Emotionale Balance finden - Bernadett Gera - E-Book

Emotionale Balance finden E-Book

Bernadett Gera

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  • Herausgeber: Irisiana
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2022
Beschreibung

Den Widerhall der Gefühle im Körper verstehen

Emotionen machen uns Menschen aus. Doch gerade in Krisenzeiten kämpfen viele stärker denn je mit Angststörungen, Wut oder Trauer. Die Traditionelle Chinesische Medizin beschäftigt sich seit tausenden Jahren eingehend mit den Wechselwirkungen zwischen unseren Gefühlen und unserer körperlichen und geistigen Gesundheit. So wird die energetische Beschaffenheit verschiedener Emotionen in direkte Verbindung mit einzelnen inneren Organen gebracht. Der Körper dient somit als Werkzeug zum Aufarbeiten und Lösen emotionaler Zustände und Reaktionen. Die in diesem Buch vorgestellten Übungen aus dem Qigong fördern gezielt den Energiefluss in den Organen und helfen dabei Emotionen zu integrieren.

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Seitenzahl: 199

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Bernadett Gera

Emotionale

Balance

finden

Mit der traditionellen chinesischen Medizin

Gefühle verstehen und integrieren

Impressum

Die Informationen in diesem Buch sind von Autorin und Verlag sorgfältig erwogen und geprüft, dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Eine Haftung der Autorin bzw. des Verlags und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.

Alle Rechte vorbehalten. Vollständige oder auszugsweise Reproduktion, gleich welcher Form (Fotokopie, Mikrofilm, elektronische Datenverarbeitung oder andere Verfahren), Vervielfältigung und Weitergabe von Vervielfältigungen nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.

Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.

Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

Anmerkung

In diesem Buch wurde darauf verzichtet, konsequent gegendert zu schreiben, um eine hohe Lesbarkeit zu gewährleisten. Dennoch gelten alle Aussagen selbstverständlich geschlechtsunabhängig. Ebenso sollen gleichgeschlechtliche Paare in keiner Weise diskriminiert werden, wenn bei Schilderungen beispielhaft von Mann und Frau die Rede ist. Chinesische Begriffe wurden in der sogenannten Pinyin-Umschrift wiedergegeben.

Bildnachweis:

Alle Bilder stammen von Forster&Martin mit Ausnahme von: Adobe Stock: 14 (E. Zacherl), 52 (Ron Dale)

Haare/Make up: Tina Maucher

Alle Illustrationen: Bernadett Gera

© 2022 by Irisiana Verlag, einem Unternehmen der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Straße 28, 81673 München

Redaktion: Dr. Doortje Cramer-Scharnagl, Edewecht

Satz:KCFG – Medienagentur, Neuss

Projektleitung: Sven Beier

Bildredaktion und Leitung der Fotoproduktion: Sabine Kestler

Umschlaggestaltung: Geviert, Grafik & Typografie

Umschlagmotiv: © Forster&Martin

ISBN: 978-3-641-29176-1V001

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Ganzheitlich gesund – Zusammenhänge des Körpers verstehen

Unser Gehirn

Emotionen und das Konzept des Selbst in der westlichen und östlichen Philosophie

Das Konzept von Shenti und seine Bedeutung für die Gesundheit

Emotionen als Botschafter des Körpers und der Seele – ihre Bedeutung und Wirkung

Der emotionale Widerhall unserer Traumata

Das Echo unserer Emotionen in unseren Organen

Die Auswirkung unserer Organe auf unsere Emotionen und unser Verhalten

Die Verflechtung innerer und äußerer Faktoren

Wuxing und die Zang-Fu-Organe des Körpers

Das innere Gewebe der Gefühle und ihre Wirkung auf die Körperenergie

Traurigkeit und Trauer – Ausdruck der Energie der Lunge

Kleine Übung bei Traurigkeit und Trauer

Der Funktionskreis Lunge-Dickdarm (Metall)

Akupressur zur Unterstützung der Lungenenergie

Die Körperseele Po und ihre Rolle als Organisationsprinzip des Körpers

Kleine Übung zur Stärkung des Lungen-Qi

Angst und Unsicherheit – Ausdruck der Energie der Nieren

Der Funktionskreis Niere-(Harn-)Blase (Wasser)

Kleine Übung zur Stärkung des Nieren-Qi

Die Willenskraft Zhi als Spiegel einer starken Nierenenergie

Wut und Zorn – Ausdruck der Energie der Leber

Akupressur zur Unterstützung der Leberenergie

Der Funktionskreis Leber-Gallenblase (Holz)

Kleine Übung bei Wut

Die Wanderseele Hun als Bewusstseinsaspekt der Leber

Sorgen und Grübeln – Ausdruck der Energie des Magens

Kleine Übung zum Gewahrsein

Akupressur zur Unterstützung der Magenenergie

Der Funktionskreis Magen-Milz (Erde)

Die Gedankenkraft Yi und ihre Bedeutung für mentale Stärke

Ekstatische Freude und Hyperaktivität – Ausdruck der Energie des Herzens

Akupressur zur Unterstützung der Herzenergie

Der Funktionskreis Herz-Dünndarm (Feuer)

Kleine Übung zur Stärkung des Herz-Qi

Das Bewusstsein Shen als Kraft und Vitalität der Seele

Scham und Schuld – Energien der Disharmonie

Kleine Übungen bei Scham- und Schuldgefühlen

Die innere Balance mit chinesischer Heilkunst wiederherstellen

Qigong – die Heilkunst zum Nähren der Lebensenergie und zum Lösen innerer Blockaden

Wie sollten Sie üben?

Wann sollten Sie nicht üben?

Was ist sonst noch wichtig?

Atmung und Achtsamkeit – wichtige Aspekte von Qigong

Meridiane und Akupunkturpunkte – Energieleitbahnen und Tore des Körpers

Kleine Übung für einen besseren Qi-Fluss

Vorübung und Nachübung

Zur Auswahl der Hauptübungen

Die Hauptübungen im Einzelnen

Übungen für alle Emotionen

Gewahrsein

Atemzüge

Massieren des Tigermauls

Ausgleichsatmung

Das Entfalten der Stille

Ruhe und Entspannung

Energetisieren von Dumai

Schüttelübung

Holz hacken

Übungen bei Traurigkeit und Trauer (Funktionskreis Lunge-Dickdarm)

Drei Punkte des Renmai

Übung bei Trauer

Der Vogel fliegt

Übungen bei Angst und Unsicherheit (Funktionskreis Niere-Blase)

Der Hirsch

Spiegelübung

Nieren bewegen

Übung bei Angst

Übungen bei Wut und Zorn (Funktionskreis Leber-Gallenblase)

Der Tiger streckt sich

Der Tiger greift nach der Beute

Übung bei Wut

Übung bei Sorgen und Grübeln (Funktionskreis Magen-Milz)

Der Bär reibt seinen Bauch

Übung bei Sorgen und Grübeln

Übung bei ekstatischer Freude und Hyperaktivität (Funktionskreis Herz-Dünndarm)

Der Affe und die zwei Pfirsiche

Sonstige Übungen bei ekstatischer Freude und Hyperaktivität

Anhang

Nützliche Tipps zum Schluss

Kopiervorlage für Ihre Übungspraxis

Übungen bei speziellen Beschwerden

Quellen und Leseempfehlungen

Danksagung

Einleitung

Der französische Schriftsteller Jean de la Fontaine (1621–1695) sagte einmal treffend, dass ein Mensch sich nur dann gut selbst pflegen könne, wenn er sich vollkommen und wirklich kenne. Sich selbst wirklich zu kennen beinhaltet neben dem Wahrnehmen der eigenen Emotionen auch das Wissen über ihre Entstehung, ihre gegenseitige Beeinflussung und die Verflechtungen innerhalb des Körpers. Sie sind unsere ständigen Begleiter und spiegeln viel von uns wider – sei es etwas, dessen wir uns bewusst oder auch (noch) nicht bewusst sind. Unsere Erfahrungen, die Erfahrungen unserer Vorfahren, unsere Gewohnheiten, Haltungen und Denkweisen drücken sich über emotionale Reaktionen aus.

Manchmal erscheint die emotionale Welt wie ein Labyrinth, durch das man sich hindurchnavigieren muss – doch je mehr wir über sie wissen, desto besser können wir sie als direkte Unterstützung nutzen. Emotionen sind eine wahrhafte Bereicherung, selbst wenn sie nicht immer so empfunden werden. Sie geben unmittelbare Informationen darüber, wie wir das, was uns im jeweiligen Moment widerfährt, auffassen und interpretieren. All dies sind unfassbar hilfreiche Schätze und Werkzeuge, wenn wir uns weiterentwickeln möchten und nach Harmonie und Ausgeglichenheit streben.

In jedem Schritt unseres Weges ist bereits ein Ziel enthalten. Betrachtet man das Leben als eine Möglichkeit, stetig zu lernen, zu forschen und sich zu entwickeln, dann sind Emotionen von unschätzbarem Wert. Vertrauen Sie ihnen und nutzen Sie sie, um sich Ihrer selbst bewusster zu werden und mit Leichtigkeit durch Ihr Leben zu navigieren. Ganz nebenbei unterstützt eine solchermaßen bewusste Haltung den eigenen Emotionen gegenüber dabei, aufmerksamer zu werden und sich durch die reduzierte Identifizierung mit den jeweiligen Emotionen nicht mehr so sehr von ihnen überwältigen oder vereinnahmen zu lassen: Man »ist« nicht die jeweilige Emotion, sondern sie dient als hilfreicher Spiegel für die Innenwelt. Diese Haltung unterstützt uns dabei, uns selbst in dieser Welt besser kennenzulernen und zu fühlen – so können wir vollständig am Leben und dessen Entwicklungsmöglichkeiten teilhaben.

Alles, was wir auf unserem Lebensweg erleben und erfahren, prägt sich auch auf der physischen Ebene in jede Zelle ein. Deswegen sind Bewegungs- und Heilkünste wie Qigong, die den physischen Körper in die Übungspraxis einbeziehen, sehr förderlich. Sie können Harmonie und Ausgleich fördern und im weiteren Verlauf dabei unterstützen, diesen ausgeglichenen inneren Zustand beizubehalten. Die Methoden lassen sich wundervoll kombinieren (beispielsweise mit Gesprächstherapien) und es ist nicht notwendig, jemand anderem die eigene Geschichte zu erzählen – es wird mit dem eigenen Körper gearbeitet und durch die enge Verbindung von Körper, Geist und Psyche beeinflusst jede Harmonisierung in einem Bereich zugleich und unmittelbar auch die anderen Bereiche.

Eines der aus meiner Sicht wichtigsten Zitate für das Verständnis von allem Innen und Außen stammt von dem Physiker Nikola Tesla (1856–1943). Er sagte, dass man die Welt dann am besten verstünde, wenn man beginne, in Schwingungen und Frequenzen zu denken. Das mag esoterisch oder allzu abstrakt anmuten. Doch entfaltet sich diese Aussage immer mehr, je tiefer man sich mit einem beliebigen Lebensbereich auseinandersetzt – sei es die Naturwissenschaft, Ingenieurwissenschaft oder Medizin. Blockaden aufzulösen, sodass eine lebensfördernde Energie freier im Körper fließen kann, ist eine »Arbeit« mit Schwingungen und Frequenzen. Emotionen sind Schwingungen. Gedanken sind Schwingungen. Alle Körperzellen sind Schwingungen.

Ruft man sich ein traumatisches Ereignis immer wieder bewusst ins Gedächtnis und geht es kontinuierlich durch, dann hält man die damit verbundene Energie meines Erachtens weiter aufrecht. Mein Ansatz ist vielmehr, zu erkennen, wie dieses Ereignis im Körper abgespeichert wurde und wie es sich im gegenwärtigen Moment ausdrückt. Die Aussage, Zeit sei relativ und heile Wunden, halte ich in diesem Zusammenhang für nicht treffend. Denn nur weil etwas nicht mehr unmittelbar im Bewusstsein ist (weil es beispielsweise verdrängt wurde), verschwindet es nicht. Es ist unter der Oberfläche nur weniger sichtbar. Der Einfluss bleibt bestehen.

Neuromuskuläre Erinnerungsspuren, welche nachweislich bei jedem emotionalen Erlebnis im Körper hinterlassen werden, können mit gezielten Qigong-Übungen nachhaltig aus dem Körper gelöscht werden. Muskeln, Bänder und Gelenke können so leichter Entspannung und Heilung finden, denn sie haben gemeinsame Nervenzentren mit den inneren Organen und stehen nicht zuletzt dadurch mit den jeweils zugeordneten Emotionen in Verbindung. Mentale Übungen, die von Meditation über kognitive Verhaltenstherapie bis zu Qigong reichen, können ein breiteres Bewusstsein und eine bessere Wahrnehmung für soziale Signale, eine tiefere Sensibilität für Ihre eigenen Gefühle und Körperempfindungen sowie eine anhaltende positive Einstellung ermöglichen.

Ich hoffe, dass dieses Buch Ihnen einen kleinen Einblick in die energetischen Prozesse Ihres Körpers gibt und dass die Informationen Ihnen dabei helfen, innere Harmonie und körperliche Vitalität zu fördern und zu erhalten. Hierzu finden Sie im ersten Teil des Buches sowohl wichtige allgemeine Hintergrundinformationen als auch Informationen zu einzelnen Emotionen – diesen ist jeweils ein eigenes Kapitel gewidmet. Ich möchte Ihnen ans Herz legen, alles durchzulesen – auch wenn ich nachvollziehen kann, dass man gerne nur das Kapitel herauspickt, das einen aktuell am meisten beschäftigt, und dann schnell zum Übungsteil voranschreiten möchte. Ich denke jedoch, dass Ihnen dieses Buch von deutlich größerem Nutzen sein kann, wenn Sie den theoretischen Teil vollständig lesen. Das Wissen über Emotionen, welche Sie für sich unter Umständen als weniger relevant empfinden, kann Ihnen dennoch helfen, besser mit den für Sie relevanten Gefühlen umzugehen. Sie erhalten ein besseres Verständnis für die inneren Zusammenhänge und den gegenseitigen Einfluss der verschiedenen Emotionen untereinander sowie mit den jeweiligen Organen. Dadurch können Sie tiefer in »Ihr Thema« eintauchen und letztlich mehr bewirken.

In jedem der Emotions-Kapitel finden Sie eine unterstützende Übung und zusätzlich eine große Übungsauswahl in der zweiten Hälfte des Buchs. Dort finden Sie sowohl Übungen, die allgemein bei jedem emotionalen Zustand unterstützend sein können, als auch gezielte Übungen für bestimmte Emotionen. In diesem zweiten Teil des Buches können Sie gerne von einer Seite zu einer anderen springen. Sie müssen keine bestimmte Reihenfolge beachten, um von der positiven Wirkung der Übungen zu profitieren.

Bedenken Sie bitte an jeder Stelle, dass keine Informationen verallgemeinert werden können. Ihre emotionale Welt, was in Ihnen vor sich geht und die Art und Weise, wie Sie sich nach außen hin ausdrücken, ist einzigartig. Es gibt Körperhaltungen oder Mimiken, die auf einen bestimmten emotionalen Zustand hindeuten oder diesen begünstigen. Daraus darf jedoch nicht geschlossen werden, dass diese Zusammenhänge zwangsläufig und unabdingbar sind.

Wenn in diesem Buch bei der Auflistung der fünf Emotionen von Freude die Rede ist, ist keineswegs die vitalisierende, hebende Freude gemeint. Vielmehr geht es um eine übermäßige ekstatische Freude, welche nicht mehr harmonisierend wirkt.

Zudem werden in diesem Buch Scham und Schuld angesprochen, obwohl sie (im Gegensatz zu den anderen fünf behandelten Emotionen) in den Zuordnungen der traditionellen chinesischen Medizin von Organen zu Emotionen nicht einbezogen werden. Ich denke jedoch, dass ihre Erwähnung vielen Lesern einen großen Mehrwert bieten kann, und hoffe, dass Sie von den Kapiteln profitieren.

Die Akupunkturpunkte sind in diesem Buch anhand von Grafiken dargestellt, in denen sie mit ausgeschriebenen Namen (zum Beispiel Leber 3) verzeichnet sind. Im Text werden der besseren Lesbarkeit wegen die Kurzformen verwendet (zum Beispiel Le 3).

Ganzheitlich gesund – Zusammenhänge des Körpers verstehen

Gesundheit ist ein Zustand, in dem alle Ebenen innerhalb eines Organismus harmonisch ineinandergreifen und im Gleichklang mit der Umgebung (dem Makroorganismus) stehen.

Alles ist Energie (in chinesischer Ausdrucksweise: Qi) und diese Energie ist die Grundlage für alles in und um uns. Alle Phänomene sind im Grunde lediglich unterschiedliche Ausdrucksformen von Qi, einer Lebenskraft und Lebensenergie. Qi erzeugt alles und ist zugleich alles, was zur Welt der Phänomene gehört – inklusive der verschiedenen Emotionen.

Es gibt keine körperliche Beschwerde, die nicht früher oder später auch emotionale Auswirkungen zeigt. Ebenso wenig gibt es emotionale Beschwerden, die nicht auch körperlich bemerkbar sind. Dies ist eine Beobachtung, die sicherlich jeder bereits selbst gemacht hat.

Die westliche Medizin hat diese Betrachtungsweise inzwischen aufgegriffen, sieht die komplexen Vorgänge jedoch tendenziell kausal-analytisch, indem eines das andere erzeugt und umgekehrt. Emotionen, Körper, Psyche und Konstitution sind jedoch sehr stark miteinander vernetzt und greifen ineinander – diese Erkenntnis ist in der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) seit jeher wesentlich. Sowohl in klassischen als auch in neuzeitlichen chinesischen Texten findet man den Begriff Yangsheng , welcher als »das Leben nähren« übersetzt werden kann. »Ein Lächeln macht dich zehn Jahre jünger, während Sorgen graue Haare bringen«, lautet ein chinesisches Sprichwort und greift damit auf, was wir alle wissen: nämlich, dass unser Körper vorherrschende Emotionen auch in seiner Erscheinung widerspiegelt.

Emotionen und körperliche Symptome, Gedanken, äußere Umstände und lebensgeschichtliche Ereignisse sind eng miteinander verwoben und beeinflussen sich gegenseitig. Spätestens seit dem wachsenden Interesse an Psychoneuroimmunologie, Psychosomatik oder Spontanheilungen sind die direkten Auswirkungen von Emotionen auf unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden ins allgemeine Bewusstsein getreten.

Die traditionelle chinesische Medizin, welche sich durch ihren ganzheitlichen Ansatz auszeichnet, achtet auf diese Wechselwirkungen. Sie hat ein eigenes Verständnis von Disharmonien, welche den Menschen über die Emotionen beeinflussen und sich umgekehrt über diese ausdrücken. Die energetische Beschaffenheit verschiedener Emotionen wird in der TCM hervorgehoben und in direkte Verbindung mit einzelnen inneren Organen gebracht. Beispiele aus dem Alltag sowie gängige Sprichwörter aus unseren Breitengraden decken sich mit dem jahrtausendealten Wissen aus dem Osten.

Im Westen spricht man beispielsweise davon, sich vor Angst in die Hose zu machen – in der traditionellen chinesischen Medizin wird die Emotion Angst in eine direkte Verbindung mit den Nieren und der (Harn-)Blase gebracht und damit anschaulich erklärt, weshalb dies tatsächlich geschieht (wie man bei Kindern in sehr angsteinflößenden Situationen oft gut beobachten kann). Ebenso ist das Sprichwort bekannt, dass einem eine Laus über die Leber gelaufen ist. Das Sprichwort verweist auf einen zornigen Zustand: Die energetische Beschaffenheit von Wut, Zorn, Reizbarkeit oder Ungeduld wird in der traditionellen chinesischen Medizin mit der Leber- und Gallenblasen-Energie assoziiert. Alles, was die Leber und Gallenblase anstrengt und dadurch den Energiefluss in diesen Organen hemmt, verstärkt die Wahrscheinlichkeit, dass der Körper mit Zorn, Reizbarkeit oder Ungeduld reagiert. Ein solch direkter Zusammenhang gilt auch für alle anderen Emotion-Organ-Beziehungen. Und wer kennt dies nicht? Sei es die Reizbarkeit oder Ungeduld bei einer zu starken Entgiftungskur oder die genervte Laune am Tag nach einem Geburtstag oder Silvester, bei dem ein Glas Wein mehr als üblich getrunken wurde? Oder der Kopfschmerz, der in diesem Fall ebenfalls auf eine Blockade der Leberenergie zurückgeführt werden kann und für eine bestimmte Körperchemie sorgt, welche Reizbarkeit oder Zorn begünstigt.

Bei all diesen Zusammenhängen ist der Körper jedoch keine Einbahnstraße. Ebenso, wie ein geschwächtes Organ bzw. sein jeweiliger energetischer Zustand eine bestimmte Emotion begünstigt, gilt gleichermaßen, dass die jeweilige übermäßige Emotion das ihr jeweils zugeordnete Organ und den freien Energiefluss in ihm schwächt.

Einmal hineingeraten, befindet man sich somit in einem Teufelskreis, aus dem das Aussteigen immer schwieriger wird, je mehr Zeit verstreicht. Ein ungesunder emotionaler Zustand wird zur Gewohnheit, schwingt unterschwellig im Alltag mit und beeinträchtigt in weiterer Folge die innere Ausgeglichenheit und Balance sowie das soziale und berufliche Leben. Er schwächt das ihm zugehörige Organ und den dort vorhandenen Energiefluss, was das weitere Bestehen der jeweiligen Emotion aufrechterhält.

Dabei sind auch die sogenannten »schädigenden Emotionen« an sich keineswegs schlecht – können sie doch als hilfreicher Hinweis darauf gesehen werden, dass ein inneres Energieungleichgewicht vorhanden ist. Der Körper kann als ein Werkzeug für das Aufarbeiten und das Lösen emotionaler Zustände und Reaktionen genutzt werden, welche direkt einzelnen Organen zugeordnet werden können und sich energetisch in diesen »festgesetzt« haben.

Doch Emotionen stehen nicht nur in enger Verbindung zu bestimmten Organen, auch wenn allein dieser Aspekt bereits eine große Auswirkung auf das Wohlbefinden und die Gesundheit hat. Mit Emotionen werden in der traditionellen chinesischen Medizin zudem einzelne Eigenschaften assoziiert, die sich bei einem Energieungleichgewicht nicht entfalten können. So mindert Ängstlichkeit beispielsweise die Willensstärke. Gleicht man das Energieungleichgewicht der zugeordneten Niere aus, wird dies in Folge nicht nur Ängste und die Tendenz zur Ängstlichkeit mindern, sondern ebenso hilfreiche Eigenschaften wie Willensstärke, Durchsetzungsfähigkeit und Durchhaltevermögen im Menschen steigern und festigen. Wird durch Übungen, welche in diesem Werk vorgestellt werden, der freie Energiefluss im Körper des Menschen gefördert, werden sich in der Zukunft keine schädigenden Emotionen mehr im Körper »festsetzen«. Alle positiven, psychischen und spirituellen Aspekte eines Menschen, die energetisch mit der jeweiligen Emotion und dem jeweiligen Organ verbunden sind, werden sich entfalten können.

Kein Mensch kann vermeiden, irgendwann im Laufe seines Lebens traurig, ängstlich, zornig, besorgt oder bedrückt zu sein – sei es aufgrund konkreter Umstände im eigenen Leben oder durch das emphatische »Einschwingen« in die Gefühle des Gegenübers. Wichtig ist, dass der Energiefluss dadurch nicht nachhaltig gehemmt bleibt und dass sich schädigende Emotionen nicht als Zustand festsetzen, sondern im Idealfall unmittelbar wie Wolken weiterziehen. Man ist nicht nur vitaler, wenn Emotionen einen nicht blockieren, sondern man kann der Welt auch offener begegnen und besser mit Situationen umgehen, da Präsenz und Gewahrsein steigen. Je höher Präsenz und Gewahrsein im gegenwärtigen Moment sind, desto einfacher ist es, nicht nur automatisch (alten Gewohnheiten entsprechend) zu handeln, sondern aus einem achtsamen Bewusstsein über sich selbst und aus dem Kontakt mit der Umgebung heraus. Im Grunde zeigen uns unsere Emotionen auf sehr hilfreiche Weise, wo wir uns in unserem Leben befinden und ob ein Bereich einer Veränderung bedarf.

Doch zunächst möchte ich Ihnen, quasi als Einstieg in all die spannenden körperlichen Zusammenhänge, einen kleinen Einblick in unser Gehirn geben – genauer in die Gehirnbereiche, die mit jenen Emotionen in Zusammenhang stehen können, unter denen Sie leiden. Lassen Sie sich von den anatomischen Fachbegriffen nicht abschrecken, dazu sind die nun folgenden Informationen viel zu interessant! Allerdings dürfen Sie, wenn Sie möchten, auch gerne direkt zum nächsten Abschnitt »Emotionen und das Konzept des Selbst« übergehen.

Unser Gehirn

Lange Zeit ging man davon aus, dass allein das limbische System (eine Gruppe von Strukturen im Vorderhirn, die eine Funktionseinheit bilden) der Sitz der Emotionen in unserem Gehirn sei. Zum limbischen System gehört unter anderem die Amygdala, auch Mandelkern genannt. Dies Gebiet ist für die emotionale Wiedererkennung und Bewertung von Situationen sowie für die Furchtkonditionierung – und damit für intensive überlebensbasierte Emotionen – verantwortlich.

Ein anderer Teil des limbischen Systems ist der Hippocampus. Hier wird entschieden, welche Signale an die Amygdala weitergegeben und welche ignoriert werden. Der Hippocampus kann Emotionen effektiv regulieren, »katalogisiert« jedoch auch schlechte Erfahrungen der Vergangenheit. Erleben wir beispielsweise als Kind eine Bedrohung, die von intensiven Angstgefühlen begleitet wird, dann kann diese Erfahrung über Jahrzehnte hinweg unter anderem im Hippocampus eingebettet bleiben, sofern Sie sich nicht damit auseinandersetzen. Das wiederum erhöht die Wahrscheinlichkeit, beim kleinsten Reiz wütend oder ängstlich zu werden. Und Verhaltensweisen verstärken sich – nach dem Prinzip der Konditionierung – bei jeder Wiederholung, weswegen jede Veränderung Zeit und Energie erfordert. Sie ist jedoch durchaus möglich und die Tatsache, dass unser Gehirn auf alles reagiert und sich jederzeit verändert, kommt uns dabei zugute.

Inzwischen weiß man, dass nicht nur das limbische System, sondern auch die Großhirnrinde unsere Emotionen beeinflusst. Der präfrontale Kortex (ein Teil der Großhirnrinde an der Stirnseite des Gehirns) spielt als oberstes Kontrollzentrum des Hirns, als »Sitz der Vernunft«, eine ebenso entscheidende Rolle. Denn hier werden Signale aus der Umgebung sowie aus Muskeln, Gelenken und inneren Organen mit schon gespeicherten Gedächtnisinhalten und emotionalen Bewertungen abgeglichen und zu motorischen, intellektuellen und emotionalen Reaktionen verarbeitet. Der mediale (mittlere) präfrontale Kortex ist der einzige Teil der Großhirnrinde, der anscheinend die Reaktion des limbischen Systems, insbesondere der Amygdala, verändern kann.

Man geht außerdem davon aus, dass der Gyrus fusiformis (eine Windung an der Schläfenseite der Großhirnrinde) wichtig ist, denn bei autistischen Menschen und Menschen, denen es schwerfällt, den Gesichtsausdruck anderer einzuschätzen, kann eine geringere Aktivität dieser Gehirnregion festgestellt werden.

Insgesamt sind die Zusammenhänge äußerst komplex und die verschiedenen Gehirnregionen beeinflussen sich gegenseitig. Wer mehr darüber erfahren möchte, findet weiterführende Literatur unter den Stichworten »affektive Neurowissenschaften« und »Neurochemie«. Gleichzeitig gilt: Welche Bereiche auch immer eine Rolle spielen und wie hoch auch immer die Aktivität in einem Bereich gerade sein mag – das Gehirn verändert sich in jedem Moment, passt sich neuen Anforderungen an, und dies bis ins hohe Alter. Man nennt dies Neuroplastizität: Allein durch Denkprozesse können Gehirnstrukturen verändert, zum Beispiel vergrößert, werden. Ein häufig angeführtes Beispiel sind Londoner Taxifahrer, deren Hippocampus vergrößert war, der neben den oben beschriebenen Funktionen für die Orientierung im Raum zuständig ist.

Auch die Vorherrschaft einer bestimmten Emotion oder Gewohnheit, die Sie haben, kann sich ändern und damit Gehirnstrukturen beeinflussen. Überreaktionen können entstehen, wenn die Informationsweiterleitung bzw. -verarbeitung im Gehirn durch intensive Erfahrungen andere Wege nimmt, als es ohne diese Erfahrungen der Fall gewesen wäre. Daher sind Affirmationen keine schlechte Sache – sie können helfen, die eigene Denk- oder Sichtweise zu modifizieren. Über unser Bewusstsein und Gewahrsein lässt sich die Art und Weise, wie wir denken, uns verhalten und Situationen und Gegebenheiten auffassen, beeinflussen. Das ermöglicht Entwicklung und Wachstum. Tatsächlich liegt eine bemerkenswerte Fähigkeit des Menschen darin, die erwähnten Gehirnregionen allein durch das Bewusstsein zu aktivieren oder zu deaktivieren.

Dazu eignen sich unter anderem die Übungen in diesem Buch. Allerdings ist eine kleine Anstrengung Ihrerseits nötig, um emotional gelernte Reaktionen zu beeinflussen. Qigong-Übungen können in den langen Weg der Informationskette unter den Gehirnbereichen eingreifen, welcher bei Menschen mit schlechter emotionaler Selbstregulation beeinträchtigt ist. Bei diesen Menschen »übergeht« der Hippocampus den präfrontalen Kortex und bewertet selbst milde Reize wie lebensbedrohliche Katastrophen. Dadurch reagiert man zwar schneller auf mögliche Gefahren, jedoch auf Kosten der exakten Einschätzung von Situationen. Durch Qigong-Übungen wird der Hippocampus aktiviert, insbesondere sein »Eingangstor« namens Gyrus dentatus, der die emotionale Regulation in verschiedenen Teilen des Gehirns synchronisiert. Das versetzt uns in die Lage, intensive Emotionen zu beruhigen, und verschafft uns mehr Ausgeglichenheit sowie Leistungsfähigkeit.

Mit Qigong-Übungen lassen sich auch andere Gehirnbereiche, beispielsweise diejenigen, die für Gedankenwanderung und Selbstbestimmung entscheidend sind, vergrößern. Zeitgleich reduziert sich bei jeder Übungspraxis das Volumen der Amygdala, welche die sogenannte Kampf-und-Flucht-Reaktion aktiviert.

Bei alldem ist jedoch wichtig zu bedenken: Die wissenschaftliche Forschung hat bislang für keine einzige Emotion einen interindividuell konsistenten »physischen Fingerabdruck« finden können, auch wenn es oft Ähnlichkeiten im Körperausdruck verschiedener Personen gibt. Man stößt auf eine enorme Vielfalt, wenn man Elektroden am Gesicht verschiedener Personen anbringt und misst, wie sich die Gesichtsmuskeln während des Erlebens einer bestimmten Emotion tatsächlich bewegen. »Dieselbe« Emotion zeigt sich in dem einen Körper anders als in dem anderen, denn emotionale Zustände sind immer auch ein Produkt aus allen Körperreaktionen. Bezieht man dann noch andere Aspekte mit ein, beispielsweise kulturelle Unterschiede, wird das Thema sehr komplex.

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Körperhaltung oder Mimik auf einen bestimmten emotionalen Zustand hindeutet oder diesen begünstigt, mag also zwar vorhanden sein. Daraus auf immer gleiche Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge zu schließen, wäre jedoch falsch. Wichtig ist an dieser Stelle, dass Emotionen auf einer Kombination aus den physikalischen Eigenschaften Ihres Körpers und einem flexiblen Gehirn beruhen, dessen Entwicklung wiederum von der Erziehung, Kultur und verschiedensten anderen Einflüssen in der Umgebung bestimmt wird. Wie eine Emotion in Ihnen entsteht, kann also nicht mit einer kurzen und pauschalen Antwort erklärt werden. Klar ist nur: Jeder Mensch kann sein Gehirn und seinen Körper selbst aktiv beeinflussen und verändern.

Emotionen und das Konzept des Selbst in der westlichen und östlichen Philosophie