund befolge jede Anordnung von dir!Aber für mich gibst du nie ein Festoder für meine Freunde.Jetzt aber, da er, dein Sohn, kommt,der dein Geld mit den Huren verludert hat,schlachtest du für ihn das gemästete Kalb!«

 

Der Vater antwortete: »Kind, du bist immer bei mir.Alles, was mir gehört, gehört auch dir.Es ist aber wichtig,dass wir ein Fest feiern und uns freuen,denn er – dein Bruder! –war tot und ist wieder lebendig geworden.Wir hatten ihn verloren und haben ihn wiedergefunden.«

 

*

 

13.‍Januar

 

Lukas 7,36‍–‍50

 

Einmal war Jesus von einem der Frommen zum Essen eingeladen. Eine Hure, die in jenem Ort lebte, brachte ein Glas mit Salbe, trat von hinten her zu seinen Füßen und weinte, netzte sie mit ihren Tränen, wischte sie mit ihrem Haar ab, küsste sie und rieb sie mit der Salbe ein.

 

Als das der Gastgeber sah,machte er sich seine Gedanken:»Wäre der ein Prophet,so wüsste er, was das für eine Frau ist!«

 

Da wandte sich Jesus an den Gastgeber:»Ein Geldverleiher hatte zwei Schuldner.Der eine war ihm tausend Silberstücke schuldig,der andere hundert.Als er es ihnen beiden schenkte –wer wird ihm dankbarer gewesen sein?«

 

Simon meinte: »Ich vermute der,dem er mehr geschenkt hat!«

 

»Richtig!«, antwortete Jesus,»siehst du diese Frau?Ich bin in dein Haus gekommen,du hast mir kein Wasser für meine Füße gegeben.Sie aber hat sie mit ihren Tränen genetztund mit ihrem Haar getrocknet.Du hast mir keinen Kuss gegeben.Sie aber küsst unaufhörlich meine Füße.Du hast für mein Haar kein Öl gehabt.Sie aber gibt mir die kostbare Salbe.

 

Daran siehst du: Ihr sind viele Sünden vergeben.Wem wenig vergeben wird,der hat auch wenig Liebe zu geben.«Und er wandte sich an sie:»Deine Sünden sind dir erlassen.Geh! Du wirst Frieden finden.«

 

*

 

14.‍Januar

 

Lukas 14,7–14

 

Bei einem Essen fiel Jesus auf,dass die Gäste sich bemühten,möglichst weit oben am Tisch zu sitzen.Da redete er mit ihnen:

 

»Wirst du von jemandem zur Hochzeit eingeladen,dann setze dich nicht ans obere Ende,sonst kommt möglicherweise ein besonders vornehmer Gastund der Hausherr nimmt dir deinen Platz und sagt:Lass den hier sitzen!Und du suchst dir noch ganz unten einen Platzund bist herabgesetzt vor der ganzen Gesellschaft.

 

Bist du eingeladen,dann setze dich ganz unten auf den letzten Platz.Dann wird der Gastgeber zu dir kommen und sagen:Freund, dein Platz ist weiter oben!Denn wer mehr aus sich macht, als er ist,dem wird man nehmen, was er sich anmaßt.Wer aber weniger sein will, als er ist,dem wird man mit Ehrerbietung begegnen.«

 

Dem Hausherrn gegenüber fügte er hinzu:»Gibst du ein Frühstück oder ein Festmahl,dann lade nicht deine Freunde einund nicht die reichen Nachbarn.Sonst laden sie dich wieder einund du wirst für deine Einladung bezahlt.

 

Wenn du ein Festessen gibst,dann lade die Armen und die Behinderten ein.Denn sie können es dir nicht vergelten.Du wirst deinen Lohn aber empfangen,wenn Gott die Gerechten in das ewige Leben ruft.«

 

*

 

15.‍Januar

 

Lukas 14,16‍–‍24

 

Es war ein Mann,der bereitete ein großes Festmahl vorund lud eine Menge Gäste dazu ein.Als es Zeit war für das Fest,schickte er seinen Boten zu den Eingeladenen:»Es ist alles fertig! Kommt!«

 

Aber jeder hatte eine andere Ausrede zur Hand:Der erste ließ sagen: »Ich habe einen Acker gekauft.Es geht nicht anders!Ich muss hinaus und ihn besehen.Ich bitte dich, entschuldige mich.«Der zweite ließ sagen:»Ich habe zehn Ochsen gekauft.Es geht nicht anders! Ich muss hin und sie abholen.Ich bitte dich, entschuldige mich.«Der dritte ließ sagen: »Ich habe eben geheiratet.Ich bitte dich zu verstehen,dass ich nicht kommen kann.«

 

Da kehrte der Bote umund berichtete alles seinem Herrn.Der wurde zornig und wies ihn an: »Schnell!Geh gleich hinaus auf die Plätze und Gassen der Stadt,hol alle Armen und alle Behinderten zusammenund führe sie herein.«

 

Als das geschehen war, meldete der Bote:»Sie sind alle da, wie du befohlen hast,es ist aber noch Platz.«Da wies der Hausherr ihn an:»Dann geh auf die Landstraßenund an die Zäune und mach es dringlich:Hole sie alle herein. Mein Haus muss voll werden.Ich sage euch:Von den Leuten, die zuerst eingeladen waren,wird keiner mein Festmahl sehen oder schmecken.«

 

*

 

16.‍Januar

 

Lukas 5,17–‍25

 

Eines Tages redete Jesus in einem Haus zu den Frommen und den Gesetzeslehrern aus Jerusalem. Da brachten Männer einen Gichtkranken auf einer Trage und versuchten, in das Haus zu kommen. Aber die Tür war dicht. Das Gedränge war zu groß. Da stiegen sie auf das Lehmdach und gruben es auf und ließen ihn in der Mitte durch das Loch hinunter, so dass er gerade vor Jesus auf den Fußboden kam.

 

Als Jesus ihn sah, sagte er zu ihm:»Was alles du Böses getan hast,soll dich nicht mehr von Gott trennen!«Da ging ein Flüstern durch die Reihender Frommen und der Gesetzeslehrer:»Was redet der? Will er sich an Gott vergreifen?Einem Menschen seine Schuld vergeben,das kann doch nur Gott!«

 

Jesus hörte das und fragte: »Was habt ihr dagegen?Was ist leichter zu sagen:›Du sollst von deiner Schuld frei sein‹,oder: ›Steh auf! Du kannst gehen!‹Ich will tun, was schwerer scheint, denn ihr müsst wissen,dass ich Recht und Macht habe, Menschen zu befreien.«Und so wandte er sich an den Gichtkranken:»Steh auf. Nimm dein Bett! Geh nach Hause!«Der stand auf, nahm seine Trage in die Hand,ging glücklich nach Hause und dankte Gott.

 

*

 

17.‍Januar

 

Matthäus 18,21–‍35

 

»Jesus!« So wandte sich Petrus an seinen Meister:»Wie oft darf einer mich beleidigen?Wie oft muss ich ihm seine Reden verzeihen?Ist siebenmal genug?«Jesus lächelte: »Wenn du schon zählen willst,dann zähle bis siebenmal siebzig.Wer verzeiht, rechnet nicht.«Und er erzählte eine Geschichte:

 

»Ein König prüfte die Finanzverwaltung an seinem Hof.Da stellte er fest: Millionenschuldete ihm einer seit Jahren.Er ließ den Mann kommen und verstand:Der konnte unmöglich zahlen.Da ließ er ihn laufen und strich die Schuld.Als der Mann den Saal verließ,begegnete er einem Kollegen,der ihm hundert Silberstücke schuldete,und packte ihn am Hals: ›Zahle!Zahle, was du mir schuldig bist!‹Der bat ihn: ›Ich will ja,habe nur noch ein wenig Geduld.‹Aber er wollte nichtund schickte den Gerichtsvollzieher.Das erfuhr der König und holte ihn zurück:›So viel habe ich dir erlassen!Hättest du die kleine Summe dem anderennicht auch erlassen können?Abführen! Ins Gefängnis mit ihm!Bis er die letzte Münze bezahlt hat!‹

 

Darum verzeihe, was man dir antut.Gott verzeiht dir, und zwar viel,und du begegnest ihm,indem du sein Tun aufnimmst.«

 

*

 

18.‍Januar

 

Matthäus 11,28‍–‍30

 

Was also brachte Jesus den Menschen entgegen? Er sagte:

 

Ich will euch frei machen. Euch helfen.Ihr seid müde von übermäßiger Last und Mühe.Ihr leidet unter harten Gesetzen.Ihr sollt aber leben dürfen.Wollt ihr Gott dienen? Das ist einfach.Denn Gott ist kein Tyrann.Er spricht freundlich mit euch.Gott anzugehören, wie ich es zeige,ist schön, und leicht ist die Last,die euer Glaube euch zu tragen aufgibt.Aufatmen sollt ihr und frei sein.

 

*

 

19.‍Januar

 

Matthäus 5,1–12

 

Eines Tages ging Jesus auf einen Berg und setzte sich, und seine Freunde, die wir Jünger nennen, traten zu ihm. Und er redete zu ihnen jene Worte, die wir die Bergpredigt nennen. Zu Beginn zeigte er den Weg zum Glück:

 

Glücklich sind, die arm sind vor Gottund für seinen Geist bereit. Ihnen ist Gott nahe.

 

Glücklich, die Leid tragen. Sie werden Trost finden.

 

Glücklich, die geduldig sind und hoffen.Ihnen wird die Erde gehören.

 

Glücklich, die hungert und dürstet nach Gerechtigkeit.Sie werden satt werden.

 

Glücklich die Barmherzigen,Gott wird ihnen barmherzig sein.

 

Glücklich, denen Gott ein reines Herz gibt.Sie werden ihn schauen.

 

Glücklich, die Frieden schaffen, wo Streit ist,Söhne, Töchter Gottes wird man sie nennen.

 

Glücklich die Kämpfer für die Gerechtigkeit,die man verfolgt.Ihnen gehört die Liebe Gottes.

 

*

 

20.‍Januar

 

Matthäus 5,13‍–18

 

Ihr seid das Salz der Erde,dazu bestimmt, die Welt vor Fäulnis zu schützen.Wenn nun das Salz seine Schärfe verliert,wie will man es wieder salzig machen?Es taugt zu nichts mehr, man wirft es auf die Gasse,und die Leuten werden es zertreten.

 

Ihr seid das Licht der Welt.Eine Stadt auf einem Berg kann nicht verborgen sein.Eine Lampe zündet man nicht an,um einen Kessel darüber zu stülpen.Man stellt sie auf einen Leuchter, damit man Licht hat.Lasst also euer Licht brennen vor aller Augen,so dass man sieht, wem ihr dient.

 

Meint nicht, ich sei gekommen,Gottes Ordnung und Gesetz aufzulösen.Im Gegenteil,ich will ihm seine eigentliche Geltung verleihen.Ich will es erfüllen.Was ich sage, gilt:Solange es Menschen in der Welt gibtund einen Himmel, in dem Gott waltet,wird von seinem Willen kein Buchstabe ungültig sein.

 

*

 

21.‍Januar

 

Matthäus 5,21–‍26

 

Ihr kennt das Gebot, das seit euren Vorfahren gilt:»Du wirst nicht töten!Wer tötet, soll vor ein Gericht gestelltund zum Tode verurteilt werden.«Ich aber sage euch:Wer seinem Bruder auch nur zürnt,gehört vor ein Gericht gestellt.Wer zu einem anderen sagt: »Du Null!«,fällt unter das Urteil durch den Hohen Rat:Auslöschung!Wer zu Bruder oder Schwester sagt: »Fahr zur Hölle!«,verdient das höllische Feuer.Wenn du in den Tempel gehst, um ein Opfer zu bringen,und dir dabei einfällt,dass dein Bruder dir etwas Böses vorwirft,dann lass dein Opfer vor dem Altar liegen,geh zu deinem Bruder und versöhne dich mit ihm.Dann komm wieder und opfere.

 

Noch hast du Zeit,Streit und Hass auszuräumen,ehe du vor Gott, deinen Richter, trittst,ehe der Streit mit deinem Bruderund der Hass in deinem Herzengegen dich aussagen.Noch bist du auf dem Wege.Wenn das Gericht einmal beginnt,bist du der Gefangene deines Hasses.Du entrinnst ihm nicht mehr,bis du alles wieder gutgemacht hast.

 

*

 

22.‍Januar

 

Matthäus 5,27–‍32

 

Ihr kennt die Ordnung,die bei euren Vorfahren galt:Die Ehe einzuhaltenund sie nicht zu brechen.Ich aber sage euch:Wer verheiratet ist,aber nun eine Frau oder einen Mannmit begehrlichen Augen ansiehtund sich ausmalt, wie schön es wäremit ihm oder mit ihr,der oder die hat die Eheim Stillen schon gebrochen.

 

Wenn dein Auge dir die Schönheiteines anderen zeigt,und sagt: »Den musst du haben!«,dann reiß es aus und wirf es von dir.Wenn deine Hand sagt: »Hol sie dir!«und nach ihr greift, dann hacke sie ab.

 

Es ist seit ältesten Zeiten Sitte bei euch,dass, wer sich von seiner Frau trennen will,der Scheidung eine rechtliche Form gibtund sie beurkundet,so dass die Frau geschützt und alles in Ordnung ist.Ich aber sage euch:Wer sich von seiner Frau trennt, bricht seine Ehe.

 

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23.‍Januar

 

Matthäus 5,33‍–‍37

 

Ihr wisst, dass eure Vorfahren ein Gesetz hatten, das forderte: »Ihr sollt nicht falsch schwören. Und wenn du Gott etwas mit einem Eid versprochen hast, dann sollst du es halten.«

 

Ich aber sage euch:Ihr sollt überhaupt nicht schwören.Ihr könnt den Himmel nicht als Zeugen anrufen,denn er ist Gottes Heiligtum.Ihr aber seid auf der Erde.Ihr könnt auch die Erde nicht zum Zeugen machen,denn sie ist der Schemel zu Gottes Füßen.Ihr könnt nicht sagen: »Bei meinem Haupt!«Denn ihr könnt kein Haar weiß machen oder schwarz.

 

Wenn ihr wollt, dass man euch glaubt,dann sagt Ja oder Nein.Ein Ja, das ein Ja ist. Ein Nein, das ein Nein ist.Was darüber hinausgeht, verrät die Lüge.

 

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24.‍Januar

 

Matthäus 5,38‍–‍48

 

Ihr kennt unser Gesetz, das sagt:»Auge um Auge, Zahn um Zahn.«Mehr an Vergeltung sollt ihr nicht üben.Die Rache muss ein Maß haben.Ich aber sage euch: Wenn euch jemand Böses antut,so verzichtet auf Widerstand und Vergeltung.Wenn euch jemand auf die rechte Backe schlägt,dann bietet ihm auch die andere.Wenn jemand, dem ihr Geld schuldet,euren Rock als Pfand nehmen will,dann gebt ihm den Mantel dazu.Wenn jemand euch zwingen will,ihn auf einem einsamen Weg eine Meile zu begleiten,dann geht zwei mit ihm.

 

Ihr kennt die Regel:»Deinen Freund liebe! Deinen Feind hasse!«Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde!Bittet Gott um Liebe für die, die euch verfolgen.Ihr werdet Söhne und Töchter eures Vaters sein.Denn er lässt seine Sonne aufgehenüber Bösen und Guten,und lässt regnen auf Gerechte und Ungerechte.Euer Vater im Himmel ist Einer,für Gute wie für Böse. Seid wie er!Liebt als ganze Menschen und liebt alle.Ganz und ungeteilt.

 

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25.‍Januar

 

Matthäus 7,1–‍5

 

Hütet euch, andere Menschen zu verurteilen,sonst trifft euch selbst das Urteil.Wie ihr über andere zu Gericht sitzt,wird man über euch zu Gericht sitzen.Die Maßstäbe, die ihr an andere anlegt,wird Gott an euch anlegen.

 

Du siehst den Splitter im Auge deines Brudersund willst ihn kurieren.Und dabei übersiehst du,dass in deinem eigenen Augeein Balken steckt, ein Pflock.Wie kannst du dann zu deinem Bruder sagen:»Halte still! Ich will dir den Splitteraus deinem Auge ziehen«,wo doch ein ganzer Pflock in deinemeigenen Auge steckt?Du spielst falsch!Zieh zuerst den Pflock aus deinem Auge,dann sieh zu, wie du den Splitteraus dem Auge deines Bruders ziehst.

 

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26.‍Januar

 

Matthäus 6,1–‍6

 

Stellt eure Wohltätigkeit nicht zur Schau!Es könnte sein, dass euch die Menschen rühmten,Gott aber euch seinen Lohn entzöge.Wenn ihr Menschen helft, die in Not sind,dann posaunt es nicht hinaus,wie es die Heuchler tun, damit Gott es merktund die Menschen es besprechen.Ich sage euch: Ihr hättet euren Lohn gehabt.

 

Wenn ihr jemandem helft,dann lasst eure linke Hand nicht wissen,was die rechte tut,und lasst euer Opfer im Verborgenen geschehen.Euer Vater sieht ins Verborgene und wird euch segnen.

 

Und wenn ihr betet, dann wendet euch Gott zuund nicht den Menschen.Wollt nicht eure Rechtschaffenheit damit beweisen.Wenn ihr betet, dann redet mit Gott.Geht in die hinterste Kammer und schließt die Tür.Betet zu eurem Vater im Verborgenen.Er sieht ins Verborgene und wird euch segnen.

 

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27.‍Januar

 

Matthäus 6,7–13

 

Wenn ihr betet, dann plappert nicht vielwie die, die an Götzen glauben.Sie meinen, sie würden erhört,wenn sie viele Worte machen.Tut es ihnen nicht gleich.Euer Vater weiß, was ihr braucht,ehe ihr ihn bittet.Darum betet so:

 

»Unser Vater im Himmel,dein Name sei uns heilig.Deine Herrschaft lass wirksam werden.Deinen Willen lass geschehenim Himmel und in unserer Welt.Gib uns das Brot,das wir heute nötig haben,vergib uns das Böse,das wir getan haben,wie wir dem vergeben werden,der uns Böses getan hat.Schütze uns vor der Gefahr,dich zu verlieren,und mache uns freivon der Macht der Finsternis.Denn dir steht die Herrschaft zuund die Machtund die Ehre in Ewigkeit. Amen.«

 

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28.‍Januar

 

Matthäus 6,16‍–‍24

 

Wenn ihr euch ein Fasten auferlegt,weil ihr in eurem Leben Raum schaffen wolltfür die Stille mit Gott,dann macht kein Schauspiel daraus.Zeigt keine Leidensmiene wie die Heuchler.Wenn ihr fastet, so gebt euch festlich,und lasst euren Verzicht im Verborgenen.Euer Vater sieht ins Verborgene und wird euch segnen.

 

Häuft keine Reichtümer auf.Mottenfraß und Holzwurm sind ihr Ende.Diebe graben danach und rauben euch aus.Sammelt einen Besitz bei Gott,wo weder Motten noch Holzwurm sindund kein Dieb nachgräbt.Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz.

 

Niemand kann für zwei Herren arbeiten.Er wird dem einen seine Kraft schuldig bleibenund sie für den anderen einsetzen.Er wird sich für den einen bemühenund den anderen vernachlässigen.Ihr könnt nicht Gott dienenund dem Geist des Geldes zugleich.

 

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29.‍Januar

 

Matthäus 6,25‍–‍34

 

Macht euch keine Sorgen um euer Leben.Sagt nicht: »Was sollen wir essen? Was trinken?Womit sollen wir uns kleiden?«Gott gab euch Leib und Leben,das ist mehr als die Nahrung, die ihr braucht.Wollt ihr ihm nicht zutrauen,dass er euch das Kleinere dazu gibt?

 

Was sollen Sorgen nützen?Wer verlängert mit seinen Sorgendie Zeit seines Lebensauch nur um eine halbe Elle?Und warum sorgt ihr euch um Kleider?Schaut die roten Anemonen, die sich hier in Galiläawie Teppiche die Hänge herabziehen!Sie blühen einfach,wo die Sonne scheint und der Regen fällt.Dabei war auch Salomo in all seiner Prachtnicht gekleidet wie eine von ihnen.Wenn aber Gott das Gras,das heute steht und morgen verbrannt wird,so kostbar kleidet,wird er nicht viel mehr für euch sorgen,ihr Anfänger im Glauben?

 

Setzt euch ein für das Reich Gottesund seine Gerechtigkeit,alles Übrige wird euch zufallen.Der Tag, der morgen ist, wird für sich selbst sorgen.Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Mühe hat.

 

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30.‍Januar

 

Matthäus 7,7–12

 

Wenn ihr mit Gott redet,dann sorgt euch nicht,ob er es auch hören werde.Bittet ihn, er wird euch geben.Sucht ihn, ihr werdet ihn finden.Klopft an, er wird euch auftun.Wer bittet, wird empfangen.Wer sucht, wird finden.Wer anklopft, dem wird Gott eine Tür öffnen.

 

Wie ist es denn unter euch?Ist da einer, der seinem Sohn einen Stein reicht,wenn er ihn um Brot bittet?Oder der eine Schlange bietet,wenn das Kind um einen Fisch gebeten hat?Wenn aber ihr in eurer Armut und Unzuverlässigkeiteuren Kindern die Gaben zu geben wisst,die sie brauchen,sollte Gott nicht in der Lage sein,denen Gutes zu geben, die ihn bitten?

 

Merkt euch die Regel:Alles, was ihr von den Mitmenschenan guten Taten erwartet, das tut ihnen.Das ist das ganze Gesetz Gottesund die Botschaft seiner Propheten.

 

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31.‍Januar

 

Matthäus 7,24‍–‍29

 

»Wer tut, was ich sage,der ist klug wie ein Mann,der sein Haus auf einen Felsen baute.Als nun ein schwerer Regen fiel,der Fluss übers Ufer tratund nach dem Haus griffund die Stürme gegen das Haus stießen,blieb es unversehrt,denn sein Fundamentwar in den Felsen gehauen.

 

Wer aber hört, was ich sage,und es nicht tut,der ist töricht wie ein Mann,der sein Haus auf Sand setzte.Als nun ein Regen fielund der Fluss über die Ufer tratund die Stürme an das Haus schlugen,zerbrach esund stürzte in Trümmern zusammen.«

 

Als Jesus diese Rede beendet hatte,war das Volk außer sich über seine Lehre,denn er redete wie einer,der von Gott Gewalt hat,und nicht wie die Schriftgelehrten.

 

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1.‍Februar

 

Matthäus 16,21–‍26

 

Damals erklärte Jesus seinen Jüngern zum ersten Mal, dass es für ihn keinen Ausweg gebe. Er werde nach Jerusalem gehen und dort viel Qual und Leiden auf sich nehmen müssen, die die Ältesten und die Priester und die Schriftgelehrten ihm zufügen würden. Er werde sterben und am dritten Tag von Gott erweckt werden.

 

Da nahm Petrus ihn beiseite und beschwor ihn:»Das will Gott nicht, Herr!Das darf dir nicht zustoßen.«

 

Jesus aber wandte sich um und fuhr ihn an:»Weg! Geh mir aus den Augen, du Satan!Du bist mir im Wege,denn du meinst nicht, was Gott will,du denkst wie ein Mensch!

 

Wer zu mir gehören willund meinen Weg mitgehen,der denke nicht an sich selbstund sehe von seinem eigenen Leben ab.Er nehme den Kreuzbalken auf seine Schulter,an den sie ihn hängen werden,und gehe hinter mir her.Wer sein Leben retten will,wird es dabei verlieren,wer aber sein Leben hingibt,weil er zu mir gehört, wird das Leben finden.

 

Was hat ein Mensch gewonnen,wenn er die ganze Welt gewinntund das Leben verliert?Oder was will ein Mensch bietenfür sein verlorenes Leben?«

 

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2.‍Februar

 

Matthäus 13,1–‍9.19‍–‍23

 

Jesus sprach – und das war sein zentraler Begriff – vom »Reich Gottes«. Er meinte damit die nahe, gestaltende Mächtigkeit Gottes jetzt und in der Zukunft. Und er meinte damit den zu seiner Bestimmung, seiner Reife gekommenen Menschen, der für Gott in dieser Welt wirkt.

 

Ein Bauer ging auf seinen Acker, um zu säen.Als er die Saat auswarf,fiel ein Teil der Körner auf den Weg,und die Vögel kamen und pickten sie auf.Ein anderer Teil fiel auf felsigen Grund.Weil es oberflächlich lag, ging es bald auf.Als aber die Sonne höher stieg, welkte es,weil die Wurzeln zu wenig Grund hatten.Einiges fiel in ein Gestrüpp,und die Hecken wuchsen und erstickten es.Das Übrige aber fiel in gute Erde und gab Frucht,hundertfach oder sechzigfach oder dreißigfach.Wer Ohren hat, höre gut zu!

 

Wer mein Wort hört, aber nicht begreift, den vergleiche ich dem Weg, auf den die Körner fallen.Felsigen Grund nenne ich den, der keine Tiefe hat und schnell ans Ende seiner Kraft kommt.In dem in Dornen erstickten Teil der Frucht sehe ich den, der sich von seinem täglichen Kampf ums Überleben den Atem nehmen lässt.Die Saat ist das Wort.Was davon auf gutes Land fällt, das meint die,die aufnehmen und die verstehen, was ich sage,die es wachsen und reifen lassen in ihnen selbst,so dass unter ihnen Gottes Reich entsteht.

 

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3.‍Februar

 

Markus 4,26‍–‍29; Matthäus 13,24‍–‍30

 

Wie das Reich Gottes sich bei euch verwirklicht?

 

Denkt euch einen Bauern,der Samen in die Erde wirft.Der geht wieder nach Hauseund schläft und wacht bei Nacht und bei Tag,während der Same aufgeht und wächst,ohne dass er etwas dazu tut oder davon weiß.Von selbst, von sich aus gibt die Erde Frucht.Zuerst den grünen Halm, dann die Ähre,dann den vollen Weizen in der Ähre.Wenn aber die Frucht es zulässt,dann schickt er die Sichel hinaus,denn die Ernte ist da.

 

Oder denkt euch einen Menschen,der reines Saatgut aussäte.Er hatte aber einen Feind,und als seine Leute schliefen,kam der und säte Lolch dazwischen,das gefürchtete, giftige Unkraut,das dem Weizen anfänglich so ähnlich sieht,und ging weg.Als nun die Frucht aufwuchs und sich die Ähre bildete,da merkte man, dass eine Menge davon Lolch war.Da kamen die Knechte zum Gutsherrn und fragten:»Willst du, dass wir hinausgehenund das Unkraut herausreißen?«»Nein«, antwortete der Gutsherr,»sonst reißt ihr den Weizen mit heraus.Lasst beides miteinander wachsen bis zur Ernte.Da sollen die Schnitter das Unkraut herauslesenund es zum Verheizen bündeln,den Weizen aber sollen sie in meine Scheuer einbringen.«

 

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4.‍Februar

 

Matthäus 13,31–‍35

 

Ein anderes Gleichnis lautete so:

 

Das Reich Gotteslässt sich mit einem Senfkorn vergleichen,das ein Mensch in die Hand nahmund auf sein Feld säte.Es ist das kleinste von allen Samenkörnern.Wenn es sich aber entwickelt,wird daraus eine Pflanze,größer als die Gartenstaudenund schließlich so groß wie ein Baum,so dass die Vögel kommenund sich in seinem Gezweig Nester bauen.Der Baum ist das Reich Gottes. Es wächst in euch.

 

Und noch einmal:Das Reich Gottes ist wie ein Bällchen Sauerteig,den eine Frau mit einer großen Wanne Teigvermischte und knetete,so dass der ganze Teig durch und durch sauer wurde.Am Ende buk sie Brot, essbares, gutes, duftendes Brot.

 

Das alles redete Jesus zu den Leuten in Bildern,in Vergleichen und Geschichten,so, wie es schon ein Prophet andeutete:

 

»Ich will meinen Mund auftunund Gleichnisse erzählenund will aussprechen die Geheimnisse,die seit Anfang der Welt verborgen waren.«

 

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5.‍Februar

 

Matthäus 13,44‍–‍51

 

Wie man das Reich Gottes gewinnt:

 

Ein Bauer stieß in dem Acker,auf dem er arbeitete,auf einen vergrabenen Schatz.Aber der Acker gehörte nicht ihm.So deckte er den Fund wieder zuund ging in seiner Freude heim.Dort verkaufte er alles, was er hatte,und kaufte den Acker.

 

Oder so: Ein Juwelier ging auf Reisenund suchte echte, gute Perlen.Da fand er eine, die war wertvoller als alles,was er bisher gesehen hatte.Er fuhr nach Hause,verkaufte alles, was er besaß, und kaufte sie.

 

Einfacher ist das Reich Gottes nicht zu haben.