Der Akademisierungswahn - Julian Nida-Rümelin - E-Book

Der Akademisierungswahn E-Book

Julian Nida-Rümelin

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Beschreibung

Die deutsche Bildungspolitik ist auf dem Holzweg: Die berufliche Bildung wird vernachlässigt. Im Gegenzug wird die akademische Bildung immer beliebiger und flacher. Anerkennung und Respekt vor dem dualen Ausbildungssystem, um das Deutschland in der ganzen Welt beneidet wird, schwinden immer mehr. Mit klaren Worten und eindeutigen Fakten zeigt Julian Nida-Rümelin auf, wie gefährlich der aktuelle Akademisierungstrend ist, der am Ende sowohl die berufliche als auch die akademische Bildung beschädigen wird. Dabei sind beide Ausbildungen zwar unterschiedliche, aber gleichwertige Wege zu einem gemeinsamen Ziel: jede Person nach ihren Begabungen und Interessen zu bilden. Noch ist es nicht zu spät. Nida-Rümelin zeigt Perspektiven für eine Korrektur des bereits eingeschlagenen Weges auf. Denn es gibt erstaunlich effektive Stellschrauben, über die jedoch nicht allein der Staat verfügt, sondern auch die Wirtschaft, die Gewerkschaften und vor allem diejenigen, die die Bildung durch eigene Berufspraxis und Lebensentscheidungen tragen: die Lehrenden und Lernenden.

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Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Einführung
Erster Teil: Grundlegung
Kapitel I: Ein verhängnisvoller bildungsökonomischer Irrtum
Kapitel II: Bildung und Beruf
Kapitel III: Persönlichkeitsbildung
Kapitel IV: Vielfalt der Bildungswege
Kapitel V: Einheit und Vielfalt der Bildung
Kapitel VI: Demokratie und Bildung
Zweiter Teil: Zur Krise beruflicher Bildung
Kapitel VII: Der Irrtum des Intellektualismus
Kapitel VIII: Verwissenschaftlichung beruflicher Bildung
Kapitel IX: Kreativität und Innovation
Kapitel X: Deutsche Bedingungen
Kapitel XI: Quantitäten
Kapitel XII: Respekt
Dritter Teil: Zur Krise akademischer Bildung
Kapitel XIII: Das Erfolgsprojekt Humboldt-Universität
Exkurs
Kapitel XIV: Das Scheitern des Bologna-Prozesses
Kapitel XV: Vielfalt der Wissenschaftskulturen
Kapitel XVI: Europäisierung und Globalisierung akademischer Bildung
Kapitel XVII: Quantitäten
Kapitel XVIII: Respekt
Fazit
Anmerkungen
Anhang
Der nächste Bildungsnotstand
Bildungspolitik auf Abwegen
»Wir sollten den Akademisierungswahn stoppen«
Tabellen I & II
Der Autor
Impressum

Vorwort

Am 1. September 2013 erschien ein Interview in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, in dem ich mich mit deutlichen Worten gegen den grassierenden »Akademisierungswahn« gewandt habe.1 Entgegen früheren öffentlichen Stellungnahmen von mir, die in eine ähnliche Richtung gingen2, hatte diese ein unerwartet starkes Echo: Bei der CDU-Bildungsministerin Johanna Wanka und der SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles schon am Tage darauf ein kritisches, im Verlaufe der nächsten Tage und Wochen aber auch ein zunehmend positives. Der damalige österreichische Bildungsminister Karlheinz Töchterle schrieb mir einen Brief und betonte seine große Übereinstimmung mit meiner Auffassung, ebenso der Bundesverfassungsrichter Andreas Voßkuhle in einem kurzen mündlichen Austausch, auch die Konrad-Adenauer-Stiftung schloss sich im Wesentlichen dieser Meinung in einem Papier an, das einige Wochen später erschien.3 Sowohl aus den Gewerkschaften als auch aus dem Bereich der mittelständischen Unternehmen kamen überwiegend positive, vereinzelt auch negative Stellungnahmen mit einer interessanten Tendenz: Zustimmung von Seiten der Praktiker, insbesondere der Personalverantwortlichen, Widerspruch von Seiten der Bildungsabteilungen.

Mit diesem Essay möchte ich meine Überzeugung, dass wir uns auf einem gefährlichen Weg befinden, der am Ende sowohl die akademische als auch die berufliche Bildung beschädigen könnte, in einen größeren Zusammenhang stellen. Dies knüpft an meine Philosophie einer humanen Bildung an, die, 2013 ebenfalls bei der edition Körber-Stiftung erschienen, den überwiegend technokratisch ausgerichteten Bildungsreformen der jüngsten Vergangenheit eine inhaltliche Bildungskonzeption entgegenstellte. Dieser Essay zum Akademisierungswahn kann jedoch ohne Kenntnis der Philosophie einer humanen Bildung gelesen und verstanden werden. Die wichtigsten philosophischen Grundlagen entwickle ich im ersten Teil, um dann darauf aufbauend im zweiten und dritten die Doppelkrise beruflicher und akademischer Bildung zu erörtern. Es bleibt aber nicht lediglich beim Befund: Zunächst geht es mir um eine klare Sicht auf die zuletzt eingetretenen Veränderungen und die Gefährlichkeit des aktuellen Trends, um dann aber – optimistisch – Perspektiven für eine Korrektur dieses Weges aufzuzeigen. Es gibt erstaunlich effektive Stellschrauben. Über diese verfügt nicht einfach der Staat, dazu ist das Bildungswesen in Deutschland zu pluralistisch verfasst, sondern auch die Wirtschaft, die Gewerkschaften und vor allem diejenigen, die die Bildung durch eigene Berufspraxis und Lebensentscheidungen tragen: Die Lehrenden und Lernenden. An diese richtet sich dieser Essay in allererster Linie, aber auch an die Fachleute aus dem Bildungswesen: An Lehrerinnen und Lehrer, Verantwortliche in den Ministerialverwaltungen, bei den Kammern, den Gewerkschaften und Wirtschaftsverbänden, in der Hochschulpädagogik und Bildungsforschung

Dies ist der Essay eines Philosophen, aber auch eines durchaus besorgten Bürgers. Es will Denkanstöße geben, nicht Rezepte formulieren. Eine Korrektur des aktuellen Trends im Bildungswesen wird nur in enger Kooperation zwischen Theorie und Praxis möglich sein. Ich würde mir wünschen, dass dabei die Reflexion darüber, was – akademische und berufliche – Bildung unter zeitgenössischen Bedingungen ist und soll, eine größere Rolle spielt als bisher. Mit diesem Essay will ich keinen Meinungskampf gewinnen, sondern Anregungen zu einer weiterführenden Debatte und zu einer veränderten Bildungspraxis geben.

Ein besonderer – anonymer – Dank geht an die Präsidenten und Rektoren von siebzehn führenden deutschen Universitäten, mit denen ich im Rahmen eines Forschungsprojektes, das von PricewaterhouseCoopers durchgeführt wurde, in den Jahren 2012 und 2013 intensive und ergiebige Gespräche zur Sicht der Hochschulleitungen auf die aktuellen Bologna-Reformen und die Exzellenzinitiative führen konnte.4 Die hier vorgestellte kritische Sicht auf die Entwicklung der Hochschulbildung in Deutschland ist meine eigene, mit ihr stehe ich aber keineswegs allein.

Ebenso danke ich den Industrie- und Handels- sowie den Handwerkskammern, die mir Gelegenheiten zur Vorstellung meiner Thesen gegeben haben. Der Gedankenaustausch dazu – und die überraschend große Übereinstimmung – haben mich bestätigt, diesen Essay zu verfassen.

Ich danke der Körber-Stiftung – dort besonders Matthias Mayer und Bernd Martin – für die Unterstützung dieses Projektes (auch in Form von Veranstaltungen), Niina Zuber für Recherche und Redaktion sowie den Veranstaltern und Teilnehmenden meiner Vorträge zu Bildungsfragen in den vergangenen Monaten für wichtige Denkanstöße, Kritik und Bestätigung.

München, im September 2014

Julian Nida-Rümelin

Einführung

Eine der meistzitierten Äußerungen eines Philosophen lautet: »Die Eule der Minerva beginnt erst mit der einbrechenden Dämmerung ihren Flug.« Die Formulierung stammt von Georg Wilhelm Friedrich Hegel5 und soll besagen, dass sich die Philosophie (oder generell die Weisheit) immer erst dann einstellt, wenn der Gegenstand der philosophischen Erkenntnis schon seinen Abend erlebt, also im Verfall begriffen ist. Die Nikomachische Ethik des Aristoteles könnte man als einen besonders faszinierenden Beleg für diese These heranziehen: Aristoteles (384–322 v.Chr.) entwickelt seine politische Philosophie, in der das Leben in einer Polis, einem Stadtstaat, als das allein menschengemäße beschrieben wird, in der Endphase der griechischen Polis-Kultur und ist, wenn man so will, an ihrem Untergang sogar persönlich beteiligt. Denn schließlich weilte Aristoteles über Jahre am Hof des Makedonier-Königs Philipp (382–336 v.Chr.) und war Erzieher seines Sohnes, des späteren Alexander des Großen (356–323 v.Chr.). Philipp aber erobert Griechenland, sein Sohn errichtet eines der größten Reiche der Geschichte mit einer an asiatische Traditionen angelehnten Herrschaftsform. Die Zeit der mehr oder weniger autonomen Stadtstaaten, in der die freien Bürger ihre Geschicke selbst in die Hand nehmen– und somit die erste Phase der Demokratie in unserem Kulturkreis–, ist damit beendet. Aristoteles scheint jedoch diesen bevorstehenden Niedergang nicht geahnt zu haben. Mit keinem Wort erwähnt er eine mögliche Gefährdung der griechischen Stadtstaaten oder erörtert den sich abzeichnenden Loyalitätskonflikt zwischen makedonischem Königshaus und athenischer Bürgerschaft. Der griechische Stadtstaat scheint für ihn die einzig denkbare humane Lebensform zu sein.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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