Wie meine Frau einundfünfzig Prozent ihrer Seele rettete - Andrew Kaufman - E-Book

Wie meine Frau einundfünfzig Prozent ihrer Seele rettete E-Book

Andrew Kaufman

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Beschreibung

Eine Frau, ein Mann und die guten wie nicht so guten Zeiten einer ganz normalen Ehe. Eigentlich ist alles ziemlich gewöhnlich an Stacey und ihrem Mann. Bis sie in den seltsamsten Banküberfall aller Zeiten verwickelt wird. Denn der Räuber will nicht etwa Geld oder Schmuck stehlen, nein, der Dieb hat es auf einundfünfzig Prozent ihrer Seele abgesehen! In den Tagen nach dem Überfall beginnt Stacey immer weiter zu schrumpfen, sie wird immer kleiner, sogar winzig, und hat Angst bald ganz zu verschwinden. Was hat der Dieb ihr wirklich gestohlen? Wie bekommt sie es zurück? Und was hat ihre Ehe mit all dem zu tun?

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Seitenzahl: 72

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Eine Frau, ein Mann und die guten wie nicht so guten Zeiten einer ganz normalen Ehe. Eigentlich ist alles ziemlich gewöhnlich an Stacey und ihrem Mann. Bis sie in den seltsamsten Banküberfall aller Zeiten verwickelt wird. Denn der Räuber will nicht etwa Geld oder Schmuck stehlen, nein, der Dieb hat es auf einundfünfzig Prozent ihrer Seele abgesehen! In den Tagen nach dem Überfall beginnt Stacey immer weiter zu schrumpfen, sie wird immer kleiner, sogar winzig, und hat Angst, bald ganz zu verschwinden. Was hat der Dieb ihr wirklich gestohlen? Wie bekommt sie es zurück? Und was hat ihre Ehe mit alldem zu tun?

ANDREW KAUFMAN ist Autor, Filmemacher und Radioproduzent. Mit seinem ersten Roman »Alle meine Freunde sind Superhelden« gelang ihm ein internationaler Überraschungserfolg. Zuletzt erschien bei btb »Geborene Freaks«. Kaufman lebt mit seiner Familie in Toronto.

ANDREW KAUFMAN BEI BTBAlle meine Freunde sind SuperheldenGeborene Freaks

Andrew Kaufman

Wie meine Fraueinundfünfzig Prozent ihrer Seele rettete

Aus dem Englischen von Eva BonnéIllustriert von Tom Percival

Die Originalausgabe erschien 2011 unter dem Titel »The Tiny Wife« bei Harper Collins, London.Für die äußerst geduldige und außergewöhnlich große Marlo.Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen.Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen.

1. Auflage

Deutsche Erstveröffentlichung September 2018

by btb Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH,

Neumarkter Str. 28, 81673 München

Copyright der Originalausgabe © 2011 by Andrew Kaufman

Umschlaggestaltung: semper smile, München nach einer Idee und unter Verwendung einer Illustration von Tom Percival

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

mr · Herstellung: sc

ISBN 978-3-641-18613-5V001www.btb-verlag.de

www.facebook.com/btbverlag

ERSTES BUCH

1.

er Überfall sollte nicht ohne Folgen bleiben. Im Gegenteil, erst die Folgen verliehen dem Überfall seinen Sinn. Es war nie um Geld gegangen. Der Räuber wollte gar keines. Dass er eine Bank überfallen hatte, war reiner Zufall. Er hätte genauso gut auch einen Bahnhof oder eine Schule oder das Musée d’Orsay überfallen können. So etwas kommt vor, es wird immer wieder passieren, und am Mittwoch, dem 21. Februar, passierte es um kurz nach 15 Uhr in der Filiale 117 der British Bank of North America.

Die Filiale befand sich an der Ecke von Christie Street und Dupont Street im Zentrum von Toronto, Kanada. Als der Räuber die Bank betrat, waren dreizehn Personen anwesend: zwei Kassierer, der stellvertretende Filialleiter und zehn Kunden, die in der Warteschlange standen. Der Räuber trug einen auffälligen Purpurhut und schwenkte eine Pistole. Mit einem Hang zur Theatralik schoss er einmal senkrecht in die Luft. Der Deckenputz bröckelte auf ihn herab, einzelne Stückchen landeten im künstlichen Pelz seiner Kopfbedeckung. Alle waren still. Keiner bewegte sich.

»Nun denn, dies ist ein Überfall …«, sagte der Räuber. Er sprach mit breitem britischen Akzent, wie er bei Nordamerikanern schnell das Gefühl der Fremdscham auslöst. Er schüttelte ruckartig den Kopf, eine Wolke aus Gipsstaub erhob sich. »Ich verlange von jedem Einzelnen hier nur das Eine: den Gegenstand aus seinem Besitz, der für ihn den größten sentimentalen Wert hat.«

Der Räuber bedeutete den Bankangestellten mit einer Geste, ihren Platz hinter dem Schalter zu verlassen und sich in die Warteschlange einzureihen. Am Anfang der Schlange stand David Bishop, ein Mittvierziger mit Pinguinstatur, der ganz leicht zu zittern anfing, als der Räuber ihm zu nah kam und die purpurne Hutkrempe sein Haar streifte.

»Nun?«, fragte der Räuber.

David griff in seine Jackentasche, holte sein Portemonnaie heraus und aus dem Portemonnaie mehrere Hundert Dollar.

»Ich soll Ihnen glauben, dass von allen Dingen, die Sie gerade bei sich tragen, Ihr Geld den größten sentimentalen Wert für Sie hat?«

David Bishop war verwirrt. Er hielt die Scheine weiterhin in die Höhe. Der Räuber hielt ihm die Pistole an die linke Schläfe.

»Wie heißen Sie?«

»David. David Bishop.«

»David David Bishop, zerreißen Sie das Geld in kleine Schnipsel und werfen Sie es in die Luft«, befahl der Räuber.

David zögerte kurz, gehorchte dann. Geldscheinschnipsel segelten zu Boden.

»Denken Sie nach, David. Für Sie hängt jetzt alles davon ab. Was ist das wichtigste, bedeutungsvollste, rührseligste Objekt in Ihrem Besitz?«

David Bishop zeigte auf eine billig aussehende Uhr an seinem Handgelenk.

»Überzeugen Sie mich.«

»Die hat meine Mutter mir geschenkt – vor vielen Jahren, als ich für mein Studium von zu Hause auszog. Ich habe die Uhr reparieren lassen und trage sie erst seit Kurzem wieder.«

»Na also!«, rief der Räuber, nahm die Pistole von Davids Schläfe und die Uhr von seinem Handgelenk. »Jetzt gehen Sie da rüber und legen sich auf den Boden.«

David Bishop gehorchte.

Mit seiner Pistole winkte der Räuber die nächste Person aus der Warteschlange. Sie hieß Jenna Jacob. In Jennas rechter Hand lagen zwei Diamantohrringe. Sie steckte die Ohrringe hastig wieder ein, durchsuchte ihre Handtasche und holte zwei zerknickte Fotos heraus.

»Sehr süß«, sagte der Räuber, »wie alt?«

»Zehn und dreizehn.«

»Sie werden die Liebe zu ihnen nie wieder so intensiv spüren wie jetzt in diesem Moment.«

Jenna Jacob nickte, ging ungefragt zu David Bishop hinüber und legte sich bäuchlings neben ihn auf den Boden.

Meine Frau war die Nächste in der Warteschlange. Ich bin nicht dabei gewesen, natürlich nicht, aber sie hat mir diese und alle folgenden Geschichten so oft und so ausführlich geschildert, dass ich nicht nur den Eindruck habe, dabei gewesen zu sein, sondern es manchmal tatsächlich glaube. Ich meine, mich zu erinnern, wie Stacey den Rücken durchdrückte und vortrat.

»Sie sehen meinem Bruder sehr ähnlich«, sagte sie. Es stimmte. Der Räuber hatte den gleichen Höcker auf dem Nasenrücken und den gleichen arrogant-verzweifelten Blick aus blassblauen Augen.

»Verzeihung, aber ich kann für Sie keine Ausnahme machen.«

»Sie müssen das hier nicht tun.«

»Mag sein. Aber vielleicht, und das ist viel wahrscheinlicher, muss ich es eben doch tun.«

»Aber warum?«

»Das werden Sie noch sehen.«

»Macht Sie das glücklich?«

»Es gibt mir Sinn.«

Meine Frau nickte, kramte in ihrer Handtasche und holte einen Taschenrechner heraus.

»Im zweiten Semester meines Studiums saß ich in einem Seminar für Infinitesimalrechnung und habe diesen Taschenrechner benutzt, als sich mein späterer Ehemann neben mich setzte. Ich half ihm bei einer Hausarbeit. Später dann habe ich den Taschenrechner gebraucht, um die Nacht der Zeugung meines Kindes zu ermitteln, und auch das voraussichtliche Geburtsdatum. Ich habe die Raten für unser Eigenheim damit kalkuliert und ob wir uns ein zweites Auto oder ein zweites Kind leisten können. Es gibt keine einzige wichtige Entscheidung in meinem Leben, die ich ohne diesen Taschenrechner getroffen hätte«, sagte sie.

Es war die Wahrheit. Von allen Dingen, die sie an dem Tag bei sich trug, war der Taschenrechner das Objekt mit dem größten sentimentalen Wert. Und das lag nicht nur an den Ereignissen, die sie mit seiner Hilfe berechnet hatte – meine Frau liebte die Mathematik. Die Mathematik ergab Sinn, und mit ihrer Hilfe ergab die ganze Welt Sinn.

Meine Frau stieß einen tiefen Seufzer aus und legte den Taschenrechner in die ausgestreckte Hand des Räubers. »Gibt es irgendeine Möglichkeit, ihn zurückzubekommen?«, fragte sie.

»Leider nicht. Seit wann?«

»Ich habe ihn seit dem ersten Semester.«

»Nein, die Ehe.«

»Seit sieben Jahren.«

»Und, lieben Sie ihn noch?«

»Ich denke schon.«

Der Räuber nickte. Er wedelte mit seiner Pistole, und Stacey legte sich zu den anderen auf den Boden.

Der Räuber arbeitete die Warteschlange ab. Daniel James händigte ihm das Hochzeitsfoto seiner Schwiegereltern aus, das er nur bei sich trug, weil er es zu einem Restaurator bringen wollte. Jennifer Layone gab ihm eine zerlesene Ausgabe von Albert Camus’ Der Fremde. Sam Livingstone, stellvertretender Filialleiter und Letzter in der Warteschlange, überreichte dem Räuber seine Gehaltsabrechnung nach der letzten Beförderung.

Als er von jedem etwas genommen hatte, bewegte sich der Räuber rückwärts in Richtung Ausgang. Kurz vor der Tür hielt er noch einmal inne.

»Meine Damen und Herren, ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit«, sagte er. Keiner stand auf, aber alle hoben den Kopf und sahen ihn an. »Ich habe zur Kenntnis genommen, dass der überwiegende Teil von Ihnen, falls er überhaupt glaubt, eine Seele zu haben, der Meinung ist, diese in sich zu tragen wie einen Goldbarren. Ich muss Ihnen allerdings mitteilen, dass nichts der Wahrheit ferner sein könnte. Die Seele ist ein lebendes, atmendes, organisches Ding, nicht anders als das Herz oder die Beine. Und genau so, wie Ihr Herz das Blut durch den Körper pumpt und Ihre Beine Sie durch die Gegend tragen, versetzt die Seele Sie in die Lage, fantastische und wunderbare Dinge zu tun.