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Zur Kasse gebeten: Asche, Schutt & Neubeginn Nach dem dramatischen Tod des erfolgreichen Unternehmers Joachim Beckmann gerät die Familie in einen Strudel aus Verrat, Machtkämpfen und unerforschten Geheimnissen. Der steinige Weg der Nachfolge im Familienunternehmen führt zu explosiven Konflikten, als Joachims Kinder und seine neue Frau Katja plötzlich gegeneinander antreten. Doch ein mysteriöser Überfall, ein Testament voller Unklarheiten und die undurchsichtigen Machenschaften innerhalb der Familie entfachen ein gnadenloses Spiel um Macht und Erbe. Während die Wahrheit hinter den Aschenhaufen der Vergangenheit immer mehr ans Licht kommt, steht die Familie Beckmann vor einem Neubeginn – doch wer wird am Ende als Sieger aus den Trümmern hervorgehen? Ein spannungsgeladener Thriller über Verrat, Gier und die dunklen Geheimnisse einer Familie, die nichts unversucht lässt, um an der Spitze zu bleiben.
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Seitenzahl: 146
Veröffentlichungsjahr: 2024
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Titel: Zur Kasse gebeten:
Asche, Schutt & Neubeginn
Autor: Jonas Kaden
Biografie:
Jonas Kaden wurde 1983 in Düsseldorf geboren und wuchs in einer aufstrebenden Unternehmerfamilie auf. Schon früh interessierte er sich für Geschichten und Menschen, was ihn dazu brachte, sein erstes Buch im Alter von 26 Jahren zu schreiben. Statt Literaturwissenschaften zu studieren, entschied sich Jonas, die Welt auf eigenen Faust zu erkunden, mit Reisen, verschiedenen Jobs und einem großen Interesse an Kriminalpsychologie und menschlicher Natur. Diese Erfahrungen prägten seine Schreibweise, die sich durch spannende, tiefgründige Charaktere und komplexe Handlungsstränge auszeichnet. Jonas Kaden lebt heute in Berlin und widmet sich ganz dem Schreiben von Thriller-und Kriminalromanen, wobei er in seinen Geschichten oft die dunklen Seiten des menschlichen Verhaltens beleuchtet.
Kapitel 1: Die neue Frau im Haus
Die Uhr in der weitläufigen Villa von Joachim Beckmann zeigte kurz nach acht. Der Esszimmertisch war gedeckt wie für ein Bankett: Silberbesteck, Kristallgläser und ein schwerer Kronleuchter, der das glänzende Porzellan in ein warmes Licht taucht. Trotz der luxuriösen Umgebung lag eine spürbare Anspannung in der Luft.
Joachim stand vor dem Fenster, eine Hand in der Hosentasche, die andere mit einem Glas Rotwein umklammert. Sein maßgeschneiderter Anzug saß perfekt, und seine grauen Haare wurden sorgfältig zurückgekämmt. Aber die Unsicherheit in seinem Blick verriet, dass er selbst nicht ganz davon überzeugt war, wie dieser Abend verlaufen würde.
„Warum sind wir überhaupt hier?“, murrte Karsten, der jüngste Sohn, während er auf seinen Stuhl hin- und her rutschte. „Er hat uns seit Monaten nicht gesehen, und jetzt dieser ganze Zirkus?“
„Ich wette, er wird wieder irgendwas ankündigen. Wahrscheinlich ein neues Projekt oder so“, sagte Anna, die älteste der Geschwister, und spielte genervt mit ihrem Weinglas.
Christoph, der Mittlere, sagte nichts. Er startete auf seinem Handy und scrollte durch Nachrichten, ohne wirklich hinzusehen. „Vielleicht hat er auch nur ein schlechtes Gewissen. Oder er wird Mama irgendwas reindrücken.“
Die Tür ging auf, und Joachim trat ein. Neben ihm stand eine Frau, die auf den ersten Blick wie ein Model wirkte. Hochhackige Schuhe, ein enges schwarzes Kleid, das ihre perfekte Figur betonte, und lange blonde Haare, die ihr über die Schultern fielen. Ihre Haut glänzte wie poliert, und ihre Lippen waren auffällig rot geschminkt.
„Darf ich vorstellen?“ Joachim hob das Glas, als würde er einen Toast aussprechen. „Das ist Katja. Meine Frau.“
Stille.
Anna verschluckte sich schnell an ihrem Wein und starrte ihren Vater mit offenem Mund an. "Was?"
„Echt jetzt?“ Karsten lehnte sich zurück, die Arme verschränkt. „Du ersetzt Mama durch… das hier?“
„Karsten!“, zischte Joachim, seine Stimme war scharf.
„Nein, lass ihn reden“, sagte Katja und lächelte kühl, während sie die Runde musterte. „Es ist wohl besser, die Fronten gleich zu klären.“
„Fronten?“ Christoph legte sein Handy weg und sah Katja zum ersten Mal direkt an. „Ist das hier ein Witz? Du bist… bist du nicht diese Frau aus…?“ Er verstummte, aber es war klar, was er meinte.
„Ach komm schon, Christoph“, sagte Karsten trocken.
„Jeder kennt Katja Müller. Ich meine, sie war jahrelang in jedem zweiten Porno, der online war. Glückwunsch, Papa. Du hast dir die Königin der Schmuddelhefte geangelt.“
Joachims Gesicht lief rot an. „Das reicht jetzt!“
„Reicht?“ Anna stand auf, ihre Stimme zitterte vor Wut. „Du bist so erbärmlich, Papa. Du hast Mama verlassen – und für was? Für eine Porno-Schlampe?“
„Anna!“ Joachim knallte sein Glas auf den Tisch, dass der Wein überschwappte. „Ich lasse mir von euch nicht den Abend verderben. Katja ist meine Frau. Und ihr werdet sie respektieren.“
„Respektieren?“ Christoph lachte verbittert. „Du hast den Verstand verloren. Mama hat dir über Jahre den Rücken freigehalten, während du dein ach so tolles Unternehmen aufgebaut hast. Und jetzt das?“
Katja trat einen Schritt vor. „Ich verstehe, dass das für euch nicht einfach ist. Aber ich bin hier, weil ich Joachim liebe. Nicht wegen seines Geldes. Nicht wegen seines Namens.“
„Ach ja?“, schnaubte Anna. „Was genau liebst du? Sein Charisma? Seine Wampe?“
„Das reicht!“ Joachim schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch, dass die Gläser klirren. „Ihr werdet sie respektieren, ob es euch passt oder nicht! Katja ist jetzt Teil der Familie.“
„Teil der Familie?“ Karsten sprang auf. „Du hast echt den Bezug zur Realität verloren. Weißt du was, behalte deine Barbie-Puppe. Ich bin raus.“
Er schnappte sich seine Jacke und stürmte aus dem Raum.
„Karsten! Komm zurück!“ Joachims Stimme war lauter, als er wollte, aber es war zu spät.
Anna schüttelte den Kopf und griff nach ihrer Handtasche. „Du weißt, dass das nie funktionieren wird, oder? Viel Spaß mit deiner neuen Frau, Papa.“
Auch sie verschwand, ohne sich umzudrehen.
Christoph blieb sitzen, sein Blick kalt und berechnet. „Weißt du was, Papa? Mach, was du willst. Aber wenn du uns diese kleine Fick-Maus mit ihren Gummi-Titten als unsere Ersatz-Mutti vorstellst, wundere dich nicht, wenn du am Ende alleine da stehst.“
Joachim massierte sich die Schläfen, während Katja ruhig neben ihm stand. „Ich wusste, dass es schwierig wird“, sagte sie leise. „Aber ich glaube, das war noch schlimmer als erwartet.“
„Sie werden sich daran gewöhnen“, murmelte Joachim, mehr zu sich selbst als zu ihr. Aber in seinem Blick lag ein Funken Unsicherheit.
Im Flur fiel die Tür ins Schloss.
Kapitel 2: Erbe und Ego
Die Stimmung war eisig, als sich die Beckmann-Kinder ein paar Tage später wieder im großen Konferenzraum der Firmenzentrale trafen. Es war das erste Mal seit Monaten, dass Joachim sie nicht nur privat, sondern auch geschäftlich zusammengerufen hatte.
Der Raum war modern, mit großen Glasfronten, die den Blick auf die Skyline der Stadt freigaben. Auf dem massiven Konferenztisch standen Flaschen mit Mineralwasser, daneben lagen Tablets, bereit für die Präsentation. Joachim war pünktlich wie immer, gekleidet in einem eleganten dunkelgrauen Anzug, der seinen geschäftlichen Erfolg unterstrich.
„Schön, dass ihr alle hier seid.“ Joachim stand am Kopf des Tisches und musterte seine Kinder nacheinander. Anna, die Älteste, hatte ihre dunklen Haare stark zurückgebunden und trug eine makellose Bluse – die perfekte Businessfrau. Christoph wirkte wie immer gelungen, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und drehte einen Kugelschreiber zwischen den Fingern. Karsten, der Jüngste, saß mit verschränkten Armen da, eine Mütze tief ins Gesicht gezogen, und starrte demonstrativ aus dem Fenster.
„Lass die Show, Papa“, sagte Anna als Erste und verschränkte die Arme. „Warum sind wir hier?“ „Hätten wir nicht alle nach deiner peinlichen Dinnerparty noch beleidigt sein?“
Joachim seufzte, aber ignorierte die Spitze. „Ich wollte mit euch über die Zukunft der Firma sprechen. Ihr wisst, dass Beckmann Systems mein Lebenswerk ist. Aber ich werde nicht jünger. Es ist Zeit, Entscheidungen zu treffen.“
Christoph hob eine Augenbraue. „Entscheidungen? Was heißt das? Willst du das Unternehmen verkaufen?“
„Natürlich nicht!“ Joachims Stimme hatte einen scharfen Ton. „Beckmann Systems bleibt in der Familie. Einer von euch wird übernehmen.“
Der Raum war plötzlich immer noch. Anna lehnte sich zurück, als sie die Worte verdauen müsste. Christoph hörte auf, mit dem Kugelschreiber zu spielen, und Karsten richtete sich auf.
„Du machst Witze“, sagte Karsten und lachte bitter. „Was soll das sein? Ein Wettbewerb? „Wer dich am besten um den Finger wickelt, gewinnt den Jackpot?“
„Es ist kein Wettbewerb“, sagte Joachim ruhig. „Aber ich werde sicher sein, dass die Firma in guten Händen ist.“ Ihr alle haben das Potenzial, sie weiterzuführen. Aber es liegt an euch, mir zu beweisen, dass ihr das könnt.“
Anna zog die Augenbrauen zusammen. „Potenzial? Karsten weiß nicht mal, wie man eine Bilanz liest.
Christoph kümmerte sich mehr um sein Nachtleben als um irgendwas, das mit Arbeit zu tun hat. Das kannst du doch nicht ernst meinen.“
„Oh, und du bist natürlich die perfekte Kandidatin.“ Christoph lachte leise und ließ sich wieder in den Stuhl fallen. „Frau Oberperfekt. Die Firma braucht mehr als nur eine Marionette, die nach Papas Pfeife tanzt.“
„Pass auf, was du sagst“, fauchte Anna. „Zumindest habe ich Ahnung von der Branche.“ Du bist ein überbezahlter Partyboy, der nicht mal Verantwortung für sein eigenes Leben übernehmen kann.“
„Genug!“ Joachim hob die Hände, um die hitzige Diskussion zu unterbrechen. „Ich werde mich jetzt nicht entscheiden. Aber ich will, dass ihr euch Gedanken macht. Zeigt mir, wer die Firma wirklich führen kann.“
„Ach, schon komm, Papa“, sagte Karsten und strahlte sich vor. „Warum machst du's nicht einfach?“ Gibs Anna. Sie werden den Job doch unbedingt. Oder Christoph. Ist doch egal. Du weißt genau, dass ich darauf keinen Bock habe.“
„Es geht nicht nur um Bock, Karsten“, sagte Joachim. „Es geht darum, Verantwortung zu übernehmen.“ Und ich glaube, das könntest auch du lernen.“
Karsten rollte mit den Augen. „Klar. Ich soll mich jetzt von dir und deiner neuen Frau – wie war das noch? – belehren lassen, wie man ein Vorzeige-Bürger wird. Super Idee.“
Joachim spürte, wie ihm die Fassung entglitt. „Hör zu, Karsten, ich lasse mir von dir nicht ständig diese Respektlosigkeiten gefallen. Wenn du nicht bereit bist, dich ernsthaft mit diesem Thema auseinanderzusetzen, bist du raus.“
„Raus?“ Karsten sprang auf und schlug mit den Händen auf den Tisch. „Weißt du was? Ich bin schon längst raus! Von mir aus kannst du deine blöde Firma behalten!“
„Setz dich hin, Karsten“, sagte Anna kalt. „Du benimmst dich wie ein kleines Kind.“
„Und du wie ein roboterhaftes Arschloch, Anna.“
„Genug jetzt!“ Joachim schlägt mit dem Faust auf den Tisch, dass die Flaschen klirrten. „Ich lasse mich von euch nicht wie ein Idiot behandeln. Dies ist euer Erbe. Wenn es euch nichts bedeutet, dann geht es. Aber kommt später nicht zu mir und jammert, dass ich jemanden anderen gewählt habe.“
Christoph steht langsam auf und greift nach seiner Jacke. „Weißt du was, Papa? Denk du mal schön weiter über dein ‚Lebenswerk‘ nach. Vielleicht findest du ja eine Lösung, die für dich funktioniert. Ich bin raus.“
„Christoph“, begann Joachim, aber sein Sohn war schon zur Tür hinaus.
Karsten folgte ihm und warf seinem Vater einen letzten giftigen Blick zu. „Viel Spaß mit deinem Machtspiel.“
Anna blieb zurück, ihre Augen blitzten wütend. „Papa, sieh es ein. Ich bin die Einzige, die dafür geeignet ist. Wenn du dich von deinen Gefühlen leiten lässt, ruinierst du alles.“
„Ich entscheide, was am besten für diese Firma ist“, sagte Joachim kühl.
Anna schüttelte den Kopf. „Dann hoffe ich für uns alle, dass du keine Dummheiten machst.“
Sie standen auf, nahmen ihre Handtasche und verließen den Raum, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen.
Joachim blieb allein zurück, ließ sich in den Stuhl sinken und rieb sich die Schläfen. Draußen begann es zu regnen, und das Prasseln gegen die großen Fenster klang wie ein dumpfer Vorwurf.
Kapitel 3: Die Beichte
Joachim saß in seinem Büro, das wie immer makellos aufgeräumt war. Die Mahagoni-Möbel glänzen im warmen Licht der Tischlampe, und auf dem Schreibtisch steht nichts als sein Laptop, eine Kristallkaraffe mit Whiskey und ein einziges Foto: ein altes Familienbild mit Ramona und den Kindern, aufgenommen vor über zehn Jahren.
Die Tür flog auf, und Ramona stürmte hierin. Ohne zu klopfen, ohne Vorwarnung. Sie trug einen eleganten Trenchcoat, ihre blonden Haare waren perfekt geföhnt, aber ihre Augen funkelten vor Wut.
„Ach, sieh mal an“, sagte Joachim trocken und lehnte sich zurück. „Der Tornado Ramona. Was verschafft mir die Ehre?“
„Halt die Klappe, Joachim“, fauchte sie und ließ die Tür krachend ins Schloss fallen. „Denkst du, ich hätte nicht mitbekommen, was du da abziehst?“
Joachim hob eine Augenbraue. „Du musst genauer werden. Meine To-do-Liste ist lang.“
„Dein kleines Machtspielchen mit den Kindern!“ Ramona stürmte vor seinem Schreibtisch und stützte sich auf die Tischplatte. „Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Du lässt unsere Kinder gegeneinander antreten wie in einer verdammten Reality-Show, und am Ende gewinnt der, der deiner billigen Nutte am schönsten in den Arsch kriecht?“
Joachim starrte sie einen Moment lang an, dann schnaubte er. „Deine Ausdrucksweise wird auch nicht besser mit den Jahren, Ramona. Und für dein Verständnis: Katja hat mit dieser Entscheidung nichts zu tun.“
„Ach, jetzt fang bloß nicht damit an!“ Sie lachte kalt, aber ohne jede Freude. „Katja hat nichts damit zu tun?“ Natürlich nicht. Sie hat es wahrscheinlich überhaupt nicht nötig, Einfluss auf dich zu nehmen, oder? Wieso sollte sie das wollen? Ist ja nicht so, dass sie ohne dich wieder bei irgendwelchen billigen Filmchen landen würde.“
Joachims Gesicht verfinsterte sich, aber er hielt sich zurück. „Ramona, wenn du nur hier bist, um mir auf die Nerven zu gehen, kannst du gleich wieder gehen.“
„Auf die Nerven?“ Sie beugte sich näher zu ihm. „Nein, Joachim, ich bin hier, weil du unsere Familie zerstört.“ Was glaubst du, was das mit den Kindern macht? Du spielst sie gegeneinander aus wie Schachfiguren. Christoph ist wütender als je zuvor, Karsten redet von nichts anderem, als dass er dich hasst, und Anna – ach, Anna will sich nur noch beweisen, weil sie glaubte, sie muss deine Liebe verdienen. Du hast sie kaputtgemacht, Joachim!“
Er atmete tief durch und stand auf, um sich ein Glas Whisky einzuschenken. „Dramatisch wie immer, Ramona. Aber wenn ich mich recht erinnere, hast du dich aus dieser Familie verabschiedet, als du dich entschieden hast, dich scheiden zu lassen.“
„Ach, das war ich?“ Ramona schlägt mit der flachen Hand auf den Tisch. „Du hast diese Familie verraten, als du mich für diese… diese billige Barbie verlassen hast!“
Joachim drehte sich langsam zu ihr um, das Glas in der Hand. Seine Stimme war jetzt leise, gefährlich ruhig. „Du hast die Scheidung eingereicht. Vergiss das nicht. Du wolltest raus. Und jetzt kommst du hierher und spielst die moralische Instanz? Erspar mir das.“
Ramona schnaubte. „Ja, weil ich irgendwann die Nase voll hatte, Joachim. Voll von deinen Lügen, deinem Kontrollwahn, deinem verdammten Ego! Aber das hier?“ Sie zeigten auf ihn. „Das ist ein neuer Tiefpunkt. Du lässt unsere Kinder um die Krümel kämpfen, die von deinem ach so großartigen Tisch fallen.“
„Es geht nicht um Krümel“, sagte Joachim kalt. „Es geht um Verantwortung.“ Um Führung. Um das Erbe dieser Familie. Etwas, das du nie verstanden hast.“
„Erbe?“ Ramona lachte verbittert. „Ach komm. Das ist kein Erbe. Das ist ein verdammtes Ego-Projekt. Du willst einfach nur, dass jemand dein Baby weiterführt, damit du in den Geschichtsbüchern stehst.“
Joachim trat näher an sie heran. „Weißt du, was dein Problem ist, Ramona?“ Du warst nicht bereit, das große Ganze zu sehen. Alles war immer nur aus deiner Perspektive. Dein Stolz. Deine Verletzungen. Aber dieses Unternehmen ist mehr als nur eine Familie. Es ist mein Lebenswerk.“
„Ach, dein Lebenswerk“, wiederholte sie und schüttelte den Kopf. „Dein Lebenswerk ist ein Scherbenhaufen, Joachim. Und du stehst mittendrin und wunderst dich, warum alle anderen davonlaufen.“
Die beiden stehen einander gegenüber, die Spannung im Raum war zum Schneiden. Schließlich war es Ramona, die sich abwandte und zur Tür ging.
„Weißt du was?“ Sie blieb kurz stehen und drehte sich zu ihm um. „Mach, was du willst. Aber vergiss nicht, Joachim: Wenn du unsere Kinder weiter zerstörst, dann wirst du irgendwann ganz allein in diesem großen, leeren Haus sitzen. Und dann bleibt dir nur noch deine kleine Porno-Prinzessin.“
Joachim sagte nichts. Er starrte nur auf die geschlossene Tür, nachdem sie in den Krieg gegangen war. In seiner Hand das Glas Whiskey, das er schließlich in einem Zug leerte.
Draußen schimmerte die Skyline der Stadt, und Joachim wusste, dass Ramona in vielem recht hatte. Aber er war zu stolz, um das jemals zuzugeben.
Kapitel 4: Schatten über Düsseldorf
Es war ein kühlerer Abend in Düsseldorf. Die Straßen entlang der Königsallee funkelten im Schein der Weihnachtsbeleuchtung, obwohl die Stadt nicht im Feierrausch, sondern in geschäftiger Hektik war. In der Firmenzentrale von Beckmann Systems , einem imposanten Gebäude aus Glas und Stahl im MedienHafen, herrscht angespannte Stille.
Joachim saß allein in seinem Büro im obersten Stockwerk. Die Fenster gaben einen freien Blick auf den Rhein, dessen Wasser im Mondlicht glitzerte. Doch Joachim hatte keinen Blick für die Schönheit der Stadt. Sein Kopf war voller Gedanken, während er über einer neuen Präsentation saß. Eine innovative Software, die den Einzelhandel revolutionieren sollte – seine letzte große Vision.
Die Besprechung mit den Kindern war eskaliert, und Ramonas Ausbruch hallte noch immer in ihm nach. Ihre Worte hatten gesessen, aber er wollte es nicht preisgeben.
Plötzlich öffnet sich die Tür. Katja trat ein, gekleidet in ein hautenges Kleid und mit hohen Absätzen, die leise auf dem Marmorfußboden klapperten.
„Ich dachte, du bist noch hier“, sagte sie und schloss die Tür hinter sich. Sie ließen sich in den Ledersessel vor seinem Schreibtisch sinken und schlugen ihre Beine übereinander. „Schon wieder Stress mit deinem Ex?“
Joachim lehnte sich zurück und rieb sich die Schläfen. „Ramona ist… kompliziert. Sie verstehen nicht, worum es geht. Sie sieht immer nur das Negative.“
Katja lachte leise. „Na ja, ich kann es ihr nicht übelnehmen. Für sie bin ich die böse Stiefmutter, die ihren perfekten kleinen Haushalt zerstört hat.“
„Vergiss sie.“ Joachim griff nach seinem Whiskeyglas, das er erneut gefüllt hatte. „Sie gehört zur Vergangenheit. Du bist die Gegenwart.“
„Und die Zukunft?“ Katja legte den Kopf schief und betrachtete ihn aus halb geschlossenen Augen.
Joachim nahm einen Schluck. „Das liegt in den Händen der Kinder. Eines Tages wird einer von ihnen hier sitzen, an meiner Stelle.“
„Hm.“ Katja zog eine Augenbraue hoch. „Und wenn keiner von ihnen würdig ist?“
„Dann habe ich versagt.“
Katja sagte nichts, aber ihre Lippen verzogen sich zu einem sanften Lächeln, das Joachim nicht einordnen konnte.
Weiter unten im Gebäude herrscht Betriebsamkeit. Der Sicherheitsdienst machte seine letzte Runde, und die Programmierer im dritten Stock verabschiedeten sich einer nach dem anderen. Düsseldorf war eine Stadt, die auch nachts nie stillstand, aber in der Firmenzentrale war es um diese Zeit ungewöhnlich ruhig.