Das Hospital von Edinburgh - T.L. Huchu - E-Book

Das Hospital von Edinburgh E-Book

T.L. Huchu

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Beschreibung

Manche Geheimnisse sind dazu bestimmt, für immer begraben zu bleiben …

Nachdem Ropa eine okkulte unterirdische Bibliothek entdeckt hatte, ging sie davon aus, sofort in deren Geheimnisse eintauchen zu dürfen. Doch anstatt offiziell als Magierin aufgenommen zu werden, muss sie ein unbezahltes Praktikum machen. Über ihre Freundin Priya gelangt sie jedoch an einen ganz anderen Nebenjob. Denn Priya arbeitet in einem magischen Hospital, in dem eine neue Krankheit sowohl magischen als auch medizinischen Heilmitteln trotzt. Ropa beginnt zu ermitteln – ihre Untersuchungen führen sie zu einem verlorenen Vermögen, einem rachedurstigen Geist und einem Geheimnis, das tief in Schottlands Vergangenheit verborgen liegt. Doch sie muss sich beeilen, denn Leben stehen auf dem Spiel, und Ropa läuft die Zeit davon.

Alle Bände der »Edinburgh Nights«-Saga:
Die Bibliothek von Edinburgh 1
Das Hospital von Edinburgh 2

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Seitenzahl: 481

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Buch

Nachdem Ropa eine okkulte unterirdische Bibliothek entdeckt hatte, ging sie davon aus, sofort in deren Geheimnisse eintauchen zu dürfen. Doch anstatt offiziell als Magierin aufgenommen zu werden, muss sie ein unbezahltes Praktikum machen. Über ihre Freundin Priya gelangt sie jedoch an einen ganz anderen Nebenjob. Denn Priya arbeitet in einem magischen Hospital, in dem eine neue Krankheit sowohl magischen als auch medizinischen Heilmitteln trotzt. Ropa beginnt zu ermitteln – ihre Untersuchungen führen sie zu einem verlorenen Vermögen, einem rachedurstigen Geist und einem Geheimnis, das tief in Schottlands Vergangenheit verborgen liegt. Doch sie muss sich beeilen, denn Leben stehen auf dem Spiel, und Ropa läuft die Zeit davon.

Alle Bände der »Edinburgh Nights«-Saga:

Die Bibliothek von Edinburgh 1

Das Hospital von Edinburgh 2

Der Autor

T. L. Huchu ist ein schottischer Schriftsteller mit simbabwischen Wurzeln, dessen Kurzgeschichten in Publikationen wie Lightspeed, Interzone, AfroSF und anderen erschienen sind. Er ist der Gewinner des Nommo Award für afrikanische SF/F und stand auf der Shortlist für den Caine Prize und den Grand Prix de L’Imaginaire. Zwischen seinen Romanprojekten übersetzt er Belletristik aus dem Shona ins Englische und umgekehrt. »Die Bibliothek von Edinburgh« ist sein Debüt auf dem deutschsprachigen Markt und der erste Band seiner Edinburgh-Nights-Reihe.

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T. L. HUCHU

Das

HOSPITAL

von

EDINBURGH

Roman

Ins Deutsche übertragen

von Vanessa Lamatsch

Die Originalausgabe erschien unter dem Titel

»Our Lady of Mysterious Ailments« bei Tor, London, 2022.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Copyright der Originalausgabe © 2022 by T. L. Huchu

First published 2022 by Tor, an imprint of Pan Macmillan,

a division of Macmillan Publishers International Limited.

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2022 by Penhaligon Verlag,

in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,

Neumarkter Straße 28, 81673 München

Umschlaggestaltung und -motiv: © bürosüd

LO Herstellung: mar

Satz: Leingärtner, Nabburg

ISBN 978-3-641-26571-7V001

Bedeutendste magische Institutionen:

Alliierter Esoterischer Berufsrat: Der AEBR ist eine Gelehrtengesellschaft, welche die Aktivitäten der magieverwandten Berufe regelt. Dies sind typischerweise Berufe, für deren Ausübung keine Qualifikation von einer der vier Magieschulen in Schottland nötig ist. Der AEBR wurde am 17. November 1945 gegründet.

Calton Hill Bibliothek mit eingegliederter Bibliothek der Toten: Schottlands wichtigste magische Bibliotheken, beide beherbergt unter Calton Hill in Edinburghs Stadtmitte. Zusammengenommen beinhalten sie eine eindrucksvolle Sammlung von magischen Texten und Büchern. Es gibt einen Eingang nahe der Säulen des National Monument of Scotland, auf der Kuppe des Hügels. Alternativ kann man die Bibliothek auch über David Humes Mausoleum auf dem Old Calton Burial Ground betreten. Jedem, der keine Magie praktiziert, wird dringend davon abgeraten, die Bibliothek zu besuchen, da die Strafen für unerlaubtes Betreten unverhältnismäßig drastisch sind.

Elgin (das): Ein Begriff, der überwiegend von den Absolventen der Edinburgh-Schule verwendet wird (siehe Calton Hill Bibliothek mit eingegliederter Bibliothek der Toten).

Allgemeines Entdeckungsdirektorat: Ein unabhängiger Fachbereich innerhalb der Gesellschaft der Skeptischen Fragenden. Es unterstützt den Sekretär der Gesellschaft (momentan Sir Ian Callander) in seiner Rolle als Schottlands Entdeckungsgeneral.

Unsere liebe Frau der geheimnisvollen Gebrechen: Eine exklusive, holistische Heil- und Therapieklinik an der Colinton Road. Zu den Patienten gehören Aristokraten, Prominente und die Crème de la Crème der Gesellschaft von Edinburgh.

Gesellschaft der Skeptischen Fragenden: Die führende Standesvertretung der Magier von Schottland. Ihr Hauptsitz befindet sich im Dundas House am St Andrews Square in der New Town.

Wichtigste Orte:

Advocate’s Library: Die Advocate’s Library im Parliament House in der Old Town, formell eröffnet 1689, ist die Bibliothek der Anwaltsvereinigung.

Camelot: Eine berüchtigte Zeltstadt auf Arthur’s Seat. Die Bevölkerungszahl ist wegen des ständigen Zu- und Wegzugs der Bewohner schwer zu schätzen. Aufgrund von Sorgen über die Verbrechensrate vonseiten der Bewohner der umliegenden Siedlungen Duddingston und Meadowbanks hat der Stadtrat mehrfach versucht, Camelot räumen zu lassen – mit sehr eingeschränktem Erfolg.

Dundas House: Geplant vom Architekt Sir William Chambers und fertiggestellt 1774, war dieses neoklassizistische Gebäude mit der Adresse 36 St Andrew Square in der New Town früher einmal das Hauptquartier der Royal Bank of Scotland. Es bleibt die Geschäftsadresse der Bank und dient gleichzeitig als Hauptsitz der Gesellschaft der Skeptischen Fragenden.

AllDort (das): Diese astrale Ebene ist ein Nicht-Ort jenseits der gewöhnlichen Welt. Dorthin gehen die verstorbenen Seelen, bevor sie weiterziehen können. Nur wenige Lebende können es erreichen und sich dort sicher bewegen.

Slum seiner Majestät in Hermiston (SSM Hermiston): Dieser Slum liegt auf Farmland südwestlich von Edinburgh. Er zieht sich ab der Umgehungsstraße an der M8 entlang. Die Siedlung ist ein Chaos aus Wohnanhängern, Wohnmobilen, Containern, Gartenhütten und Ähnlichem.

Andere Seite (die): Über dieses Reich der astralen Ebene ist nur wenig bekannt, aber widerspenstige Geister können dorthin verbannt werden. Es wird angenommen, dass von dort keine Rückkehr möglich ist.

Royal Bank of Scotland (RBS): Gegründet 1727 ist die RBS eine wichtige Privat- und Geschäftsbank.

RBS Archive: Untergebracht in South Gyle sammeln und bewahren die Archive die Aufzeichnungen sowohl der Royal Bank of Scotland als auch der Gesellschaft der Skeptischen Fragenden. Selbst wenn die Räumlichkeiten der RBS gehören, werden die Archivare dort von der Calton Hill Bibliothek beschäftigt.

UnterHume: Der Kellerbereich der Calton Hill Bibliothek. Dort befinden sich Übungszimmer, Labore und Lagerräume.

Wichtigste Protagonisten:

Callander, Ian (Sir): Schottlands führender Magier. Sekretär der Gesellschaft der Skeptischen Fragenden. Durch seine Stellung in der Gesellschaft spielt er auch eine Rolle als Entdeckungsgeneral von Schottland.

Clan (der): Diese berüchtigte Gang zeichnet für den Großteil des verbrecherischen Geschehens sowohl in Edinburghs Old Town als auch der New Town verantwortlich. Ihr Territorium erstreckt sich bis nach Leith und Tollcross. Der Clan wird als furchterregendste Gang in der Stadt betrachtet.

Cockburn, Frances: Direktorin des Mitgliederservice der Gesellschaft der Skeptischen Fragenden.

Cruickshank: Ropa Moyos magischer Schal. Ein Geschenk ihres Mentors Sir Callander.

Duffie, Douglas: Student an der Edinburgh-Schule für gewöhnliche Jungen.

Evelyn (Mr.): Bibliothekar der Calton Hill Bibliothek.

Featherstone, Calista: Direktorin der Aberdeen-Schule für Magie und Esoterika.

Kapoor, Priyanka: Heilerin in der Klinik Unsere liebe Frau der geheimnisvollen Gebrechen an der Colinton Road. Priya hat Heilung und Kräuterkunde am Lord Kelvin Institut in Glasgow studiert.

Lethington, Cornelius: Fachheiler in der Klinik Unsere liebe Frau der geheimnisvollen Gebrechen an der Colinton Road.

Logan, Eilidh: Archivarin in den RBS Archiven in South Gyle.

MacCulloch (Lord): Rorys Vater. Besitzt ein Anwesen in Clackmannanshire.

MacCulloch, Rory: Student an der Edinburgh-Schule für gewöhnliche Jungen.

Maige, Jomo: Bibliothekar in Ausbildung an der Calton Hill Bibliothek. Jomo Maige ist Ropa Moyos bester Freund.

Maige, Pythagoras (Dr.): Chefbibliothekar der Calton Hill Bibliothek.

Mhondoro, Melsie: Ropas Großmutter.

Moyo, Izwi: Ropa Moyos altkluge jüngere Schwester.

Moyo, Ropa: Eine Geistersprecherin im Teenageralter aus dem SSM Hermiston am südwestlichen Rand der Stadt. Ropa hat die Schule abgebrochen, um ihre kleine Schwester und Großmutter zu unterstützen, indem sie Botschaften von Edinburghs Frischverstorbenen an die Lebenden überbringt. Ihre Aktivitäten – die auch beinhalten, vermisste Kinder zu finden und zu retten – haben dafür gesorgt, dass sie die Aufmerksamkeit der Gesellschaft der Skeptischen Fragenden auf sich gezogen hat, was für eine nicht qualifizierte Solopraktizierende ausgesprochen ungewöhnlich ist.

O’Donohue, Gary: Einwohner des SSM Hermiston.

Rooster Rob/Red Rob: Anführer der berüchtigten Straßengang, die der Clan genannt wird. Er regiert Camelot auf Arthur’s Seat in der Mitte von Edinburgh.

Sneddon (Mr.): Bibliothekar in der Calton Hill Bibliothek.

Wedderburn, Montgomery: Rektor der renommierten Edinburgh-Schule für gewöhnliche Jungen.

Wharncliffe, Lewis: Student der Sonikologie an der Edinburgh-Schule für gewöhnliche Jungen.

Wu, Bing: Max Wus Vater.

Wu, Connie: Max Wus Mutter.

Wu, Max: Student an der Edinburgh-Schule für gewöhnliche Jungen.

Die vier magischen Schulen:

Dies sind die einzigen zugelassenen Magieschulen in Schottland. In der Auswahl ihrer Studenten sind sie sehr exklusiv und haben äußerst strenge Aufnahmebedingungen. Die Ausbildung an einer dieser Institutionen ist Grundvoraussetzung für eine professionelle Registrierung in der Gesellschaft der Skeptischen Fragenden:

Aberdeen-Schule für Magie und Esoterika, Aberdeen

Edinburgh-Schule für gewöhnliche Jungen

Lord Kelvin Institut, Glasgow

St Andrews-Akademie, St Andrews

I

Also, ich bin mal wieder pleite. »Ist ja nichts Neues, Ropa«, höre ich euch sagen. Steckt euch das sonst wohin. Dieses Mal allerdings hat dieses Mädchen Glück – Sir Callander, Schottlands führender magischer Bonze, hat mir ein Vorstellungsgespräch für eine Lehrstelle verschafft. Kostenloses Essen und ein richtiges Gehalt – und das für nicht mehr als ein bisschen Aktenablage. Juchhu!

Ich schlendere durch die George Street in Edinburghs Stadtmitte, in Richtung des East Ends, und komme an einem Bettler mit verfilztem Haar vorbei, der auf Kartonresten auf dem Pflaster sitzt, die Hände bittend erhoben. Seine Hosenbeine sind unter den Knien gefaltet und festgesteckt, seine Beine amputiert. Muss während der Katastrophe Soldat gewesen sein oder einfach nur ein Zivilist, der ins Kreuzfeuer geraten ist. Die schlechten alten Zeiten waren wirklich wild.

»Ein bisschen Kleingeld«, sagt er mit niedergeschlagener Stimme. Macht mich superdepri.

»Sorry, Kumpel, hab nichts dabei«, sage ich, und das stimmt hundertprozentig. Die letzte Zeit war mager. Könnte ich einen Shilling entbehren, würde ich das tun. Ich weiß besser als die meisten, wie es ist, pleite zu sein.

»Gott schütze den König«, antwortet er.

»Möge er lange leben«, gebe ich zurück.

Ich verschwinde so schnell ich kann und hoffe, dass jemand mit tieferen Taschen Mitleid mit dem alten Knacker haben wird. Früher einmal hatte ich ein kleines Geschäft als Geistersprecherin am Laufen, um für unsere lieben Verstorbenen Botschaften in der Stadt auszuliefern. Aber gewisse Fisimatenten, über die ich gar nicht mehr so genau nachdenken möchte, haben diesen Geschäftszweig gefutscht. Ich habe mich in Edinburgh als Sherlock betätigt, um für einen meiner spektralen Klienten ein vermisstes Kind zu finden. Muss zugeben, dass ich ziemlich gut darin war. Aber die Sache hat mich so viel Zeit gekostet, dass ich meinen Hauptjob nicht erledigen konnte. Die spektrale Gemeinde hat das übel genommen, und so hab ich massenweise Kunden verloren. Seufz. Ist gar nicht einfach, das Geschäft wieder aufzubauen. Aber ihr wisst ja, was man sagt: Wenn eine Tür sich schließt und all dieser Quatsch. Diese Sache, die Callander für mich im Visier hat, ist ein ganz neues Level. Eine echte Anstellung – wer hätte gedacht, dass eine Fünfzehnjährige aus dem Hermiston Slum ohne Schulabschluss oder irgendwas in der Art einen Job bei diesen Anzugträgern ergattern würde? Meine Zukunft strahlt so hell, dass ich meine Sonnenbrille aus Plastik besser mal gegen eine Schweißerbrille austauschen sollte.

Normalerweise zieh ich mich nicht schick an, aber für heute habe ich mich krass rausgeputzt. Habe eine schwarze Stoffhose und eine beige Bluse mit langen Ärmeln aufgetrieben. Zur Hölle, ich hab mir sogar ein paar Clarks geliehen, um sicherzustellen, dass ich so richtig büromäßig aussehe. Für meinen alten Job musste ich überwiegend wie ein Postler rumrennen, also brauchte ich mich gar nicht erst schick zu machen oder irgendwas. Aber für diesen neuen Job habe ich im Internet gelesen, dass man besser dementsprechend aussieht … besonders beim Vorstellungsgespräch.

Es ist ein schöner Sommermorgen, nicht zu heiß, was echt brill ist, weil ich nicht verschwitzt wie ein Borstentier auftauchen will. Vor einem Café riecht es nach gemahlenem Kaffee, bevor ich die Hanover Street überquere. Riesige Statue von George IV. auf einem Sockel, um daran zu erinnern, dass der Knacker Scotland irgendwann damals mal besucht hat. Einfach, weil es vorher Ewigkeiten her war, dass der König es für nötig gehalten hat, diesen Teil seines Reichs zu besuchen. Unser aktueller Monarch war seit Beginn seiner Regentschaft während der Katastrophe nicht hier oben, aber wenn ich mir so anschaue, wie das Haar des alten George von Möwenkacke weiß gefärbt wurde, kann ich es keinem seiner Nachfolger übel nehmen, dass sie sich von diesem Drecksloch fernhalten.

Ein paar Straßenmusikanten jammen auf ihren Gitarren in der Nähe der Kirche auf der anderen Straßenseite. Ihre Stimmen hallen zu mir rüber – Dolly Partons »9 to 5« – und ich weiß, das muss ein Omen sein. Ich halte an, ziehe ein Taschentuch aus der Handtasche, die ich meiner Gran geklaut hab, und wische mir den Schmutz von den Schuhen. Diese Lehrstelle wird meinem Leben eine neue Richtung geben. Ich weiß noch nicht, was sie zahlen – aber es muss mehr sein als das, was ich bis jetzt hatte. Was heißt, dass ich mehr für Gran und meine kleine Schwester Izwi übrig habe. Die letzten paar Jahre waren schon ein bissi hart. Um fair zu sein: Das gilt für so gut wie alle. Aber sobald ich bezahlt werde, schaue ich, dass ich uns aus dem Slum am Rand von Edinburgh raushole, in dem wir bislang leben. In ein echtes Haus. Und dann werde ich eine Behandlung für Gran besorgen, der es nicht so gut geht. Und vielleicht schicke ich Sis sogar auf eine bessere Schule. Sie ist das klügste Kind auf dieser Seite des Asteroidengürtels.

Steht wirklich viel auf dem Spiel, also hab ich schon ein bisschen Bammel. Glücklich und nervös gleichzeitig – glücknös, wie in diesem Moment vor dem Start, wenn der Countdown läuft und das Herz im Takt der Sekunden pocht. Irre. Ich kontrolliere die Zeit auf dem Handy. Super, es ist erst 9:40 Uhr. Callander meinte, ich soll mich um 10 Uhr am St Andrew Square mit ihm treffen, also hab ich noch Zeit, um mich zu beruhigen. Will das Handy gerade in Grans Tasche zurückstecken, als mich ein Klingeln zusammenzucken lässt. Es ist nur mein Buddy Priya, also geh ich ran.

»Ich habe tolle Neuigkeiten, Ropa«, schreit Priya so laut, dass mir fast das Trommelfell platzt. »Na ja, nicht für die anderen, aber für dich.«

»Bin ganz Ohr.«

»Wir haben da einen Patienten in meiner Klinik. Sein Fall sieht nicht gut aus. Fällt uns schwer, eine Diagnose zu stellen, was unsere Behandlungsmöglichkeiten einschränkt.« Priya ist Heilerin, also bin ich mir nicht ganz sicher, wo das hinführen soll. Es ist nicht so, als hätte ich eine Ahnung von dem Thema. »Was wir brauchen, ist eine Untersuchung dazu, was zu der Zeit passiert ist, als er krank geworden ist, um herauszufinden, ob wir etwas übersehen haben. Könntest du in meine Klinik kommen? Seine Eltern sind bereit, bar für den Job zu bezahlen.«

»Tut mir leid, Priya. Das läuft für mich nicht …«

»Häh? Dieser Job ist doch genau dein Ding.« Sie klingt total entgeistert. »Ich dachte … ist bei dir alles okay?«

»Alles paletti. Aber ich habe jetzt einen neuen Job.« Na ja, fast. »Sir Callander hat das eingefädelt, und ich bin gerade unterwegs zu meinem ersten Arbeitstag.« Ich enttäusche Priya nur ungern, weil sie weiß, dass ich es in letzter Zeit schwer hatte, aber nun bin ich eine gemachte Frau. Oder zumindest werde ich das bald sein.

»Hast du gar kein Wort gesagt davon. Verdammt, du wärst echt die beste Person dafür gewesen. Wo du doch das Drama mit all diesen anderen, kranken Kindern auch geregelt hast. Aber hey, gratuliere. Gut gemacht. Wir sollten uns bald mal treffen, damit du mir alles über diesen neuen J-O-B erzählen kannst, Baby. Ich bin am Mittwoch im Skatepark in Saughton, falls du Zeit hast«, sagt sie. »Hör mal, ich muss jetzt gehen – Runden drehen, Patienten sprechen. Wir hören uns bald. Mwah – feuchter Kuss.«

Wow, unglaublich. Ich lehne tatsächlich Jobs ab. Wer hätte das gedacht? Ich warte, bis die zögernden Fährpassagiere nach Leith vorbei sind, dann überquer ich die Straße und betrete die Grünanlage am St Andrew Square. Hier ist es hübsch und friedlich. Der Duft von frisch gemähtem Gras in der Luft, auch wenn der kleine, halbmondförmige Teich im Mo trocken ist. Ich setze mich auf eine dieser Bankdinger aus Beton, die am Weg stehen, und chille erst mal. Eine echte Erleichterung, weil die Schuhe, die ich mir von Marie geliehen habe, etwas zu klein sind … meine kleinen Zehen zwiebeln.

Die New Town, in der ich mich gerade befinde, ist der vergleichsweise schönere Teil der Stadt. Wenn man über das Loch in die Old Town geht, herrscht dort das reine Chaos. Das Einzige, was diese Seite irgendwie verunstaltet, sind die Pockennarben an den Wänden der prachtvollen alten Gebäude um den Platz rum. Kugellöcher. Die stammen von damals, als die Männer des Königs Straße für Straße weiter vorgedrungen sind, um die Separatisten aus der Stadt in den Forth zu treiben. Eine Menge von ihnen ist ertrunken. Es gibt die Legende, dass an einem trostlosen Wintertag des Krieges Hunderte eingefleischte Separatisten auf dem großen Damm von Edinburgh aufgereiht standen, Maschinengewehre auf sie gerichtet. Sie wurden angewiesen, durch den Forth nach Fife zu schwimmen – ein paar Meilen durch eiskaltes Wasser – oder eine Kugel in den Hinterkopf zu bekommen. Nur eine Handvoll hat es geschafft … und die genießen bis heute die Gastfreundschaft des Königs im Saughton-Gefängnis.

Muss damals eine ziemliche Horrorshow gewesen sein. Erwachsene reden nicht gern über diese Zeit, tun fast so, als könnten sie ihre Existenz durch Schweigen tilgen. Wenn jemand in meiner Nähe darüber gesprochen hat, mal in einer »Situation zwischen Kugel und Brustschwimmen« gewesen zu sein, wusste man gleich, dass sie sich in einer unmöglichen Position befunden haben. Genau deswegen lese ich Bücher über den Krieg. Damit ich bereit bin, meine Familie zu retten, falls die Kacke mal wieder richtig anfängt zu dampfen.

Ich möwe so vor mich hin, schwebe im Moment und beobachte die Leute bei ihrem Treiben. Pferdekarren und Elektroautos durcheinander, plus ein Arsch voll Fahrradfahrer. Sie verstopfen die Straßen, als wären wir im Peking der Achtzigerjahre. Na ja, Edinburgh ist bei Weitem nicht so schick. China – das wäre ein Traum. Es gab eine Zeit, früher mal, in der jeder und seine Oma in diese Richtung ausgewandert ist, über Hongkong. Aber die Chinesische Mauer wurde wieder hochgezogen, also hängen wir hier fest. Trotzdem, mit diesem magischen Gig gibt es ehrlich schlimmere Orte.

Ich zucke zusammen und schau nach links, weil plötzlich ein Mann neben mir steht. Ich sehe auf, und da ist es Sir Callander, der ganz ruhig über den Platz schaut, als hätte er meinen Blick schon seit einer Weile verfolgt. Eine leichte Brise weht nach Osten und mir einen Hauch von Tabakrauch in die Nase, der in seinem Dreiteiler hängt.

»Sir Callander, ich hab Sie gar nicht kommen sehen«, sage ich, ein wenig nervös, weil ich von meinem Aussichtspunkt aus eigentlich jeden in der Grünanlage sehen kann.

»Das tut nie jemand, Miss Moyo«, antwortet er sachlich. »Sie wirken distinguiert.«

Ich bin sprachlos, weil Callander sonst niemandem Komplimente macht. Er ist Schottlands oberster Magier. Eine zufällige Begegnung mit ihm vor einer Weile hat mich bis zu diesem Augenblick jetzt geführt. Aber ich glaube nicht an blindes Glück. Nein, Sir, ich habe die Nacht damit verbracht, Posts darüber zu lesen, wie man sich auf einen neuen Job vorbereitet … und darum werden mir selbst meine kleinen Zehen eines Tages verzeihen, wenn wir auf den Zug zum schnellen Reichtum aufgesprungen sind. Callander ist niemand, der blind Geschenke verteilt.

»Eine Position in der Gesellschaft für Skeptische Fragende ist ausgesprochen begehrt und wird selten angeboten, daher sollten Sie das sehr ernst nehmen. Haben Sie sich vorbereitet?«

»Ja«, antworte ich. Ich habe seit dem Ende des Frühlings kaum etwas getan, als davon zu träumen.

»Und Sie haben alle Aspekte des Prometheus-Zaubers gemeistert?«

Pillepalle, dieser Zauber. Ich nicke. Ich will nicht allzu begeistert wirken, aber eine kleine Stimme drängt mich, einfach zu schreien: Ja, ja, ja, nun kommen Sie schon in die Gänge mit dieser Lehrstelle.

»Die Zeit ist fast gekommen. Die anderen werden warten. Kommen Sie mit, Miss Moyo.«

Ich folge ihm in seinem Schatten aus dem Park. Sir Callander ist hochgewachsen und voller Selbstbewusstsein. Bewegt sich wie ein großes Schiff, vor dem die Leute sich teilen wie das Meer, um ihn durchzulassen. Jetzt ist es so weit: Mein Traum soll sich erfüllen. Ich halte die Augen weit geöffnet.

Wir überqueren die Tramschienen. Es fahren so gut wie keine Trams mehr, also erreichen wir trotz ein paar Fahrradfahrern schnell das Gebäude auf der anderen Seite. Das mit der Statue von einem Kerl mit Pferd in der Grünanlage davor. Dundas House, Nummer 36 am St Andrew Square – die Hauptniederlassung der Royal Bank of Scotland in dieser Stadt. Ich bin noch nie drin gewesen. Musste ich nicht. Ich bin mir nicht sicher, was wir hier wollen, aber vielleicht braucht Callander vor unserem Termin noch ein bisschen Kohle.

Die Straße, die in den Hof führt, beschreibt ein U für die Autos, die auf den St Andrew Square fahren oder von da kommen. Callander hält direkt auf den Eingang des neoklassizistischen Gebäudes zu. Es hat große Fenster, klare Linien und eine einfache, geometrische Architektur, die angemessen nach Geld stinkt … auch wenn die Wände von Jahren der Luftverschmutzung übel verfärbt sind.

»Dies ist seit zweihundert Jahren das Zuhause der Gesellschaft der Skeptischen Fragenden, Ropa Moyo. Oder, mit anderen Worten, das Haus der schottischen Magie. Merken Sie sich, Sie treten immer am äußersten, linken Rand der Tür ein, sodass Ihre Schulter am Türrahmen entlangstreicht. Pressen Sie Daumen und Zeigefinger Ihrer rechten Hand aneinander und zeigen Sie mit den anderen Fingern zu Boden. So. Den Arm gesenkt, die Handfläche am Schenkel.« Ich ahme ihn nach, und er nickt befriedigt. »Und seien Sie diskret, damit die normale Öffentlichkeit Ihr Eintreten gar nicht erst bemerkt.« Damit betreten wir die Bank.

Die Luft bekommt etwas Glasiges. Alles wirkt irgendwie verkehrt, als sähe ich in einen Spiegel. Rechts ist links und links ist rechts, weil wir jetzt Drinnen sind.

II

Wir befinden uns in einer Art Grenzzone, einer nebelgleichen Verzerrung der Wirklichkeit, in der alles fast normal, aber irgendwie auch leicht verschoben ist. Und man kann das Gefühl nicht genau in Worte fassen, als wäre man in der Erinnerung an einen Traum gefangen. Manchmal treibe ich mich im AllDort herum – einer astralen Ebene. Aber dies hier ist unheimlich – bringt einen aus dem Gleichgewicht, und der Körper weiß nicht so recht, wie ihm geschieht. Strange. Man kann einfach spüren, dass man sich in einer anderen Dimension aufhält. Zumindest fühlt es sich für mich so an. Marmorböden, klassische weiße Säulen und aufwendige Friese an der Decke weisen auf Detailfreude hin. Ein goldener Lüster ergänzt die bereits ausgestellte Historie durch eine Zurschaustellung von Reichtum. Wir befinden uns innerhalb der Bank, aber doch noch an einem anderen Ort.

Definitiv ist das kein Ort, an dem jemand wie ich etwas zu suchen hätte. Aber am Ende wartet Kohle, und so werde ich auf diesen Zasterzug aufspringen, ob sie es nun wollen oder nicht. Zur Hölle, ich schaufele sogar Kohle im Maschinenraum, falls das nötig sein sollte.

»Leerer Raum«, sagt Callander, begleitet von einer ausladenden Geste. »Ich möchte, dass du an Wasserstoff denkst, das einfachste Atom von allen. Wenn du dir den Atomkern in der Größe eines Fußballs vorstellst, dann kreist das Elektron ungefähr zwei Meilen entfernt. Auf diese Weise haben schottische Magier alter Zeiten mit viel Anstrengung und Kunstfertigkeit die Struktur dieses Ortes so manipuliert, dass wir in die unsichtbaren Lücken passen. Dies erlaubt der Bank und unserer magischen Gesellschaft, unabhängig voneinander zu existieren und zu funktionieren, während wir dieselben geografischen Koordinaten einnehmen. Wenn diese Bank links ist, sind wir rechts. Wenn sie über der X-Achse schwebt, liegen wir darunter. Wenn sie Kopf sind, sind wir Zahl – die andere Seite der Münze. Dies ist ein mächtiges Werk wissenschaftlicher Magie, Miss Moyo – das nur wenige zeitgenössische Praktizierende verstehen können. Und sie können nur davon träumen, es zu replizieren.«

Auch seine Stimme wirkt im Vergleich zu den Bewegungen seiner Lippen leicht verzerrt, als dauere es vielleicht eine Zehntelsekunde länger als gewöhnlich, bis der Schall meine Ohren erreicht. Eine Art Dopplereffekt, nehme ich an. Callander bleibt stehen, damit ich alles aufnehmen kann. Der Schatten eines Kunden gleitet wie ein Geist durch mich hindurch, auf dem Weg in die Bankhalle. Ich kann die Anwesenden sehen, doch sie scheinen sich unserer Anwesenheit nicht bewusst zu sein. Wenn das hier also die Welt hinter dem Spiegel ist, dann ist es ein Spiegel, der nur halb durchlässig sein kann.

»Wenn Sie wirklich verstehen wollen, wie das moderne Schottland entstanden ist, müssen Sie die Geschichte dieser Bank verstehen. Und um die Bank zu verstehen, müssen Sie die Rolle der schottischen Magie verstehen. Früher einmal waren die Gesellschaft der Skeptischen Fragenden und die Bank untrennbar miteinander verbunden. Sie nahmen nicht nur denselben Raum ein. Und ich hoffe, dass es wieder so sein wird, damit wir unseren früheren Einfluss zurückgewinnen können«, sagt Callander.

Das habe ich nicht ganz kapiert. Was hat dieses Bankzeugs überhaupt mit Magie zu tun?

Sir Callander hebt die linke Hand, die Finger gespreizt, und einige Sekunden später erscheint ein dickes graues Buch. Er reicht es mir.

»Geld ist Macht. Lernen Sie das gut und bringen Sie das Buch zurück ins Elgin, wenn Sie damit fertig sind«, sagt er, dann geht er in Richtung der großen Bankhalle. »In der Bibliothek gibt es noch eine Menge Ressourcen für Sie, wie Sie sicherlich wissen.«

Ich lese den Titel: Bankwesen in Schottland: 1695 bis 1995, von Nial Munro. Klingt eher trocken. Ich möchte die Magie meistern, und Callander zieht mich in die Finanzwelt? Schnarch. Aber ich werd das alles mindestens mal ausprobieren, denke ich, als ich das Buch in Grans Handtasche schiebe. Ich folge Callander … aber es ist so seltsam, sich hier zu bewegen. Als wär ich falsch verkabelt. Wenn ich versuche, mein rechtes Bein zu heben, bewegt sich mein linkes, obwohl mein Kopf mir erklärt, ich würde das rechte bewegen – und umgekehrt. Kaugummikauen im Gehen kann man hier mal gepflegt vergessen.

Als wir die Haupthalle betreten, ist mein Magen ein großer Knoten. Der Abdruck der echten Bank ist immer noch vorhanden … Schatten von Kunden und Angestellten, die sich durch den Raum bewegen, vage Umrisse von Möbeln. Doch auf dieser Seite des Spiegels gibt es nur einen leeren Raum, in dessen Mitte ein Mann und eine Frau auf uns warten. Ich halte mich hinter Callanders Schulter, wobei ich verzweifelt hoffe, dass ich mit meinem taumelnden Gang keinen Narren aus mir mache. Aufrecht halten, Ropa. Nicht lungern.

»Danke, dass ihr zugestimmt habt«, sagt Callander zu dem Paar.

»Ich bin noch nie jemand gewesen, der ein eigentümliches Angebot ausschlägt«, antwortet der Mann, der ein goldenes Monokel trägt. Und klingt dabei piekfein.

»Das ist also das Mädchen, von dem du uns erzählt hast«, fügt die Frau neben ihm hinzu und mustert mich dabei von oben bis unten, als versuche sie den Verkaufswert einer missglückten Investition abzuschätzen. Sie ist dünn wie ein Bleistift, besteht nur aus Wangenknochen und Kanten und trägt einen schicken grauen Geschäftsanzug mit Schulterpolstern. Ich fühle mich in meinem Outfit billig.

»Ropa Moyo, ich möchte Ihnen Montgomery Wedderburn, den Direktor der Edinburgh-Schule vorstellen. Und das ist Frances Cockburn, Direktorin des Mitgliederservices hier in unserer Gesellschaft.«

Ich strecke die Hand aus, um die beiden zu begrüßen. Fester Handschlag – das hat mir das Netz empfohlen, und ich probiere es.

Montgomery Wedderburn ist ein gut aussehender Mann, mit feinen Gesichtszügen und einer prominenten, römischen Nase. Er trägt sein goldenes Haar perfekt gestylt und rechts gescheitelt. Sein Auftreten erinnert mich an ein Spinnennetz – etwas, das so unauffällig ist, dass man es nicht sieht, bis man wie eine Fruchtfliege hineinfliegt. Doch die angebliche Zerbrechlichkeit wird dadurch ausgehebelt, dass das Seidennetz stärker ist als Stahl. Seine Hand ist warm und weich. Kann nicht glauben, dass ich wirklich grad den Chef der besten magischen Schule in Schottland kennenlerne.

Frances Cockburn dagegen bleibt kühl, sie erwidert meinen Handschlag wie eine Druckpresse, bis meine Mittelhandknochen knirschen. Sie erinnert mich eher an einen Mistkäfer: stark, verlässlich … und ständig damit beschäftigt, Haufen von Scheiße an ungeahnte Orte zu räumen.

Wedderburn schenkt Sir Callander ein kurzes, wissendes Lächeln, als ich zurücktrete, um den Platz neben meinem Mentor erneut einzunehmen. Irgendwas muss ich schon richtig gemacht haben. Meine Nerven beruhigen sich ein bisschen, auch wenn ich immer noch angespannt bin. Diese Gelegenheit bedeutet mir eine Menge. Ich habe die Mittelschule abgebrochen, nie eine magische Schule oder etwas in der Art besucht, also ist das hier meine beste Chance, es zu schaffen. Immer ruhig, Mädchen, du kriegst das hin.

»Sollen wir beginnen?«, fragt Sir Callander.

»Ich möchte wiederholen, was ich bereits sagte, als Sie diese Vorstellung beantragt haben. Es ist äußerst irregulär, einer Nichtpraktizierenden eine Rolle in der Gesellschaft zu übertragen«, erklärt Cockburn schmallippig.

»Das hatten wir bereits besprochen«, antwortet Callander ein wenig genervt.

»Du hast natürlich recht, Frances, aber selbst die Bibliothekare stimmen zu, dass Sir Callander als Sekretär weitläufige Privilegien genießt, für die es Präzedenzfälle gibt«, erklärt Wedderburn. »In der Vergangenheit ist es für die Gesellschaft durchaus üblich gewesen, junge talentierte Männer – meistens die Söhne örtlicher Fischer ohne formelle magische Ausbildung – als Sturmdämpfer auf Schiffen zu beschäftigen. Und ich stimme zu, dass das eine Analogie der gegenwärtigen Situation darstellt.«

»Recht weit hergeholt«, antwortet Cockburn scharf.

»Es obliegt nicht uns, den Lehrling des Sekretärs auszuwählen.«

»Praktikant. Und solche Praktikanten stammten »historisch« immer aus der Schule, oder hast du das vergessen?«, fragt Cockburn. »Und doch stehst du jetzt hier und bist bereit, dieses sogenannte Privileg deinerseits für diese Geistersprecherin über Bord zu werfen?«

Die Art, wie sie meinen alten Job betont, geht mir wirklich auf die Nerven. Es ist, als wäre ich Dreck oder irgendwas. Was ist schon dran, wenn ich für meinen Lebensunterhalt mit Geistern rede? Klar, diese Leute hier betrachten das nicht als richtige Magie. Sie denken sich jede Menge hochtrabenden Quatsch aus, um zu begründen, dass es weniger wert ist. Mein Urin steht kurz vor dem Kochen, doch ich bleibe cool, weil ich so ein Gefühl habe, dass alles, was ich sage, gegen mich verwendet werden wird. So nervig.

»Deswegen wurde ich gebeten einzuschätzen, ob ihr eigenständiges Lernen die bewährten Kriterien erfüllt. Damit meine ich, dass Ropa mindestens das Wissen und die Fähigkeiten beweisen muss, wie sie einem Novizen an einer der vier magischen Schulen von Schottland zu eigen sind. Wir haben das bereits besprochen, und ich sehe keinen Grund, alles noch einmal aufzurollen. Ich bitte um Entschuldigung, Sir Callander, aber wir sollten jetzt wirklich anfangen.«

Der Mistkäfer zappelt im Netz, doch die Fäden halten. Wedderburn beendet die Diskussion. Am liebsten hätte ich ihn umarmt. Ich bin es nicht gewöhnt, dass Fremde so heftig für meine Sache kämpfen. Jetzt ist es an mir, Miss Strichlippe zu beweisen, dass sie falschliegt – Direktorin des Mitgliederservices, dass ich nicht lache.

Meine Hände zittern. Ich verstecke sie hinter dem Rücken, damit niemand was merkt. Ist recht einfach, sich in dieser Art von Umgebung überwältigt zu fühlen. Hier stehe ich auf diesem schicken Boden, der das Sonnenlicht reflektiert, das durch die unglaubliche Galaxie sternförmiger Fensterfläche in der Kuppel fällt. Die fein gearbeiteten Fassungen zeigen, was Geld alles möglich macht – alles, was ich mir nicht leisten kann. Muss mir selbst nicht übel nehmen, dass ich ein Stück vom Kuchen haben will.

Sir Callander schenkt mir ein leises, aufmunterndes Nicken, was mir Auftrieb gibt, als wäre ich eine Boje.

»Ropa, beschreibe uns die Theorien der Magie, wie du sie verstanden hast«, sagt Wedderburn in dem sanften Ton eines Lehrers. Mir fällt auf, dass er mich duzt. Das sorgt nur dafür, dass ich ihn mehr mag … weil es bedeutet, dass er nicht so verkniffen ist.

Jetzt geht’s los: Ich habe mich das ganze Frühjahr in dieses Zeug eingelesen, also stelle ich das alles dar, so gut ich kann. Ich fange mit der ontologischen Erklärung der Magie an – die klassischen Geschichten von Göttern und Menschen. Die Theorie postuliert, dass das Universum, in dem wir leben, von einem Gott oder diversen Göttern geschaffen wurde … und dass wir zufällig ihre Fähigkeit teilen, die materielle Welt durch die Macht zu manipulieren, die wir Magie nennen. Ich schwafele ein wenig darüber, dann stürzte ich mich in die wissenschaftliche Theorie, die eine experimentell überprüfbare und reproduzierbare Magieverwendung ermöglicht. Grundsätzlich ist das ein Kochbuch für Magier: dieselben Zutaten hineingeben, dieselben Resultate herausbekommen – voilà.

»Ich bevorzuge die wissenschaftliche Theorie, nachdem sie die einzige evidenzbasierte Erklärung liefert, wie Magie funktioniert«, sage ich und wage mich damit in tiefere Gewässer.

Cockburn mustert mich arrogant, als warte sie nur darauf, dass mir eine Panne unterläuft. Aber ich lasse mich davon nicht aus der Fassung bringen; selbst wenn ich mit einem Äffchen auf der Schulter auf einem Einrad säße, würde ich nicht von diesem Drahtseil fallen. Die Schatten von Bankern und ihren Kunden, die in der normalen Dimension ihren Geschäften nachgehen, fechten mich auch nicht an.

Ich drösele alles auf, angefangen mit Thomas Youngs berühmtem Doppelspaltexperiment von 1801, weiter über den Welle-Teilchen-Dualismus und die Konsequenzen für die Quantenmechanik. Diese Effekte auf subatomarer Ebene führen letztlich zur normalen Welt der klassischen Physik, in der wir leben.

»Und daher ist Magie die bewusste Erregung der Quantenwelt durch ausgebildete Praktizierende, die dadurch Wellenfunktionskollapse mit überprüfbaren Resultaten in der Makrowelt auslösen«, sage ich und umschreibe damit etwas, was ich gelesen habe.

Ich bin bereit, auch auf die anderen Hypothesen einzugehen – Magie als Resultat einer simulierten Realität und was noch alles. Es gibt eine Menge davon. Aber Wedderburn hebt eine Hand.

»Das ist eine befriedigende Erklärung, würdest du nicht auch sagen, Frances?«, meint er.

Cockburn verdreht die Augen, weigert sich aber, den Köder zu schlucken. Es ist, als hasse sie mich mit jeder Minute mehr. Sir Callander bleibt gelassen. Ein großes Schiff, das an meiner Seite ankert.

»Dein Dominus hat mir berichtet, dass du dir auch selbst ein wenig praktische Magie angeeignet hast«, sagt Wedderburn, gleichzeitig gebieterisch und sanft. Ich wette, er gehörte in seinen Tagen zu diesen coolen Lehrern, mit denen sich keiner anlegen will. Die Art von Lehrer, die im Klassenzimmer nie schreien oder wütend werden musste, weil man sie einfach nicht enttäuschen wollte.

»Das ist korrekt.«

»Hast du die Grundlagen des Prometheus-Zaubers gelernt?«

»Ach, komm schon, das ist doch kaum ein Kompetenztest. Du senkst das Niveau ab, damit sie besteht«, wirft Cockburn ein.

Wedderburn steckt die Daumen in seine Westentaschen, die Hände auf dem Bauch.

»Ich soll herausfinden, ob sie auf dem Level der ersten Klasse agieren kann. Alles darüber hinaus wäre überflüssig«, antwortet Wedderburn knapp. »Ropa Moyo, zeig uns den Funken deiner Flamme.«

Ich atme tief ein. Das ist der Moment, um wirklich alles zu zeigen. Callander hat mich vorgewarnt, dass die Demonstration ein ausschlaggebender Aspekt der Vorstellung ist, und ich bin bereit zu liefern. Ich ziehe meine Sonnenbrille aus der Brusttasche und setze sie auf. Balle beide Hände zu Fäusten und versuche, mich zu entspannen. Entscheide mich für eine besonders strahlende Variante des Feuerzaubers. Und los.

»Funke des Prometheus aus der ewigen Flamme des Olymp, erleuchte den Weg voraus und strahle hell auf diesen Pfad.« Damit öffne ich die Finger und fühle, wie etwas durch mein Sein flutet.

Ein Knistern, ein leiser Knall, dann erscheint ein weißes Licht in der Luft zwischen uns, wie eine Funken sprühende Lunte. Callander kneift die Augen zusammen und wendet den Kopf ab, weil das Licht so gleißend ist. Sowohl Wedderburn als auch Cockburn heben die Hände, um sich vor der schieren Brillanz zu schützen. Deswegen habe ich die Sonnenbrille aufgesetzt. Bin mir sicher, dass sie ziemlich beeindruckt sind. Das ist wirklich eine erstaunliche Demonstration. Ein scharfer chemischer Geruch erfüllt die Luft – womit ich bei diesem Zauber inzwischen rechne.

Sir Callander wedelt mit der Hand und löscht damit alle Funken bis auf einen, den er zu sich ruft. Dann schwebt das Licht direkt über seiner Handfläche.

»Also, also«, sagt Wedderburn mit einem wissenden Lächeln und sieht Callander an. »Und damit wurden die Dinge in der schottischen Magie plötzlich um einiges interessanter.«

»Wir haben diese Farbe seit sehr, sehr langer Zeit nicht mehr gesehen«, antwortet Sir Callander.

Ich habe irgendwo gelesen, dass die Schattierung der Flamme eines Magiers etwas über ihr Potenzial aussagt, mächtige Zauber zu wirken. Es gibt sogar Farbtafeln, die von Blau, Grün und Gelb über Rot, Schwarz und Weiß aufsteigen, um bei der unsichtbaren Flamme zu enden. Und natürlich gibt es auch Mischfarben. Alles ziemlich kompliziert … ich komme gerade erst auf den Trichter.

»Sei das, wie es will, das Mädchen ist durch die Prüfung gefallen. Als Direktorin des Mitgliederservices kann ich sie auf Grundlage dieser Vorführung nicht aufnehmen«, erklärt Cockburn.

Moment mal. Was zur Hölle? Ich war doch brillant!

»Du hast um einen Funken gebeten. Einen einzelnen Funken. Und geliefert hat sie dir unkontrolliertes Feuerwerk. Potenzial ist leicht zu finden – wirf einen Stein auf die Princes Street, und du triffst garantiert jemanden, der – mit einer guten Ausbildung – eine Flamme herstellen kann. Doch Kontrolle, Hingabe und Disziplin sind es, die letztlich entscheiden, wie ein Magier sich schlagen wird. Also muss ich voller Bedauern mitteilen …«

»Moment. Ich kann es noch mal machen«, sage ich.

»Ihre Prüfung ist vorbei, junge Dame. Und dieser Ausbruch demonstriert genau die Art von rüpelhaftem Betragen, das wir in dieser Institution gewiss nicht tolerieren.«

»Ich würde vorschlagen, nachdem sie die grundlegenden Kriterien doch überwiegend erfüllt hat, bieten wir dem Mädchen ein vorbehaltliches Praktikum an, mit der Aussicht, ihre Demonstration später noch einmal zu wiederholen«, mischt sich Wedderburn ein. Callander starrt böse hinter seinen buschigen Augenbrauen heraus, bleibt aber stumm. Ich nehme an, er darf sich nicht einmischen, besonders, da er es war, der mich hergebracht hat.

Mir rutscht das Herz in die Hose. Cockburn lässt sich Zeit damit, diesen Vorschlag zu überdenken.

»Wenn wir keine Lösung finden, müssen wir die Bibliothekare involvieren. Willst du wirklich, dass ihr Tribunal dir erklärt, wie du die Gesellschaftsgeschäfte laut ihrem Regelbuch zu führen hast?«, drängt Wedderburn.

»In Ordnung. Aber es wird ein unbezahltes Praktikum, nachdem das Mädchen unsere Standards nicht vollumfänglich erfüllt. Zu mehr Zugeständnis bin ich nicht bereit.«

»Ein fairer Kompromiss. Wie immer ist es ein Vergnügen, mit dir Geschäfte zu machen, Frances«, sagt Wedderburn und sieht selbstgefällig auf seine Taschenuhr. »Sir Callander, ich fände es wunderbar, wenn Sie in nicht allzu weit entfernter Zukunft mal wieder an der Schule vorbeischauten und einen Vortrag hielten.«

»Das werde ich tun, Monty. Und ich danke euch beiden für eure Hilfe in dieser Angelegenheit.«

»Und was dich angeht, junge Dame, es ist schwer genug, ein guter Magier zu werden, selbst mit allen Vorteilen einer formellen Ausbildung. Ich verlasse mich darauf, dass du diese Gelegenheit bestmöglich nutzt und das nächste Mal, wenn ich dich prüfe, bessere Kontrolle über deine Magie besitzt. Denk daran: Gefühle haben nichts damit zu tun. Die Vernunft allein soll dich leiten.«

Mein Herz hängt auf Kniehöhe, als mein Vorstellungsgespräch zu Ende ist. Ich möchte ihnen sagen, dass das alles Bullshit ist, doch stattdessen schlucke ich schwer und halte die Klappe. Callander sagt etwas darüber, dass ich nächste Woche zurückkommen soll, um meine neue Position anzutreten, doch das Blut, das in meinen Ohren rauscht, übertönt seine Worte fast. Ich dachte, ich bekomme eine Lehrstelle, komplett mit richtigem Lohn. Jetzt habe ich nur dieses miese, unbezahlte Praktikum, das mir erlaubt mit Holzkopf Strichlippe zu arbeiten, die mich hier offensichtlich nicht haben will. Ich bin am Arsch. Geschichte meines Lebens.

III

Fühle mich wie ein ziemlicher Trottel, als ich in den Slum Seiner Majestät in Hermiston in der Nähe der Umgehungsstraße am südwestlichen Rand von Edinburgh zurückkehre. Der dichte schwarze Rauch verbrennender Reifen steigt von der kommunalen Müllkippe in der Nähe der M8 auf. Ich komme an den Schrebergärten vorbei – die Leute hier ziehen ihr eigenes Essen, wenn es möglich ist –, als der alte Mann Gary O’Donohue sich aus dem Beet erhebt, in dem er gerade jätet. Dehnt seinen Rücken und winkt mir zu.

»Alles gut, meine kleine Freundin?«

»Aye. War ein langer Tag.«

»Siehst ziemlich fertig aus, trotz des schicken Outfits.«

Meine Füße bringen mich um. Ich musste den Großteil des Weges nach Hause barfuß zurücklegen, weil die geborgten Schuhe mittelalterliche Folterinstrumente sind. Ich bin aufgedreht und sauer, also starre ich Gary böse an, obwohl er zu den freundlichsten alten Knackern in diesem Slum gehört. Wohnt allein in einem ausrangierten Schiffscontainer ganz hinten, also kaut er einem gern das Ohr ab, wenn sich die Möglichkeit ergibt.

»Gib das deiner Nana Melsie, wenn sie in der Gegend ist«, sagt Gary und reicht mir eine Plastiktüte mit frischem Gemüse aus seinem Garten. Brill. Damit kann ich uns heute Abend eine nette Suppe kochen.

Ich nehme die Tüte, danke ihm und fliehe … weil Gary redet, bis die Kühe nach Haus kommen, wenn sich die Chance ergibt. Vermute, dass er auf Gran steht, da er jedes Mal, wenn ich vorbeikomme, ein kleines Geschenk für sie hat. Gran revanchiert sich hin und wieder mit gekochtem Essen und Strickwaren. Aber soweit ich weiß, reden die beiden nicht direkt miteinander.

Dieser ganze Slum war mal Farmland, bis die ersten Landbesetzer aufgetaucht sind. Inzwischen hat der Farmer aufgegeben, uns vertreiben zu wollen, und nimmt uns stattdessen Miete ab. Es ist eine Explosion aus Wohnmobilen, umgebauten Schiffscontainern, Wohnwagen, Zelten, Schuppen und Wellblechhütten. Manchmal kann es hier ziemlich verrückt werden, aber jeder kennt jeden, und wir passen aufeinander auf. Mehr als es die Leute in den Sozialwohnungen auf der anderen Seite der Umgehungsstraße tun.

Ich erreiche unseren Wohnwagen und knie mich hin, um River zu begrüßen, meine Fuchsgefährtin, die in einem Bau irgendwo im Untergrund lebt.

»Hey, Mädchen«, sage ich, als sie die Nase aus dem Loch streckt.

Früher hat River nicht viel davon gehalten, gestreichelt zu werden oder so was, aber heutzutage kommen wir beide super klar. Ich gebe ihr ein paar Reste, die ich aus einem Container hinter einem Restaurant in der Stadt gerettet habe. Meine Bluse hat dabei ein paar Flecken abbekommen, und insgesamt ist nicht viel dabei rausgesprungen. Jedenfalls wenig, was ich selbst verwenden kann. Aber ich habe mir gedacht, dass River die Knochen und Ähnliches zu schätzen wüsste.

Bald schon richte ich mich wieder auf und gehe in den Wohnwagen. Trautes Heim, Glück allein. Gran strickt eifrig, doch sie lächelt strahlend, als ich reinkomme. Ihr Gesicht leuchtet heller als die Mittagssonne und wärmt mich so sehr, dass ich zu einer Pfütze zerschmelzen könnte.

»Habe auf dem Weg deinen Verehrer getroffen«, sage ich. »Ziemlich schneidig für so einen alten Kauz – hat sogar noch die eigenen Zähne. Du hättest ihn sehen sollen, in Latzhose und Strohhut.«

»Sei nicht albern«, antwortet Gran lachend.

»Gary hat mir ’ne ganze Plastiktüte voller Gemüse gegeben. Mir wären zwar Blumen und eine Schachtel Pralinen lieber, aber hey, deine Generation ist die Dinge eben anders angegangen, oder?«

»Anträge wurden mit Haribo-Ringen gemacht«, gibt Gran zurück.

Ich lasse mich neben Gran auf die Bank fallen und den Kopf an ihre Schulter sinken. Himmel, fühlt es sich gut an, das Gewicht von den Füßen zu nehmen. Als Nächstes möchte ich dieses lächerliche Outfit loswerden, aber das kann noch eine Weile warten. Meine kleine Schwester ist nicht da. Muss draußen mit den anderen Kindern spielen.

»Was strickst du?«

»Oh, das Ding hier? Nur ein Schal für Linda Lyttleton. Es geht ihr nicht gut, seitdem sie im Winter ihr Kind verloren hat. Ich dachte, das könnte ihr vielleicht ein bisschen Trost schenken.« Sie hebt ihre Arbeit hoch, damit ich sie ansehen kann.

Sieht Gran ähnlich, so was zu tun. Sie verschenkt einen Großteil von dem, was sie anfertigt, aber die Leute im Slum liefern ihr genug Wolle, um immer weiterzumachen. Bei der Menge der Wolle müssen sie sich am Spinnrad abwechseln. Und damit fühle ich mich schon besser. Zumindest kann ich hier mit meiner Gran chillen und reden, ohne mir Gedanken über den Mist zu machen, den ich gerade erlebt habe. Ich schwöre, wenn sich Frances Cockburns missbilligende Visage noch mal in meinen Kopf drängt, werde ich schreien.

Gran schaut auf dem kleinen Fernseher eine Episode von Diagnose: Mord. Keine Ahnung, wie lang die Folge schon läuft, aber das spielt auch keine Rolle, weil Dick Van Dyke den Täter jedes Mal erwischt.

»Wie war dein Tag? Hast du den Job bekommen, von dem du mir erzählt hast?«

Gnah, das ist wirklich das Letzte, worüber ich gerade reden will.

»Jepp, Job gesichert, Gran. Habe das Interview gerockt.«

Was soll ich sagen? Die Nummer war eine einzige Katastrophe.

IV

Mittwochmorgen, und ich radle die Calder Road nach oben. Ich fühl mich träge. Wer hätte geahnt, dass Kreide fressen solches Sodbrennen auslöst? Ich brauche einen ordentlichen Schwatz, um das Vorstellungsgespräch aus dem System zu bekommen. Nur gut, dass ich genau das richtige Mädchen dafür kenne. Ich höre das Klappern von Pferdewagen auf dem Weg in die Stadt und das Summen von Elektroautos, die sie überholen.

Ich habe meinen linken Ohrstöpsel eingesteckt und hör ein Audiobuch namens Der Peloponnesische Krieg. Diese Griechen haben damals wirklich nichts Gutes im Schilde geführt. Ich liebe es, solches Zeug zu hören, wenn ich unterwegs bin. Ist das Einzige, was mein Hirn davon abhält, in vollem Zombie-Modus zu veröden. Wenn es irgendwas gibt, was ich mit dem Ohr am Schlüsselloch belauschen kann, bin ich dabei. Ist auch die einzige Weise, wie sich teleportieren und durch die Zeit reisen lässt. Wenn man genug liest, wird schnell klar, dass diese Welt von Anfang an ziemlich irre war.

Es dauert nicht lange, bis ich Saughton erreiche. Ich biege in den Park ab. Ein paar Rowdys in runtergekommenen Klamotten lungern rauchend auf einer Bank. Ich fahr an ihnen vorbei. Dieser Ort liegt nur einen Steinwurf von Murrayfield entfernt, und in der Nähe steht auch das große Gefängnis.

Ich bremse am Skatepark, ziehe mein Handy heraus und stoppe den Peloponnesischen Krieg. Heute bin ich nicht mehr schick gekleidet, sondern trage meine treuen Stahlkappenstiefel, stonewashed Jeans und ein altes Garbage-T-Shirt mit einer wild dreinschauenden Shirley Manson darauf. Ich habe meine Dreadlocks leuchtend blau gefärbt, aber mein Lippenstift folgt Henry Ford: Ich kann ihn in jeder Farbe tragen, solange die Farbe schwarz ist. Außerdem habe ich meinen Rucksack mit meiner Mbira dabei – auch wenn ich nicht wirklich weiß, warum eigentlich. Gewohnheit, nehme ich an. Das Instrument hilft mir, mit jeglichen Tots zu kommunizieren, die Botschaften zu überbringen haben. Klienten sind im Mo dünn gesät, aber ein Mädchen kann hoffen.

Die Luft ist von den Geräuschen rollender Räder auf Beton und Brettern erfüllt, die wieder auf den Boden knallen. Ich beobachte ein paar Skater dabei, wie sie im Park ihre Tricks üben. Das Gelände ist ein Sturm aus aufragenden Halfpipes, Wallrides, Ledges und sonstigem, alles mit leuchtenden Graffitis verziert, die dem Grau etwas Elan verleihen. Die besten Bilder stammen von einem Kind, das sich für Basquiat hält und seine futuristischen Bilder mit piktischen Einflüssen mit der Krone von Schottland verziert. Verglichen damit sind die restlichen Bilder von Wichsern mit mehr Farbe als Talent.

»Jeeeeeehaaaaa«, jubelt eine weibliche Stimme. Ich entdecke einen Rollstuhl, der hoch in die Luft wirbelt und sich um volle 360 Grad dreht, bevor er wieder hart in der Bowl landet.

Das ist mein Mädchen, Priyanka Kapoor. Ich radle rüber und schließe mich einer Gruppe Jungs an, die beobachtet, wie Priya durch die Bowl zum nächsten Rand saust. Ihr Rollstuhl hebt ab. Irgendwie schafft sie einen Flip, eine Hand am Rand der Bowl, den Rollstuhl über sich. Priya hält die Position eine Sekunde lag, ein gefrorenes Bild der Vollendung, dann ist sie plötzlich wieder in Bewegung. Sie neigt sich leicht nach links, fängt sich und saust noch mal nach unten.

»Sie ist heute super drauf – noch etwas heißere Moves, und wir würden verbrannten Gummi riechen. Hast du das drauf?«, meint einer der Jungs neben mir.

»Misch dich nicht in meine Arbeit ein«, sagt der Kerl mit der Kamera.

Priya nimmt die nächste Rampe und wendet. Sie gewinnt an Geschwindigkeit, als sie auf unsere Seite der Bowl zusaust. Sie nimmt die Steigung, hebt ab, macht einen doppelten Rückwärtssalto und landet auf dem linken Rad. Irgendwie wackelig. Aber Priya hält das Gleichgewicht und kommt jetzt mit breitem Grinsen auf uns zu. Ihr purpurfarbener Pony haftet verschwitzt an ihrer Stirn, aber der Rest ihres silbernen Haares wirkt nach all den Sprüngen wie ein richtiges Vogelnest.

Priya ist ziemlich abenteuerlustig, eine Radauschwester, ihr wisst schon. Mag ihren Adrenalinstoß am Morgen, bevor sie den ersten Kaffee trinkt. Mir dagegen hat es beim Anblick ihrer Vorführung fast das Herz zerrissen.

Aber seht euch diese Arme an. Sie ist echt durchtrainiert.

»Du solltest dich mal mit deinem BMX reinstürzen«, meint Priya. »Ist ein tolles Rad. Und wenn du Danny freundlich bittest, lässt er dich in seine Werkstatt, um es aufzupeppen, so wie ich es mit meinem Stuhl gemacht hab.«

»Du schuldest mir immer noch was für diese Titanrohre«, sagt ein Grufti mit blutrotem Lippenstift.

»Ich kann zahlen.«

»Das sagen sie alle.« Danny springt auf sein Skateboard und stürzt sich in die Bowl. Seine Freunde schießen Fotos.

»Also, Ropa, wie läuft es mit dem neuen Job? Noch mal Gratulation«, meint Priya so aufgeregt, dass mir das Herz in die Hose rutscht.

Auf keinen Fall kann ich das positiv verkaufen, also spucke ich einfach aus, dass ich dachte, Sir Callander wolle mir eine bezahlte Lehrstelle in der Gesellschaft verschaffen, damit ich tatsächlich Magie lernen kann. Doch alles, was ich gekriegt habe, ist ein jämmerliches, unbezahltes Praktikum. Und das habe ich nur den Taschenspielertricks der dämlichen Frances Cockburn zu verdanken. Denn soweit ich es kapiert habe, soll ich immer noch dieselbe Arbeit erledigen. Aber Lehrlinge werden bezahlt, während man die Praktikanten ausnutzt. Ein Lehrling kann damit rechnen, am Ende der Nummer mit einem Job dazustehen – Praktikanten kriegen einen feuchten Händedruck. Ein Lehrling steht am Ende mit einer anerkannten Qualifikation da; Praktikanten bekommen einen Tritt in den Hintern. Ich liefere Priya alle Details und lasse auch nicht aus, was für ein Miststück Frances Cockburn ist.

»Hey, zumindest hast du den Gig bekommen – das ist doch das Wichtigste. Es gibt Leute, die würden dir den Arm abbeißen, um eine Chance bei der Gesellschaft zu kriegen. Vor dir hat Callander seit … na ja, ewig … keinen Praktikanten mehr gehabt, also solltest du das als großes Plus sehen. Ehrlich, du hast da einen begehrten Preis ergattert.«

»Sicher, aber du weißt, dass ich auch saftige Speckscheiben brauche. Von Prestige kann ich nicht leben«, sage ich. »Also habe ich mich gefragt, ob der Job, den du für mich hattest, noch auf dem Tisch liegt.«

Priya grinst. »Du bist die Erste, an die ich dabei gedacht habe. Lass mich meine Sachen holen. Dann bring ich dich in die Klinik, damit du dir anschauen kannst, was ich von dir brauche.«

Priya und ich wandern zur Colinton Road, an der ihre Klinik liegt. Für Jobs war ich über die Jahre oft in dieser Ecke, aber dadrin bin ich noch nie gewesen. Wir gehen durchs Tor. Auf den massiven Steinsäulen rechts und links steht der Name der Klinik – Unsere liebe Frau der geheimnisvollen Gebrechen – zusammen mit einem Logo aus betenden Händen. Die Luft hier riecht nach Minze und Lavendel und noch einer ganzen Menge anderem Zeug. Und das Chaos aus Farben in den Blumenbeeten ist unglaublich. Überall gibt es Stauden und Kräuter, mit schmalen Wegen zwischen den Beeten. Zur Hölle, sogar auf dem kleinen Kreisverkehr in der Mitte wächst irgendetwas unter einem Limettenbaum. Bienen und andere Insekten sausen durch die Luft.

»Wir ziehen viele unserer Kräuter selbst, egal, ob medizinisch oder kulinarisch. Für uns ist das quasi dasselbe, weil unsere Behandlung holistisch angelegt ist«, erklärt Priya. Sie hat Heilung und Kräuterkunde am Kelvin Institut in Glasgow studiert. Ich vermute, das bedeutet, dass sie alles über Pflanzen weiß.

»Riecht geil hier«, sage ich.

»Nicht wahr?«

Dieser Ort hat wirklich was. Schon seitdem wir das Tor durchquert haben, fühle ich mich ein bisschen ruhiger, etwas weniger gestresst. Es ist unglaublich. Wenn man die Augen schließt, könnte man fast vergessen, dass man in der Stadt ist.

»Kamille, Ginkgo, Aloe Vera – ohne verlass ich nie das Haus –, Frauenmantel, Fieberkraut – toll gegen Migräne – Klettenklee, Tausendgüldenkraut, Echinacea …« Priya rasselt eine ganze Liste an Pflanzen herunter, als wir auf den Haupteingang der Klinik zuhalten.

Ich weiß, dass Gran krank ist. Sie hat Probleme mit ihrer Pumpe und dem Wasserkreislauf und auch Diabetes. Eigentlich geht sie langsam aus dem Leim. Letzte Nacht hat sie zu mir gesagt: »Wär ich eine Kuh, müsstest du mich zum Abdecker bringen.« Ich habe ihr erklärt, ich würde ja wollen, hätte aber Angst, dass sie uns noch Geld für die Leistung abknöpfen. Ich wünsche mir, ich könnte sie in eine solche Klinik bringen. Hier riecht es nicht nach Desinfektionsmittel und Tod wie in den öffentlichen Einrichtungen, die wir nutzen müssen … wo man den ganzen Tag mit Warten auf den Arzt verbringen kann.

Ich parke mein BMX im Ständer und kette es auch an. So schick dieser Laden sein mag, soweit ich weiß, befinden wir uns immer noch in Edinburgh. Und das Rad ist schon mal gestohlen worden, also lieber nichts riskieren. Die Klinik haust in einem geschmackvollen, edwardianischen Gebäude aus Sandstein, drei Stockwerke hoch, mit massiven Ziersimsen über den Fenstern. Kein bisschen Ruß an den Wänden, als wären wir irgendwo auf dem Land.

»Die alte Klinik lag in Newhaven, aber kurz vor dem ersten Weltkrieg ist sie dann hierherverlegt worden«, erklärt Priya.

Sie erzählt mir, dass die Klinik im achtzehnten Jahrhundert von dem berühmten katholischen Heiler Mungo Arnot gegründet wurde, um traditionelle Heilmethoden zu fördern, die zu dieser Zeit in bürgerlichen Kreisen wieder in Mode kamen. Er wurde sogar nach London beordert, um sich um George III. zu kümmern – sehr verständlich, nachdem der König ein Interesse für Botanik hegte, – als seine Maj aus den Fugen gegangen ist. Aber ach, die Quacksalber hatten Arnot zu spät geholt, um etwas auszurichten.

Innen sieht die Klinik wie ein piekfeines Kurhotel aus. Leuchtend weiße Wände, glänzende Böden und sanfte keltische Musik, die so leise im Hintergrund läuft, dass man sie kaum wahrnimmt. Die Rezeptionistin trägt eine orchideenfarbene Tunika mit einer Stickerei der betenden Hände und den Buchstaben ULFMG auf der linken Brusttasche. Ihre Haut ist makellos, fast durchsichtig. Und das Lächeln, das auf ihrem Gesicht aufleuchtet, als sie Priya sieht, wirkt wie ein Reflex.

»Früh dran für deine Spätschicht, Priya«, sagt sie.

»Klingt fast, als wolltest du mich nicht hierhaben«, antwortet Priya.

»Als ob.« Die Rezeptionistin lacht. »Mr. Lethington meinte, du sollst ihn suchen, wenn du kommst. Irgendetwas mit dem Wu-Fall.«

»Deswegen habe ich auch diese Expertin hier mitgebracht«, antwortet Priya und berührt leicht meinen Arm. Die Rezeptionistin zieht die Augenbrauen hoch und lächelt mich an.

Wir treten durch eine Tür gegenüber dem Empfang und biegen nach links ab, vorbei an einem Massageraum mit steinerner Bank. Dann einen langen Flur entlang, von dem ein Fitnessraum abgeht, in dem ein Lehrer gerade eine Gruppe alter Damen durch verschiedene Tai-Chi-Bewegungen führt. Nach der Hälfte des Flurs halten wir vor zwei Aufzügen an und fahren mit einem davon in den ersten Stock. Überall hängen grüne Schilder mit weißer Schrift, die verraten, wie man die verschiedenen Stationen erreicht.

»Die meisten Behandlungszimmer für unsere verschiedenen Therapien liegen unten. Wir kümmern uns um eine Mischung aus ambulanten und stationären Patienten. Unsere kränksten Patienten sind während ihres Aufenthaltes im ersten und zweiten Stock untergebracht.«

»Nobles Schickhausen hier«, sage ich.

»Ich weiß. Als ich meine Ausbildung begonnen habe, dachte ich, ich würde die Massen retten, mit den Obdachlosen und Bedürftigen arbeiten. Aber dann bin ich erwachsen geworden. Wie du weißt, versuche ich, als Ausgleich freiwillige Arbeit zu leisten … aber das ist irgendwie nicht dasselbe, oder?«

Ich zucke mit den Achseln. Ehrenamtliche Arbeit ist nichts, worüber ich auch nur nachdenken kann, solange ich zu Hause mehrere Mäuler zu stopfen habe. Priya führt mich in einen Aufenthaltsraum.

»Warte hier einen Moment, ich muss mich umziehen«, sagt sie und rollt aus dem Zimmer.

Ich parke meinen Hintern und drehe eine Weile Däumchen, bevor ich eine Jumbopackung Jammie-Dodgers-Marmeladenkekse auf dem Tresen entdecke. Ich sollte wirklich nicht … Ach, zum Teufel. Ich stehe auf, geh hinüber und schau in die Packung. Sind noch einige Kekse drin, also nehme ich mir zwei und stopfe zwei in meine Tasche. Radeln kostet eine Menge Energie. Ich kaue eifrig, als ein kahlköpfiger Mann in einem weißen Laborkittel den Raum betritt.

»Entschuldigung. Haben Sie sich verlaufen?«, fragt er stirnrunzelnd.

»Nö. Und Sie?«, antworte ich. Das bringt ihn durcheinander.

»Nun, ähm, nein. Ich arbeite hier. Ich habe mich lediglich gefragt, warum Sie in meiner Klinik sind und meine Kekse essen.«

»Das ist die Ermittlerin, um die Sie im Wu-Fall gebeten haben«, sagt Priya, als sie wieder in den Raum rollt. Ihr Haar ist jetzt superordentlich, und sie trägt ebenfalls einen weißen Kittel. »Cornelius Lethington, ich möchte Ihnen Ropa Moyo vorstellen.«

»Von welcher Schule?«, fragt er mit zusammengekniffenen Augen.

»Sie ist Sir Callanders neuer Lehrling.«

»Quatsch. Der Sekretär hatte seit Jahren keinen Lehrling. Und jetzt soll ich glauben, dass er jemanden ernannt hat, der so offensichtlich nicht aus der Edinburgh-Schule stammt? Nichts geht über diese Netzwerke alter Kumpel. Gar nichts. Diejenigen von uns, die in St Andrews studiert haben – das ist das bessere Institut, wenn Sie mich fragen –, können bezeugen, dass diese Tatsache die schottische Magie schon viel zu lange blockiert.«

»Sie werden Sir Callander wohl selbst danach fragen müssen«, sage ich.

Schamlos beiße ich ein weiteres Mal in meinen geklauten Jammie Dodger. Ich versuche, als tough rüberzukommen, aber Krümel regnen auf mein T-Shirt. Kein guter Auftritt. Mein Blick fällt auf die Kittel-Garderobe an der Wand. Ich werde später noch mal vorbeischauen.

»Auf Ihre Verantwortung, Kapoor. Dann bringen wir es mal hinter uns, hm?«, sagt Lethington und führt uns aus dem Zimmer.

Ich werde durch weitere, zugige Flure mit Vinylboden geführt. An den Wänden hängt eine Menge Kunst, abstraktes Zeug in beruhigenden Farbtönen. Anders als in den miesen NHS-Krankenhäusern hat man hier das Gefühl, dass die Leute, die herkommen, tatsächlich damit rechnen, das Haus lebend wieder zu verlassen. Die Lichter strahlen in sanftem Blau, sodass man sich fast fühlt, als treibe man im Meer. Wir kommen an offenen Türen vorbei, hinter denen sich Patienten auf gemütlichen Betten ausruhen. Die großen Fenster lassen Sonne in den Raum, während in Glasschalen aromatherapeuthische Kerzen brennen. Ich kann mir das nicht leisten, aber Mann, ich wünschte mir wirklich, ich könnte Gran zur Behandlung herbringen. Vielleicht kann Priya da was für mich organisieren – sie könnte das ja ruhig unter Ehrenamt verbuchen.