Zores - Andreas P. Pittler - E-Book

Zores E-Book

Andreas P. Pittler

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Beschreibung

Fulminantes Finale der Bronstein-Saga (5. Band)! Wien im März 1938. Die Nazis greifen nach Österreich, und das wankende Regime des Bundeskanzlers Schuschnigg sucht in einer eilig anberaumten Volksabstimmung über die Unabhängigkeit des Landes seine Rettung. Just da wird Oberst David Bronstein zu einem Tatort gerufen, an dem eine Nazigröße unsanft vom Leben zum Tode befördert wurde. Und während Bronstein versucht, die Morde aufzuklären, mehren sich die Zeichen für einen „Anschluss“ Österreichs an das Dritte Reich. Für Bronstein ein doppelter Kampf gegen die Zeit … Mit „Zores“ liefert Pittler das Finale seiner „Bronstein-Pentalogie“ ab: Stimmungs- und nuancenreich schildert er die letzten Stunden Österreichs und lässt dabei noch einmal die Protagonisten seiner Saga um die Erste Republik auftreten.

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Seitenzahl: 302

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Inhalt

Titelseite

Impressum

Prolog

I. Donnerstag, 10. März 1938

II. Freitag, 11. März 1938

III. Samstag, 12. März 1938

GLOSSAR

ZORES

Andreas Pittler

Impressum:

eISBN: 978-3-902672-91-9

E-Book-Ausgabe: 2012

2012 echomedia buchverlag

Media Quarter Marx 3.2

A-1030 Wien, Maria-Jacobi-Gasse 1

Alle Rechte vorbehalten

Produktion: Ilse Helmreich

Layout: Brigitte Lang

Lektorat: Thomas Hazdra

Herstellungsort: Wien

Besuchen Sie uns im Internet:

www.echomedia-buch.at

Prolog

Luft! Er brauchte frische Luft! Sonst erstickte er. Wieso war dieser Raum nur so stickig und so heiß? Es war doch Winter, da musste es doch eigentlich eiskalt sein. Aber nein, hier herrschte eine Hitze wie in den Tropen. Er fasste sich an sein Nachtgewand. Keine Frage, das war vollkommen durchgeschwitzt. Und dieser Durst! Dieser unglaubliche, unheimliche Durst! Die Kehle wie ausgedörrt, die Zunge klebte am Gaumen. Vielleicht bekam er deshalb keine Luft. Er versuchte, Speichel zu produzieren, um die Mundhöhle anzufeuchten. Dann bemühte er sich um einen tiefen Atemzug. Doch augenblicklich zuckte er zusammen. Ein entsetzlicher Schmerz fuhr ihm in die Glieder, schien ihm Lunge und Gedärme zu zerreißen. Er wollte schreien, doch seiner Kehle entrang sich nur ein verröchelndes Gurgeln.

Auf! Aufstehen! Nur raus aus dem Bett, ehe es zum Grabe wird! Mit der wenigen Kraft, die ihm noch geblieben war, wuchtete er seinen Körper hoch, und abermals überwältigte ihn eine nicht enden wollende Konvulsion von unbeschreiblichen Schmerzen. Zwar saß er nun aufrecht in seinem Bett, doch sein Oberkörper sank in sich zusammen wie ein leerer Sack. Der Kopf fiel ihm auf die Brust, und er schnaufte wie eine entgleisende Dampflok.

Gott im Himmel, was war das? Hatte er tags zuvor zu intensiv gefeiert? Sein Körper rebellierte, führte einen regelrechten Kleinkrieg gegen ihn. Er war förmlich umzingelt von aufrührerischen Organen, die auf seinen Geist einschlugen. Die Lunge pfiff wie ein Dampfkochtopf unter Hochdruck, die Blase schrie nach Entleerung, die Muskeln verkrampften sich, und sein Herz raste. In ihm stieg Panik hoch.

Ruhig Blut! Alles kommt in Ordnung. Zuerst das Fenster geöffnet, dann das Geschäft verrichtet und schließlich ein Glas Wasser geholt. Dann würde die Gefahr vorüber sein! Er ließ seine Beine aus dem Bett gleiten, unten tasteten die Zehen nach den Hausschuhen. Er bemühte sich um flachen, aber konstanten Atem, dann griffen seine Finger fest in die Matratze. Er holte Schwung und unternahm den Versuch, seinen Körper in eine stehende Position zu bringen.

Schwindel erfasste ihn. Seine Arme ruderten wild durch den Raum, suchten verzweifelt Halt. Ihm war, als würde der gesamte Körper von Stecknadeln durchbohrt. Ein Brennen wütete durch seine Adern, und ihm wurde schwarz vor Augen. Mit letzter Kraft warf er seinen Oberkörper nach vorn, sodass seine rechte Hand den Griff zum Öffnen des Fensters zu fassen bekam. Dort trachtete er, einen Moment innezuhalten. Doch die Atemnot wurde nur noch akuter. Er versuchte, das Fenster aufzumachen, da war ihm, als hätte jemand auf ihn geschossen und ihn direkt in die Brust getroffen. Er ließ das Fenster los und fasste sich ans Herz, drückte es ganz fest, als wollte er es festhalten. Doch die Pein wurde nur noch intensiver. Verzweifelt versuchte er, sich in der Dunkelheit zurechtzufinden, doch auch die Augen versagten ihm den Dienst. Sein Blick brach aus, ihm wurde noch schwärzer, als es ob der nächtlichen Stunde ohnehin schon war. Seine Hand krampfte sich ins Brustfleisch, aber die erhoffte Linderung blieb aus.

Im Gegenteil.

Seine Knie schwankten, die Oberschenkel begannen konvulsivisch zu zittern. Vielleicht war das Bett doch die bessere Option. Ein klein wenig ruhen nur, ein ganz klein wenig nur, und das Unheil mochte abgewendet werden.

Doch ach, die Liegestatt, sie war mit einem Mal unendliche Weiten entfernt. Schier unmöglich, sie zu erreichen. Er zwang sich, einen Schritt zu tun, aber das Bein meuterte. Unter Aufbietung der letzten Kräfte gelang es ihm, den Fuß einige Zoll nach vor zu schieben. Nun, so dachte er, den anderen nachholen. Doch da stieß abermals ein Dolch unerbittlich in seine Brust hinein. Er riss den Mund auf, ein Schrei blieb jedoch aus. Tonlos drehte er sich einmal um die eigene Achse, dann fiel er vornüber auf den Boden.

Zu seiner eigenen Überraschung verlor er nicht das Bewusstsein. Es war ihm nur, als träte er aus seinem eigenen Körper heraus. Er sah sich da liegen. Alt, wehrlos, todgeweiht. Und er fühlte gar keinen Schmerz mehr. Er wurde leicht. So unendlich leicht. All die Mühsal der letzten Zeit, sie fiel von ihm ab. Nahm er da durch seine trüben Linsen ein Licht wahr? Ruhen! Einfach nur ausruhen! Aus und vorbei mit dem Jammertal. Frieden und immerwährende Glückseligkeit.

Ein Lächeln umspielte seine Lippen, als er die Augen schloss. Es war so weit.

Und es war ihm einerlei, ob ihn eine Walküre gen Walhalla führte, ein Engel ins Paradies oder ob er in der Schattenwelt Scheol fern von Gott weiterexistieren würde. Die irdischen Plagen, sie fochten ihn nicht länger an. Seine Finger entkrampften sich, die Hand glitt von seiner Brust, fiel sanft auf den Fußboden. Ein letzter Seufzer noch, und sein Körper kam zur Ruhe.

I.

Donnerstag, 10. März 1938

Also das mochte diese theologischen Klugschwätzer im Diesseits tatsächlich überraschen. Die andere Welt sah verdammt nach der Walfischgasse aus. Nikotingetränkte Gardinen, altdeutsche Essmöbel und ein grauenhaftes Persianerimitat gleich zu seinen Füßen. Gott hatte ja nicht allzu viel Zeit gehabt, die Welt zu erschaffen, aber beim Paradies hätte er sich denn doch ein wenig mehr Mühe geben können. Wo blieben die Engel bloß?

Das war ja interessant. Im Jenseits herrschte keine himmlische Ruhe. Offenbar gab es auch hier Automobile, denn das Quäken, das an sein Ohr drang, war unzweifelhaft eine Hupe. Der ein unmissverständliches „Drah di, Depperter!“ folgte. Wie schön. Im Paradiese sprach man Wienerisch!

Oder war das Paradies vielmehr Wien?

Der verstaubte Teppich, die Vorhänge, die Sessel, … das war viel zu vertraut, um nicht seine Wohnung zu sein.

Mühsam hob er die Hand und führte sie zu seinem Gesicht. Er fühlte seine fleischige Wange, fuhr sich sachte über seine Barthaare. Kein Zweifel. Er spürte sich. Er lebte also.

Vorsichtig setzte sich Bronstein auf. Zwar fuhr ihm erneut der Schmerz in die Glieder, doch diesmal verursachte ihm dieser Umstand keine Panik, vielmehr erfüllte er ihn mit Freude. Wenn man mit über fünfzig aufwachte und es tat einem nichts weh, dann war man tot. Er aber spürte jede Faser seines Leibes, womit er eo ipso noch in dieser Welt weilte. Gevatter Tod war demnach noch einmal an seiner Pforte vorbeigezogen.

Er achtete nicht darauf, dass seine Pyjamahose unverkennbar Flecken aufwies, die nur davon herrühren konnten, dass seine Blase sich ohne sein Zutun entleert hatte. Er fasste nach der Bettdecke und nutzte diese, um sich hochzuziehen. Bald stand er. Etwas wackelig zwar, aber er stand. So vorsichtig, wie es ihm nur möglich war, lenkte er seinen Körper in Richtung Badezimmer. Einmal dort angekommen, legte er seine Kleider ab und nahm eine grundlegende Waschung vor. Als er sich wieder rein genug wähnte, wechselte er ins Zimmer zurück, um sich in nachgerade unendlicher Langsamkeit anzukleiden.

Er verzichtete auf Kaffee und Zigarette und begab sich ohne weitere Umschweife auf die Straße. Dort angelangt, kam er sich bald wie ein Greis vor, denn er benötigte für die Strecke zum Präsidium das Dreifache der üblichen Zeit.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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