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Xenophon

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Beschreibung

Xenophons 'Erinnerungen an Sokrates' ist ein beeindruckendes Werk, das die tiefgreifenden Gespräche und Lehren des berühmten Philosophen Sokrates durch die Linse seines Schülers Xenophon einfängt. Das Buch zeichnet sich durch einen klaren und einfachen Schreibstil aus, der es für Leser aller Bildungsgrade zugänglich macht. Xenophon präsentiert sowohl die philosophischen Diskussionen als auch die charakterlichen Eigenschaften seines Lehrers auf eine fesselnde Weise, die den Leser in die Welt des antiken Griechenlands eintauchen lässt. In literarischem Kontext ist dieses Werk ein wertvolles Zeugnis der klassischen Philosophie und Ethik. Es hebt die moralischen Werte des Sokrates hervor und bietet Einblicke in seine einzigartige Denkweise und Methode der Lehre. Xenophon, ein bekannter Historiker und Schüler des Sokrates, war in der einzigartigen Position, die Weisheit seines Mentors aufzuzeichnen. Seine persönliche Nähe zu Sokrates ermöglichte es ihm, intime Einblicke in dessen Persönlichkeit und Gedankenwelt zu gewinnen, die er in diesem Buch meisterhaft festhält. Xenophon zeigt sich als ein fähiger Schriftsteller, der nicht nur historische Ereignisse, sondern auch philosophische Ideen mit großer Klarheit und Tiefe darstellen kann. Seine Darstellung von Sokrates als moralischem Vorbild und inspirierender Lehrer ist faszinierend und überzeugend. Für Leser, die sich für die antike Philosophie interessieren oder einfach nach einer inspirierenden Lektüre suchen, ist Xenophons 'Erinnerungen an Sokrates' ein absolutes Muss. Dieses Buch bietet nicht nur eine reiche Quelle der Weisheit und moralischen Lehren, sondern regt auch zum Nachdenken über zeitlose Fragen und Themen an. Xenophons Meisterwerk ist ein zeitloser Klassiker, der auch heute noch lesenswert und erhellend ist.

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Xenophon

Xenophon's Erinnerungen an Sokrates

Books

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2017 OK Publishing
ISBN 978-80-272-1416-7

Inhaltsverzeichnis

Vorwort.
Erstes Buch.
1. Kapitel.
2. Kapitel.
3. Kapitel.
4. Kapitel.
5. Kapitel.
6. Kapitel.
7. Kapitel.
Zweites Buch.
1. Kapitel.
2. Kapitel.
3. Kapitel.
4. Kapitel.
5. Kapitel.
6. Kapitel.
7. Kapitel.
8. Kapitel.
9. Kapitel.
10. Kapitel
Drittes Buch.
1. Kapitel.
2. Kapitel.
3. Kapitel.
4. Kapitel.
5. Kapitel.
6. Kapitel.
7. Kapitel.
8. Kapitel
9. Kapitel
10. Kapitel
11. Kapitel.
12. Kapitel.
13. Kapitel.
14. Kapitel.
Viertes Buch.
1. Kapitel.
2. Kapitel.
3. Kapitel.
4. Kapitel.
5. Kapitel.
6. Kapitel.
7. Kapitel.
8. Kapitel.

Vorwort.

Inhaltsverzeichnis

Schon seit alter Zeit hat man darüber gestritten, ob Xenophon oder Platon das historisch treuere und erschöpfendere Bild von Sokrates entworfen habe, und welcher von beiden als Quelle der Philosophie des Sokrates anzusehen sei. Diese Frage hat sich mehr und mehr zu Gunsten Xenophon’s entschieden, der uns in seinen Erinnerungen an Sokrates ein treues Bild von Sokrates Lehre und Persönlichkeit gegeben hat. Er hat nur Thatsächliches und Selbsterlebtes zuverlässig berichtet, und er besaß die geistige Befähigung, einen Mann wie Sokrates zu verstehen, um dessen Lehre in ihren Grundzügen richtig darzustellen. Dafür bürgt uns die Thatsache, daß Sokrates mit ihm mehrere Jahre hindurch einen näheren Umgang unterhalten hat.

Daß ich bei der vorliegenden Übersetzung alle mir nur irgend zugängliche Litteratur benutzt habe, versteht sich von selbst. Meiner Übersetzung habe ich die erklärende Ausgabe des um die Kritik und Erklärung Xenophon’s hochverdienten Ludwig Breitenbach zu Grunde gelegt, (Berlin, Weidmannsche Buchhandlung, fünfte Auflage 1878). Manche Belehrung habe ich aus seinen trefflichen Anmerkungen geschöpft, was dankbar anzuerkennen ich für meine Pflicht halte. Auch die erklärende Schulausgabe von Dr. Rafael Kühner (vierte Auflage, besorgt von Dr. Rudolf Kühner, Leipzig 1882) habe ich an manchen Stellen benutzt. Von den existierenden Übersetzungen habe ich die von Neide, Finckh und Zeising gebührend berücksichtigt.

Was zum Verständnis des Einzelnen nöthig war, habe ich in kurzen Anmerkungen, die sich am Ende der Uebersetzung befinden, beigefügt. In Betreff der Uebersetzung selbst habe ich mich so viel als möglich, ohne der deutschen Sprache Gewalt anthun zu wollen, an das Original angeschlossen.

Eine Einleitung über Xenophon’s Leben und Werke voranzuschicken, hielt ich für überflüssig, da eine solche sich in der Uebersetzung der Xenophontischen Anabasis (Universal-Bibl. No. 1185 und 1186) befindet, auf die ich hiermit verweise.

Möge diese Uebersetzung, an der ich mit Lust und Liebe gearbeitet habe, und der ich dies Geleitswort aus dem meerbespülten und waldumrauschten Ahlbeck mitgebe, den Beifall competenter Beurtheiler sich erwerben.

Ahlbeck auf Usedom, den 22. Juli 1883.

Otto Güthling.

Erstes Buch.

Inhaltsverzeichnis

1. Kapitel.

Inhaltsverzeichnis

Vertheidigung des Sokrates gegen die Beschuldigung, daß er nicht die Götter des athenischen Staates verehrt und neue Gottheiten eingeführt habe.

1. Oft habe ich mich darüber gewundert, durch welche Gründe in aller Welt die Ankläger des Sokrates den Athenern überzeugend nachgewiesen haben mögen, daß er den Tod um den Staat verdient habe. Die gegen ihn erhobene öffentliche Klage lautete nämlich ungefähr so:

Sokrates thut Unrecht, einmal dadurch, daß er die Götter nicht anerkennt, welche der Staat anerkennt und andere fremde Gottheiten einführt, sodann aber auch dadurch, daß er die Jugend verführt.

2. Was nun das Erste anlangt, daß er die Götter nicht anerkenne, welche der Staat anerkennt, was für einen Beweis in aller Welt mögen sie da vorgebracht haben? Bekanntlich opferte er oft zu Hause, D. h. in einem das Haus umgebenden und von einer Mauer eingeschlossenen freien Platze, in dessen Mitte der Hauptaltar des Ζευσ Ερχειοσ Greek stand. oft auch auf den öffentlichen Altären der Stadt; Diese befanden sich unter freiem Himmel; auch die Tempelaltäre standen vor dem Tempel, so daß man die Opfernden sehen konnte. auch ganz offenkundig bediente er sich der Weissagungen. Es hat ja genug böses Blut gemacht, daß Sokrates sagte, die Gottheit Das δαιμονιον, die göttliche Stimme, die Sokrates in seinem Innern vernahm, so oft er etwas thun wollte, was nicht gut war; das Schweigen derselben hielt er für ein Zeichen der Billigung. Diese göttliche Stimme aber betrachtete Sokrates nicht als eine ihm allein von den Göttern verliehene Wohlthat, sondern er lehrte, von jedem Menschen, der ein unverdorbenes und reines Gemüth und wahre Frömmigkeit besitze, werde sie vernommen ( Kühner ). (Bei Xenophon ist το δαιμονιον(persönlich) die Gottheit, insofern sie in Sokrates individuell wirkt, nach Platon ist das δαιμονιον (sachlich) eine göttliche (innere) Stimme, die Sokrates zu vernehmen glaubt; Breitenbach, Einleitung § 31.) gebe ihm Andeutungen, weshalb eben ganz besonders sie, wie ich glaube, ihn beschuldigt haben, daß er fremde Gottheiten einführe.

3. Aber er führte damit ebensowenig etwas Neues ein, als all’ die andern, welche an die Weissagekunst glauben und sich des Fluges der Vögel, der Vorbedeutungen aus der menschlichen Stimme, des Schauens der Eingeweide der Opferthiere und sonstiger Zeichen bedienen. Denn wie diese annehmen, daß nicht die Vögel, noch die ihnen Begegnenden das den Fragenden Zuträgliche wüßten, sondern daß es die Götter durch diese offenbaren, so dachte auch jener hierüber.

4. Aber die Meisten sagen es, als wenn sie von den Vögeln und Begegnenden ermahnt oder gewarnt würden, Sokrates hingegen sagte so, wie er dachte; er sagte nämlich, die Gottheit gebe ihm Andeutungen. Und vielen seiner Freunde gab er den Rath, dieses zu thun, jenes aber nicht zu thun, weil ihm die Gottheit eine Andeutung gäbe; und denen, die ihm folgten, gereichte es zum Nutzen, diejenigen aber, welche ihm nicht folgten, bereuten es.

5. Und wer wollte fürwahr nicht zugeben, daß er nicht gewünscht hätte, vor seinen Freunden als ein Narr oder Einfaltspinsel dazustehen? Beides aber würde er gewünscht zu haben scheinen, wenn er sich erst als einen Verkündiger göttlicher Offenbarungen und dann hinterher als einen Betrüger gezeigt hätte! Offenbar nun hätte er derartiges nicht vorhergesagt, wenn er nicht an die Erfüllung desselben fest geglaubt hätte. Wer möchte aber hierin wohl einem andern als einem Gotte Glauben schenken? Wenn er aber den Göttern glaubte, wie hätte er da glauben können, daß es überhaupt keine Götter gebe?

6. Aber wahrlich, außerdem that er auch noch Folgendes für seine Freunde. Die nothwendigen Dinge rieth er so zu thun, wie er glaubte, daß sie am besten gethan sein würden; hinsichtlich alles dessen aber, dessen Ausgang unberechenbar war, verwies er sie an das Orakel, um zu fragen, ob sie es unternehmen dürften.

7. Auch diejenigen, welche Haus-und Staatsangelegenheiten gut verwalten wollten, könnten, sagte er, der Weissagekunst nicht entbehren, obwohl er so etwas, wie ein Zimmermann, ein Schmied, ein Landmann, ein Beherrscher der Menschen oder einer, der dergleichen Arbeiten zu prüfen versteht, oder ein Rechenkünstler, ein Hausverwalter, oder ein Heerführer zu werden, für erlernbar hielt und glaubte, es könne auch schon durch menschliche Einsicht gewonnen werden.

8. Das Wichtigste aber von dem, was dabei in Betracht kommt, das, sagte er, haben die Götter sich selbst vorbehalten und den Menschen nicht offenbart. Denn weder könne der wissen, welcher seinen Acker gut bestellt habe, wer die Früchte einernten werde, noch wisse der, welcher sich ein schönes Haus gebaut habe, wer darin wohnen werde, auch wisse ein Feldherr nicht, ob seine Kriegsführung Heil bringen werde, und der Staatsmann wisse nicht, ob er mit gutem Erfolge an der Spitze des Staates stehe; auch wisse der nicht, welcher ein schönes Weib geheirathet hat, um sich desselben zu erfreuen, ob es ihm dereinst nicht Kummer bereiten werde; auch könne der nicht, welcher zu Verwandten einflußreiche Männer im Staate habe, wissen, ob er nicht gerade durch diese des Staates verlustig gehen könnte.

9. Diejenigen aber, welche glaubten, daß nichts von alledem von der Einwirkung der Götter abhängig sei, sondern alles Sache der menschlichen Einsicht sei, hielt er für verrückt; für verrückt aber auch diejenigen, welche Weissagungen in solchen Dingen haben wollten, welche die Götter den Menschen zur Erlernung und zur Beurtheilung übergeben hätten. Wenn z. B. einer fragte, ob es besser sei, einen des Fahrens Kundigen beim Fuhrwerk anzunehmen oder einen Unkundigen, oder ob es besser sei, einen, der das Steuern verstünde auf sein Schiff zu nehmen oder einen, der es nicht verstünde, – ein Solcher, wie auch diejenigen, welche Dinge, die durch Zählen, durch Abmessen oder durch Abwägen man sich aneignen könne, von den Göttern erfragten – alle diese hielt er für Frevler. Er behauptete, daß man alles das, was uns die Götter zur Erlernung und zur Ausführung gegeben hätten, erlernen müsse; das aber, was den Menschen unergründlich sei, müsse man mit Hilfe der Weissagekunst von den Göttern zu erfragen versuchen, denn die Götter gäben denjenigen Zeichen, welchen sie gnädig seien.

10. Aber er verkehrte ja immer vor Aller Augen. Denn des Morgens in der Frühe besuchte er die Säulenhallen Unter solchen Säulengängen spazierte man, um gegen die Sonnenhitze und gegen Unwetter geschützt zu sein, auf und ab. und die Turnplätze, und zur Mittagszeit konnte man ihn dort sehen, und auch zu andern Tageszeiten war er immer da zu finden, wo er mit den Meisten zusammentreffen konnte. Auch sprach er gewöhnlich, und wer wollte, konnte zuhören.

11. Aber keiner hatte jemals von Sokrates etwas Gottloses oder Unheiliges gesehen oder gehört. Auch redete er nicht, wie die Meisten, über die Natur des Weltalls, indem er darüber Betrachtungen angestellt hätte, was es mit dem von den Philosophen so genannten Kosmos (Weltall) für eine Bewandtnis habe und nach welchen Naturgesetzen alle Himmelserscheinungen vor sich gehen, sondern er hielt sogar diejenigen, welche über solche Dinge grübelten, für thöricht.

12. Und zuerst fragte er dabei, ob sie etwa schon wähnten, in menschlichen Dingen genügend erfahren zu sein und deshalb solche Grübeleien vornähmen, oder ob sie wähnten, das Geziemende zu thun, wenn sie die menschlichen Dinge bei Seite ließen und sich mit göttlichen beschäftigten.

13. Er wunderte sich aber, wenn es ihnen nicht klar war, daß es Menschen unmöglich sei, dieses ausfindig zu machen, da ja auch diejenigen, welche sich auf ihre Disputationen über solche Gegenstände sehr viel zu Gute thäten, nicht dieselben Ansichten hätten, sondern wie Wahnsinnige einander gegenüberständen.

14. Denn von den Wahnsinnigen fürchteten die einen nicht einmal das Furchtbare, andere hingegen fürchteten sich selbst vor dem nicht Furchtbaren; den einen scheine es gar nichts Schimpfliches zu sein, unter einem Pöbelhaufen beliebiges zu reden und zu thun, wieder andere scheuten sich, auch nur unter die Leute zu gehen; die einen hätten weder vor einem Heiligthum, noch vor einem Altar, noch vor sonst einem göttlichen Dinge ehrfurchtsvolle Scheu; die andern aber verehrten sogar Steine, die ersten besten Holzblöcke Die schlechtesten Götterstatuen von Stein oder Holz. und Thiere. Ebenso scheine nun auch unter denen, welche über die Natur des Weltalls sich den Kopf zerbrechen, den einen das Seiende nur ein einzelnes Ding, den andern hingegen das Seiende etwas der Zahl nach Unendliches zu sein; Daß alles Seiende nur ein Ding sei, lehrten die Eleaten, besonders das Haupt dieser Schule, Xenophanes (um 530 v. Chr.). Platon behandelt diese besonders im »Parmenides«. Daß die Welt aus unzähligen Atomen bestehe, lehrten die Atomisten, besonders Leukippos (um 500 v.Chr.) und sei« Schüler Demokritos. die einen sagten, alles sei in fortwährender Bewegung, andere, es bewege sich gar nichts; die einen glaubten, daß alles entstehe und vergehe, die andern, daß niemals irgend etwas entstanden oder vergangen sei. Meinungen des Herakleitos aus Ephesos (um 500 v. Chr.) einerseits und der Eleaten (Zenon um 460 v. Chr.) andererseits.

15. Er fragte über sie auch das, ob sich etwa, wie die, welche menschliche Weisheit lernten, das Gelernte im eigenen Interesse oder im Interesse eines beliebigen andern im Leben zu verwerthen beabsichtigten, ebenso auch diejenigen, welche über göttliche Dinge nachdächten, der Hoffnung hingäben, einmal, wenn sie erkannt hätten, welche Naturgesetze alles beherrschten, nach eigenem Gutdünken Winde, Regen, Jahreszeiten und was sie sonst von derartigen Dingen bedürften, machen zu können? Oder ob sie derartiges nicht einmal erhofften, sondern damit zufrieden wären, darüber, was es mit solchen Dingen für eine Bewandtnis habe, nur eine Meinung gewonnen zu haben.

16. Das war seine Ansicht von Leuten, welche sich mit solchen Dingen beschäftigten. Er selbst aber hätte sich immer über menschliche Dinge unterhalten, indem er betrachtete, was fromm, was gottlos, was schön, was schimpflich, was recht, was unrecht sei; was Besonnenheit und Keckheit, Tapferkeit und Feigheit sei; wie ein Staat und ein Staatsmann, wie Regierte und Regent sein müßten und anderes dergleichen, das, wie er überzeugt war, einen jeden, der es weiß, zu einem guten und tüchtigen Menschen macht, den aber, welcher es nicht weiß, mit vollem Rechte zu einem Knechte herabwürdigt.

17. Es ist demnach nicht zu verwundern, daß seine Richter in diesen Dingen, über welche seine Ansichten unbekannt waren, verkehrt über ihn urtheilten; aber sehr zu verwundern ist es, daß sie darauf nicht Rücksicht nahmen, was allen bekannt war.

18. Als er nämlich einmal Senator war und den verlangten Eid geschworen hatte, in welchem auch stand, nach den Gesetzen einen Rath geben zu wollen, da wollte das Volk gerade zu der Zeit, wo er Vorsteher im Demos war, gegen die Gesetze neun Feldherrn, zu welchen Thrasyllos und Erasinides gehörten, durch eine Gesammtabstimmung zum Tode verurtheilen. Sie wurden deshalb verurtheilt, weil sie nach der Schlacht bei den Arginusen (406 v. Chr.), obwohl durch einen Sturm daran gehindert, die Gefallenen nicht beerdigt hatten. Dieser Abstimmung widersetzte er sich, obwohl das Volk ihm zürnte und viele Mächtige ihm drohten; aber er hielt seinen Eid für höher, als gegen Gesetz und Recht dem Volke zu willfahren und sich vor den Drohenden in Acht zu nehmen.

19. Und er war überzeugt, daß die Götter für die Menschen sorgten, aber nicht in der Weise, wie der große Haufe glaubt; denn dieser glaubt, die Götter wüßten manches, manches aber wieder nicht. Sokrates aber glaubte, die Götter wüßten alles, sowohl Reden als Werke, als auch das, was heimlich ausgesonnen wird; ferner, daß sie allgegenwärtig seien und den Menschen in allen menschlichen Angelegenheiten Zeichen geben.

20. Ich wundere mich also, wie in aller Welt die Athener sich haben überreden lassen, daß Sokrates in Betreff der Götter verkehrte Ansichten gehabt habe, da er doch niemals gegen die Götter etwas Frevelhaftes gesagt oder gethan hat, vielmehr nur so geredet und gehandelt hat, wie einer reden und handeln muß, welcher als der Gottesfürchtigste anerkannt wird.

2. Kapitel.

Inhaltsverzeichnis

Sokrates verführte die Jugend nicht.

1. Wunderbar erscheint es mir aber auch, daß man sich konnte bereden lassen, Sokrates habe die Jünglinge zum Bösen verführt, er, der außer dem bereits Gesagten erstens im Genusse der Liebe und im Essen und Trinken unter allen Menschen die größte Selbstbeherrschung, dann gegen Frost und Hitze und jegliche Anstrengungen die größte Ausdauer besaß und endlich sich so gewöhnt hatte, nur Weniges zu bedürfen, so daß er bei einem nur ganz kleinen Vermögen Sokrates selbst schätzt sein ganzes Vermögen zu 5 Minen (1 Mine – 67 M. 50 Pf.). Zehn Silberminen machen eine Goldmine, 60 Minen ein Talent. ganz bequem damit ausreichte.

2. Wie hätte er nun, da er selbst ein solcher Mann war, andere sei es zu Gottlosen oder Gesetzesverächtern, zu Schwelgern, Wollüstlingen oder zu arbeitsscheuen Weichlingen machen sollen? Vielmehr brachte er viele hiervon ab, indem er in ihnen ein Trachten nach der Tugend erweckte und ihnen Hoffnung machte, wacker und trefflich zu werden, wenn sie auf sich selbst Sorgfalt verwendeten.

3. Gleichwohl bekannte er sich nie dazu, hierin Lehrer sein zu wollen, aber dadurch, daß er ein so vortrefflicher Mann war, erweckte er in denen, die mit ihm verkehrten, die Hoffnung, daß sie, wenn sie ihm nacheiferten, solche Männer selbst werden könnten.

4. Auch seinen Körper vernachlässigte er nicht nur selbst nicht, sondern pflegte auch nicht die Sorglosen zu loben. Maßlos zu essen und maßlos zu arbeiten mißbilligte er; aber so viel, als die Eßlust gern aufnimmt, zu genießen und das Gegessene gehörig auszuarbeiten, billigte er; denn diese Lebensweise sei nicht nur völlig gesund, sondern hindere auch nicht die Sorge für die Seele.

5. Er war aber auch nicht üppig und prahlerisch in seiner Kleidung und Beschuhung noch in seiner übrigen Lebensweise. Auch verführte er seine Schüler nicht zur Geldgier; denn von den übrigen Begierden suchte er sie abzubringen; von denen aber, welche nach seinem Unterricht begierig waren, nahm er kein Geld.

6. Durch diese Uneigennützigkeit aber glaubte er sich seine Freiheit zu sichern; diejenigen aber, welche für ihren Umgang Zahlung annahmen, nannte er Sklavenhändler, die mit sich selbst Handel trieben, weil sie gezwungen seien, sich mit denen zu unterreden, von welchen sie sich hätten bezahlen lassen.

7. Er wunderte sich aber, wie einer, der die Tugend zu lehren verspreche, Geld nehmen und, statt den größten Gewinn in der Erwerbung eines braven Freundes zu finden, noch fürchten könne, der, welcher brav und rechtschaffen geworden sei, möchte seinem Wohlthäter nicht den größten Dank wissen.

8. Sokrates dagegen machte zwar keinem derartige Versprechungen; aber er war überzeugt, daß diejenigen von seinen Schülern, welche das von ihm Empfohlene annähmen, für das ganze Leben ihm und einander rechtschaffene Freunde sein würden. Wie könnte nun ein solcher Mann die Jünglinge verführen? Es müßte denn etwa die Anleitung zur Tugend als Verführung gelten.

9. Aber beim Zeus, sagte der Ankläger, Der Hauptankläger Meletos. er machte, daß seine Schüler die bestehenden Gesetze verachteten, indem er sagte, es sei thöricht, die Vorsteher des Staates durch Bohnen Bei der Wahlen zu obrigkeitlichen Aemtern gab jeder wahlberechtigte Bürger in Athen durch eine weiße oder schwarze Bohne seine Stimme ab. zu ernennen, während doch zum Steuermann niemand einen durch Bohnen erwählten haben wolle, noch zum Zimmermann, noch zum Flötenspieler, noch zu anderen sonstigen Geschäften, obgleich die Fehler in diesen Geschäften viel weniger Schaden brächten als in Staatsangelegenheiten; solche Reden, sagte der Ankläger, führten die Jünglinge dazu, die bestehende Verfassung zu verachten und zu Gewalttätigkeiten geneigt zu machen.

10. Ich dagegen glaube, diejenigen, welche ihren Verstand bilden und im Stande sein zu können meinen, ihre Mitbürger über das Nützliche zu belehren, werden am wenigsten zu Gewaltthätigkeiten geneigt sein, weil sie wissen, daß der Gewalt Feindschaften und Gefahren folgen, durch Ueberredung hingegen ohne Gefahr und auf friedlichem Wege dasselbe erreicht wird. Denn die mit Gewalt Bezwungenen hegen Haß, als wäre ihnen etwas geraubt worden, während diejenigen, welche überredet worden sind, Liebe im Herzen hegen, als wäre ihnen etwas geschenkt worden. Gewalt zu gebrauchen ist also nicht die Art derer, welche ihren Verstand üben, sondern derjenigen, welche Stärke ohne Verstand besitzen.

11. Auch hat jeder, welcher Gewalt gebrauchen will, nicht wenige Genossen nöthig; wer sich aber aufs Ueberreden versteht, braucht keinen Beistand, denn auch ganz allein dürfte er überreden zu können glauben. Morden aber kommt diesen am wenigsten in den Sinn: denn wer möchte lieber einen morden wollen, als ihn überreden und lebend für seine Zwecke gebrauchen?

12. Aber, sagte der Ankläger, zwei Männer, die mit Sokrates verkehrt haben, Kritias und Alkibiades, Kritias, einer von den sogenannten dreißig Tyrannen, welche nach der Beendigung des Peloponnesischen Krieges in Athen die höchste Gewalt in Händen hatten, kam in dem Aufstande der Flüchtlinge unter Thrasybulos um. – Alkibiades, der Urheber jener bekannten unglücklichen Expedition nach Sicilien 413 v. Chr., war einer der genialsten, aber auch leichtfertigsten Demokraten während des Peloponnesischen Krieges. haben den Staat in das größte Unheil gestürzt. Denn Kritias war unter allen Machthabern zur Zeit der Oligarchie der habsüchtigste und gewalttätigste, Alkibiades unter allen zur Zeit der Demokratie der ausgelassenste und übermüthigste.

13. Ich will nun diese Männer, wenn sie dem Staate Unheil bereitet haben, nicht in Schutz nehmen; was es aber für eine Bewandtnis mit ihrem Umgange mit Sokrates hatte, will ich erzählen.

14. Diese beiden Männer waren allerdings von Natur die ehrliebendsten von allen Athenern; sie wollten alles durch ihre Hand betrieben wissen, und ihr Name sollte unter allen der berühmteste sein. Sie wußten, daß Sokrates mit einem ganz kleinen Vermögen vollkommen ausreichte, daß er in allen Genüssen sehr mäßig war und daß er alle, die sich mit ihm unterhielten, leitete, wie er wollte.

15. Da sie nun dieses sahen und so waren, wie sie bereits geschildert sind: könnte da wohl jemand sagen, sie hätten aus Wohlgefallen an der Lebensweise des Sokrates und an der Enthaltsamkeit, die er besaß, seinen Umgang gesucht, oder aus dem Grunde, weil sie glaubten, sie würden am geschicktesten im Reden und Handeln werden, wenn sie mit ihm umgingen?

16. Ich für meine Person bin überzeugt, wenn ihnen ein Gott freigestellt hätte, entweder das ganze Leben hindurch zu leben, wie sie Sokrates leben sahen, oder zu sterben – sie würden es vorgezogen haben, zu sterben. Das sah man aus dem, was sie thaten. Denn sobald sie geschickter als ihre Mitgenossen zu sein glaubten, sprangen sie von Sokrates ab und widmeten sich den Staatsgeschäften, um deren willen sie Sokrates aufgesucht hatten.

17. Vielleicht möchte jemand dagegen sagen, Sokrates hätte seine Schüler nicht eher die Staatskunst lehren sollen als Besonnenheit. Ich habe nun dagegen nichts einzuwenden; doch sehe ich, daß alle Lehrer nicht nur an sich ihren Schülern zeigen, wie sie selbst das thun, was sie lehren, sondern auch durch die Rede es ihnen einleuchtend zu machen suchen. Und so weiß ich, daß auch Sokrates seinen Schülern sich selbst als einen rechtschaffenen Mann, zeigte und sich mit ihnen über die Tugend und andere menschliche Dinge aufs beste unterhielt.

18. Außerdem weiß ich, daß auch jene sich vernünftig betrugen, so lange sie mit Sokrates verkehrten, nicht ans Furcht, sie möchten von Sokrates gestraft oder geschlagen werden, sondern weil sie es damals für das beste hielten, sich so zu betragen.

19. Hier könnten nun vielleicht viele von denen, die sich für Philosophen halten, einwenden, daß wohl niemals der Gerechte ungerecht, noch der Besonnene übermüthig, noch sonst in einer Sache, welche Gegenstand des Lernens ist, der, welcher sie gelernt hat, jemals ein Unwissender werden dürfte. Hierüber denke ich anders. Denn wie diejenigen, welche ihren Körper nicht üben, körperliche Arbeiten nicht verrichten können, so finde ich, vermögen auch die, welche ihren Geist nicht üben, geistige Arbeiten nicht zu verrichten, denn sie können weder thun, was sie sollen, noch unterlassen, was sie sollen.

20. Deshalb halten auch die Väter ihre Söhne, auch wenn dieselben besonnen sind, dennoch von schlechten Menschen fern, indem sie den Umgang mit Rechtschaffenen für eine Uebung der Tugend, dagegen den mit Schlechten für eine Zerstörung derselben halten. Dies bezeugt auch ein Dichter, wenn er sagt:

Treffliches wirst du von Trefflichen lernen; doch wenn du mit Bösen Umgang pflegst, so entweicht auch der vorhandne Verstand. Verse des Theognis, eines gnomischen Dichters aus Megara um 530 v. Chr.

Und ein anderer sagt:

Schlecht ist bald der wackere Mann, bald wiederum trefflich.

Der Dichter dieses Verses ist unbekannt. Vgl. Platons Protagoras (Univ.Bibl. Nr. 1708) Kap. 30 und Sophokles Antigone V. 361 ff. Mit klugen Erfindungen so Wohl über Verhoffen begabt, Neigt bald er zum Bösen, bald zum Guten. (Aus der klassisch-schönen Sophokles-Uebersetzung von Georg Thudichum, Gymnasialdirector in Büdingen, geb. 1800 gest. 1873.) Diese meisterhafte Übersetzung aller sieben Tragödien des Sophokles (Univ.-Bibl. Nr. 630. 641. 659. 670. 677. 709. 711, elegant geb. 1,50 M.), welche ihren Platz neben der Donner’schen würdig behauptet, kann ich den Lesern nicht dringend genug empfehlen.

21. Auch ich stimme diesen bei. Denn ich sehe, daß, wie die Gedichte Wörtlicher: die in Versen verfaßten Gedichte ) των εν μετρω πεποιηυενων. diejenigen, welche sie nicht üben, vergessen, ebenso auch die belehrenden Reden denen, welche sie vernachlässigen, verloren gehen. Wenn aber einer erst die ermahnenden Reden vergessen hat, dann wird ihm auch dasjenige aus dem Gedächtnisse schwinden, was in seiner Seele das Verlangen nach Weisheit erweckte. Ist dies entschwunden, dann ist es auch nicht zu verwundern, wenn die Weisheit selbst verloren geht.

22. Ich sehe aber auch, daß die, welche dem Trunke ergeben sind, und die, welche sich in Liebeshändel hineingestürzt haben, weniger Kraft besitzen, Nämlich als früher, da sie dem Trunke und der Liebe noch nicht ergeben waren (Breitenbach). sich des Geziemenden zu befleißigen und sich des Ungeziemenden zu enthalten. Denn viele, welche, ehe sie der Liebe huldigten, ihr Geld und Gut sparten, können dies, seit sie der Liebe gehuldigt haben, nicht mehr; und wenn sie nun ihr Vermögen verpraßt haben, dann pflegen sie Erwerbsmittel, deren sie sich früher enthielten, weil sie dieselben für schimpflich hielten, nicht mehr Im griechischen Texte steht zwar nur ουχ, doch wird wohl mit Breitenbach ουχετι απ zu lesen sein. zu vermeiden.

23. Wie sollte es also nicht möglich sein, daß ein Mensch, der früher mäßig war, nachher unmäßig werde, und ein anderer, der vorher gerecht handeln konnte, es später nicht könne? Ich für meine Person glaube, daß alles Schöne und Gute der Uebung fähig sei und am meisten die Mäßigung. Denn da die (sinnlichen) Begierden mit der Seele in einem und demselben Körper zusammenwohnen, so suchen sie dieselbe zu überreden, nicht mäßig und besonnen zu sein, sondern ihnen und dem Körper je eher je lieber zu Willen zu sein.

24. Kritias und Alkibiades konnten nun, so lange sie mit Sokrates verkehrten, von ihm unterstützt die nicht schönen Begierden niederhalten. Als sie sich aber von ihm getrennt hatten, floh Kritias nach Thessalien und verkehrte dort mit Menschen, welche mehr in Gesetzlosigkeit, als in Gerechtigkeit lebten; Kritias mußte im J. 411 v. Chr. aus Athen wegen seiner feindseligen Gesinnung gegen das Volk fliehen und begab sich zu den Thessaliern, welche damals wegen ihrer Sittenlosigkeit und Zügellosigkeit in üblem Rufe standen. Dort half er die Penesten gegen die großen Grundbesitzer wehrhaft machen und kehrte erst im J. 405 nach der Schlacht bei Aegospotamoi nach Athen zurück. Curtius, Griechische Geschichte II, S. 671 und Breitenbach Einl. § 4, Anm. dem Alkibiades aber, auf den wegen seiner Schönheit viele und angesehene Frauen Jagd machten, Ein häufiges Bild, vgl. meine Anmerkung zum Anfang des Platonischen Protagoras. der wegen seines Einflusses in der Stadt und bei den Bundesgenossen von vielen und mächtigen Männern verwöhnt, der vom Volke verehrt wurde und somit leicht die erste Rolle spielen konnte, ging es wie den Athleten in den gymnastischen Wettkämpfen, die, wenn es ihnen leicht wird, die ersten zu sein, die Uebung vernachlässigen: und so vernachlässigte er sich selbst.

25. Da nun dies bei ihnen zusammentraf, da sie stolz auf ihre Geburt, aufgeblasen auf ihren Reichthum, trotzig auf ihre Macht, verwöhnt von vielen Menschen und unter allen diesen Einflüssen verdorben und schon lange Zeit von Sokrates entfernt waren: wie kann man sich da wundern, daß sie übermüthig wurden?

26. Und da will, wenn sie einen Fehler machten, der Ankläger deshalb den Sokrates beschuldigen? daß aber als junge Leute in einem Alter, wo sie naturgemäß am wenigsten Ueberlegung und Mäßigung besaßen, Sokrates sie zu vernünftigen Menschen machte, scheint er dafür dem Ankläger keines Lobes würdig zu sein?

27. Wahrlich, so pflegt man doch sonst nicht zu urtheilen. Denn welcher Flötenspieler, welcher Zitherspieler, welch’ anderer Lehrer, der aus seinen Schülern tüchtige Leute gemacht hat, wird, wenn dieselben zu andern gehen und dort sich schlechter zeigen, dafür verantwortlich gemacht? Welcher Vater macht denn, wenn sein Sohn während des Verkehrs mit einem Freunde sich gut betrug, nachher aber im Umgang mit einem anderen schlecht wird, dem früheren Freunde daraus einen Vorwurf? Lobt er nicht um so viel mehr den ersten, je schlechter er sich bei dem späteren zeigt? Ja sogar die Väter, die mit ihren Söhnen zusammenleben, werden, wofern sie selbst ein besonnenes Leben führen, für die Vergehungen ihrer Kinder nicht verantwortlich gemacht.