ZURÜCK IN DIE STEINZEIT - Edgar Rice Burroughs - E-Book

ZURÜCK IN DIE STEINZEIT E-Book

Edgar Rice Burroughs

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Beschreibung

Das Abenteuer in Pellucidar geht weiter! Leutnant Wilhelm von Horst ist ein Gestrandeter in einer wilden Welt voller Urzeitmenschen und Dinosaurier. Auf der Suche nach dem Rest seiner Expedition wird er von Flugsauriern verschleppt, muss sich aus den Fängen eines unheimlichen Kannibalen-Stamms befreien und trifft schließlich auf die widerspenstige La-ja, die ihm zeigt, dass selbst in der brutalen Welt der Steinzeit Liebe gedeihen kann... ZURÜCK IN DIE STEINZEIT (erstmals im Jahr 1937 als 6teilige Serie im ARGOSY-WEEKLY-Magazin veröffentlicht) ist der fünfte Roman der PELLUCIDAR-Serie. Der Apex-Verlag veröffentlicht ZURÜCK IN DIE STEINZEIT als deutsche Erstveröffentlichung in der Übersetzung von Chris Bucher.

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Seitenzahl: 385

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EDGAR RICE BURROUGHS

 

Zurück in die Steinzeit

Fünfter Band der PELLUCIDAR-Serie

 

 

 

Roman

 

 

Apex-Verlag

Impressum

 

 

Copyright 1937 © by Edgar Rice Burroughs.

Der Roman Back To The Stone Age ist gemeinfrei.

Copyright dieser Ausgabe 2021 © by Apex-Verlag.

Übersetzung: Chris Bucher (OT: Back To The Stone Age). 

Lektorat: Dr. Birgit Rehberg.

Cover: N. N./Christian Dörge/Apex-Graphixx.

Satz: Apex-Verlag.

 

Verlag: Apex-Verlag, Winthirstraße 11, 80639 München.

Verlags-Homepage: www.apex-verlag.de

E-Mail: [email protected]

 

Alle Rechte vorbehalten.

Inhaltsverzeichnis

Impressum 

Das Buch 

Der Autor 

 

ZURÜCK IN DIE STEINZEIT 

Kapitel 1: Lebender Tod 

Kapitel 2: Die Grube des Grauens  

Kapitel 3: Die einzige Hoffnung  

Kapitel 4: Skruf von Basti 

Kapitel 5: In die Sklaverei  

Kapitel 6: La-ja 

Kapitel 7: Flucht der Sklaven 

Kapitel 8: Der Wald des Todes 

Kapitel 9: Die Leichenhöhle 

Kapitel 10: Die Gorbusse 

Kapitel 11: Für die Schlachtung gemästet 

Kapitel 12: Mammut-Männer 

Kapitel 13: Gefangen 

Kapitel 14: »Er muss sterben!« 

Kapitel 15: Der Bräutigam 

Kapitel 16: Der Alte Weiße 

Kapitel 17: Die kleine Schlucht 

Kapitel 18: Bisonmänner 

Kapitel 19: Kru 

Kapitel 20: Die tobende Herde 

Kapitel 21: Verlassen 

Kapitel 22: Gaz 

 

Das Buch

 

 

Das Abenteuer in Pellucidar geht weiter!

Leutnant Wilhelm von Horst ist ein Gestrandeter in einer wilden Welt voller Urzeitmenschen und Dinosaurier. Auf der Suche nach dem Rest seiner Expedition wird er von Flugsauriern verschleppt, muss sich aus den Fängen eines unheimlichen Kannibalen-Stamms befreien und trifft schließlich auf die widerspenstige La-ja, die ihm zeigt, dass selbst in der brutalen Welt der Steinzeit Liebe gedeihen kann... 

 

Zurück in die Steinzeit (erstmals im Jahr 1937 als 6teilige Serie im Argosy-Weekly-Magazin veröffentlicht) ist der fünfte Roman der Pellucidar-Serie. 

Der Apex-Verlag veröffentlicht Zurück in die Steinzeit als deutsche Erstveröffentlichung in der Übersetzung von Chris Bucher. 

  Der Autor

 

Edgar Rice Burroughs - * 01. September 1875, † 19. März 1950.

 

Edgar Rice Burroughs war ein US-amerikanischer Schriftsteller, der bekannt wurde als Erzähler diverser Abenteuergeschichten, die sich vor allem dem frühen Fantasy- und Science-Fiction-Genre zuordnen lassen. Die bekanntesten von ihm eingeführten - und in der Folge von anderen in zahlreichen Filmen und Comics etablierten -  Heldencharaktere sind Tarzan, John Carter, Carson Napier.

Der Sohn des Fabrikanten und Bürgerkriegsveteranen Major George Tyler Burroughs (1833–1913) und der Lehrerin Mary Evaline Zieger (1840–1920) verlebte nach dem Besuch mehrerer Privatschulen den Großteil seiner Jugend auf der Ranch seiner Brüder in Idaho.

Nach seinem Abschluss auf der Michigan Military Academy im Jahr 1895 trat Burroughs in die 7. US-Kavallerie ein. Als ein Armeearzt bei ihm einen Herzfehler diagnostizierte und er deshalb nicht Offizier werden konnte, verließ Burroughs die Armee vorzeitig im Jahr 1897 und arbeitete bis 1899 wieder auf der Ranch seines Bruders. Danach ging er zurück nach Chicago und arbeitete in der Firma seines Vaters.

Am 1. Januar 1900 heiratete Burroughs seine Jugendliebe Emma Centennia Hulbert. Das Paar bekam drei Kinder: Joan Burroughs Pierce (1908–1972), Hulbert Burroughs (1909–1991) und John Coleman Burroughs (1913–1979). Da die tägliche Routine in der Fabrik seines Vaters Burroughs nicht zufriedenstellte, verließ das Ehepaar 1904 Chicago, um abermals in Idaho zu leben. Mit seinen Brüdern, die inzwischen ihre Ranch aufgegeben hatten, versuchte er sich erfolglos als Goldgräber. Kurze Zeit später arbeitete er als Eisenbahnpolizist in Salt Lake City. Auch diesen Job gab Burroughs auf und zog mit seiner Frau wieder zurück nach Chicago, wo er eine Reihe Jobs annahm, unter anderem als Vertreter. 1911 investierte er sein letztes Geld in einer Handelsagentur für Bleistiftanspitzer und scheiterte.

Burroughs, der zu dieser Zeit an schweren Depressionen litt und, nach einigen seiner Biographen, an Selbstmord dachte, kam auf die Idee, eine Geschichte für ein Magazin zu schreiben, in dem er zuvor Anzeigen für seine Bleistiftanspitzer geschaltet hatte. Seine erste Erzählung Dejah Thoris, Princess of Mars (unter dem Pseudonym Normal Bean für das All-Story-Magazin von Thomas Metcalf geschrieben) wurde zwischen Februar und Juli 1912 als Fortsetzung veröffentlicht.

Metcalf hatte sein Pseudonym in Norman Bean geändert, und auch der Titel seiner Geschichte wurde zu Under the Moon of Mars abgewandelt. Auf Burroughs Beschwerde bezüglich der Änderungen, lenkte Metcalf ein und bot an, Burroughs nächste Geschichte unter seinem richtigen Namen zu drucken. Eine weitere Beschwerde Burroughs betraf den Zusatz For all Rights auf seinem Honorarscheck. Nach längerem Briefwechsel erreichte er, dass die 400 Dollar nur für den Erstabdruck galten.

Burroughs zweite Geschichte, The Outlaw of Torn, wurde jedoch von All-Story abgelehnt. Der große Erfolg kam mit Burroughs drittem Anlauf, Tarzan of the Apes.

Die Geschichte von Tarzan wurde ebenfalls 1912 von All-Story veröffentlicht. Burroughs schrieb in der Folgezeit immer wieder neue Tarzan-Geschichten und konnte sich - kaum zehn Jahre nach der Veröffentlichung von Tarzan of the Apes - ein riesiges Stück Land in der Nähe von Los Angeles kaufen. Selbst nach Burroughs Tod im Jahr 1950 erschienen weitere Tarzan-Geschichten. Das Landstück bei Los Angeles ist heute die Gemeinde Tarzana.

In den frühen 1930er Jahren wurde sein schriftstellerischer Erfolg allerdings immer mehr von privaten Problemen überschattet. 1934 ließ er sich scheiden und heiratete ein Jahr später Florence Dearholt. Doch schon 1942 wurde auch diese Ehe geschieden. Nach der Bombardierung von Pearl Harbor begab sich Burroughs 1941 als Kriegsreporter nach Hawaii. Nach dem Krieg kehrte er nach Kalifornien zurück, wo er, nach vielen gesundheitlichen Problemen, 1950 einem Herzanfall erlag.

 

 In Burroughs Werk vermischen sich Science Fiction und Fantasy. Er etablierte Geschichten vor einem planetarischen Hintergrund in der Science Fiction. Dabei war Burroughs bewusst, dass seine Literatur bei den Kritikern nicht ankam. Er machte auch nie ein Hehl daraus, dass er schrieb, um Geld zu verdienen.

Die Helden seiner Romane und Erzählungen haben keine Alltagsprobleme. Bei den Charakterzeichnungen schwach, sprudeln Burroughs Geschichten über vor Ideen und Action. Die Helden seiner Romane haben verschiedene Merkmale gemeinsam, beispielsweise das Geheimnis um ihre Herkunft. Entweder haben die Helden nie eine Kindheit erlebt, oder können sich nicht daran erinnern, oder aber sie sind wie Tarzan und The Cave Girl Waisen. Ein weiteres Merkmal von Burroughs Geschichten ist der, wie Brian W. Aldiss es nennt, ausgeprägte sexuelle Dimorphismus. Das jeweils dominante Geschlecht ist hässlich.

Obwohl es in den Romanen und Geschichten Burroughs von schönen, nackten Frauen nur so wimmelt, werden sexuelle Beziehungen weder angedeutet noch erwähnt. Burroughs Welt scheint eine präpubertäre zu sein. Doch ist die Jungfräulichkeit immer in Gefahr (vgl. Aldiss). Fast schon zwanghaft mutet an, dass es in den Geschichten Burroughs, die zwischen 1911 und 1915 geschrieben wurden, nicht weniger als 76 Mal zu Vergewaltigungsdrohungen kommt, die natürlich alle abgewendet werden können. Zu den Bedrohern der weiblichen Unschuld gehören verschiedene Marsianer, Sultane, Höhlenmenschen, japanische Kopfjäger und Affen.

E. F. Bleiler schreibt über Burroughs, seine Texte seien „Fantasien von Erotik und Macht.“

 

Der Apex-Verlag veröffentlicht Burroughs' Venus-Romane (in der deutschen Übersetzung von Thomas Schlück), Neu-Übersetzungen des Tarzan- und des John Carter-Zyklus sowie als deutsche Erstveröffentlichung die Pellucidar-Serie.

ZURÜCK IN DIE STEINZEIT

 

  

 

 

 

 

  Kapitel 1: Lebender Tod

 

 

Die ewige Mittagssonne von Pellucidar leuchtete auf eine Szene herab, wie sie die äußere Erdkruste seit zahllosen vergangenen Zeitaltern nicht mehr gesehen haben mag. Eine Szene, wie sie heute nur noch die Welt im inneren Erdkern hervorbringen kann.

Hunderte von Säbelzahntigern trieben zahllose pflanzenfressende Tiere auf die Lichtung eines riesigen Waldes und mittendrin standen zwei weiße Männer und eine Handvoll schwarzer Krieger aus dem fernen Afrika.

Die Männer waren in einem riesigen Luftschiff mit anderen ihrer Art durch die Nordpolaröffnung am Scheitelpunkt der Welt gekommen, auf dringendes Geheiß von Jason Gridley, aber das ist eine Geschichte, die schon einmal erzählt wurde.

Dies ist die Geschichte von dem, der dabei verloren ging.

»Es scheint nicht möglich«, rief Gridley aus, »dass fünfhundert Meilen unter unseren Füßen Automobile durch überfüllte Straßen rasen, die von riesigen Gebäuden gesäumt sind. Dass dort der Telegraf, das Telefon und das Radio so alltäglich sind, dass sie keine Bemerkung mehr wert sind, dass zahllose Tausende ihr ganzes Leben dort verbringen, ohne jemals eine Waffe zur Selbstverteidigung benutzen zu müssen. Gleichzeitig stehen wir hier im selben Augenblick einem Säbelzahntiger gegenüber – und zwar in einer Umgebung, die es auf der äußeren Kruste vielleicht seit einer Million Jahren nicht mehr gibt.«

»Seht sie euch an!«, rief von Horst. »Sieh nur, wie viele sie schon auf diese Lichtung getrieben haben – und es kommen noch mehr!«

Es kamen große ochsenartige Kreaturen mit zotteligem Fell und weit ausladenden Hörnern. Es kamen auch Rothirsche und Faultiere von gigantischer Größe. Und Mastodons und Mammuts und ein riesiges, vierbeiniges Wesen, das einem Elefanten ähnelte und doch kein Elefant zu sein schien. Sein großer Kopf war vier Fuß lang und drei Fuß breit. Es hatte einen kurzen, kräftigen Rüssel und von seinem Unterkiefer bogen sich mächtige Stoßzähne nach unten und gegen den Körper hin ab. Bis zu den Schultern stand es mindestens zehn Fuß über dem Boden, und in der Länge muss es volle zwanzig Fuß gemessen haben. Was es jedoch von einem Elefanten unterschied, waren die kleinen, schweineartigen Ohren.

Die beiden weißen Männer vergaßen bei diesem erstaunlichen Anblick vor ihnen für einen Moment die Tiger hinter sich, blieben stehen und betrachteten staunend die riesige Ansammlung von Kreaturen auf der Lichtung. Doch bald wurde ihnen klar, dass sie, wenn sie mit dem Leben davonkommen wollten, die Sicherheit der Bäume erreichen mussten, bevor sie entweder von den Säbelzahntigern heruntergezerrt oder von den verängstigten Pflanzenfressern zu Tode getrampelt wurden, die sich bereits auf der Suche nach einem Fluchtweg umsahen.

»Vor uns wäre ein guter Fluchtweg, Bwana«, sagte Muviro, der schwarze Häuptling der Waziri.

»Wir müssen fliehen«, sagte Gridley. »Die Biester kommen jetzt alle in unsere Richtung. Verpasst ihnen eine Salve und dann ab in die Bäume. Wenn sie angreifen, ist jeder auf sich allein gestellt.«

Die Salve hielt sie für einen Augenblick zurück; aber als sie die großen Katzen hinter sich sahen, drehten sie sich noch einmal in Richtung der Männer um.

»Da kommen sie!«, rief von Horst. Dann rannten die Männer los und versuchten, die Bäume zu erreichen, die ihre einzige Zuflucht bedeutete.

Gridley wurde von einem riesigen Faultier umgeworfen. Er stand gerade noch im richtigen Moment auf, um einem anstürmenden Mastodon aus dem Weg zu springen. Er erreichte in letzter Sekunde einen Baum und kletterte hoch, als auch schon der grösste Teil der fliehenden Herde unter ihm vorbeidonnerte. Gridley sah sich nach seinen Gefährten um, konnte aber keinen entdecken. Kein Lebewesen, erst recht nicht so ein mickriges wie der Mensch, konnte in der Masse von springenden, stürzenden und verängstigten Bestien überleben.

Einige seiner Kameraden, da war er sich sicher, hätten den rettenden Wald mit Sicherheit erreichen können; aber er fürchtete um von Horst, der ein ganzes Stück hinter den Waziri gewesen war.

Aber Leutnant Wilhelm von Horst war entkommen. Tatsächlich war es ihm gelungen, ein kleines Stück in den Wald hineinzulaufen, ohne auf die rettenden Äste der Bäume zu klettern. Er hatte sich rechts von den flüchtenden Tieren abgesetzt, die, nachdem sie in den Wald gestürzt kamen, nach links ausscherten. Noch in der Ferne konnte er sie hören, trompetend, grunzend und brüllend.

Vollkommen erschöpft setzte er sich unter einen Baum, um wieder zu Atem zu kommen und sich zu erholen. Müde war er geworden, also schloss er für einen Moment die Augen. Die Sonne stand direkt über ihm. Das tat sie auch noch, als er die Augen wieder öffnete. Er wusste, dass er kurz eingenickt war, wusste jedoch nicht, für wie lange. Aber wer konnte das in einer Welt, in der die Sonne ewig am Zenit hängt und Zeit keinerlei Bedeutung hatte, schon sagen?

Der Wald war seltsam still geworden. Weder hörte er das Trompeten und Quieken der Pflanzenfresser noch das Knurren und Fauchen der Raubkatzen. Er rief laut, um die Aufmerksamkeit seiner Freunde zu erregen, aber es kam keine Antwort zurück.

Schließlich machte er sich auf die Suche nach ihnen und nahm einen Weg, den er für den direkten Weg zurück zum Hauptlager hielt, wo das Luftschiff vertäut war und von dem er wusste, dass sie ihn sicher gegangen waren. Aber anstatt nach Norden zu gehen, wie er es hätte tun sollen, ging er nach Westen.

Vielleicht war es auch gut so, denn in diesem Moment hörte er Stimmen. Er blieb stehen und lauschte. Männer kamen auf ihn zu. Er hörte sie deutlich, aber er konnte ihre Sprache nicht erkennen. Sie könnten freundlich sein, aber in dieser wilden Welt bezweifelte er das. Er verließ den Pfad, dem er gefolgt war, und versteckte sich hinter einem Busch, und einen Moment später kamen die Männer, die er gehört hatte, in Sicht. Es waren Muviro und seine Krieger. Sie sprachen den Dialekt ihres eigenen afrikanischen Stammes. Als er sie erblickte, trat von Horst auf den Pfad. Sie waren so froh, ihn zu sehen, wie er im Gegenzug froh darüber war, sie zu sehen. Wenn sie jetzt noch Gridley finden würden, wären sie alle wieder glücklich vereint – aber sie fanden ihn nicht, obwohl sie lange Zeit suchten.

Muviro kannte den Weg, den sie zurück zum Lager nehmen mussten, genau so wenig wie von Horst, was ihn und seine Krieger sehr betrübte. Schließlich kam es nicht oft vor, dass sich die Waziri in irgendeinem Wald verirrten.

Als sie ihre Aufzeichnungen verglichen, schien es offensichtlich, dass jeder, nachdem sie sich getrennt hatten, einen großen Kreis in entgegengesetzte Richtungen gemacht hatte. Nur so konnten sie sich erklären, warum sie sich von Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden, denn jeder bestand darauf, dass er zu keiner Zeit seine Schritte zurückverfolgt hatte.

Die Waziri hatten nicht geschlafen und waren dementsprechend sehr müde. Von Horst hingegen hatte geschlafen und war ausgeruht. Als sie schließlich eine Höhle fanden, die ihnen allen Schutz bot, gingen die Waziri hinein, wo es dunkel war, und schliefen, während von Horst am Höhleneingang auf dem Boden saß, Wache hielt und sich Gedanken über die Zukunft machte.

Während er dort ruhig saß, huschte ein großes Wildschwein vorbei. Er wusste, dass sie früher oder später Fleisch brauchen würden, also erhob er sich und pirschte sich an das Tier heran. Es verschwand hinter einer Wegbiegung im Gebüsch. Obwohl er dachte, ihm dicht auf den Fersen zu sein, bekam er es nicht wieder zu Gesicht. Bald hatte er sich in dem dichten Flickwerk aus sich kreuzenden Wildpfaden verirrt, und machte sich schließlich auf den Rückweg zur Höhle. Von Horst war eine beträchtliche Strecke gelaufen, als ihm bewusst wurde, dass er sich tatsächlich verlaufen hatte. Mit lauter Stimme rief er nach Muviro, bekam aber keine Antwort. Schließlich blieb er stehen, sah sich um und versuchte herauszufinden, in welcher Richtung die Höhle lag. Instinktiv sah er zur Sonne hoch, als ob sie ihm helfen konnte. Aber wie sollte sie ihm den Weg weisen, wenn sie immer nur im Zenit stand? Fluchend machte er sich wieder auf den Weg. Mehr konnte er nicht tun.

Eine gefühlte Ewigkeit lief er weiter, aber es war immer noch Mittag. Er sah oft zur Sonne hoch, rein mechanisch, und schließlich begann er die leuchtende Kugel zu hassen, weil sie ihm keinen Hinweis auf die verstrichene Zeit gab und stattdessen mit ihrer Reglosigkeit zu verhöhnen schien.

Der Wald und der Dschungel wimmelten vor Leben. Früchte, Blumen und Nüsse wuchsen in Hülle und Fülle. Er würde nie wieder hungern müssen – sobald er herausfand, welche von ihnen essbar waren und welche nicht. Er war sehr hungrig und noch viel durstiger und gerade das bereitete ihm grosse Sorgen.

Er hatte eine Pistole und reichlich Munition. In diesem üppigen Wildland konnte er sich immer mit Fleisch versorgen, aber er musste Wasser haben. Also ging er weiter. Mittlerweile suchte er eher nach einer Wasserquelle als nach seinen Begleitern oder dem Lager. Vor lauter Durst wurde er müde und schläfrig. Er schoss ein großes Nagetier und trank sein Blut; dann machte er ein Feuer und brätelte den Kadaver.

Während die Oberfläche stellenweise verkohlt war, war das Fleisch darunter kaum durch. Leutnant Wilhelm von Horst war ein Mann, der sich ausgezeichnetes Essen gewöhnt war. Essen, das richtig zubereitet und serviert wurde, aber er riss an dem Kadaver seiner widerwärtigen Beute wie ein ausgehungerter Wolf und dachte, dass keine Mahlzeit jemals köstlicher geschmeckt hatte.

Er wusste nicht, wie viel Zeit seit seiner letzten Mahlzeit verstrichen war. Jetzt schlief er wieder, diesmal aber auf einem Baum, nachdem er durch das Laub des Dschungels einen Blick auf eine große Bestie erhascht hatte. Eine Bestie mit riesigen Reißzähnen und glühenden Augen.

Als er wieder erwachte, wusste er nicht, wie lange er geschlafen hatte. Aber die Tatsache, dass er völlig ausgeruht war, ließ vermuten, dass es eine lange Zeit gewesen war.

Er fühlte, dass es in einer Welt, in der Zeit nicht existierte, durchaus möglich war, dass ein Mann einen Tag oder eine ganze Woche schlafen konnte. Wie sollte man es auch feststellen können? Der Gedanke machte ihn neugierig. Er begann sich zu fragen, wie viel Zeit verstrichen war, seit er das Luftschiff verlassen hatte.

Nur die Tatsache, dass er seinen Durst nicht gestillt hatte, seit er von seinen Kameraden getrennt worden war, ließ darauf schließen, dass es nicht mehr als ein oder zwei Tage gewesen sein konnten.

Wasser. Er lechzte förmlich danach. Sein Geist war besessen davon, also machte er sich auf die Suche danach. Er musste Wasser haben! Wenn er nicht bald welches finden würde, musste er sterben – sterben, allein in diesem schrecklichen Wald. Seine letzte Ruhestätte würde für immer unbekannt bleiben.

Von Horst war ein sozialer Gesell und als solcher war ihm dieser Gedanke zuwider. Er hatte keine Angst vor dem Tod, aber dies schien ein völlig sinnloses Ende zu sein – ausserdem war er zu jung, noch in seinen Zwanzigern.

Er folgte einem Wildpfad, von denen es in dem verworrenen Wald unzählige gab. Einer von ihnen musste zu Wasser führen, aber welcher? Er hatte sich für den einen entschieden, der breiter und deutlicher war als die anderen. Hier waren viele Tiere vorbeigekommen, und das schon seit einiger Zeit, so ausgetreten, wie der Pfad war. Von Horst schloss daraus, dass mehr Tiere einer Spur folgen würde, die zum Wasser führten, als irgendeiner anderen. Und er hatte recht.

Als er zu einem kleinen Fluss kam, stieß er einen Freudenschrei aus, rannte hin und warf sich beim Ufer auf die Knie und steckte den Kopf ins Wasser. Er trank in großen Schlucken. Zwar bestand die Möglichkeit, dass ihm das Wasser nicht bekommen könnte, aber das schien nicht der Fall zu sein. Es war ein sauberes Flüsschen, das zwischen Felsblöcken über einen kiesigen Grund floss. Ein Juwel von einem Gewässer, das die erfrischende Kühle und die Schönheit der Berge, aus denen es entsprang, in die Niederungen trug.

Von Horst vergrub sein Gesicht im Wasser, er ließ es über seine nackten Arme laufen, er schöpfte es mit seinen Händen und goss es über den Kopf. Noch nie zuvor war ihm Wasser wie ein Luxus vorgekommen. Seine Sorgen schwanden. Jetzt würde alles gut werden – er hatte Wasser! Jetzt war er in Sicherheit!

Er blickte auf. Am gegenüberliegenden Ufer des Flüsschens hockte eine Kreatur, wie sie in keinem Buch zu finden ist und deren Knochen in keinem Museum ausgestellt sind. Sie glich einem gigantischen geflügelten Känguru mit dem Kopf eines Reptils, ähnlich einem Pterodaktylus mit ihren langen, stark gezahnten Kiefern. Das Wesen beobachtete von Horst aufmerksam, seine kalten, reptilienartigen, lidlosen Augen starrten ihn ausdruckslos an. Es lag etwas furchtbar Bedrohliches in seinem starren Blick. Der Mann begann sich langsam zu erheben und plötzlich erwachte das abscheuliche Ding plötzlich aus seiner Starre. Mit einem zischenden Schrei überwand es den kleinen Fluss in einem einzigen gewaltigen Satz.

Von Horst drehte sich um und begann zu rennen. Gleichzeitig zerrte er an der Pistole in seinem Halfter, aber bevor er sie ziehen konnte, stürzte sich das Ding auf ihn und riss ihn zu Boden. Dann hob es ihn mit seinen klauenartigen Händen auf, hielt ihn hoch und betrachtete ihn. Aufrecht auf seinem breiten Schwanz sitzend, ragte es fünfzehn Fuß in die Höhe, und aus nächster Nähe schienen seine Kiefer fast groß genug zu sein, um das mickrige Menschen-Ding, das ehrfürchtig auf sie starrte, mit einem Biss zu verschlingen. Von Horst dachte, dass sein Ende nun gekommen war. Er war hilflos in dem mächtigen Griff dieser mächtigen Krallen, seine Pistolenhand an seine Seite geklemmt. Die Kreatur schien sich an ihm zu weiden und darüber zu nachzudenken, wo sie zubeissen sollte. Zumindest schien es von Horst so.

An der Stelle, wo der Bach den Pfad kreuzte, gab es eine Öffnung im Blätterdach, durch welche die ewige Mittagssonne ihre hellen Strahlen auf das plätschernde Wasser, die grüne Wiese, die monströse Kreatur und ihren relativ mickrigen Gefangenen warf. Das Reptil, wenn es denn eines war, wandte seine kalten Augen nach oben zur Öffnung; dann sprang es hoch in die Luft, breitete dabei seine Flügel aus und flatterte nach oben.

Von Horst war kalt vor Sorge. Er erinnerte sich an Geschichten, die er von einem großen Vogel der äußeren Welt gelesen hatte, der seine Beute in die Höhe trug und sie dann tötete, indem er sie zu Boden fallen ließ. Er fragte sich, ob dies sein Schicksal sein würde, und er dankte seinem Schöpfer, dass es so wenige geben würde, die um ihn trauern würden – keine Frau und keine Kinder, die ohne Beschützer und Versorger zurückbleiben würden, keine Geliebte, die seinen Verlust betrauern und sich nach dem Geliebten sehnen würde, der niemals zurückkehren würde.

Sie befanden sich jetzt über dem Wald. Die seltsame, horizontlose Landschaft dehnte sich in alle Richtungen aus und verblasste allmählich im Nichts. Jenseits des Waldes, in der Flugrichtung der Kreatur, lag offenes Land, sanfte Hügel und Berge. Von Horst konnte Flüsse und Seen sehen und in weiter, dunstiger Ferne etwas, das ein großes Gewässer zu sein schien – ein Binnenmeer vielleicht oder ein riesiger, unerforschter Ozean; aber in welche Richtung er auch blicken mochte, für ihn war alles unbekanntes Neuland.

Das Betrachten der Landschaft war für ihn nicht von lebenswichtigem Interesse, dann aber kam der Moment, in dem dieses Interesse plötzlich ausgelöscht wurde. Denn das Ding, welches ihn durch die Lüfte trug, löste eine Klaue von ihm. Von Horst dachte, dass es ihn fallen lassen würde, dass sein Ende nun gekommen war. Er flüsterte ein kleines Gebet. Das Wesen hob ihn ein paar Meter hoch und ließ ihn dann in eine dunkle, müffelnde Tasche sinken, die es mit der anderen Pfote offen hielt. Als es ihn losließ, befand sich von Horst in völliger Dunkelheit. Einen Augenblick lang konnte er sich seine Lage nicht erklären, dann dämmerte ihm, dass er sich in der Bauchtasche eines Beuteltiers befand. Es war heiß und stickig. Er dachte, er würde mit dem überwältigenden Gestank dieses Reptils in der Nase ersticken. Als er es nicht mehr aushalten konnte, drückte er sich nach oben, bis sein Kopf aus der Öffnung des Beutels ragte.

Die Kreatur flog inzwischen horizontal, und die Sicht des Mannes war auf das beschränkt, was fast direkt unter ihm lag. Sie befanden sich immer noch über dem Wald. Das Laub, das wie gebauschte Smaragdwolken dalag, sah weich und einladend aus. Von Horst fragte sich, warum er lebend weggetragen wurde und wohin die Reise noch führen würde. Wohl zweifellos zu einem Nest oder einer Höhle, um als Nahrung zu dienen, vielleicht für eine Brut abscheulicher Jungtiere. Er tastete nach seiner Pistole. Wie leicht wäre es, in diesen heißen, pulsierenden Körper zu schießen, aber was würde es ihm nützen? Es würde den fast sicheren Tod bedeuten – möglicherweise einen langsamen Tod. Denn wenn er nicht sofort getötet würde, dann spätestens wegen tödlichen Verletzungen. Er verwarf den Gedanken.

Die Kreatur flog mit überraschender Geschwindigkeit, wenn man ihre Größe bedenkt. Der Wald verschwand aus dem Blickfeld, und sie flogen über eine bewaldete Ebene, auf der der Mann unzählige Tiere grasen oder ruhen sah. Es gab große Rothirsche, Faultiere, riesige primitive Rinder mit zotteligem Fell. In der Nähe von Bambusbüscheln, die einen Fluss säumten, war eine Herde Mammuts. Es gab auch andere Tiere, die von Horst nicht einordnen konnte. Bald flogen sie über niedrige Hügel, ließen die Ebene hinter sich und flogen dann über ein raues, vulkanisches Land mit kahlen, schwarzen, kegelförmigen Hügeln. Zwischen den Kegeln und auf einem Teil ihrer Flanken wucherte das unvermeidliche tropische Grün von Pellucidar. Nur dort, wo keine Wurzel Fuß fassen konnte, gab es kein Gestrüpp. Eine Besonderheit dieser Kegel erregte von Horsts Aufmerksamkeit: Viele von ihnen hatten eine Öffnung in der Spitze, die ihnen das Aussehen von erloschenen Miniaturvulkanen gab. Ihre Größe reichte von hundert Fuß bis zu mehreren hundert Fuß Höhe. Während er sie betrachtete, begann sein Entführer, direkt über einem der größeren Kegel zu kreisen. Dann stürzte er schnell direkt in den gähnenden Krater und landete auf dem Boden im Lichtkegel der Sonne, die ständig im Zenit stand.

Als die Kreatur ihn aus dem Beutel zog, konnte von Horst zunächst wenig vom Inneren des Kraters sehen; aber als sich seine Augen schnell an die umliegende Düsternis gewöhnten, sah er, dass er von den Leichen zahlreicher Tiere und Menschen umgeben war. Die Überreste waren in einem großen Kreis um ihn herum platziert worden, die Köpfe nach aussen gelegt. Der Kreis war nicht ganz geschlossen, es gab eine einzige Lücke von mehreren Fuß. Zwischen den Köpfen der Leichen und der Wand des Kegels war eine Menge elfenbeinfarbener Kugeln von etwa zwei Fuß Durchmesser gestapelt.

Diese Dinge beobachtete von Horst mit einem kurzen Blick, dann wurde er schon wieder in die Luft getragen. Die Kreatur hob ihn an, mit dem Gesicht nach außen, bis er auf Augenhöhe mit der Bestie war. Dann fühlte der Mann einen scharfen, widerlichen Schmerz im Nacken an der Basis des Gehirns. Es gab nur einen Augenblick des Schmerzes und eine kurzzeitige Übelkeit, dann wurde plötzlich alles taub. Es war, als ob er vom Hals abwärts aufgehört hätte zu existieren. Von Horst spürte, wie er langsam zur Wand des Kegels getragen und auf dem Boden abgesetzt wurde. Noch konnte er seinen Kopf bewegen und drehte ihn zur Seite, wo er gerade noch sah, wie die Kreatur, die ihn hierhergebracht hatte, in die Luft sprang, die Flügel ausbreitete und finster kreischend durch die Krateröffnung davonflatterte.

 

 

 

 

  Kapitel 2: Die Grube des Grauens

 

 

Als von Horst dort in der düsteren Höhle des Todes lag und über seine Situation nachdachte, wünschte er sich, er wäre gestorben, als er die Gelegenheit und die Kraft zum Selbstmord noch hatte. Jetzt war er hilflos. Das Entsetzen über seine Situation wuchs in ihm, bis er fürchtete, verrückt zu werden. Er versuchte, eine Hand zu bewegen, aber es war, als hätte er gar keine Hände mehr. Weder konnte er seine Hände, noch sonst einen Teil seines Körpers fühlen – abgesehen von seinem Kopf. Und so fühlte er sich auch, wie ein losgelöster Kopf, der im Dreck lag. Zwar noch bei Bewusstsein, aber völlig hilflos. Er schaute zur Seite und stellte fest, dass er am Ende der kreisrunden Reihe von Leichen war, am Rande der Lücke. Auf der anderen Seite der Lücke lag der Körper eines Mannes. Von Horst drehte den Kopf auf die andere Seite und sah dicht neben ihm den Körper eines anderen Mannes.

Dann wurde seine Aufmerksamkeit durch ein Knacken und Hämmern auf der gegenüberliegenden Seite erregt. Erneut drehte er den Kopf, damit er sehen konnte, was in dieser Halle der Toten lebte. Seine Augen wurden von einer der elfenbeinfarbenen Kugeln angezogen, die unmittelbar hinter dem Körper auf der anderen Seite des Spalts lag. Die Kugel wackelte hin und her. Die Geräusche schienen aus ihrem Inneren zu kommen und wurden zunehmend lauter, eindringlicher. Die Kugel wippte und rollte hin und her, dann erschien ein Riss in ihr, ein zackiges Loch wurde in ihre Oberfläche gerissen, und ein Kopf ragte heraus. Es war eine Miniaturversion des hässlichen Schädels jener Kreatur, die ihn hierhergebracht hatte. Nun war das Rätsel der Kugeln gelöst – es waren die Eier des großen Beuteltiers. Was aber hatte es mit den zahlreichen Körpern auf sich?

Fasziniert beobachtete von Horst, wie sich das schreckliche kleine Wesen aus seinem Ei befreite. Endlich draussen, rollte es sich auf dem Boden des Kraters aus, wo es einige Zeit träge lag, als ob es sich von seinen Strapazen ausruhen wollte. Dann begann es, seine Gliedmaßen zu bewegen und probierte sie vorsichtig aus. Es erhob sich auf seine vier Füße, setzte sich aufrecht auf seinen Schwanz und breitete seine Flügel aus. Erst flatterte es nur schwach damit, dann aber für einen kurzen Augenblick mit kräftigen Schlägen. Schließlich stürzte es sich auf die abgebrochenen Stücke der Eierschale und verschlang sie. Danach wandte es sich, ohne zu zögern, dem Körper des Mannes auf der anderen Seite der Lücke zu. Als es sich ihm näherte, sah von Horst zu seinem Entsetzen, wie sich der Kopf des Mannes der Kreatur zuwandte und dieser die Augen vor Schreck weit aufriss. Mit einem zischenden Brüllen stürzte sich das widerliche kleine Wesen auf den Körper, und gleichzeitig brach ein durchdringender Schreckensschrei über die Lippen des Mannes, den von Horst schon für tot gehalten hatte. Der entsetzte Blick und die verzerrten Gesichtsmuskeln spiegelten die wahnsinnigen Anstrengungen des Gehirns wider, die gelähmten Nervenzentren bewegen zu können, sie zu zwingen, dem Fluchtinstinkt zu folgen. Der Mann war dermassen bemüht, die unsichtbaren Fesseln zu sprengen, dass es den Eindruck machte, es müsse ihm gelingen. Aber gegen die vollständige Lähmung war er machtlos.

Der abscheuliche Vogel stürzte sich auf den Körper und begann ihn zu verschlingen; und obwohl das Opfer wohl keinen Schmerz empfinden konnte, hallten seine Schreie und sein Stöhnen noch immer in dem hohlen Krater des Grauens wider, bis schließlich die anderen Kreaturen, die zweifellos ein ähnliches Schicksal erwarteten, ihre Stimmen in einer blutigen Kakophonie des Schreckens erhoben. Jetzt erkannte von Horst zum ersten Mal, dass all diese Kreaturen lebendig waren, gelähmt wie er selbst. Er schloss die Augen, um den grausigen Anblick auszublenden, aber seine Ohren konnte er nicht vor dem abscheulichen, seelenverachtenden Lärm verschließen.

Er drehte den Kopf von dem fressenden Reptil weg zu dem Mann, der rechts von ihm lag, und öffnete die Augen. Er sah, dass der Mann nicht in den furchtbaren Chor eingestimmt hatte und ihn mit ruhigem, abschätzigem Blick betrachtete. Es war ein junger Mann mit einem Schopf kohlschwarzer Haare, feinen Augen und regelmäßigen Zügen. Seine Ausstrahlung war von Stärke und ruhiger Würde geprägt, die von Horst beeindruckte. Beeindruckt war er auch deshalb, weil der Mann nicht der Hysterie erlegen war, die die anderen Insassen der Kammer ergriffen hatte. Der junge Leutnant lächelte ihn an und nickte. Einen Augenblick lang überzog ein schwacher Ausdruck der Überraschung die Miene des anderen, dann lächelte auch er. Dann sprach er von Horst in einer Sprache an, die der Europäer nicht verstand.

»Es tut mir leid«, sagte von Horst, »aber ich kann dich nicht verstehen.« Dann war es an dem anderen, verständnislos den Kopf zu schütteln.

Keiner von beiden konnte die Sprache des anderen verstehen; aber sie hatten einander angelächelt, und dadurch ein gemeinsames Band in ihrer Erwartung eines gemeinsamen Schicksals geknüpft. Von Horst fühlte, dass er nicht mehr allein war und so etwas wie einen Verbündeten gefunden hatte. Dieser flüchtige Kontakt machte im Angesicht dieser ausweglosen Situation einen beträchtlichen Unterschied. Im Vergleich zu dem, was er vorher empfunden hatte, war er fast zufrieden.

Als er das nächste Mal in die Richtung des frisch geschlüpften Reptils blickte, war der Körper seines Opfers vollständig verschlungen. Es war nicht einmal mehr ein Knochen übrig. Vollgefressen und mit aufgeblähtem Bauch kroch das Ding in den runden Fleck aus strahlendem Sonnenlicht unterhalb der Krateröffnung, rollte sich zusammen und schlief ein.

Die Opfer waren in Schweigen verfallen und lagen wieder wie tot. Die Zeit verging; aber wie viel Zeit, konnte von Horst nicht einmal erahnen. Er verspürte weder Hunger noch Durst, was er auf seine Lähmung zurückführte. Gelegentlich schlief er sogar ein. Einmal wurde er durch Flügelschlagen geweckt und blickte auf, um den üblen Vogel aus dem Nest des Grauens, in dem er geschlüpft war, durch die Krateröffnung fliegen zu sehen.

Nach einer Weile kam das erwachsene Tier mit einem weiteren Opfer, einer Antilope. Nun sah von Horst, wie er und die anderen Unglücksraben gelähmt worden waren. Die Antilope mit seinem großen Maul auf gleicher Höhe haltend, durchbohrte das Reptil mit der nadelscharfen Spitze seiner Zunge den Hals an der Basis des Gehirns, dann setzte es die hilflose Kreatur zu von Horsts Linken ab.

In dieser zeitlosen Leere des lebendigen Todes konnte man keine Regelmäßigkeit der wiederkehrenden Ereignisse feststellen. Jungtiere schlüpften aus ihren Schalen, fraßen sie, verschlangen ihre Beute (immer am äußersten Rand der Lücke zu von Horsts Linken), schliefen im Sonnenlicht und flogen davon, offenbar, um nie wiederzukehren. Die erwachsenen Tiere kamen mit neuen Opfern, lähmten sie, legten sie an den Rand der Lücke, die von Horst am nächsten war, und flogen wieder davon. Von Horst kam der Lücke von links her immer näher und damit auch sein unausweichlicher Untergang.

Er und der Mann zu seiner Rechten tauschten gelegentlich ein Lächeln aus, und manchmal sprach jeder in seiner eigenen Sprache. Allein der Klang ihrer Stimmen, die Gedanken ausdrückten, welche der andere nicht verstehen konnte, war freundlich und tröstlich. Von Horst wünschte sich, dass sie sich unterhalten könnten. Was hätte das die trostlose Einsamkeit erleichtert! Derselbe Gedanke muss dem anderen auch oft durch den Kopf gegangen sein, und er war es, der zuerst versuchte, ihn auszudrücken und die Sprachbarriere zu überwinden, die sie vom ungetrübten Ausmass ihrer aus der Not geborenen Kameradschaft trennte. Einmal, als von Horst die Augen zu ihm wandte, sagte er: »Dangar«, und versuchte, sich zu erkennen zu geben, indem er die Augen zu sich selbst beugte und das Kinn zur Brust neigte. Er wiederholte dies mehrere Male.

Endlich glaubte von Horst zu begreifen, was er meinte. »Dangar?«, fragte er.

Der Mann lächelte und nickte und sprach ein Wort, das in seiner Sprache offensichtlich eine Bejahung war. Dann sprach von Horst seinen eigenen Namen mehrmals aus und deutete auf sich selbst, so wie es Dangar getan hatte. Das war der Anfang. Danach wurde es ein Spiel von intensivem und gegenseitigem Interesse. Sie taten nichts anderes, und keiner schien der Übung überdrüssig zu werden. Gelegentlich wurden sie müde, aber anstatt zu schlafen, wartete jeder, bis der andere schlafen wollte. Auf diese Weise konnten sie beide ihre wachen Stunden mit der neuen und faszinierenden Beschäftigung verbringen, zu lernen, wie man Gedanken in einer fremden Sprache austauscht.

Dangar lehrte von Horst seine Sprache, und da dieser bereits vier oder fünf Sprachen der äußeren Oberfläche beherrschte, fiel es ihm leicht, auch diese zu erlernen, obwohl sie keine Ähnlichkeit mit einer Sprache besass, die er von der Oberfläche her kannte.

Unter normalen Umständen wäre die Prozedur langsam oder scheinbar hoffnungslos gewesen, aber mit dem Anreiz der Kameradschaft und der Abwesenheit von Ablenkung – sieht man einmal davon ab, dass hin und wieder ein Jungtier schlüpfte und sich vollfrass – machten sie mit erstaunlicher Schnelligkeit Fortschritte. Zumindest kam es von Horst so vor, denn in dieser zeitlosen Welt konnten während seiner Gefangenschaft schon Wochen, Monate oder sogar Jahre äußerer irdischer Zeit vergangen sein.

Endlich war der Zeitpunkt gekommen, an dem er und Dangar ein Gespräch mit relativer Leichtigkeit und Geläufigkeit führen konnten, aber je besser sie miteinander sprechen konnten, desto näher kroch die schicksalhafte Lücke ihres Untergangs im Kreis der lebenden Toten. Dangar würde zuerst gehen, dann von Horst.

Letzterer fürchtete das erste Ereignis noch mehr als das zweite, denn ohne Dangar wäre er wieder allein und hätte nichts, womit er seine Zeit oder seinen Geist beschäftigen könnte, außer dem unausweichlichen Schicksal, das ihn erwartete, während er auf das Knacken der Eierschale wartete, das den Tod in seiner schrecklichsten Form auf ihn loslassen würde.

Am Ende waren nur noch drei Opfer zwischen Dangar und der Lücke. Es würde jetzt nicht mehr lange dauern.

»Es tut mir leid, dich bald verlassen zu müssen«, sagte der Pellucidarer.

»Ich werde nicht lange allein sein«, erinnerte ihn von Horst.

»Das stimmt wohl. Nun, es ist besser zu sterben, als hier zu bleiben, weit weg vom eigenen Land. Ich wünschte, wir hätten leben können, dann hätte ich dir nämlich meine Heimat Sari zeigen können. Es ist ein wunderschönes Land mit Hügeln und Bäumen und fruchtbaren Tälern. Es gibt dort jede Menge Wild, und nicht weit entfernt ist der große Lural Az. Ich habe dort auf der Insel Anoroc gelebt, wo Ja König ist. Du würdest Sari mögen. Die Mädchen da sind sehr schön. Es gibt dort eines, das auf mich wartet. Aber wie es scheint, werde ich wohl nie zu ihr zurückkehren. Sie wird traurig sein, aber...« Dangar verstummte einen Augenblick. Dann seufzte er und fuhr fort: »Sie wird darüber hinwegkommen, und ein anderer wird sie zu seiner Frau nehmen.«

»Ich würde gerne nach Sari gehen«, sagte von Horst. Plötzlich weiteten sich seine Augen vor Überraschung. »Dangar! Dangar!«, rief er aus.

»Was ist los?«, fragte der Pellucidarer. »Was ist passiert?«

»Ich kann meine Finger spüren! Ich kann sie bewegen!«, rief von Horst. »Und meine Zehen auch.«

»Das kann doch nicht sein, Von«, rief Dangar ungläubig aus.

»Doch, das kann es. Das ist es! Nur ein bisschen, aber ich kann sie bewegen.«

»Wie kann das sein? Ich kann unterhalb meines Halses immer noch nichts spüren.«

»Die Wirkung des Giftes muss langsam nachlassen. Vielleicht wird die Lähmung ganz nachlassen.«

Dangar schüttelte den Kopf. »Seit ich hier bin, habe ich noch nie erlebt, dass bei einem Opfer die Lähmung nachlässt, nachdem es von einem Trodon mit seiner Giftzunge gestochen wurde. Aber was, wenn es tatsächlich passiert? Wird dir das etwas nützen?«

»Ich denke, das wird es«, antwortete von Horst langsam. »Ich habe während meiner Gefangenschaft viel Zeit gehabt, um mir Szenarien vorzustellen, in denen ich von dieser Lähmung befreit würde. Ich habe mir längst mögliche Pläne zurechtgelegt.»

»Es liegen nur drei Körper zwischen dir und dem Tod«, erinnerte ihn Dangar.

»Ja, das weiß ich. Alles hängt davon ab, wie schnell ich mich wieder vollständig bewegen kann.«

»Ich wünsche dir Glück, Von, auch wenn ich wohl nicht mehr erleben werde, ob du es schaffst oder nicht. Zwischen mir und dem sicheren Tod liegen nur zwei Körper. Die Lücke kommt immer näher.«

Von diesem Moment an konzentrierte sich von Horst mit all seinen Kräften auf die Überwindung der Lähmung. Er spürte, wie die Lebensglut allmählich in seine Glieder kroch, wenn auch nur langsam. Zwar konnte er seine Extremitäten bewegen, allerdings nur wenig.

Ein weiterer Trodon schlüpfte, so dass nur noch einer zwischen Dangar und dem Tod lag – und nach Dangar würde er an der Reihe sein. Als die schreckliche Kreatur, die im Sonnenlicht schlief, erwachte und durch die Krater-Öffnung davonflog, gelang es von Horst, seine Hände zu bewegen und seine Handgelenke zu beugen. Auch seine Füße waren jetzt frei; aber ach, wie langsam, wie schrecklich langsam kehrten seine Kräfte zurück. Konnte das Schicksal so grausam sein, diese große Hoffnung aufrechtzuerhalten und sie ihm dann im Augenblick der Verwirklichung zu entreißen? Kalter Schweiß trat auf seine Stirn, als er seine Chancen abwog – und die standen furchtbar gegen ihn.

Wenn er doch nur irgendwie die Zeit messen könnte! Dann könnte er nämlich die Intervalle des Schlüpfens der Eier herausfinden und so eine ungefähre Vorstellung von der Zeit gewinnen, die ihm noch blieb. Er war sich ziemlich sicher, dass die Jungtiere in einigermaßen regelmäßigen Abständen schlüpften, obwohl er es nicht genau wissen konnte. Er trug eine Uhr am Handgelenk, aber die war längst stehen geblieben. Aber selbst wenn, er hätte sie nicht zu Rate ziehen können, da er den Arm nicht heben konnte.

Langsam zog sich die Lähmung bis zu seinen Knien und Ellbogen zurück. Er konnte diese nun beugen, und darunter fühlten sich seine Gliedmaßen völlig normal an. Von Horst wusste, dass er, wenn ihm genügend Zeit blieb, irgendwann wieder alle Muskeln voll beherrschen würde.

Als er sich anstrengte, die unsichtbaren Fesseln zu durchbrechen, die ihn festhielten, zerbrach ein weiteres Ei, und kurz darauf lag Dangar ohne eine weitere Kreatur zu seiner Rechten – er würde der Nächste sein.

»Und nach dir, Dangar, komme ich. Ich glaube, ich werde vorher frei sein, aber ich wollte dich unbedingt retten.«

»Danke, mein Freund«, antwortete der Pellucidarer, »aber ich habe mich mit dem Tod abgefunden. Ich ziehe ihn dem Dasein vor, das ich jetzt friste – ein Kopf, der auf einem toten Körper sitzt.«

»So müsstest du nicht lange leben, da bin ich mir sicher«, sagte von Horst. »Meine eigene Erfahrung hat mich gelehrt, dass die Wirkung des Giftes irgendwann nachlassen muss. Normalerweise reicht es aus, um das Opfer lange über die Zeit hinaus gelähmt zu halten, in der es als Nahrung für die Jungtiere dient. Wenn ich mich nur befreien könnte, könnte ich dich sicher retten.«

»Lass uns von anderen Dingen reden«, sagte Dangar. »Ich möchte kein lebender Toter sein, und jetzt noch Hoffnungen zu hegen, lebend hier rauszukommen macht das unvermeidliche Ende nur noch bitterer.«

»Wie du willst«, sagte von Horst achselzuckend, »aber du kannst mich nicht davon abhalten, darüber nachzudenken – oder es gar zu versuchen.«

Und so sprachen sie von Sari und dem Land Amoz, aus dem Dian die Schöne gekommen war, und dem Land des Grossen Schattens und den unfreundlichen Inseln im Sojar Az. Von Horst spürte, dass es Dangar gefiel, diese für ihn angenehmen Orte in Erinnerung zu rufen, doch als der Sarier die wilden Tiere und Menschen beschrieb, die dort anzutreffen waren, spürte von Horst, dass sie als entspannende Aufenthaltsorte viel zu wünschen übrig ließen.

Während sie redeten, entdeckte von Horst, dass er seine Schultern und seine Hüften bewegen konnte. Ein angenehmes Lebensgefühl durchströmte seinen ganzen Körper. Er wollte Dangar gerade davon berichten, als das verhängnisvolle Geräusch einer zerbrechenden Eierschale an die Ohren der beiden Männer drang.

»Auf Wiedersehen, mein Freund«, sagte Dangar. »Wir von Pellucidar machen uns nur wenige Freunde außerhalb unserer eigenen Stämme. Alle anderen Menschen sind Feinde, die man töten oder töten lassen kann. Ich bin froh, dich Freund nennen zu dürfen. Schau, das Ende naht!«

Das frisch geschlüpfte Trodon hatte bereits seine eigene Schale verschlungen und beäugte nun Dangar. In einem Moment würde es sich auf ihn stürzen. Von Horst kämpfte darum, sich zu erheben, aber etwas schien ihn noch zurückzuhalten. Dann stürzte sich das Reptil mit klaffenden Kiefern auf seine Beute.

 

 

 

 

  Kapitel 3: Die einzige Hoffnung

 

 

Noch einmal versuchte von Horst, sich aufzurichten. Noch einmal sank er erschöpft zurück. Der Schweiß klebte in kalten Perlen an seinen ganzen Körper. Er wollte fluchen und schreien, aber er blieb stumm. Schweigsam war auch Dangar. Er schrie nicht wie die anderen, als der Tod über sie hereinbrach. Das Biest kroch jetzt auf ihn zu – kam näher und näher. Von Horst stemmte sich auf den linken Ellbogen, dann sank er zurück, aber dabei versuchte er, nach der Waffe an seiner Hüfte zu greifen – der Waffe, die er schon vorher vergeblich versucht hatte zu erreichen. Diesmal gelang es ihm. Seine Finger schlossen sich um den Griff. Er zog die Pistole aus dem Holster. Wieder stemmte er sich teilweise auf einen Ellbogen. Der Trodon war fast über Dangar, als von Horst feuerte. Das Vieh stieß einen durchdringenden Schrei aus, sprang hoch in die Luft, flatterte einen Augenblick lang vergeblich mit den Flügeln und fiel dann schwer auf den Boden der Grube – tot.

Dangar sah von Horst erstaunt und dankbar an. »Das warst du«, sagte er. »Ich bin dir dankbar, aber was wird es uns nützen? Wie sollen wir jemals aus dieser Grube entkommen? Selbst wenn es einen Weg gäbe, könnte ich ihn nicht benutzen – ich, der ich nicht einmal einen Finger bewegen kann.«

»Das bleibt abzuwarten«, antwortete von Horst. »Wenn die Lähmung bei dir nachlassen wird, werden wir einen Weg finden. Du hast nicht erwartet, diesem Trodon zu entkommen, und doch bist du lebendig und der Trodon tot. Woher willst du also wissen, was möglich ist und was nicht?«

»Du hast recht«, antwortete Dangar. »Ich werde nie wieder an dir zweifeln.«

»Jetzt sollten wir versuchen, Zeit zu gewinnen«, rief von Horst. Dann hob er Dangar auf, trug ihn über den Spalt und legte ihn neben das letzte Opfer, das der erwachsene Trodon hereingebracht hatte. Als er sich neben ihn legte, bemerkte er: »Das nächste, das schlüpft, wird keinen von uns erwischen, denn es wird auf die andere Seite des Spalts gehen.«

»Aber was ist mit dem alten Vieh, wenn es das nächste Opfer bringt?«, fragte Dangar. »Wird es nicht bemerken, dass sich unsere Positionen verändert haben? Und dann ist da noch der Kadaver seines Jungtiers. Was meinst du, was es damit machen wird?«

»Ich bezweifle, dass der Trodon uns überhaupt bemerken wird«, antwortete von Horst, »aber wenn er es tut, werde ich darauf vorbereitet sein. Ich habe noch meine Pistole und reichlich Munition. Und was das tote Küken angeht, so werde ich es sofort entsorgen. Ich denke, wir können es sogar gebrauchen.«

Dann erhob er sich und schleppte den Kadaver zu einer Seite der Grube, wo er ihn hinter mehreren Eiern versteckte. Dann untersuchte er ihn genau und tastete seine Haut ab. Offenbar zufrieden, zog er sein Jagdmesser und machte sich an die Arbeit, die Haut vom Kadaver abzuziehen.

Er arbeitete zügig, aber sorgfältig. Er richtete seine ganze Aufmerksamkeit auf diese Aufgabe gerichtet, so dass es erschrak, als das durch den Kratermund einfallende Sonnenlicht kurzzeitig unterbrochen wurde.

Als er aufblickte, sah er, dass der Trodon mit einem weiteren Opfer zurückkam. Sofort legte er sich am Rande der Grube hinter einigen Eiern, die er arrangiert hatte, auf den Boden, zog seine Pistole und wartete.

Nebst seinem Haarschopf und en Augen ragte nur noch etwas über eines der Eier empor – die kalte, schwarze Mündung seiner Waffe. Von Horst beobachtete, wie das ahnungslose Reptil sein Opfer neben Dangar ablegte. Wie er erwartet hatte, schenkte die Kreatur dem Pellucidarer keine Beachtung. Einen Moment später war das geflügelte Biest auf der Suche nach der nächsten Beute bereits wieder durch die Öffnung verschwunden.

Ohne weitere Unterbrechung beendete von Horst die Häutung des Jungtieres, dann schleppte er den Körper zu der Stelle, wo Dangar zuvor gelegen hatte.

Der Sarier lachte. »Eine clevere Art, den Kadaver zu entsorgen«, sagte er, »wenn es funktioniert.«

»Ich denke, das wird es«, antwortete von Horst. »Diese hirnlosen kleinen Teufelchen lassen sich vom Instinkt leiten. Sie gehen für ihre erste Mahlzeit immer an dieselbe Stelle, und ich wette, dass sie alles fressen, was sie dort finden.«

»Aber was machst du jetzt mit der Haut?«