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So viele gute Ideen hatten die Menschen, zu allen Zeiten – nur leider ist bei den frühesten von ihnen der geniale Erfinder nicht mehr ausfindig zu machen, zum Beispiel für ein Dankeschön oder ein Denkmal als Belohnung. Denjenigen, dem wir die beweglichen Lettern zu verdanken haben, kennen wir zwar, jedoch liegt so viel Biographisches im Dunkeln, dass man getrost ein bisschen hinzu dichten kann.
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Seitenzahl: 254
Veröffentlichungsjahr: 2013
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Gisela Schaefer
Ziemlich gescheite Geistesblitze
Bahnbrechende Erfindungen der Menschheit
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Inhaltsverzeichnis
Titel
DAS RAD
LEIBESÜBUNGEN
DER KAMM
ESSSTÄBCHEN
DIE VOGELSCHEUCHE
BEWEGLICHE LETTERN
Impressum neobooks
Gorm war schlechter Laune – und wie!
Er wischte sich mit dem Handrücken über die feuchte Stirn und stöhnte. Sein Rücken tat ihm weh vom vielen Bücken, und seine Beine noch viel mehr vom vielen Hocken. Warum auch mussten diese blauen, runden Winzlinge so tief unten, an so niedrigen Sträuchern wachsen? Es machte ihm nichts aus, tagelang hinter einem Hirsch oder einem wilden Schwein herzujagen, sich ihm auf den letzten Metern geduckt und gegen den Wind zu nähern, oder geräuschlos über den Boden zu robben, um dann mit aller Kraft den Speer zu werfen. Das war Männerarbeit, das war in Ordnung. Aber diese Sammlerei? Er, das Oberhaupt der Familie, mußte Weiberarbeit verrichten, weil seine Frau Nelda heute ihr zweites Kind gebären würde - ausgerechnet zur Beerenlesezeit! Die ganze Nacht über hatte sie wimmernd vor Schmerzen auf ihrem Lager neben ihm gelegen und Gorm ahnte, dass es auch diesmal lange dauern würde, genauso wie beim ersten Mal vor 8 Jahren, als sein Sohn Beo das Licht der Welt erblickt hatte.
„Gorm,“ hatte Nelda am Morgen keuchend vor Anstrengung hervorgestoßen, „ich habe erst vorgestern mit dem Sammeln und Trocknen begonnen und du weißt, wie schnell reife Beeren weggefuttert werden von den Tieren im Wald. Also, wenn du während der kalten Jahreszeit etwas Abwechslung auf dem Speiseplan haben willst, dann solltest du mindestens einen Korb voll pflücken, es müssten genügend nachgereift sein.“
„Und ich muss bei ihr bleiben,“ fügte Thyra, Neldas Mutter hinzu, „sie schafft es nicht allein. Nimm aber Beo mit, er kann dir helfen und kennt außerdem unseren Waldabschnitt … wenn du in die Gebiete der anderen Frauen gerätst, gibt’s Ärger.“
Gorm schaute von seiner Arbeit auf und beobachtete seinen Erstgeborenen. „Kein Zweifel, er rupft ziemlich flink,“ dachte er, „nur landet alles auf direktem Weg in seinen Bauch statt in den Korb. Wenn er nicht bald damit aufhört, wünsche ich ihm ein solches Grummeln darin, dass er für den Rest des Tages hinterm Haus über der Grube sitzen muss!“
Am Mittag, gerade als die Sonne ihren höchsten Stand erreicht hatte, war’s geschafft. Gorm hatte zwar im Laufe des Morgens einige Male den Korb von allen Seiten genau untersucht, weil er den Verdacht nicht losgeworden war, daß irgendwo ein Loch darin sein müsse, aber nun war er voll – bis zum Rand sogar, Nelda würde zufrieden sein.
„Hoffentlich hat sie ihre schwere Arbeit jetzt auch hinter sich,“ flehte er im Stillen, als er sich ächzend unter einen schattenspendenden Baum fallen ließ, der an einem Abhang stand und von dem aus man einen herrlichen Blick hatte auf die unter ihm liegende weite, grasbewachsene Ebene. Beo, der schon seit einiger Zeit dagegen aufbegehrte, dass man ihn immer noch wie ein Kind behandelte, indem er den Frauen ständig zur Hand gehen musste statt mit den Männern auf die Jagd zu ziehen, schlenderte finsteren Blickes, mit blau verfärbten Lippen und Zähnen, aber offenbar ohne jedes Bauchdrücken, heran. Sein etwas kleinerer Korb war gut gefüllt, Gorm nahm es halbwegs zufrieden zur Kenntnis.
„Na dann wollen wir mal,“ sagte er und hob seinen Arm, um eine lästige Fliege von seiner Nase wegzuscheuchen - da passierte es! Er stieß gegen seinen Korb, der kippte, überschlug sich, und die Arbeit eines ganzen Vormittags kullerte den Hang hinunter, immer weiter und weiter.
„Nein, nein, nein …“ schrie Gorm, sprang auf, stampfte mit dem Fuß auf und schlug mit der flachen Hand gegen den Baumstamm. „Wenn diese verdammten Beeren nicht so kugelrund sondern eckig wären, würden sie nicht so weit rollen können,“ stieß er hilflos und zornig hervor und sah der dahinrasenden blauen Lawine nach.
Sein Sohn blickte überrascht auf, dann wandte er sich ab um das verräterische Glitzern in seinen Augen zu verbergen. Gorm streckte seinen Arm lang aus und griff nach dem leeren Korb, der an einer Wurzel hängengeblieben war. Einen Augenblick lang erwog er, den abgestürzten Beeren zu folgen um sie wieder einzusammeln. Mit leerem Korb wollte er jedenfalls nicht heimkehren - und dieses Missgeschick eingestehen möglichst auch nicht, es würde mit Sicherheit ein Riesengelächter auslösen unter den Männern des Dorfes. Ein Glück nur, dass keine der anderen sammelnden Frauen in der Nähe war und die Katastrophe beobachtet hatte.
Fluchend machte er sich erneut daran, abwechselnd in gebückter oder kniender Haltung Blaubeeren zu suchen, was mühsamer war als vorher, waren doch die meisten schon abgeerntet. Als er mit Beos halbherziger Hilfe den Korb wieder zu einem Viertel gefüllt hatte, reckte er sich entschlossen in die Höhe: „Jetzt reicht’s! Wir werden sagen, dass … äh … ein Bär vor uns dagewesen war. Gib mir ein paar von deinen ab.“ Sprach‘s und schüttete eine Portion aus Beos Korb in seinen eigenen.
„Ein Bär?“ Beo sah ihn ungläubig an. „Seit wann gibt’s hier Bären?“
„Seit heute … ich habe jedenfalls frische Spuren gesehen, du nicht?“
Beo überlegte eine Sekunde: „Mh … doch …ja,“ sagte er gedehnt. „Wenn wir beide demnächst auf die Jagd gehen, könnten wir versuchen, dieser Spur zu folgen. Was hältst du davon?“
Gorm blickte hinunter auf seinen Sohn, der ihm knapp bis zur Brust reichte und grinste: „Deine Mutter wird dich nicht gehen lassen, wenn sie hört, dass sich ein Bär hier rumtreibt. Besser wir warten ein paar Wochen. Wenn er nicht wieder auftaucht, wird sie ihn vergessen … dann kannst du mitkommen, versprochen!“
Beo nickte zufrieden. Endlich! Nur noch kurze Zeit und er würde seinen ersten Hasen, oder mit ganz viel Glück vielleicht sogar ein Reh erlegen. Endlich zum Kreis der Erwachsenen zählen, endlich als vollwertiger Mann anerkannt werden. Rund war besser als eckig, das stand fest.
Nelda hatte ein Mädchen geboren und Gorm gab seiner Tochter den Namen Hel. Beo warf einen kurzen Blick auf das krebsrote, verrunzelte und plärrende Nackedeichen in den Armen seiner Mutter, dann war ihm klar, dass es vorläufig zu nichts zu gebrauchen war. Das kümmerte ihn aber nicht weiter, denn es gab Wichtigeres zu tun: Zum einen kreisten seine Gedanken immer wieder um die Begriffe „rund“ und „eckig“, und er fing an, den Kampfgeist Gorms zu bewundern, der sich quasi gegen Naturgesetze auflehnte, wenn er statt runder eckige Beeren forderte. Niemals zuvor hatte Beo eine so rebellische Idee vernommen, geschweige denn selber gehabt. Zum anderen zerbrach er sich den Kopf darüber, wie man Nelda beruhigen könnte, damit er sich endlich wieder frei bewegen konnte. Für einen Jungen seines Alters war ein kleines umzäuntes Dorf wie eine Falle. Und in der saß er fest, seit sie von den Bärenspuren im Wald gehört hatte. Mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen hatte sie Gorm heftige Vorwürfe gemacht, weil er nicht mit ihrem Sohn schnurstracks und ohne Beeren heimgekehrt sei. Wie er sich das vorgestellt habe, sie mit einer neugeborenen Tochter und einem zerrissenen Mann, und ob er meine, sie würde ihm Kinder gebären, die er dann so ganz nebenbei an Bären verfüttern könne usw. usw. Man merkte deutlich, wie stark ihr der Schreck in die Glieder gefahren war. Natürlich galt ab sofort strengstes Ausgehverbot für Beo, was umso schwerer zu ertragen war, weil der Blaubeer-Bär ja nur eine infame Vater-Sohn-Notlüge war.
Als in den folgenden Tagen kein einziger Dorfbewohner das gefährliche Biest zu Gesicht bekam oder Spuren von ihm entdeckte, versicherte Beo mindestens dreimal am Tag, der Bär habe sich seinerzeit bestimmt nur verirrt und sei längst weitergezogen.
„Die Nähe von Menschen ist ihm genauso wenig geheuer wie umgekehrt,“ kam ihm Gorm zu Hilfe.
Eines Morgens dann schnappte sich Thyra den Korb. „Bevor sie alle verfault sind, geh ich jetzt sammeln … wenn er was will, soll er nur kommen!“ sagte sie finster und ballte die Faust.
„Du hast in deinem ganzen Leben noch keinen Bären gesehen!“
„Und was liegt da auf meinem Bett?“
„Nur ein schlaffes Stück Fell, ohne Fleisch, Muskeln und Knochen, ohne Kraft und ohne Mordlust.“
„Pah,“ erwiderte Thyra patzig und reckte ihren Kopf in die Höhe.
„Wie du willst,“ Nelda zog resigniert die Schultern hoch, „aber Beo darf nur zum Ziegen- und Schafehüten auf die Wiesen … und nur mit Bran!“
Bran war ein großer schwarzer Hund und Beos bester Freund. Notfalls hätte Bran das Hüten auch alleine geschafft, denn er wusste, wie man die kleine Herde hinaustreibt, sie beisammenhält und am Abend wohlbehalten nachhause bringt - er war ein sehr gelehriger Hund. Aber Beo liebte es, ihn zu begleiten, mit ihm herumzutoben, ihm allerlei zu erzählen, sich neben ihn ins Gras zu legen, den summenden Bienen zuzuhören oder den schwirrenden Libellen nachzusehen. Und von Zeit zu Zeit brachte er ihm kleine Kunststücke bei, wie zum Beispiel sich auf dem Bauch kriechend durchs Gras zu bewegen.
Heute war so ein Tag für neue Kunststückchen - überglücklich und ausgelassen über seine zumindest teilweise wiedererlangte Freiheit, dachte Beo sich was Feines aus: Er nahm ein Holzstöckchen, ließ Bran daran schnuppern und warf es etwa einen halben Meter weit von sich.
„Bran, geh, hol das Stöckchen!“
Bran sah ihn mit seinen dunkelbraunen Augen an - Beo wollte was von ihm, aber was?
Beo hob das Holzstöckchen auf und steckte es Bran ins Maul, der es sofort wieder fallen ließ, weil es nichts zu fressen war und er darum keinen Sinn darin erkennen konnte, es zwischen den Zähnen zu halten. Beo gab nicht auf, er warf das Stöckchen, suchte es gemeinsam mit Bran, steckte es ihm ins Maul und hielt seine Hand darunter, um es aufzufangen, sobald Bran es losließ. Es dauerte eine Weile, bis es Bran dämmerte, was sein junger Herr von ihm erwartete und dass das Ganze zwar ein blödes - denn warum warf er den Stock weg, wenn er ihn doch
wiederhaben wollte - aber immerhin ein Spiel war: Beo warf, Bran rannte, suchte das Stöckchen und brachte es Beo. Der lobte und streichelte ihn jedes Mal, also war er zufrieden, also war er glücklich, also war alles in bester Ordnung. Beo dachte ganz ähnlich: „Welch einen Spaß Bran hat!“
Als sie am Abend heimkamen, waren sie beide hundemüde, aber wenigstens einmal mussten sie ihr Kunststück der Familie vorführen.
„Bran, hol das Stöckchen!“ rief Beo und warf es auf sein Bett. Bran konzentrierte sich auf das Holzstück, denn er musste ja wissen, wo es hinfiel, setzte zum Sprung an – und landete auf etwas Rundem Rollendem. Verzweifelt balancierte er trippelnd gegen die Richtung. Das runde Ding erreichte Gorm, Bran rettete sich auf dessen Schoß, und ein hellgelber, klebriger Brei floss über Gorms Füße. Bran hatte noch nie auf Gorms Schoß gesessen, dessen Gesicht noch nie so nah an seinem gehabt und ihm so tief in die Augen gesehen. Nach zwei, drei Schrecksekunden schnellte er herunter und verkroch sich vorsichtshalber in der dunkelsten Ecke des Hauses, hatte er doch keinerlei Freude in den Augen seines alten Herrn gesehen.
Oh,oh - rund war vielleicht doch nicht gut, jedenfalls nicht immer.
Gorms Haus bestand nur aus einer einzigen großen Halle und wurde von einem stabilen Gerüst aus Quer- und Längsbalken gehalten. Die Zwischenräume der Wände waren mit einem Geflecht aus Weidenzweigen, bestrichen mit Lehm, ausgefüllt und das Firstdach mit gebündeltem Stroh gedeckt. In der Mitte hatte er ein Loch freigelassen als Rauchabzug der Feuerstelle darunter. In einer Ecke des Hauses standen zwei Holzgestelle mit Strohsäcken als Unterlage und warmen Felldecken zum Zudecken. Eines für Nelda und Gorm, das andere für Beo und Thyra. Die kleine Hel hatte ihr Körbchen gleich neben ihnen in Griffweite.
Eine andere Ecke diente als Vorratsspeicher und Abstellkammer. In ledernen und geflochtenen Körben, in Krügen und Schüsseln aus Ton oder Holz bewahrte Nelda getrocknete Erbsen und Pilze, Hirse, Emmer, Kräuter und vieles mehr auf. Ein Reibstein zum Mahlen des Getreides lag dort, und eine Sichel, um es zu ernten.
In der dritten Ecke stand ein Tisch mit vier Hockern, daneben eine große Truhe mit Kleidungsstücken, und die letzte Ecke war angefüllt mit Gorms Jagdausrüstung: Speeren, Pfeilen mit großen und kleinen Steinspitzen, einem mächtigen Bogen aus Ulmenholz, außerdem Fallen, Fischfanggeräten, einer Axt, Schabeisen, Meißel, Hacken und Feuersteinen.
Um ihr Haus herum hatte er, wie all seine Nachbarn auch, einen Flechtwerkzaun errichtet. Ziegen, Schafe und zwei Schweine liefen hier frei herum, wenn sie nicht auf den Wiesen außerhalb des Dorfes grasten. Bran schlief im Sommer im Freien, suchte sich aber, sobald der erste Frost einsetzte, ein Plätzchen am Fußende von Beos Bett, der ihm auf den festgestampften Lehmboden ein paar Lumpen oder löchrige Felle legte, auf denen er sich zusammenrollte.
Mitten im Raum, unweit der Feuerstelle, hatte Thyra ihre Töpferwerkstatt eingerichtet, und da sie seit einiger Zeit die Einzige im Dorf war, die dieses Handwerk beherrschte, lagen immer große Klumpen von feuchtem Ton herum, dazu Schüsseln mit Wasser, Steinmesser und natürlich all die Gegenstände, die noch nicht fertig ausgeformt oder gebrannt waren. Da Thyra nicht nur geschickt mit ihren Händen war, sondern auch voller Phantasie steckte, probierte sie alle möglichen Formen aus und verzierte ihre Werke mit einfachen, aber sehr dekorativen Punkt- und Strichmustern.
Gorm war von Anfang an mit dieser Situation unzufrieden gewesen, aber nach dem Tod ihres Mannes hatte Thyra sich entschieden, nicht bei ihrem Sohn zu leben, sondern bei ihrer Tochter Nelda. Dass ihre Werkstatt jedoch so viel Platz einnehmen würde, damit hatte niemand gerechnet: wo immer man hin wollte, in die Küche, in die Speisekammer, ins Bett, an den Tisch oder in die Gerätekammer, man musste ständig über und durch Thyras glitschigen Ton und es kam nicht selten vor, dass jemand eines ihrer Kunstwerke beschädigte – und dann war das Gezeter groß. Nicht, dass Gorm keinen Sinn für Kunst gehabt hätte, im Gegenteil, nichts machte ihm mehr Freude, als die Innenwände seines Hauses, die er deswegen besonders glatt gestrichen hatte, zu bemalen. Mit Tieren und Pflanzen, sogar menschliche Figuren gelangen ihm gut. Nur, die vielfältigen Farben der Natur – und das bedauerte er zutiefst – hatte er nicht zur Verfügung. Er musste auskommen mit Rußschwarz, Ockergelb, einem dunklen Erdbraun und etwas Weiß von gemahlenen Muscheln, von denen es leider nicht allzu viele gab im Bach. Das leuchtende Rot, das der gelegentlich durchs Dorf ziehende Druide den Frauen zum Färben ihrer Stoffe anbot, war viel zu kostbar, um es auf die Wand zu schmieren - so hatte jedenfalls Nelda behauptet, nachdem sie dem Druiden für eine winzig kleine Menge des roten Farbstoffes einen ganzen Wolfspelz hatte überlassen müssen.
„Man munkelt,“ hatte sie geheimnisvoll geflüstert, „dass er die Farbe von winzig kleinen Tieren gewinnt, niemand weiß es genau, es ist eines seiner größten Geheimnisse. Beim nächsten Mal will er mir blaue Farbe mitbringen, dazu kocht er Disteln aus, ich wünschte, ich wüsste welche, denn dafür will er drei Kaninchenfelle haben.“
Auch Bran machte jedesmal einen großen Bogen um die Werkstatt, war er doch einmal in einen der Klumpen getreten und prompt mit zwei Pfoten darin steckengeblieben. Thyra hatte ihn eine ganze Weile heulen und jammern lassen, bevor sie ihn aus seiner misslichen Lage befreite, darauf bauend, dass es ihm eine Lehre für’s Leben sein würde.
Doch zurück zur missglückten Vorführung des Stöckchen-Kunststückes. Als der Stuhl, auf dem Gorm saß, nach hinten zu kippen drohte durch den Aufprall von Brans schwerem Körper, aber noch mehr durch den Rückstoß, der entstand bei seinem panikartigen Absprung von Gorms Schoß, löste sich dieser endlich aus seiner Erstarrung, krallte sich an der Tischkante fest und konnte so den Sturz verhindern.
„Wo kommt dieses runde, rollende Ding her?“ schrie er und Thyra zog unwillkürlich den Kopf ein, ihre neuesten Kreationen waren alle kugelig. Gelber, klebriger Honig floss träge über den Boden und Gorm stand noch immer mittendrin, ohne sich zu rühren. Er atmete schwer, seine Augen funkelten und man sah ihm deutlich an, dass er nach weiteren Worten rang. Da ihm aber nichts einfiel, stieß er einen wütenden Schrei aus, der wie ein fürchterlicher Fluch klang. Dann stakste er mit weitausholenden Schritten aus dem Haus hinüber zum Brunnen, zog Wasser in einem Eimer hoch und spülte die süße Masse ab. Mit finster entschlossenem Blick ging er zurück.
„Thyra,“ sagte er, „du bekommst einen eigenen Raum … für dich und deine Töpferei. Hier ist es zu eng geworden … vor allem mit diesen dickbauchigen, runden Dingern, die du neuerdings machst. Sie sind lebensgefährlich!“
Niemand wagte zu widersprechen.
Gleich am nächsten Tag machte Gorm sich auf in den Wald, fällte junge, nicht zu dicke Bäume, entfernte alle Äste und schnitt sie in der richtigen Länge zu, dann schleppte er sie einzeln den weiten Weg nachhause. Das war äußerst anstrengend, nach dem zehnten Stamm brauchte er dringend eine Pause. Schweren Schrittes ging er zur Wiese, wo Beo die Haustiere hütete.
„Geh so viel Weidenzweige schneiden, wie du tragen kannst,“ sagte er zu ihm, „Bran kann alleine aufpassen.“
Als Beo außer Sichtweite war, ließ sich Gorm ins Gras fallen, streckte alle Viere von sich und war im Nu tief und fest eingeschlafen.
Beo starrte gedankenverloren auf den Haufen Zweige vor sich. Inzwischen war er in seinen Überlegungen vorangeschritten: Sowohl rund als auch eckig hatte Vor- und Nachteile - das Entscheidende war, herauszufinden, wann und in welcher Situation das eine oder andere besser war. Man brauchte sich nur an das Vorhaben erinnern, das Dorf mit einer Steinmauer zu umgeben, was seinerzeit gescheitert war, weil es weit und breit keinen Steinbruch gab und nur Geröll aus dem Fluss zur Verfügung stand.
„Zum Mauerbauen braucht man eckige Steine, aus diesem runden Zeug können wir sie nicht herstellen, also müssen wir uns mit einem Palisadenzaun begnügen“, hatte Gorm achselzuckend gesagt.
Eine vage Idee vor Augen, drehte Beo einige biegsame Stecken umeinander, befestigte sie, steckte nach und nach weitere hinzu, bog das Ganze schließlich zu einem Kreis und umwickelte es mit Lederstreifen. Nun, das Ding war rund – ob es auch rollte? Er gab ihm einen kräftigen Schubs – und es funktionierte genauso, wie er es sich vorgestellt hatte. Der Weidenzweig-Reifen rollte eine kleine Weile geradeaus, dann stieß er an ein Hindernis und kippte zur Seite. Beo schnürte die restlichen Zweige zu einem dicken Bündel zusammen, hievte es auf seinen Rücken, hielt mit der Linken das Ende des Bandes fest und hatte Mühe, mit der Rechten den schweren, sperrigen Reifen, der fast so hoch war wie er selber, zu transportieren.
Trotz dieser Erschwernis ging er nicht geradewegs nachhause, sondern machte einen kleinen Umweg. Schon von weitem hörte er das vertraute scheppernde Meckern der Ziegen, und dann kam auch schon Bran mit einem kurzen Begrüßungs-Beller herangestürmt. Beo ließ seine Lasten zu Boden fallen und kraulte ihn liebevoll hinterm Ohr.
„Jetzt pass mal gut auf,“ sagte er stolz und setzte seinen Reifen in Bewegung. Auf der ebenen Wiese rollte er eine ganze Weile, während Bran neben ihm herlief, dann verlor er an Geschwindigkeit, kam ins Trudeln und kollabierte – Bran brachte sich mit einem Sprung in Sicherheit. Beim nächsten Versuch lief auch Beo neben dem Reifen her und gab ihm, kurz bevor er zu kippen drohte, einen neuen Stoß. Ein wunderbares Spiel, Beo war begeistert und rollte seinen Reifen durch die wild auseinanderstiebenden und laut protestierenden Schafe und Ziegen. Selbst die sonst eher behäbigen und schwer aus der Ruhe zu bringenden Schweine galoppierten quietschend und mit flatternden Ohren davon. Eins lief ihm direkt vor die Füße, Beo sah seinen Reifen davonrollen – und im gleichen Moment Gorms Kopf aus dem Gras auftauchen und sich die verschlafenen Augen reiben. Halb im Tran sah Gorm etwas Großes auf sich zurasen und sich vor ihm auftürmen, dann stürzte es auf ihn – und Gorms Kopf war wieder verschwunden.
„Oh, oh, oh!“ Beo rannte zu seinem Vater, das Schlimmste befürchtend.
Gorm hatte indes das schwere Ding von sich gewälzt, sich aufgesetzt und massierte die schmerzende Stelle an der Stirn.
„Das glaube ich einfach nicht,“ polterte er mit verkniffenen Lippen, sprang auf die Füße, stemmte die Arme in die Seiten und ging um das merkwürdige Gebilde, das ihn niedergestreckt hatte, herum.
„Schon wieder was Rundes, was Rollendes … wie immer, wenn mir nichts Gutes widerfährt. Ich hasse es!“
Und zu Beo gewandt: „Schaff‘ es mir aus den Augen … und beschäftige dich gefälligst mit was Nützlichem!“
Beo blieb nichts anderes übrig, als seine schier unerschöpflichen Phantasien bezüglich Rundem und Rollendem in aller Heimlichkeit und fernab von seinem Vater zu verwirklichen. Der Wald war, seit er Weidenzweige schneiden musste, kein Sperrgebiet mehr für ihn, und bei einem seiner Streifzüge entdeckte er die kleine Lichtung, auf der sein Vater Baumstämme zersägt hatte. Einige Endstücke lagen vergessen herum. Prompt regte sich sein Erfindergeist: Er sammelte sie ein und legte sie dicht nebeneinander. Dann schleppte er einen schweren Stein heran, band eine Schnur darum und legte ihn auf die Rollen. Er zog an der Schnur – es war kinderleicht, der Stein ließ sich mühelos fortbewegen – aber nur bis zum letzten Holzstück. Was nun? Beo war ein gescheiter Kerl, nachdem er mehrmals um sein Werk herumgelaufen war und angestrengt nachgedacht hatte, fiel ihm auf, dass hinter dem Stein mehrere Hölzer frei lagen, die konnte man doch vorn wieder anlegen, oder?
„So könnte ich den ganzen Tag Steine bewegen, ganz ohne Anstrengung“, dachte er staunend und war sehr stolz auf sich. Gleich morgen würde er das Transportband seinem Vater vorführen – wenn das nichts Nützliches war!
Gorm war früh aufgestanden, lange bevor die Sonne aufging. Noch wichtiger als Thyras neue Wohnung war die Beschaffung von frischem Fleisch, deshalb wollte er heute einen Hirsch erlegen. Dazu mußte er quer durch den Wald bis zur dahinter liegenden weiten Ebene, wo sie oft dichtgedrängt im Familienverband in den frühen Morgenstunden grasten. Im Wald war es stockduster und so sah Gorm auch nicht die geniale Erfindung seines Sohnes, sondern trat direkt darauf. Es zog ihm die Füße weg und mit Getöse rutschte er den Abhang runter, auf dem Rücken und dessen Verlängerung. Durch das Gepolter und Gorms Schmerzensschreie hellwach, stob das Rotwild in vollem Galopp davon. Rund war teuflisch, das stand fester denn je für Gorm. Hätte der Mond heute Nacht geschienen, hätte er diese Baumstämme gesehen und wäre nicht mit ihnen weggerollt – blöder runder Mond!
Grün und blau, mit brennenden Abschürfungen am ganzen Körper, humpelte Gorm zornschnaubend den Hügel wieder hinauf durch den Wald nachhause.
„Wo ist Beo?“ brüllte er schon von weitem.
Und dann brüllte Beo, weil Gorm ihm eine runtergehauen hatte. Dann brüllte Hel, aufgeschreckt durch diesen Radau, und schließlich brüllte Nelda, sie sollten alle auf der Stelle aufhören zu brüllen.
Diesmal hing für eine ganze Weile der Haussegen schief und Beo ging seinem Vater wohlweislich aus dem Wege. Der saß, zugeschmiert bis zur Unkenntlichkeit mit Neldas Kräutersalben im Haus, damit ihn niemand von den Nachbarn sah, und spießte Blaubeere um Blaubeere auf lange Stengel – zur Regeneration seines lädierten Körpers und zur Beruhigung seiner Nerven, wie Nelda behauptete.
Erst als Beo am übernächsten Tag mit fünf fangfrischen, schillernd bunten Forellen aus dem nahen Bach erschien, die größte für Gorm, eine für Nelda, eine für Thyra, eine für ihn selber und eine ganz kleine für Hel, und der Duft der in Blätter gewickelten und zwischen heißen Steinen gegarten Fische in Gorms Nase stieg, besserte sich seine Laune. Und als er Hels Portion auch noch erhielt, weil sie noch keinen Wert auf diese Köstlichkeit legte, sondern mit Mutters Milch voll zufrieden war, hellte sich Gorms Miene zusehends auf.
Als er an diesem Nachmittag an Thyras Haus weiterbaute, ging Beo einfach zu ihm und half. Gorm machte keine Anstalten, ihn zu verjagen, schwieg aber beharrlich. Als Beo die Stille nicht länger ertragen konnte, sagte er fast flehentlich: „Gorm, wenn wir zum Fischen in den Bach hineingehen, was ist dir dann lieber, das Geröll im Flußbett oder eckige, spitze Steine?“
Als Gorm nicht antwortete, sondern nur verständnislos die Stirn runzelte, fuhr er fort: „Was ist mit dem großen, runden Bogen am Himmel, wenn es regnet und gleichzeitig die Sonne scheint. Wünscht du dir nicht jedesmal, so schöne Farben zu besitzen für deine Wandmalereien?“
„Mhm,“ brummte Gorm und sah seinen Sohn von der Seite an.
„Oder stell dir mal vor, Neldas Erbsen wären eckig … also ich würde sie nicht runterwürgen!“
Gorm strich sich über das Gesicht, das Zucken um seine Mundwinkel verbergend.
Beo seufzte, er brauchte noch ein Beispiel.
„Gorm,“ hob er erneut an und seine Stimme nahm genau den Tonfall an, den seine Mutter ihm gegenüber angeschlagen hatte, als er noch ein unverständiges Kind war und sie ihm mit aller Geduld, die ihr zur Verfügung stand, Dinge und Sachverhalte erklärte.
„Weißt du noch, wie du im Sommer hinter einem Kaninchen her warst und ihm ins Brombeergebüsch hinterhergesprungen bist? Wie du dir Arme und Beine an den Dornen aufgerissen hast? Hast du dich da nicht beschwert, weil sie so spitz waren?“
„Beschwert… ha … das ist überaus vornehm ausgedrückt.“
„Also gut,“ gab Beo zu, froh darüber, dass Gorm wieder mit ihm sprach, „du hast so fürchterlich geflucht, dass die Vögel vor Schreck davongeflogen sind … das hätte nicht sein müssen, wenn die Dornen an ihrer Spitze rund gewesen wären.“
Noch ehe Gorm dazu Stellung nehmen konnte, sprudelten weitere Beweise aus Beos Mund.
„Nenn mir einen aus unserer Gruppe, Mann oder Frau, der sich nicht vor den gezackten Blitzen, die aus den schwarzen Wolken rasen, zu Tode fürchtet. Du hast selber gesagt, wenn schon Blitz, dann lieber die kugeligen, die richten nicht so viel Unheil an.“
Beos Backen und Ohren glühten inzwischen rot vor Eifer.
„Und was ist mit den dicken, runden Eiskörnern, die manchmal vom Himmel fallen, stell dir mal vor, sie wären spitz wie Eiszapfen!“
„Bei Taranis dem Sturmgott“, Gorm hob abwehrend die Hände zum Himmel, „das wäre in der Tat übel!“
Und mit Grausen stellte er sich vor, auf freiem Feld zu stehen und einem Hagel von spitzen Dolchen ausgesetzt zu sein. Vielleicht hatte Beo Recht, vielleicht war rund weniger teuflisch als er dachte.
„Übrigens,“ sagte er, „was dein Transportband betrifft … auf ganz ebenem Boden … gar nicht schlecht.“
Beo war überglücklich: Sein Vater war ihm nicht mehr böse, er war Rundem, Rollendem nicht mehr ganz so feindlich gegenüber eingestellt, ja er hatte sogar seine Erfindung gelobt. Angespornt durch diese Wende und tatendurstiger denn je, war Beo fest entschlossen, Gorm vollends zu überzeugen.
Ziemlich tief im Wald, an einer Stelle, wo meterhohes Brennnesselgestrüpp jeden Besucher abschrecken würde, machte sich Beo die Mühe, eine Bresche hineinzuschlagen und in der Mitte einen ausreichend großen Platz freizulegen. Trotz größter Vorsicht blieb es nicht aus, dass er sich mehrmals elend verbrannte, aber das war’s ihm wert. Zuhause verbarg er die rot entzündeten Stellen und verzog keine Miene, obwohl es höllisch wehtat. So oft es ihm möglich war ohne Verdacht zu erregen, verschwand Beo in seinen Brennnesseln und dachte nach. Ein Mann sollte nicht nur herausfinden, was gut für ihn war oder nicht, er sollte es sogar selber bestimmen können – ganz konkret meinte er damit, dass er etwas erfinden wollte, das gut und nützlich war, weil es rund war. Etwas Rundes musste sozusagen gezwungen werden, ihm von Nutzen zu sein, wie das Transportband, nur noch viel raffinierter. Er werkelte, probierte, baute auf, zerstörte, war zuversichtlich, dann wieder enttäuscht, bis schließlich eine Idee geboren und Schritt für Schritt in die Tat umgesetzt wurde. Von da an nahm er Bran als einzigen Vertrauten mit ins Versteck.
Seine zunehmend gute Laune blieb nicht unbemerkt.
„Was ist los, mein Sohn?“ fragte Gorm eines Tages. „Du strahlst wahrhaftig mit der Sonne um die Wette.“
„Oh, ja,“ antwortete Beo ohne zu zögern, „ich freue mich, weil endlich Winteranfang ist … du weißt doch, was du mir versprochen hast,“ fügte er hinzu und sah Gorm an.
„Was soll ich dir denn versprochen haben?“ fragte Gorm scheinheilig, obwohl er genau wusste, was sein Sohn meinte.
„Die Jagd!“ antwortete Beo leicht verunsichert. Gorm würde es sich doch nicht anders überlegen oder etwa doch?
„Die Jagd?“ Gorm tat so, als hätte er keine Ahnung, wovon Beo sprach. Dann sah er in seine Augen und erlöste ihn von seiner Qual: „Hab ich jemals mein Wort gebrochen? In sieben Tagen gehen wir los, es ist alles vorbereitet … komm mit, ich muss dir was zeigen!“
Auch Gorm hatte seine Geheimnisse. Es war ihm gelungen, ohne dass es jemand bemerkt hätte, für Beo einen Bogen anzufertigen, dazu einen Köcher voller Pfeile mit Steinspitzen vorn und Federn am Ende.
„Oder sind dir runde Spitzen lieber?“ neckte er, als Beo prüfend mit der Fingerspitze darüber fuhr.
Beo nahm einen Pfeil, legte ihn an den Bogen, spannte ihn, zielte – und ließ los. Der Pfeil sirrte durch die Luft und drang in einen Baumstamm. Vater und Sohn waren nur allzu bereit zu glauben, dass der Baum tatsächlich das anvisierte Ziel war. Beo legte den Bogen sieben Tage lang nicht mehr aus den Händen, kaum dass er sich nach Einbruch der Dunkelheit davon trennen konnte.
Während Thyra umzog und Beo eifrig Bogenschießen übte, vergingen die Tage im Nu. Beo wusste zwar genau, wobei es bei einer Jagd ankam, wie man sich zu verhalten hatte, mit welcher Strategie man sich einer bestimmten Beute näherte – er hatte Gorm und die anderen Männer oft genug über ihre Erlebnisse und Erfahrungen reden gehört und, wie alle Jungen des Dorfes, aufmerksam zugehört – aber dieses Wissen in der Praxis anzuwenden war eine ganz andere Sache. Und Beo wusste auch, dass eine erfolgreiche Jagd für sie alle überlebenswichtig und daher ernst zu nehmen war.
Lange bevor er die Hand seines Vaters auf seiner Schulter spürte, war er wach. Leise schlichen sie aus dem Haus in den grauen, bitterkalten Morgen. Über Nacht hatte es gefroren und ihr Atem hing als weißer Schwaden in der Luft. Auch Bran, wohlbekannt mit dem Ablauf, verhielt sich ruhig, obwohl er mindestens so aufgeregt und unruhig war wie Beo. Gorm hatte am Abend zuvor, als die Familie um das Feuer herum versammelt war, zu den Göttern und Dämonen des Waldes gesprochen, hatte sie um ihren Schutz und Beistand gebeten und um ihr Einverständnis dafür, dass sie einige ihrer Geschöpfe töten würden. Deshalb vergewisserte er sich an diesem frühen Morgen nur noch, dass ihre Ausrüstung vollständig war, dann marschierte er schweigend los, Beo und Bran hinterdrein.
Als sie den Waldrand erreicht hatten, lichtete sich das trübe Grau zusehends. Raureif bedeckte Bäume und Sträucher und nur die Raben krächzten in ihrer monotonen, abgehackten Weise.
Es wurde so hell, dass Beo sich nun gut orientieren konnte. Zu seiner Überraschung waren sie seinem Brennnesselgestrüpp sehr nahe gekommen und er hoffte inständig, dass Gorm den Eingang nicht entdecken, oder dass Bran an den vertrauten Ort stürmen würde – eine unnötige Sorge, denn beide zogen daran vorbei, der eine, weil er nichts bemerkte, der andere, weil sein Jagdinstinkt geweckt war.