Das Vampirkätzchen Fragula - und das Schloss in den Karpaten - Band 2 - Alexandra Benke - E-Book

Das Vampirkätzchen Fragula - und das Schloss in den Karpaten - Band 2 E-Book

Alexandra Benke

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Beschreibung

Das Vampirkätzchen Fragula und seine Freunde Petunia und Fipps machen sich auf die Suche nach dem geheimnisvollen Tagebuch. Die Spur führt in das Land hinter den Wäldern, zu einem Schloss im sagenumwobenen Transsilvanien. Kurzentschlossen starten sie zu der abenteuerlichen Reise. Doch sie verirren sich in der tiefverschneiten Wildnis und die Angst kriecht in ihnen hoch. Schaffen sie es trotzdem das Grusel-Schloss zu finden? Welche Rolle spielt die Fledermaus Schrecki? Kann das magische Trio das Geheimnis in dem fernen Land lüften? Die Vampirkätzchen-Reihe vermittelt auf fesselnde Weise Werte, die für das seelische Wohlbefinden von zentraler Bedeutung sind. Gemeinsam mit Petunia und Fipps lebt Fragula den Mädchen und Jungen vor, wie es möglich ist: * Freundschaften zu knüpfen * Vertrauen zu entwickeln * Zusammenhalt zu schaffen * Wünsche zu verwirklichen * Mut und Stärke zu zeigen und zugleich auch feinfühlig und empfindsam zu sein Fragulas "Experten"-Tipps sind in prägnanten Sprechblasen geschickt in die Geschichte eingebunden.

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Vollmond, Spuk und Fledermaus. Trau mich nachts nicht mehr durchs Haus! Eulenrufe und Vampire, oje, der Wecker zeigt schon halbe Viere. Klopf, klopf, klopf unter dem Dach. Wer kann das sein? Schnell Licht gemacht. Vier Pfoten, Fell und kleine Ohren, zwei Flügelchen und ein Rumoren. Hier spukt es, komm! Wir laufen weg. Da kommt es schon, oh Schreck, oh Schreck! Ist das etwa Dracula? Nein, noch viel schlimmer … es ist das Vampirkätzchen Fragula!

INHALTSVERZEICHNIS

Ein seltsamer Traum

Spuk in der Bibliothek

Klavierspiel ohne Spieler?

Keine Zeit

Besprechung am Kaninchenstall

Start-Erlaubnis?

Abflug ins Unbekannte

Das darf nicht passieren!

Strahlender Mond

Auf Spurensuche

Das Schloss des Grafen Dracula

Tür in die Vergangenheit

Geheimnisvolle Seiten

Ein schwerer Brocken

Zeit Kraft zu tanken

Der Abschied naht

Rettung in der Not?

Die geheimnisvolle Zirbe

Schnell, wie ein Düsenjet

Verräterischer Inhalt

Mitternacht hat Gold im Mund

Des Rätsels Lösung

Wir haben dir etwas mitgebracht!

Ein Vampirkätzchen-Geheimnis?

EIN SELTSAMER TRAUM

Das Vampirkätzchen Fragula räkelte sich genüsslich auf Petunias warmer Bettdecke.

„Na, hast du dein Vormittagsschläfchen beendet?“, fragte Petunia. Fragula öffnete im Zeitlupentempo die Augen und meinte verwundert: „Steht die Welt Kopf?“

„Das vielleicht auch“, meinte das Mädchen. „Zumindest würde mich das nicht wundern. Ist es nicht herrlich, mal alles andersherum zu betrachten?“ Petunia stand auf dem Kopf und streckte ihre Füße in die Höhe. „Ich stelle mir gerade vor, dass die Zimmerdecke der Fußboden ist. Nichts liegt herum und die Schränke hängen an den Wänden. Ich weiß gar nicht, ob ich es noch richtig herum will. Probier’s doch auch mal!“

Das Vampirkätzchen rollte sich zum Bettrand und ließ seinen Kopf nach unten hängen. „Das ist mir zu anstrengend“, murmelte es. „Vielleicht später.“

„Begeisterung sieht anders aus.“ Fipps musste schmunzeln. „Du bist doch nicht etwa ein Morgenmuffel?“

Fipps wohnte gleich nebenan und war seit einer Weile mit Petunia und Fragula befreundet. Er saß auf Petunias flauschigem Zimmerteppich und baute aus Legosteinen ein riesiges Vampir-Schloss.

„An so einem tristen Dienstag lassen es Vampirkatzen eben lieber gemütlich angehen“, meinte Fragula und rollte sich samt Decke wieder an die warme Stelle im Bett zurück.

„Immerhin sind Herbstferien und Petunia hat sturmfrei“, sagte Fipps. „Das sollten wir nutzen!“

Sofort setzte sich Fragula auf. „Da fällt mir ein, ich wollte euch ja noch etwas erzählen!“

„Lass hören!“ Fipps legte einen grauen Legostein zur Seite.

„Ich habe das aber noch niemandem erzählt.“

„Dann bist du jetzt bei uns genau richtig!“ Petunia beendete umgehend ihren Kopfstand und ließ ihre Füße auf den Teppich plumpsen.

„Ich träume immer wieder den gleichen Traum.“ Fragula sah erst zu Fipps und dann zu Petunia. „Das hört sich doof an, aber ich träume immer wieder von einem ganz bestimmten Buch.“

„Ein Buch? Ach so.“ Fipps nahm den Legostein wieder und setzte ihn als Zinne auf sein Vampirschloss. „Dann schau doch mal in der Bibliothek unten. Der ganze Raum ist voller Bücher.“

Tatsächlich gab es in der alten Villa, in der Petunia seit Kurzem mit ihren Eltern wohnte, eine Bibliothek. Und das war nicht die einzige Besonderheit ihres neuen Zuhauses. Die Villa wurde auch Spuk-Villa genannt. Nicht nur, weil sie in der Nähe eines mysteriösen Waldes stand, um den jeder Bewohner aus Nebelspukhausen einen großen Bogen machte, sondern auch, weil man sich die schauerlichsten Geschichten über dieses alte Haus erzählte. Es würden dort Dinge geschehen, die einen nicht mehr schlafen ließen.

„Von was für einem Buch träumst du?“, fragte Petunia.

„Es hat einen speckigen Ledereinband und vorne drauf leuchtet ein wunderschöner, blauer Edelstein.“

„Ein blauer Stein? Hat es auch so eine Lederschnalle dran?“

„Ja! Woher weißt du?“ Fragula sah Petunia eindringlich an.

„Seltsam“ murmelte das Mädchen. „Ich habe heute Nacht auch von so einem Buch geträumt.“

„Okay?“ Fipps Sinne standen sofort auf Empfang. „Ist das eher ein Buch oder ein Notizbuch, in das man etwas hineinschreibt?“

„Keine Ahnung“, murmelte sie.

„Auf jeden Fall hat das etwas zu bedeuten! Ihr träumt sicher nicht ohne Grund beide von diesem Buch!“ Fipps sprang auf. „Wir suchen es!“

„Da müssen wir uns aber beeilen“, meinte Petunia. „Ich habe gehört, wie Mama zu Päonia gesagt hat, dass sie einen Großteil der Bücher für einen guten Zweck spenden will. Dieses Wochenende kommen Helfer vom Ortsverband und holen viele Bücher für den Basar ab.“

Fragula bewegte aufgeregt seine Vampirflügel auf und ab. „Ich spüre wieder dieses Kribbeln! Und eines weiß ich: Wenn´s bei mir kribbelt, geht der Spuk los!“

SPUK IN DER BIBLIOTHEK

Plötzlich hörten die Drei ein lautes Stimmengewirr im Erdgeschoss.

„Wer ist das denn?“, fragte Fipps.

„Hoffentlich sind sie das nicht schon!“ Petunia zeigte ihren beiden Freunden, dass sie leise mitkommen sollten. Auf Zehenspitzen schlichen sie zur Treppe.

„Also mir reicht es jetzt. Ganz ehrlich.“ Petunia erkannte die Frauenstimme, die unten in der Bibliothek schimpfte. Es war Frau Igelhofer, eine Dame des Ortsvereins.

Fipps pirschte sich unauffällig ein paar Stufen die Treppe hinunter und spitzte die Ohren.

„Ich soll hier nur - auf Frau Waldhubers Wunsch hin - die geeigneten Bücher für den Bücherbasar heraussuchen. Aber ich habe den Eindruck, das stört jemanden.“

„Aber wen soll das denn stören?“, erwiderte Päonia Farbenklecks irritiert. Sie war eine Nachbarin, die immer auf Petunia aufpasste, wenn ihre Eltern auf Geschäftsreise waren. Päonia Farbenklecks versuchte die Dame vom Ortsverein zu beruhigen. Es war ihr sehr unangenehm, dass Frau Igelhofer inzwischen reichlich genervt war und ihre Arbeit abbrechen wollte.

„Das weiß ich auch nicht. Aber hier bringt ständig jemand die Bücherkisten durcheinander, die ich bereits sortiert habe!“, entrüstete sich die grauhaarige Dame.

„Fragula, du wartest hier!“, bestimmte Petunia.

„Okay.“ Fragula zeigte sich verständnisvoll. „Dann dreh ich eben inzwischen eine Runde durch den Wald und schnappe frische Waldluft!“

„Gute Idee! Es dauert auch bestimmt nicht lange.“ Petunia öffnete das Fenster im Vorraum des ersten Stockes. Das Vampirkätzchen glitt elegant wie ein Falke hinaus in die Lüfte. Petunia schloss das Fenster wieder und schlenderte mit Fipps die Treppe hinunter, als ob nichts gewesen wäre.

Die beiden Kinder stellten sich in den Türrahmen zur Bibliothek. „Warum habt ihr eigentlich so viele Bücher?“, wollte Fipps wissen.

„Naja, meine Eltern haben alle Bücher ihres bisherigen Lebens in die Regale sortiert. Aber nicht nur das, sogar die Vorbesitzer dieses Hauses haben ihrer Bücher zurückgelassen.“

„Komisch. Aber hier müssen echt welche weg. Die Regalbretter biegen sich schon durch, wie mein großes Lineal, wenn ich im Unterricht damit spiele.“ Fipps grinste. „Und ich kann dir sagen: Irgendwann macht es knack und es ist kaputt.“

„Petunia, wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst deine Finger von den Kisten lassen. Darin sind keine Kinderbücher!“, hörte Petunia auf einmal Frau Farbenklecks sprechen. Diesen strengen Tonfall kannte sie gar nicht von ihr. Im ersten Moment beschlich Petunia das Gefühl, dass sie wieder einmal für etwas die Schuld bekam, das sie nicht getan hatte. Aber ihre innere Stimme sagte ihr, dass sie hier mitspielen sollte.

„Tut mir leid“, sagte sie und sah betreten zu Boden.

Frau Igelhofer schüttelte verächtlich den Kopf und schnaubte: „Das kommt eben dabei heraus, wenn Kinder zu viel allein sind.“ Die Dame schnappte ihren Regenschirm und fügte hinzu: „Ich schicke morgen zwei Helfer, die die Kisten abholen. Auf Wiedersehen!“ Eilig und mit finsterer Miene verließ sie das Haus.

Päonia Farbenklecks sank erschöpft auf dem Klavierhocker nieder. „Das tut mir so leid für Frau Igelhofer. Sie kümmert sich um den ganzen Basar und jetzt muss sie sich auch noch mit uns ärgern.“

Petunia zuckte mit den Schultern.

„Aber danke, Petunia, dass du mitgespielt hast. Ich wusste in dem Moment nicht, was ich Frau Igelhofer sagen sollte. Ich konnte ihr doch nicht sagen, dass es hier … spukt.“ Die letzten Worte flüsterte sie.

„Wo spukts?“ wiederholte Fipps.

„Du hast schon richtig gehört“, sagte Päonia. „Gut, dass du hier bist. Du kannst uns gleich helfen die Bücher zu sortieren.“

Wenn es ums Sortieren oder Aufräumen ging, hatte Fipps normalerweise sofort eine passende Ausrede parat. Aber diesmal war die Sache anders: Fipps wollte das Buch mit dem blauen Stein unbedingt finden. Vielleicht sogar als Erster. Also sagte er nur: „Das wird anstrengend, aber ich bin dabei!“

„Also nichts wie ran! Wir müssen hier wieder Ordnung reinbringen. Es ist mir ein Rätsel wie alle Stapel durcheinandergeraten konnten.“ Päonia wandte sich an Petunia. „Im Arbeitszimmer deiner Mutter müssen noch leere Kartons stehen. Holt die bitte schnell!“

„Okidonki!“, rief Fipps und polterte sofort mit Petunia die Treppen hoch in den ersten Stock.

Petunia warf noch schnell einen kurzen Blick in ihr Zimmer. „Fragula ist noch nicht zurück“, sagte sie. Dann verschwand sie mit Fipps im Arbeitszimmer ihrer Mutter.

KLAVIERSPIEL OHNE SPIELER?

Sie schnappten sich so viele Kartons, wie sie tragen konnten. Voll beladen verließen sie das Arbeitszimmer. Auf einmal blieben sie andächtig stehen. Aus der Bibliothek ertönte ein bravouröses Klavierspiel.

„Päonia kann offenbar nicht nur malen, sondern auch super Klavier spielen“, meinte Petunia begeistert.

„Allerdings.“ Fipps dämpfte die Stimme. „Vielleicht hat meine Klavierlehrerin doch recht und ich müsste einfach mal mehr üben.“

„Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung!“ Petunia grinste über beide Ohren.

„Ach egal!“ Den Gedanken mehr Klavier zu üben, verwarf Fipps schnell wieder. „Jetzt suchen wir erst mal das Buch mit dem blauen Stein!“

Plötzlich ging die Türe zum Badezimmer auf. Päonia stand vor ihnen und war damit beschäftigt ihre Haare mit einer Haarklammer hochzustecken. Die beiden Kinder starrten Päonia an.

„Wir dachten, du bist unten“, murmelte Fipps.

„Unten? Nein, wieso?“, sagte die Kinderfrau. „Wer von euch hat denn da gerade so wunderbar Klavier gespielt?“

Petunia brachte kein Wort über ihre Lippen. Sie spürte, wie eine Grusel-Gänsehaut ihren ganzen Körper überzog.

„Keiner von uns!“, stammelte Fipps. Schlagartig wurde Frau Farbenklecks leichenblass. Sie wussten alle, dass in diesem Haus eigenartige Dinge vor sich gingen. Aber musste ausgerechnet heute, wo Petunias Eltern nicht da waren …

Unangenehme Gedanken an Einbrecher wirbelten in ihren Köpfen umher.

ʻHoffentlich liegt nicht wirklich ein böser Fluch auf dem Hausʼ, dachte Fipps insgeheim.

„Vielleicht hätte ich mir von meiner Freundin aus Siebenbürgen nicht so viele Grusel-Geschichten erzählen lassen sollen.“ Frau Farbenklecks versuchte locker zu klingen. Aber es gelang ihr nicht. Sie sah sich kurz um. Dann sagte sie:

„Ihr bleibt hier oben. - Petunia, du holst das Telefon aus dem Arbeitszimmer. Fipps, wenn ich schreie, wählst du die 110!“

„Die Polizei?“ Fipps kannte die Nummer. Aber jetzt war plötzlich alles so echt. Ihm fiel nicht mal mehr ein, was er in der Schule gelernt hatte: „Was soll man da nochmal alles sagen?“

Aber er erhielt keine Antwort. Petunia war bereits im Arbeitszimmer verschwunden, um das Telefon zu holen. Frau Farbenklecks schnappte sich Herrn Waldhubers große, schwarze Taschenlampe, die auf der Kommode ein verlassenes Dasein führte.

„Die funktioniert nicht, die Batterien sind leer!“, flüsterte Petunia, die gerade aus dem Arbeitszimmer zurückkam.

„Nur für alle Fälle“, murmelte Frau Farbenklecks und schwang den schwarzen Gegenstand bedrohlich durch die Luft. Fipps nickte. Petunia sah im Geiste ihre Kinderfrau schon wegen Körperverletzung im Gefängnis sitzen.

Mit weichen Knien stieg Päonia Stufe für Stufe die knarzende Treppe hinunter. In dem Moment wurde Fipps bewusst, dass die Treppengeländer in Gruselfilmen genauso aussahen, wie dieses hier!

„Da nimm!“ Petunia streckte ihrem Freund das Telefon hin. Sie war heilfroh, dass sie diese Aufgabe nicht übertragen bekam. Wie gelähmt standen die beiden Kinder im dunklen Flur des ersten Stockes. Ihre Herzen klopften. Ausgerechnet heute war es nachmittags schon so dunkel, dass man eigentlich Licht benötigte.

Das Warten kam ihnen wie eine Ewigkeit vor. Noch immer kein Lebenszeichen von Päonia.

„Ich höre nichts“, flüsterte Petunia.

Fipps zuckte mit den Schultern. Er spürte, dass sich seine Muskeln vor lauter Anspannung verkrampften. „Sie hat gesagt, wir sollen hier warten!“, sagte er knapp.