Lilien-Kater - Michael Kibler - E-Book
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Lilien-Kater E-Book

Michael Kibler

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Beschreibung

Aufstiegsparty 2023 bei den Lilien: Fans und Mannschaft sind im Rausch, endlich wieder 1. Bundesliga! Leider sind bei der Feier auch Taschendiebe unterwegs – mit Erfolg. Privatdetektiv Paul Wagner und sein Kollege Herbert Stallitzer werden engagiert, eines der gestohlenen Portemonnaies von einem wichtigen Kunden der Anwaltskanzlei wieder aufzutreiben, weil sich darin unter anderem eine silberne Lilien-Anstecknadel befindet. Ein Erbstück mit langer Historie. Der Fall wird umso seltsamer, je tiefer Wagner und Stallitzer graben: Zahlreiche der geklauten Portemonnaies finden sich etwa in einem Gebüsch im Herrngarten wieder, doch Geld wurde nicht entwendet. Schon bald merken die beiden Ermittler, dass der Diebstahl Teil eines größeren Komplotts ist – und nicht nur das: Denn am Ende geht es sogar um den künftigen sportlichen Erfolg der Lilien. Das setzt Wagner und Stallitzer ganz schön unter Druck… »Fußball ist deshalb spannend, weil niemand weiß, wie das Spiel ausgeht.« Sepp Herberger – bei Kibler ist das genauso!

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Michael Kibler

Lilien-Kater

Lilien-Krimi

Alle Rechte vorbehalten ∙ Societäts-Verlag

© 2024 Frankfurter Societäts-Medien GmbH

Satz: Julia Desch, Societäts-Verlag

Umschlaggestaltung: Julia Desch, Societäts-Verlag

Umschlagabbildung: Master1305/Shutterstock.com; Andrey Yurlov/Shutterstock.com; Andres Garcia Martin/Shutterstock.com; PHOTOCREO Michal Bednarek/Shutterstock.com;Katze: Designed by Renata.s/Freepik

Printausgabe ISBN 978-3-95542-481-7

E-Book ISBN 978-3-95542-482-4

Besuchen Sie uns im Internet:

www.societaets-verlag.de

Für die Fee der Ludwigshöhe

Prolog / Warm-up

Der Tag, an dem meine Karriere als Fußballerin beendet sein wird, ist ein Samstag. Ein sonniger Samstag. Ein Bilderbuch-Samstag. Nur eben nicht für mich.

Maja drischt den Ball nach vorn. Zwölfte Minute. Unsere Torhüterin ist einfach eine Wucht. Im wahrsten Sinne des Wortes: 1,88 Meter groß, 94 Kilogramm – und nichts davon ist Fett.

Entscheidend ist das Muskelgewebe. Und auf ihre Oberschenkel und Waden wäre mancher Ringer neidisch. Es gibt Taktiker, die sagen, dass ein Zuspiel des ersten Balles eines Torwarts – und natürlich auch einer Torwartin, wenn dieser Begriff auch eigentlich nie benutzt wird, warum eigentlich nicht? – vielleicht besser einer der Abwehrspielerinnen gelten sollte, um in Ruhe von hinten das Spiel aufzubauen.

Maja sieht das nicht so. Ein Ball, der nicht wenigstens knapp hinterm Anstoßkreis den Boden tuschiert, ist für sie eine Niederlage. Daniela, unsere Trainerin, die den 1. FFC Griegtal seit vier Jahren betreut, sieht das zwar ganz anders, aber in diesem Punkt stellt Maja auf stur. Kann sie sich leisten, denn sie ist eine Bank im Tor. Unsere Verteidigung – nun, die Qualität ist überschaubar. Lena auf links ist die Einzige, die tatsächlich so etwas wie einen Überblick über das Spielfeld hat. Und nicht nur sieht, wo der Ball ist, sondern auch, in welche Richtung er sich bewegen könnte.

Sandra, rechts, sie ist eher die Wuchtbrumme. Wenn sie mit ihren ebenfalls nicht unbeachtlichen 80 Kilo auf die Gegnerin zurennt, hat das schon eine gewisse abschreckende Wirkung. Aber letztlich ist es eben immer Maja, die es retten muss. Man sieht es ihr nicht an, aber sie ist unglaublich flink und schnell. Und hält unser Tor sauber.

Mary, die ist auch eine der richtig Guten. Eigentlich die Beste von uns. Sie spielt immer wieder den Sechser, also zen­tral vor der Abwehr. Zunächst ist sie fixer als Maja. Wenn Maja schießt, rennt Mary schon los. Meistens ist auch meine Stürmer-Kollegin Fritzi dann schon vor dem Sechzehner.

Diesmal hat Maja ein wenig zu kurz geschossen. Mary muss wieder zwei Meter zurück. Die Schussbahn zu Fritzi, die jeder nur Granate nennt, wegen des Drucks hinter ihrem Schuss, ist durch drei Abwehrspielerinnen von Löwenstein versperrt. Vor Fritzi haben sie alle Respekt, deutlich mehr als vor mir. Mary spielt mich an, ich stehe völlig frei. Muss nur einen Meter nach vorne sprinten, dann habe ich den Ball vor den Füßen. Und ich renne los, dribble das Leder mit zarten Berührungen immer unmittelbar an meinem Körper in Richtung Tor. Die Löwensteinerinnen waren sich sicher, dass Mary die Granate anspielen würde. Und so dauert es ein paar Millisekunden, bis eine der Abwehrspielerinnen sich auf den Weg macht, in meine Richtung. Svenja. Ausgerechnet Svenja. Als sie zwei Meter vor mir abspringt, weiß ich genau, was jetzt passieren wird.

Sie zielt nicht auf den Ball. Der ist ihr egal. Sie zielt auf das, was den Ball unweigerlich ins Tor der Löwensteinerinnen befördert hätte: auf meinen rechten Fuß. Und sie trifft das Ziel perfekt.

Wir haben alle unsere eigenen Schuhe. Unser Sponsor, Heizungsbauer Therm, stiftet nur die T-Shirts mit seinem Namen drauf. Ich habe mich immer dafür entschieden, leichtere Schuhe zu tragen. Polyester statt Leder über dem Fuß. Toll, wenn man Tore schießen will. Schlecht, wenn der Dampfhammer der Gegenseite auf einen zurennt, springt und sich dann genüsslich auf dem eigenen Vorderfuß niederlässt.

Das Knacken meiner Knochen ist nicht laut. Für die anderen. Für mich ist es so laut wie die Eruption eines Vulkans, was vielleicht auch daran liegt, dass der Vesuv am unteren Ende meiner rechten Extremität alle Schmerzsignale gleichzeitig und blitzschnell zum Gehirn sendet. Die Stollen ihrer Schuhe zertrümmern das Kahnbein, drei Mittelfußknochen, den großen Zeh, den Zeige-Zeh und den mittleren Zeh, der keinen eigenen Namen hat. Stinkefinger-Zeh würde ich ihn gerne nennen, doch ich kann ihn nicht mehr bewegen.

Die Sanitäter kommen angesprintet, sie tragen mich vom Feld, ich weine vor Schmerzen. Eis, eine Gnadenspritze in die Vene – nach zwei Minuten weine ich nicht mehr vor Schmerz, sondern vor Wut. Kein Platzverweis, keine rote Karte, keine gelbe Karte, simpler Freistoß – Svenja spielt einfach munter weiter.

Irgendwann schwindet mein Bewusstsein. Im Krankenhaus haben sie mir gesagt, dass wir das Spiel sieben zu null gewonnen haben. Ein Tor für jeden Zeh, den ich noch bewegen kann. Auch kein schlechtes Ergebnis.

Anpfiff / Montag

So ganz nüchtern waren sie beide nicht mehr. Weder ­Richard Fenske noch Paul Wagner. Was die beiden Kempen verband, war ihre Liebe zu ihrem Verein: dem SV Darmstadt 98, den Lilien. Die Sonne brutzelte gnadenlos nieder an jenem 29. Mai, auf Deutschland, auf Hessen, auf Darmstadt, auf den Karolinenplatz. Der eigentlich seit dem Morgen nur noch Karo-Lilien-Platz hieß – zumindest für den Rest des Tages. Denn am heutigen Tage fand sie statt, die Aufstiegsfeier. In der kommenden Saison würden sie wieder in der Ersten Bundesliga spielen, unsere Jungs in Blau-Weiß!

Die beiden Freunde waren um elf Uhr auf dem Platz angekommen. Mit ein bisschen Schubsen und Drängeln hatten sie sich in die zweite Reihe vor der Absperrung vorgekämpft. Jenseits der Absperrung die Merck-Bühne. Die Bühne, auf der vier Tage zuvor zahlreiche Bands gespielt hatten – während des Schlossgrabenfestes in Darmstadt. Man hatte die Bühne bewusst stehen lassen, denn die Lilien hatten es abermals geschafft, in die Erste Bundesliga aufzusteigen. Und nun würden sie alle auf dieser Bühne auftreten. Die Mannschaft, der Trainer, das Trainer-Team, einfach alle.

Richard Fenske war jener von beiden, der mehr Spiele live gesehen hatte. Aber Paul Wagner war der, der die gesamte Lilien-Historie in seinem Kopf gespeichert hatte. Er war das lebende Archiv des Vereins.

Fenske hatte sich besser auf diesen Tag vorbereitet: Er trug ein Lilien-Käppi auf dem Kopf, völlig ausgebleicht, das Blau war eher grau – aber es erfüllte seinen Zweck: Es war ein Schattenspender zwischen Sonne und Gehirn. Wagner hatte versucht, den Körper von innen zu kühlen. Das Bier erfüllte ebenfalls seinen Zweck und kühlte, aber die Nebenwirkungen waren nicht zu verachten. Dafür wahrte Paul Wagner den Stil: Nein, er würde sich niemals so einen lächerlichen Bauchgurt umhängen, wie es sein Freund Richard tat. Okay, das Teil war zumindest in Blau-Weiß gehalten, immerhin besser als in Rosa oder Neongrün. Trotzdem fand Wagner, dass das einfach nur schräg war. Er selbst ging volles Risiko: das Portemonnaie in der Po-Tasche. Nichts Wichtiges drin. Keine Papiere, nur 100 Euro. Die inzwischen auch deutlich dezimiert waren, nach der notwendigen und dauerhaften Innen-Kühlung des Körpers.

Um halb zwölf wollte Paul Wagner seinen Augen nicht trauen. Rechts neben ihm stand Fenske, und rechts von seinem Freund stand – Marco ›Toni‹ Sailer! 2013 war Sailer als Stürmer zu den Lilien gestoßen, er war beim Aufstieg des Vereins in die Zweite Liga dabei gewesen, dann beim Aufstieg in die Erste und dann beim Klassenerhalt. Zuerst hatte er ihn tatsächlich an seinem Bart erkannt. Der war nicht mehr ganz so lang wie zu seinen aktiven Zeiten. Er trug auch keine Glatze mehr.

Sailer unterhielt sich mit einem Freund. Wagner überlegte, ob er ihn ansprechen sollte. Das überlegten wohl auch die anderen Umstehenden, die ihn sofort erkannt hatten. Eine dralle Dame war nicht so schüchtern wie Wagner, Sailer wechselte ein paar freundliche Worte mit ihr. Paul Wagner ging um seinen Freund herum, hob einfach nur seinen Bierbecher in die Richtung seines Idols, Marco Sailer hob den seinen – und so prosteten sie sich wortlos zu, nahmen einen Schluck. Dann sagte der Stürmer: »Sorry, ich muss hinter die Bühne«, und verschwand.

Er, Paul Wagner, hatte mit Toni Sailer angestoßen! Das gab es doch nicht! Davon würde er noch seinen Kindern erzählen. Wenn er denn jemals welche hätte.

Wenig später betrat Alberto Colucci die Bühne. Jener italienische Barde, der 1974 nach Deutschland gekommen war und mit seiner Hymne »Die Sonne scheint …« genau den Lilien-Kracher geschrieben hatte, der bei jedem Spiel und auch bei jeder Gelegenheit sonst zum Besten gegeben wurde. So auch jetzt: »Die Sonne scheint, die Menge tobt …«, stimmte der Sänger an, und Wagner und Fenske wippten auf und ab, als sie die folgende Zeile mitsangen: »… und wartet auf ein Lilien-Tor …« Und der ganze Platz grölte: »… olé, olé, ola!!«

Der Präsident Rüdiger Fritsch sprach noch ein paar Worte ins Mikro, dann kam sie endlich, die Mannschaft. Auf dem Platz kein Halten mehr.

2015 hatte Tobias Kempe sie in die Erste Liga geschossen. Auch damals hatte es eine riesige Aufstiegsfeier gegeben. Paul Wagner war natürlich ebenfalls dort gewesen, wenn auch ohne Richard Fenske. Dann die Saison 2015/16. Kein einziges Mal den Relegationsplatz tuschiert. Ganz im Gegensatz zur Eintracht, wie Wagner sehr oft gedacht hatte. Okay, 2017 ging’s dann wieder eine Stufe abwärts. Was aber den Vorteil hatte, dass man jetzt wieder eine bombastische Aufstiegsparty zelebrieren konnte.

Die Spieler hopsten auf der Bühne zu Coluccis Lied, sie sprühten das Bier ins Publikum.

»Fuck«, brüllte Fenske, als ihn das Bier erreichte.

Torsten Lieberknecht, Trainer der Herzen, versuchte sich in Sangeskunst. Sein »Schalalalala« suchte nach der richtigen Tonart, vermochte sie aber auch nach Sekunden nicht zu finden.

»Scheiße«, grummelte Richard Fenske. Klar, er war mit dem absoluten Gehör gesegnet, ihm tat das doppelt weh.

»Ey, der Mann wird dafür bezahlt, dass er die Mannschaft trainiert, nicht dafür, dass er gut singt«, sagte Paul Wagner.

»Hast ja recht«, räumte Fenske ein und hopste wieder zur Musik, ungeachtet des Tonartensalats.

Kempe brüllte ins Publikum: »Ich wünsche euch, dass sich jeder ’ne Lilie tätowiert!«

»Mach ich, mach ich bestimmt!«, grölte Richard Fenske zurück.

Im Rückblick erkannte Paul Wagner später, dass er sich nicht mehr an jeden Moment dieses Mittags erinnern konnte. Vielleicht war die Sonne daran schuld gewesen, vielleicht die exzessive Kühlung von innen. Die Erinnerungen waren schemenhaft: »Come on you boys in blue«, das sangen sie alle, dann rutschte Fabian Holland auf dem Bauch über den Boden, was nur funktionierte, weil selbiger spiegelglatt war vor lauter Bier.

Dimo Wache, der Torwarttrainer, sprach ins Mikrofon: »Eins kann ich euch sagen: Ich bin der einzige normale Mensch dieser Reisegruppe, das kann ich euch sagen …« Noch eine Bierdusche.

Die Band Maladd in de tête stimmte noch ein Lied an: »Oh SVD, allez les Bleus …«

Alle runter auf die Knie, dann wieder springen und hopsen. Paul Wagner wippte nur sehr verhalten. Nach einer Knie-OP als Jugendlicher konnte er zwar wieder laufen, aber immer wieder humpelte er. Und Kniebeugen waren für ihn seitdem tabu. Im Gegensatz zu Richard Fenske, der nun wie ein Tütenkasper auf Speed auf und ab sprang.

Der Song war zu Ende. Ein paar tiefe Atemzüge waren ihnen allen vergönnt, dann betrat das Blasorchester des Staatstheaters die Bühne. Hoffentlich rutschen die auf dem bierseifigen Boden nicht aus, dachte Wagner. Taten sie nicht. Profis eben. Sie spielten eine Fanfare. Tatsächlich erkannte Paul Wagner das Musikstück. Seine Exfreundin Nikola Reibert hatte ihn einmal ins Theater geschleppt, beseelt von dem Wunsch, ihrem Freund vielleicht doch die klassische Musik etwas näherzubringen. Und dann auch noch Ballett ... »La Peri« hatte das Stück geheißen, von einem Franzosen namens Paul Dukas. Hatte er sich auch nur merken können, weil der Knabe den gleichen Vornamen hatte wie er.

Nach der Fanfare folgte auf der Partybühne der Triumph­marsch aus Verdis Oper »Aida«. Passender.

Richard Fenske wippte mit. Wenn auch nicht mehr ganz so schwungvoll und euphorisch wie bei den vorigen musikalischen Darbietungen.

Aber etwas wippte nicht: seine Bauchtasche. Im Gegensatz zu seinem kleinen Bäuchlein, das sich in den vergangenen Jahren etabliert hatte.

»Richard?«

»Tatatata-tata«, grölte Fenske mit.

»Richard? Hallo?«

»Tatatatata …«

»Richard?«, grölte nun auch Paul Wagner.

»Hey, geht’s noch?«

»Deine Bauchtasche – ist da noch alles drin?«

Die Bläser schmetterten immer noch Aidas Triumphmarsch, als Fenske Hand an die Tasche legte.

»Fuck!«, schrie er nun in die Menge. Er konnte Aida damit nicht übertönen, aber zumindest die Aufmerksamkeit aller im Umkreis von drei Metern auf sich ziehen.

Er nestelte an seinem Lederetui. »Alles weg!«

Paul Wagner war kein Polizist, kein Kommissar. Er war nur Privatdetektiv. Aber dass eine Bauchtasche, die vor einer halben Stunde, als er sie zum letzten Mal bewusst wahrgenommen hatte, noch eine gewisse Trägheit in ihren Bewegungen aufgewiesen hatte, geschuldet dem Inhalt, der wohl sicher ein halbes Kilo gewogen hatte, diese Trägheit nun nicht mehr aufwies – das bedeutete unweigerlich, dass sich der Inhalt, der zu dieser Trägheit beigetragen hatte, nicht mehr innerhalb der Bauchtasche befand. Manchmal konnte Wagner nur in langen Sätzen mit vielen Kommas denken.

»Wo sind meine Sachen?«, brachte es Richard Fenske folgerichtig auf den Punkt.

Die Bläser beendeten ihren Versuch, den Massen klassische Musik näherzubringen – wer zur Hölle war auf diese bescheuerte Idee gekommen? –, und die Mannschaft grölte noch ein bierschweres Schalalalala in den Mittag.

Paul Wagner war plötzlich wieder gänzlich nüchtern. Sein Freund war ganz offensichtlich beklaut worden.

»Guck mal«, lallte der Freund. »Da, da unten ist ein Schlitz.«

Wagner überlegte nur kurz, welche Variante die zielführende war: Fenske zu bitten, die Bauchtasche abzunehmen und ihm zu übergeben. Oder einfach nur kurz in die Hocke zu gehen, um den Bauchgurt von unten betrachten zu können. Letztere Variante mochte die Umstehenden zu Fehlschlüssen verleiten, aber sie war bedeutend effizienter.

Wagner kniete sich vor Fenske, kam dem Reißverschluss des Hosenschlitzes näher, als er wollte, aber er sah, was er sehen wollte: Irgendjemand hatte hier mit einem scharfen Messer einen Spalt in den unteren Teil der Bauchtasche geschlitzt. Und damit den Inhalt wohl in die eigene Hand fallen lassen. Profis eben.

»Fuck, ist alles weg?«

Richard Fenskes Stimme von oben. Aber, genau genommen hatte Paul Wagner dem nichts hinzuzufügen.

Schalalalala …

Erste Halbzeit / … immer noch Montag

So, jetzt sagen Sie uns mal ganz genau, was Ihnen gestohlen worden ist.« Polizeikommissar Schäfer gab sich neu­tral. Seine Hände ruhten auf der Tastatur, sein Blick auf Richard Fenske.

»Naja, ist alles weg.«

»Was ist weg?«

Wagner hatte deutlich mehr Bier getrunken als Fenske, aber offensichtlich schien bei dem das wenigere mehr Wirkung zu zeigen, weswegen Fenske stumm blieb. »Also das, was in seiner Bauchtasche war«, versuchte Paul Wagner zu konkretisieren.

»Herr Wagner, ich spreche gerade mit Ihrem Freund Fenske. Wenn Sie sich bitte zurückhalten könnten?«

Natürlich konnte Wagner sich zurückhalten. Er war sich nur nicht sicher, ob Fenske in der Lage war, die nötigen Informationen knapp und sachlich wiederzugeben.

»All’s. Also all’s is weg.«

Paul Wagner zweifelte zunehmend daran …

»Was alles?«

»All’s all’s.«

»Alles was?«

Wagner verdrehte die Augen. Nichts, was diese Befragung in irgendeiner Weise weitergebracht hätte.

»Portemonnaie. Ist weg. Waren 500 Euro drin. Also genau genommen 520. 20 hatte ich noch. War aber zu wenig. Dachte, es wäre gut, doch ein bisschen Bargeld dabeizuhaben. Also hatte ich vorher noch Geld abgehoben. 500 eben. Ganz schön blöd, nicht wahr?« Richard Fenske grinste den Polizisten an.

Dessen Miene veränderte sich nicht.

»Handy is auch weg. iPhone 14 Pro Max.«

»Das war teuer.«

Fenske zuckte nur mit den Schultern.

»Und sonst noch?«

»Taschentücher!«

Und ja, der Verlust von Taschentüchern konnte schwer wiegen … Wagner hätte Fenske so gern zur Seite gestanden … Aber Schäfer würde das wohl nicht dulden.

»Also, das waren zwei Packungen.«

»Zwei Packungen von was?«

»Taschentücher. Sagte ich doch.«

»Papiertaschentücher?«

»… Also, mein Opa, der hatte mal so ein Stofftaschentuch. Hat er immer bei sich getragen. Also, immer ein frisches. Die gab’s aber nicht in Packungen. Hatte er immer nur eines von.«

»Also Papiertaschentücher?«, wiederholte der Polizist.

»Ja, klar. Tempo. Mit so ein paar Aufdrucken, von Rosen. Muss irgendeine Sonderausgabe gewesen sein.«

Schäfer notierte die Details eifrig.

»Noch irgendetwas?«

»Ja. Mein Reisepass.«

Schäfer räusperte sich. »Sie haben Ihren Reisepass mit auf das Schlossgrabenfest genommen?«

»Ja, klar.«

Auch Paul Wagner war überhaupt nicht klar, wieso Richard Fenske seinen Reisepass aufs Fest mitgenommen haben sollte. »Richard, du hattest deinen Reisepass dabei?«

Schäfer schaute Paul Wagner missbilligend an. Doch bevor irgendein Disput über Wagners Einmischung entflammen konnte, sprach Fenske wieder: »Ja. Klar. Mein Reisepass. Man muss sich doch ausweisen können.«

»Und was spricht gegen einen Personalausweis? Klein, ­schmal, handlich?«

»Gar nichts spricht gegen einen Personalausweis. Man muss nur einen haben. Und, ob Sie es glauben oder nich, meiner ist mir vor einer Woche geklaut worden. Jemand hat mir das Portemonnaie gestohlen, und einen Tag später fand ich es wieder in meinem Briefkasten. Natürlich ohne Bargeld – und eben ohne Personalausweis. Und schon mein Vater hat mir beigebracht, dass man sich immer ausweisen können muss.«

»Was hat Ihr Vater gesagt?«, fragte Schäfer wieder.

»Dass ein Mann sich immer ausweisen können muss. Perso, Reisepass – egal ...«

»Und Ihr Perso ist gestohlen worden?«

»Ja. Habe ich ja gerade gesagt. Aber der Reisepass, der war noch gültig. Noch zwei Jahre! Kann ich mich immer mit ausweisen.«

Jetzt nicht mehr, dachte Paul Wagner.

»Sonst noch irgendetwas in dem Bauchgurt, dessen Sie beraubt worden sind?«

Richard Fenske hielt inne. Dann sah Wagner etwas, was er in Fenskes Gesicht niemals gesehen hatte: eine Träne.

Sie folgte dem Gesetz der Schwerkraft, quälte sich über seine Wange nach unten, aber sofort gefolgt von den Verfolgern. Träne zwei, drei und vier.

»Die Lilie.«

»Die Lilie?« Kommissar Schäfer schien nicht zu verstehen. Hatte er mit Paul Wagner gemeinsam.

»Ja, die Lilie. Also, die aus Silber. Ein Anstecker. Mehr als 100 Jahre alt.«

»Verstehe ich das richtig? Aus Ihrem Bauchgurt wurde ein Portemonnaie entwendet, mit 520 Euro Bargeld. Zudem zwei Packungen Papiertaschentücher. Ebenfalls Ihr Reisepass. Und dann noch ein silberner Lilien-Anstecker? eBay?«, wollte ­Schäfer wissen.

Doch Wagner hatte allein durch die Tonlage, in der Fenske sprach, erkannt, dass da viel mehr dahintersteckte.

Richard Fenske schnaubte wie ein Rennpferd, das keinen Bock mehr hatte auf seinen Job: »eBay? Haben Sie sie noch alle?«

Eine rhetorische Frage, und Wagner hoffte, dass sie Kommissar Schäfer einfach ignorieren würde. Der tat ihm den Gefallen: »Also nicht eBay?«

»Ja. Habe ich von meinem Opa. Der war mal Chef der Lilien, Und diese Lilie, die bedeutet mir alles. War mein Geschenk für meine Verlobte. Also, um sie endlich zu einer Heirat zu bewegen. Seit vier Jahren sind wir schon verlobt. Aber immer wieder drückt sie sich, wenn wir das Datum für eine Hochzeit festlegen wollen.«

»Aber Ihre Verlobte war nicht mit auf der Feier?«

»Nee. Schnupfen. Also so richtig. Mitten im Sommer. Fand ich echt … Aber ich musste auf die Feier.«

»Wie viel ist die Lilie denn wert?«, wollte Schäfer wissen.

Das war der Moment, in dem Richard Fenske jegliche Wirkung des Alkohols von sich abzuschütteln vermochte: »Nicht viel. Vielleicht 50 Euro. Aber wir reden hier nur vom materiellen Wert. Diese Lilie – sie hätte mein Leben bestimmen können. Durch sie hätte ich Laura endgültig gewinnen können.«

»Und warum hattest du die dabei? Auf der Aufstiegsfeier?«

»Na, ich wollte Laura nachher noch treffen.«

»Und ihr einen Antrag machen?«

Fenske zuckte nur mit den Schultern.

In diesem Zustand und mit der Fahne – Wagner dachte, dass das vielleicht eine nicht ganz zielführende Strategie gewesen war. War jetzt ohnehin egal, die Lilie war gepflückt worden.

»Noch etwas in der Brusttasche?«, meldete sich Schäfer wieder zu Wort.

Wagner sah, dass Richard Fenske rot wurde. »Sie müssen alles wissen?«

»Aber natürlich. Denn wir wollen das Diebesgut natürlich sofort identifizieren können.«

Fenske schluckte. »Vier Kondome. Ritex XXL, nein, Durex XXL.«

XXL? Paul Wagner bemühte sich augenblicklich, das Kopfkino abzuschalten…

Dienstag

Paul Wagners Büro lag unmittelbar über jenem des Geschäftsführers Matthias Wantrupp. Der hatte drei Jahre zuvor die Geschäftsführung des renommierten Hauses »Wantrupp & Wantrupp« übernommen, einer ehrwürdigen und soliden Rechtsanwaltskanzlei. Die Rechtsanwälte residierten in Stock drei und vier, die detektivische Abteilung im Stockwerk fünf. Seit vier Jahren hatte Wagner die Leitung dieser Abteilung inne.

Das Büro war hell: Zwei große Fenster hießen das Tageslicht willkommen. Gleichzeitig sorgte eine Klimaanlage dafür, dass die Temperaturen im angenehmen Bereich blieben. Paul Wagner liebte sein Büro. Er hatte es bewusst spartanisch eingerichtet. Hohen Buchregalen, Schränken oder anderen massiven Möbelstücken hatte er von vornherein den Zutritt verwehrt. Da er fast alle Schritte seiner Arbeit am Rechner vollzog, waren Papierberge, im Regal verstaut, nicht vonnöten.

Stattdessen hatte er die freien Wände um zahlreiche Fotografien bereichert. Unmittelbar hinter seinem Schreibtisch hing ein Foto an der Wand, das er sich vom Fotografen selbst auf DIN A1 hatte ziehen lassen. Es zeigte die beiden Spieler Elton da Costa und Aytaç Sulu in orangefarbenen Trikots. Auf dem Rasen lagen zwei Spieler in blauen Trikots. Das Bild war am 19. Mai 2014 aufgenommen worden – das Spiel war allen Lilien­-Fans unter dem Namen »Das Wunder von Bielefeld« geläufig: der Aufstieg der Lilien in die Zweite Bundesliga, nach einem gedrehten Rückspiel in der Relegation. In der zweiten Minute der Nachspielzeit traf da Costa zum 4:2. Drei Tage zuvor hatten die Lilien im eigenen Stadion 1:3 gegen Bielefeld verloren. Es herrschte »Lilien-Kater«, wie Richard Fenske es damals so treffend auf den Punkt gebracht hatte.

Aus dem Jahr 2015 stammte darüber hinaus ein Bild: Tobias Kempe steht vor einem ruhenden Ball. 71. Minute im Spiel gegen Sankt Pauli am 24. Mai. Die Sekunde, bevor Kempe den Strafstoß durchzieht und den Ball im Netz versenkt. Aufstieg in die Erste Liga!

An einer weiteren Wand hatte Wagner ebenso Fotografien aufgehängt, allerdings in deutlich kleinerem Format. Hier tauschte er Aufnahmen auch immer mal wieder aus.

Natürlich hingen auch einige Bilder zur Firmengeschichte von Wantrupp & Wantrupp an der Wand. Diese reichte weit zurück: Die Kanzlei war von Sigismund Wantrupp gegründet worden, im April 1900, drei Monate nach der Gründung des Deutschen Fußballbundes. Bereits zwei Jahre später tauchte auch Sigismund Wantrupps Bruder Richard in der Firmenbezeichnung auf: Er leitete die Detektiv-Abteilung des Unternehmens, die sich von Anfang an als sehr nützlich erwiesen hatte. Oftmals waren die Mandanten der Kanzlei ein wenig lichtscheu, was die Öffentlichkeit anging, und ihre Fälle waren heikel, so heikel, dass niemand Interesse daran hatte, die Polizei einzuschalten. Immer öfter kamen die Mandanten aus dem Bereich des Profi-Fußballs. Mit den Jahren entwickelte sich Wantrupp & Wantrupp zur grauen juristischen Eminenz, wenn es galt, im nationalen und auch im internationalen Fußball Probleme diskret zu lösen. Im Hintergrund.

In vielen spektakulären Fällen hatten Wantrupp & ­Wantrupp hinter den Kulissen die Fäden gezogen, Fälle, die bis heute als ungelöst galten. Etwa die Geschichte vom gestohlenen ›Coupe Jules Rimet‹, dem Weltmeisterpokal, der kurz vor der WM 1966 gestohlen worden war. Eine Woche später war er wieder aufgetaucht. Im Londoner Süden fand ihn ein Hund namens Pickles im Gebüsch. Alle Nachrichtensendungen des Abends vom 27. März 1966 zeigten, in dieser Reihenfolge, zuerst den Pokal, dann den Hund, dann seinen Besitzer. Was niemand wusste, war, dass Wantrupp & Wantrupp den Coup eingefädelt hatte. Und dafür gesorgt hatte, dass der Pokal rechtzeitig zurückgekehrt war. Dafür war Ferdinand Wantrupp verantwortlich gewesen, dessen Neffe eben jetzt die Kanzlei leitete.

Ursprünglich sollte Ferdinands Sohn Michael die Kanzlei übernehmen – aber der war intellektuell dazu nicht in der Lage, wie Papa Ferdinand nach einigen schmerzlichen Erlebnissen ebenfalls hatte zugeben müssen. Der Neffe Matthias, eben jetzt Paul Wagners Chef, war diesbezüglich deutlich besser qualifiziert: juristisches Examen mit Auszeichnung. Und einfach ein wenig Kultur, Auftreten – und er hielt Knigge auch nicht für Falten in Papierseiten …

Wagner war mit seinem Job sehr zufrieden. Das Einzige, was ihn an diesem Tag ein klein wenig störte, war der unterschwellige, aber permanente Kopfschmerz, der sich auch gegenüber drei Aspirin noch erfolgreich als Sieger behauptete.

Telefonate führte Paul Wagner nicht mehr über Telefonapparate, sondern per Headset via Computer. Dennoch gab es eine klassische Gegensprechanlage, mit der Wagner jedoch ausschließlich mit der Geschäftsleitung kommunizierte – und diese mit ihm. Wenn an diesem Apparat das rote Lämpchen leuchtete, ließ man alles andere stehen und liegen.

Und jetzt glühte es. Gleichzeitig ertönte ein dezentes Brummen im Raum: Die Gegensprechanlage läutete nicht wie ein Telefon, sondern gebärdete sich eher wie ein vibrierendes Handy. Auch in diesem Bereich musste man schließlich mit der Zeit gehen.

»Matthias, was kann ich für dich tun?«

»Paul, vor mir auf dem Stuhl sitzt Richard Fenske.«

Paul Wagner war nicht ganz klar, weshalb Matthias sich bei ihm meldete, wenn Fenske auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch saß. Denn Richard Fenske war seit Jahren Klient von Wantrupp & Wantrupp. Also eher von Wantrupp, der Rechtsabteilung. Privat waren Richard Fenske und Paul Wagner dicke Freunde, aber geschäftlich hatten sie bislang überhaupt nichts miteinander zu tun gehabt. »Okay, Richard ist bei dir. Was heißt das für mich?«

»Das heißt, dass du jetzt einfach zu uns runterkommst.«

Wagner antwortete nicht darauf. Er drückte die »Gespräch-beenden«-Taste, erhob sich und verließ sein Büro.

Der fünfstöckige Gründerzeitbau, in dem Wantrupp & Wantrupp residierten, war 1908 errichtet worden und lag im Frankfurter Stadtteil Bornheim. Die drei Stockwerke des Unternehmens waren über ein internes Treppenhaus miteinander verbunden. Mitarbeiter, die von einer Etage in die andere wollten, mussten somit nicht das allgemeine Stiegenhaus benutzen. So hielt es auch Wagner: Die Treppe nach unten lag keine fünf Meter von seinem Büro entfernt.

Als er Matthias Wantrupps Büro betrat, war Paul Wagner doch ein wenig erschrocken. Fenske saß nicht auf dem Besucherstuhl, er hing darin. Und Wagner dachte sofort daran, ob er selbst wohl auch so fertig aussähe. »Moinsen«, warf Wagner in die Runde, ein Gruß, den er Kommissar Thiel alias Axel Prahl aus dem Münsterer Tatort abgeschaut hatte.

Fenske hob nur den rechten Arm zum Gruß, machte nicht einmal den Versuch, aufstehen zu wollen. Immerhin sah er ihn an.

Matthias deutete nur eine Geste in Richtung des zweiten Besucherstuhls an. »Herr Fenske hat gerade noch ein paar Dinge mit Verträgen bei uns klären wollen. Haben wir erledigt. Aber er hat auch einen Auftrag für uns. Also, eher einen Auftrag für dich. Denn dieser Auftrag fällt definitiv nicht in die Kategorie ›juristisches Problem‹.«

Was sein Freund Richard Fenske den lieben langen Tag so 100-­ ­prozentig genau trieb, das wusste Paul Wagner eigentlich gar nicht. Ihm war bekannt, dass Fenske auf jeden Fall ständig mit viel Geld jonglierte und das mit dem Understatement ›Anlageberatung‹ versah. Er investierte hier, er investierte da, er investierte im Auftrag von anderen Leuten. Und alles, was irgendwelche Verträge anging, darum kümmerte sich der erste Teil von Wantrupp & Wantrupp: die Rechtsanwälte. Das war auch der Grund, weshalb Richard Fenske eher in Stockwerk drei und vier agierte und mit Paul Wagners Abteilung, der Detektei, wenig zu tun hatte.

Mit einer weiteren Handbewegung von Richard Fenske zu Paul Wagner klinkte Matthias Wantrupp sich aus dem folgenden Dialog aus.

»Richard, wir waren doch gestern zusammen bei der Polizei. Was können wir hier jetzt für dich tun?«

Jetzt richtete Richard Fenske seinen Blick direkt auf Wagner. »Ja, du hast mich gestern zur Polizei begleitet. Zu dieser Farce. Ich hab denen sogar gesagt, dass in meinem Bauchbeutel Kondome waren. Danach werden die Jungs in Blau – also ich meine die Polizisten, nicht unsere Fußballer – jetzt mit Nachdruck suchen. Und sie werden sie in jeder Drogerie finden. Unbenutzt und original verpackt. Mein Portemonnaie und ganz besonders dessen Inhalt werden sie gewiss nicht finden. Vielleicht noch meinen Reisepass, mit viel Glück, wenn ihn der Taschendieb bewusst auf die Stufen vom langen Ludwig auf dem Luisenplatz legt. Aber, Paul, das ist mir alles scheißegal.«

Fenske macht eine Pause, und Wagner füllte sie mit der rhetorischen Gegenfrage: »Und was ist nicht scheißegal?«