Zeit für Eisblumen - Katrin Koppold - E-Book

Zeit für Eisblumen E-Book

Katrin Koppold

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Beschreibung

Manchmal muss man ganz schön weit reisen, um nach Hause zu finden. Nach der Geburt ihres Sohnes gerät das Leben der Moderedakteurin Fee völlig aus den Fugen. Der Job stresst, die Designerkleider zwicken, und Fees Freund Sam scheint sie mit ihrer verhassten Kollegin zu betrügen. Als sie von ihrem Chef in Zwangsurlaub geschickt wird, ist das Maß voll. Mit Mutter Milla und Sohn Paul im Schlepptau macht sich Fee Ende November auf ins winterliche Irland. Dort hofft sie auf den Straßenmusiker David zu treffen, mit dem sie einst eine leidenschaftliche Affäre hatte. Ist er der fehlende Funke in Fees Leben? Bittersüß und berührend! Ein Roman über die wirklich wichtigen Dinge im Leben - und der zeigt, dass wahre Liebe immer siegt. Eisblumen inklusive! Länge der Taschenbuchausgabe: 310 Seiten Leserstimmen: Wundervoll und überraschend anders als der erste Teil. Ein Buch, das man mit einem zufriedenen Seufzen schließt! (Buchzeiten) Fee hat mich verzaubert, ich habe mit ihr gelitten und gelacht. (Manus Tintenkleckse) "Zeit für Eisblumen" ist der zweite Band der Sternschnuppenreihe, die sich um das Liebesleben von vier unterschiedlichen Schwestern dreht. Alle Bände sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden. Länge der Taschenbuchausgabe: 320 Seiten Veröffentlichungen der Autorin: Sternschnuppenreihe: Aussicht auf Sternschnuppen Zeit für Eisblumen Sehnsucht nach Zimtsternen Hoffnung auf Kirschblüten Glühwürmchen im Bauch (weihnachtlicher Epilog zu Aussicht auf Sternschnuppen) Mondscheinblues (Spinoff der Sternschnuppenreihe) Zimtzauber (Weihnachtsroman) Hochzeitsküsse und Pistolen Liebe hoch 5 (weihnachtliche Anthologie) und unter dem Pseudonym Katharina Herzog: Immer wieder im Sommer Besuchen Sie die Autorin auf ihrer Homepage (katrinkoppold.de), auf Twitter, Instagram und auf Facebook!

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ZEIT FÜR EISBLUMEN

KATHARINA HERZOG

Für meine Mutter,

die mit mir das Abenteuer Irland wagte,

und für Isa, meine Fee

INHALT

Ohne Titel

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Epilog

Danksagung

Liebe Leserinnen und Leser!

Über die Autorin

Liebe ist niemals das Ziel,

sondern immer ein Weg.

(unbekannter Verfasser)

1

Bis vor einiger Zeit war ich ein richtiger Glückspilz. Als Redakteurin eines Boulevardsenders jettete ich um die Welt, ich hatte jede Menge Designerklamotten in Größe 36 im Schrank und mein Freund Sam sollte bald die Apothekenkette seines Vaters übernehmen.

Doch dann fiel Sam aus heiterem Himmel ein, dass er sein weiteres Leben unmöglich damit verbringen konnte, Potenzmittel und Klosterfrau Melissengeist zu verkaufen, ich wurde schwanger und von diesem Moment an ging einiges schief. In den meisten Kleidern sah ich aus wie eine zu fest gestopfte Weißwurst, mein Job wuchs mir zunehmend über den Kopf und Sams Macken hatte ich leichter ertragen können, als er noch nach Geld und Macht und Klosterfrau Melissengeist gerochen hatte und wir nicht nur an Sonn– und Feiertagen miteinander schliefen. Die einzig positive Veränderung in meinem Leben war mein Sohn Paul. Ach ja, und die Tatsache, dass mich die meisten Frauen sympathischer fanden, seit ich Mutter war und einen BMI von über zwanzig hatte.

»Fee! Nicht einschlafen!« Meine Schwester Helga rammte mir den Ellbogen zwischen die Rippen. »Lilly und Torsten schneiden jetzt die Hochzeitstorte an.«

Ich fuhr erschrocken hoch, sodass Paul auf meinem Schoß gefährlich ins Schwanken geriet.

»Sind die zwei Bären nicht niedlich?« Helgas Augen glänzten.

Ich musterte sie zweifelnd. Der dreistöckige und mit vielen Rosen verzierte Tortentraum war an sich schon an Kitsch kaum zu überbieten. Doch das dicke Bärenbrautpaar auf der obersten Etage setzte dem Ganzen im wahrsten Sinne des Wortes noch die Krone auf. »Meinst du das ernst?«

Helga bedachte mich mit einem mahnenden Blick. »Kannst du dich nicht einfach für Lilly freuen?«

»Aber ich freue mich doch für Lilly.« Ich schnipste ein rotes Konfettiherz vom Tisch.

»Ich finde diese Hochzeit romantisch!«

Ich verdrehte die Augen. »Romantisch wäre sie mit Ryan Gosling oder Bradley Cooper als Bräutigam, meinetwegen auch mit Prinz William. Aber mit Torsten … Lillys Geschmack lässt nicht nur in puncto Dekoration und Kleidung zu wünschen übrig.«

»Du bist unmöglich!« Helga wandte sich ab, um unserer kleinen Schwester dabei zuzuschauen, wie sie ihren frischgebackenen Ehemann mit einem Stück Torte fütterte.

Ich betrachtete sie von der Seite. Die Schwangerschaft bekam Helga nicht. Nicht nur, dass ihre Hand fest mit ihrem immer runder werdenden Babybauch verwachsen schien, in letzter Zeit benutzte sie auch ständig Worte wie »süß« oder »niedlich«, und sie hatte außerdem eine für sie völlig untypische Vorliebe für Pastelltöne entwickelt. Aber gut! Vielleicht war meine Einstellung tatsächlich etwas zu negativ.

Dabei hatte ich mich anfangs gut gehalten. Die Tauben, die herzförmigen Luftballons, die in den Himmel aufstiegen, die lilafarbene Tischdeko - noch nicht einmal, als Lilly Torsten vor allen Anwesenden mit »Bärchen« ansprach, hatte ich mit der Wimper gezuckt. Aber nach einer Nacht mit einem Nettoschlafgehalt von maximal vier Stunden und in einem sündhaft teuren Kleid, das inzwischen von Handabdrücken aus Kürbis-Karottenbrei übersät war, ging mir die zuckrige Atmosphäre dieser Hochzeit zunehmend an die Substanz. Ich schielte unauffällig nach links, um zu sehen, ob sich Milla, unsere Mutter, auf Helgas Seite schlagen und ebenfalls ihren Senf dazugeben würde. Doch die war zu sehr damit beschäftigt, meinen Vater mit giftigen Blicken zu bombardieren. Der weigerte sich nämlich nicht nur beharrlich, mit ihr das Tanzbein zu schwingen, sondern tippte auch noch permanent unter dem Tisch auf seinem Handy herum und bildete sich ein, dass niemand von uns etwas davon bemerkte. Die gefühlsschwangere Atmosphäre im Saal schien nicht auf jeden Einfluss zu haben. Was auch immer meine Eltern noch miteinander verband, Liebe war es wahrscheinlich nicht mehr.

Ich blickte zu Sam, der mit Helgas Freund Nils an der Bar stand. Bei ihm war ich felsenfest davon überzeugt gewesen, die wahre Liebe gefunden zu haben, zumindest, als sich noch kein pausbäckiger kleiner Kerl im Strampelanzug in die Bettritze zwischen uns gedrängt hatte. Sam merkte, dass mein Blick auf ihm ruhte, und lächelte mich an. Ich zog die Mundwinkel ein wenig nach oben und wünschte, es wäre alles so wie früher.

Aber ich wollte nicht jammern. Paul sah so niedlich aus, wie er mit hochkonzentriertem Gesicht auf meinem Schoß saß und den Korken einer Sektflasche untersuchte. Niedlich! Herrje! Jetzt kamen mir solche Worte schon selbst in den Sinn. Die von Liebe getränkte Luft auf dieser Hochzeit musste mir das Gehirn vernebelt haben. Überhaupt fühlte ich mich schon den ganzen Tag über seltsam. So, als wäre mein Kopf unter einer Dunstglocke gefangen, die alle Geräusche, Gerüche und Empfindungen nur gedämpft zu mir durchdringen ließ. Und weder Kreislauftropfen noch ein Glas Sekt hatten an diesem überirdischen Zustand bisher etwas ändern können.

»Ich muss als Mutter wohl alles richtig gemacht haben.« Jetzt drehte sich meine Mutter zu mir um.

»Was meinst du damit, Milla?«, fragte ich sie. Seit einigen Jahren bestand sie darauf, dass wir sie mit ihrem Vornamen anredeten. Schließlich wollte sie nicht doppelt so alt wirken, wie sie aussah.

»Fast alle meine Töchter sind unter der Haube.« Sie zog Paul, der sie entzückt anlächelte, auf ihren Schoß. »Du hast mir einen wunderschönen Enkel geschenkt, Helga bekommt bald ein Baby, und Lillys Nachwuchs lässt bestimmt auch nicht mehr lange auf sich warten. Und ich habe drei gut aussehende und beruflich erfolgreiche Schwiegersöhne. Nun müssen wir nur noch einen Mann für Mia finden.«

Ich verzog das Gesicht. »Schön, dass du zufrieden bist.«

»Ja, das bin ich. Was könnte ich mir jetzt noch wünschen?«

»Einen Ehemann, der sich lieber mit dir als mit seinem Handy beschäftigt.«

Milla sah mich mit einem Blick an, der schwer zu deuten war, sagte aber nichts.

Ich seufzte. Warum hatte ich das gesagt? Sie hatte sich doch nur mit mir unterhalten wollen. So oft provozierte sie mich allein durch ihre Anwesenheit zu unbedachten und leider auch häufig verletzenden Äußerungen. Ich überlegte, was ich tun konnte, um meinen Fehler auszubügeln, doch meine Mutter hatte sich bereits Helga zugewandt und tätschelte ihr den Babybauch. Schnell stand ich auf und gesellte mich zu Sam und Nils an die Bar.

Nach wie vor konnte ich es nicht fassen, dass sich meine spießige Schwester Helga einen solchen Hottie wie Nils an Land gezogen hatte. Schauspieler, grüne Augen, dunkle Haare, durchtrainierter Körper. Und abgesehen davon auch noch ein wirklich lieber Kerl. Der einzige Minuspunkt war seine Größe von nur knapp über 1,80 Meter. Ich bevorzugte Männer, bei denen ich problemlos schwindelerregende High Heels tragen konnte, ohne neben ihnen den Kopf einziehen und wie der Glöckner von Notre Dame aussehen zu müssen, wenn ich ihnen nicht auf den Kopf spucken wollte.

Mit Sam befand ich mich selbst in meinen gewagtesten Jimmy Choos auf Augenhöhe. Er sah ebenfalls gut aus, aber nicht auf die gefährliche, animalische Art wie Nils. Sam war eher der Typ »netter Junge von nebenan«, bei dem man jahrelang im Morgenmantel und mit Handtuchturban auf dem Kopf klingelt, um sich Milch oder Eier auszuleihen, bevor man eines Tages vor ihm steht und überrascht feststellt: »Gar nicht mal schlecht!«

»Darf ich den beiden attraktivsten Männern hier im Saal Gesellschaft leisten?« Ich versuchte, mein charmantestes Lächeln aufzusetzen.

Sam sah mich fragend an. Er schien zu bemerken, dass sich meine Augen nicht im selben Maße wie meine Mundwinkel an dieser Aktion beteiligten. Doch Nils strahlte und legte den Arm um mich. »Meine Lieblingsredakteurin! Kommst du privat oder beruflich?«

»Natürlich rein privat. Was glaubst du denn? Dass ich selbst auf der Hochzeit meiner Schwester ein Mikrofon in meinem Ausschnitt verstecke, um dir ein paar O-Töne zu entlocken?«

»Zutrauen würde ich es dir.« Er grinste süffisant.

Ich machte eine wegwerfende Handbewegung. »Für unsere Sendungen bist du nicht mehr interessant. Du wirst langsam zu alt, um vierzehnjährige Teenies vom Hocker zu reißen.«

»Schade. Ich hatte gehofft, dir wie damals bei unserer ersten Begegnung detailliert Auskunft über Form und Farbe meiner Unterwäsche geben zu dürfen.«

Ich verzog das Gesicht. »Wie oft soll ich dir das noch sagen: Diese Frage wurde mir vorgegeben. Und bitte, Themawechsel! Ich habe Wochenende!«

In diesem Moment ließ mich ein lautes Klirren zusammenzucken. Meine kleine Schwester Lilly stand auf der Bühne. In der rechten Hand hielt sie einen silbernen Löffel, in der linken den Stiel eines abgebrochenen Sektglases. Sein Inhalt hatte sich über den Saum ihres Rocks ergossen, der Rest des Glases verteilte sich in Splitter zerschellt auf dem Boden. Ich schloss die Augen. Wie zum Teufel war es Lilly gelungen, mit einem kleinen, harmlosen Dessertlöffel ein Sektglas zum Bersten zu bringen? Doch da sie auch die einzige Person aus meinem Bekanntenkreis war, die es einmal geschafft hatte, sich eine Verbrennung am großen Zeh zuzuziehen, weil sie über ihr eingeschaltetes Bügeleisen gestolpert war, sollte ich wohl nicht allzu überrascht sein.

»Torsten und ich möchten jetzt tanzen«, stammelte Lilly ins Mikrofon. Als ich die Augen öffnete, flüchtete sie gerade in ihrem spitzenbesetzten Sissikleid von der Bühne.

»Scherben bringen Glück!« Torstens dicker Vater hielt sein Bierglas in die Höhe. »Prost! Auf meine liebreizende Schwiegertochter.«

Die anderen Gäste erhoben unsicher ebenfalls ihre Gläser. Zum Glück fing die Band in diesem Moment an, die langsamen Walzerklänge von Moonriver anzustimmen, und Lilly verbarg ihr Gesicht verlegen am Revers ihres Ehemannes. Er flüsterte ihr etwas ins Ohr, was sie zum Kichern brachte. Obwohl ich Torsten nicht ausstehen konnte, beneidete ich meine Schwester in diesem Moment fast ein wenig. Am Ende des Liedes ging Lilly auf unseren Vater zu und Torsten forderte seine Mutter auf. Sein Vater blickte sich suchend um, und einen Moment lang blieb sein Blick wohlwollend an mir hängen. Laut Torsten entsprach ich genau seinem Beuteschema, das sich überwiegend auf dreißig Jahre jüngere Blondinen beschränkte. Schnell zerrte ich Sam auf die Tanzfläche. »Gott sei Dank. Der Kelch ist noch einmal an mir vorübergegangen.« Ich lehnte mich an seine Schulter.

»Ich bin gespannt, ob du das immer noch sagst, wenn das Lied zu Ende ist.« Im Tanzen war mein Freund ein hoffnungsloser Fall.

»Und ich bin mir sicher, dass du dich bemühst, deine Füße unter Kontrolle zu bringen. Sonst brenne ich am Ende des Abends mit dem blondgelockten Keyboarder durch. Du kennst meine Schwäche für Musiker.«

Sam grinste. Er selbst hatte eine schöne Stimme, und Klavier spielen konnte er auch. Leider war er jedoch erst ab einem Alkoholpegel von einem Promille auch dazu bereit, sein musikalisches Können der Öffentlichkeit zu präsentieren. Zu schade! Denn seit ich vor einigen Jahren mit meiner besten Freundin Nina auf einem 3-Doors-Down-Konzert gewesen war, träumte ich von einem Freund, der auf einer Bühne stand und ein Liedchen für mich ins Mikrofon schmachtete.

Ein schmerzhafter Tritt auf meine nackten Zehen weckte mich unsanft aus meinen Träumereien. Nicht zu fassen! Warum musste sich Sams Talent allein auf Hände und Stimme beschränken?

Auf einmal merkte ich, dass etwas mit mir nicht stimmte. Mir war schwindelig, und in meinen Augenwinkeln hüpften blitzende Punkte auf und ab. Ich hätte vorhin am Buffet doch beherzter zugreifen sollen, dachte ich. Doch die Love Handles an meiner Taille gingen bestimmt nicht weg, wenn ich mir den Bauch mit Antipasti und italienischen Dessertspezialitäten vollschlug. Und so hatte ich mich mit einem gemischten Salat und einem Stück gegrilltem Rinderfilet begnügt. Vielleicht lag mein Unwohlsein auch an der stickigen Luft im Saal oder daran, dass Sam mich schon seit einigen Runden wie einen Brummkreisel rotieren ließ.

Er verlangsamte sein Tempo. »Geht es dir nicht gut?«

Ich sah ihn verwirrt an, denn seine Stimme drang wie durch einen Wattebausch zu mir und mein Herz vollführte seltsame Pirouetten in meinem Brustkorb. Mein Blickfeld verengte sich und in meinem Gehirn machte sich Schwärze breit. Himmel! Ich würde doch nicht hier, mitten auf der Tanzfläche, in Ohnmacht fallen?

»Ich gehe kurz an die frische Luft«, keuchte ich und stolperte durch die geöffnete Terrassentür in den Garten. Dort kramte ich in meiner Tasche nach den Notfalltropfen, die ich seit Pauls Geburt bei mir trug. Dabei fühlte ich mich wie eine Heroinabhängige, denn meine Hände zitterten, und meine Angst, das Medikament vergessen zu haben, überwältigte mich fast. Das Gefühl einer drohenden Ohnmacht machte sich breit. Ich würde umfallen, da war ich mir sicher, und mein Herz schlug immer härter in meiner Brust. Zum Glück! Meine Finger stießen an ein kleines Glasfläschchen. Ich öffnete es hektisch und ließ mir einige Tropfen in den Mund fallen. Dann presste ich die Zeigefinger rechts und links an meine Schläfen.

»Was machst du hier draußen?« Die Stimme meines Vaters riss mich aus meiner Benommenheit. Ich hatte ihn nicht bemerkt, obwohl er nur wenige Meter von mir entfernt im Schatten eines Pfeilers stand.

»Mir ist es drinnen zu voll.« Mein Herzschlag begann sich zu normalisieren, doch in meinem Kopf machte sich ein bohrender Schmerz breit. »Und du? Bist du vor Milla geflüchtet?«

Mein Vater schüttelte den Kopf, doch sein schuldbewusster Blick und das Handy, das halb aus seiner Hosentasche herausragte, verrieten seine wahre Absicht. Demonstrativ richtete ich meinen Blick auf sein Mobiltelefon.

»Na gut«, gab er zu. »Ich habe Aktienkurse gecheckt.«

Ich verzog spöttisch den Mund. Auch seine Mundwinkel schoben sich ein wenig nach oben. Einige Augenblicke schauten wir uns in stiller Übereinkunft an. So war es schon immer gewesen: Zu meinem Vater hatte ich eine besondere Beziehung. Wahrscheinlich, weil wir »aus dem gleichen Holz geschnitzt waren«, wie Milla immer behauptete.

Er trat zu mir heran und schweigend blickten wir in die Spätsommernacht. Musik und Stimmen wurden vom Plätschern des Mühlbaches verschluckt und ein sichelförmiger Mond tauchte den Garten in ein milchiges Licht. Rittersporn, Hortensien und Wicken rauschten sacht im Wind. Es war friedlich hier draußen. Wie so oft in letzter Zeit wünschte ich mir, wieder zehn Jahre alt zu sein und in der sorglosen Gewissheit zu leben, dass mein Vater alles, was in meinem Leben schieflief, in Ordnung brachte.

Als wir in den Saal zurückkamen, schoss Lilly, gefolgt von Mia, auf uns zu. Jemand, der die beiden nicht kannte, hätte sie niemals für Zwillinge gehalten. Lilly hatte rote Kraushaare, war mollig, klein und süß wie ein Erdbeertörtchen mit Schlagsahne. Mia dagegen schien ausschließlich aus Ecken und Kanten zu bestehen und erinnerte mich in ihren schwarzen Kleidern an eine magersüchtige Krähe. Das einzig Helle an ihr waren die kurzen, platinblond gefärbten Haare.

»Wo wart ihr? Wir haben euch gesucht!«, rief Lilly. »Gleich beginnt das Feuerwerk.«

»Ist es schon so spät?« Überrascht blickte ich auf meine Armbanduhr.

»Ja, fast elf. Die meisten sind bereits auf dem Parkplatz. Wir haben nur noch auf euch gewartet.«

Tatsächlich war der Saal bis auf Sam, der mit dem schlafenden Paul auf dem Arm hin und her wanderte, menschenleer.

»Der kleine Mann hat genug für heute. Ich bringe ihn nach Hause. Soll ich auf dich warten oder nimmst du dir später ein Taxi?«, fragte er mich.

»Nein, nein. Ich schaue mir nur noch das Feuerwerk an, danach können wir los.« Auf einmal war ich hundemüde und wollte nur noch ins Bett.

Als ich den Parkplatz betrat, wurden unter vielen »Oohs« und »Aahs« die ersten Raketen abgeschossen. Leuchtende sternförmige Strahlen erhellten den Nachthimmel, vom Boden schossen blaue Lichterfontänen empor, deren Spitzen rot glühten. Gleich darauf war der gesamte Himmel von bunten Lichtkaskaden bedeckt. Begleitet wurden sie von den anschwellenden Klängen von Vivaldis L´Estate. In der Luft lag der durchdringende Schwefelgeruch, den ich liebte, weil er mich an Jahreswechsel und Neuanfang erinnerte. Ich ging zu Helga, die sich ein wenig abseits der Menge hielt. Nils stand hinter ihr und hatte die Arme um sie gelegt.

»Das Baby ist von dem Krach aufgewacht und rockt in meinem Bauch herum«, sagte sie, als sie mich bemerkte. »Magst du dein Patenkind fühlen?«

Ich nickte und Helga presste meine Hand an ihren Kugelbauch. Sanft fuhr ich über die kleine Erhebung. Das Baby begann zu treten. Plötzlich spürte ich eine ungeahnte Zärtlichkeit für dieses winzige, mir noch unbekannte Wesen. »Bald lernen wir uns kennen«, sagte ich und trommelte mit meinen Fingern sanft gegen Helgas Bauch.

Helga lächelte und drückte mich an sich. Der Schwefelgeruch in der Luft, die Bewegungen des Babys unter meinen Händen. Irgendwie würde ich schon alles schaffen.

Nachdem der letzte Funke verglüht und Vivaldis letzter Ton verklungen war, erschien mein Vater auf der Bildfläche, eingehakt von Lilly und Mia. Um seinen Hals hing seine Spiegelreflexkamera. Lilly hielt eine Sektflasche in der Hand, Mia fünf Gläser.

»Wo ist denn unsere Mutter?«, fragte ich.

»Sie schmollt, weil Papa sich geweigert hat, mit ihr zu tanzen.« Mia verdrehte die Augen.

»Kommt her! Damit ich diesen historischen Augenblick, in dem die Erste meiner Töchter in den Hafen der Ehe einläuft, endlich auf Zelluloid bannen kann.« Aufgekratzt zückte mein Vater seine Kamera. »Anschließend stoßen wir alle zusammen auf Lilly an.«

Wir stellten uns unter einem großen Ahornbaum in Position: Helga, die Hände fest auf dem Babybauch, Lilly in ihrem voluminösen Brautkleid, Mia mit ihrer Irokesenfrisur und ich. Wir sahen glücklich aus in diesem Moment.

Aber irgendeine unheilvolle Ahnung sagte mir, dass zumindest ich es nicht bleiben würde.

2

»Guten Morgen!«, flötete Monika mir zu, kaum dass ich das Großraumbüro der Redaktion betreten hatte. Ich brummelte etwas Unverständliches, fuhr den Computer hoch und ließ meinen Schreibtischstuhl ein paar Zentimeter nach unten sinken, damit die Kollegin von meinem Monitor verdeckt wurde und ich sie nicht sehen musste.

Obwohl ich heute den ganzen Tag mit Dreh und Schnitt für meine wöchentliche TV-Kolumne Fees Welt beschäftigt sein würde, schaute ich erst einmal gewohnheitsgemäß bei bild.de vorbei, um mich über den neuesten Promiklatsch auf dem Laufenden zu halten: Stefanie Hertel und Stefan Mross gaben über Facebook ihre Trennung bekannt, Lady Gaga trug eine riesige Tasche in Form einer türkisfarbenen Rose und — holla! — Ashton Kutcher hatte sich in Ellen deGeneres‘ Show ausgezogen. Ich stand auf Demis Toyboy. Diesen Beitrag musste ich mir unbedingt anschauen. Der Anblick seines nackten Körpers würde mich davon abhalten, ständig über den Rand meines Monitors zu Monika hinüberzuschielen.

Ich hatte die blonde Tussi noch nie leiden können, aber seit sie während meines Mutterschutzes meine Modekolumne moderiert hatte und beim Publikum gut angekommen war, befürchtete ich, dass sie an meinem Stuhl sägte. Auf jeden Fall hatte sie Ulf, meinem Chef, deutliches Interesse für die Moderation der Oscarnacht signalisiert. Dabei wusste jeder aus der Redaktion, dass mir die Ehre zuteilwurde, nächstes Jahr von diesem Event zu berichten. Markus dagegen, der am Schreibtisch neben mir saß, bemühte sich erst gar nicht, seine Sympathie für unsere junge Kollegin zu kaschieren, sondern starrte sie unverhohlen und mit lüstern bebenden Nasenflügeln an.

Es war mir ein Rätsel, was Männer an ihr fanden. Während Monika von den weiblichen Kolleginnen wegen ihrer anbiedernden und süßlichen Art kollektiv gehasst wurde, schienen ihre charakterlichen Defizite von unseren männlichen Kollegen schlichtweg ignoriert zu werden. Bei aller Abneigung musste allerdings selbst ich zugeben, dass Monika wirklich gut aussah. Zumindest, wenn man auf den Daniela-Katzenberger-Typ stand. Aber alles an ihr war einfach too much: Ihre Extensions waren zu blond, ihre Nägel zu lang, die Zähne zu weiß und die Haut viel zu stark gebräunt. Und erst ihre Kleider! Heute trug sie zu grünen Cowboystiefeln eine weite Flatterhose im Ethnolook, ein pinkfarbenes Shirt und eine lilafarbene Wollmütze. An jeder anderen hätte dieser Look unmöglich und nach Karneval ausgesehen, aber an Monika wirkte er … cool. Und sie war noch so jung! Ganze sechs Jahre jünger als ich.

Bevor ich weiter mit meinem greisenhaften Alter hadern konnte, lenkte ich mich mit nackten Tatsachen ab und ging auf die Seite von YouTube. Doch leider war Ashton Kutchers Körper nur von Kopf bis zum Bauchnabel zu sehen, die interessanten Teile machte eine wabernde Pixelmasse unkenntlich. Nicht einmal ein kurzer Blick auf sein Gemächt war mir vergönnt! Ich seufzte.

Zum Glück war es gleich halb zehn. Zeit für unsere tägliche Morgenkonferenz. Da ich den Dreh zu meiner heutigen Kolumne, in der es um das brandheiße Modethema »Reißverschlüsse« gehen sollte, bereits vorbereitet hatte, war ich recht entspannt, als ich den Konferenzsaal betrat. Zumindest musste ich heute nicht befürchten, dass irgendwelche absurden Themen an mich herangetragen würden.

Erst letzte Woche war mir das passiert: Ein junges, aufstrebendes Nachwuchsmodel hatte eine Jeans getragen, die aussah, als ob ein Tanga darunter hervorschaute. Mein Chef hatte es für eine gute Idee gehalten, noch am selben Tag über diesen Trend zu berichten. Ich musste in der Stadt herumrennen, um ein ebensolches Teil aufzutreiben, ein megadünnes XXS-Model buchen, das Mädchen in der Hose durch die Fußgängerzone schicken und harmlose Passanten fragen, ob sie diese Jeans ebenfalls tragen würden. Der ganze Dreh hatte sich als schwierig erwiesen, da das Mädchen beim Anblick der Hose in Tränen ausgebrochen war und ich sie nur mit Hilfe von drei Gläsern Sekt dazu bewegen konnte, sich darin der Öffentlichkeit zu präsentieren. Die meisten Passanten liefen davon, wenn sie mich mit dem Mikrofon auf sich zukommen sahen, und die einzigen O-Töne, die ich bekam, endeten stets mit prustendem Gelächter. Aber Reißverschluss sei Dank! Heute würde ich vor solch unliebsamen Überraschungen verschont bleiben. Und so lehnte ich mich in meinem Stuhl zurück und beschloss, die Konferenz mehr oder weniger an mir vorbeirauschen zu lassen. Doch auf einmal wurde ich hellhörig.

»Ich finde, Fee sollte darüber berichten«, hörte ich Monika mit ihrem nervtötenden norddeutschen Einschlag sagen.

»Was?« Ich fuhr hoch.

Sie wandte mir ihr zugekleistertes Gesicht zu.

»Auf bild.de ist ein Foto von Lady Gaga mit einer türkisfarbenen Rosentasche. Gestern haben sie Sienna Miller mit einem schwarzen Maxirock gezeigt, auf dem Rosen abgedruckt waren. Ich denke, dass Rosen in diesem Herbst ein ganz heißes Thema in der Mode sein werden«, erklärte sie süßlich.

Ulf schaute mich an. »Was sagst du dazu, Fee?«

»Rosen. Kann sein. In letzter Zeit gab es nur wenig florale Drucke in der Mode«, antwortete ich bemüht gelangweilt. Mir schwante jedoch Schlimmes. Und tatsächlich!

»Rosen werden diesen Herbst ein ganz wichtiges Thema in der Mode sein, glaub mir. Ich finde, du solltest sie heute in Fees Welt aufgreifen.« Monika drehte sich eine Haarlocke um den Finger und schaute mich unschuldig an.

Ich hatte es geahnt! Diese Schlange! Sie war am Freitag im Fundus gewesen, als ich mir das Outfit für den heutigen Drehtag zusammengestellt hatte: eine Bikerjacke zu einem duftigen Sommerkleid und hohe Pumps mit einer Reißverschlussnaht. Sie wollte meinen Dreh sabotieren.

»Das geht nicht.« Ich straffte den Rücken. »Ich werde über Reißverschlüsse berichten. Der Trend hat die Frühjahrs- und Sommerkollektionen fast aller Modehäuser dominiert. Vor allem Chloé und Givenchy haben auf den Fashion Weeks ihre Models damit über den Laufsteg geschickt.«

»Den Beitrag könntest du auch nächste Woche bringen. Durch das Lady-Gaga-Bild ist die Rosensache tagesaktuell«, gab Ulf zu bedenken.

»Aber ich habe Reißverschlüsse vorbereitet«, flüsterte ich fassungslos und sah Meike, meine Redaktionsassistentin, Hilfe suchend an.

Sie öffnete den Mund, doch ein Blick von Ulf ließ sie verstummen.

»Also gut, Rosen!« Ich sank in meinen Stuhl zurück.

Vom Rest der Konferenz bekam ich nichts mehr mit. In meinem Kopf rotierte es. Ich hatte vorgehabt, die heutige Sendung im puristischen Ambiente der BMW-Welt zu drehen. Das Rosenthema würde dort wohl kaum hineinpassen. Ich musste also anrufen und den Termin auf nächste Woche verschieben, einen neuen Drehort besorgen, das Internet nach Stars im Rosenoutfit oder mit Rosenaccessoires durchforsten, im Fundus nach ebensolchen Dingen suchen und mir einen Text für mich und den Sprecher, der den Beitrag nachher vertonen sollte, überlegen. Das Filmteam würde mich um elf Uhr abholen kommen. In genau einer Stunde! Ich schrieb hastig eine Nachricht an Silvia, die Betreuerin des Fundus: »Hast du irgendetwas mit Rosen für mich? Monika hat mein Reißverschlussthema gekippt.«

Silvia antwortete umgehend: »Nein, nichts! Nur einen langen Rock mit Blumen, die so ähnlich aussehen wie Rosen.«

Ich verdrehte die Augen. So ähnlich wie Rosen. Super! Aber zur Not würde es gehen. Kaum hatte Ulf das Schlusswort gesprochen, spurtete ich nach draußen.

»Fahr in die Stadt und besorg mir irgendein Accessoire mit Rosen«, zischte ich Meike im Vorbeirasen zu. »Wir holen dich um halb zwölf am Sendlinger Tor ab.«

Zum Glück fand ich nach nur fünf Minuten Internetrecherche neben Lady Gaga und Sienna Miller noch vier weitere Prominente, die diesen Trend mitmachten. Ich druckte die Bilder aus und rannte zum Fundus, um meinen Rock abzuholen. Die Blumen darauf sahen tatsächlich ein wenig wie Rosen aus. Aber zoomen durfte der Kameramann nicht.

Als ich mit dem Rock und einem roten Shirt zurück an meinen Schreibtisch kam, standen Monika und zwei Praktikantinnen davor.

»Seit sie das Baby hat, ist sie nicht mehr bei der Sache«, hörte ich meine Kollegin sagen. »Wenn ihr das Internet nach neuen Themen durchforstet, darf euch ein solcher Trend nicht entgehen. Stellt euch vor, ein anderes Fernsehmagazin greift die Rosensache auf und wir nicht. Wie peinlich!«

»Was ist peinlich?«, fragte ich provokant und alle drei fuhren herum.

»Lady Gagas Rosentasche«, sagte Monika, ohne mit der Wimper zu zucken, und lachte gekünstelt. »In diesem Türkiston. Wie peinlich! Aber was soll man machen? Alles, was diese Frau trägt, wird zum Trend.«

Die beiden Praktikantinnen schauten betreten zu Boden. Ich starrte alle drei wütend an und verzog mich an meinen Platz. Susann, die an dem Schreibtisch neben mir saß, hatte das Gespräch ebenfalls belauscht. »Sie ist eine falsche Schlange. Vergiss, was sie gesagt hat. Hast du gesehen, was sie heute anhat?«, fragte sie mitfühlend. »Geht gar nicht, oder?«

Ich nickte ihr dankbar zu. Tief in meinem Innern aber wusste ich, dass in Monikas Gerede mehr als nur ein winziges Quäntchen Wahrheit steckte.

Da ich auf einen Besuch in der Maske verzichtete, hatte ich, bis das Kamerateam eintraf, wenigstens meinen Sprechtext in ein Notizbuch gekritzelt. Auf dem Weg zum Rosengarten des Westparks, der unser neuer Drehort sein sollte, teilte ich Meike in groben Zügen das Konzept mit. Sie hatte einen Hut mit aufwendigem Rosendekor gefunden, bei dem ich mich weigerte, ihn aufzusetzen, da er mich an Miss Marple erinnerte, und einen beigefarbenen Gürtel mit einer Lederrose als Schnalle. Er war mindestens eine Nummer zu klein. Aber wenn ich ein wenig flacher atmete, würde es gehen. Nachdem ich mich in dem Kleinbus umgezogen hatte, zückte Meike ihren Schminkkoffer und begann mein Gesicht zu bearbeiten.

* * *

Zwar dufteten die Rosen nicht mehr so intensiv wie noch einige Wochen zuvor und ihre Farben wirkten von der Sonne ausgeblichen, trotzdem hatte der Rosengarten auch Mitte September nur wenig von seinem Dornröschencharme eingebüßt. Ein leichter Wind fuhr mir durch die Haare und ließ mich für einen Moment vergessen, dass das Thermometer beim Sender stolze 28 Grad angezeigt hatte. Gleich würde der Dreh beginnen, doch ich merkte, dass ich nicht richtig bei der Sache war. Der stressige Morgen saß mir in den Knochen, und zu vieles musste noch erledigt werden, bevor ich Paul um halb sieben bei den Fernseh-Spatzen abholen durfte. Wenn ich mir auf dem Rückweg einen Salat kaufte anstatt die Kantine zu besuchen, könnte ich in der Mittagspause in den Fitnessraum gehen. Am Nachmittag wollte ich das Material vom Dreh sichten und zusammen mit einem Cutter schneiden. Dann stand noch die tägliche Abschlusskonferenz auf dem Programm.

Sch …! Plötzlich fiel es mir ein. Ich hatte vergessen, einen Schneideplatz zu buchen! Jetzt, um zwölf Uhr, würden alle Plätze besetzt sein. Mir wurde übel. Ich musste einen meiner Kollegen, der ein weniger aktuelles Thema bearbeitete, hinauswerfen. Ich würde den Zeitplan von jemand anderem über den Haufen schmeißen, so wie es Monika bei mir getan hatte. Ach, Mist! Auf einmal war ich müde und den ständigen Wettlauf gegen die Zeit unsagbar leid. Wofür machte ich das alles? Ich produzierte Nachrichten, die die Welt nicht brauchte, die stets aktuell sein mussten und doch bereits am nächsten Tag in Vergessenheit gerieten. Nichts Nachhaltiges. Nichts Bleibendes. Ich konnte mich ja selbst kaum an einen meiner Beiträge erinnern. Aber Jammern half nichts! Ich straffte die Schultern. Dies war mein Job. Ich machte ihn immer noch gut. Und früher hatte es mich auch nicht interessiert, dass ich für meine Arbeit keinen Pulitzerpreis bekommen konnte. Aber seit der Geburt von Paul war ich dünnhäutiger geworden, ich verlor viel zu schnell die Nerven. Bisher hatte ich schließlich noch nie einen Dreh vergeigt.

Aus den Untiefen meiner Handtasche kramte ich mein Handy hervor, um Susann anzurufen. Von ihr wusste ich, dass sie einen Bericht über die besten Partyadressen der Stadt schneiden wollte, einen Lückenfüller, der heute genauso gut wie Anfang nächsten Jahres gesendet werden konnte. Doch da gab Meike mir das Startzeichen. Sie puderte noch einmal mein Gesicht, bevor Frank die Kamera auf mich richtete und Sven, der Tonassistent, das Mikrofon in Position brachte. Ich versuchte alle Gedanken an meine Nachlässigkeit auszublenden, mich nur auf den Dreh zu konzentrieren, und anfangs gelang mir das auch.

»Rosen, Rosen, überall Rosen. So wie hier im hinteren Bereich des Münchner Westparks, in dem ich mich gerade befinde, Rosen allgegenwärtig sind, werden diese Blumen in der kommenden Saison modische Akzente setzen«, zwitscherte ich und ließ mich darüber aus, dass es auf den Laufstegen der Welt von Rosentaschen, Rosenringen und Rosendrucken auf Shirts, Pullovern und sogar Hosen nur so wimmelte. »Die Stars haben es bereits im Sommer vorgemacht, zum Beispiel Lady Gaga, die zu einem grünen Lederkleid eine türkisfarbene Tasche in Form einer Rose trägt.« So ging es weiter. Ich kommentierte den rosigen Haarreif von Katie Holmes´ Tochter Suri ebenso wie den Rosenrock von Sienna Miller und die Rosentunika von Nicole Richie und war gerade dabei, das scheußliche rosenbestickte Minikleid eines bekannten Dessousmodels zu zerreißen, als ich auf einmal Schwierigkeiten bekam, zu atmen. Schon im Auto vorhin war mir unnatürlich heiß gewesen. Jetzt, unter dem von Rosen umrankten Dach des Pavillons, schien die Luft endgültig zum Schneiden dick. Ich stockte. Lag es an dem zu engen Gürtel? Ich musste ihn ablegen. Meike wies Frank an, die Kamera auszustellen.

»Ist etwas mit dir?«, fragte sie.

»Nein, nein«, winkte ich ab. »Alles in Ordnung. Der Gürtel ist zu eng.«

Meike nickte. »Zieh das Ding aus. Frank wird ab jetzt nur noch deinen Oberkörper filmen. Fang noch einmal ab der Stelle an, an der du dieses schreckliche Kleid als Ikea-Bettdecke bezeichnet hast.«

Frank brachte die Kamera erneut in Position, ich riss mir den Gürtel herunter und machte tapfer weiter. Doch das beklemmende Gefühl in Kopf und Brust wurde stärker statt schwächer. Ich spürte, wie Schweiß auf meine Stirn trat, und wollte Meike gerade darum bitten, mich noch einmal abzupudern, als die Geräusche um mich herum diffuser wurden und mein Blickfeld sich zu einem schmalen Tunnel verengte. Panik stieg in mir auf. Schlimmer noch als zwei Tage zuvor auf Lillys Hochzeit. Ich würde in Ohnmacht fallen! Dieses Mal war es so weit. Verzweifelt schüttelte ich den Kopf, um den drohenden Bewusstseinsverlust abzuwenden, kniff meine Augen zusammen und öffnete sie wieder, als mein Herz auf einmal rasend schnell und laut zu schlagen begann. Alle Geräusche um mich herum verstummten, ich hörte nur noch meinen hämmernden Herzschlag, fühlte ihn in meinem Kopf, in meiner Brust, in meinem Bauch, überall. Ich konnte kaum noch atmen, in meinen Händen kribbelte es und in mir keimte eine schreckliche Erkenntnis auf: Ich würde nicht in Ohnmacht fallen. Ich würde sterben. Hier und jetzt. Vor laufender Kamera. So war das also. Ich hatte einen Herzinfarkt, eine Gehirnblutung, irgendetwas, das mich unaufhaltsam nach unten zog. Verzweifelt wehrte ich mich, aber je mehr ich dagegen ankämpfte, desto stärker riss es mich mit sich fort. Vor einem halben Jahr hatte ich mir manchmal gewünscht, tot umzufallen. Aber doch nicht jetzt!

Paul! Er ist noch so klein. Dieser Gedanke gab mir Auftrieb.

»Bin gleich zurück«, presste ich hervor und taumelte die wenigen Meter in das nahe gelegene Restaurant. Auf der Toilette lehnte ich mich gegen das Waschbecken, öffnete den Hahn und schaufelte mir literweise kaltes Wasser ins Gesicht. Ich starrte mich im Spiegel an, um das unwirkliche Gefühl loszuwerden. Schaute mich immer wieder an, ließ Wasser über Gesicht und Handgelenke laufen und rieb mir die Schläfen. Als das alles nichts half, lehnte ich mich mit dem Rücken an die Wand und ließ mich daran zu Boden gleiten. Ich wollte weglaufen. Doch vor was und vor allem wohin? So blieb ich sitzen, den Kopf auf den Knien, und wartete ab, zu müde, um noch weiter gegen dieses alles verschlingende Nichts in mir anzukämpfen.

Seltsamerweise gab nicht nur ich in diesem Moment auf. Auch das Nichts beendete langsam, zunächst fast unmerklich, sein Saugen und Ziehen. Mein Herzschlag beruhigte sich, mein Atem wurde regelmäßiger und ich konnte den Raum um mich herum deutlicher wahrnehmen. In diesem Augenblick betrat Meike die Damentoilette. Ihre Augen weiteten sich vor Schreck, als sie mich am Boden kauern sah.

Mit zittrigen Knien stemmte ich mich nach oben. »Kreislaufprobleme.«

Ich schob mich an der Wand entlang nach draußen.

Auch die Leute aus dem Kamerateam schauten mich seltsam an, als ich mit verschmiertem Gesicht und durchnässten Kleidern vor ihnen stand.

»Wir haben genug Material zusammen«, sagte Meike unsicher. »Lasst uns zurückfahren!«

Ich nickte dankbar.

Zurück in der Redaktion, ging ich zu Ulf und teilte ihm mit, dass ich krank sei. Nach dieser Erfahrung konnte und wollte ich mich nicht mehr mit Rosen beschäftigen. Beitrag hin oder her. Meike würde ihn für mich schneiden müssen.

Als ich Paul um kurz nach zwei in der Krippe abholte, presste ich seinen pummeligen kleinen Körper fest an mich. Ich vergrub meine Nase in seinen Haaren und atmete den tröstlichen Babygeruch tief ein und aus. Was auch immer das eben gewesen war, so etwas durfte nie wieder passieren!

3

»Hattest du früher Schluss?«, fragte Sam, als er mir die Wohnungstür öffnete. Er kam anscheinend gerade vom Volleyballtraining, denn er trug noch seine Sportsachen und begrüßte Paul und mich mit einem verschwitzten Kuss.

Ich trat ein und stolperte fast über den riesigen Wäschekorb, den ich heute Morgen an einer, wie ich gehofft hatte, strategisch günstigen Stelle platziert hatte.

»Hattest du nicht versprochen, mehr im Haushalt zu machen?«, blaffte ich Sam an.

»Ich hätte die Wäsche schon noch zusammengelegt. Woher sollte ich wissen, dass du früher nach Hause kommst?«

»Mir ist schlecht geworden.«

Sam sah mich überrascht an. Es war nicht meine Art, mich wegen solcher Kleinigkeiten krankschreiben zu lassen. Doch da ihm Krankheiten und Unpässlichkeiten ein Gräuel waren, hakte er nicht weiter nach.

»Ich gehe duschen.« Er verschwand im Bad.

Seufzend schob ich den Wäschekorb mit dem Fuß zur Seite und ging zur Küche, um Paul seinen Nachmittagsbrei zuzubereiten.

Systematisch machte ich mich daran, Wasser im Wasserkocher zu erhitzen und unter ein paar Löffel Reisflocken zu rühren, sodass ein dicker, sämiger Brei entstand. Dann öffnete ich ein Glas Pfirsich-Banane, schüttete seinen Inhalt über die Flocken und setzte Paul in seine Wippe. Der Fütterungsmarathon konnte beginnen.

Da mein Sohn Getreideflocken jeglicher Art hasste, der Kinderarzt aber meinte, dass Kohlehydrate unerlässlich für seine körperliche und geistige Entwicklung seien, erforderte diese Tätigkeit meine vollste Konzentration. Doch immer wieder drängte sich die unschöne Szene vom Vormittag in meine Gedanken.

»Denkst du daran, dass ich heute Abend nicht da bin?« Sam stand in der Tür. Er hatte ein Handtuch um seine Hüften gebunden, seine Haut war noch feucht vom Duschen.

»Wo gehst du hin?«, fragte ich bemüht freundlich. Doch ich war mir sicher, dass er trotzdem den anklagenden Unterton heraushören konnte, der in den letzten Wochen und Monaten in all meinen Sätzen mitzuschwingen schien.

»Erst in den Biergarten, anschließend zum Pokern. Das habe ich dir aber gesagt.«

»Stimmt, ich habe nicht mehr daran gedacht. Aber geh ruhig«, sagte ich. »Schön, dass zumindest für einen von uns das Leben ganz normal weitergeht«, fügte ich leise hinzu.

Sam hatte nach seiner Approbation als Apotheker auf den langweiligsten und selbstlosesten Beruf umgesattelt, den ich mir neben dem des katholischen Priesters oder des Altenpflegers vorstellen konnte: Er machte eine Ausbildung zum Biologie– und Chemielehrer und hatte die meisten Nachmittage frei.

Ich dagegen arbeitete von früh bis spät, brachte Paul in die Krippe und holte ihn ab. Darüber hinaus kam ich zu überhaupt nichts mehr.

Ich startete einen erneuten Versuch, unserem Sohn einen Löffel Brei einzuflößen. Doch dieses Mal war seine Hand schneller. Der orangefarbene Brei spritzte mir in die Augen. Als ich wieder etwas sehen konnte, strahlte Paul mich mit seinen zweieinhalb Zähnen im Mund breit an, sichtlich begeistert von seiner Aktion.

»He, he!«, lachte er.

Sam war verschwunden.

In allen Ratgebern, die ich gelesen hatte, stand, das Lachen ihres Babys entschädige Eltern für sämtliche Anstrengungen. In meiner Schwangerschaft hatte ich diese Passagen stets mit einem verklärten Lächeln quittiert. Doch seit Pauls Geburt wusste ich es besser: Die Autoren dieser Bücher wurden für solche Äußerungen staatlich subventioniert, um den Kindermangel der Deutschen in den Griff zu bekommen.

»Hast du meine neue Jeans gesehen?«, schallte es gut gelaunt aus dem Bad.

»Sie liegt auf dem Boden im Schlafzimmer, gleich neben deiner benutzten Unterhose.« Ich verzog das Gesicht. Warum konnte Sam sich nicht merken, wo er seinen Kram hingetan hatte? Aber was erwartete ich? Seine Mutter hatte ihm sein Leben lang von früh bis spät alles hinterhergetragen.

Während ich den Löffel mit dem verpönten Brei wie ein Flugzeug durch die Luft schweben ließ, um Paul doch noch dazu zu bringen, seine zusammengepressten Lippen zu öffnen, hörte ich Schritte in Richtung des besagten Zimmers, das Klicken eines Lichtschalters und kurz darauf ein unterdrücktes Fluchen. Ich ließ meinen Kopf auf die Tischplatte sinken.

»In den nächsten Tagen müssen wir uns wirklich einmal Zeit nehmen, die Lampe zu reparieren.« Sams Kopf erschien in der Küchentür.

»Klar, lass uns doch gleich morgen einen Termin dafür blocken«, murmelte ich.

»Was hast du gesagt?«

»Nichts.« Entnervt hob ich den Kopf, ging an den Schrank im Flur und nahm eine Glühbirne heraus. Ich stieg auf einen Stuhl und tauschte sie gegen das kaputte Exemplar aus.

»Was machst du?«

»Ich repariere die Lampe.«

»Die Birne war kaputt?« Sam sah mich verdutzt an. Doch dann hellte sich sein Gesicht auf und er nahm mich in den Arm. »Was würde ich ohne dich machen?«

Ich wand mich aus seiner Umarmung. »Viel Geld für Handwerker bezahlen?«

Sam trat einen Schritt zurück. »Warum reagierst du nur immer so gereizt? Seit Paul besser schläft, haben wir doch alles ganz gut im Griff.«

»Ha! Im Griff. Dass ich nicht lache. Ich arbeite fünf Tage die Woche von neun bis halb sieben, und wenn ich abends heimkomme, sieht es in der Wohnung aus wie in einem Saustall. Ich koche, räume auf, mache die Wäsche. Und du bist nicht einmal dazu in der Lage, eine Glühbirne auszutauschen.«

In der Küche begann Paul zu protestieren. Ohne Sams Antwort abzuwarten, ging ich zu dem Kleinen, befreite ihn aus seiner Zwangslage und setzte ihn mir auf die Hüfte. Als ich zurückkam, tippte Sam auf seinem Handy.

»Was machst du?« Wieder dieser anklagende Unterton. Hatte ich nicht vor einigen Monaten noch immer mit säuselnder Babystimme auf ihn eingeredet?

»Monika hat mir geschrieben.« Er klang erfreut.

»Monika? Meine Kollegin? Warum das denn?« Ich war misstrauisch. Sam und sie hatten sich auf dem letzten Sommerfest des Senders kennen gelernt. Aber dass sie Telefonnummern ausgetauscht hatten, war mir neu.

»Sie wird an meiner Schule einen Vortrag über die Gefahren von Castingshows halten.« Ohne aufzuschauen, tippte er weiter auf dem Handy herum.

»Monika?« Ich hörte wohl nicht recht. »Du hast Monika gefragt, ob sie an deine Schule kommt, um über Castingshows zu berichten?«

»Hab ich dir das nicht gesagt?«

»Nein. Warum zum Teufel hast du gerade sie darum gebeten?«

»Ich hatte ihr auf eurem Sommerfest erzählt, dass vor allem Jugendliche aus ärmeren Familien Shows wie »DSDS« als Sprungbrett ansehen, und sie hat mir angeboten, mit ihnen darüber zu sprechen, wie es hinter den Kulissen abläuft.«

»Und warum hast du mich nicht gefragt? Wir wohnen schließlich zusammen«, sagte ich so neutral, wie es mir trotz überlaufender Galle möglich war.

»Was willst du denn noch alles machen? Du gehst vierzig Stunden in der Woche arbeiten und hast ein kleines Kind, um das du dich sowieso viel zu wenig kümmerst.«

Mir platzte der Kragen. Ich und mein Job. Immer die gleiche Leier. Dabei arbeitete ich nicht aus Spaß in Vollzeit, sondern weil Sams kümmerliches Referendargehalt nicht ausreichte, unsere Miete zu bezahlen. Auch mir wäre es lieber gewesen, um zwei Uhr zu Hause zu sein und mit Paul im Englischen Garten oder in der Stadt herumzubummeln, anstatt von früh bis spät in einem fensterlosen Großraumbüro zu sitzen und meinen Sohn mit seinen knapp neun Monaten bereits den ganzen Tag von anderen Leuten betreuen zu lassen.

Wütend giftete ich ihn an: »Wenn du denkst, dass Paul so stark vernachlässigt wird, warum fährst du dann nicht nach deinem anstrengenden Sechs–Stunden-Tag zum Sender raus und holst ihn früher aus der Krippe ab?«

»Und wann sollte ich dann bitte meine Unterrichtsvorbereitungen machen?« Sam sah mich mit unbewegter Miene an. Ich hasste diesen Gesichtsausdruck. »Wenn du nach Hause kommst, bist du mit der Arbeit fertig. Wenn ich nach Hause komme, liegt das meiste noch vor mir.«

»Oh! Entschuldigung! Es ist natürlich nicht möglich, eine Stunde über das Eichhörnchen zu konzipieren, wenn ein kleines Kind neben dir sitzt. Hast du schon einmal darüber nachgedacht, deine Unterrichtsvorbereitungen abends zu erledigen?«

»Wie du bestimmt gemerkt hast, mache ich einen Großteil davon erst, wenn Paul im Bett ist.«

»Ja, weil du schlafen musst, wenn du von der Schule kommst, und danach Volleyball spielst oder in den Biergarten gehst.«

»Ich gehe nur zweimal in der Woche zum Training. Und weißt du, wie lange ich nicht mehr im Biergarten war?«

»Bestimmt nicht so lange wie ich.« Ich seufzte. »Lassen wir das. Ich will mich nicht streiten. Aber trotzdem … Warum hast du mich nicht gefragt? Ich bin schon viel länger in dem Geschäft als sie und habe viel …«

»Das hast du von deinem Vater«, unterbrach mich Sam gereizt.

»Was?«, fragte ich.

»Den krankhaften Ehrgeiz, in allem besser zu sein als andere«, antwortete er.

»Das stimmt überhaupt nicht«, entgegnete ich wütend. »Wirf mir das nicht vor! Und außerdem geht es mir auf die Nerven, dass du ständig über meinen Vater lästerst.«

»Tut mir leid. Aber welcher andere Vater misst die Qualität seiner Schwiegersöhne schon daran, wer bei einer Bergtour NACH ihm als Erster ins Ziel kommt? Er hält mir heute noch vor, dass Torsten bei unserer Wanderung durch die Partnachklamm die Hütte vor mir erreicht hat.«