Die Tote am Lago Maggiore - Bruno Varese - E-Book
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Die Tote am Lago Maggiore E-Book

Bruno Varese

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Beschreibung

Ein verhängnisvolles Unglück am traumhaft schönen Lago Maggiore: Matteo Bassos erster Fall Am italienischen Ufer des Lago Maggiore, wo die Frühlingssonne das klare Wasser wärmt, versucht Matteo Basso vergeblich, seinen ersten Fisch zu fangen. Der ehemalige Mailänder Polizeipsychologe hat seinen Job an den Nagel gehängt und ist zurückgekehrt nach Cannobio, um die Macelleria seiner verstorbenen Eltern zu übernehmen. Am Wochenende soll das große Oldtimer-Rennen stattfinden und Gisella ihm bei den Salsiccia-Kreationen helfen, die ihm leider noch regelmäßig misslingen. Doch dann wird Gisellas Leiche am Ufer des Sees gefunden. Man vermutet, sie sei ertrunken. Matteo glaubt nicht an einen Unfall, denn Gisella war eine exzellente Schwimmerin. Er ermittelt auf eigene Faust. Warum wollte sie ihn in der Nacht zuvor so dringend sprechen? Und was hatte sie mit Maldini, dem windigen Gran Signore aus Stresa, zu tun? Als es beim Autorennen zu einem mysteriösen Unglück kommt und Matteo selbst in Gefahr gerät, ahnt auch Kommissarin Zanetti, dass sie es mit einem verzwickten Fall zu tun haben. Die aufreibenden Ermittlungen führen die beiden bis ins luxuriöse Mailand und tief in die Geschichte der Region. Entdecken Sie den Lago Maggiore auf den Spuren von Matteo Basso: Zur Krimireise in Kooperation mit Maggioni Tourist Marketing.

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Seitenzahl: 358

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Bruno Varese

Die Tote am Lago Maggiore

Ein Fall für Matteo Basso

Mit Karten von Oliver Wetterauer

Kurzübersicht

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Titelseite

Inhaltsverzeichnis

Über Bruno Varese

Über dieses Buch

Impressum

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Inhaltsverzeichnis

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

Inhaltsverzeichnis

1

Jetzt. Matteo atmete einmal. Atmete zweimal. Vorsichtshalber holte er noch ein drittes Mal Luft. Dann drehte er, behutsam, Millimeter für Millimeter, die Kurbel. Die Augen als könne das die Intensität dieses Augenblicks noch einmal steigern geschlossen, hörte er, wie das Wasser in unregelmäßigen kleinen Wellen gegen die Steine am Ufer schwappte, und darüber, etwas heller, das feine Surren der sich aufrollenden Schnur.

Plötzlich ruckte es, die Kurbel blockierte. Matteo stutzte, öffnete die Augen und sah, dass sich der Köder zwischen zwei Steinen verfangen hatte. Das Wasser des Lago Maggiore, dessen Klarheit ihn jeden Morgen aufs Neue überraschte, ließ wenig Möglichkeiten, den Misserfolg schönzureden. »Porca miseria«, murmelte Matteo und zerrte ungeduldig an der Rute, mit dem Ergebnis, dass die Sehne riss. Er seufzte, stellte die Angel zur Seite und lehnte sich an den Olivenbaum, der in einer fast schon artistisch anmutenden Krümmung um die felsige Böschung herum seinen Weg in Richtung Himmel gefunden hatte.

Das Aufschnappen des Zippos besserte seine Laune augenblicklich, der erste Zug an der Futura noch mehr. Matteo behielt den Rauch für ein paar Sekunden im Mund, bevor er ihn in die Lungen sog. Warum die Menschen nur alle diesen amerikanischen Einheitsbrei rauchten. Wahrscheinlich hatten die meisten die gute alte Futura noch nicht einmal probiert. Oder auch nur geschnuppert. Sie roch leicht derb, zugegeben, aber wie schön war es dann, ihren würzigen Geschmack auf der Zunge zu spüren. Der Tabacchi an der Piazza von Cannobio zählte zu den wenigen Läden, die immer eine stattliche Menge Futura im Sortiment hatten. Das musste so bleiben, und wenn Matteo die Bestände Monat für Monat selbst aufkaufte.

Er nahm einen zweiten Zug und blickte zum gegenüberliegenden Ufer des Lago, das in jenes für diese Tageszeit typische diesige Licht getaucht war. Den Bergen verlieh der nur vage angedeutete Nebel stets etwas Unwirkliches. Unwillkürlich verspürte man den Reflex, sich die Augen zu wischen, als wäre der sanfte Schleier, der über den Hängen lag, in Wirklichkeit nur Tränenflüssigkeit, die sich auf der eigenen Netzhaut gesammelt hatte.

Hinter den Gipfeln, die durch ihren üppigen Bewuchs mit Esskastanien, Traubeneichen und Buchen zart gewellt erschienen, tatsächlich aber genauso schroff und zerklüftet waren wie die Täler auf dieser Seite des Sees, stieg die Sonne wie ein forscher, ein wenig zu hart konturierter Ballon erstaunlich schnell auf, und noch ehe sie sich in voller Größe am hellblauen Horizont abzeichnete, umspielten erste wärmende Sonnenstrahlen Matteos Gesicht.

Es versprach, ein schöner Maitag zu werden. Vom Unwetter der vorangegangenen Nacht war nichts mehr zu spüren. Nur ein paar Zweige, die auf dem Wasser trieben, erinnerten daran, wie vor wenigen Stunden der Sturm durch die Dunkelheit gepeitscht war. Ob die Fische nach so einem Unwetter tiefer als üblich schwammen? Matteo musste sich eingestehen, dass er keine Ahnung von den Gewohnheiten der Seebewohner hatte. Sei es drum. Vielleicht sollte ein Fleischer ohnehin nicht angeln. Vielleicht war es ganz einfach nicht das Los eines Fleischers, Fische zu fangen. Es hieß zwar Chi dorme non piglia pesce, aber nur früh aufzustehen genügte ganz offensichtlich nicht, um einen Fisch an den Haken zu bekommen.

Auf den hinteren Bergspitzen, auf der Schweizer Seite, über San Nazzaro, lag noch Schnee. Matteo schüttelte sich, nahm einen letzten Zug von seiner Zigarette und schnippte sie ins Wasser, was er sofort bereute. Vor Kurzem erst hatte Cannobio wieder die Erlaubnis erhalten, auch in dieser Saison die blaue Flagge zu hissen, eine Auszeichnung für Gegenden mit besonders hoher Wasserqualität. Nicht an allen Stellen des Sees, der sich über mehr als sechzig Kilometer erstreckte, herrschten noch diese paradiesischen Zustände. Aber außer zwei Haubentauchern gab es keine Zeugen für seinen Fauxpas. Was sich an schlechten Angewohnheiten während mehr als zwei Jahrzehnten Großstadtleben eingeschlichen hat, das legt man nicht in ein paar Monaten ab, dachte Matteo.

Ein Geräusch lenkte seine Aufmerksamkeit auf die winzige Bucht zu seiner Rechten, ein kleiner Streifen Kies eigentlich nur, bevor die steile, steinerne Böschung ansetzte. Eine Wasserschlange hatte einen kleinen Barsch aus dem See gezogen und versuchte nun, sich windend und unter beharrlicher Anstrengung, den Fisch so zurechtzulegen, dass sie ihn verschlingen konnte. Blitzschnell schlängelte sie sich von einer Seite auf die andere und schlug den Fisch, der sich in nicht unbegründeter Todesangst zu wehren schien, auf die glatt geschliffenen Ufersteine.

Oder war der Kampf schon vorüber? War der Fisch längst tot und nur das Hin- und Hergeworfenwerden durch die Schlange gab seinem kleinen, glänzenden Körper einen letzten, trügerischen Anschein von Lebendigkeit? Fasziniert und mit einem Hauch von Abscheu beobachtete Matteo das Spektakel, als die Schlange plötzlich innehielt. Mit einer Eleganz, die mit dem vorhergehenden Kampf wenig gemeinsam hatte, glitt sie rückwärts, den Fisch halb im Schlund, und entzog sich Matteos Blick, indem sie unter der Wurzel einer Kamelie verschwand, die ein Stück weit aus der Böschung hinausgewachsen war und unter die das Wasser einen kleinen Hohlraum gespült hatte.

»Recht hast du«, murmelte Matteo. »Jeder muss tun, was er tun muss. Auch wenn es nicht immer schön ist.« Die Zeiger seiner Courage, an der er nicht nur wegen ihres aufmunternden Namens sehr hing, auch wenn das Armband eigentlich längst hätte ausgetauscht werden müssen, erinnerten Matteo daran, dass es Zeit zum Aufbruch war. Es gab eine Menge zu tun heute.

Übermorgen fand zum ersten Mal das Oldtimer-Rennen statt, das nach dem Vorbild der berühmten »Mille Miglia« vom Tourismusverband und den Betreibern der Grandhotels ins Leben gerufen worden war, um gut betuchte Gäste an den See zu locken. Schon seit ein paar Tagen hatte Matteo immer wieder herrliche Wagen vorbeifahren sehen. Ein silberner Porsche 356 Speedster hatte ihn besonders beeindruckt. Dennoch. Was für ein Unsinn, das alles. Wenn jemand die Leidenschaft für alte Autos teilte, dann war es Matteo. Aber eine Liebe, die genoss man doch für sich allein. Er sah diese Lackaffen-Parade schon vor sich, je teurer die Autos, desto unerträglicher waren vermutlich ihre Chauffeure. Doch die Veranstaltung schien ein Erfolg zu werden, über dreihundert Teilnehmer aus ganz Europa hatten sich, wie er im Corriere gelesen hatte, angemeldet.

Unglücklicherweise hatte er sich vor einiger Zeit von Gisella überreden lassen, am Sonntag an der Strecke einen Stand aufzustellen und Würste und Koteletts zu verkaufen. »Matteo, du bist ein Sturkopf«, hatte Gisella lachend gesagt, als er ihr die Idee hatte ausreden wollen. »Du bist Fleischer, so viele Feste gibt es hier nun auch wieder nicht. Das wird ein großer Spaß. Und außerdem«, und dann hatte sie ihm auf übertrieben verschwörerische Weise zugezwinkert, »werden wir einen herrlichen Reibach machen.«

»Wir?«, hatte Matteo gefragt. Spätestens damit hatte er sich natürlich geschlagen gegeben. Allerdings hatte er auch seine Bedingungen gehabt: An den Stand würde er sich nicht stellen. Auf gar keinen Fall. Er würde gemeinsam mit Gisella alles vorbereiten, dann aber lediglich in der Macelleria ausharren und für Nachschub sorgen. Wobei er sich nicht nur bei dieser Gelegenheit gefragt hatte, ob er nicht besser beraten sei, Gisella die Vorbereitungen allein treffen zu lassen.

Ihre Kochkünste, die das Kreieren immer neuer Salsiccia-Mischungen einschlossen, waren ein Geschenk. Im Vergleich dazu kam Matteo sich nach den paar Monaten, die er den kleinen Laden nun betrieb, immer noch täppisch vor. Wenn Gisella hin und wieder bei ihm aushalf und er beobachten konnte, wie sie mit entschiedenen, aber nie groben Bewegungen die Kräuter hackte, die Gewürze abmaß oder das Fleisch in den Wolf füllte, dann hatte er immer den Eindruck, dass das Geheimnis in der natürlichen Selbstverständlichkeit lag, die ihren Gesten anhaftete. Jetzt, nachdem sein eigenes Leben diese Selbstverständlichkeit verloren hatte, nahm er sie in solch kleinen Verrichtungen des Alltags mit aller Deutlichkeit wahr.

Matteo warf einen letzten bedauernden Blick auf die Stelle auf dem See, an der immer noch der orange leuchtende Schwimmer von seinem Missgeschick zeugte es war der dritte innerhalb von zwei Wochen, den er einbüßte, von den teuren Ködern ganz zu schweigen. Dann goss er, wie jeden Morgen, das Wasser aus dem ansonsten leeren Eimer und verstaute ihn, wie jeden Morgen, gemeinsam mit der Angel in der schmalen Felsspalte hinter dem Olivenbaum.

Und wie jeden Morgen war Matteo ein wenig erleichtert. Vielleicht weil er einen Grund hatte, morgen früh, bevor er die Rollläden seiner Macelleria hochzog und bevor das Leben im Ort erwachte, wieder hierherzukommen und seine Gedanken auf der weiten ruhigen Oberfläche des Sees dahintreiben zu lassen.

Womöglich war seine Erleichterung aber auch einfach nur darauf zurückzuführen, dass er gar nicht recht gewusst hätte, was er mit einem Fisch hätte anfangen sollen, der ihn aus traurigen Augen ansah und an einem Haken zappelte, der sich ihm schmerzhaft, anders konnte Matteo es sich gar nicht vorstellen, in den Kiefer gebohrt hatte.

Halbherzig dekorierte Matteo auch noch den Ast, den vermutlich ein länger zurückliegendes Gewitter vom Baum gerissen hatte, vor die Felsspalte. Obwohl es sehr unwahrscheinlich war, dass jemand außer ihm das Ufer an dieser Stelle hinuntersteigen und die Spuren seines morgendlichen Rituals entdecken und sich womöglich künftig zu ihm gesellen wollen würde, sodass es vorbei wäre mit seiner Ruhe.

Es gab zahlreiche Stellen, an denen man leichter ans Wasser gelangen konnte. Abgesehen davon würde man den Garten seiner Macelleria durchqueren müssen, der zwar nicht offiziell sein Garten war, sondern eigentlich der Gemeinde gehörte. Aber durch die kleine Terrasse mit der von Wein bewachsenen Granitstein-Pergola, die sein Vater vor Jahren mit Steinen aus den Bergen hinter dem kleinen weiß getünchten Haus angelegt hatte, sah es noch einmal mehr danach aus, als ob es sich um ein privates Refugium handelte. Bisher hatte auch noch niemand dagegen protestiert. Weshalb auch? Der Lago und die Bergwelt, die unmittelbar an seinem Ufer begann, boten mehr als genug Platz. Hier musste niemand jemand anderem ein Stück Natur streitig machen. Anders als auf den winzigen grünen Inseln in den Städten oder weiter südlich am Mittelmeer, wo jedes Strandstück fein säuberlich abgemessen und tageweise vermietet wurde.

Bevor er hinaufstieg, besann Matteo sich noch einmal kurz und tastete nach dem Kästchen mit den Haken. So gut wie leer. Er unterdrückte ein Seufzen. Er hatte den Eindruck, dass er, gemessen an der Tageszeit, schon mehr als genug geseufzt hatte für heute. Und gemessen daran, wie er sich noch vor ein paar Monaten gefühlt hatte, ging es ihm in seinem neuen Leben doch ziemlich gut. Selbst an das Zerlegen der Kälberhälften, das Lösen großer Fleischstücke vom Knochen, hatte er sich erstaunlich schnell nicht nur gewöhnt, die Handgriffe, die ihm sein Vater vor einigen Jahrzehnten beigebracht hatte, waren ihm bereits nach kurzer Zeit mit einer Routine von der Hand gegangen, die ihn selbst verwunderte. Selbst wenn er an die Dutzenden Zicklein dachte, die er zu Ostern in festmahltaugliche Braten und Keulen portioniert hatte, schauderte es ihn nicht. Das war Teil einer uralten Tradition, und die Tiere wurden zu eben diesem Zweck geboren, so war das nun mal.

Wer Seelen sezieren kann, der wird es doch mit ein paar Kälberhälften aufnehmen können, der Satz war ihm eingefallen, als er die drei Kartons, die er aus seinem Mailänder Leben mit an den Lago Maggiore genommen hatte, in seinem dreißig Jahre alten Lancia Gamma Coupé verstaut hatte. Dann war er losgefahren, den Blick starr auf die Straße gerichtet. Erst als er sich auf der Autostrada in den Verkehr eingefädelt hatte, hatten sich seine Arme entspannt. Er hatte das Radio eingeschaltet und versucht, ein Gefühl dafür zu bekommen, was es bedeutete: nicht die alte Heimat zu besuchen, wie er es in den letzten Jahren hin und wieder gemacht hatte, um seinem alt gewordenen Vater unter die Arme zu greifen, sondern nach Hause zu fahren jetzt, wo sein Vater tot war und er den kleinen Betrieb fortführen wollte.

 

Oben bei der Macelleria angekommen, stellte Matteo fest, dass der Lieferant sich mal wieder verspätete. Wie oft hatte er seinem Vater gesagt, dass dieser Platz kurz vor dem Ortseingang von Cannobio denkbar ungeeignet für eine Fleischerei sei. Auch wenn es nur ein paar Minuten bis ins Zentrum waren, konnte man auf Laufkundschaft kaum zählen, zu wenige Parkplätze gab es noch dazu. Während des Feierabendverkehrs und während der Feriensaison war das Ausparken ein fast halsbrecherischer Akt, weil durch die scharfe Kurve erst im letzten Moment zu erkennen war, ob sich andere Autos oder, noch tückischer, einer der zahlreichen Motorroller näherten. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich hier ein Unfall ereignen würde. Mehr als um seine oder die Gesundheit seiner Kunden sorgte sich Matteo allerdings um die Unversehrtheit seines Autos, das er auf eine lächerliche Weise liebte, auch wenn seine schöne Diva ihn regelmäßig im Stich ließ.

Sein Vater hatte über Matteos Vorbehalte stets nur unbeeindruckt die Lippen geschürzt, sich an das kleine Fenster im Hinterzimmer des Verkaufsraums gestellt und auf den See geschaut. Seit Matteo die Macelleria wiedereröffnet und sich das kleinere der beiden Hinterzimmer leidlich wohnlich eingerichtet hatte, wusste er, warum. Dieser Ausblick wog alles andere auf. Und über mangelnde Kundschaft konnte er sich entgegen seiner Vermutung ebenfalls nicht beklagen.

Matteo setzte sich hinter das Steuer des Lancias. Der Lieferant konnte die Ware in den Vorraum stellen, da war es ausreichend kühl. Er würde nach Cannobio fahren und schauen, ob Gisella schon wach war, dann könnte er sie gleich mit zur Macelleria nehmen. Je früher sie anfingen, desto besser. Dass er bei dieser Gelegenheit auch noch kurz im Salon von Gisellas Schwester Anna vorbeischaute, war da ja eigentlich eine Selbstverständlichkeit.

Matteo fuhr sich durch die Haare und blickte in den Rückspiegel. Eigentlich hatte er es ganz gern, wenn seine Locken ihm in die Stirn und über die Augen fielen, auch wenn er sie bei der Arbeit dann mit einer ziemlich albernen Spange zur Seite klemmen musste. Auf die Haube, die zu tragen ihn der Gesetzgeber verpflichtete, verzichtete er. Madonna mia, sollte ihn doch einer dieser schwachsinnigen Bürokraten anzeigen. Er war Metzger, nicht Chirurg. Hin und wieder aber musste er seine Locken wohl oder übel ein wenig kürzen lassen. Schließlich brauchte er regelmäßig einen Grund für einen Besuch bei Anna. Ihr Salon nämlich hatte den unschlagbaren Vorteil, dass er im hinteren Teil, im Herrensalon, ein zwar nicht üppiges, aber sorgfältig zusammengestelltes Sortiment von Angel- und Jagdartikeln führte. Ein Spleen von Annas Mann Renzo, über den sie regelmäßig und mit zur Schau gestellter Empörung die Nase rümpfte. Aber am Ende hatte Renzo nicht nur den längeren Atem gehabt, sondern auch recht behalten. Das Geschäft florierte. Während man sich im vorderen Teil, dem Damensalon, über die jüngsten Ereignisse im Ort austauschte, wurden im Herrenzimmer, während die Rasiermesser schabten, Fachgespräche über Blinker, Barschspinner und die Effektivität von Weitwurfspulen geführt. Und im Herbst, mit dem Beginn der Jagdsaison, machte Renzo ein nicht unerhebliches Geschäft mit Schrotpatronen und Büchsen. Wie Devotionalien legte er seine Ware in Glasvitrinen aus. Durch die Spiegel in dem kleinen Raum ließen sie sich von fast allen Seiten betrachten. Dank einer gewieften Deckenspiegelkonstruktion, auf die Renzo besonders stolz war, sah man sie sogar, wenn der Kopf für die Rasur weit in den Nacken gelegt werden musste.

 

Die Via Umberto lag noch im Schatten, als Matteo die leicht abfallende Gasse hinunterging. Die Sonne erreichte die engen, mittelalterlich anmutenden Gassen der Altstadt erst um die Mittagszeit, und auch dann bewahrten die alten Gemäuer selbst in den Sommermonaten eine angenehme Kühle. Gisella war Frühaufsteherin, so wie er selbst, auch wenn ihre Veranstaltungen sich oft bis tief in die Nacht zogen. Sicher würde, sobald er klingelte, ihr gut gelauntes Gesicht in einem der oberen Fenster erscheinen.

Gisella hatte sich das Dachgeschoss ausgebaut. Darunter, in der ersten und zweiten Etage, gleich oberhalb des Salons, lebten Anna und Renzo Rosario mit ihrer Tochter. Lisa oder Lara, Matteo konnte sich den Namen einfach nicht merken. Wie alt war sie jetzt? Dreizehn Jahre? Vierzehn? Auf jeden Fall in diesem fürchterlichen Alter, in dem Mädchen nur mit gelangweiltem Gesicht und viel zu dicken Lidstrichen herumliefen. Und selbst diese scheußlichen Balken über den Augen sah man nur in den seltenen Momenten, wenn sich die Gardine aus Haaren, hinter der diese Geschöpfe den Großteil des Tages verbrachten, zufällig einmal lüftete.

Auch auf das zweite Klingeln an Gisellas Tür erfolgte keine Reaktion. Gerade, als Matteo einen Blick durch die Scheibe des Salons werfen wollte, flog die Ladentür auf, und Anna trat hinaus.

»Was tust du um diese Zeit hier?«

Matteo runzelte die Stirn angesichts dieser schroffen Begrüßung.

»Buongiorno, Anna. Ich wollte Gisella abholen. Du weißt doch, wir bereiten heute alles für das Rennen vor.«

»So, tut ihr das.« Anna zog hörbar die Luft ein, und Matteo meinte eine leichte Gänsehaut auf ihrem Oberarm zu sehen. Sie trug ein malvenfarbenes Kleid mit einem Ausschnitt, der gerade tief genug war, um den Ansatz ihrer Brüste nicht sehen, sondern auf verführerische Weise erahnen zu lassen. Anna, wenngleich sie zeitlebens in der schmalen Via Umberto gelebt und gearbeitet hatte, war eine Frau, mit der man sich auch in Mailand sehen lassen konnte. Dass ihre Haare immer in perfekten Wellen um ihr Gesicht lagen, verstand sich von selbst.

»Du klingelst umsonst. Gisella ist nicht da.«

»Verstehe. Ich hatte schon befürchtet, sie durch mein Klingeln ausnahmsweise geweckt zu haben.«

»Vielleicht schläft sie tatsächlich noch«, in Annas Stimme lag Schärfe. Sie senkte den Blick. »Fragt sich allerdings, in welchem Bett.« Brüsk drehte sie sich um und ließ die Ladentür hinter sich so hart ins Schloss fallen, dass die Türglocken erschreckt klirrten. Unschlüssig sah Matteo sich um, dann drückte er die Tür wieder auf, steckte zaghaft den Kopf in den Salon und schob, ebenso zaghaft, seinen hageren Körper hinterher. Anna stand am Waschbecken und befreite eine Bürste von Haaren, indem sie mit schnellen, ungeduldigen Bewegungen einen Kamm über die Borsten fahren ließ.

»Anna, was ist denn?«, setzte Matteo an und versuchte dabei gleichzeitig einen unauffälligen Blick in den hinteren Teil des Ladens zu erhaschen, der durch einen Vorhang aus hölzernen Ketten vom Damensalon abgetrennt war.

Zwischen den Holzschnüren tauchte der Kopf von Renzo auf.

»Meine liebe Frau ist mal wieder davon überzeugt, dass ihre reizende Schwester mit irgendeinem verheirateten Mann eine Affäre angefangen hat«, erklärte er übertrieben theatralisch und gab sich keine Mühe, seinen Spott zu verbergen. »Was für ein Gerede das nur wieder geben wird! Und wie kann es überhaupt sein, dass deine Schwester immer noch nicht unter der Haube ist, stimmt’s, Liebes?«

Offensichtlich war seine Laune ebenso glänzend wie sein kahler Schädel, den er regelmäßig hingebungsvoll mit den verschiedensten Duftölen massierte. Wenn er mit seinen weißen Leinenanzügen und dem polierten Haupt durch die Gassen schlenderte und alle paar Meter zu einem kleinen Schwätzchen anhielt oder einen Gruß in eines der Cafés warf, fühlte Matteo sich immer vage an eine alte Filmlegende erinnert. Und er war sich sicher, dass Renzo es genau auf diese Ähnlichkeit abgesehen hatte.

Matteo kratzte sich hinter dem Ohr und schnupperte: Lavendelöl hatte heute den Weg auf Renzos Kopf gefunden. Dazu mischte sich ein Zitrusduft. Eine Spur zu intensiv für Matteos Geschmack. Aber der Duft würde spätestens verflogen sein, wenn Renzo auf der Piazza angekommen war und für den ersten Blick auf den Lago Maggiore sein Winken und Plaudern unterbrach. Matteo hatte ihn einmal dabei beobachtet. Er war nicht der Einzige, der ein morgendliches Ritual am See hatte. Vielleicht sollte er mal über Renzos Modell nachdenken. Es schien nicht nur unaufwendiger, sondern auch weniger frustrierend als die Angelversuche, die er sich auferlegt hatte.

Matteo zuckte zusammen, als Anna wütend die Bürste ins Regal schleuderte, um sich sogleich die nächste vorzunehmen. »Sie ist die ganze Nacht nicht nach Hause gekommen.«

»Deine kleine Schwester, verehrte Signora Rosario«, rief Renzo, der sich inzwischen den Vitrinen mit den Angelutensilien zugewandt hatte, aus dem hinteren Zimmer, »ist zweiunddreißig Jahre alt. Und, falls du das vergessen haben solltest, sie arbeitet vor allem abends. Da kann es schon mal sein, dass sich eine Veranstaltung in die Länge zieht. Oder auch«, Renzo steckte erneut den Kopf durch den Vorhang, was offenbar vor allem den Sinn hatte, der Pause, die er nun machte, eine gewisse Bedeutung zu verleihen, »dass sie sich nach einer Veranstaltung noch ein bisschen vergnügen möchte. Was ist denn schon dabei?«

»Gisella ruiniert ihren Ruf. Und das weißt du. Im Sommer hüpft sie mit den Touristen am Strand herum und nennt sich Tanzlehrerin. Und statt ein ordentliches Ristorante zu eröffnen, verführt sie allabendlich irgendwelche Gesellschaften mit ihren Kochkünsten. Lässt sich buchen wie eine, eine … du weißt schon.« Annas Stimme klang auf einmal gepresst, sie starrte auf die Bürste in ihrer Hand. »Das kann nicht auf Dauer gut gehen. Ich spüre das.«

Renzo zwinkerte Matteo zu.

»Wen hat deine männerverschlingende Schwester die ich übrigens für gar nicht so männerverschlingend halte, aber bitte sehr denn deiner Meinung nach heute Nacht am Wickel gehabt? Einen gut situierten, aber von seiner Ehefrau vernachlässigten Geschäftsmann? Oder hat sie sich mit deinem Liebling Paolo die Nacht am Strand um die Ohren geschlagen?«

»Was redest du für einen Unsinn!«, fauchte Anna. »Ich mache mir einfach Sorgen. Und hör mir mit diesem Paolo auf, diesem langhaarigen, verzottelten, halb nackten Kerl. Wenn ich an den nur denke, dreht sich mir der Magen um. Wovon lebt der, hast du dir darüber mal Gedanken gemacht? Ich frage dich, muss man sich mit solchen Typen herumtreiben?«

Renzo schüttelte den Kopf, aber nun eher beschwichtigend als belustigt, und verschwand wieder hinter seinem Vorhang. Matteo stand etwas verloren im Raum, dann sagte er Anna, sie solle sich keine Gedanken machen, umarmte sie flüchtig und verließ den Laden. Ohne neue Köder und ohne neuen Haarschnitt. Der Moment war ihm irgendwie ungünstig vorgekommen.

Damit er den Lieferanten nicht ganz umsonst verpasst hatte, machte Matteo noch einen Abstecher in die Via Giovanola, um eine Gazzetta dello Sport zu kaufen. Gegenüber dem Zeitungsladen war Beppo dabei, liebevoll seine Sammlung von Basketballmützen zu ordnen. Was eigentlich nur bedeutete, sie einmal am Knie seines zerbeulten Blaumanns auszuschlagen und wieder auf die Haken zu hängen.

»Ciao Beppo«, rief Matteo und winkte dem alten Mann zu.

»Ciao Matteo, du alter Hornochse. Hast du deine Vollblüter etwa in dieser Herrgottsfrühe anspannen lassen? Die braven Bürger unserer Gemeinde bekommen doch nervösen Reizhusten, wenn sie nicht genügend schlafen.« Beppo imitierte das satte Röhren von Matteos Wagen, das in einen ungeheuren Hustenanfall überging, von dem man nicht ganz sicher sein konnte, ob der nicht vielleicht echt war.

Seit Matteo nach Cannobio zurückgekommen war, ließ er keine Gelegenheit aus, Beppo und seinen zwei Compagnons Luigi und Flavio einen kurzen Besuch in ihrer Werkstatt abzustatten. Mal für einen Plausch, mal, damit sie sich seines störrischen Gefährts annahmen. Oft genug spielte die Zündung des Lancias verrückt oder die Kühlung, die dummerweise unterdimensioniert war, zickte. Was die Männer verband, war die Verachtung, die sie all diesen gesichtslosen Neuwagen entgegenbrachten, die nicht nur teuer und hässlich waren, sondern ihre Fahrer obendrein zu erziehen versuchten, als säßen sie nicht am Lenkrad eines Autos, sondern in der ersten Reihe eines Priesterseminars.

»Das ganze Unheil« Beppo echauffierte sich regelmäßig, wenn sie darauf zu sprechen kamen »begann damit, dass man sich irgendwann anschnallen musste. Und heute fahren die Autos erst gar nicht los, wenn du den albernen Gurt nicht einstöpselst. Und habt ihr gelesen, dass sie das Rauchen verbieten wollen? Ich rauche nicht im Auto, aber ich fange damit an, an dem Tag, an dem die Idioten in Rom das durchsetzen.«

Matteo grinste. Er liebte die drei Alten, die bis spät in die Nacht in ihrer offenen Garage an alten Motorrädern und Autos schraubten. Sie waren nicht einfach Mechaniker, sie waren Koryphäen. Besonders die Kleinwagen aus den 1950er-Jahren, allen voran der Fiat Topolino und sein Nachfolger, der Cinquecento, und die frühen Vespas, hatten es ihnen angetan. All die Fahrzeuge, mit denen sie selbst in jungen Jahren die Gegend unsicher gemacht hatten und mit denen in ganz Italien die Motorisierung der einfachen Leute eingesetzt hatte.

Aber auch den Sportwagen jener Zeit widmeten sie sich mit kindlichem Eifer, und es machte sie glücklich, dass ihnen die Wagen, denen sie früher nur sehnsuchtsvoll hinterherschauen konnten, nun von reichen Sammlern zur Pflege und Restauration angeboten wurden. Aber meistens sagten sie ab. Zu wenig Platz, zu wenig Zeit. Heute aber stand ein 1962er Alfa Romeo Giulietta SZ auf der Bühne. Gerade einmal zweihundertfünfzig Stück gab es davon. Matteo nickte anerkennend und ließ sich von Beppo die Vorzüge einer Aluminiumkarosserie darlegen.

Wenn sie nicht schraubten, saßen die drei Alten in der Sonne vor der Werkstatt und stritten. Nicht ohne unter den Vorbeikommenden um Unterstützer zu buhlen.

Luigi war flammender Kommunist, seit er in den Sechzigerjahren in einer Pariser Wohngemeinschaft untergekommen war. Eigentlich war er einer romantischen Idee folgend nach seiner gescheiterten ersten Ehe nach Paris gegangen, um ein neues Leben als Maler zu beginnen. Zu einem Studienplatz hatte es, ob nun seines Alters oder des Talentes wegen, nicht gereicht. Auch zu einem Atelier auf Montmartre nicht. Immerhin zu einer Anstellung als Hilfskoch in einem Bistrot auf dem Künstlerhügel und eben jenem Studentengeist, der immer noch in ihm loderte.

Flavio hingegen war nicht ganz so flammender Anhänger der Lega Nord, aber doch konservativ genug, um Luigi regelmäßig einen ideologisch verbrämten, hirnlosen roten Deppen zu schimpfen, den Paris seinen letzten Funken Verstand gekostet habe.

Was die Fußballvereine anging, Inter und Juventus, stand es kaum besser. Dabei war die Regel eigentlich einfach: Hier am Westufer des Sees, das zum Piemont gehörte, hielt man zu Juventus, drüben, auf der anderen Seite, in der Lombardei, zu Inter, oder noch schlimmer, zum AC Milano, dem Berlusconi vorsaß, das einzige Amt, das man ihm wohl nicht entreißen konnte. »Aber wer weiß«, pflegte Luigi zu sagen, »ob der saubere Cavaliere nicht auch da schon seit Jahrzehnten die Schiedsrichter besticht«, was Flavio stets die Zornesröte ins Gesicht trieb. »Und du meinst also, die Angellis wären einen Deut besser? Hurensöhne, allesamt, aber Berlusconi hatte wenigstens ein Herz für die kleinen Leute. Er ließ sie leben, statt sie mit sinnlosen Gesetzen zu gängeln, wie dieser Renzi. Der kommt doch auch aus deinem Stall.«

Nur Beppo hielt sich bedeckt, was seine Überzeugungen anging. Was ihn jedoch nicht daran hinderte, sich an jeder Auseinandersetzung lautstark zu beteiligen. Seine eigentliche Leidenschaft gehörte, neben den Motoren, seinen Mützen und der heiligen Maria. Jeden Morgen zündete er in San Vittore eine Kerze für sie an.

»Bringst du mir später ein, zwei Koteletts mit, schön abgehangen? Für das Rennen am Sonntag muss ich eine gute Grundlage haben«, rief Beppo Matteo nach, als er sich verabschiedet hatte. Matteo drehte sich noch einmal um.

»Fährst du denn mit?«

Beppo schüttelte den Kopf. »Nein, aber Maldini, dem dieser Prachtwagen gehört, den er leider gleich wieder abholen wird. Zu schade.« Er ließ die Hebebühne herunter und streichelte zärtlich über die Motorhaube des Alfa Romeos.

»Ich habe Maldini versprochen, morgen die Strecke mit ihm abzufahren. Von hier aus den See entlang, hoch ins Ossolatal, vorbei am Lago di Mergozzo, ins Valle Vigezzo und dann übers Valle Cannobina zurück nach Cannobio. Im Valle Cannobina gibt es eine Bergprüfung. Dafür wird Sonntag sogar die Straße gesperrt. Wusstest du das? Wer die Kurven nicht kennt, hat auch mit dem besten Rennwagen keine Chance. Also gebe ich dem werten Herrn ein bisschen Nachhilfe.«

»Wie selbstlos du bist, mein Lieber, ich staune!«

Beppo winkte großmütig ab.

»Sonntag setze ich mich dann gemütlich mit meinem Liegestuhl an die Strecke und gucke mir an, was die Stümper sich zusammenfahren. Professionelles Zuschauen ist eine ganz eigene Disziplin, das würdest du wissen, wenn du nur einen Fingerbreit Ahnung von Sport hättest. Oder von Autos. Oder vom Essen. Deine Salsiccia taugen ja immer noch nichts. Sie schmecken, als würdest du als Hauptzutat einmal kräftig reinspucken. Hat dir dein Vater denn gar nichts beigebracht?«

»Va bene. Aber du weißt ja, dass ich dir irgendwann mal ein paar Gramm Zyankali untermische«, lachte Matteo.

»Was meinst du, warum ich Koteletts nehme und nicht Salsiccia«, Beppo wieherte vor Vergnügen.

Die Zeitungshändlerin schüttelte missbilligend den Kopf. Matteo fand sich selbst geschmacklos, aber er hatte schnell begriffen, welche Freude er den Alten machte, wenn er sich mit ihnen kleine verbale Boxkämpfe lieferte. Und wenn er ganz ehrlich war, dann fand er auch selbst ziemliches Vergnügen daran und hatte sogar eine Art sportlichen Ehrgeiz entwickelt im Ersinnen immer wieder neuer kleiner Boshaftigkeiten. Das überraschte ihn selbst. Aber wenn er sich eins vorgenommen hatte, dann war es, nicht mehr allzu viel über sein Leben nachzudenken.

Bevor er in den Wagen stieg, überlegte Matteo, es noch einmal bei Gisella zu versuchen, verwarf den Gedanken aber schnell. Sie wusste ja, wo er zu finden war.

Inhaltsverzeichnis

2

Matteo ließ die Gewürzmischung, die er ein wenig unentschieden in der Hand gewogen hatte, in die Schale zurückgleiten. Er würde die Entscheidung auf später vertagen. Irgendetwas musste anders werden mit seinen Salsiccias.

Dass Beppo die Koteletts vorzog, war reine Bosheit. Oder humoristische Ausdauer. Die Würste waren nicht schlecht. Aber wenn nicht gerade mal wieder Gisella sie zubereitet hatte, waren sie noch längst nicht so, dass seine Kunden verzückt die Augen verdrehten. Das konnte Matteo ihnen nicht übelnehmen. Ihm selbst ging es nicht anders. Befund: ausbaufähig. Zimt, Muskat, Salz, Pfeffer, ein bisschen Rotwein. So schwer konnte es doch nicht sein, das richtige Maß zu finden, dachte er. Am Fleisch selbst jedenfalls konnte es nicht liegen.

Noch sein Vater hatte den neuen Produzenten ausgesucht: Ein Bauer aus der Nähe des Ortasees. Die beiden Betriebe im Valle Vigezzo, die ihn jahrzehntelang beliefert hatten, hatten aufgegeben, weil es sich für sie nicht mehr gelohnt hatte. Aus dem Speck der Schweine vom Ortasee stellte Matteo nach dem Rezept seines Vaters den butterweichen, luftgetrockneten Lardo her, mit dem er die besten Restaurants der Gegend belieferte. Und über den Lardo hatte sich noch niemand beschwert.

Matteo warf einen Blick auf die Uhr, die über der durch den jahrelangen Gebrauch stumpf gewordenen Arbeitsfläche hing. Wenn er auch keine Haube trug, seine Courage legte er während der Arbeit ab. Beinahe elf Uhr. Wo Gisella nur blieb? Vielleicht stimmte Annas Vermutung, und sie hatte einen neuen Liebhaber. Vielleicht tatsächlich Paolo.

Über Liebesangelegenheiten hatten sie bisher nie gesprochen. Obwohl er sie erst kannte, seit er wieder am Lago lebte, war da von Anfang an eine große Vertrautheit zwischen ihnen gewesen. Gerade deshalb wahrscheinlich, weil jeder den Raum des anderen respektierte und weil weder er noch sie an einer Liebesbeziehung interessiert waren, sondern an Begegnungen und Gesprächen, die man hier in der Provinz nur mit wenigen führen konnte. Und dann war da ihre gemeinsame Begeisterung für die regionale Küche, die Gisella als Köchin jeden Tag neu interpretierte und die Matteo mit seinen Produkten bereichern wollte. Nun ja. Zumindest, wenn alles gut lief.

Matteo wischte sich die Hände an seiner Schürze ab und warf einen letzten zweifelnden Blick auf die Schüssel, die vor ihm stand. Telefonieren gehörte nicht eben zu seinen Lieblingsbeschäftigungen. Trotzdem hatte er Gisellas Nummer in seinem Handy gespeichert. Eigentlich nur, weil er das Zucken um ihre Mundwinkel gesehen hatte, als er gerade dazu ansetzen wollte, ihr zu erklären, dass er es ganz gern hatte, nicht ständig erreichbar zu sein. Er wusste ja selbst, dass das für die Ohren der allermeisten Menschen einigermaßen albern klang. Also hatte er gottergeben in der Schublade unter der Ladentheke gewühlt und Gisellas belustigten Blick ignoriert, als er zwischen allerlei Zetteln und Stiften sein Handy herausgefischt hatte.

Als er den Apparat nun hervorzog, zeigte der drei unbeantwortete Anrufe und eine Mailboxnachricht an. Ein Anruf mit unterdrückter Nummer, die beiden anderen stammten von Gisella. Sie hatte gegen ein Uhr nachts versucht, ihn zu erreichen. Vielleicht sollte er sich doch angewöhnen, sein Handy wie ein normaler Mensch zu benutzen, dachte Matteo. Dann wüsste er längst, dass Gisella ihm vermutlich gestern hatte sagen wollen, dass sie heute etwas später kam.

Aber auf der Mailbox vernahm er etwas anderes. Matteo kniff die Augen zusammen, er musste sich konzentrieren, um trotz der Nebengeräusche die Nachricht zu verstehen, die Gisella ihm hinterlassen hatte. »Matteo. Gisella hier. Ich …«, es folgte ein Rauschen, offenbar hatte sie in einer windigen Ecke gestanden. »Matteo. Ich weiß, es ist spät. Ich brauche deine Hilfe. Weißt du, wo Franco Maldini wohnt? Direkt am Ortseingang von Pallanza, die helle Villa. Kannst du kommen, sofort, wenn es geht?« Wieder ein lautes Rauschen, Matteo musste das Telefon ein Stückchen vom Ohr weghalten. »Wenn du das überhaupt hörst.«

Langsam erlosch das Display. Gisellas Stimme hatte angespannt geklungen. Oder war es nur die Anstrengung, gegen den Wind anzusprechen? Was konnte so wichtig sein, dass sie ihn nachts zu diesem Maldini bestellte? Sie hatte Maldini ein paarmal erwähnt. Reich, aber auch geistreich und kultiviert, so in etwa hatte Gisella sich ausgedrückt, was Matteo aufgesetzt vorgekommen war. Das war eigentlich gar nicht ihre Art. Klang eher, als würde sie Maldinis eigene Worte nachplappern. Matteos Hand tastete nach der Futura-Packung in seiner Hosentasche, mit spitzen Lippen zog er eine Zigarette heraus, während er die Hintertür öffnete und ins Freie trat, drückte er die Rückruftaste. Das Feuerzeug schnappte auf, und Matteo ließ seinen Blick über den See schweifen, der mittlerweile in sattem Blau erstrahlte. Die Mailbox sprang an. Matteo nahm rasch einen tiefen Zug. »Gisella«, er räusperte sich. »Matteo hier. Ich habe deine Nachricht gerade erst gehört. Ist alles in Ordnung? Ruf mich an, ja?«

Es war sinnlos, es zu leugnen. Er hatte ein komisches Gefühl. Es passte nicht zu Gisella, dass sie ihn versetzte. Und ihre Nachricht hatte sich auch nicht angehört, als ob sie einfach nur eine Verabredung hatte verschieben wollen. Sie hatte geklungen, als sei etwas Ernstes vorgefallen. Wobei in aller Welt hatte sie seine Hilfe benötigt?

Die Nummer von Annas Salon kannte Matteo auswendig.

»Pronto?« Gerade zwei Mal hatte es geklingelt, bis Anna an den Apparat ging.

»Anna, ich bin es. Ist Gisella aufgetaucht?«

»Wer ist ich? Matteo? Ich hatte gehofft, dass sie längst bei dir ist. Nein, hier ist sie nicht. Ich habe versucht, sie anzurufen, aber sie ist nicht ans Telefon gegangen.«

»Das habe ich auch probiert«, antwortete Matteo. »Anna, sag mal, ich will dich nicht beunruhigen …« was für ein Blödsinn, dachte er im selben Moment, sie war ganz offensichtlich schon beunruhigt. »Aber mir kommt das seltsam vor. Ich werde mal schauen, ob ich sie irgendwo finde. Vielleicht hat sie nur einen Kater und ruht sich am See noch ein wenig aus.« Den letzten Satz hatte er eher zu sich selbst gesagt. Von Anna kam nur ein gepresster Laut, den er als Zustimmung wertete.

»Anna, eine Sache noch.« Matteo überlegte, wie er es am besten formulieren sollte. »Ist dir gestern irgendetwas an ihr aufgefallen? War sie anders als sonst?«

»Verdammt, Matteo, woher soll ich das wissen.« Annas Stimme klang ungewöhnlich schrill. »Das musst du doch beurteilen können. Du bist der Psychologe, nicht ich.«

Damit hatte sie aufgelegt. Und damit hatte sie recht, wenn auch nicht ganz, genau genommen. Psychologe war er bis vor ein paar Monaten gewesen. Ein gut situierter, angesehener Psychologe in Diensten der Mailänder Polizei, der den Kollegen half, ihre traumatischen Erfahrungen aufzuarbeiten, sie therapeutisch begleitete, wenn der Tod eines Kollegen, eine selbst erlittene Schussverletzung oder der dauerhafte Umgang mit Schwerverletzten, Opfern sexueller Gewalt oder eines der anderen unzähligen tragischen Ereignisse, denen sie im Alltag ausgesetzt waren, sie krank machte. Er hatte in einer Wohnung gelebt, die man wohl als geschmackvoll eingerichtet bezeichnen würde, vielleicht sogar als elegant, nur wenige Straßen von der Scala entfernt.

Wenn er es nicht geschafft hatte, Teresa morgens in der Oper vorbeizubringen, hatte er sie abends abgeholt, und sie waren noch ein wenig durch die Straßen geschlendert, selbst in den Wintermonaten, in denen die Stadt häufig in dichten Nebel getaucht war. Er hatte meist keine Lust gehabt, von seiner Arbeit zu reden, von dem Korpsgeist der Polizisten, von ihrem Machismo, der oft genug dazu führte, dass sie erst dann zu ihm kamen, wenn sie bereits als Folge ihrer posttraumatischen Belastungsstörungen unter Magengeschwüren, Bluthochdruck, paranoiden Angstzuständen oder anderen schwerwiegenden Persönlichkeitsstörungen litten.

Viel schöner war es gewesen, Teresa zuzuhören, wie sie, halb empört, halb mit Begeisterung, von den unmöglichen Entwürfen erzählte, die wieder mal ein Kostümbildner mit in die Gewandmeisterei gebracht hatte, ohne auch nur einen Schimmer davon zu haben, wie ein bestimmter Stoff fiel.

Matteo versuchte, das aufkommende Rauschen in seinen Ohren zu unterdrücken. Hastig zündete er sich eine zweite Zigarette an. An die Vorbereitungen für das Rennen war ohnehin nicht mehr zu denken. Er musste etwas tun. Und sei es nur, um seine Unruhe zu bekämpfen. Vielleicht würde dieser Maldini ihm weiterhelfen können. Auch wenn er keine besondere Sympathie für Menschen empfand, die beständig in eine Wolke aus Gediegenheit gehüllt schienen. Ein Affe bleibt ein Affe, auch wenn er in Seide gekleidet ist. Das war einer der Lieblingssprüche seines Vaters gewesen, und Matteo hegte einen ebensolchen Argwohn gegen Menschen, die ihre Großartigkeit aller Welt zur Schau stellten.

Während er das »chiuso«-Schild an die Ladentür hängte, versuchte Matteo sich zu erinnern, was Gisella sonst noch über Maldini erzählt hatte. Hin und wieder, das wusste Matteo, kochte sie bei ihm, wenn er Abendgesellschaften gab. Anscheinend war das auch gestern der Fall gewesen, als sie ihn von dort aus angerufen hatte.

 

Hinter einem cremefarbenen Citroën ID 19 reihte Matteo sich in den um diese Mittagszeit noch gemäßigten Verkehr auf der Uferstraße ein. Der Lancia schwebte sanft durch die Kurven. In drei, vier Stunden, mit dem Beginn des Wochenendes, würde das anders werden. Dann staute sich der Verkehr regelmäßig an einer der Baustellen, die immer woanders, aber immer verlässlich irgendwo auf der Strada statale 34 eingerichtet wurden, sei es, weil durch Überlastung Reparaturen nötig oder durch einen Sturm das Fundament unterspült worden war. Auch Erdrutsche waren nicht selten.

Das Schlimmste aber waren um diese Jahreszeit die verrückten Radfahrer in ihren am Po gepolsterten und sonst unangenehm engen Höschen, die Giro d’Italia spielten und dabei die Hälfte der ohnehin schon engen Straße blockierten.

»Du holst dir doch sicher auch noch ein paar Schrammen an den Leitplanken« brummelte Matteo und fuhr so dicht auf den Citroën auf, dass das Signal zur Erhöhung des Tempos relativ offensichtlich war. Zum wiederholten Male stellte Matteo eine gewisse, spontan auftretende Bärbeißigkeit an sich fest, die er früher nicht gekannt hatte. Wurde er langsam verschroben?

»Wobei, mit Mitte vierzig sollte man dafür noch ein paar Jährchen Zeit haben«, er klopfte auf das Lenkrad des Lancias. »Oder was denkst du, Lady, immerhin bist du auch nicht mehr die Jüngste.«

Vielleicht hing die mitunter aufkommende Wut auch mit seiner neuen Tätigkeit zusammen. Den Fleischern in dieser Gegend jedenfalls haftete ein gewisser Ruf an. Fünf Metzgersöhne aus Ronco sopra Ascona hatten der Legende nach im 13. Jahrhundert auf dem im See gelegenen Castelli di Cannero, an dessen Ruine er soeben vorbeifuhr, ihr Hauptquartier gehabt. Von dort aus, so hieß es, waren die fünf plündernd losgezogen und hatten die Umgebung unsicher gemacht, bis man sie schließlich mit einem Stein um den Hals in den See warf. Soweit würde es mit ihm nicht kommen. Matteo wollte doch nichts weiter, als seine Ruhe und wieder ein Leben führen, über das man nicht verzweifeln musste. Auf das man allenfalls ein wenig melancholisch schauen konnte.

Wenn ihn die Melancholie ereilte und er in sich versank, lachte Gisella jedes Mal laut auf und holte ihn rasch wieder in die Wirklichkeit zurück. Eigentlich hätte ihn ihr Spott kränken müssen. Aber er mochte sie eben gerade wegen ihrer Unverwüstlichkeit. Und dafür, dass sie sich keinen Deut darum scherte, was andere über sie dachten. Allein schon die weißblonden Spitzen, die gerade ihre ohnehin schon unmögliche, nach allen Seiten abstehende Kurzhaarfrisur zierten!

»Das ist Rock ’n’ Roll, weißt du«, hatte sie ihm zugeraunt, als sie vergangene Woche bei Dino einen Wein zusammen getrunken hatten und sie ihm ihre neue Frisur präsentiert hatte, »das ist Rock ’n’ Roll.« Schallend und wie immer eine Spur zu rau hatte sie gelacht. Ein Gianna-Nannini-Lachen, das Matteo so gefiel, dass er immer mitlachen musste, auch wenn er den Witz nicht verstand oder, wie letzte Woche, nicht begriff, was weiße Haarspitzen mit Rock ’n’ Roll zu tun haben sollten.

Ein paar Mal hatte er sie abgeholt von den Tanzkursen, die sie am Strand gab. Strand war eigentlich das falsche Wort. Am westlichen Ufer des Lago Maggiore gab es fast ausnahmslos steinige Badestellen. Nur trainierte Füße konnten den Untergrund auf bloßen Sohlen ertragen. Die Bucht vor Cannobio aber hatte im Sommer den entscheidenden Vorteil, dass sich an das steinige Ufer eine weitläufige Wiese anschloss. Mächtige Platanen spendeten Schatten.

Auf den wenigen Schritten, die es vom Lido zur Piazza waren, reihten sich Palmen. Die Vegetation hatte etwas Unersättliches und schien vor Frische zu bersten. Der Regen, der sich in den Wolken sammelte, die an den Bergen hängen blieben, sorgte dafür, dass die Gegend zu fast allen Jahreszeiten in ein sattes Grün getaucht war. Laubbäume wuchsen hier ebenso wie Orangen. Nicht zu vergessen die Kamelien. Mit ihren buschigen weißen Blüten und den dicken Blättern verliehen sie Orten wie Stresa oder Pallanza, die ein paar Kilometer weiter den See hinab lagen, etwas Mondänes. Matteo war die Bescheidenheit von Cannobio lieber.

Am wohlsten fühlte er sich ohnehin an seiner einsamen Stelle am Wasser unterhalb der Macelleria, auch wenn man ein wenig mühsam die Böschung hinuntersteigen und achtgeben musste, sich nicht in Wurzeln zu verfangen oder auf dem glitschigen Fels abzurutschen.

 

Als die ersten Häuser von Pallanza auftauchten, drosselte Matteo das Tempo. Vor ein paar Wochen hatte Gisella ihn auf die herrschaftliche Hofeinfahrt von Maldini hingewiesen, als sie einen Abstecher zu einer Salumeria in Meina gemacht hatten, weil sie ihm das schöne Ladenlokal hatte zeigen wollen. Aber die Tore und die von Rhododendron bewachsenen Mauern sahen für ihn alle gleich aus. Matteo bremste bis auf Schritttempo ab und versuchte, einen Blick hinter die Mauern zu erhaschen. Der rote Alfa Romeo, der durch ein Tor zu erkennen war, kam ihm zur Hilfe.

Matteo musste ein paar Meter weiterfahren, um einen Parkplatz zu finden. Bevor er ausstieg, merkte er gerade noch, dass seine Haare immer noch von der Spange zurückgehalten wurden, die er beim Arbeiten statt der Kappe trug. Er nestelte sie aus seinen Locken und warf sie ins Handschuhfach. Als er auf Maldinis Haus zuging, hatte er es plötzlich eilig.

»Ja bitte?«

Die Stimme aus der Gegensprechanlage klang müde. Oder gelangweilt.

»Hier ist Basso, Matteo Basso«, Matteo zögerte. »Der Fleischer aus Cannobio.«

Einen Augenblick war es still. Matteo befürchtete schon, Maldini hätte aufgehängt.

»Worum geht es?«

»Um Gisella. Ich muss mit Ihnen sprechen.«