Zwei Freunde gehen durch dick und dünn - René Andrich - E-Book

Zwei Freunde gehen durch dick und dünn E-Book

René Andrich

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Beschreibung

Bircan und Tim, zwei 10-jährige Jungs, gehen in dieselbe Klasse. Sie sind grundverschieden und hatten in der Vergangenheit kaum Berührungspunkte. Durch Zufälle lernen sie sich urplötzlich besser kennen und schätzen. Die Freundschaft mündet darin, dass sie sogar Blutsbrüder werden. In der Folge erleben die beiden unzertrennlichen Jungs viele spannende Abenteuer. Während eines mitternächtlichen Ausflugs auf einen Friedhof vergraben sie ein Schmuckkästchen mit ihrem vermischten Blut im Grab von Klara Mohr. Harry Mohr, den Witwer der Verstorbenen, versuchen sie mit Oma Clausnitzer zu verkuppeln, nachdem Bircan und Tim einem Räuber Frau Clausnitzers knallrotes Portemonnaie wieder abnehmen. Auch ein ausgesetzter Hund landet mit Hilfe der beiden Freunde bei Oma Clausnitzer, die sich über einen Gefährten an ihrer Seite sehr freut. Während Bircan mit Unterstützung Tims beim Fußballspielen große Fortschritte macht, haben beide Jungs bei der von ihnen angebeteten Maria weniger Glück. Aber das schweißt ihre Freundschaft am Ende nur noch mehr zusammen.

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MOBI

Seitenzahl: 122

Veröffentlichungsjahr: 2014

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Die 10-jährigen Klassenkameraden Bircan und Tim sind Jungs, wie sie unterschiedlicher kaum sein können: Bircan, Sohn einer deutschen Mutter und eines türkischen Vaters, ist klein und schwächlich, dafür aber pfiffig und sogar Klassenbester. Tim hingegen ist groß und kräftig, als eines von vier Kindern einer alleinstehenden Mutter hat er aber nur wenig Zeit für Hausaufgaben.

Unter diesen Umständen verwundert es nicht, dass die beiden Jungs bisher nur wenige Berührungspunkte miteinander hatten. Das ändert sich urplötzlich, als sie sich zufallsbedingt näher kennen- und schätzen lernen. So entsteht eine tiefe Freundschaft, die sie schließlich durch Blutsbrüderschaft besiegeln.

Von nun an erleben die Freunde gemeinsam viele spannende Abenteuer, die sie noch weiter zusammenschweißen lassen.

René Andrich

Zwei Freunde gehen durch dick und dünn

Spannende Abenteuer mit

© 2014 René Andrich

Umschlaggestaltung: tredition GmbH, Hamburg,

René Andrich

Foto: Brigitta Oest, Hamburg

Verlag: tredition GmbH, Hamburg

ISBN Paperback: 978-3-8495-8849-6

ISBN Hardcover: 978-3-8495-8850-2

ISBN e-Book: 978-3-8495-8851-9

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Kapitel 1

Bircan und Tim werden Blutsbrüder

Kapitel 2

Eine unheimliche Nacht auf dem Friedhof

Kapitel 3

Die Freunde fangen einen Räuber

Kapitel 4

Wohin mit Locke?

Kapitel 5

Oma Clausnitzer soll verkuppelt werden

Kapitel 6

Magdalena und Harry kommen sich näher

Kapitel 7

Glücksgefühle beim Fußballspiel

Kapitel 8

Gefährlicher Ausflug mit Vaters Auto

Kapitel 9

Oma Clausnitzer kann wirklich backen

Kapitel 10

Maria verdreht allen den Kopf

Kapitel 1

Bircan und Tim werden Blutsbrüder

1

„Was ist los mit dir, Bircan, schmecken dir deine Pfannkuchen heute nicht?“, fragt Frau Arslan besorgt. Sie kennt ihren Sohn und merkt, dass er etwas ausbrütet.

„Doch, schon, aber ich hab keinen großen Hunger“, murmelt Bircan und stochert nachdenklich in seinem Heidelbeer-Kompott herum. „Weißt du, der Tim musste heute schon wieder nachsitzen.“

Frau Arslan zuckt mit den Schultern. Sie weiß, dass Tim in der Klasse ein Außenseiter ist und häufig Schwierigkeiten mit seinen Lehrern hat. So fragt sie auch nur: „Aber das ist doch bei dem nichts Neues, oder?“

Bircan ist ganz aufgeregt. Seine Mutter will ihn wohl nicht verstehen! „Das ist total ungerecht! Du weißt doch: Sein Vater ist voriges Jahr gestorben. Und Frau Kleinknecht hat vier Kinder.“

Bircan ist aufgebracht und redet jetzt mit Händen und Füßen. Dabei fegt er versehentlich mit einer wilden Bewegung sein halbvolles Milchglas um, das schwungvoll im Schoß seiner Mutter landet. Diese will ausweichen und stößt dabei ihr Kompott-Schälchen vom Tisch.

Ach, du Schreck! Glas und Schälchen zerbrochen, Rock und Bluse der Mutter durchnässt, und auf dem Fußboden schwimmt das Heidelbeer-Kompott. Doch Frau Arslan bleibt ganz ruhig. Sie will jetzt wissen, warum ihr Sohn so aufgebracht ist: „Betreibt Frau Kleinknecht nicht den kleinen Kiosk in der Museumstraße?“, fragt sie ihn.

„Ja, sag’ ich doch.“ Bircan ist immer noch in Rage. Aber er findet es toll, dass die Mutter sich im Moment weder um die Milch noch um das Kompott auf dem Fußboden kümmert. „In dem Kiosk muss Tim nachmittags immer helfen. Und anschließend noch auf seine Geschwister aufpassen. Total ungerecht ist das!“

Frau Arslan versteht immer nur Bahnhof. „Ich glaube, ich werde langsam alt“, denkt sie. „Was ist ungerecht?“, fragt sie Bircan. „Dass er seiner Mutter helfen muss?“

„Nein, aber dass er nachsitzen muss, weil er oft die Hausaufgaben nicht schafft. Und dass dann alle in der Klasse über ihn lachen.“

„Das finde ich auch nicht in Ordnung“, gibt Bircans Mutter zu. Sie freut sich über den Gerechtigkeitssinn ihres 10-Jährigen. „Das hat er bestimmt von seinem Vater“, denkt sie. Eva Johannsen hatte den türkischen Rechtsanwalt Bülent Arslan vor 12 Jahren geheiratet und dieser war im Ort und bei Gerichtsverhandlungen für seine Fairness und sein ausgleichendes Wesen anerkannt.

Andererseits weiß Frau Arslan nicht, was sie im Moment für Tim tun könnte. „Vielleicht kannst du ihm gelegentlich helfen; aber pass auf, dass du Tim dabei nicht beleidigst“, rät die kluge Frau ihrem Sohn. Dabei ahnt sie nicht, dass umgekehrt bald Bircan die Hilfe von Tim brauchen würde.

2

Als nämlich Bircan am nächsten Morgen zur Schule kommt, herrscht in der 4a schon helle Aufregung: „Da kommt er! Bircan, du gemeiner Kerl! du hast Flori verpetzt. Du hast Frau Hansen gesagt, dass Flori die Scheibe in der 2b eingeschossen hat. Warte, bis die Schule aus ist. Dann kannst du etwas erleben!“

Vier, fünf Jungs umringen Bircan, schreien auf ihn ein und drohen ihm schlimme Prügel an. Unter ihnen Florian Weißmüller.

„Flori ist ein Ochse“, denkt Bircan grinsend, behält dies aber lieber für sich. Denn Florian ist nicht nur so beschränkt, sondern auch so stark wie ein Ochse. Und Bircan ist ganz das Gegenteil: dünn wie ein Windhund, aber leider nicht so schnell.

Zuerst hält Bircan die Anschuldigungen seiner Klassenkameraden für einen der üblichen Scherze. „Ha, ha, ist heute der 1. April?“, denkt er. Als das Gebrüll und die Drohungen aber gar nicht aufhören, bekommt er es doch mit der Angst zu tun.

Was war denn eigentlich geschehen? Flori hatte wieder mal einen Fußball in eine Fensterscheibe geschossen und Frau Hansen, die Klassenlehrerin der 4a, hatte es ihm am nächsten Tag auf den Kopf zugesagt.

Wahrscheinlich wusste sie gar nichts, sondern hatte einfach nur auf Flori getippt, weil er bei solchen Sachen meistens beteiligt ist. Jedenfalls dachte die Klasse, Bircan hätte Flori verpfiffen, weil Bircan, als es in die Pause ging, als Letzter im Klassenzimmer gewesen war.

„Als ob ich schon jemals einen verpfiffen hätte!“, dachte Bircan erbost. Jedenfalls hatte Frau Hansen Flori wieder einen Brief für die Eltern mitgegeben. Und wie schon zweimal zuvor in diesem Jahr mussten diese für einen teuren Schaden aufkommen, den ihr Sohn angerichtet hatte.

3

Bange blickt Bircan immer wieder auf die Armbanduhr. „Während die Zeiger sonst im Unterricht im Schneckentempo dahinkriechen, vergeht die Zeit heute leider wie im Fluge“, ärgert er sich und überlegt angestrengt, wie er Flori und seiner Bande entwischen könnte.

„Ich habe dich etwas gefragt, Bircan. Wo hast du heute nur deine Gedanken? Würde der Herr mir freundlicherweise die Ehre erweisen und mir sagen, wieviel 169 geteilt durch 13 ist?“ – Frau Hansen ist der Verzweiflung nahe.

„Ja,… 13, wieso?“

„Weil wir Mathematik haben und keine Träumstunde, Bircan“, will die Lehrerin gerade zu einer Standpauke ansetzen, als die Glocke den Schulschluss einläutet.

„Soll ich noch die Tafel abwischen, Frau Hansen?“, versucht Bircan noch etwas Zeit zu schinden. „Wenn ich zehn Minuten später aus der Schule komme, hat Flori vielleicht das Interesse an mir verloren“, denkt er.

„Du hast dir dafür einen guten Tag ausgesucht“, meint Frau Hansen nur. „Wie du siehst, ist die Tafel bereits blitzeblank. Ich komme aber morgen gern auf dein Angebot zurück, Bircan.“

4

Bircan überlegt, wie er sich am besten aus dem Staub machen könnte, doch dem sonst so schlauen Klassenbesten will einfach nichts einfallen. Schweren Herzens und mit gebührendem Abstand zu den anderen Jungs seiner Klasse verlässt er das Schulgelände.

„Die haben mich vergessen“, will er gerade frohlocken, als ihm Flori, Kalle und Stotter-Bobodo den Weg versperren. Der blonde Kalle ist Floris bester Freund. Und Stotter-Bobodo stottert immer – nur nicht, wenn er sich gerade mit jemandem prügelt.

„Was wollt ihr von mir?“, will Bircan den dreien ein Gespräch aufzwingen. „Ich habe noch nie jemanden verpetzt. Das wisst ihr doch.“

„Woher wusste Frau Hansen denn gleich, dass ich die Scheibe kaputt geschossen habe – wenn nicht von dir? Du warst doch zum Schluss noch allein mit ihr im Klassenzimmer. Nein, du miese Ratte, du warst das. Aber das machst du nicht noch einmal!“

„Gegenau!“, meldet sich jetzt auch Stotter-Bobodo zu Wort und schubst Bircan, dass dieser rücklings im Gebüsch landet.

Dies ist nun für Flori endgültig das Signal, wütend auf Bircan einzudreschen: „Du miese Petze!“ und „Verräter!“, schreit er dabei. Und dies sind noch die harmlosesten Ausdrücke, die seine wilden Kloppereien begleiten. Zu allem Übel verliert Bircan, der sich kaum wehrt, im Getümmel seine Brille. Und einer von den vieren – wer, das ist im allgemeinen Durcheinander nicht mehr festzustellen – tritt sie mit knirschendem Geräusch kaputt.

„Schluss jetzt!“, ertönt da plötzlich eine kräftige Stimme. Und im selben Moment kann Bircan schemenhaft sehen, wie Tim den tapsigen Bären Flori mit einem einzigen Schlag gegen die Brust zu Boden streckt.

Flori rappelt sich verdattert auf, murmelt etwas wie „Jetzt hast du hoffentlich genug, du Verräter“, und tritt vorsichtshalber den Rückzug an.

„Gegenau“, pflichtet ihm Stotter-Bobodo etwas unbeholfen bei und ist ansonsten der gleichen Meinung wie Flori. Kalle hat sowieso keine Meinung und trottet hinter den anderen beiden her. Er hätte sich wohl ebenso gern noch ein bisschen geprügelt. Doch er weiß auch nicht recht, warum eigentlich.

„Danke, Tim, das war ein toller Schlag“, sagt Bircan bewundernd zu seinem Klassenkameraden.

„Drei gegen einen“, entgegnet dieser immer noch leicht erbost. „Diese Feiglinge! Haben sie dir sehr wehgetan?“

„Halb so schlimm“, winkt Bircan ab und ist fast ein wenig stolz, dass er nicht geweint hat. „Aber ich kann nichts sehen. Die haben meine Brille zerdeppert.“

„Komm, ich bringe dich schnell nach Hause. Das ist kein großer Umweg für mich. Kann ja auch sein, dass Flori und die anderen Idioten noch mal zurückkommen.“

Vor dem Haus der Familie Arslan fragt Bircan seinen Schulkameraden, ob dieser noch mit reinkommen möchte: „Bei uns gibt’s heute Milchreis. Meine Mutter hat bestimmt nichts dagegen, wenn du mit uns isst.“

„Nein, danke, Bircan. Aber ich muss mich beeilen, Essen warm machen. Meine Geschwister werden schon auf mich warten. Du weißt doch: Meine Mutter arbeitet den ganzen Tag im Kiosk.“

„Ja, ich weiß. Vielleicht ein anderes Mal. Vielen Dank noch mal, Tim.“

5

Bircan ist gespannt, wie sich Flori und seine beiden Helden am nächsten Morgen in der Schule verhalten würden. Doch siehe da, nichts geschieht. Auf Bircans „Hallo, Flori“ reagiert der Holzkopf zwar nicht; aber das ist Bircan auch recht. Und was ist mit der Brille? Florian hat Glück: Herr und Frau Arslan wollen die Sache auf sich beruhen lassen – Bircan sollte sowieso demnächst eine neue bekommen.

„Lass Florian aber noch ein paar Tage schwitzen, bevor du ihm das sagst“, hatte Frau Arslan ihrem Sohn noch mit auf den Weg gegeben. „Das soll dann seine Strafe sein.“

Gute Idee! Flori ist deutlich anzumerken, dass er ein schlechtes Gewissen hat. Die nächsten Tage jedenfalls würde Bircan Ruhe vor ihm haben.

Dann erscheint Frau Hansen mit feierlichem Blick und einem Stapel Matheheften im Arm. Das konnte nur eins bedeuten: Mathearbeit! Bircan erschreckt dies nicht. Er hatte seine Hausaufgaben gestern sorgfältig gemacht und ist sowieso der beste Schüler in der Klasse. Doch dann sieht er unbewusst zu Tim hinüber, der schräg neben ihm sitzt.

„Mein Gott!“ – Bircan bekommt einen richtigen Schreck. „Tim hatte doch wieder gar keine Zeit für die Schularbeiten gehabt: Erst steht er mir gegen die Flori-Bande bei, dann bereitet er das Mittagessen für seine Geschwister und anschließend hilft er der Mutter im Kiosk“, denkt Bircan und sieht Tims trauriges Gesicht.

Die Aufgaben sind nicht ganz einfach; aber Bircan rechnet so schnell, wie er noch nie gerechnet hat. „Ich muss Tim helfen“, denkt er dabei. „Egal, ob ich erwischt werde oder nicht.“

Nach einer halben Stunde, 15 Minuten vor Ende der Schulstunde, ist er fertig. Zum Nachrechnen bleibt keine Zeit. Er schreibt die Ergebnisse auf einen kleinen Zettel, niest laut, damit Tim zu ihm herüber schaut, und wirft den zerknüllten Spickzettel zu ihm hinüber.

Gott sei Dank schaltet Tim schnell. Er nickt Bircan lächelnd zu, schaut zu seiner Lehrerin, ob die Luft rein ist und fängt an, die Ergebnisse in sein Heft zu übertragen.

Da steht Frau Hansen langsam auf. „Sie muss etwas bemerkt haben“, denkt Bircan. „Wenn sie Tim jetzt erwischt, bekommt er eine glatte fünf - vielleicht sogar eine sechs. Und ich bin Schuld!“

„Aahh!“, schreit Bircan plötzlich laut auf und lässt sich wie ein Mehlsack seitlich vom Stuhl fallen. „Aua, aua, Frau Hansen, aua!“ Und dabei krümmt Bircan sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Fußboden.

„Bircan! Mein Junge, was ist mit dir?“, kommt Frau Hansen erschrocken zu ihm herüber gelaufen. Und die ganze Klasse steht schreiend und gestikulierend um den schlauen Bircan herum. Einige ahnen schon, dass dies wohl das Ende der Klassenarbeit bedeutet.

„Mein Bauch, ich habe so ein Stechen im Bauch! Das tut so fürchterlich weh!“, wimmert Bircan und drückt sich beide Hände gegen den Magen.

„Peter, lauf sofort zu Frau Schulzendorf, sie soll gleich einen Rettungswagen rufen“, brüllt Frau Hansen den erstbesten Jungen an, der neben ihr steht.

Der läuft wie befohlen zur Schulsekretärin und nach knapp zehn Minuten erscheint mit Blaulicht und Martinshorn ein Unfallwagen von der Feuerwache Goethestraße auf dem Schulgelände.

„Was ist passiert?“, fragt einer der beiden Sanitäter noch ganz außer Atem. Doch Frau Hansen zuckt nur ratlos mit den Schultern.

„Er hat eine Blinddarmentzündung!“, ruft einer der Jungen. „Bircan hat bestimmt ein Magengeschwür. Ich kenne das von meinem Vater!“, ruft ein anderer ganz aufgeregt. Es ist Pit. Und Pit weiß immer ganz genau Bescheid.

„Ich war das jedenfalls nicht“, mischt Flori sich ein. Er hat Angst, dass wieder einmal ihm die Schuld in die Schuhe geschoben wird. „Sollte Bircan (aus Versehen!!) gestern doch mehr abbekommen haben?“, denkt Flori, äußert diesen Verdacht aber nicht.

„Wir nehmen den Jungen vorsichtshalber mit ins Krankenhaus“, sagt einer der Sanitäter leise, aber bestimmt. „Dort kann er gründlich untersucht werden.“

Und so landet Bircan im Affenzahn und mit Tatütata im Kreiskrankenhaus. „Soll ich den Ärzten gleich die Wahrheit sagen?“, überlegt er gerade, als der diensthabende Arzt das Krankenzimmer betritt und ohne Umschweife mit den Untersuchungen beginnt.

„Sag mal Ah“, fordert der Doktor Bircan auf und drückt seine Zunge mit einem Holzstäbchen hinunter. Dabei stellt er ein Dutzend Fragen: Was hast du gegessen? Wo tut es denn genau weh? Tut es hier oder dort auch weh? Hast du das häufiger? Und, und, und.

Und Bircan kommt gar nicht dazu, dem Doktor reinen Wein einzuschenken. Er sagt immer nur „Ja“ und „Nein“, und eigentlich hat er dann auch gar keine Schmerzen mehr. Doch der Diensthabende gibt sich nicht geschlagen und will jetzt unbedingt etwas finden: „Dann müssen wir röntgen“, sagt er. „Kannst du aufstehen und mit der Schwester zur Röntgenstation gehen?“

Bircan kann und lässt auch dies noch über sich ergehen. Doch siehe da: Auch die Röntgenaufnahmen zeigen keine Krankheit.

„Kann es sein, dass du kerngesund bist?“, fragt schließlich der Arzt. „Hast du uns vielleicht alle an der Nase herumgeführt und uns deine Krankheit nur vorgespielt?“

Da Bircan Angst hat, die Ärzte würden ihm möglicherweise noch den Bauch aufschneiden, nur um irgendeine Krankheit zu finden, lenkt er jetzt lieber ein: „Ich glaube, es geht mir schon viel besser. So schlimm war es eigentlich auch gar nicht.“

Glücklicherweise hält sich das Donnerwetter des Arztes in Grenzen. Immerhin scheint da etwas gewesen zu sein; denn so ganz ohne Grund wird