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F. Schütz

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Beschreibung

Die Ferien am Meer fangen für ein Mädchen wolkenlos an. Doch ein einheimischer Junge stört die beschauliche Stille. Auch die rätselhaften Spuren im Sand wecken die lebhafte Neugier. Ein unglaubliches Abenteuer beginnt und führt die beiden an die Grenze ihrer Fähigkeiten.

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Veröffentlichungsjahr: 2022

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F. Schütz

Wundersame Sandspuren

Schweigsamen im Lande gewidmet.

Inhalt

1. Ferien am Meer

2. Die Idee

3. Die Folgen

4. Der Flug

5. Die Anfänge

6. Die Grenze

7. Eingeschlossen

8. Katzengold

9. Die Geschenke

10. Das Streitgespräch

11. Die Beichte

12. Alltag

13. Das Unwetter

14. Die Wohngemeinschaft

15. Eine ungewisse Zukunft

16. Gefährdet

17. Die Entscheidung

18. Überraschungen

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1. Ferien am Meer

Samuel stand früh auf. Ihm gefiel die Frische des aufbrechenden Tages. Auch weil der Werktag dann zum größten Teil geordneter ablief. Man schaffte viel mehr und hatte trotzdem genug freie Zeit. Samuel turnte ein wenig und lief paar Kreise im Hof. Jetzt noch die kleine Wirtschaft besorgen und als Nächstes frühstücken. »Mama wird mit der Vorbereitung schon fertig geworden.«

Der Junge hörte die Mutter bereits im Flur anfragen, ob er heute vorlesen würde. Er persönlich hätte lieber ihre melodische Singstimme angehört. Sie sagte allerdings, dass seine Stimme die des Daddys sei. Das wäre zwar unwichtig, aber der Vater war zu allem Unglück nicht mehr da. Ein Seemann, der nicht zurückkehrte. Und nicht, wie man gleich denke, mit Mann und Maus untergegangen. Ein Arbeitsunfall. Wie banal.

»Ja, werde ich.« Samuel war mit sich zufrieden. Fast einen ganzen Satz brachte er heraus. Das war ein ständiger Vorwurf, dass er einsilbig sei.

In der guten Stube angelangt, holte Samuel die uralte dicke Familienbibel, die noch in gotischer Schrift abgedruckt wurde. Eine lange Ahnentafel war darin verzeichnet. Eine in seinen Augen schier unglaubliche Zeitreihe, die verdichtet auf einigen Blättern stand. Wenn man erst vierzehn ist, liegt alles Vergangene ungefähr in der Steinzeit. Er las ein Kapitel vor. Jetzt war sein Tagespensum am Reden erfüllt. Anschließend sprach die Mutter ein Dankgebet und bat um Bewahrung. Hätte sie vorgelesen, dürfte er beten.

Nach dem Frühstück fuhr die Mutter zur Arbeit. Nahe vierzig, sah sie noch immer nach dreißig aus. Ihr flachsblondes, dichtes Haar lockte sich schön und die blauen Augen besaßen eine Tiefe, die nicht alltäglich war. Sonnig lächelnd, gewann sie die Menschen für sich sehr schnell. Aber sich noch einmal zu verheiraten, mochte sie nicht. Die Treue war für sie nur dann des Wortes wert, wenn sie lebenslang währte. Auch wollte sie Samuel keinen Stiefvater bescheren. Daher lehnte sie alle Anträge ab. Ein Witwer bemühte sich vergeblich, sie zu gewinnen. Ein alternder Single, der endlich eine Familie wünschte, wurde ebenfalls abgeblitzt.

»Wirst du das Mittagsessen warm machen?«, fragte die Mutter beinahe auf dem Sprung.

»Wie schlau Mama es anstellt«, wunderte sich Samuel im Stillen. »Das ist eher eine verdeckte Aufforderung als eine Frage.« Samuel mochte das aufgewärmte Essen nicht. Aber eine kurze Zusage schnitt von vorneherein eine sonst unvermeidliche Diskussion ab. »Ja.«

Eine weiche Hand streichelte leicht seine Wange. Sich küssen, duldete Samuel nicht. Die Lippen lächelten sanft, die Augen entschuldigten sich. Die Tür fiel ins Schloss.

Samuel räumte den Küchentisch ab und belud die Spülmaschine. Sie einzuschalten, lohnte es sich noch nicht. Er fegte die Küche aus und ging die Stuben durch. Alles war in schönster Ordnung. Mutter ließ normalerweise nichts herumliegen. Samuel ging zum Garten und besah das Gemüse und die Blumen. Die Pflanzen zu gießen, war angebracht und schnell erledigt. Das wenige Unkraut wurde zielstrebig ausgerupft. Was nun anfangen? Angeln wäre nicht schlecht. Aber schon zu spät, um etwas herauszufischen. Die Aussichten auf einen Fang sind tagsüber alles andere als gut. Jedoch wie bei allen Sportarten, die Laien austragen, teilzunehmen ist fast genauso beglückend, wie zu gewinnen. Samuel sammelte bedächtig sämtliche Utensilien und ging zum Ufer.

Das kleine ehemalige Fischerdorf wuchs nicht. Die Ursachen dafür waren landschaftlich bedingt. Die an einer Bucht bequem liegende Siedlung war zwischen den Felsen eingezwängt. Ein einladender Sandstrand lockte zum Sonnen und Baden. Aber nicht den Strand strebte Samuel an, sondern den ins Meer laufenden Steg. Er schaute unter die Füße, in seiner angewöhnten Haltung, etwas den Kopf nach unten gebeugt. Die Mitschüler spotteten ihn deswegen aus, dass er den Grund und Boden nach einer Münze absuche.

Aber wer ist das? Eine blendende Erscheinung fesselte plötzlich seinen Blick. Ein Mädchen mit geschlossenen Augen, brünett und lieblich, bräunte sich auf einem länglichen Badetuch. Die fein gebogenen Augenbrauen und lange Wimpern unterstrichen die hohe Stirn. Die klassische griechische Nase gab dem Gesicht eine geringfügige Strenge, die durch weich gezeichneten Lippen noch etwas gemildert wurde.

Samuel stockte das Herz wegen solcher Schönheit. In der Einfachheit und Liebenswürdigkeit erzogen, überwand er seine Mundfaulheit und sprach das anscheinend gleichaltrige Mädchen an. »Herzlich willkommen!«, grüßte er freundlich. »Es lohnt sich, die Ferien bei uns zu verbringen«, fügte er hinzu.

Das Mädchen öffnete die Augen. Sie waren dunkel und schauten ihn mit einer unerwarteten Kälte an. »Ihr Weg führt Sie ohne Weiteres an mir vorbei, gehen Sie in Frieden!«

Peinlich berührt, wusste Samuel nicht gleich, wie er dies quittieren sollte. Ein Gesichtsverlust war nahezu unvermeidlich. »Yes, Miss Hard!«, salutierte er rasch, drehte sich schneidig nach rechts und schritt wie auf der Parade weg. Der scherzhafte Versuch, die Blamage zu überdecken, missglückte. Kein Lächeln begleitete seinen Abgang. Die Schöne schloss gleichgültig die Augen.

Die Schamröte bedeckte Samuels Gesicht. Seine Seele brannte und in den Schläfen hämmerte das Blut. Er verlor jegliche Lust am Angeln. Der Junge erreichte das Ende des Strandes, verließ ihn und kehrte auf Umwegen zurück. Den ganzen Tag bezwang er sich, das Vorgefallene zu verdrängen. Er schmiss sich aufs Sofa, ging im Hof herum, schaltete Musik an, zwang sich zum Lesen oder Surfen. Nichts half, die Wunde in der Seele wurde zu tief geschlagen. Am späten Nachmittag schlief er unverhofft ein. Erwacht, wurde er so weit wiederhergestellt, dass die äußerlichen Zeichen der Qual sich verwischten. Mindestens fiel der Mutter nichts auf. Zum Glück hatte sie zu tun und fragte ihn nicht, womit er sich tagsüber beschäftigte.

Nach dem Abendessen erkundigte sich Samuel, ob es denn etwas Neues gäbe. Die verwunderte Mutter hob ein wenig die Augenbrauen, schrieb aber die Anfrage der Ferienlangeweile zu. Sie erzählte dann, durch sein Interesse ermuntert, ihre Neuigkeiten.

»Der jüngste Sohn meiner Kollegin erkrankte, sie wird ihn beaufsichtigen. Ich soll demnächst ihre Aufgaben teilweise übernehmen. Eventuell komme ich deshalb später nach Hause.«

»Du kommst auch sonst müde von der Arbeit zurück. Wie soll es überhaupt gehen?«

»Hoffentlich sind es nur zwei oder drei Tage. Genaues weiß ich noch nicht.« Mutter legte dankbar ihre Hand kurz auf Samuels Rechte. »Heute traf ich während der Mittagspause die Frau Becker in der Stadt, sie kaufte ein. Stell dir vor, sie hat nun ausnehmend noble Sommergäste für den ganzen Monat im Haus. Vier riesige Lederkoffer und noch einige Kleinigkeiten brachten die Gäste mit. Es sind Mutter und Tochter. Sehr vornehm. Frau Becker soll das Mittagsessen kochen und musste die ausgesuchtesten Wünsche aufschreiben. ›Bin ich eine Sterneköchin?‹, lamentierte die Arme. Die angereiste Frau ist nett. Die Tochter steht aber unterm Verdacht, überspannt und unnahbar zu sein. Sie sprach noch kein Wort zu Frau Becker. Nur ›Danke‹ und ›Gute Nacht‹.«

»Das ist doch kein Verbrechen!«, hielt Samuel nicht aus. Eine Gemeinsamkeit mit dem Mädchen fand er bereits.

Die Mutter lachte: »Sehr ritterlich von dir!« »Die feine Dame deutete an, dass die Tochter sich mit dem Lernen überanstrengte. Die Ärzte hätten die Stille und die heilsame Meeresluft empfohlen.«

»Ach, die Dame macht sich nur wichtig. Abwechselnde Aufgaben und vielseitige Interessen waren schon immer die beste Arznei. Das Faulenzen verdirbt, nicht die Arbeit.«

»Noch ein Arzt!«, rief Mutter gespielt entsetzt. »Schuster, bleibe bei deinen Leisten.«

Samuel war halbwegs versöhnt. Er schwankte zwischen Vergeltung und Hilfsbereitschaft. Letztendlich gewann er den Eindruck, dass der Charakter des jungen Mädchens für die Schwierigkeiten verantwortlich war. Hautnah spürte er die Auswirkungen. Dass er zwar gut meinte, aber ungeschickt ausführte und selbst Schuld war, kam ihm gar nicht im Sinn. Vor dem Schlafengehen zerbrach er sich den Kopf, was er unternehmen sollte. Noch im Schlaf zuckten ihm die Hände, als ob er etwas abwehrte oder baute.

Die Tochter saß schweigend neben ihrer Mutter und starrte die Wand an. Die viel geprüfte Dame brach das Schweigen: »Luz, hast du heute irgendwelche Bekanntschaften gemacht?«

»Mit wem denn? Mit den Einheimischen? Die Flachsköpfe sollen mir nicht in die Nähe kommen.«

»Welche Reden führst du, mein Kind?«, fragte die Mama erschrocken. »Sie sind vielleicht besser als du.«

»Gut möglich. Trotzdem will ich mit ihnen nicht zu tun haben. Sonst verderbe ich sie noch.« Die Mutter sah ein, dass solches Gespräch zu nichts führen würde und verlor kein Wort mehr. Nach einer Weile zog sie sich zurück und wünschte der Tochter gute Nacht. Luz nickte ihr zu.

2. Die Idee

Am nächsten Morgen war Samuel beim Frühstück zerstreut. »Wo schwebst du, mein Junge?«, holte ihn die liebe Stimme zurück.

»Oh, es tut mir leid, Mama. Ich habe nicht aufgepasst. Was hast du eben gesagt?«

»Schon die ganze Zeit rede ich von den Spuren, die wir hinterlassen. Sowohl bei Begegnungen mit den Menschen, als auch durch unsere Arbeit. Wenn wir auf den Glaubensspuren wandeln, wird auch unsere Fährte den Glauben zeigen.«

»Ja, die Spuren …«, antwortete Samuel nachdenklich. Dann rief der Begeisterte hingebungsvoll: »Das ist eine sehr gute Idee!«

»Ich wüsste gern, ob wir dasselbe meinen«, schaute ihn die Mutter zweifelnd an. Das waren prophetische Worte.

Da es in der Nacht einen stärkeren Wind gab, der mit dem erfrischenden Regen aushalf, brauchte der Garten nicht gepflegt werden. So war der Junge schnell mit den alltäglichen Aufgaben fertig und konnte sich einer Idee widmen, die ihm seine Mutter nichts ahnend schenkte. Samuel fand zwei größere längliche Spanplatten, die so spiegelglatt waren, dass sie keine weitere Bearbeitung benötigten. Danach schnitt er vier grobe Stoffstreifen aus, bohrte die Platten in der Mitte an und schraubte die Streifen je zwei nacheinander fest. Herausgekommen waren riesige Schuhe. Diese einfache Arbeit wurde in kurzer Zeit vollbracht. Viel schwieriger war es, einen Leisten zu entwerfen, der direkt auf den ersten Blick als völlig ungewöhnlich erschien. Der Erfinder entschied sich für den Typ »Schwimmflossen«. Zur Vorlage wählte er die Fußform eines Riesenfrosches.

---ENDE DER LESEPROBE---