Underworld Chronicles - Erwacht - Jackie May - E-Book
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Underworld Chronicles - Erwacht E-Book

Jackie May

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Beschreibung

Tauch ein in das mystische Reich der Feen!

Noras Welt steht Kopf. Endlich weiß sie mit Sicherheit, dass auch sie eine echte Unterweltlerin ist. Allerdings braucht sie Zeit, sich mit ihrer neuen Identität auseinanderzusetzen - und mit dem wachsenden Gefühlschaos, das in ihr brodelt. Aber natürlich hat das Schicksal andere Pläne. Als Terrance der Troll eines Abends beinahe getötet wird, steckt Nora schon mittendrin in ihrem nächsten Fall. Denn er ist nicht das einzige Opfer. Überall in Detroit werden Feen umgebracht, und die Ereignisse überschlagen sich. Gemeinsam mit ihrem Clan schmiedet Nora einen Plan, dem Killer auf die Spur zu kommen.

Band 3 der prickelnden Reihe rund um die magische Unterwelt Detroits


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Seitenzahl: 415

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Inhalt

Cover

Über das Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

Triggerwarnung

Widmung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Über das Buch:

Nora Jacobs hat endlich herausgefunden, zu welcher Art von Unterweltlern sie wirklich gehört. Während sie gerade noch dabei ist, sich mit ihrem neuen Erbe anzufreunden, hat das Leben auch schon wieder andere Pläne für sie: Terrance der Troll entkommt einem gewaltvollen Überfall nur knapp – und er ist nicht das einzige Opfer. Überall in Detroit werden Fey getötet, und Nora unterstützt die FUA, die Federal Underworld Agency, bei ihren Ermittlungen. Aber was bleibt ihr auch anderes übrig? Der Killer ist schließlich nicht nur hinter ihrer eigenen Art her, sondern hat versucht ihren Freund Terrance zu töten. Und dafür wird er bezahlen, denn niemand legt sich mit Nora an ...

Über die Autorin:

Jackie May ist das Pseudonym des Ehepaars und Autorenduos Kelly und Josh Oram. Sie leben mit ihren vier Kindern und ihrer Katze Mr. Darcy außerhalb von Phoenix, Arizona. Jackie May ist der Name ihrer einzigen Tochter.

Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch von Stephanie Pannen

Vollständige E-Book-Ausgabedes in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Titel der amerikanischen Originalausgabe: »Don’t Bait Me«

Für die Originalausgabe:

Copyright ® 2019 by Jackie May

Published by arrangement with Bookcase Literary Agency

Für die deutschsprachige Ausgabe:

Copyright ® 2022 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Elena Bruns, Lingen

Covergestaltung: Alexander Kopainskiunter Verwendung von Motiven von © Terpsychore / Shutterstock; Mikesilent / Shutterstock; Viorel Sima / Shutterstock; camilkuo / Shutterstock; myupoo / Shutterstock; BG Plus2 / Shutterstock; Rabilbanimilbu / Shutterstock; xpixel / Shutterstock; In Art / Shutterstock; tomertu / Shutterstock; SWEviL / Shutterstock

eBook-Erstellung: 3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 978-3-7517-0788-6

www.one-verlag.de

www.luebbe.de

Liebe Leser:innen,

dieses Buch enthält potenziell triggernde Inhalte.

Dazu findet ihr eine Triggerwarnung auf S. 349.

ACHTUNG: Diese enthält Spoiler für das gesamte Buch.

Wir wünschen uns für euch alle das bestmögliche Leseerlebnis.

Eurer Team vom ONE-Verlag

Für die Fans!

Kapitel 1

Wie erstarrt stehe ich in der Kühlabteilung des Supermarkts. Eine seltsame Panik hat von mir Besitz ergriffen. Es sieht mir gar nicht ähnlich, von einer solchen Kleinigkeit gestresst zu sein, aber andererseits war mir nie etwas so wichtig, dass ich es einfach richtig hinbekommen musste. Da ich allein nicht weiterkomme, rufe ich Oliver zum vierten Mal innerhalb von zwanzig Minuten an. »Denkst du, ich brauche zwei Truthähne?«, frage ich statt einer Begrüßung. »Werwölfe essen eine Menge. Eine Riesenmenge. Und dann ist da ja auch noch Terrance. Truthähne sind groß, aber vielleicht brauche ich trotzdem zwei. Was denkst du?«

»Nora ...« Pause. Dann höre ich Oliver seufzen. »Ich denke, dass ich in einer halben Stunde eine Prüfung habe und bis dahin noch dieses Kapitel wiederholen muss.«

Ich verziehe mein Gesicht. »Sorry. Du hast recht. Ich werde dich jetzt nicht mehr nerven.«

Er stöhnt auf. »Süße, du nervst mich nie. Ich rede immer gern mit dir. Aber ich muss diese Sache hier fertigbekommen.«

»Tut mir leid. Ich weiß. Ich will nur, dass alles perfekt ist. Ich hatte noch nie ein richtiges Thanksgiving. Zumindest nicht mit Leuten, die mir wichtig waren.«

»Wenn du dich deswegen so stresst, warte einfach, bis ich die Prüfung hinter mir habe. Dann gehen wir zusammen einkaufen.«

»Ich kann nicht. Dann ist Terrance wieder zu Hause, und er wird mich niemals gehen lassen.«

Ein fröhliches Lachen erfüllt mein Ohr und bringt mich zum Lächeln. Ich liebe es, wie Oliver lacht. »Hast dich rausgeschlichen, was?«, fragt er.

»Ich war am Durchdrehen. Es ist fast eine Woche her.«

»Eine Woche, seit du fast gestorben wärst.«

»Ja, aber jetzt geht's mir wieder gut. Ich hab mich erholt. Terrance übertreibt total.«

»Na ja, er will eben, dass du in Sicherheit bist.«

»Für meine Sicherheit zu sorgen und mich gefangen zu halten, sind aber zwei verschiedene Dinge.«

Wieder lacht Oliver. »Weißt du was? Nach dieser Prüfung ist das Semester offiziell für mich vorbei. Ich packe ein paar Sachen ein und verbringe das ganze Wochenende mit dir im Gefängnis. Ich hab sogar Glück gehabt und muss dieses Wochenende nicht arbeiten.«

Mir schmilzt das Herz in der Brust. »Du bist der Beste, Ollie.«

»Ich weiß. Jetzt muss ich Schluss machen, aber wir sehen uns heute Abend.«

»Okay.«

»Oh, und kauf zwei Truthähne. Besser zu viel als zu wenig. Und jeder mag Reste.«

»Stimmt.« Ich seufze. »Was würde ich nur ohne dich tun?«

»Lass uns das niemals herausfinden.«

Das Lächeln auf meinem Gesicht bleibt – selbst nachdem ich aufgelegt habe. Oliver schafft es einfach immer, mich zu beruhigen. Ich lege zwei Truthähne in meinen Einkaufswagen und gehe den Rest meiner Einkaufsliste durch. Da ich noch nie vorher ein Thanksgiving-Essen gekocht habe, musste ich die Zutaten im Internet nachlesen. Hoffentlich hilft Terrance Ollie und mir beim Kochen. Wenn er mich nicht vorher umbringt, weil ich das Haus verlassen habe.

Wenn man vom Teufel spricht. Mein Handy klingelt, und auf dem Display erscheint Terrances Name. Zögerlich gehe ich ran und hoffe, dass er die Geräuschkulisse des Supermarkts im Hintergrund nicht hört. »Hey, T-Man. Wie war dein Meeting?«

»Läuft noch. Kannst du mir einen Gefallen tun?«

Die Bitte überrascht mich ein bisschen. Terrance ist der unabhängigste Mann, den ich kenne. Er bittet nie um etwas. Aber da ich gern helfe, sage ich: »Na klar. Schieß los.«

»Ich hab einen Ordner auf dem Schreibtisch im Büro liegenlassen und brauche eine Information daraus.«

»Oh ...« Mist. Ich bin aufgeflogen. »Ähm ... ich würde gern helfen, aber ich bin gerade nicht zu Hause.«

Ich halte das Handy von meinem Ohr weg und warte. »WAS?«, brüllt er in den Hörer. »Wo zum Teufel steckst du?«

»Entspann dich. Ich bin nur ein bisschen einkaufen.«

Ich kann praktisch hören, wie er mit den Zähnen knirscht. »Mit Oliver?«, fragt er.

»Nein. Der hat heute eine Prüfung.«

»Rook?«

Ich seufze. »Nein.«

Eine lange Pause, dann explodiert er wieder. »Du bist ALLEIN unterwegs?«

Empörung steigt in mir auf. »Ich bin schon ein großes Mädchen, Terrance. Ich denke doch wohl, dass ich allein einkaufen gehen kann.«

»In welchem Laden bist du?«

»Im Supermarkt«, antworte ich vage, um ihn zu ärgern.

»IN WELCHEM?«

Dieser verdammte sture Troll. Ich will mich weiterstreiten, aber es hat keinen Sinn. Nachdem ich mir ins Gedächtnis gerufen habe, dass er nur um meine Sicherheit besorgt ist, gebe ich ihm seufzend meine Position durch. »Der Biomarkt in Midtown.«

Ohne ein weiteres Wort legt er auf. Ich widme mich wieder meiner Einkaufsliste und bin nicht im Geringsten überrascht, als ich ihn zehn Minuten später auf mich zu marschieren sehe. »Du solltest nicht allein unterwegs sein«, knurrt er und versucht mich mit seiner typischen Türsteher-Pose einzuschüchtern. Genervt sehe ich ihn an. »Ich bin erwachsen, Terrance.«

Doch er gibt nicht nach. »Der Tarnzauber, mit dem ich dich belegt habe, funktioniert nur bei Menschen. Er ist nicht stark genug, um deinen Geruch zu überdecken. Jeder Unterweltler, der auch nur einen Funken Macht besitzt, kann riechen, dass du eine Sirene bist. Und das bedeutet, du bist hier nicht sicher.«

Abrupt bleibe ich mit meinem Einkaufswagen stehen und starre ihn an. »Was soll ich denn machen? Ich kann mich doch nicht für immer verstecken.«

Terrances Wut verraucht. Nur sein Frust bleibt zurück. »Wir finden schon eine Lösung«, sagt er. »Aber bis dahin solltest du nicht allein das Haus verlassen, sondern dich von mir, Rook oder Parker begleiten lassen. Keine Widerrede.«

Eigentlich sollte es mich stören, wie er mir mein Leben diktiert, aber die Angst in seinem Blick lässt meinen Zorn verrauchen. Für Terrance ist es ebenso neu, sich um jemanden zu sorgen, wie für mich, jemanden zu haben, der sich um mich kümmert. Er ist nicht daran gewöhnt, sich so machtlos zu fühlen. Wenn es ihm hilft, nicht durchzudrehen, kann ich ihm bei diesem Punkt entgegenkommen. Außerdem hat er recht. Ohne meinen alten Tarnzauber bin ich völlig ausgeliefert. Ein zusätzlicher Schutz kann nicht schaden.

Ich überrasche den Troll, indem ich ihn umarme. Er ist so groß, dass ich ihm nicht mal bis ans Kinn reiche. »Okay, T-Man.« Ich lehne meinen Kopf an seine Brust. »Ich verspreche, dass ich ohne Bodyguard nirgendwo mehr hingehen werde, bis wir einen besseren Tarnzauber für mich finden.«

Terrance zögert einen Moment, dann legt auch er die Arme um mich. So etwas ist neu für mich, aber ich habe festgestellt, dass es viel leichter ist, andere zu berühren, wenn ich es selbst initiiere. Und besonders, wenn es jemand ist, dem ich vertraue. Also zwinge ich mich neuerdings dazu, mehr körperlichen Kontakt herzustellen. Und ich hoffe, damit einige meiner Trigger in dieser Hinsicht überwinden zu können. Außerdem habe ich entschieden, dass mir Umarmungen gefallen, solange ich davon keine Panikattacken oder Flashbacks bekomme.

Terrance räuspert sich und brummt: »Das will ich auch meinen.«

Ich weiß, er ist mir nicht böse. Diesen Tonfall benutzt er, wenn er versucht zu verbergen, dass er eigentlich ein netter Kerl ist, der sich um andere sorgt. Sein betont mürrisches Auftreten bringt mich zum Lächeln. Mein Troll hat mich lieb.

Nachdem ich seine Zuneigung noch einen Moment länger genossen habe, lasse ich ihn los und schiebe meinen Einkaufswagen weiter. Terrance geht neben mir. »Du warst ganz schön schnell hier«, stelle ich fest. »Ich dachte, du wärst in einem Meeting.«

»Ich bin gegangen.« Er zuckt mit den Schultern, als wäre es keine große Sache.

»Aber das wäre wirklich nicht nötig ge-«

Er fällt mir ins Wort. »Es war nur ein Geschäftsessen im Casino mit dem neuen Geschäftsführer meines Autohauses. Ich hatte ohnehin wichtige Unterlagen vergessen. Und wie sich herausstellte, hat mein letzter Geschäftsführer nicht nur nebenher krumme Geschäfte mit Dämonen gemacht, sondern auch die Bücher frisiert.« Er seufzt.

Ich tätschle seinen Arm. »Du bekommst das schon wieder in O- Moment mal. Du warst im Casino? Das Casino, das Henry gehört?«

»War nicht mein Vorschlag«, brummt Terrance.

»Und wie lief es?«

Terrance schmunzelt. »Ich war keine zehn Minuten im Gebäude, da hatte Henry mich schon gefunden. Er hat von dem Werwolfangriff gehört und war sehr besorgt. Übrigens, er lässt dich grüßen.«

Ich schnaube verächtlich. »Hast du ihm nicht von mir ausgerichtet, dass er sich zum Teufel scheren soll?«

Das Schmunzeln des Trolls wird zu einem breiten Grinsen. »Ich habe ihm gesagt, du erholst dich gut und genießt es, von all deinen Männern verwöhnt zu werden.« Mit weit aufgerissenen Augen und roten Wangen starre ich Terrance an. »Meine was?«

Er fährt fort, als hätte ich nichts gesagt. »Ich hab ihm versichert, dass sie sich richtig gut um dich kümmern.«

Gegen meinen Willen muss ich lachen. »Ich wette, das hat ihn richtig angepisst.« Beiläufig zuckt er mit den Schultern, doch seine Augen funkeln belustigt. »Er hat mich fast aus dem Casino geworfen. Ich glaube nicht, dass ich dort so schnell wieder willkommen sein werde.«

Grinsend schüttle ich den Kopf und schaue erneut auf meine Einkaufsliste. Terrance betrachtet den vollen Wagen, als ob er ihn erst jetzt bemerkt hätte. »Wofür ist das alles?«

»Für das Thanksgiving-Essen.«

Als Terrances Augenbrauen überrascht in die Höhe schnellen, explodieren Schmetterlinge in meinem Bauch. »Ich hoffe, es macht dir nichts aus, aber ich habe Oliver und Parker zu uns eingeladen, weil die beiden sonst allein wären. Genau wie Rook und Wulf, also kommen die beiden auch.« Ich zucke mit den Schultern und sehe weg. Plötzlich fühle ich mich seltsam verletzlich. »Ich wollte einfach nur was Nettes für die Leute tun, die mir wichtig sind.«

»Ach Kleine«, sagt Terrance sanft. Er wartet, bis ich ihn wieder ansehe, bevor er weiterspricht. »Du bist wirklich zu gut für uns.«

Sein Kompliment lässt mich erröten. Terrance lobt nur selten. Verlegen stoße ich seine Schulter mit meiner an und scherze: »Das sagst du nur, weil du mein Essen noch nicht gekostet hast. Ich hab in meinem Leben noch keinen Truthahn zubereitet.«

Terrance lacht so laut auf, dass uns die anderen Kunden ansehen. Dann verspricht er, mir beizubringen, wie das geht, und hilft mir, den Rest einzukaufen. Natürlich besteht er darauf, die Lebensmittel zu bezahlen. Er nimmt mir den Wagen aus der Hand, um die Einkäufe in sein Auto zu packen und befiehlt mir, auf direktem Weg nach Hause zu fahren. Als ob ich zwischen hier und seiner Trollhöhle in Schwierigkeiten geraten würde. Ich bin überrascht, dass er mich nicht zu meinem Wagen eskortiert und persönlich die Türen verschließt. »Zumindest traust du mir zu, allein über einen Parkplatz zu gehen«, grummle ich, als wir uns am Ausgang des Supermarkts trennen.

Er sieht mich stirnrunzelnd an. »Komm einfach heil nach Hause, Kleine.«

Seufzend gehe ich zu meinem Auto, während ich Olivers Nummer wähle, als mir einfällt, dass er wahrscheinlich gerade in seiner Prüfung sitzt. Also entscheide ich mich, jemand anderen zu nerven.

»Hey, kleine Verführerin«, begrüßt mich Nick.

»Ich glaube, Hitzkopf war mir lieber.«

»Und mir ist Gorgeous lieber, aber man bekommt nicht immer, was man will, oder?«

»Stimmt auch wieder.«

Ich starte den Motor, um die Heizung anzuwerfen. Es ist eiskalt draußen, und da diese abtrünnigen Werwölfe meinen neuen Mantel zerfetzt haben, trage ich immer noch Rooks Jacke.

»Was ist los? Du rufst mich sonst doch nur an, wenn du in Lebensgefahr schwebst.«

»Ich stehe kurz davor, einen Troll umzubringen. Zählt das auch?«

Nick lacht. »Terrance treibt dich in den Wahnsinn?«

»Er lässt mich nicht allein aus dem Haus. Sein Tarnzauber verbirgt mich zwar vor Menschen, aber er ist nicht stark genug, um meinen Geruch zu überdecken.«

»Er hat recht. Trolle sind zwar sehr stark, aber keine besonders mächtigen Magier.«

»Und wie komme ich dann an einen stärkeren Tarnzauber? Ich muss etwas tun und kann mich nicht für immer verstecken.«

»Ehrlich gesagt bist du selbst die beste Person dafür, Nora.«

»Wie bitte?«

»Die meisten Feenwesen haben ein Talent für Tarnzauber. Je stärker die Fee, desto stärker der Zauber. Und du bist eine der stärksten Feen, die es gibt, Süße. Ich würde sogar wetten, dass es deine eigene Mutter war, die dich mit deinem alten Tarnzauber belegt hat.«

»Hm. Ich schätze, damit muss ich mich wohl genauer befassen.«

Ich nehme mir vor, später Terrance und Oliver danach zu fragen, lege den Rückwärtsgang ein und fahre aus meiner Parklücke heraus. »Wie auch immer«, sage ich und komme auf den eigentlichen Grund meines Anrufs zurück. »Hast du morgen Abend schon was vor?«

Eine kurze Pause, dann schnappt Nick hörbar und völlig übertrieben nach Luft. »Aber Nora, bittest du mich etwa um ein Date? Schweig still, mein Herz.«

Ich schnaube verächtlich. »Also bitte. Als ob ich noch einen Mann in meinem Leben bräuchte, der hinter mir her ist.«

»Stimmt. Du scheinst Männer wie Briefmarken zu sammeln.«

»Halt die Klappe oder ich lade dich nicht zu meinem Thanksgiving-Essen ein.«

Ich erwarte eine scherzhafte Erwiderung, doch stattdessen schweigt er, während ich auf den Ausgang des Parkplatzes zusteuere. Als Nick endlich spricht, klingt er völlig ernst. »Du meinst ein richtiges Thanksgiving-Essen mit Truthahn und Füllung und Kuchen und all so was?«

»Ja, schon.« Plötzlich bin ich wieder verlegen. Ich verstehe Nicks Reaktion nicht. Es klingt fast, als wäre er gerührt. Nervös beginne ich zu plappern. »Ich weiß, dass es kurzfristig ist, aber ich hab noch nie ein richtiges Thanksgiving gehabt und dachte ...« Ich trete auf die Bremse, als mich ein schwarzer Geländewagen schneidet und vor mir vom Parkplatz brettert, als wäre ihm der Teufel auf den Fersen. »Idiot!«

»Nora?«

»Alles gut«, brumme ich. »Nur so ein Arschloch, das unbedingt vor mir vom Parkplatz herunter wollte.«

Bevor ich weiterfahre, schaue ich nach hinten, um sicherzugehen, dass nicht noch jemand an mir vorbeirasen will. Doch der Anblick, der sich mir durch die Heckscheibe bietet, lässt mich aufschreien. Terrance hängt über seinem offenen Kofferraum, drei Pfeile ragen aus seinem Rücken. Der halbleere Einkaufswagen steht neben ihm, und rund um eine umgekippte Tüte liegen Lebensmittel auf dem Boden verstreut.

Ich vergesse das Handy, fahre direkt zu seinem Wagen und springe heraus. »Terrance!« Hektisch suche ich nach einem Puls, als er stöhnt. Er lebt. Ich erinnere mich, wie man atmet. »Terrance! Was ist passiert? Was soll ich tun? Bist du okay?«

Ich bekomme keine Antwort auf meine Fragen. Überall ist Blut, und ich beginne in Panik zu geraten. »Scheiße! Scheiße! Scheiße! Terrance, wir müssen Hilfe holen. Den Notruf kann ich nicht wählen, oder? Wohin soll ich dich bringen? Was soll ich tun?«

Terrance hustet Blut und stößt ein einziges Wort aus. »Enzo.«

Genau. Ich muss Enzo anrufen. Aber zuerst muss ich Terrance in den Wagen schaffen, damit kein Mensch die Polizei ruft. In mein kleines Sportcoupé passt er nicht, also parke ich neben ihm und öffne die Tür seines Cadillacs. Nachdem ich den Schlüssel aus seiner Tasche geangelt habe, ducke ich mich und lege einen seiner großen Arme über meine Schulter. »Okay, T-Man. Ich brauche deine Hilfe. Ich kann dich nicht allein in deinen Wagen schaffen. Du musst mit mir aufstehen. Auf drei. Eins. Zwei. Drei!«

Glücklicherweise ist Terrance genug bei Bewusstsein, um sich zu bewegen. Wir schaffen es in eine aufrechte Position, doch es fällt ihm schwer, stehenzubleiben. Ich breche unter seinem Gewicht fast zusammen. Nur durch reine Entschlossenheit meinerseits landet er auf dem Rücksitz des Autos. Er fällt bäuchlings auf die Rückbank. Die Pfeile ragen immer noch aus seinem Rücken. Behutsam beuge ich seine Beine, damit sein massiver Körper hineinpasst und ich die Tür hinter ihm schließen kann.

Danach bin auch ich voller Blut, habe aber keine Zeit, länger darüber nachzudenken. Ich darf nicht in Panik verfallen. Terrance braucht mich. Ich knalle den Kofferraum zu und schnappe mir Handy und Handtasche vom Beifahrersitz meines Wagens. Tränen strömen mir über die Wange, während ich fast so schnell vom Parkplatz fahre wie der Idiot, der mich geschnitten hat. »Halt durch, Großer. Wage es ja nicht, mir wegzusterben.«

Ich greife nach dem Handy. Nick ist immer noch dran und brüllt mir wütend Fragen entgegen. »Nick?«, schluchze ich. »Terrance ist verletzt. Er wurde von Pfeilen getroffen. Pfeilen! Er hat jetzt das Bewusstsein verloren, aber davor hat er gesagt, ich soll ihn zu Enzo bringen.«

Nick hört sofort auf zu brüllen. Sein Tonfall ist hart, aber ruhig. »Wo bist du?«

»In Midtown.«

»Gut. Das ist nicht zu weit weg. Hör jetzt genau zu, Süße. Terrance kommt wieder in Ordnung.«

»Nick, er hat drei Pfeile im Rücken. Überall ist Blut!«

»Er schafft das«, versichert Nick mir erneut. »Es braucht eine Menge, um einen Troll ernsthaft zu verletzen. Wir lassen ihn wieder heilen. Atme einfach tief durch und entspann dich. Es nutzt nichts, wenn du jetzt auch noch einen Unfall baust.« Schniefend wische ich mir die Tränen aus den Augen. »Gutes Mädchen«, sagt er beruhigend, als ich tief einatme. »Ich will, dass du ihn zur Agency bringst. Ich kann mit den Pfeilen helfen. Und Enzo sage ich Bescheid, dass er uns dort treffen soll. Kommst du klar, wenn ich auflege?«

Ich atme erneut tief durch und nicke, obwohl er das natürlich nicht sehen kann. »Ja. Ja, ich komme klar.«

»Gut. Dann sehen wir uns in zehn Minuten.«

Kapitel 2

Nick wartet schon draußen, als ich die Agency erreiche. Der Wagen steht kaum, bevor er die hintere Tür aufreißt, um Terrance Verletzungen zu begutachten. Er flucht leise. »Du hast recht. Das ist viel Blut. Die Pfeile müssen eiserne Spitzen haben.«

»Was?«

»Eisen ist giftig für Feen. Die Pfeilspitzen müssen aus Eisen bestehen, wenn die Blutung nicht aufhört.«

Mit offenem Mund sehe ich zu, wie Nick Terrance aus dem Wagen zieht und ihn sich über die Schulter wirft, als würde er nichts wiegen. Wie stark ist er?

»Öffne die Tür für mich, kleiner Hitzkopf.«

Ich reiße mich aus meiner Erstarrung und halte die Tür für Nick auf. Ren und Darla, die andere Mitarbeiterin im Büro, springen auf. »Was ist passiert?«, ruft Ren. Eilig läuft er voraus und öffnet eine Tür, die zu einer Art Pausenraum führt. Es gibt ein Sofa, einen Kühlschrank, einen kleinen Tisch mit zwei Stühlen und eine Theke mit einem Spülbecken, einer Kaffeemaschine und einer Mikrowelle. Auf dem Tisch steht ein Erste-Hilfe-Koffer bereit.

Nick legt den bewusstlosen Terrance bäuchlings auf das Sofa. »Ren, besorge mir ein paar Handtücher oder so was, um die Blutung zu stoppen.« Mit einer Schere schneidet er Terrances Jacke und Hemd auf, dann zieht er sein Messer aus dem Stiefel. »Nora, schnapp dir diese Zange und komm her.«

Mir weicht das Blut aus den Wangen, während ich mich neben Nick hocke. Ich befürchte, ich weiß ganz genau, was er mit dem Messer tun wird, frage aber trotzdem. »Was hast du damit vor?«

»Man kann einen Pfeil nicht einfach rausziehen. Ich muss das Loch ein bisschen größer machen, um die Spitze sicher zu entfernen.«

Nick nimmt mir die Zange ab und benutzt sie und sein Messer, um die Haut von dem Pfeil wegzuziehen und sich die Wunde anzusehen.

Ren kommt zurück und wirft mir einen kleinen Stapel Handtücher zu. »Hab welche gefunden.«

Direktorin West folgt ihm in den Raum. Sie reißt die Augen auf. »Was ist passiert?«

Doch ich kann nur den Kopf schütteln.

Nachdem Nick die Zange in Position gebracht hat, packt er einen der Pfeile und sieht zu mir. »Sobald ich das hier rausgezogen habe, musst du ein Handtuch auf die Wunde pressen, so fest du kannst, während ich die anderen Pfeile entferne. Er verliert viel Blut, und wir müssen das stoppen.«

Ich nicke. Obwohl ich mir sicher bin, dass ich ausrasten werde, sobald das hier vorbei ist. Doch im Moment hält mich das Adrenalin gerade konzentriert genug, um Nicks Anweisungen zu folgen.

Mir dreht sich der Magen um, als Nick die Pfeile aus Terrances Rücken zieht. Ich könnte schwören, dass ich die ganze Zeit über den Atem anhalte. Zum Glück bleibt Terrance bewusstlos, sodass er nicht spürt, wie Nick seinen Rücken mit dem Messer und der Zange bearbeitet.

Als der letzte Pfeil draußen ist, geht Nick beiseite, und sofort nimmt Enzo seinen Platz ein. Ich habe nicht mal bemerkt, dass er gekommen ist. Ich ziehe ebenfalls meine Hände zurück, um ihm Raum zum Arbeiten zu geben, bringe es aber nicht über mich, von Terrances Seite zu weichen. Enzo lässt mich gewähren. Er legt seine Hände über die Wunden auf Terrances Rücken und sieht mich an. »Er wird wieder gesund, Miss Nora. Das ist nichts, was ich nicht in Ordnung bringen kann.« Erneut blicke ich auf das viele Blut und hoffe, Enzo ist wirklich so gut, wie er sagt. Ich habe keine Ahnung, wie jemand solche Verletzungen überleben kann. Als würde er meine Skepsis spüren, lächelt Enzo mir beruhigend zu. »Er ist jetzt besser dran als Sie nach dem Vampirangriff, und Sie haben es auch geschafft. Vertrauen Sie mir.«

Das tue ich, dennoch kann ich nicht aufhören, mir Sorgen zu machen. Konzentriert schließt Enzo seine Augen, atmet tief ein und langsam wieder aus. Ich bekomme Gänsehaut an den Armen, als das kribbelnde Gefühl von Magie die Luft um mich herum erfüllt. Nur ein paar Sekunden vergehen, bis die Blutung versiegt, dann beginnen sich die Wunden an Terrances Rücken zu schließen. Als Terrance schließlich wieder zu Bewusstsein kommt, atme ich erleichtert auf. Sein Ächzen ist das schönste Geräusch der Welt. Er lebt. Nach einer weiteren Minute nimmt Enzo seine Hände von Terrance und lehnt sich erschöpft gegen das Sofa. Terrance sieht aus, als würde er friedlich schlafen und hat sogar wieder etwas Farbe im Gesicht. »Ist er okay?«, frage ich.

Enzo nickt. »Er muss sich jetzt nur noch ein wenig von der Heilmagie erholen. Es erschüttert den Körper enorm, solch schwere Wunden so schnell zu heilen. Aber er wird bald wieder aufwachen.«

Erschöpft sinke ich zu Boden und lehne mich neben Enzo gegen das Sofa. Jetzt, wo die Krise überstanden ist, beginne ich die Auswirkungen des Adrenalins und des Schocks zu spüren. Meine Hände zittern, und meine Atmung ist hektisch. Außerdem ist mir schwindlig, also schließe ich die Augen. »Fühlt ihr euch immer so, wenn ich verletzt bin?«, frage ich mit zitternder Stimme.

»Ja«, kommt es von Nick, Enzo und Ren gleichzeitig.

Der Nachdruck ihrer Antwort bringt mich zum Lächeln. Ren streckt eine Hand aus, um mir auf die Beine zu helfen. »Komm, wir machen dich ein bisschen sauber.«

Ich sehe an mir herunter und merke, dass ich blutüberströmt bin. An meiner Kleidung kann ich wenig ändern, bis ich wieder zu Hause bin, aber ich wasche mir die Hände und Arme bis zum Ellbogen in dem kleinen Spülbecken. Danach hebt Ren mich auf den Tresen. Er befeuchtet ein Papiertuch und wischt mir Blut aus dem Gesicht. »Entspann dich«, sagt er leise, und ich kann nicht anders als zu gehorchen. Seine melodische Stimme ist hypnotisch.

Ein Schauer durchläuft mich, als er ein wenig seiner Incubus-Kräfte abgibt. Es ist nicht genug, um mich zu verführen, aber es bringt meine Muskeln dazu, sich zu entspannen, und mir fallen die Augen zu. Ich atme tief ein und halte die Luft für drei Sekunden, bevor ich langsam wieder ausatme. Schon bald höre ich auf zu zittern. Als ich meine Augen wieder öffne, lächelt er mich an. Er hält meine Hände in seinen und streichelt mit den Daumen über meine Handrücken. »Das hast du gut gemacht«, sagt er und setzt sich mir gegenüber auf einen Stuhl. »Du hast einen kühlen Kopf bewahrt und ihm das Leben gerettet.«

Seine Worte beschwören das Bild von Terrance herauf, wie er leblos mit Pfeilen im Rücken über seinem offenen Kofferraum hängt. Die Vorstellung, wie das hätte enden können, lässt mich schaudern. »Ich wünschte, ich wüsste, warum er überhaupt gerettet werden musste.« Plötzlich steigt Wut in mir auf. Meine Kiefermuskeln verkrampfen sich, und ich balle meine Hände zu Fäusten. »Wenn ich jemals herausfinde, wer ihn töten wollte, werde ich den Gefallen erwidern. Nur dass ich es zu Ende bringen werde.«

Nick schmunzelt. »Ganz ruhig, kleiner Hitzkopf. Das finden wir schon noch raus.«

»Was ist passiert?«, fragt Direktorin West erneut.

Ich sehe mich im Raum um. Enzo wäscht sich die Hände, doch die anderen – Direktorin West, Nick, Ren und Darla – warten alle auf meine Erklärung. Ich bin mir nicht sicher, was ich ihnen sagen soll. »Ganz ehrlich, ich weiß es nicht.«

Nick sieht mich ernst an. »Erzähl uns einfach, was passiert ist. Alles, an das du dich erinnerst.«

Hilflosigkeit überkommt mich. »Er kam zu mir in den Supermarkt«, sage ich kopfschüttelnd. »Der Biomarkt in Midtown. Wir haben zusammen eingekauft. Mir ist nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Am Ausgang haben wir uns getrennt. Er hat die Einkäufe mit zu seinem Wagen genommen, und ich bin zu meinem gegangen. Dann hab ich dich angerufen. Ich habe nichts gesehen oder gehört. Fast wäre ich weggefahren, ohne Terrance zu bemerken. Wenn mich dieser dämliche Geländewagen nicht geschnitten hätte, wäre ich ...« Ich schnappe nach Luft. »Der Geländewagen!« Ich starre Nick an, als mir etwas klar wird. »Er kam aus der Reihe, in der Terrance geparkt hatte, und er hatte es definitiv eilig. Das muss der Täter gewesen sein.«

Nicks Mund verzieht sich zu einem kleinen, aber stolzen Grinsen. »Sehr gut, Nora. Das ist doch schon mal was. Erinnerst du dich daran, was für ein Geländewagen-Typ es war?«

»Keine Ahnung. Keiner, der mir auf Anhieb einfallen würde.«

»Und wenn du ein Bild von ihm sehen würdest?«

»Keine Ahnung, vielleicht. Wahrscheinlich.«

»Gorgeous«, unterbricht Direktorin West leise. Ich verstehe den warnenden Tonfall in ihrer Stimme nicht. Oder warum sie ihn so streng und mit verschränkten Armen ansieht.

Nick fährt fort, mich mit Fragen zu bombardieren, als ob sie nichts gesagt hätte. »Hast du gesehen, wie viele Personen in dem Wagen saßen? Weißt du das Nummernschild? Selbst ein Teil davon würde helfen. Jede kleine Einzelheit ist wichtig.«

»Nick.«

Er sieht zu Direktorin West auf. »Er ist ein Freund, Madison.«

Sie seufzt, und ihre Strenge lässt nach. »Das weiß ich. Aber Sie wissen, dass wir uns nicht einmischen können.«

Erstaunt reiße ich die Augen auf. Hat sie sich gerade wirklich geweigert, Terrance zu helfen? »Was meinen Sie damit, Sie können sich nicht einmischen?«, brülle ich fast. »Sie sind so was wie die Unterweltpolizei! Es ist ihr Job, zu helfen.«

Nick verzieht sein Gesicht und überlässt es Direktorin West, es mir zu erklären. »Wir können nicht helfen, weil sich die Feen weigern, die Autorität der FUA anzuerkennen.«

»Die Dämonen ebenfalls nicht«, ergänzt Ren.

Ich schaue zuerst ihn stirnrunzelnd an, dann sehe ich fragend in Nicks Richtung. »Erinnerst du dich, dass ich dir erzählt habe, die FUA wäre eine relativ neue Organisation?« Er wartet, bis ich nicke. »Als sie gegründet wurde, haben die meisten Unterweltspezies ein Abkommen unterzeichnet, in dem sie zustimmen, die FUA als ihre Regierungsgewalt anzuerkennen und sich ihren Gesetzen zu unterwerfen. Doch weder die Dämonen noch die Feenwesen haben dieses Abkommen unterzeichnet.«

Ich schüttle den Kopf. »Ich verstehe immer noch nicht, welche Rolle das spielt. Wenn jemand versucht, einen Mord zu begehen, solltet ihr doch in der Lage sein, sie aufzuhalten, oder? Für das Wohl der Gemeinschaft?«

»Wenn es eine der Spezies ist, die das Abkommen unterzeichnet hat, oder die Situation außer Kontrolle gerät und unsere Existenz den Menschen zu verraten droht, dann können wir eingreifen, ja«, erklärt Direktorin West. »Doch ansonsten ...« Sie zuckt mit den Schultern. »... sind die Feen auf sich allein gestellt.«

»Was für ein Schwachsinn.«

Direktorin West seufzt. »Wir lassen jede Spezies ihre eigenen Angelegenheiten regeln, außer es artet aus. Wie bei Ihren Werwolffreunden. Wir haben Toth die Probleme in seinem Rudel auf seine eigene Art lösen lassen.«

Ich runzle die Stirn, doch ein Teil meiner Verärgerung verraucht. Sie hatten Alpha Toth die Angelegenheit selbst regeln lassen, und das war mir bisher wie eine gute Sache vorgekommen.

»So ist es bei allen Spezies«, fährt Direktorin West fort. »Um den Frieden in der Unterwelt zu bewahren, greifen wir nur ein, wenn man uns darum bittet. Aber bei den Feen ... nun ... sie können uns nicht um Hilfe bitten, außer sie unterzeichnen das Abkommen.«

Das klingt logisch. »Meinetwegen. Das verstehe ich. Aber trotzdem, wir wissen nicht, wer Terrance angegriffen hat. Was, wenn es ein Werwolf oder ein Vampir war? Sie könnten eingreifen, wenn einer von denen Leute umbringen würde, oder? Selbst wenn das Opfer zu den Feen gehört?«

Nick scheint das Schlupfloch zu gefallen, das ich gerade gefunden habe. »Das stimmt. In dem Fall dürfen wir eingreifen.« Hoffnungsvoll sieht er zu Direktorin West.

Sie denkt mit geschürzten Lippen über die Situation nach. Schließlich schüttelt sie den Kopf. »Nicht ohne irgendeinen Beweis, wer den Mordanschlag verübt hat.«

»Aber ...«, beginnt Nick.

Direktorin West hebt eine Hand, um ihn zu unterbrechen. »Sie wissen genau, dass die Feen randalieren werden, wenn wir uns in ihre Angelegenheiten mischen. Für sie sähe es so aus, als würden wir versuchen, sie zu kontrollieren. Das würden sie keinesfalls tolerieren. Es könnte einen Krieg zwischen der FUA und den Feen heraufbeschwören. Bis jetzt ist es uns nur deshalb gelungen, Frieden zu wahren, weil wir uns aus ihren Angelegenheiten heraushalten und sie uns keinen Ärger machen. Ich kann keinen Krieg zwischen den Spezies riskieren. Nicht mal für Terrance.« Sie wirft Nick einen strengen Blick zu. »Sie müssen sich da heraushalten. Völlig heraushalten.«

Nicks Kiefermuskel zuckt, als würde ihm die Bürokratie der Unterweltler gehörig auf die Nerven gehen. Ich kann es ihm nicht verdenken. Denn es ist das Dümmste, was ich je gehört habe. Terrance wurde fast getötet. Es sollte keine Rolle spielen, ob er zu den Feenwesen gehört oder nicht.

»Terrance will unsere Hilfe ohnehin nicht«, wirft Darla stirnrunzelnd ein. »Die Feen sind eine sehr stolze Spezies. Sie wollen nicht, dass sich andere in ihre Angelegenheiten einmischen. Sie nehmen nicht mal Hilfe von anderen Feen an, wenn es sich vermeiden lässt. Die meisten von ihnen sind Einzelgänger, und diejenigen mit Clans halten sich auch an diese.«

Ich stöhne auf und massiere meine Schläfen. Diese Unterhaltung beginnt mir Kopfschmerzen zu machen. »Aber es muss doch irgendwas geben, was wir tun können. Jemand wollte Terrance umbringen! Wir können doch nicht einfach herumsitzen und ...«

Terrances tiefe, knurrige Stimme erschreckt mich. »Ich kümmere mich schon darum, Nora.« Ich eile zum Sofa, wo er versucht, sich aufzusetzen. Der Troll runzelt die Stirn. »Ich brauche die FUA nicht, um meine Probleme zu lösen.«

Vorsichtig helfe ich ihm auf und setze mich neben seinen massigen Körper. Am liebsten würde ich ihn umarmen, habe aber Angst, ihm wehzutun, also verschränke ich nur meinen Arm mit seinem und lehne mich an ihn. »Jage mir niemals wieder so einen Schreck ein.«

Terrance tätschelt meinen Arm. »Keine Sorge, Kleine.«

»Keine Sorge? Terrance, jemand wollte dich töten!«

Er verdreht die Augen. »Trolle sind nicht so einfach zu töten.«

Seine gleichgültige Art macht mich wütend. »Hör auf, so zu tun, als wäre das alles egal. Du magst schwer zu töten sein, aber du bist nicht unverwundbar. Wenn ich dich nicht gefunden hätte, wärst du auf diesem Parkplatz verblutet.« Die Wahrheit bricht als Schluchzen aus mir hervor. »Fast hätte ich dich verloren.«

Erneut schießen mir Tränen in die Augen. Ich schniefe. Stöhnend legt Terrance seinen großen Arm um mich und zieht mich an seine Brust. »Ach Kleine, nicht weinen. Es kommt alles in Ordnung. Ich habe jede Menge Verbindungen in dieser Stadt. Wahrscheinlich mehr als die FUA. Sobald ich meine Fühler ausstrecke, finden wir heraus, wer das war. Okay?«

Ich nicke an seiner Brust. Wir finden es heraus. Und dann lassen wir sie bezahlen. Langsam und steif kommt Terrance auf die Beine. »Komm, lass uns erst mal nach Hause gehen und uns saubermachen, bevor wir uns wegen etwas anderem den Kopf zerbrechen.«

»Aber ...«

»Unsere Höhle ist gut geschützt, und ich muss mich ausruhen.«

Das bringt mich dazu, den Mund zu halten. Terrance wurde zwar geheilt, aber er hat dennoch viel Blut verloren. Sein Körper braucht Zeit, um sich zu erholen. Schwer seufzend stehe ich auf und folge den anderen in den Hauptraum. Jetzt, wo das Drama vorbei ist, kehrt Darla an ihren Schreibtisch zurück. Ren drückt mich behutsam und versucht, mich zu trösten, ohne Blut an seinen Arbeitsanzug zu bekommen. Nick wuschelt mir durchs Haar, als wäre ich ein kleines Kind, dann lehnt er sich an seinen chaotischen Schreibtisch und sieht zu, wie wir gehen. Ich bezweifle, dass er sich dort besonders häufig hinsetzt, um richtige Büroarbeit zu erledigen. »Oh, hey«, ruft er, als Terrance und ich an der Tür sind. »Du musst mir noch sagen, um wie viel Uhr morgen.«

Ich bin von den Ereignissen noch so erschüttert, dass ich keine Ahnung habe, wovon er spricht. »Morgen?«

Nick sieht mich fragend an. »Das Thanksgiving-Essen? Sag mir jetzt bloß nicht, du nimmst meine Einladung zurück. Damit würdest du mir das Herz brechen, kleine Lady.«

Oh. Thanksgiving. Mir rutscht das Herz in die Hose, als mir klar wird, dass meine Pläne ruiniert sind. Ich hatte mich so darauf gefreut, für alle zu kochen.

»Thanksgiving-Essen?«, fragt Ren, steht von seinem Schreibtisch auf und kommt breit grinsend auf mich zu. »Ein echtes traditionelles Thanksgiving-Essen? Ich bin doch auch eingeladen, oder?«

Ich muss schmunzeln. Selbst das Schmollen dieses Manns sieht sexy aus. »Normalerweise schon, aber ich glaube, das Essen ist abgesagt.«

Ren runzelt die Stirn.

»Abgesagt?«, wiederholt Nick. »Warum?«

Terrance brummt, als würde er Nicks Frage zustimmen. Ich werfe ihm einen Blick zu. »Ernsthaft? Nick, Terrance ist fast gestorben. Er braucht Ruhe.«

Terrance schnaubt. »Ich brauche nur ein Nickerchen. Bis morgen geht's mir wieder gut. Wir können das Essen trotzdem machen.«

»Aber wir haben die ganzen Lebensmittel auf dem Parkplatz gelassen. Ich wette, die sind inzwischen alle weg.«

Terrance wirft mir einen ernsten Blick zu. »Wir können mehr einkaufen. Parker begleitet dich sicher, wenn er heute Abend aufwacht.«

»Es könnte ja auch jeder etwas mitbringen«, beharrt Ren. »Dann müssen Terrance und du nicht so viel kochen. Komm schon, Nora. Ich hab mir immer gewünscht, bei einem richtigen Thanksgiving-Essen dabei zu sein.«

Meine Entschlossenheit wankt. Ich will dieses Essen genauso sehr wie er. Fragend sehe ich Terrance an. »Bist du dir sicher?«

Er verschränkt die Arme vor seinen enormen Brustmuskeln. »Dieses Essen bedeutet dir viel, und ich will es dir nicht verderben. Bis morgen geht es mir wieder gut.«

Lächelnd gebe ich Terrance eine vorsichtige Umarmung. »Danke, T-Man.«

Ren klatscht in die Hände. »Juhu! Ich gehe zu einem Thanksgiving-Essen!«

Das bringt uns alle zum Lachen. »Du hast noch keine eigenen Pläne?«, frage ich ihn. »Keine Dämonenfamilie, mit der du dich triffst?«

Ren verzieht angewidert sein Gesicht. »Dämonen haben keine Familien. Wir sind Einzelgänger, außer wir schließen uns einer Horde an.« Er schaudert. »Das ist eher so, als würde man sich einer Gang anschließen als einer Familie.«

Hm. Mir scheint, ich habe mich wirklich mit den größten Außenseitern Detroits angefreundet. »Wenn das stimmt, lade ich Cecile wohl besser auch ein.«

Ren grinst. »Ich bin mir sicher, das wird ihr gefallen.«

Ich schaue zu Darla und Direktorin West. Glücklicherweise schütteln sie beide den Kopf und versichern mir, bereits andere Pläne zu haben. Nicht, dass ich sie nicht mögen würde, aber wir sind keine Freunde, und ich will bei diesem Essen wirklich nur Leute haben, die mir wichtig sind. Es soll etwas Besonderes werden. »Okay. Dann ... sehen wir uns morgen gegen halb sieben, Ren und Nick?«

»Ich werde da sein«, bestätigt Ren.

»Das würde ich mir niemals entgehen lassen«, fügt Nick hinzu.

Kapitel 3

Vorfreude packt mich, als ich die Truthähne endlich aus dem Doppelofen nehme. »Die sind aber schön geworden.«

Oliver stellt sich schmunzelnd neben mich, legt seinen Arm um meine Schultern und bewundert die goldbraunen Vögel ebenfalls. »Ich hab dir doch gesagt, dass wir das hinbekommen.«

»Ja, dank unseres guten Freundes YouTube.«

»Hauptsache, es hat funktioniert.«

Beim Anblick der anderen Gerichte, die wir vorbereitet haben, muss ich mich zurückhalten, um nicht aufgeregt zu quietschen. Weder Oliver noch ich können besonders mit unseren Kochkünsten angeben, aber das Essen ist einfach perfekt geworden. »Das hat es.« Ich hebe meine Hand, damit Oliver sie abklatscht. »Das haben wir gut gemacht, Partner.«

Doch statt mir ein High Five zu geben, schnappt mich Oliver an den Hüften und zieht meinen Körper langsam gegen seinen. Sein Blick wandert zu meinem Mund. Mir verschlägt es den Atem. Seitdem er mich auf meiner Unterweltdebütparty geküsst hat, ist er ein wenig offensiver geworden, was sein Interesse an mir angeht. Das ist gleichzeitig aufregend und nervenaufreibend. Und sexy.

Sein Arm legt sich um meine Taille und zieht mich an sich. Mit der anderen Hand streicht er meine neuerdings gelockten Haare hinters Ohr. Der Gedanke in seinem Kopf, als er meine Haut berührt, überrascht mich. Ich liebe ihre Haare so. »Du hast Kartoffelbrei im Haar«, sagt er sanft.

»Und du hast Füllung an der Wange«, antworte ich atemlos. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals.

»Ihr seid beide vollgeschmiert«, stellt Terrance trocken fest, als er die Küche betritt und Oliver und mich aus unserem Moment reißt.

Ich nutze die Ablenkung, um mich aus Olivers Umarmung zu befreien. In seinen Augen liegt Verständnis, als er mich gehen lässt. Es ist nicht so, dass ich ihn nicht küssen will. Er hat mich schon geküsst, und es war das erste Mal, dass ich das genießen konnte, ohne Angst haben zu müssen, dass der Mann, der mich küsst, die Kontrolle verlieren und mir wehtun könnte. Ich würde es nur zu gern wiederholen. Doch das Problem ist, dass Oliver nicht der einzige Mann ist, der mich küssen will, und um ehrlich zu sein, ist er auch nicht der einzige Mann, den ich küssen will. Und das ist ihm gegenüber nicht fair. Besser ich lasse das mit dem Küssen ganz, bis ich weiß, was ich will.

Terrance geht zum Herd und begutachtet das Essen, das wir vorbereitet haben, als würde er überprüfen, wie gut wir uns angestellt haben. Es besteht den Test wohl, denn er nickt anerkennend und wendet sich dann an uns. »Ihr solltet euch lieber frischmachen, bevor unsere Gäste kommen. Ich bereite hier in der Zeit alles weiter vor.«

Ich mache einen Schritt auf ihn zu, als er ein paar Servierplatten aus einem der Schränke nimmt. »Es ist noch genug Zeit. Oliver und ich können das machen. Ruh dich ...«

Terrance bringt mich mit einem ernsten Blick zum Schweigen. »Ich hab mich den ganzen Tag ausgeruht. Das Essen auf ein paar Platten zu verteilen, schaffe ich schon.«

Ich seufze, denn ich weiß, es hat keinen Sinn, mit ihm zu diskutieren. Es ist wohl ein Wunder, dass ich ihn überhaupt so lange dazu bringen konnte, sich zu schonen. Dem Himmel sei Dank für Bier und Football. »Meinetwegen.« Ich nehme meine schmutzige Schürze ab und lege sie auf den Tisch. Oliver tut das Gleiche. »Dann machen wir uns mal präsentabel. Aber bitte überanstrenge dich nicht.«

Das bringt mir einen weiteren genervten Blick ein. Ich lache und gebe Terrance einen Kuss auf die Wange. Selbst, wenn ich auf Zehenspitzen stehe, muss er sich dafür zu mir herunterbeugen. Stirnrunzelnd lässt er sich küssen. »Danke, T-Man.«

Mit einem Räuspern richtet er sich wieder zu voller Größe auf und brummt, ich solle mich beeilen.

Zehn Minuten später habe ich die kürzeste Dusche meines Lebens hinter mir und stehe vor dem Spiegel, um mich zu betrachten. Mein Blick fällt direkt auf meine Haare. Terrance hat mich mit einem schwachen Tarnzauber belegt, um meine schimmernde Haut und die farbigen Schuppen in meinem Gesicht zu kaschieren, damit ich rausgehen kann, ohne aufzufallen. Doch mein Haar ist immer noch lockig und von farbenprächtigen Strähnen durchzogen. Er hat behauptet, nicht mächtig genug zu sein, um auch meine Frisur zu ändern, aber als er fertig war, konnte ich einen Hauch seiner Gedanken lesen. Mein Haar gefällt ihm so einfach.

Ich lasse die wilde Lockenpracht offen und lege eine Kette um, die gut zu dem Strickkleid passt, das ich trage. Es ist nicht zu schick, aber ich möchte beim Essen gut aussehen. Schminken tue ich mich allerdings nicht – brauche ich auch nicht. Dank des Tarnzaubers wirkt meine Haut nicht mehr übernatürlich, doch sie hat einen gesunden Schimmer, der vorher nicht da war. Jetzt kann ich mein Aussehen nicht mehr herunterspielen. Ganz egal, was ich tue, ich scheine regelrecht zu strahlen. Das beunruhigt mich. Wenn ich vorher schon Aufmerksamkeit erregt habe, mag ich mir gar nicht vorstellen, wie es jetzt sein wird. Doch ich schiebe meine Ängste beiseite und verlasse mein Zimmer, um nach Oliver und Terrance zu suchen. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um sich darüber Gedanken zu machen. Heute ist mein erstes richtiges Thanksgiving, und das werde ich mir durch nichts verderben lassen.

Gerade als ich das Wohnzimmer betrete, erklingt ein lautes Klopfen an der Tür. Schmetterlinge explodieren in meinem Bauch. »Ich geh schon!«

Ich renne die Treppe hinauf und öffne lächelnd die Tür. Trotz der klirrenden Kälte, die mir entgegenschlägt, wird mein Lächeln noch breiter. Cecile steht vor mir, und sie hat sich so in Schale geworfen, als wäre es ein formelles Dinner. Ich freue mich, sie zu sehen. Es ist zu lange her, seit ich Zeit mit einer anderen Frau verbracht habe. »Hallo, Süße.« Sie lehnt sich vor, um mir einen Luftkuss neben die Wange zu hauchen. »Frohes Thanksgiving.«

»Dir auch«, sage ich und trete beiseite, um sie hereinzulassen.

In der einen Hand hält sie eine abgedeckte Auflaufform, in der anderen einen großen Weihnachtsstern. Sie reicht mir die Blume im Vorbeigehen. »Für die Gastgeberin.«

Plötzlich bin ich dankbar für die kalte Luft, die meine Wangen und Nase rot werden lässt, denn das verbirgt mein Erröten, während ich die Pflanze entgegennehme. Es ist mir unangenehm, dass mich dieses kleine Geschenk so rührt, doch ich habe noch nie Blumen bekommen. »Danke.«

Wir gehen nach unten. Oliver und Terrance tragen inzwischen Stoffhosen und schicke Hemden. Mir wird ganz warm ums Herz. Beide sehen so gut aus, und ich freue mich, dass sie sich für dieses Essen schick gemacht haben. Meine Augen beginnen zu brennen, und ich habe plötzlich einen Kloß im Hals. Es wird immer unwahrscheinlicher, dass ich diesen Abend durchstehe, ohne vor Rührung weinen zu müssen.

»Kandierte Yamswurzeln«, verkündet Cecile, während sie Terrance die Auflaufform reicht. Zusammen gehen sie in die Küche. Gerade als ich ihnen folgen will, summt mein Handy. Ich werfe einen Blick auf die Textnachricht und lächle.

Parker: Ich bin da, und die Wölfe sind gleich hinter mir.

Ich: Komm runter. Ist nicht abgeschlossen.

Sekunden später wird die Tür geöffnet und wieder geschlossen. Ich höre nicht, wie Parker die Treppe herunterkommt. Vampire sind lautlos. Als er den Raum betritt, räuspert er sich. Lächelnd drehe ich mich zu ihm um, und Oliver murmelt »Hey.« In jeder Hand hält Parker eine große Papiertüte.

Mein Herz setzt einen Sprung aus, als ich ihn sehe. Er trägt seine zweireihige Cabanjacke und einen roten Schal. Seine Haare sind wie immer perfekt gestylt und ein bisschen feucht vom Schnee draußen. Von der Kälte sind seine Wangen leicht gerötet. Er sieht aus, als wäre er geradewegs den Seiten eines Modekatalogs entsprungen.

Ihm fällt auf, dass mein Blick bewundernd über ihn gleitet, und er nutzt den Moment, um bei mir dasselbe zu tun. Ich erröte und sehe weg. Das scheint Parkers Bann zu brechen, und er hält mir eine der beiden Tüten hin. »Ich habe ein paar Flaschen Wein mitgebracht, und alkoholfreien Cider für die Nichttrinker.«

Terrance kommt zurück in den Raum und nimmt die Tüte entgegen. Er zieht eine Flasche heraus, um einen Blick auf das Etikett zu werfen. Beeindruckt nickt er Parker zu. Dass Parker sich mit Wein auskennt, überrascht mich nicht, und ich bin gerührt, dass er sich an meine Abneigung gegen Alkohol erinnert.

»Wie fühlst du dich?«, fragt Parker Terrance leise.

»Bestens«, brummt Terrance.

»Weißt du schon was Neues?«

Terrance runzelt die Stirn. »Noch nicht, aber darüber wollen wir uns heute keine Gedanken machen. Ich will Noras Essen nicht ruinieren.«

Bevor ich sagen kann, dass sie ruhig darüber reden können, nickt Parker, und Terrance bringt den Wein ins Esszimmer. Sobald der Troll weg ist, reicht Parker mir die andere Tüte. »Das ist für dich.« Neugierig werfe ich einen Blick hinein und muss grinsen. »Das ist der gleiche Mantel wie der, den du letztes Mal gekauft hast und der zerfetzt wurde.«

Ich nehme den Mantel aus der Tüte und probiere ihn an. Ich liebe ihn – und ich schulde Parker ein Dankeschön. Also atme ich tief ein, trete nah an ihn heran und öffne vorsichtig meine Arme. Überraschung blitzt in seinem Gesicht auf, und schnell lässt er sich von mir umarmen, bevor ich es mir anders überlegen kann. Behutsam legt er seine Arme um mich, und ich entspanne mich ein wenig, während er mich sanft drückt. »Danke, Parker. Das war sehr aufmerksam von dir.«

»War mir ein Vergnügen.«

Ich sollte loslassen, schaffe es aber irgendwie nicht. Zu Parker habe ich mich schon immer hingezogen gefühlt, und jetzt gerade riecht er so gut, dass ich genüsslich die Augen schließe, während ich seinen Duft tief einatme.

Seine Umarmung wird fester, und seine Finger finden ihren Weg in mein Haar. Schnell spricht er aus, was er denkt. »Du siehst wunderschön aus«, murmelt er. »Danke für die Einladung.«

»Ohne dich würde ich dieses Essen nicht veranstalten.«

Es kostet mich all meine Kraft, mich aus seinen Armen zu lösen. Mir ist klar, dass ich knallrot bin, als ich ihn ansehe. Verlegen zucke ich mit den Schultern. »Du bist mir wichtig.«

Parker wirkt gerührt und streichelt leicht über meine Wange. Seine Gedanken sind anders, als ich erwartet habe. Es überrascht ihn, dass ich zugegeben habe, wie wichtig er mir ist, und es fällt ihm schwer, seine Gefühle für mich unter Kontrolle zu halten.