Underworld Chronicles - Gejagt - Jackie May - E-Book
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Underworld Chronicles - Gejagt E-Book

Jackie May

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Beschreibung

Verfolge weiter die Geschichte rund um Protagonistin Nora Jacobs und der düsteren Unterwelt Detroits ...



Das E-Book Underworld Chronicles - Gejagt wird angeboten von ONE und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Unterwelt;Detroit;Teil 2;Band 2;Nora Jacobs;Dark Fantasy;Vampire;Troll Terrance;paranormal;Urban Fantasy;Don't cheat me;magic in those eyes;Young Adult;YA;Werwölfe;Lesealter ab 16;Dark Romance;Junge Erwachsene

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Seitenzahl: 375

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Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Triggerwarnung

Widmung

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Triggerwarnung

Hinweis TEIL

Übersetzung aus dem amerikanischen Englisch von Stephanie Pannen

Vollständige E-Book-Ausgabedes in der Bastei Lübbe AG erschienenen Werkes

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»Don’t Cheat Me«

Für die Originalausgabe:

Copyright ® 2018 by Jackie May

Published by arrangement with Bookcase Literary Agency

Für die deutschsprachige Ausgabe:

Copyright ® 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln

Textredaktion: Kerstin Ostendorf, Bonn

Covergestaltung: Alexander Kopainski unter Verwendung von Motiven von © shutterstock/BG Plus 2; shutterstock/In Art; shutterstock/Rabilbanimilbu; shutterstock/SWEviL; shutterstock/tomertu; shutterstock/xpixel; shutterstock/breakermaximus; shutterstock/Michal Sanca; shutterstock/myupoo; shutterstock/ianlusung;

eBook-Erstellung: 3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 978-3-7517-0783-1

www.one-verlag.de

www.luebbe.de

Liebe Leser:innen,

dieses Buch enthält potenziell triggernde Inhalte.

Dazu findet ihr eine Triggerwarnung auf S. 311.

ACHTUNG: Diese enthält Spoiler für das gesamte Buch.

Wir wünschen uns für euch alle das bestmögliche Leseerlebnis.

Eurer Team vom ONE-Verlag

Für Heather. Weil Werwölfe!

Kapitel 1   

Vor einem Monat bin ich bei einem Troll eingezogen. Es läuft erstaunlich normal, wenn man über die erste Woche hinwegsieht, in der ich dabei geholfen habe, ein Dutzend verschwundener Unterweltler zu finden, dabei von einem verrückten Zauberer entführt und schließlich mit einem Messer attackiert wurde. Abgesehen davon war es ein ziemlich ruhiger Monat. Na ja, zumindest im übertragenen Sinne. Im wörtlichen schnarcht mein Troll-Mitbewohner wie eine Kettensäge auf Steroiden.

Terrance und ich haben vollkommen gegensätzliche Schlafrhythmen, also sehen wir uns nicht oft. Ihm gehören ein Nachtclub und noch ein paar andere Unternehmen in der nicht so besonders hübschen Stadt Detroit, Michigan. Ich selbst jobbe in einer Motorradwerkstatt, wo ich Ölwechsel durchführe und Reifen flicke. Es ist keine schlechte Arbeit, aber wenn in ein paar Wochen die Temperaturen richtig tief sinken, werde ich mir bestimmt wünschen, irgendwas anderes zu machen.

An diesem Nachmittag komme ich um kurz nach vier nach Hause und steige die Stufen zu unserer unterirdischen Wohnung unter der Ambassador Bridge herunter – ja, der Troll lebt unter einer Brücke. Es ist okay, zu lachen. Ich habe gelacht, als ich es erfuhr. Ich schüttle die Kälte dieses trüben Tags ab. Ich brauche einen neuen Mantel. Mein alter, abgetragener Hoodie wird nicht mehr lange ausreichen.

Terrance ist wach und isst Pizza vor dem Fernseher, als ich das Wohnzimmer am Ende der Treppe erreiche. Mit seinen fast zwei Meter dreißig, der Glatze, einem Gesicht voller Piercings, dicken Muskeln und Beinen wie Baumstämmen finden ihn die meisten Menschen furchteinflößend, doch ich finde ihn bezaubernd. Er hat umgekehrt auch eine Schwäche für mich. Er wirft einen Blick auf meine gerötete Nase und Wangen und runzelt die Stirn. »Du brauchst einen Wintermantel.«

Lächelnd stibitze ich mir ein Stück Pizza. Natürlich ist es eine Meat-Lover's-Pizza, denn Trolle sind Karnivoren. »Genau das hab ich auch eben gedacht«, sage ich mit einem Mund voller fettiger, käsiger Köstlichkeit. »Keine Sorge. Ich werde mir noch diese Woche einen besorgen.«

»Aber hoffentlich einen guten«, brummt Terrance, da er weiß – und hasst –, wie ich einkaufe. »Nicht so einen Secondhand-Müll.«

Ich verdrehe die Augen. »Ich hab mein ganzes Leben mit Secondhand-Müll überlebt. Der ist gut. Und billiger.«

»Nein, dieses Zeug taugt nichts. Du musst dich nicht mehr mit gebrauchten Dingen zufriedengeben. Du bekommst das Geld von mir. Und du kaufst dir noch heute Abend einen neuen.«

Ich versuche, nicht zu seufzen. Terrance betrachtet mich als Mitglied seines Clans und fühlt sich als Clanführer für mich verantwortlich. Darum kauft er mir ständig was. Ich bin eine Waise aus Detroit. Es ist noch untertrieben, wenn ich sage, dass ich es nicht gewohnt bin, wenn mir jemand etwas kauft.

»Du musst mir kein Geld für den Mantel geben.« Ich lasse mich neben ihm aufs Sofa sinken, damit ich besser an die Pizza komme. »Aber wo wir gerade davon sprechen ...« Ich klemme mir das Stück Pizza in den Mund, ziehe ein Bündel Geldscheine aus meiner Hosentasche und lege es auf den Couchtisch. Dann nehme ich die Pizza wieder aus dem Mund und beiße erneut ab. Als ich heruntergeschluckt habe, sage ich: »Heute war Zahltag, also ist hier schon mal ein Teil der Miete.« Als er mich schief ansieht, füge ich hinzu: »Keine Sorge. Ich hab noch genug, um mir einen Mantel zu kaufen.«

»Behalte dein Geld.« Terrance steht grunzend auf und geht in die Küche, ohne das Geld einzustecken. »Und hol dir einen guten Mantel. Einen neuen.«

Ich hab mir noch nie etwas Neues geholt.

»Wenn du es nicht tust, tu ich es.«

Während er in der Küche herumhantiert, meldet mein Handy eine eingehende Nachricht.

Parker: Nora, bitte. Gib mir bitte eine Chance. Ein Abendessen. Oder Kaffee. Es muss kein Date sein. Ich vermisse dich.

Ich vermisse ihn auch ein bisschen, dennoch ignoriere ich die Nachricht und lasse das Handy wieder in meiner Hosentasche verschwinden.

Parker ist der einzige anständige Vampir, den ich je getroffen habe. Wir waren letzten Monat einmal zusammen essen, während wir die verschwundenen Unterweltler gesucht haben. Es lief gut, aber seitdem habe ich seine Nachrichten und Anrufe ignoriert. Ich habe Angst vor ihm und traue ihm nicht ganz, doch gleichzeitig hat er etwas an sich, das mein Blut in Wallung bringt. Es ist fast unmöglich, ihm zu widerstehen. Und weil damit die Katastrophe vorprogrammiert ist, gehe ich ihm aus dem Weg.

Terrance kommt mit einem Bier für sich und einer Cola für mich zurück. Ich schiebe mein schlechtes Gewissen bezüglich Parker beiseite und nehme die Cola von Terrance entgegen.

»Danke.« Mit der Hälfte der Dose spüle ich den Geschmack der scharfen Wurst herunter, die Terrance und ich beide lieben. »Kauf mir keinen Mantel, Terrance. Ich bin keine Schnorrerin.«

»Du gehörst zu meinem Clan. Als Anführer muss ich für meine Schützlinge sorgen. Du musst keine Miete zahlen, und wenn du einen Mantel brauchst, ist es meine Aufgabe, dir einen zu besorgen.«

»Das ist echt nett von dir, T-Man, aber ...«

»Kein Aber. So leben Trolle nun mal. Du bist mein erstes Clanmitglied. Bitte lass mich das auf meine Art machen. Es ist mir eine Ehre.«

Ich seufze. Terrance hat einfach eine Art an sich, die es mir unmöglich macht, mit ihm zu streiten. »Meinetwegen.« Ich trinke meine Cola aus und schnappe mir ein zweites Stück Pizza. »Aber es fühlt sich trotzdem nicht richtig an.«

»Ich sage ja nicht, dass du nicht arbeiten und dir Dinge selbst kaufen kannst. Tu, was immer du willst – arbeite, geh aufs College, erlerne ein Handwerk. Lass mich einfach nur für deine Grundbedürfnisse sorgen, solange du unter meinem Dach wohnst.«

College. Eine Ausbildung. Ein richtiger Beruf. Ich schüttle den Kopf, als mich diese Vorstellung zu überwältigen droht. Niemals hätte ich mir diese Dinge je auch nur träumen lassen. Es ist verrückt, wie sehr sich mein Leben im letzten Monat verändert hat, wie beständig es zum ersten Mal überhaupt geworden ist. Ich versuche das immer noch zu verarbeiten. »Wow. Das ist ... auf jeden Fall etwas, über das ich nachdenken muss, schätze ich.«

Ich merke, dass Terrance etwas auf dem Herzen hat, als er nervös herumzappelt. Ich warte ab und esse mein Stück Pizza zu Ende. Schließlich räuspert er sich und murmelt: »Ich hab überlegt ..., dass du im Club arbeiten solltest.«

»Im Underworld? Als was?«

»Du wärst eine tolle Barkeeperin.« Terrance hebt seine schwere Schulter und lässt sie fallen. Dabei weicht er meinem Blick aus. »Du bist freundlich, offen, hübsch – außerdem wärst du als Mensch so was wie ein Kuriosum.«

Terrances Club wird nur von Unterweltlern besucht, es ist der Haupttreffpunkt aller übernatürlichen Kreaturen in Detroit. Früher hatte ich Angst vor diesem Ort und all den Monstern, die sich dort aufhalten. Doch inzwischen habe ich gelernt, dass sie nicht alle böse sind. Tatsächlich sind zufällig alle meine Freunde Unterweltler. Allerdings bin auch ich kein ganz normaler Mensch. Ich habe ein paar übernatürliche Fähigkeiten, durch die ich mehr mit der paranormalen Welt gemeinsam habe als mit der, aus der ich stamme.

Sein Lächeln sagt mir, wie gern er will, dass ich das tue. Ich verstehe nicht genau, warum. Das Underworld kann für einen Menschen wie mich gefährlich sein. Vielleicht will er, dass ich in seiner Nähe bin, oder vielleicht fühlt er sich einsam und möchte, dass wir den gleichen Zeitplan haben. Seine plötzliche gute Laune lässt mich vermuten, dass er vielleicht mit mir angeben will. Er strahlt wie ein stolzer Vater.

»Denkst du, es ist sicher für mich?« Ich hinterfrage sein Urteil nur ungern, aber nach einigen der Dinge, die ich in der Vergangenheit durch Unterweltler erlitten habe, muss ich das wissen.

Sein Gesicht wird ernst. »Darüber habe ich viel nachgedacht. Ich denke, dass es dort für dich sicherer ist als irgendwo sonst. Die Unterweltler in dieser Stadt sind nach dieser Sache letzten Monat neugierig auf dich. Ich glaube, dass es die Gerüchte ein wenig zerstreuen wird, wenn sie dich im Underworld sehen und unter meinem wachsamen Blick ihre Neugier stillen können. Dann wissen sie auch, dass du wirklich unter meinem Schutz stehst.« Sein Lächeln wird schelmisch. »Die meisten glauben nicht, dass ich einen Menschen in meinen Clan aufgenommen habe.«

Ich schnaube. »Warum wohl?« So etwas ist in der Troll-Geschichte noch nie vorgekommen.

Terrance sieht mich erwartungsvoll an, also nicke ich. »Okay, meinetwegen. Warum nicht?« Er strahlt mich an. »Danke. Wulf kann die Hilfe wirklich gebrauchen.«

»Wulf, der Werwolf-Barkeeper?«

Terrance grinst. »Mach die Witze lieber jetzt, denn er hasst es, darauf angesprochen zu werden.«

»Ich werde mein Bestes geben.«

»Aber mach bloß keinen Ärger in meinem Club, Kleine, kapiert?«

Ich muss grinsen. »Ich kann nichts versprechen. Willst du mich immer noch dort haben?«

Terrance versucht ein Grinsen zu unterdrücken, doch seine Mundwinkel zucken, und schließlich lacht er auf. »Wahrscheinlich werde ich es bereuen, aber ja.«

*

Das Underworld wird seinem Namen mehr als gerecht. Es befindet sich in einem der übelsten Viertel von Detroit, in einer großen umgebauten Lagerhalle umgeben von leerstehenden Gebäuden. Unter Menschen hat es den Ruf, gefährlich zu sein und von Kriminellen betrieben zu werden. Das mit den Kriminellen stimmt zwar nicht, aber gefährlich ist es dennoch. Besonders für Menschen. Weil sie nicht wissen, dass Monster existieren und dass sie mitten in die Höhle des Löwen spazieren, wenn sie an diesen Ort kommen. An den meisten Abenden werde ich wahrscheinlich der einzige Mensch dort sein. Wie Terrance gesagt hat: als Kuriosum.

Wir betreten den Club durch einen Hintereingang am Mitarbeiterparkplatz. Er führt uns einen düsteren Gang entlang, vorbei an ein paar Büros, wo mich Terrance den nötigen Papierkram unterschreiben lässt, bevor er mich in den Club führt. Er ist zwar ein Unterweltler, aber auch ein gesetzestreuer Bürger. Unterweltler ziehen nicht gern Aufmerksamkeit auf sich. Und wenn jemand keine Steuern zahlen oder illegale Geschäfte betreiben würde, würde das in der Menschenwelt auf jeden Fall auffallen. Da ich nun offiziell eine Angestellte des Underworld bin, gibt mir Terrance eine Führung. Wir sind so früh hier, dass der Club noch geschlossen hat. Es gibt drei verschiedene Tanzbereiche, in denen unterschiedliche Musikstile gespielt werden. Ich werde zusammen mit Wulf im Hauptbereich arbeiten, und ich soll immer in seiner oder Terrances Nähe bleiben. Es ist ein großer Raum mit Tanzkäfigen auf jeder Seite des DJ-Pults. Die Wände sind schwarz, und am Rand der Tanzfläche stehen Sofas und Sessel aus rotem Samt. Ein paar rote Sitzecken mit schwarzen Tischen gibt es auch, doch der Raum ist ziemlich spärlich eingerichtet, um die Leute zum Tanzen zu animieren.

Wulf ist auch schon da und bereitet hinter dem Tresen, der sich eine komplette Wand entlang streckt, alles vor. Er ist natürlich nicht der einzige Barkeeper, doch die anderen sind ihm unterstellt. Und er wird auch mein Ausbilder sein, da er der Einzige hier ist, dem Terrance meine Sicherheit anvertrauen will.

Der markante Naturbursche mit dem dichten braunen Haar, den hellgrünen Augen, der tiefen Bräune und dem sexy Bartschatten lächelt, als wir näher kommen. »Ho! Dann hat dein frecher kleiner Mensch also entschieden, auf dein Angebot einzugehen«, neckt er Terrance, während er mir freundlich zuzwinkert. »Das macht die Abende bestimmt interessanter. Willkommen im Underworld, Nora.«

Wulf streckt mir seine Hand entgegen. Statt sie zu schütteln, nicke ich nur. Ich versuche Hautkontakt zu anderen zu vermeiden. Das ist Teil dieser übersinnlichen Fähigkeiten, die ich erwähnt habe. Ich kann Gedanken lesen. Doch das macht nicht so viel Spaß, wie man vielleicht denken könnte, und ich vermeide es, so gut es geht.

»Behalte sie ja gut im Auge.« Terrance wirft Wulf einen strengen Blick zu, dann sieht er zu mir. »Kommst du hier klar? Ich muss ein paar Sachen erledigen.«

Ich nicke erneut. »Alles bestens. Mach dein Ding, T-Man.«

Als Terrance gegangen ist, drehe ich mich zu meinem neuen Vorgesetzten um. Das Lächeln, das er mir schenkt, ist ganz und gar wölfisch. Er zeigt seine spitzen Reißzähne und wirkt wie ein Raubtier. Doch statt mir Angst zu machen, bringt er mich damit zum Lachen. »Schön, dich offiziell kennenzulernen, Wulf. Danke, dass du bereit bist, auf diesen frechen kleinen Menschen aufzupassen.«

»Ach was.« Er zuckt mit den Schultern. »Es könnte ruhig etwas mehr los sein, und Terrance hat recht damit, dass du ein paar Leute anlocken wirst.« Er mustert mich von Kopf bis Fuß, schüttelt schließlich den Kopf und schnaubt, als würde er Schwierigkeiten erwarten. Dabei trage ich nichts Besonderes – Terrance hat gesagt, ich soll ein schwarzes T-Shirt und eine schwarze Leggings anziehen –, aber die Sachen sind enganliegend und lassen mich kurviger aussehen, als ich bin. Außerdem habe ich lange, glänzende braune Haare, volle Lippen und leuchtend grüne Augen. Ich ziehe oft Blicke auf mich.

»Jeder Unterweltler von hier bis Chicago wird dir einen Drink spendieren und dich mit nach Hause nehmen wollen.«

Leider hat er recht. Ich habe tatsächlich eine besondere Anziehungskraft, die wohl etwas mit meinen seltsamen Fähigkeiten zu tun hat. Es steckt mehr dahinter als mein halbwegs anständiges Aussehen. Männer fühlen sich zu mir hingezogen, einige mehr als andere. Manchmal wird es gefährlich. Ich habe ein paar schlimme Erfahrungen gemacht, und jetzt habe ich der Männerwelt abgeschworen. Für immer.

Plötzlich ist die bis eben noch lockere Atmosphäre angespannt. Ich schlucke nervös und sehe Wulf flehentlich an, damit er weiß, wie ernst ich es meine. »Du wirst mich doch beschützen können, oder? Denn Männer werden ein Problem für mich sein.«

Wulf wird ebenfalls ernst. Aus seinem Blick schließe ich, dass ihn Terrance ein bisschen in meine Vorgeschichte eingeweiht hat. Das ist in Ordnung. Je mehr er weiß, desto besser wird er auf mich aufpassen. Ich bin zwar sehr dafür, eine starke Frau zu sein, aber ich würde auch nie einen Ritter in glänzender Rüstung ablehnen. Sein Kiefer zuckt. »Jeder, der dich auch nur berührt, bekommt es mit mir zu tun«, knurrt er. »Und dann wird ihn Terrance in Stücke reißen.«

Er meint das wortwörtlich. Allerdings weiß ich nicht, wie viel von einem Angreifer noch übrig bleiben würde, nachdem Wulf ihn sich vorgeknöpft hat. Wenn ich mir vorher noch unsicher gewesen wäre, ob es sich bei dem Werwolf-Barkeeper um einen Alpha handelt, wüsste ich es jetzt mit Sicherheit. Er ist so dominant, dass meine Knie zu zittern beginnen, dabei habe ich gar keinen inneren Wolf. Wenn doch, würde ich jetzt bereits vor ihm auf dem Rücken liegen, um ihm meine Kehle anzubieten.

»Okay«, sage ich angespannt. »Ähm, danke.«

Wulf atmet tief durch, und das wilde Tier in seinen Augen beruhigt sich. »Bleib einfach in meiner Nähe, und lass die Finger von den Drinks, dann wird es keine Probleme geben. Den letzten Teil meine ich ernst. Wir servieren hier Unterweltgetränke. Die meisten hätten schlimme Konsequenzen für einen Menschen.«

»Keine Sorge. Ich trinke nicht mal menschlichen Alkohol. Ich hab in meinem Leben schon zu viel Mist erlebt, um freiwillig mein Urteilsvermögen zu beeinträchtigen.«

»Gutes Mädchen.« Er nickt in Richtung des Tresens. »Dann gebe ich dir jetzt mal einen groben Überblick, bevor wir öffnen. Heute Abend schaust du mir einfach zu, bis du gelernt hast, die Drinks zu mixen.«

»Zumindest menschliche Rezepte kenne ich schon viele. Einer meiner Pflegeväter war alkoholisiert besser zu ertragen. Also hab ich ihm immer seine Drinks gemixt.«

»Das wird helfen. Wir verkaufen viele Menschendrinks, und Bierzapfen ist auch nicht kompliziert. Dennoch will ich, dass du heute an meiner Seite bleibst, bis sich die Leute daran gewöhnt haben, dich hier zu sehen.«

Ich nicke. »Kein Problem. Ich habe nicht die Absicht, allein herumzulaufen.«

Kapitel 2   

Terrance hat sich schlauerweise entschieden, mich an einem Montag im Club anfangen zu lassen. Das hat mir eine Woche Zeit gegeben, um mich an die Abläufe und den wirklich späten Feierabend zu gewöhnen, bevor am Wochenende richtig viel los ist. Jetzt ist Samstagabend, und das Underworld ist ein Tollhaus.

Wulf hatte recht damit, dass viele Unterweltler menschliche Drinks bevorzugen. Wie sich herausstellt, sind einige von ihnen genauso empfindlich gegenüber den Unterweltgetränken wie Menschen. Zauberer zum Beispiel sind im Grunde genommen Menschen, die Magie anwenden können. Ihr Stoffwechsel kann Feencocktails nicht besser verkraften als meiner. Also gibt es für mich neben dem Polieren von Gläsern viel zu tun, selbst an meinem sechsten Tag im Job. Wulf hält mich auf Trab. Terrance hat nicht übertrieben: Der Werwolf kann meine Hilfe wirklich gut gebrauchen.

»Nora! Kann ich hier drüben ein schön gezapftes Blue Moon und Guinness bekommen?«, ruft Wulf vom anderen Ende der Bar aus.

»Schön ist richtig«, sagt einer der beiden Männer, die das Bier bestellt haben, und grinst anzüglich. »Ist sie ein Mensch?«

»Sie ist Terrances Mensch.«

Das ist Wulfs Standardantwort, wenn jemand nach mir fragt. Mir gefällt zwar nicht, dass ich dadurch wie eine Art Haustier klinge, aber es sorgt immer dafür, dass die Typen lockerlassen, also sehe ich darüber hinweg. Ich hab diese Antwort sogar selbst schon ein paarmal gegeben. »Kommt sofort«, erwidere ich mit einem Lächeln zu Wulf.

Ich zapfe das Bier, und als ich es den wartenden Männern bringe, ist Wulf schon beim nächsten Gast. »Ein Guinness und ein Blue Moon«, sage ich und schiebe ihnen die Gläser hin. Sie wirken beide wie Menschen auf mich, doch ich weiß, dass sie das nicht sind. Nicht an diesem Ort. Meistens versuche ich nicht herauszufinden, welcher Art die Besucher hier angehören, da ich ohnehin nicht die Zeit dafür habe. Aber wenn ich mit jemandem rede, bin ich schon neugierig.

»Terrance also?«, fragt der Kerl, der mich schön genannt hat. »Wie funktioniert das? Ein Troll mit einem Menschen?«

»Ja«, sagt der andere nach einem Schluck Bier. »Der passt doch auf keinen Fall auf dich rein, Süße. Das muss doch wehtun.«

Ich verdrehe die Augen. »Wir sind kein Paar, Arschloch. Ich gehöre zu seinem Clan.«

Beide Männer lachen auf. »Terrance hat dich in seinen Clan aufgenommen?«, fragt Idiot Eins, während Idiot Zwei lacht und sagt: »Na, sicher. Das hättest du wohl gern, Kleine.«

»Es ist wahr«, unterbricht eine samtweiche Stimme.

Nicht, dass es mir wichtig wäre, was diese Jungs denken, oder dass ich das Gefühl hätte, meine Behauptung belegen zu müssen, aber ich freue mich sehr, Cecile zu sehen. Sie ist ein Succubus und meine einzige Freundin. Ihre Stimme ist so geschmeidig, dass beide Männer erschauern. Als sie sich neben sie an den Tresen lehnt, schlucken die zwei nervös, und ihre Pupillen erweitern sich – sie stehen völlig unter Ceciles Bann. »Nora ist das erste Mitglied von Terrances Clan, und sie ist eine enge Freundin von mir. Ich hoffe, ihr beide behandelt sie mit Respekt.«

»Natürlich«, sagt Idiot Eins.

»Wir haben nur ein bisschen herumgealbert.« Idiot Zwei sieht mich an. »Nicht wahr? Wer ist deine Freundin, Nora?«

Ich schüttle den Kopf. Cecile ist einfach zu gut. Beide Typen sind rettungslos verloren. Ich kann es mir nicht verkneifen, sie ein bisschen auf den Arm zu nehmen. »Das ist Cecile. Sie ist sehr freundlich, mag aber Männer, die wissen, wie man Spaß hat ... untereinander. Wenn ihr zwei mal ein bisschen miteinander tanzt, bekommt sie vielleicht Lust, sich euch anzuschließen.«

Die beiden Männer kippen ihr Bier herunter und begeben sich auf die Tanzfläche. Ich ziehe erstaunt die Augenbrauen hoch, als sie sich aneinander reiben. »Verdammt, Cecile, deine Pheromone sind ja heute völlig außer Kontrolle.«

Cecile lacht, ein heller, perlender Klang, und atmet tief ein, während sie die Idioten auf der Tanzfläche beobachtet. Es war zwar nur ein Spaß, doch Cecile hat wirklich eine Vorliebe für mehrere Partner gleichzeitig. »Oh, süße Nora, ich finde es toll, dich hier zu haben. Du machst all diese Männer so scharf, dass ich mich kaum noch anstrengen muss. Was die zwei da angeht, so verdienen sie es, weil sie dir nicht glauben wollten.«

»Ja«, schaltet sich eine neue Stimme in unser Gespräch ein. »Terrance sollte auch hier sein und die Neuigkeit verbreiten. Denn von allein werden es diese ganzen Arschlöcher nicht glauben.«

Ich grinse den Neuankömmling an. Nick Gorgeous arbeitet für die FUA – Federal Underworld Agency –, und sein Name ist Programm: Er sieht wirklich umwerfend aus, obwohl sein Kleidungsstil ziemlich ungewöhnlich ist. Würde man einen bösen Biker mit einem wohlerzogenen Cowboy kreuzen, käme Nick Gorgeous dabei heraus. Und wenn das noch nicht reicht, um ein Bild vor Augen zu haben: Er hat glatte, schwarze Haut, freundliche schokoladenbraune Augen, ein Lächeln zum Dahinschmelzen und ein niedliches Babyface. Das klingt vielleicht verrückt, doch irgendwie funktioniert es.

»Hm, aber T-Man ist so viel besser darin, den mürrischen Türsteher zu spielen, als einen freundlichen Barkeeper«, sage ich.

Grinsend setzt sich Nick auf einen freien Platz an der Bar. Genau genommen auf einen Platz, den ein anderer Kerl auf einen scharfen Blick von Nick hin freigemacht hat. Nick kann ganz schön furchteinflößend wirken, wenn er will. »So treffen wir uns also wieder, kleiner Hitzkopf.« Er zwinkert mir zu. »Ich habe es schon gerüchteweise gehört, aber ich wollte mich selbst davon überzeugen. Und es stimmt, du bist hier und servierst Drinks an rüpelhafte Unterweltler. Ich sag's dir, du bist der einzige Mensch, der durchgeknallt genug ist für so was.«

Ich lache. »Dann bist du also hier, um mich zu warnen?«

»Von wegen. Ich bin hier, um mir die Show anzusehen. Diese Woche war in der FUA nicht viel los, und mit dir im Club ist Ärger vorprogrammiert. Außerdem könnte ich einen Drink gebrauchen. Wie wäre es mit einem Demon's Brew?«

»Kommt sofort.« Das ist eines der nichtmenschlichen Fassbiere. Das Zeug ist so stark, dass ich schon vom Geruch betrunken werde. »Was ist mit dir, Cecile? Kann ich dir auch etwas bringen?«

»Hast du schon mal einen Sidhe Hurricane gemacht?«

»Das ist der mit dem leuchtenden Blau, Lila und Grün, richtig?«

Cecile lächelt. »Genau der. Zwei Spritzer Lila, Liebes.«

»Kommt sofort.«

Ich bringe ihnen ihre Drinks und lasse sie miteinander plaudern, während ich andere Bestellungen annehme. Wulf sieht immer wieder in meine Richtung, um sicherzugehen, dass alles in Ordnung ist, aber er vertraut mir bereits genug, um mich einfach machen zu lassen. Ich frage bei ihm nach, wenn jemand ein Getränk bestellt, bei dem ich mir noch nicht sicher bin, aber abgesehen davon gibt er mir die Freiheit, nach eigenem Ermessen zu arbeiten. Das mag ich sehr an ihm. Ich komme gut mit anderen aus, wenn es sein muss, aber ich war schon immer sehr unabhängig. Mit einem Boss, der mir nie von der Seite weicht, käme ich nicht gut klar.

»Hey, Süße, schaff mal einen Shot Angelfire und deinen süßen kleinen Hintern rüber.«

Ich fülle ein Schnapsglas mit dem Feenalkohol und serviere es dem taktlosen Mann mit einem gezwungenen Lächeln. Als ich das Geld nehmen will, das er auf den Tresen gelegt hat, packt er meinen Arm und zieht mich an sich heran. »Ich hatte noch nie einen Menschen, weißt du – sind normalerweise meine Zeit nicht wert –, aber für dich würde ich eine Ausnahme machen.«

Ich reiße mich los. »Kein Interesse.«

Ich will mich abwenden, also kippt er schnell seinen Shot herunter und verlangt noch einen. »Was ist denn los? Denkst du etwa, du wärst zu gut, um mit einem Unterweltler ins Bett zu gehen?«

Ich lächle geziert, während ich sein Schnapsglas mit einer weiteren Runde des hellblauen Gesöffs fülle. »Überhaupt nicht. Nur zu gut für unhöfliche Arschlöcher.«

Mir bleibt keine Zeit, meine Bemerkung zu bereuen, bevor mich der Mann an der Kehle packt und über den Tresen an sein wutverzerrtes Gesicht zieht. »Unhöflich? In meiner Welt bist du nicht mehr als ein Insekt, Menschlein. Ein Spielzeug. Und jetzt gehörst du mir. Ich werde dich bis in alle Ewigkeit um deinen Tod betteln lassen.«

Seine Gedanken sind noch schrecklicher als seine Worte. Er hat vor, seine Drohung wahr werden zu lassen. Er kennt viele Feen am Winterhof, die sich menschliche Haustiere halten. Bisher hat er den Reiz daran nicht verstanden, aber jetzt will er nichts mehr, als mich zu erniedrigen und leiden zu lassen. Und vielleicht wird er mich auffressen, sobald ihn die Folter langweilt.

Er hält mich so fest gepackt, dass ich keine Luft bekomme, doch bevor mir schwarz vor Augen wird, reißen mich Wulf und Nick von der Winterfee los. Wulf stellt sich vor mich, um mich mit seinem Körper abzuschirmen, während Nick die Fee an der Kehle gepackt hat und auf den Tresen presst. Der Mann heult vor Schmerzen auf, und es dauert einen Moment, bis ich merke, dass Nick ihm einen Dolch tief in die Schulter gerammt hat. Den Schmerzensschreien nach zu urteilen, besteht der Dolch aus Eisen, einem Material, das für Feen tödlich ist. »Wie war das noch mit bis in alle Ewigkeit um deinen Tod betteln?«, fragt Nick. »So spielst du also gern?«

»Aber sie ist nur ein Mensch«, schreit der Mann, als ob das sein Benehmen rechtfertigen würde.

Wulf knurrt, und sein ganzer Körper beginnt zu zittern. Ich lege ihm eine Hand auf die Schulter, um ihn zu beruhigen. Ich hab mal gehört, dass Werwölfe Berührungen mögen, und ihm zu zeigen, dass es mir gut geht, sollte helfen, seinen Beschützerinstinkt unter Kontrolle zu bekommen. Ich habe noch nie gesehen, wie sich ein Werwolf verwandelt, und ich will es auch nicht unbedingt erleben, solange er wütend ist und ich mit ihm hinter der Bar stehe. Fieberhaft überlege ich, was ich Beruhigendes sagen kann, doch ehrlich gesagt bin ich zu verängstigt, um etwas herauszubekommen. Diese Fee hat schlimme, verdrehte Gedanken.

»Sie ist eine Angestellte dieses Clubs und Terrances einziges Clanmitglied«, sagt Nick.

Die Fee reißt überrascht die Augen auf. »Sie ist sein Clanmitglied?«

»Sein erstes«, sagt Nick. »Und sie ist ihm sehr wichtig. Also würde ich dir raten, sie in Ruhe zu lassen. Tatsächlich würde ich sogar sagen, dass du ein toter Mann bist, wenn Terrance herausfindet, wer das Arschloch war, das ihr die blauen Flecken am Hals verpasst hat.«

Mit Nicks Augen passiert das, was immer passiert, wenn er richtig wütend wird. Seine Pupillen werden zu vertikalen Schlitzen. Es sieht verdammt unheimlich aus. Außerdem strahlt er eine Art Macht aus. Ich kann es nicht richtig erklären. Keine Ahnung, was für ein Unterweltler Nick genau ist. Es wäre unhöflich, danach zu fragen, und von sich aus hat er nie darüber gesprochen. Aber es muss etwas total Krasses sein, das sogar den boshaftesten Unterweltlern Angst einflößt. Der unheimliche Feentyp windet sich in seinem Griff und sieht aus, als würde er sich gleich einnässen. »Tut mir leid«, heult er. »Ich wusste nicht, wer sie ist. Ich verschwinde. Lass mich einfach los, bevor Terrance kommt.«

»Vielleicht sollten wir ihn eine Weile mit dem Dolch am Tresen fixiert lassen«, sagt Wulf, und die Fee reißt erneut erschrocken die Augen auf. »Das wird den anderen deutlich machen, dass Nora tabu ist. Würde Terrance bestimmt gefallen.« Vor Entsetzen bleibt mir der Mund offen stehen. »Das meinst du doch nicht ernst.«

Wulf wirft mir einen grimmigen Blick zu. »Dieser Mann war Terrances Personal gegenüber respektlos. Das muss bestraft werden – so sind die Hausregeln.«

»Terrance wird ihn dafür töten, dass er Hand an dich gelegt hat, außer wir bestrafen ihn zuerst«, unterstützt ihn Nick.

Sie machen keine Witze. Sie haben wirklich vor, den Kerl mit dem Dolch in der Schulter auf dem Tresen liegen zu lassen. Das Underworld funktioniert nach seinen eigenen Regeln. Wenn ich hier überleben will, muss ich lernen, mit seiner dunkleren Seite klarzukommen und jenen zu vertrauen, die mein Wohlergehen im Sinn haben.

»Okay«, sage ich, da Wulf und Nick auf meine Zustimmung zu warten scheinen. Es fällt mir nicht schwer in Anbetracht der Tatsache, wie böse die Gedanken des Manns waren. »Lasst ihn eine Weile da liegen.«

»Gebt ihm noch ein Schild, damit jeder Bescheid weiß«, sagt Nick.

Wulf schreibt einen Zettel, auf dem steht: Ich habe das Menschenmädchen angerührt. Er drückt ihn der Fee in die Hand. »Halt das und lass es ja nicht fallen.«

Der Mann packt den Zettel und presst ihn an seine Brust, wo jeder, der in der Nähe steht, ihn lesen kann. Aber er windet sich, flucht, schwitzt und jammert vor Schmerzen herum. Der Dolch in seiner Schulter muss richtig wehtun. Doch Nick hat kein Mitleid. »Sei still«, sagt er und dreht den Griff des Dolchs leicht, sodass die Fee vor Schmerzen aufschreit. »Das ist noch barmherzig. Hör mit dem Gejammer auf, sonst ramme ich dir diesen Dolch ins Herz, damit du endlich dein Maul hältst.«

Es überrascht mich nicht weiter, als die Fee den Mund schließt und sich mit leisem Wimmern begnügt. Wenn Nick mich so angesehen hätte, wie er gerade diesen Typen ansieht, würde ich auch eine Möglichkeit finden, die Schmerzen zu ignorieren.

Die nächste Stunde vergeht quälend langsam. Wolf hält mich während der Arbeit an seiner Seite, und wir bleiben die ganze Zeit in der Nähe des auf dem Tresen feststeckenden Gasts. Terrance bringt ihn trotzdem fast um, als er schließlich vorbeischaut und die blauen Flecken an meinem Hals sieht. Wulf kann es ihm ausreden, doch Terrance entscheidet, dass der Kerl bis zum Ladenschluss so bleiben soll, damit jeder, der heute die Bar besucht, erfährt, dass ich unter seinem Schutz stehe.

Außerdem bleibt er hinter der Theke und beschattet mich, als wäre er mein persönlicher Bodyguard. Und so ein wütender Troll ist ein echt furchteinflößender Leibwächter. Es spricht sich auf jeden Fall herum, dass mich niemand anrühren darf. Ist es furchtbar, dass ich denke, die Ereignisse des heutigen Abends wären es wert? Die anderen Unterweltler werden in Zukunft jedenfalls zweimal darüber nachdenken, bevor sie sich mit mir anlegen.

Um zwei wird die letzte Runde eingeläutet, aber es dauert noch über eine Stunde, bis alle Gäste aus der Tür sind. Der Feentyp ist der letzte, der um kurz nach drei geht. Kreidebleich wankt er zum Ausgang, aber Wulf und Terrance versichern mir beide, dass er morgen wieder auf dem Damm sein wird.

Ich versuche nicht darüber nachzudenken, während ich das Chaos hinter der Bar aufräume, dennoch zittere ich. Jemand legt mir eine Hand auf die Schulter, und ich wirble erschrocken herum. Mir springt das Herz bis in die Kehle, doch es ist nur Wulf, der mich besorgt ansieht. »Dieser Kerl hat dir einen Riesenschreck eingejagt, oder?«

Ich hasse es, schwach zu wirken, aber ja, der Kerl hat mir Angst gemacht. An meinem Hals prangen seine Fingerabdrücke, und das war noch der am wenigsten unheimliche Teil dieser Begegnung. Ich bin vollkommen aufgewühlt und zucke mit den Schultern. »Es ist nicht leicht, die schlimmsten Fantasien der Leute unmittelbar mitzubekommen. Kranke Menschen haben noch kränkere Gedanken. Sie waren glasklar, und ich bekomme sie einfach nicht mehr aus dem Kopf. Außerdem hat er sich so schnell bewegt, dass ich ihn nicht mal gesehen habe. Plötzlich war seine Hand an meiner Kehle und er hat zugedrückt. Ich bin noch nie zuvor gewürgt worden.«

Wieder beginne ich zu zittern und lasse fast das Tablett mit den schmutzigen Gläsern fallen, das ich halte. Ich bin nicht in der Stimmung, weiter darüber zu reden, also drehe ich mich um und will in die Küche gehen, um diese letzten Gläser wegzubringen. »Würde es dir helfen, ein bisschen Selbstverteidigung zu lernen?«, ruft mir Wulf nach.

Ich drehe mich wieder zu ihm um. »Bietest du an, es mir beizubringen?«

Wulf zuckt mit den Schultern. Er versucht, lässig zu wirken, doch hinter seiner beiläufigen Fassade erkenne ich Anspannung. Der Angriff auf mich hat ihn ebenfalls erschüttert. »Werwölfe lieben eine gute Prügelei. Ich kann mich bei einem Kampf behaupten. Also kann ich dir ein paar Sachen beibringen, wenn du willst. Du bist zwar eine menschliche Frau, also sind Größe und Stärke nicht auf deiner Seite, aber ich könnte dich lehren, wie du das umgehst, um zumindest eine Chance zu haben.«

Er hat keine Ahnung, wie gern ich das machen will. Schon mein ganzes Leben habe ich mir gewünscht, ich könnte kämpfen. Nach all den Angriffen will ich unbedingt lernen, wie man sich schützt. Ich bin zwar nur ein Mensch, aber jede Lektion würde helfen, egal wie klein. Dennoch kann ich sein Angebot nicht einfach so annehmen. »Warum solltest du das tun?«, frage ich misstrauisch. »Was erwartest du als Gegenleistung?«

»Seelenfrieden.« Als ich die Stirn runzele, schüttelt er den Kopf. »Du bist nicht die Einzige, die immer noch schlimme Bilder im Kopf hat. Ich werde heute Nacht im Schlaf die ganze Zeit die Hand dieses Mistkerls um deinen Hals vor Augen sehen.«

Dieses Geständnis rührt mich.

»Ich war die ganze Woche schon furchtbar nervös. Terrance hat mir deine Sicherheit anvertraut, und ich gebe mein Bestes, aber ich bin nur eine einzige Person, und hier drin kann es ziemlich wild werden. Ich fände es ganz beruhigend zu wissen, dass du dich im Fall einer Schlägerei ein paar Minuten lang behaupten kannst, bis Terrance oder ich dich herausholen können. Das würde ich dir beibringen, einfach, damit du es kannst.«

Er scheint es aufrichtig zu meinen. Und er hat mich in der ganzen Woche nicht ein einziges Mal angebaggert. Er ist freundlich, behandelt mich aber wie eine kleine Schwester. Ich bin für ihn wie ein Kind, das er zwar mag, aber immer noch babysitten muss. Darum denke ich, dass er mich trainieren könnte, ohne dass es zu einem Problem wird.

Ich habe noch nie einen Kurs in Selbstverteidigung gemacht, sosehr ich das auch gewollt hätte, weil ich immer zu viel Angst vor dem notwendigen Körperkontakt hatte. Jemandem das Kämpfen beizubringen erfordert viele Berührungen, viel Energie und intensive Situationen. Mit meiner unkontrollierbaren Anziehungskraft hatte ich immer Angst, dass ein Lehrer versuchen würde, die Nähe auszunutzen. Zum ersten Mal mache ich mir darüber keine Sorgen. Na ja, jedenfalls nicht allzu viele. »Würde der Unterricht in der Öffentlichkeit stattfinden?«, frage ich.

Wulf weiß genau, warum ich das frage. Er kennt meine Probleme mit Männern. Nach meiner ersten Arbeitsschicht hat er gesagt, dass ich hundertmal schlimmer wäre als Cecile, also musste ich ihm von meinem Problem erzählen. Nach der ersten gemeinsamen Woche im Club weiß er, dass ich es mir nicht einbilde.

Er sieht mich mitfühlend an. »Wir können in der Sporthalle auf dem Gelände meines alten Rudels trainieren, wenn du willst. Da sind immer viele Leute, Männer wie Frauen, also wären wir nie allein. Es könnte nicht schaden, mal dort vorbeizuschauen. Mein alter Alpha versucht immer wieder, mich zu einem Besuch zu überreden.«

Es ist mir unangenehm, wenn er meinetwegen zu seinem alten Rudel zurückkehrt, obwohl er eigentlich nicht dort sein will, aber ich will auch nicht allein mit ihm trainieren. »Und das macht dir ganz sicher nichts aus?«

Er schüttelt den Kopf und grinst. »Nur wenn mir die Frauen zu sehr auf die Pelle rücken. Dann bin ich weg.«

Ich ziehe eine Augenbraue hoch, und er lächelt. »Werwölfinnen sind wirklich anstrengend. Die wollen immer gleich das ganze Gefährtending, und wenn es eines gibt, dem sie nicht widerstehen können, dann ist es ein dominanter Wolf. Ich bin einfach noch nicht bereit, sesshaft zu werden, zum Rudel zurückzukehren und mir von einer Frau pausenlos sagen zu lassen, was ich zu tun habe. Dafür bin ich zu sehr Einzelgänger.«

Wulf meint es ernst. Ihm gefällt das Leben als einsamer Wolf, und er liebt es, mit allen Frauen zu flirten, außer natürlich mit anderen Werwölfinnen und mir. Ich hab mich schon gefragt, was es mit der Zurückhaltung seiner eigenen Art gegenüber auf sich hat. Die Erklärung, dass er einfach noch kein Interesse an einem eigenen Rudel oder einer Gefährtin hat, finde ich einleuchtend. Ich würde auch nicht gern so bedrängt werden. »Okay, verstanden. Sobald die Frauen deines Rudels anfangen, dir nachzustellen, machen wir hier weiter – solange es gut läuft. Aber wenn dir mein spezielles Problem Schwierigkeiten macht, sagst du es mir, ja?«

Er nickt. »Natürlich.«

»Toll. Also, wann fangen wir an?«

Kapitel 3   

Wulf und ich lassen Detroit hinter uns und fahren etwa eine halbe Stunde Richtung Süden zu einem Städtchen namens Flat Rock. Es ist viel ländlicher hier, überall stehen Bäume. Es hat auf jeden Fall ein gewisses Vorortflair. Wir fahren durch die Stadt, überqueren einen Fluss und sind plötzlich am Rand der Zivilisation. Immer weniger Gebäude, dafür Wälder und Wasser. Nach knapp zehn Minuten erreichen wir eine Siedlung direkt an einem großen Naturpark. Das Gelände ist umzäunt und wirkt viel neuer als Flat Rock selbst. Es ist ziemlich schick hier. Ich bin in einem Vorort der oberen Mittelklasse gelandet und fühle mich ein bisschen fehl am Platz.

Als wir am Tor stehen bleiben und Wulf mit dem Mann im kleinen Wachhäuschen spricht, wächst meine Nervosität. Sie reden leise, daher höre ich nur meinen Namen und das Wort Mensch, bevor der Wachmann überrascht den Kopf schüttelt, einen Blick auf seine Liste wirft und das Tor öffnet. Der Mann starrt mir nach, bis wir außer Sicht sind.

»Sind Menschen bei euch normalerweise nicht erlaubt?«, frage ich.

Wulf wirft mir einen Seitenblick zu. »Es passiert nicht besonders oft, dass welche kommen, aber es ist nicht verpönt oder so. Wölfe mögen Menschen. Es sind die Menschen, die sich normalerweise von uns fernhalten.«

Das kann ich vollkommen verstehen.

Wir fahren durch eine bezaubernde Nachbarschaft voller wunderschöner Häuser, gepflegter Gärten und spielender Kinder, bis wir an einem großen Gebäude ankommen, das wie eine Art Clubhaus wirkt. Es handelt sich offensichtlich um das Hauptquartier des Rudels. Als Wulf parkt, nimmt er genervt Notiz von all den Leuten, die uns anstarren.

»Ist wohl eine Weile her, dass du zu Hause warst?«, frage ich ihn, als mir klar wird, dass sie gar nicht uns anstarren, sondern ihn. »Oder bringst du nur normalerweise keine Menschenmädchen mit?«

Wulf atmet tief durch und fährt sich durch die Haare, während er eine Joggerin besonders misstrauisch beäugt, die gerade stehen geblieben ist und Wulf offen anstarrt. Selbst ich kann das hungrige Funkeln in ihren Augen erkennen. »Mein letzter Besuch ist ein paar Jahre her.« Er wendet den Blick von der Frau ab und grinst mich an. »Und ich hab noch nie ein Mädchen mitgebracht, ganz zu schweigen von einem menschlichen.«

»Dann wird das wohl interessant. Sicher, dass wir nicht besser umdrehen und die ganze Sache vergessen sollten?«

Er zögert, dann schüttelt er den Kopf. »Nein. Du musst lernen, dich zu verteidigen, und dies ist der beste, sicherste Ort, um es dir beizubringen. Also los. Die Sporthalle ist da drin.« Er deutet auf das Gebäude.

Den Leuten ist nicht klar, dass ich ein Mensch bin, bis sie meinen Geruch wahrnehmen. Als ich also aus dem Wagen steige und mit Wulf zum Eingang laufe, schnappen die Leute um uns herum kollektiv nach Luft. Alle Blicke wandern von Wulf zu mir, und vielen bleibt der Mund offen stehen. »Okay«, brumme ich. »Das war keine besonders gute Idee.«

Wulf lacht nur leise. »Hab keine Angst, Nora. Unsere Art kann Angst riechen, und wir können einfach nicht widerstehen, die Schwachen zu jagen.«

Ich werfe ihm einen finsteren Seitenblick zu. »Wenn du mich endlich in die Sporthalle bringst, kann ich daran arbeiten, nicht mehr schwach zu sein.«

Er lacht erneut. Wenigstens einer von uns ist jetzt besserer Stimmung.

Wie Wulf versprochen hat, sind wir in der Sporthalle alles andere als allein. Unter den Leuten, die hier trainieren, sind jegliche Altersstufen vertreten, von Kindern bis hin zu Personen, die wie Großeltern aussehen. Alle sind unglaublich gut in Form. Mein Freund Ren, ein schwuler Incubus aus dem FUA-Büro, wird furchtbar neidisch sein, wenn ich ihm von all den nackten Muskeln erzähle, die ich hier sehe.

Glücklicherweise lässt Wulf das T-Shirt an, das er zu seiner Jogginghose trägt. Es ist hauteng und betont seine Muskeln, aber das ist mir egal. Weniger nackte Haut bedeutet ein geringeres Risiko, seine Gedanken zu lesen, während er mir beibringt, mich zu verteidigen. Wulf ist eine der wenigen Personen, die von meinen Fähigkeiten wissen. Ich weiß es zu schätzen, dass er Rücksicht darauf nimmt.

»Okay, zuerst müssen wir uns aufwärmen. Also laufen wir ein paar Runden, dehnen uns, und dann geht es los.«

Oh nein. Ich hasse es, zu rennen. Aber ich will mich nicht über die erste Anweisung meines neuen Trainers beschweren, also gehe ich zu der kleinen Rennstrecke am Rand der Trainingshalle und beginne langsam zu laufen. Wulf schließt sich mir an, hat aber eine viel höhere Geschwindigkeit drauf als ich. Zumindest ist er keiner von diesen Trainern, die herumstehen und Anweisungen rufen, aber nicht selbst mitmachen. Solche Typen machen mich wütend.

Nach einer Runde um die Sporthalle – in der mich Wulf einmal überholt hat – passt er sich meinem Tempo an. Als er spricht, klingt es überhaupt nicht angestrengt. »Schneller kannst du nicht?«

Ich schäme mich ein bisschen, doch meine Wangen sind glücklicherweise schon von der Anstrengung rot. »Laufen ist nicht gerade meine Stärke. Ich hatte nie ein Laufband, und ich bin nicht so dämlich, durch die Straßen von Detroit zu joggen – bei Tag oder Nacht.«

Wulf seufzt. »Okay, zuerst müssen wir an deiner Kondition arbeiten. Der wichtigste Teil der Selbstverteidigung ist es, in der Lage zu sein, zu fliehen. Du bist ein Mensch und eine Frau. Das heißt, dass deine Gegner meistens größer und stärker sein werden. Also liegt deine größte Chance immer im Weglaufen, wenn das möglich ist. Was du brauchst, ist Geschwindigkeits- und Ausdauertraining.«

»Klingt logisch.« Ich bin nicht zu stolz, mir das einzugestehen. Ich will wissen, wie man kämpft, wenn das nötig ist, aber es ist für mich auch vollkommen in Ordnung, wegzurennen, wenn die Situation das zulässt. Besser weglaufen als sterben.

»Ich werde Terrance vorschlagen, dir ein gutes Laufband zu besorgen. Ich will, dass du so schnell wie möglich auf sechs täglich kommst.«

»Sechs Runden am Stück?« Ich reiße schockiert die Augen auf. »Jetzt schaffe ich noch nicht mal drei.«

Ich weiß, dass ich in Schwierigkeiten stecke, als Wulf grinst. »Meilen, Nora. Sechs Meilen am Tag. Diese Runden sind jeweils nur eine Viertelmeile lang. Ich will, dass du heute vier läufst, selbst wenn du einen Teil davon gehen musst.«

»Sechs Meilen täglich ...« Ich schnaufe jetzt schon, dabei habe ich noch nicht mal eine halbe Meile geschafft. »Vielleicht ist das hier doch eine schlechte Idee. Du wirst mich umbringen.«

»Es ist eine noch bessere Idee, als ich anfangs gedacht habe. Du brauchst das, Nora. Dein Mangel an Kondition wird dich sonst eines Tages umbringen. Nicht ich.«

»Wenn du meinst.«

Wulf lacht. »So schlimm wird das gar nicht. Jetzt lauf deine dritte Runde so schnell, wie du kannst, und die letzte darfst du dann gehen.«

Wulf zwinkert mir zu und sprintet los. Jedenfalls halte ich es für einen Sprint. Für ihn ist es wahrscheinlich nur ein Trotten. Sechs Meilen täglich ... von wegen, er bringt mich nicht um.

Aber ich will keine Spielverderberin sein. Außerdem habe ich ihm gesagt, dass ich es unbedingt lernen will, und möchte nicht direkt am ersten Tag versagen. Also laufe ich die Runde so schnell, wie ich kann. Am Ende kann ich kaum noch atmen. Noch nie war ich so dankbar, gehen zu dürfen. Sobald ich langsamer werde, ist Wulf an meiner Seite. »Leg die Hände an den Hinterkopf, dann fällt dir das Atmen leichter.« Beim Klang der Stimme zucke ich zusammen, denn sie gehört gar nicht zu Wulf. Als ich genauer hinsehe, fällt mir auf, dass dieser Mann meinem Trainer sehr ähnlich sieht, wenn auch ein bisschen älter und freundlicher, und seine Augen sind blau und nicht grün. Ansonsten könnten sie Zwillinge sein.

Auch wenn er nicht Wulf ist, befolge ich seinen Rat und bringe die Hände an den Hinterkopf. Er hat recht – meine Lunge weitet sich. Gierig sauge ich Luft ein. Da bekomme ich Seitenstechen. »Verdammt, wie kann man nur so außer Form sein«, keuche ich. Wulfs Doppelgänger erwidert nichts, sondern mustert mich nur stirnrunzelnd. »Da liegt ziemlich viel Arbeit vor uns, aber lass dich nicht entmutigen. Jeder fängt mal klein an.«

»Uns?«, wiederhole ich. Dann spreche ich das Offensichtliche aus. »Du bist nicht Wulf.«

Der Mann schenkt mir ein hinreißendes Lächeln. »Rook Winters. Ich bin Wulfs mürrischer großer Bruder.« Er zwinkert mir zu, um deutlich zu machen, dass er scherzt. »Und ja, uns. Wenn Wulf deinetwegen herkommt, muss es ernst sein. Und wenn mein kleiner Bruder endlich eine Frau gefunden hat, kannst du darauf wetten, dass ich sie kennenlernen will.«

Ich erröte. Wo zum Teufel ist Wulf? Ein Blick durch die Halle verrät mir, dass er sich gerade mit einem anderen Mann unterhält. Sie stehen dicht beisammen, reden leise und schauen beide in meine Richtung.