Millie in Brasilien - Dagmar Chidolue - E-Book

Millie in Brasilien E-Book

Dagmar Chidolue

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Beschreibung

Millies großer Traum geht in Erfüllung. Sie fliegt mit Mama und Papa und ihrer kleinen Schwester Trudel nach Brasilien, dem Land der rosa Delphine, der Fußball-Weltmeister und dem geheimnisvollen Dschungel. Was für eine Aufregung! Bevor Millie jedoch zutrauliche Kapuzineräffchen füttern und ihr Lieblingstier, ein Faultier, von nahem bestaunen kann, muss sie seltsame glibberige Spezialitäten probieren und sich mit einer ziemlich merkwürdigen Reisegruppe herumschlagen. Dafür gibt es aber die Regenbogenbrücke in Brasilia, den Strand von Rio de Janeiro und eine Übernachtung im Urwald obendrauf. Brasilien ist einfach toll! Und mit Millie zu verreisen, ist ein ganz spezielles Abenteuer. Eines, das in keinem Reiseführer steht – das aber jedem kleinen Leser und seinem großen Vorleser Spaß macht. Mit einer Landkarte und Millies-Spezial-Brasilien-Lexikon und vielen, vielen farbigen Bildern von Gitte Spee

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Seitenzahl: 145

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Dagmar Chidolue

Millie in Brasilien

Mit farbigen Bildern von Gitte Spee

FISCHER E-Books

Inhalt

DschungelfieberDer BlitzTreffpunktKnödeldödelBergziegeDas MauselochPlitsch und PlatschDer KussZirkusRayssaKillerfischeDie EntführungBarbecueDer SchlangenmannKleiner FeiglingTiere, nichts als TiereSchweinereiMädchen von IpanemaMillies Spezial-Brasilien-Lexikon

Dschungelfieber

Gus hat sämtliche Freunde zum Geburtstag eingeladen. Dazu gehört auch Millie, obwohl sie nicht immer gut Freund sind. Zum Glück sind all die anderen ebenfalls mit von der Partie. Das sind Wulle, Kucki, Mario, der manchmal ziemlich doof sein kann, und schließlich noch der Uhu. Jocko ist sowieso dabei, aber auch die blöde Ziege Mercedes. Na ja, weil sie erstens die Schwester von Mario ist und zweitens in die gleiche Klasse geht wie Jocko und der Uhu. Irgendwie gehört sie dazu.

Da die Einladung fürs Kino gilt, darf Millies kleine Schwester Trudel nicht mit. Das ist schon mal super! Wer sollte denn auf sie aufpassen? Sie ist doch noch ein Kindergartenkind! Sie lispelt sogar noch ab und zu!

Millie geht ja bereits in die zweite Klasse. Die anderen aus der Clique – außer ihrer besten Freundin Kucki – sind noch älter. Aber nur ein bisschen.

Gus hat sich zu seinem Geburtstag Kino für alle gewünscht: Dschungelfieber.

Ahhhhh: Es ist ein Zeichentrickfilm, schön bunt und laut und turbulent. Das ist gut. Da hört man gar nicht das Schlürfen und Schmatzen und Rülpsen der Zuschauer. Denn alle, alle, auch Millie!, knabbern Popcorn aus rotweißgestreiften Riesenpappbechern und nuckeln an ebenso rotweißgestreiften Strohhalmen. Cola!

Was für ein tolles Geburtstagsfest! Schon allein wegen der Cola! Denn normalerweise darf Millie keine Cola trinken. Aber heute sieht das ja keiner! Mit keiner meint Millie … Papa und Mama.

Die Geschichte vom Film ist so leicht zu verstehen, dass selbst Trudel sie kapiert hätte. Zwei blaue Papageien – ein Papagei und ein Mamagei – fliegen mit ihren Kindern aus der großen, großen Stadt Rio, die in Brasilien liegt, zum Amazonas. Also, eigentlich heißen die Papageien Aras, aber Ara und Papagei ist irgendwie das Gleiche.

Weil es sowohl in Rio als auch am Amazonas sehr laut ist, macht das Schlürfen und Schmatzen und Rülpsen nichts! In Rio lärmen die Leute wegen Karneval und Fußball, und am Amazonas machen die Tiere Krach. Aber hallo!

Amazonas? Huch! Erst jetzt, mitten im Film, als die Aras den großen, breiten Fluss erreicht haben, fällt Millie ein, dass sie auch schon immer an den Amazonas wollte. Traumreise! Das hat sie sich bereits vor hundert Jahren gewünscht! Na, wenigstens weiß sie nun, wie es dort aussieht. Wie im Dschungel nämlich! Leider fliegt sie jetzt nur durch das dichte, dunkle Dickicht des Regenwaldes. Ist ja klar, weil sie die Reise im Kino als Papagei erlebt. Als Ara. Aber schön ist das! Sehr schön sogar. Und dass die Aras in dem Zeichentrickfilm wie Menschen reden, ist total witzig.

»Ist doch sinkordiniert«, sagt Gus.

Häh?

»Synchronisiert«, verbessert ihn Jocko. »Im Original sprechen alle englisch.«

»Weiß ich!«, behauptet Gus. »Die sprechen in Amerika englisch, und Brasilien mit dem Amazonas ist ja in Amerika.«

»In Südamerika!«, weiß Jocko. »Und da spricht man nicht englisch, höchstens wenn man es in der Schule gelernt hat, aber sonst …«

Ja, was denn … sonst?

Jocko holt sein Smartphone raus.

»Angeber«, sagt der Uhu. »Alles weißt du also auch nicht.«

»Aber mein Handy«, sagt Jocko. »Dafür hab ich das ja.«

»Benutzt du es auch im Unterricht?«, fragt Mario.

Ist der doof? Im Unterricht ist das verboten! Bei Millie in der Klasse werden Handys konni … konfi … konfiziert!

»Gibst du nun Amazonas ein?«, will Millie von Jocko wissen.

»Nee«, murmelt er. »Nur Brasilien, weil … ich weiß nämlich nicht, ob die da spanisch oder portugiesisch sprechen.«

Immerhin.

Jetzt hat Jocko rausbekommen, dass in Brasilien portugiesisch gesprochen wird.

»Hauptsächlich«, sagt er. »Und in manchen Gegenden gibt es auch noch indianische Sprachen.«

»Am Amazonas?«, fragt Millie verblüfft.

»Da leben doch nur Papageien«, sagt Kucki.

Jocko guckt sie mit einer hochgezogenen Augenbraue verächtlich an. Das kann er eigentlich lassen, weil Kucki Millies beste Freundin ist. Auf die lässt sie nichts kommen.

»Ihr mit euren Papageien!«, wirft Mercedes hochmütig ein. »Außerdem … der Film war sowieso nur Kikikram. Ich weiß gar nicht, warum ich mitgegangen bin.«

Tja … sie hätte es auch lassen können.

»Ich gucke mir nächste Woche Twilight an. Damit ihr’s wisst. Aber die Hälfte von euch darf da ja noch gar nicht rein. Und jetzt … tschau und adieu.« Sie tippt sich mit der Hand an die Stirn, wie ein Offizier oder so. Und da geht sie hin.

Jocko zuckt nur mit einer Schulter. »Sie ist gerade stark pubertär«, behauptet er, und Mario, Mercedes’ Bruder, fügt hinzu: »Das war sie doch schon immer.«

Ohhh, er ist richtig doof! Pubertär ist man nicht schon immer, sondern nur, wenn man jugendlich ist, da muss man erst mal reinwachsen.

Nun marschieren sie alle los, verstreuen sich in sämtliche Richtungen. Am weitesten haben es Millie, Gus und Wulle, sie sind Nachbarn und wohnen am Ortsende, da, wo die Sackgasse ist.

»Tschau und adieu«, sagt Gus, als sie sich trennen. Manno, der tippt sich genauso an die Stirn wie die blöde Ziege Mercedes. Der wird auch bald jugendlich! Und Wulle lacht sich schief.

Millie schleicht sich von hinten durch den Garten ans Haus. Klopft an die Terrassentür. Trudel, die mit irgendwas auf dem Fußboden beschäftigt war, springt auf und kommt mit lautem Freudengeschrei angepest. Reißt die Tür auf. Hat sie Millie so sehr vermisst? Logisch … an einem Sonntag, nur so zu Hause und ohne ihre große Schwester, muss es ihr ja pottlangweilig gewesen sein.

»Na, wie war’s?«, will Mama von ihrer Großen wissen.

Millie kann den Kinobesuch im Schnelldurchlauf runterrattern. Die Sache mit der Cola lässt sie wohlweislich weg. Und viel Handlung hatte der Film ja nicht. Von Rio ab an den Amazonas. Aber zum Schluss haben die blauen Aras überlegt, in ihrem nächsten Urlaub wieder nach Rio zu fliegen.

»Ich würde meine Ferien lieber am Amazonas verbringen«, meint Millie. »Also … nicht als Papagei, sondern als … als ich!«

»Hört, hört«, murmelt Papa und schaut Mama komisch an.

Die guckt schnell weg, räuspert sich und wirft Papa dann doch einen giftigen Blick zu. Oh, haben die sich etwa gezankt, als Millie weg war? Was sollte denn dieser komische Blick bedeuten? Weiß Trudel mehr?

Nö, Trudelchen liegt wieder bäuchlings auf dem Boden und versucht, ihr Drachenreiter-Puzzle fertigzustellen. Das mit den hundert Teilen. Wird sie nicht schaffen!

Papa verschanzt sich hinter seiner Sonntagszeitung, und Mama meint, den Kuchen aus dem Backofen holen zu müssen. Was? Hat sie vorhin etwa mit Millies kleiner Schwester gebacken? Und wer durfte die Teigschüssel ausschlecken? Manno!

Der Kuchen ist lecker, süß, zitronig und knusprig. Selbst Papa kommt hinter seiner Zeitung hervor und will ein großes, großes Stück davon. Und danach spielen alle zusammen noch Mau-Mau. Abendessen … schlafen gehen. Alles paletti. Es sieht nicht so aus, als ob es in Millies Abwesenheit Krach gegeben hätte.

Der Blitz

In dieser Nacht träumt Millie, wie sie mit den blauen Aras durch die grünen Baumkronen fliegt. Ganz ohne Flugzeug! Träume, in denen man fliegen kann, sind sowieso die schönsten Träume. Bis Millie … rums … gegen einen Baum kracht. Hat nicht weh getan! Der Knall hat sie nur wach gemacht. Was ist los?

Du liebe Zeit! Draußen tobt anscheinend ein Gewitter, aber wie! Es blitzt, es donnert, es rumort und knallt. Dabei kann man ja nicht schlafen!

Millie tapst aus ihrem Bett, um mal nachzusehen, was draußen abgeht. Die kleine Schwester schläft tief und fest. Neben ihr könnte eine Bombe einschlagen, und sie würde das nicht mitkriegen.

Millie schleicht zum Fenster und drängt sich vor den dunklen Vorhang. Schaut hinaus. Eijeijeijeijei … da ist was los! Blitze zucken über den Himmel, der Donner kracht … rums, bums … der wird ja wohl nicht …

Jeder Blitz reißt den dunklen Himmel auf, dass die Wolken einzeln zu erkennen sind, weiße Wolken vor dunkelblauem Hintergrund. Wow! Sieht toll aus. Und Millie guckt zu … mit ein klein bisschen Angst, das schon, aber nur, wenn der Himmel durch die grellen Zick-Zack-Pfeile aufgerissen wird. Dann ist es, als würde so ein Blitz sie für einen kurzen Moment direkt ins Herz treffen. Sie weiß jedoch, dass sie hier im Haus geschützt ist.

Jetzt allerdings … so was hat die Welt noch nicht gesehen, jedenfalls Millie noch nie … jetzt zischt ein Blitz über den gesamten Himmel, und zwar von rechts nach links, als würde das All mitten durchgeschnitten. Na, der muss ja über den ganzen Erdball gefegt sein!

Schleunigst zurück ins Bett, Millie! Morgen ist Montag. Das heißt, früh aufstehen und ab zur Schule!

»Habt ihr was vom Gewitter gestern Nacht mitbekommen?«, will Papa in der Frühe wissen.

Trudel sieht ihn ziemlich dusselig an. Schon klar. Sie hat ja gepennt.

»Ich konnte gar nicht schlafen«, jammert Millie.

»War ja auch ein Mordslärm«, sagt Papa.

»Und … wartet mal …«, Mama greift nach der Tageszeitung, »… in Rio hat es kürzlich auch so ein Gewitter gegeben. Und wisst ihr, was da passiert ist?«

Nö.

»Ein Blitz ist in diese Statue gefahren, in die berühmte Christus-Statue, die auf diesem Berg steht. Wie heißt der noch mal?«

»Corcovado«, erwidert Papa prompt.

Kork… Korkenberg?

»Woher weißt du das?« Mama ist bass erstaunt.

Papa zuckt nur mit den Schultern, und Mama fährt fort: »Cristo, so heißt Christus dort, steht also auf diesem Berg und breitet seine Arme aus, als wollte er die ganze Welt willkommen heißen.«

»Ach«, sagt Papa bedeutungsvoll. »Sieh mal an!«

Mama geht gar nicht auf ihn ein. »Hier ist auch das Foto zu sehen, das genau in dem Moment geknipst wurde, als der Blitz in seine Hand fuhr. Und nun fehlt ein Stück vom Finger, stellt euch das vor.«

Sie schiebt die Zeitung mit dem Cristo-Finger-Bild so hin, dass Millie es gut betrachten kann. Und wann soll das gewesen sein? Etwa gestern? Das war doch bestimmt der Blitz, den Millie gesehen hat. Der Blitz, der den Himmel aufgerissen hat und um die ganze Welt gezischt ist. Na, wenigstens bis Rio, also … um die halbe Welt. Ist trotzdem ein superklassetoller Blitz gewesen!

Papa lehnt sich zurück und sieht Mama mit funkelnden Augen an. »Da kannst du ja gleich überprüfen, ob das mit dem Finger auch stimmt, mein Schatz.«

Mama flattert mit den Lidern. »Das ist jetzt kein Thema!«, sagt sie schnell.

»Doch, doch, meine Liebe«, widerspricht Papa ihr, und zwar mit einem zuckersüßen Unterton. Und an seine Kinder gewandt: »Mama will nämlich wieder auf Reisen gehen. Und zwar nach Brasilien. Deshalb …«

»Ich wollte es den Kindern später beibringen«, meckert Mama ihn an. »Wenn es passt.«

Jetzt passt es, Mama! Auch wenn sie gleich alle aus dem Haus müssen, Papa zur Arbeit, Trudel in den Kindergarten und Millie in die Schule. Mama kann zu Hause bleiben. Da ist ihr Arbeitsplatz, nämlich am Computer. Sie schreibt Reportagen über Reisen, die sie unternommen hat, über andere Länder, andere Sitten oder über irgendeine interessante Stadt. Mama ist also oft unterwegs. Sie kann sich die Sachen ja nicht ausdenken! Das wäre doch gelogen! Und meistens kriegt sie es hin, ihre Kinder mitzunehmen. Papa natürlich auch.

Und jetzt will sie nach Brasilien reisen? Alleine?

Was es da für einen Aufschrei gibt!

»Ich komme mit!«, brüllt Millie.

»Ich auch!«, ruft die kleine Schwester sofort.

»Ich wollte da schon immer hin!«

»Ich auch!«

»Das ist meine Traumreise!«

»Ich auch!« Was Trudel für einen Quatsch redet!

Millie muss da hin, weil sie den Amazonas sehen will. Und all die Tiere, die dort leben. Und die riesigen Bäume, den Dschungel und … und … und …

»Ich hab’s dir gesagt«, meint Papa in Mamas Richtung. »Wir lassen dich doch nicht alleine um die halbe Welt ziehen!«

Genau, Papa!

»Aber …«, beginnt Mama.

»Außerdem kannst du dir den Termin aussuchen.«

»Aber …«

»Ich habe es so verstanden, dass die beste Reisezeit für Brasilien der Herbst ist.«

»Aber …«

»Und Millie hat zwei Wochen Herbstferien.«

Millie nickt. Papa ist heute richtig gut drauf! Und das so früh am Morgen.

»Wir beiden anderen können uns das einrichten, nicht wahr, Trudelchen?«

»Kerle, Kerle, Kerle«, sagt Mama bereits schlappmatt. »Und wer soll das bezahlen?«

Alle drei, nämlich Papa, Trudel und Millie, rufen wie aus einem Mund: »Du!«

Treffpunkt

Die Sache ist also geritzt. Mama hatte keine andere Wahl, als zuzustimmen. Und so bereitet sich Millie darauf vor, endlich, endlich nach Brasilien und an den Amazonas zu reisen. Wurde ja auch Zeit!

Jocko weiß ganz viel über den Amazonas, den größten Regenwald der Welt. Die grüne Hölle! Aber das Amazonasgebiet ist gleichzeitig auch die grüne Lunge der Erde, und die versorgt alle mit Sauerstoff. Der ist für jedes Lebewesen wichtig.

Und die vielen Tiere, die es dort gibt, will Millie natürlich sehen: Das Rüsseltier, das wie ein Elefantenschwein aussieht, ach so … das ist ein Ameisenbär. Dann gibt es noch … den Jaguar, die Anakonda und das Tapeten-Tier. Ach nee, das heißt ja … Tapir!

Von den rosa Amazonas-Delphinen hat Millie auch bereits gehört. Rosa? Ja! Rosa!

»Wenn man am Amazonas ist, dann muss man einen Finger in den Fluss halten«, behauptet Gus. »Oder einen Zeh.«

»Wieso?«, fragt Millie.

»Dann kommen die Piranhas«, sagt er. »Das sind ganz tolle Fische, das kannst du mir glauben. Die kommen sofort angeschwommen und küssen dir die Füße. Ehrlich!«

»Erzähl ihr keinen Unsinn!«, unterbricht Jocko ihn. »Millie würde es glatt tun.«

Gus lacht hämisch.

Was ist denn das Besondere an den Piratenfischen?

»Wenn man einen Finger in einen Piranha-Fluss steckt und ihn gleich wieder rauszieht, ist er schon von den Piranhas bis auf den Knochen abgenagt«, klärt Jocko sie auf.

Oha! Es wäre aber trotzdem spannend, so einen blutrünstigen Fisch zu Gesicht zu bekommen. Ihren Finger würde sie natürlich nicht ins Wasser halten. Doch falls sich die Gelegenheit ergibt … och, da muss sie sich eben was einfallen lassen.

Millie hofft, dass sie auch ihrem Lieblingstier begegnen wird. Das ist das Faultier. Lieblingstier … weil es so schön faul ist und weil es so süß aussieht. Unbeschreiblich süß!

Dann gibt es noch diese kleinen, kleinen Vögelchen. Heißen die … Moskitos? Nee, aber die Viecher gibt es dort auch.

Ach … Kolibris werden die winzigen Vögel genannt, die den Nektar aus den Blüten holen. Während sie immerzu, flatter, flatter, flatter, und ohne eine Pause einzulegen, mit ihren Flügeln schlagen!

Jocko erzählt noch was von kleinen Krokodilen im Amazonasgebiet, die aber anders heißen … Kein-Mann-Krokodile oder so. Und Wasserschweine soll es dort geben. Das Wasserschwein ist bestimmt das Gegenteil vom Erdferkel! Leider hat Jocko kein Bild von den Schweinen.

Millie braucht unbedingt einen neuen Koffer. Bitte in Grün! Damit er zum Amazonas passt.

»So was gibt’s gar nicht«, sagt Papa. Er geht aber mit ihr ins Kaufhaus, um einen passenden Koffer auszusuchen. Ein eifriger Verkäufer bedient sie. Wofür wird sich Millie entscheiden? Na, für Grün!

Der Verkäufer hört nicht richtig zu.

Vielleicht der blaurotkarierte Koffer dort?

»Nein!«, sagt Millie. »Grün!«

Oder der mit den niedlichen, kleinen Marienkäfern drauf? Oder dieser Drachenkoffer?

Nee! Außerdem ist der schief. Kann der Verkäufer das denn nicht sehen?

Und was ist mit der Sternchen-Reisetasche hier?

»Grün!«, brüllt Millie.

Papa ist bereits verzweifelt, und nun wischt sich auch der Verkäufer in der Kofferabteilung des Kaufhauses den Schweiß von der Stirn. Bis ihm eine Idee kommt!

Na also! Aus einem Kabüffchen, das wohl sein Geheimversteck ist, holt er einen amazonasgrünen Koffer.

Gibt’s doch, Papa!

Was braucht Millie noch für ihre Reise?

Wanderschuhe, Trekkinghose, Taschenmesser, Trinkflasche. Es ist nämlich eine Expeditionsreise! Zahnbürste nicht vergessen!

»Wozu das Taschenmesser, Papa?«

»Nicht für dich, Millie. Es reicht, wenn ich ein Taschenmesser mitnehme.«

Schade.

»Wofür denn, Papi?«

»Och … wahrscheinlich nur, falls wir im Dschungel mal eine Mango schälen wollen«, meint er.

Oder ein wildes Schwein abstechen müssen, Papa! Und was ist, wenn der Jaguar kommt?

Millie will unbedingt noch eine gute Landkarte haben, um anschauen zu können, wo sie überall herumkurven werden. Brasilien ist sehr groß! Alle Entfernungen muss man mit dem Flugzeug bewältigen. Man kann nicht einfach so, lalalalala, gemütlich mit dem Bus von hier nach dort fahren.

Zwölf Stunden soll der Flug dauern. Der erste Flug! Und weil es von einem Kontinent zum anderen ein Nachtflug ist, sind zum Glück – kaum sitzen sie im Flieger – alle müde und wollen sofort pennen. Nun ja … gleich nach dem mickrigen Abendessen an Bord.

Rückenlehne nach hinten und … krrr, krrr, krrr …

»Millie, du schnarchst!« Papa hat ihr gerade seinen Ellbogen in die Seite gedrückt.

Was? Papa spinnt wohl! Er wird selber geschnarcht haben!

»Fertig machen zur Landung!«

Oh! Sind die zwölf Stunden schon rum? Das ging aber schnell!

Nur für Mama nicht. »Ihr habt geschlafen wie die Murmeltiere«, sagt sie. »Und ich hab kein Auge zugemacht.«

Klar. Es musste doch jemand auf sie aufpassen.

So, jetzt aber alle Schlafmützen raus aus der Kiste.

Wo sind sie denn überhaupt gelandet?

Leider noch nicht am Amazonas, sondern in São Paulo, und dann – nach weiteren zwei, drei Stunden Flug – gehen sie in Salvador von Bord. Und das ist immer noch nicht am Amazonas.

Ist das Gepäck denn mit umgestiegen?

Ja, zum Glück!

Puh, dauert das lange an der Gepäckausgabe! Schwarze Koffer, rote Taschen, weiße Trolleys … Und wo bleibt Millies Koffer?

Ah! Da kommt er angeschaukelt. Millie sieht ihn sofort. Grün! Außerdem erkennt sie ihn an dem Aufkleber an der Seite, der aus ihrer Sticker-Sammlung stammt. Der mit Big Smiley (Smailiii!), das gelbe Monstergesicht mit den abstehenden Ohren.

Das Gepäck von Mama und Papa ist auch angerollt gekommen, und nun geht es ab zum Treffpunkt.