Die Zukunft der Wahrheit - Werner Herzog - E-Book
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Die Zukunft der Wahrheit E-Book

Werner Herzog

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Beschreibung

Ein Zwischenruf im Zeitalter der politischen Manipulation – auf der Suche nach der Wahrheit mit einem „phänomenalen Erzähler“ Washington Post

Der große Erzähler Werner Herzog fragt nach der seltsamsten aller Erzählungen: der von der Wahrheit. Was ist wahr? In einer Welt, die durch Fake News, politische Manipulation und künstliche Intelligenz verunsichert ist, die auf kalte Fakten setzt und doch die Poesie und den Film erfunden hat, muss Wahrheit mehr als bloß stumpfe Empirie bedeuten. Von einem erfundenen Schlachtensieg des Pharao Ramses bis zum modernen Mythos der Entführung durch Außerirdische, von ekstatischen Momenten am Filmset bis zu seinen Begegnungen mit der Wirklichkeit durch tagelanges Gehen reiht Werner Herzog auf einmalige Weise faszinierende Überlegungen und Erinnerungen aneinander. Ein Buch für alle, die sich wundern können.

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Das ist das Cover des Buches »Die Zukunft der Wahrheit« von Werner Herzog

Über das Buch

Der große Erzähler Werner Herzog fragt nach der seltsamsten aller Erzählungen: der von der Wahrheit. Was ist wahr? In einer Welt, die durch Fake News, politische Manipulation und künstliche Intelligenz verunsichert ist, die auf kalte Fakten setzt und doch die Poesie und den Film erfunden hat, muss Wahrheit mehr als bloß stumpfe Empirie bedeuten. Von einem erfundenen Schlachtensieg des Pharao Ramses bis zum modernen Mythos der Entführung durch Außerirdische, von ekstatischen Momenten am Filmset bis zu seinen Begegnungen mit der Wirklichkeit durch tagelanges Gehen reiht Werner Herzog auf einmalige Weise faszinierende Überlegungen und Erinnerungen aneinander. Ein Buch für alle, die sich wundern können.

Werner Herzog

Die Zukunft der Wahrheit

Hanser

Gott hatte einen großen Spiegel, und als Gott in den Spiegel sah, sah er die Wahrheit. Da ließ Gott den Spiegel fallen, und der Spiegel zersprang in tausend Scherben. Die Menschen rauften sich darum, einen der Scherben zu erhaschen. Sie blickten alle in ihren Scherben, sahen sich und glaubten, die Wahrheit zu erkennen.

Persische Legende

In den Fieberträumen im Urwald gehen Schatten um, die sich dann aber in Dinge verwandeln, sich zu einer Wirklichkeit verdichten. Caruso nimmt Gestalt an, er singt in einem Opernhaus, mitten im Amazonas-Dschungel zur Zeit des Kautschukbooms errichtet, Arien aus einer italienischen Oper. Sarah Bernhardt, die damals schon ein Holzbein trägt und gar nicht singen kann, kommt eine Treppe hinunter aus dem Nichts auf die Bühne. Ein Dampfschiff wird über einen Berg gewuchtet, »so wie die Kuh über ein Kirchendach fliegt«, wie der ständig betrunkene Schiffskoch Huerequeque erläutert.

Die Rede ist von meinem Film Fitzcarraldo (1982), in dem es keine klare Trennungslinie mehr gibt zwischen Imagination und Wirklichkeit, und bei allen solchen Unternehmungen — ich bin da keine Ausnahme — treibt mich ein ferne glimmendes Ziel um, die Frage nach der dahinter schwelenden Wahrheit. Gegen Ende des Films habe ich eine Szene eingefügt, die es nicht im Drehbuch gab. Nachdem der Protagonist, Fitzcarraldo, sein Dampfschiff mit der Hilfe von achthundert indigenen Urwaldbewohnern über den Berg geschlepppt hat, erfüllen diese sich ihren insgeheim gehegten, eigenen, anderen Traum. Sie binden nachts heimlich das Schiff los und lassen es durch die gewaltigen Stromschnellen weiter flussab treiben, um die bösen Geister der Schnellen zu besänftigen. Fitzcarraldos Schiff, von Kollisionen mit den Felswänden auf beiden Seiten der Schlucht beschädigt, erreicht mit Schlagseite wieder den letzten Außenposten der Zivilisation.

Ohne zu wissen, warum ihm das gerade jetzt einfällt, erzählt Fitzcarraldo dann einem Kautschukbaron eine Geschichte:

Als Nordamerika noch kaum erforscht war, gab es einen Trapper, einen kleinen Franzosen, der von Montreal nach Westen ging. Und das war der erste Weiße, der je die Niagarafälle sah. Bei seiner Rückkehr berichtete er von Wasserfällen, die so gewaltig groß waren, dass sie alle menschlichen Vorstellungen übertrafen. Aber keiner glaubte ihm. Man hielt ihn für einen Spinner oder Betrüger und fragte ihn: »Was ist Ihr Beweis?«. Und er antwortete, mein Beweis ist, dass ich sie gesehen habe!

Werner Herzog

Los Angeles, Juli 2023

I.

Was ist Wahrheit?

Niemand weiß, was das ist, Wahrheit. Allen voran weiß es der Autor nicht, aber auch die Philosophen haben keine Antwort, und die Mathematiker nicht, und auch der Papst in Rom hat keine, auch wenn er sich auf seine Heilswahrheit und seine Heilsgewissheit berufen kann.

Nur eines: Wahrheit erscheint mir nicht als ein Fixstern in der Ferne, wo sie verankert ist, die irgendwann erreichbar ist. Wahrheit scheint mir eher als eine immerwährende Bemühung, sich ihr anzunähern. Als Bewegung auf sie zu, als ungewisse Reise, als Suche voll Mühe und Vergeblichkeit. Aber diese Fahrt ins Ungewisse, in das Dämmern eines großen, endlosen Waldes, gibt uns Sinn und Würde, sie ist es, die uns von den Kühen auf der Weide unterscheidet.

Die Frage nach ihr hat mich mein gesamtes Arbeitsleben beschäftigt. Gibt es so etwas wie eine Wahrheit im Film? In der Poesie, der Kunst? Der Musik? Können wir aus uns hinaustreten, so wie das spätmittelalterliche Mystiker getan haben, um eine Illumination, eine Ekstase von Wahrheit zu erfahren? Ek-stasis heißt ja genau übersetzt ein Heraustreten, ein sich Entfernen von seinem inneren Selbst, von seinem statischen Zustand im Dasein. Gibt es so etwas wie eine ekstatische Wahrheit in der Kunst? Davon wird später mehr zu lesen sein.

Für jetzt, in einer Zeit des überwältigenden Vormarschs von Fake News, von der Möglichkeit umfassender digitaler Fälschungen, von der von Lügen erfüllten Propaganda in der Politik, von einer Welt, aus der jede Manifestation von Wahrheit verschwunden zu sein scheint, wie können wir da noch die Orientierung behalten? Leben wir bereits in einer Post-Truth-Ära? Heute können wir schon das überaus realistische, glaubwürdige Abbild eines Menschen als Video herstellen, das dann auch mit der Stimmlage, dem Sprachduktus und dem Akzent seiner oder ihrer Stimme nahezu deckungsgleich ist. Wir können digital den amerikanischen Präsidenten herstellen, der seiner Nationalgarde die Festnahme aller seiner Gegner befiehlt, wir können das ganz einfach ins Internet stellen. Und wir wissen auch, dass die intensivsten, unerhörtesten Behauptungen sich dreimal so schnell verbreiten wie faktisch korrekte Inhalte. Dazu gibt es statistisch verifizierbare Messungen.

Von mir selbst gibt es im Internet ein nie endendes Gespräch mit einem slowenischen Philosophen, das unsere beiden Stimmen mit hoher Genauigkeit nachahmt, aber unser Diskurs ist ohne Sinn, ohne neue Ideen, lediglich eine Nachahmung unserer Stimmen und ausgewählter Themen, zu denen wir beide in der Vergangenheit gesprochen haben. Alle Sätze sind korrekt in Grammatik und Vokabular, aber der Diskurs selbst ist tot, ohne Seele. Er ist nichts als Mimikry. In der BBC wurde gerade das Gespräch einer Journalistin gezeigt, die einen virtuell hergestellten Charles Darwin befragt. Er ist dreidimensional zu sehen, in diesem Fall nicht sonderlich gut gemacht, aber er spricht in einem akademisch klingenden Oxfordian Englisch mit dem Thema entsprechenden Gesichtsausdrücken, ebenfalls noch etwas krude, wie schlechte Schauspieler in einem schlechten Hollywoodfilm. Doch das alles wird ganz rasch dramatisch besser möglich sein. Interessant ist, dass Darwin wohlformulierte und komplette Sätze von sich gibt, die in sich Sinn ergeben, aber was er sagt, ist nichts als ein ziemlich lebloser Querschnitt seiner Ideen sowie anderer derzeit im Internet verbreiteter Konzepte. Das »Gehirn« Darwins ist ausschließlich aus Millionen von Informationen des Internets programmiert. Daher kommt es, dass er dünne Argumente und ausgesprochenen Unsinn aus dem Netz nachplappert, scheinbare Erkenntnisse, die eher Moden und Trends reflektieren als eine Wirklichkeit. Die Journalistin befragt ihn über die Klimakatastrophe und eine mögliche Rettung der Menschheit. Darwin schwafelt zur Antwort davon, dass wir die Möglichkeit haben, unseren Planeten zu verlassen, um etwa auf dem Mars Kolonien für eine Million Siedler von unserem Planeten, der Erde, zu errichten.

Was Darwin sagt, ist aber nichts als eine Form von kollektivem Selbstbetrug. Man muss kein Astrophysiker oder Biologe oder anderer Experte sein, um zu wissen, dass solche Pläne unsinnig und undurchführbar sind. Man muss auch kein Astronom sein, um wie selbstverständlich zu verstehen, dass die Sonne nicht um die Erde kreist, sondern die Erde um die Sonne. Kopernikus hat Jahrzehnte gezögert, bis er schließlich seine Erkenntnisse veröffentlichte, und es hat nochmals fast hundert Jahre gedauert, bis Galileo Galilei, um der Folter durch die Inquisition zu entgehen, diese Wahrheit widerrief. Bei Erkenntnissen dieser Größenordnung ist Zeit immer der treueste Mitstreiter. »Wahrheit ist eine Tochter der Zeit«, hat Leonardo da Vinci gesagt, auch wenn das Zitat von dem antiken Schriftsteller Aulus Gellius geklaut ist.

Das vorige Jahrhundert, das Zwanzigste, hat die Katastrophe durchgeführter sozialer Utopien erlebt, den Kommunismus als Paradies auf Erden. Wer das nicht verstehen konnte oder wollte, war zwangsläufig wahnsinnig und musste in einen Gulag oder ein Irrenhaus weggesperrt werden. Ähnlich die andere große soziale Utopie, der Faschismus. In seiner schlimmsten Ausprägung bedeutete er die Idee einer arischen Herrenrasse, die die Welt erobern und alles Minderwertige vernichten wollte. In unserem Jahrhundert nun wird es unweigerlich zum Zusammenbruch technologischer Utopien kommen. Wir werden durch genetische Manipulation unseres Erbgutes nicht Unsterblichkeit erlangen, und wir werden das Weltall nicht kolonisieren können. Mögliche Exoplaneten, die mutmaßlich sogar menschenähnliches Leben entwickelt haben könnten, gibt es in großer Menge, das Problem aber ist, dass der nächste dieser Planeten kaum unter 20.000 Lichtjahren entfernt ist. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es da draußen Formen von Leben gibt, Viren, Pilze, vielleicht auch Leben, wie wir es im Nasenrotz von Kleinkindern finden. Wir können das alles nicht ausschließen, weil wir mit dem Universum dieselbe Physik, dieselbe Chemie und dieselbe Geschichte teilen. Aber diese Exoplaneten sind zu weit entfernt. Astronomen können das am besten veranschaulichen. Leben zu finden, würde eine Reise von Millionen von Jahren erfordern. Viel Glück den kühnen Pilgern. Der nächste Planet außerhalb unseres Sonnensystems, Alpha Centauri, ist gerade einmal 4,5 Lichtjahre entfernt. Weil ein menschlicher Körper keine abrupten Beschleunigungen auf unvorstellbare Geschwindigkeiten erträgt, würde die Reise sehr lange dauern. Hinzu käme dabei noch, dass die Reisenden auch über eine sehr lange Zeit hinweg wieder verlangsamt, abgebremst werden müssten. Um auch nur zehn Prozent der Lichtgeschwindigkeit zu erreichen, müssten wir entsprechend eine unvorstellbare Menge an Treibstoff verbrennen. Vorausgesetzt, dass der Treibstoff an Bord mitgenommen werden müsste, und vorausgesetzt, dass es sich dabei um konventionellen, wie derzeit verwendeten Treibstoff handelt, sähe die Menge so aus: Es wären dies nicht nur das Äquivalent aller Erdölvorräte auf der Erde, nicht nur die Massen der Rocky Mountains und aller anderen Gebirge auf der Welt, sondern die gesamte Welt selbst, unser gesamter Planet, und nicht nur das, es wäre auch nötig, die Energie unseres Sonnensystems, unserer Milchstraße und aller mit dem Auge sichtbaren Galaxien zu »verheizen«. Es gibt Stimmen, die davon faseln, Antimaterie als Antrieb zu verwenden, die wir bereits in winzigsten Mengen hergestellt haben. Aber um eine einzige Glühbirne zum Leuchten zu bringen, wären die Kosten etwa so hoch wie das gesamte Bruttosozialprodukt der USA in einem Kalenderjahr. Um einen Esslöffel Antimaterie herzustellen, würden wir viele Milliarden Jahre benötigen. Es lohnt sich, ohne dass man selbst dabei tiefere Sachkenntnis benötigt, mit einem Astrophysiker oder einem Astronomen zu sprechen.

Nochmals zum Mars. Die Strecke dorthin lässt sich in etwa viereinhalb Monaten zurücklegen, vorausgesetzt, die Umlaufbahnen von Erde und Mars stehen extrem nahe zueinander. Es gibt kaum Zweifel, dass wir in absehbarer Zeit Astronauten dorthin schicken werden für kurze Missionen. Bemerkenswert ist dabei, dass seit Jahrzehnten der Zeitpunkt dafür immer wieder vage in die Zukunft hinausgeschoben wurde. Denn der Mars ist ungemütlich. Auf dem Weg dorthin wie auf dem Planeten selbst könnten energetische Strahlen von der Sonne, Sonnenwinde, uns verheizen; wir könnten uns stattdessen der Einfachheit halber gleich in einen Mikrowellenherd setzen und ihn anschalten. Die Oberfläche des Mars ist hoch toxisch. Wir müssten uns tief in den Boden graben, aber womit? Woher sollten wir die Bagger nehmen, die uns tiefe Bunker schaufeln könnten? Einfacher wäre da schon, uns gegen die Strahlung mit etwa drei Meter Wasser rundum zu umgeben. Aber wie bringen wir die in einer Raumkapsel mit? Den auf dem Mars vorherrschenden Temperaturen standzuhalten, ist machbar, aber wo holen wir die große Menge an Energie dafür her, wenn die Sonne dort doch so weit entfernt ist, dass sie kaum als Energiequelle in Betracht kommt? Für die Astronauten besteht auch das folgende einfache Problem noch immer: Wie können sie genügend Treibstoff mitbringen, um sich auch wieder zur Erde zurückzuschießen? Hinzu kommen die Umlaufbahnen von Erde und Mars: Bei unserer Ankunft nach etlichen Monaten Reise würden sich Mars und Erde so weit voneinander entfernt haben, dass man kaum den nötigen Treibstoff mitbringen könnte, um auch die Rückreise kurzfristig, etwa nach einer Woche, anzutreten. Erst zweieinhalb Jahre später würden sich Erde und Mars wieder in günstiger »kurzer« Entfernung zueinander befinden.

Und damit nochmals zur Utopie der Million Siedler auf dem Mars. Dieses Projekt, dieser Selbstbetrug, wird verhandelt als eine Wahrheit, die am ehesten einem sektiererischen Glaubensbekenntnis ähnelt. Man bekommt zu hören, dass man Wasser erzeugen könne, indem man die vereisten Polarkappen des Mars schmelze. Das sei mit einer nuklearen Explosion machbar. Vermutlich ja, aber wie bekommt man eine Atombombe mit der riesigen zur Zündung nötigen Technologie auf den Mars, und wie leiten wir das Wasser zu den menschlichen Siedlungen, über Hunderte oder Tausende von Kilometern in Pipelines? Wie bauen wir die? Wie stellen wir die Arbeiter bereit, die Röhren, die gesamte Konstruktion? Roboter könnten das verrichten, ebenso könnten intelligente Roboter auch eine gigantische vor Strahlen schützende Kuppel für ganze Städte errichten. Aber dazu müssten wir Tausende von Raumschiffen im Stakkato von Abständen von nur wenigen Sekunden losschicken, eine Armada, die alle im selben Zielgebiet zu landen hätten. Dazu ist die Menschheit gar nicht in der Lage. Wie dort Biotope herstellen, wie Luft zum Atmen? Chemisch scheint das auf dem Mars vorhanden zu sein, aber in verschwindend kleinen Mengen. Und hinter all diesen Punkten lauert zentral eine einzige wichtigere Frage: Wäre es nicht eine Obszönität, einen unbewohnbaren Planeten mit unvorstellbarem Aufwand bewohnbar zu machen, statt dafür zu sorgen, dass unser eigener Planet bewohnbar bleibt?

Ich selbst würde vieles darum geben, auf einer Marsmission dabei zu sein, aber nur mit einer Kamera, mit der ich täglich Sendungen zur Erde schicken könnte. Ich würde aber auch liebend gerne nach einer Woche wieder die Rückreise antreten. Ich habe mich ohne Erfolg um einen Platz bei einer japanischen Weltraum-Exkursion beworben, in dem Fall in wenigen Tagen um den Mond, ohne dabei auf ihm zu landen. Elon Musk, falls er tatsächlich wie angekündigt eine SpaceX-Rakete zum Mars schickt, würde mich vermutlich mit auf die Reise nehmen, so hat er es mir jedenfalls bei einer Begegnung zugesagt. Mich stört, dass bisher nur Techniker als Astronauten zugelassen wurden. Ein Dichter wurde noch nie in das All mitgenommen. Zu Elon Musk auch noch dies: Seine Vision von einer Million Erdenbewohnern als Kolonisten auf dem Mars ist meiner Ansicht nach nur ein Instrument zur Vermarktung seiner elektrischen Autos. Musk ist zu intelligent, nicht zu wissen, dass er ein Hirngespinst verbreitet, dies aber mit dem klaren, kalten Kalkül dahinter, dass er dabei in den Medien und im Internet für sich selbst den Nimbus eines »Visionärs« erringt. Dieser strahlt auf seine Produkte ab. Alle anderen Fahrzeuge, wie die aus China, sind lediglich Industrieprodukte, die mit unterschiedlichen Strategien um Marktanteile kämpfen, wir aber kaufen das Elektroauto eines Visionärs. Elon Musk hat ja die Elektroautos nicht erfunden, die gibt es seit dem 19. Jahrhundert, und seine Firma Tesla hat er auch nicht gegründet, sondern gekauft. Die Wahrheit des Visionärs ist ein Konstrukt aus Halbwahrheiten. Im Übrigen bin ich der Ansicht, dass Elon Musk bei all seinen bisherigen Produkten im Grunde genommen alles richtig gemacht hat: Elektromobile, eine neue Generation von Batterien, wiederverwendbare Raketen. Aber man wird sehen, wie er mit seiner Erwerbung von Twitter auf Dauer klarkommt.