Zum Verlieben verführt (Chick Lit, Liebe) - Dolores Mey - E-Book

Zum Verlieben verführt (Chick Lit, Liebe) E-Book

Dolores Mey

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Beschreibung

Liebe mit Hindernissen

Das Letzte, was Barbara sich nach der Trennung von ihrem Freund wünscht, ist, ein flüchtiges Abenteuer zu werden. Und schon gar nicht für so einen unverschämt gutaussehenden Typen, der sich erdreistet, sie in ihrer geschätzten Mittagspause zu stören. Doch Niklas, dem die attraktive Anwältin nicht das erste Mal ins Auge sticht, lässt sich von ihrer Kratzbürstigkeit nicht abschrecken. Vielmehr versucht er, sie mit all seinem Charme zu becircen. Viel Zeit hat er dafür allerdings nicht, denn aus beruflichen Gründen ist er häufig auf Reisen und nur selten in seiner Heimatstadt …

Erste Leserstimmen
„Karrierefrau trifft unversehens auf die Liebe“
„Ein tolles Lesevergügen mit Biss und Humor“
„Eine Geschichte voller schlagfertiger Dialoge und Romantik“
„Wunderschöne Story für zwischendurch“

Über die Autorin
Dolores Mey lebt in Hessen. Gemeinsam mit ihrem Mann schreibt sie Geschichten, die das Leben hätte schreiben können. Heiter, spannend und immer auch romatisch.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 154

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Über dieses E-Book

Das Letzte, was Barbara sich nach der Trennung von ihrem Freund wünscht, ist, ein flüchtiges Abenteuer zu werden. Und schon gar nicht für so einen unverschämt gutaussehenden Typen, der sich erdreistet, sie in ihrer geschätzten Mittagspause zu stören. Doch Niklas, dem die attraktive Anwältin nicht das erste Mal ins Auge sticht, lässt sich von ihrer Kratzbürstigkeit nicht abschrecken. Vielmehr versucht er, sie mit all seinem Charme zu becircen. Viel Zeit hat er dafür allerdings nicht, denn aus beruflichen Gründen ist er häufig auf Reisen und nur selten in seiner Heimatstadt …

Impressum

Erstausgabe Juli 2018

Copyright © 2021 dp Verlag, ein Imprint der dp DIGITAL PUBLISHERS GmbH Made in Stuttgart with ♥ Alle Rechte vorbehalten

E-Book-ISBN: 978-3-96087-445-4

Covergestaltung: Rose & Chili Design unter Verwendung eines Motivs von shutterstock.com: © OIScher Lektorat: Astrid Rahlfs

Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Sämtliche Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.

Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Verlag freigegebenen Textes kommen.

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Zum Verlieben verführt

„Müssen wir wirklich noch zu einem Anwalt?“ Mirko hielt sich den Kopf, der mit einem dicken Verband umwickelt war, als würde er jeden Moment von seinen Schultern purzeln, und zog eine gequälte Miene.

„Ja, müssen wir“, zischte Niklas. „Das willst du dem Idioten doch wohl nicht durchgehen lassen?“

„Was soll denn das bringen? Es reicht doch“, murrte Mirko, „dass wir der Polizei das alles schon einmal erzählt haben. Mensch, mir brummt der Schädel. Ich will nur noch heim.“

Mit dem das alles, war ein stinknormales Serienhandballspiel gemeint, bei dem es zu Handgreiflichkeiten gekommen war. Besagtes Spiel fand ausnahmsweise an einem frühen Donnerstagnachmittag statt und nicht, wie üblich, am Samstagnachmittag. Das Team um Mirko und Niklas musste ein Auswärtsspiel gegen eine Truppe bestreiten, deren Fangemeinde für ihr hohes Gewaltpotenzial bekannt war. Leider kam es auch in dieser Partie zu üblen Zwischenfällen, weil die gegnerische Mannschaft arg in Rückstand geraten war. Erst wurde nur gepöbelt, und dann flogen Gegenstände. Unglücklicherweise hatte dabei eine halbvolle Bierdose Mirko so böse am Kopf getroffen, dass er genäht werden musste.

„Nein. Es reicht eben nicht.“ Niklas nahm seinem Mannschaftskollegen die Tasche ab und hievte sie in den Kofferraum seines roten BMWs. „Jetzt hör auf zu jammern! Das wird schon nicht allzu lange dauern. Wir können von Glück sagen, dass wir heute Donnerstag und nicht Samstag haben. Sonst müsstest du dir einen Extratermin geben lassen. So lässt sich alles in einem Rutsch erledigen.“

„So wie wir aussehen?“ Mirko verdrehte genervt die Augen. „In Trainingsklamotten, total verschwitzt? Was glaubst du, was die von uns denken?“

„Das ist mir doch wurscht!“ Niklas zog sich die Strickmütze provokant tiefer ins Gesicht. „Mensch, du stellst dich an wie’n Mädchen. Worum geht’s hier überhaupt, hä? So eine Aktion darf man nicht einfach so im Sand verlaufen lassen!“ Niklas’ Ton war schärfer geworden. „Das nächste Mal trifft der richtig. Willst du daran eine Mitschuld haben?“

„Nein, natürlich nicht. Ich hab’ nur keinen Bock, den ganzen Sermon noch mal zu erzählen.“

„Da musst du jetzt eben durch. Vielleicht haben wir Glück, und es geht schneller als du denkst.“

„Na gut. Ich sag’ ja schon gar nichts mehr.“

Niklas betrat als Erster die Anwaltskanzlei und wurde von erdigen Naturtönen und cremeweißem Mobiliar empfangen. Ein Ambiente, das dem Betrachter schmeichelte. Allerdings war es nicht das, was ihn sonderlich beeindruckte, obwohl es ihm gefiel. Vielmehr war es die attraktive Blondine, die sich vor dem Empfangstresen mit einem Mann unterhielt und in diese Umgebung passte, wie ein Klecks Sahne zu einem Stück Erdbeertorte gehörte. Kühle Blonde, das Attribut fiel ihm spontan zu ihrer Erscheinung ein. Aber auch aristokratisch, vornehm und ja … auch ein wenig unnahbar. Genau das, was Niklas unter anderem bei einer Frau anziehend fand. Wie ein Magnet zog sie seine Blicke auf sich, obwohl sie ihn nicht einmal bemerkte, als er mit Mirko neben sie trat.

„Was kann ich für Sie tun?“, sprach eine Frau mittleren Alters ihn an und riss ihn von dem unwiderstehlichen Anblick los. Die füllige Empfangsdame, saß hinter einem Tresen und hieß offensichtlich Scholz. Das verriet das Namensschild vor ihr. So, wie sie sie mustert, hatte sie sie gerade in die Assi-Schublade gesteckt, vermutete er. Trainingsanzug und Strickmütze: Das passt, grinste er in sich hinein und fing ihren Blick ein.

„Wir, mein Mannschaftskollege und ich“, er ließ den Zeigefinger zwischen sich und seinem Kameraden hin- und herfliegen, „haben einen Termin bei Dr. Erdmann. Schauen Sie mal unter Mirko Wenzel nach.“

„Ja, das stimmt, Frau Scholz. Das Gespräch habe ich angenommen“, mischte sich die Blondine ein, „ich hatte nur noch keine Gelegenheit, den Termin einzutragen.“

Die schöne Blonde nahm Niklas kurz in Augenschein. Eindringlich, interessiert und irritiert. Letzteres ließ sich unschwer anhand der Falte über ihrer Nasenwurzel ausmachen. Ruckartig wandte sie sich ab und schenkte dem Mann vor ihr, der ununterbrochen auf sie einredete, wieder ihre volle Aufmerksamkeit. Ihre Miene ließ keine Rückschlüsse darüber zu, was in ihr vorging.

„Aber das ist doch kein Problem. Es klärt sich doch immer alles auf“, rief Frau Scholz sofort und klang schon wesentlich freundlicher. Sie deutete zum Flur. „Es ist die dritte Tür auf der rechten Seite. Dr. Erdmann erwartet Sie.“

Das Gespräch mit dem Anwalt ging tatsächlich schneller vonstatten als gedacht und Mirko war nun doch sichtlich froh, dass er den Termin wahrgenommen hatte.

Anschließend traten die Männer aus Dr. Erdmanns Büro in den Flur. Während Mirko sich bedankte, sah Niklas sich unauffällig nach der reizenden Blonden um, konnte sie aber nirgends entdecken.

„Dr. Erdmann!“ Frau Scholz kam dazu und trat von einem Fuß auf den anderen. „Entschuldigen Sie, aber ich habe den Wirt des Bistros in der Leitung, er sagt, er hätte noch eine wichtige Frage wegen der Reservierung für morgen.“

„Entschuldigung, aber da muss ich rangehen.“ Erdmann übernahm den Hörer von seiner Assistentin, drückte sich ihn gegen die Brust und wandte sich zu Mirko um: „Melden Sie sich, wenn Sie noch Fragen haben. Um alles Weitere kümmere ich mich. Wir hören uns.“ Er nickte auch Niklas zum Abschied zu und wandte sich dann ab, um zu telefonieren.

Frau Scholz begleitete sie zur Tür. „Übrigens kann ich Ihnen das Lokal hier unten im Haus nur empfehlen. Die haben einen hervoragenden Mittagstisch. Glauben Sie mir, wir können das beurteilen. Unser Team geht dort regelmäßig ein und aus“, lachte sie und öffnete die Tür. „Ihnen noch einen schönen Abend und gute Besserung.“

Sechs Wochen später.

„Darf ich?“

Barbara hob irritiert den Kopf und runzelte die Stirn, bevor sie den Finger auf die Zeile des Zeitungsartikels drückte, in dem sie gerade las. „Wie bitte?“

„Entschuldigen Sie, wäre es Ihnen wohl recht, wenn ich mich zu Ihnen setze?“ Sie erblickte einen attraktiven Mann in ihrem Alter. Er betonte jedes Wort und deutete auf die vollbesetzte Gaststube ringsherum. Dabei umfasste er die Lehne des noch unbesetzten Stuhls, der ihr gegenüberstand und wirkte etwas genervt. „Es ist leider nirgends mehr ein Platz zu kriegen …“

„Ja … ja … natürlich. Setzen Sie sich.“

Barbara musste sich zusammenreißen, um nicht unfreundlich zu werden. Warum suchte er sich denn kein anderes Lokal, wenn dieses, das Bistro, wie es von allen genannt wurde, voll belegt war? Hastig griff sie nach ihrer Handtasche, die auf dem noch freien Stuhl lag und stellte sie unwirsch neben sich ab. Mist! Sie liebte es, ihre Mittagspause allein zu verbringen. Nur in diesem kurzen Zeitfenster bekam sie mal die Gelegenheit für ein wenig Ruhe. Montags herrschte in der Kanzlei eine Dauerbeschallung der besonderen Art, denn viele Mandanten wollten den Frust, den sie übers Wochenende angestaut hatten, loswerden. Aus dem Grund begab sich Barbara – wie auch an jedem anderen Wochentag – zu dem etwas abseits stehenden Tisch im Bistro. Der Platz war eher unbeliebt. Direkt am Gang zur Küche und zu den Toiletten verirrte sich dorthin so schnell keiner. Sie sah sich um und bemerkte erst jetzt, dass es um diese Zeit tatsächlich voller als sonst üblich war.

„Ich werde Sie nicht stören“, erklärte der gutaussehende Fremde kühl. Es fiel ihr angenehm auf, dass seine Stimme ein dunkles Timbre hatte. „Ich möchte hier etwas essen und bin nicht auf der Suche nach Unterhaltung.“

Ohne sie noch eines Blickes zu würdigen, griff er zur Menükarte, die in einem mittig auf dem Tisch stehenden Ständer steckte und konzentrierte sich sofort auf den Inhalt.

Schuldbewusst betrachtete Barbara den gesenkten blonden Haarschopf. Der moderne Schnitt bändigte das volle Haar und betonte die schmale Kopfform. Ganz ohne Frage ein interessanter Mann. Er trug zum hellen Anzug ein anthrazitfarbenes Hemd ohne Krawatte und wirkte sehr sportlich. Gepflegte Hände, kein Ring. Sie traute ihm zu, eine gute berufliche Position zu bekleiden, denn an mangelndem Selbstbewusstsein schien er nicht zu leiden, so lässig, wie er die ungewöhnliche Situation meisterte. Er ignorierte sie nun völlig. Kein Wunder, so wie ich ihn angefahren habe, gestand Barbara sich schuldbewusst ein und registrierte aus den Augenwinkeln, wie ihn zwei junge Frauen vom nächstgelegenen Tisch aus begutachteten.

„Entschuldigen Sie, ich wollte nicht so unhöflich sein. Aber wenn ich mich überrumpelt fühle, reagiere ich schnell etwas über“, räumte sie kleinlaut ein. „Eigentlich ist es nicht verwunderlich, dass es hier so übervölkert ist. Seit dem Wochenende herrscht der Ausnahmezustand in der Stadt. Daran hätte ich denken müssen. Während der Documenta ist es völlig normal, dass man um diese Uhrzeit keinen freien Platz mehr ergattert. Das gilt für die komplette Innenstadt. Es sind so viele Leute unterwegs … ich kann das beurteilen. Ich komme jeden Mittag hierher. Aber so voll wie heute war es schon lange nicht mehr. Und an diesen Tisch verirrt sich sonst sowieso keiner.“

Er sah auf. „Weil es Ihnen lieber ist, allein zu sitzen?“

Barbara registrierte erleichtert, dass er versöhnlicher klang. Sie klappte die Zeitung zu und legte sie zur Seite. „Ja. Ich muss beruflich ziemlich viel reden und da bin ich froh, wenn ich in der Mittagspause meine …“

„Dann muss ich mich jetzt wohl bei Ihnen entschuldigen. Schließlich habe ich Sie gestört.“

„Nein nein, so tragisch ist es nun auch wieder nicht, ich bitte Sie!“

Sie sieht in ihrem Schuldbewusstsein noch hinreißender aus als ohnehin schon, dachte er und legte die Karte zur Seite.

„Wollen wir den Vorfall nicht einfach vergessen und …“

„… so tun als hätten wir uns verabredet?“, beendete er den Satz. Sein Lächeln stand ihrem in nichts nach. Und er kannte die Wirkung. „Von mir aus“, setzte er ihr Einverständnis einfach ein wenig kühn voraus und langte erneut nach der Speisekarte. „Sooo“, atmete er langsam aus. „Wenn Sie so oft herkommen, dann können Sie mir doch sicher etwas empfehlen, oder? Ich sterbe nämlich vor Hunger.“

„Wenn Sie vegetarisch mögen schon. Bei den Fleischgerichten muss ich leider passen. Aber wenn die so lecker sind wie alles andere – ich spreche jetzt vom Dessert – dann können Sie eigentlich nichts falsch machen.“

„Okay.“ Er warf einen Blick auf die Teller, die der Kellner am Nachbartisch servierte. „Ich denke, ich werde das Tagesgericht nehmen.“

Barbara nickte nur. Sie hatte die Bestellung schon aufgegeben. Von ihr wusste das Personal, was sie bevorzugte, und die Auswahl an vegetarischen Gerichten hielt sich in Grenzen.

Da das Gespräch verstummt war, zog sie die mitgebrachte Zeitschrift wieder aus der Handtasche und gab vor, sich darin zu vertiefen. Doch irgendwie fehlte ihr dafür die Ruhe. Durch die Ponyfransen, die ihr gewollt frech in die Stirn fielen, beobachtete sie unauffällig ihren Tischnachbarn, der gerade die Mails in seinem Smartphone checkte und sich dabei bequem im Stuhl zurücklehnte. Ihm schien es nichts auszumachen, dass die Unterhaltung abgebrochen war. Auch gut.

Unterdessen brachte der gehetzte Kellner Gläser und zwei kleine Flaschen Mineralwasser, versäumte es jedoch, einzugießen. Automatisch griffen Barbara und Niklas gleichzeitig zu der Wasserflasche, die direkt vor Barbaras Teller stand.

„Entschuldigung, ich dachte, das wäre meine …“, räusperte sich Barbara und begriff nur eine Sekunde später, dass er lediglich höflich sein wollte.

„Das bleibt auch so – darf ich Ihnen trotzdem einschenken?“ Er deutete auf das leere Glas. „Oder wäre das zu persönlich?“ Um seine Mundwinkel herum zuckte es.

„Nein, natürlich nicht … ich hab’ doch gar nichts mehr gesagt.“

„Das nicht, aber, wenn Blicke töten könnten …“, Niklas füllte die Gläser.

„Jetzt übertreiben Sie aber maßlos. Nur weil ich es gewohnt bin, mich selbst zu bedienen.“

Er kommentierte das nicht, sondern bedachte sie nur mit einem wachsamen Blick. Lediglich eine Augenbraue zuckte blitzschnell nach oben.

Auch wenn er nicht aussprach, was er dachte, konnte sich Barbara ausmalen, welche Rückschlüsse er aus ihrer unbedachten Äußerung ziehen musste.

Wie wär’s denn mal mit Hirn einschalten und dann reden, schalt sie sich selbst und spürte förmlich, wie sich ihre Wangen mit einer sanften Röte überzogen.

Niklas lehnte sich dagegen gelassen zurück. Die Entwicklung des Gesprächs stimmte ihn sehr zufrieden. Er musste sich beherrschen, um nicht zu auffällig zu grinsen. Ihre Reaktion ließ ihn hoffen. Dass sie ihm gefiel, hatte er vom ersten Augenblick an gewusst. Auch wenn sie sich noch so kratzbürstig gab. Sie konnte ja nicht ahnen, wie sehr er es mochte, wenn Frauen nicht so leicht zu beeindrucken waren. Das Gegenteil davon langweilte ihn zu Tode. Sofort musste er an die beiden Assistentinnen denken, die ihm schon den ganzen Morgen in seinem Büro zugesetzt hatten.

Kann ich Ihnen behilflich sein? Sagen Sie mir aber gewiss, wenn Sie etwas brauchen! Ich helfe gerne. Vielleicht möchten Sie ja am Mittag mit uns zum Italiener um die Ecke?

Gott bewahre!

Finden Sie nicht, dass man sich in der Pause viel besser austauschen kann?

Am liebsten wäre er auf der Stelle geflüchtet. Kurz vor der offiziellen Mittagspause hatte er sich dann unter einem banalen Vorwand verabschiedet.

Umso erfrischender empfand er das unterkühlte Verhalten seines Gegenübers. Sie schien sich nicht mehr an ihn zu erinnern. Kein Wunder, ihr erstes Zusammentreffen lag auch schon ein paar Wochen zurück. Aber er erinnerte sich dafür umso mehr.

Und nun saß er hier mit ihr. Das Schicksal meinte es gut mit ihm. Denn seitdem war sie ihm nicht mehr aus dem Sinn gegangen. Sie erschien ihm fast noch attraktiver als bei ihrem ersten Zusammentreffen. Ihr Auftreten passte auf jeden Fall bestens zu ihrer Erscheinung und zu einer wie auch immer gearteten Tätigkeit in einer Anwaltskanzlei. Die blonden mittellangen Haare fielen ihr in sanftem Schwung in das zarte Gesicht und unterstrichen den warmen Ausdruck ihrer braunen Augen. Das änderte sich selbst dann nicht, wenn sie ihn so kritisch ansah wie in diesem Moment. Und auch das klassisch enganliegende dunkelblaue Kostüm mit farblich exakt abgestimmter hellblauer Bluse passte perfekt ins Bild. Es betonte unauffällig ihre reizvolle Figur. Subtile Erotik machte ihn so oder so viel mehr an, als die plumpe Zurschaustellung von Geschlechtsmerkmalen. Aber das wäre bei ihr sowieso unvorstellbar. Die typische Businessgarderobe ließ darauf schließen, dass sie mehr als eine gewöhnliche Schreibkraft war. Ihr ganzes Erscheinungsbild konnte man, ohne zu übertreiben, als zurückhaltend und vornehm bezeichnen. Die Ihre blonde Haarpracht war bis auf ein paar sehr gekonnt gesetzte, sehr natürlich wirkende Strähnchen echt. Ihre Haare schimmerten in unterschiedlichen, aufeinander abgestimmten Blondtönen. Und so ein kostspieliges Kunstwerk bekam man nur von einem Friseur, der sein Handwerk verstand. Dafür hatte Niklas ein Auge. Insiderwissen. Schließlich war eine gute Freundin der Familie selbstständige Friseurmeisterin.

Er schielte auf die Zeitschrift, die sie in diesem Moment wieder zusammenfaltete, weil der Kellner das Essen brachte. Es handelte sich um das Handelsblatt, stellte er fest.

Barbara fing den Blick ein, mit dem er sie taxierte und reagierte prompt.

„Sind Sie immer so schnell mit einem Urteil?“ Sie hörte selbst, wie schnippisch ihre Tonlage klang, aber die Art, wie er sie ansah, knabberte an ihrem Selbstbewusstsein. Auch wenn er sich betont neutral gab, glaubte sie, darin eine nonverbale Unterstellung herauszulesen, mit der er sie als Single abstempelte. Und dass er mit dieser Vermutung ins Schwarze traf, ärgerte sie umso mehr. Zum einen weil er recht hatte, zum anderen, weil es ihn nichts anging und außerdem, weil er es schaffte, sie aus der Ruhe zu bringen. Ganz zu schweigen davon, dass er sie dazu brachte, zu spekulieren. Eine Eigenschaft, die man sich als Anwältin überhaupt nicht leisten durfte. Himmel Sakrament noch mal!

Dass braune Augen so frostig schauen können, dachte Niklas belustigt und konterte: „Sind wir immer noch beim Wassereingießen?“

„Ja. Ich mag solche unterschwelligen Andeutungen nicht, auch dann nicht, wenn man sie nicht konkret ausspricht.“

„Oha, das hört sich aber auch wirklich bedrohlich an, so, wie Sie das sagen. Unterschwellige Andeutungen. Tja, wissen Sie, was mir daran gefällt? Also ich meine an den unterschwelligen Andeutungen? Dass wir uns mittendrin in einer lockeren Unterhaltung befinden. Das übliche Blabla kann doch jeder, finden Sie nicht auch?“

„Kommt darauf an. Mir wäre es lieber, wenn Sie mich einfach fragen, was Sie wissen wollen. Und hören Sie auf, mich so … so anzu…?“

„Ist Ihnen das unangenehm?“, lächelte er amüsiert.

„Nein, warum sollte es das?“ Diese Antwort strafte ihre Worte Lügen, denn sie wich seinem Blick aus. „Also, was brennt Ihnen denn auf der Seele?“

„Haben Sie sich entschieden, nun doch Konversation mit mir zu betreiben? Ich dachte, es wäre Ihnen lieber, in Ruhe zu essen.“

„Müssen Sie jede Frage mit einer Gegenfrage beantworten?“

„Nein, normalerweise nicht.“ Er zog eine Grimasse, die seine attraktive Jungenhaftigkeit noch unterstrich. „Oh Entschuldigung. Das ist mir völlig entgangen …“, grinste er ohne jegliche Reue und nahm einen Schluck Wasser. „Das muss an Ihnen liegen – also, was ist nun? Schweigen oder doch lieber reden?“

„Also schön. Ich kann mich sowieso nicht mehr auf den Artikel konzentrieren. Da können wir uns auch genauso gut unterhalten.“ Sie schob sich den Teller zurecht und sah ihn kurz an, bevor sie das Besteck nahm.

„Ganz wie Sie wünschen“, deutete er mit dem Oberkörper eine kleine Verbeugung an und grinste dabei bis über beide Ohren.

Ihr entging der Anflug von Genugtuung nicht, der in seinen Augen aufflackerte. Ebensowenig, dass ihr das nicht unangenehm war.

„Zugegeben … ich habe darauf gehofft, dass Sie ein wenig mit mir plaudern. So ein bisschen Smalltalk zum Mittagessen kann doch ganz nett sein. Darf man fragen, wo Sie beruflich unterwegs sind?“

Er schob sich ein Stück Kartoffel mit Fleisch in den Mund und deutete mit der Gabel auf das Handelsblatt in ihrer Tasche. Da sie sich nicht an ihn erinnerte, würde er diesen Zustand vorerst nicht ändern und stellte sich weiter unwissend.

„Dürfen Sie. In der Regel halte ich mich in der Kanzlei oder bei Gericht auf“, schmunzelte sie.

„Ah! Anwältin oder Notarin?“

„Beides.“