Wie wirklich jeder entspannt reich werden kann - Jessica Schwarzer - E-Book

Wie wirklich jeder entspannt reich werden kann E-Book

Jessica Schwarzer

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Beschreibung

Keine Zeit, kein Geld und keine Ahnung – Schluss mit all den Ausreden und Vorurteilen rund um die Themen Finanzen, Vermögensaufbau und Altersvorsorge. Aktien sind Teufelszeug? Geld macht nicht glücklich? Kapitalismus zerstört die Umwelt? Gold ist ein sicherer Hafen? Aber auch: Über Geld spricht man nicht. Jessica Schwarzer – langjährige Börsenexpertin beim Handelsblatt und Bestsellerautorin, zeigt, wie leicht sich diese typischen Ausreden ganz einfach entkräften lassen und wie schnell sich jeder in die Themen rund um Börse und Finanzen einarbeiten kann – mit nahezu sofortiger, positiver Wirkung auf die eigene Geldanlage. Sie hilft, Ordnung in Ihre Finanzen zu bringen, Ihren langfristigen Vermögensaufbau zu optimieren und damit für das Alter vorsorgen zu können. Denn Vermögensaufbau ohne Aktien ist in Zeiten von Null- und Niedrigzinsen kaum noch möglich. Er kann jedoch – mithilfe der richtigen Strategie – schon mit ganz kleinen Summen angegangen werden.

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JESSICA SCHWARZER

WIRKLICH JEDER WIE ENTSPANNT REICH WERDEN KANN

JESSICA SCHWARZER

WIRKLICH JEDER WIE ENTSPANNT REICH WERDEN KANN

15 AUSREDEN, DIE NICHT MEHR ZAHLEN

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

Originalausgabe,

1. Auflage 2021

© 2021 by FinanzBuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Die im Buch veröffentlichten Ratschläge wurden von Verfasser und Verlag sorgfältig erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann jedoch nicht übernommen werden. Ebenso ist die Haftung des Verfassers beziehungsweise des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ausgeschlossen.

Redaktion: Judith Engst

Korrektorat: Christine Rechberger

Umschlaggestaltung: Karina Braun, München

Umschlagabbildung: Shutterstock.com/photolinc, kristnu

Bearbeitung Grafiken: Tobias Prießner

Abbildungen Innenteil: Shutterstock.com/kristnu; Shutterstock.com/AVIcon

Satz: ZeroSoft, Timisoara

eBook: ePUBoo.com

ISBN Print 978-3-95972-458-6

ISBN E-Book (PDF) 978-3-96092-866-9

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96092-9867-6

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.finanzbuchverlag.de

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Inhalt

Vorwort

Keine Zeit. Kein Geld. Keine Ahnung

Ausrede 1: Über Geld spricht man nicht

Ausrede 2: Ich habe keine Zeit, mich um meine Finanzen zu kümmern

Ausrede 3: Ich habe kein Geld

Ausrede 4: Mir ist Geld nicht wichtig

Ausrede 5: Das muss reichen für die Rente

Ausrede 6: Ich habe noch Zeit. Oder: Ich hab den richtigen Zeitpunkt verpasst

Ausrede 7: Sparen lohnt sich doch sowieso nicht mehr

Die Börse – verwerflich, gefährlich, kompliziert

Ausrede 8: Die Börse ist ein Casino

Ausrede 9: Kapitalismus ist schlecht für Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt

Ausrede 10: Geldanlage ist so furchtbar kompliziert

Ausrede 11: Aktien sind nur etwas für Reiche

Ausrede 12: Gold ist (m)ein sicherer Hafen

Ausrede 13: Immobilien sind absolut krisenfest

Glücklicher, sorgloser, entspannter

Ausrede 14: Geld macht nicht glücklich

Ausrede 15: Aller Anfang ist schwer

Ausgewählte Literatur

Glossar

Über die Autorin

Vorwort

Wirklich jeder kann entspannt reich werden? Zugegeben, das ist ein wenig übertrieben. Journalisten würden sagen: zugespitzt. Und ich bin Journalistin – Finanzjournalistin. Natürlich weiß ich, dass nicht jeder reich werden kann. Sicher können wir reich an Erfahrungen werden, aber mit Blick auf den Kontostand? Das ist nicht so einfach. Wer nur ein geringes Startkapital hat oder einen nur durchschnittlich bezahlten Job, wird nicht so einfach ein Millionenvermögen aufbauen können. Aber darum geht es im Grunde auch gar nicht. Unser Ziel sollte nicht Reichtum sein, sondern finanzielle Freiheit: ein bisschen mehr Spielraum, ein entspannter Blick auf das Girokonto, Vorfreude aufs Alter statt Angst vor der Altersarmut. Altersvorfreude! Hört sich das nicht toll an? Wir alle können unsere Finanzen optimieren. Mehr geht eigentlich immer, besser sowieso. Und das ist gar nicht so schwierig. Versprochen.

Leider stehen wir uns dabei oft selbst im Weg. Finanzen, Geldanlage, Altersvorsorge – für viele ist das Stress pur. Wir beschäftigen uns nur sehr ungern mit dem Thema. Wir haben jede Menge mal bessere und mal schlechtere Ausreden, warum wir es nicht tun. Kein Geld, keine Zeit, kein Wissen – das sind nur drei davon. Hinzu kommen all die Vorurteile, die immer noch fast schon wie ein Mantra von Generation zu Generation getragen werden. Kostprobe gefällig? Aktien sind gefährlich, die Börse ist ein Casino, auf dem Konto ist das Geld sicher. Alles falsch!

Die Deutschen sind aber nun mal ein Volk von Sparern und kein Volk von Aktionären. So lernen wir es, so leben es uns unsere Eltern und Großeltern vor. Die Folge: Wir legen extrem vorsichtig an, scheuen jedes Risiko und verpassen so jede Menge Chancen. Das geht besser. In Zeiten von Niedrig-, Null- und sogar Minuszinsen muss es sogar besser gehen. Viele Ausreden und Vorurteile dürfen wir einfach nicht mehr gelten lassen.

Wir müssen uns um unsere Finanzen kümmern. Frauen übrigens noch ein bisschen dringender als Männer. Denn sie verdienen weniger, bauen weniger Vermögen auf und sorgen weniger für das Alter vor. Nicht umsonst heißt es, dass Altersarmut weiblich ist. So weit darf es nicht kommen. Die gesetzliche Rente der Männer fällt aber auch nicht gerade üppig aus. Wir alle müssen unsere Geldanlage optimieren. Wir müssen die Rendite unserer Geldanlage verbessern. Das heißt nicht, dass Sie jetzt alles in Aktien investieren sollen, auch wenn diese langfristig die beste Rendite bringen. Das wäre zu viel des Guten. Aber einen kleinen (Rendite-)Kick sollten Sie Ihrem Geld geben. Lassen Sie es nicht mehr nur herumliegen, lassen Sie es arbeiten!

Blockaden lösen, negative Glaubenssätze überdenken

Ich will Ihnen mit diesem Buch Denkanstöße geben, Ihnen helfen, Ihre Einstellung zum Thema Geld und vor allem Geldanlage zu überdenken. Neudeutsch sagt man wohl: Ich möchte Ihnen helfen, ein neues »Money Mindset« zu entwickeln. All die Blockaden, Glaubenssätze und Verhaltensmuster, die wir uns im Laufe unseres Lebens – auch durch familiäre Prägung – angeeignet haben, gilt es zu überdenken. Unser Money Mindset ist quasi die Brille, durch die wir Geld, Finanzen, reiche Menschen und unser Wirtschaftssystem betrachten. Passt diese Brille noch oder brauchen wir eine neue? Sollte sich unsere individuelle Einstellung und persönliche Beziehung zu Geld ändern? Etwas zugespitzt könnte man sagen: Unsere Gedanken bestimmen unseren Kontostand. Negative Glaubenssätze wie »Geld macht nicht glücklich« sollten ebenso der Vergangenheit angehören wie all die Ausreden, warum wir uns nicht um unsere Finanzen kümmern, warum wir kein Vermögen aufbauen können.

Lassen Sie sich bitte darauf ein. Hinterfragen Sie sich. Welche Ausreden benutzen Sie? Welche Vorurteile bemühen Sie immer wieder? Und warum? Muss das sein?

Nicht jeder muss zum leidenschaftlichen Aktionär werden, auch wenn ich überzeugt bin, dass es ganz ohne Aktien nicht geht. Nicht jede muss meiner Meinung folgen, dass Gold keine wirklich überzeugende Anlageklasse ist. Und vielleicht ist für Sie, anders als für mich, die Immobilie der wichtigste Baustein für den Vermögensaufbau überhaupt. Wichtig ist aber, dass Sie Vor- und Nachteile einzelner Anlageklasse kennen. Dass Sie wissen, wie Chance und Risiko einander bedingen, mit welchen Renditen Sie rechnen können und auf welche Anlagen Sie nicht verzichten sollten.

Was Geld, Zeit und Wissen angeht – alles halb so wild. Sie haben wahrscheinlich mehr Geld (übrig), als Sie denken. Die Zeit für Ihre Finanzen müssen Sie sich einfach nehmen, auch um wichtige Risiken auszuschließen. Und damit meine ich auch, aber nicht nur, die Altersarmut. Das Wissen kann ich Ihnen hoffentlich vermitteln. Es ist nämlich alles halb so kompliziert, wie Sie befürchten. Und auch der Zeitaufwand wird sich in Grenzen halten. Anfangs ist es etwas mehr, nach und nach – mit zunehmender Erfahrung – wird es immer weniger. Wie wäre es mit einem regelmäßigen Wellness-Tag für Ihr Geld? Anfangs vielleicht monatlich, später einmal im Quartal.

Es sei denn, es geht Ihnen wie mir: Ich bin begeisterte Börsianerin und kann gar nicht genug vom Auf und Ab an den Märkten bekommen. Ich lese so viel es geht über Finanzen, zugegeben lieber über die Börse als über Versicherungen oder Immobilien. Ich habe meine Leidenschaft sogar zum Beruf gemacht, als Journalistin und als Buchautorin. Vielleicht kann ich Sie ein wenig anstecken, zumindest aber überzeugen: keine Ausreden mehr, weg mit den Vorurteilen! Das sind die wichtigsten Schritte auf dem Weg zu finanzieller Freiheit. Auch wenn es vielleicht nicht zu großem Reichtum führt. Aber was reich zu sein eigentlich bedeutet, wie man es definiert, liegt ja auch im Auge des Betrachters. Geld mag nicht glücklich machen, aber es gibt uns finanzielle Freiheit. Und ein bisschen mehr davon wollen wir doch alle, oder? Um sie zu erreichen, müssen wir uns nicht verbiegen wie in einer besonders anspruchsvollen Yogaposition. Wir gehen das Projekt ganz entspannt an.

In diesem Sinne: Ich wünsche Ihnen viel Erfolg, aber auch viel Spaß beim Vermögensaufbau und auf Ihrem Weg zu mehr finanzieller Freiheit.

Jessica Schwarzer

Keine Zeit, Kein Geld, Keine Ahnung.

Ausrede 1Über Geld spricht man nicht

Kaum vorstellbar: Ein verliebtes Paar spricht beim Candle-Light-Dinner angeregt über finanzielle Unabhängigkeit. Oder ein paar Fußballfans diskutieren zur besten Bundesliga-Zeit an der Theke der Sportsbar über ihre Anlagestrategie, während auf den Bildschirmen die Zusammenfassung des Spieltags läuft. Oder einige Freundinnen tauschen sich beim Sushi über ihre Investments aus. Auch über die jüngste Gehaltsverhandlung und vor allem ihren Ausgang schweigen sie nicht. Und auf der Bank am Spielplatz wird über den Fondssparplan für den Nachwuchs geredet. Nein, all das ist kaum vorstellbar. Schon gar nicht hierzulande. Über Geld spricht man nicht!

Wie es um unsere Finanzen steht, wie wir unser Geld anlegen oder eben nicht anlegen, das geht niemanden etwas an. Es scheint noch nicht mal uns selbst wirklich zu interessieren. Viele Deutsche haben ein fast schon gestörtes Verhältnis zum Geld. Zumindest wenn es darum geht, es zu investieren und es arbeiten zu lassen. Sie horten es lieber, und das am liebsten auf Sparkonten. Das mag ja früher mal eine ganz gute Idee gewesen sein – allerdings auch nicht die beste, aber dazu später mehr. Früher gab es wenigstens noch Zinsen, das Geld hat sich quasi von selbst vermehrt. In Zeiten von Null- und Niedrigzinsen und sogar Verwahrentgelten – dieses gruselige Wort haben sich kreative Marketingexperten in den Frankfurter Banktürmen ausgedacht, um das Wort »Strafzinsen« zu vermeiden – ist es aber nicht besonders clever, nur zu sparen. Das Geld vermehrt sich nicht; im Grunde wird es sogar weniger.

Nun sind wir Deutschen aber leider einmal ein Volk von fleißigen Sparern. Es ist kein Geheimnis, dass die meisten extrem konservativ, fast schon ängstlich investieren. Obwohl man von Investieren eigentlich nicht reden kann. Das Geld liegt einfach nur herum. Der Erhalt ihres Ersparten geht den fleißigen Sparern über alles. Kursschwankungen und mögliche Verluste sind ihnen ein Graus, Stress pur. Deshalb setzen sie vor allem auf Sparanlagen wie Sparbuch, Tages- oder Festgeld, von denen sie glauben, dass diese risikolos und absolut stressfrei sind. 10.000 Euro bleiben 10.000 Euro. Es sind nicht plötzlich nur noch 8000 Euro (aber eben auch keine 12.000 Euro). Dem sauer Verdienten kann nichts »passieren«. Doch dauerhaft sichere Anlagen, die gegen sämtliche Krisen und Katastrophen immun sind, gibt es nicht.

Jede Geldanlage hat ein Risiko

Für jede Anlage gibt es Katastrophen-Szenarien, die wir oft nur schwer vorhersagen können und vor allem wollen. Keine Geldanlage ist ohne Risiko, aber es ist eben auch keine ohne Chance. Es gilt das richtige, das passende Chance-Risiko-Verhältnis zu finden. »Richtig« bedeutet in diesem Fall, dass es auf uns, unsere Ziele, unseren Anlagetyp, unser Risikoprofil und unsere Lebenssituation abgestimmt ist. Es gilt, das Risiko zu kontrollieren und dadurch zu minimieren, die Chancen aber zu optimieren. Das ist gar nicht so schwierig. Und dabei soll Ihnen dieses Buch helfen. Damit das aber funktioniert, müssen wir offen über Geld reden. Je mehr, je öfter, je länger, desto besser. Denn der Austausch mit anderen – ob nun im privaten Umfeld oder mit einem Berater oder sogar via Social Media – hilft uns, uns das Thema zu erschließen, die Angst zu verlieren und vielleicht sogar ein bisschen Spaß daran zu haben.

Denn eins ist klar: Übertriebenes Sicherheitsdenken führt nicht ans Ziel, es hilft nicht beim Vermögensaufbau. Im Gegenteil. Vielen Deutschen ist das zwar mittlerweile bewusst, doch sie ändern nichts an ihrem Anlageverhalten. Aber warum ist das so? Absolute Sicherheit ist ein Wunschdenken, das musste die Generation unserer Groß- und Urgroßeltern schmerzhaft erfahren. Sie musste in den 1940er-Jahren erleben, dass im Extremfall Sparbuch, Anleihen, Immobilien und der eigene Staat nicht sicher sind.

Keine Entspannung für Sparer

Auch heute übersehen die Menschen Risiken. Denn selbst ein Sparbuch ist nicht 100-prozentig sicher. Zwar sind Bankenpleiten durch die gesetzliche Einlagensicherung abgedeckt und Sparanlagen zumindest bis zu einer Summe von 100.000 Euro abgesichert. Mit Blick darauf ist das Geld also sicher. Wer mehr Geld hat, verteilt es einfach auf mehrere Banken. Problem gelöst. Eine Gefahr aber oder doch zumindest ein großes Problem für Sparer ist die aktuelle Geldpolitik der Notenbanken. Mitunter drohen sogar die bereits erwähnten Strafzinsen. Immer mehr Institute verlangen »Verwahrentgelte«. Die Strafzinsen sind zwar gering, aber es gibt sie. Und wir sollten sie möglichst vermeiden.

Unser Geld verliert an Kaufkraft.

Viel gewichtiger ist aber die Inflation. Viele Waren und Dienstleistungen werden über die Jahre immer teurer, unser Geld verliert an Kaufkraft. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ein Inflationsziel von »nahe 2 Prozent« für die Euro-Zone herausgegeben. Zwar hat sie dieses in den Jahren nach der Finanzkrise nicht erreicht, in Deutschland aber waren wir gar nicht so weit davon entfernt. Inflationsraten von 1,4 oder 1,5 Prozent waren vor der Coronakrise nicht so selten. Das klingt natürlich erst mal nicht schlimm. Was sind schon 1,5 oder auch 2 Prozent? Aber mit der Zeit ist der Schaden ziemlich heftig. Mit der Zeit wird die Inflation ganz schön gefährlich für unser Erspartes, denn es verliert an Kaufkraft. 10.000 Euro sind in zehn, 20 oder 30 Jahren immer noch 10.000 Euro, aber sie sind weniger wert.

Um es mal in Zahlen auszudrücken: Wer heute 50.000 Euro auf ein deutsches Konto legt, besitzt mit der größtmöglichen Wahrscheinlichkeit auch in 30 Jahren noch mindestens 50.000 Euro – der Einlagensicherung sei Dank. Ein paar Euro Zinsen kommen vielleicht noch dazu. Vielleicht auch ein paar mehr, wenn wir besonders optimistisch sind und an eine Zinswende glauben, was ich übrigens bis auf Weiteres nicht tue. Aber zurück zu unseren 50.000 Euro. Dafür können wir uns in 30 Jahren nämlich voraussichtlich viel weniger kaufen. Dramatisch weniger sogar: Bei 2 Prozent Inflation ist es fast die Hälfte weniger. Das klingt immer noch wahnsinnig mathematisch, ich weiß. Aber wir erinnern uns doch alle, was eine Kugel Eis in unserer Kindheit gekostet hat. Und wir wissen, was sie heute kostet. Das ist Inflation. Wir erinnern uns, was unser erster Neuwagen oder der erste Gebrauchte gekostet haben und wir wissen, wie teuer ein Auto heute ist. Das ist Kaufkraftverlust.

Auch in Zeiten von Null- und Minuszinsen sparen die Deutschen weiter wie verrückt. Seit Jahren legen sie etwas mehr als jeden zehnten Euro zur Seite. Das ist ziemlich sportlich. In der Coronakrise 2020 schoss die Sparquote dann sogar von knapp 11 Prozent auf stolze 16 Prozent nach oben, wie das Statistische Bundesamt errechnet hat. Viele Haushalte haben wohl aus Sorge vor Einkommenseinbußen ihren Konsum eingeschränkt. Denn wer wusste schon, wie schlimm die Krise noch werden würde, wessen Jobs ernsthaft gefährdet sein oder sogar abgebaut werden würden? Und dann waren natürlich auch noch die Geschäfte geschlossen. Nicht jeder kauft eben gerne im Internet ein. Die Lockdown-Maßnahmen haben schlicht und einfach den Verbrauch behindert. Wer braucht im Lockdown schon neue Schuhe oder einen neuen Blazer? Von großen Anschaffungen wie einem neuen Auto mal abgesehen. Und auch den ein oder anderen Urlaub haben sich die Deutschen gespart.

Die steigenden Kontostände haben die Bundesbürger noch ein bisschen reicher gemacht: Das private Geldvermögen ist 2020 in Deutschland nach Berechnungen der DZ Bank um 393 Milliarden Euro oder 5,9 Prozent auf 7,1 Billionen Euro gewachsen. Soweit die gute Nachricht. Die schlechte: Im Vergleich zu 2019 hat sich das Wachstumstempo leicht abgeschwächt. Und das liegt an genau diesem fleißigen Sparen: Zinsanlagen werfen eben nur noch minimale oder gar keine Erträge mehr ab, Aktien bringen die deutlich höheren Renditen. 62 Prozent der Bundesbürger legen regelmäßig Geld zur Seite. Der am häufigsten genannte Grund ist hierbei das Sicherheitssparen für Notfälle. Das ist auch gut so; ohne Notgroschen geht es nicht. Aber 30 Prozent geben an, sich langfristig ein Vermögen aufbauen zu wollen. Vermögen rein über die Einzahlungen auf ein Bankkonto aufzubauen, ist aber leider ein ziemlich mühsamer Weg.

Schlechtes Sparen wird vererbt

Aber so ticken die Deutschen eben. Wir lernen es aber leider auch nicht anders. Schlechte Angewohnheiten bei der Geldanlage werden auf die nächste Generation übertragen. Die Kinder legen Geld anscheinend so an, wie sie es bei ihren Eltern beobachtet haben, nämlich in niedrig verzinste Anlageprodukte wie Sparbücher oder Prämiensparverträge. Das hat eine Untersuchung der Fondsgesellschaft Deka ergeben. Die Deka wollte wissen, ob die Deutschen für ihren Nachwuchs überhaupt ein finanzielles Polster ansparen und wie die einzelnen Generationen das Geld für ihre Kinder genau anlegen. Die gute Nachricht: Immerhin ein Drittel der Deutschen sorgt für die Kinder vor, rund 50 Euro werden im Durchschnitt zurückgelegt. Die schlechte Nachricht: Sie könnten es nicht falscher anstellen. Mehr als jeder Zweite packt seine Euro in Niedrig- oder Nullzins-Produkte – neben Prämiensparverträgen, Sparbüchern und Sparbriefen fließt Geld in eine Lebensversicherung oder bleibt einfach auf dem Girokonto. Das Verwunderliche: So läuft es seit Jahrzehnten. Sämtliche Generationen haben das Geld für die Kinder ähnlich angelegt. Oft sparen Menschen noch so, wie sie es in ihrer Kindheit gelernt haben. Nur hat sich die Welt deutlich verändert, Zinsen gibt es nicht mehr. Trotzdem wird die Angewohnheit zum schlechten Sparen in Deutschland vererbt.

Die Angewohnheit zum schlechten Sparen wird vererbt.

Wir sparen wie verrückt, aber wir investieren nicht. Die meisten zumindest nicht. Sie wählen renditelose Sparanlagen oder Versicherungen, meiden aber risikostarke Investments wie Aktien. Das zeigen eindrucksvoll die Zahlen zum privaten Geldvermögen der privaten Haushalte nach Daten der Bundesbank. Kaum zu glauben, aber gut 40 Prozent oder fast 3 Billionen Euro des stattlichen Vermögens der Privathaushalte entfallen auf Bargeld und Einlagen, also Girokonten, Tages- und Festgeld, sogar auf das gute, alte Sparbuch. Fast 30 Prozent bunkern die Deutschen in Versicherungen.

Auch darüber müssen wir sprechen. Sicherheit über alles, dieses Motto funktioniert in Zeiten von Null- und Niedrigzinsen einfach nicht mehr. Diese Einsicht scheint sich auch immer weiter zu verbreiten. Zum Glück. Viele haben erkannt, dass sie ihre Geldanlage überdenken müssen und dass einfaches Sparen sie beim Vermögensaufbau nicht weiterbringt. Wunsch und Wirklichkeit liegen nur leider oft weit auseinander. Wie würden Sie 100.000 Euro investieren, wurden deutsche Sparer für den Statista Global Consumer Survey 2020 gefragt. Mehrfachnennungen waren möglich. Jeder Zweite würde das Geld in Aktien und Fonds anlegen. Ebenso viele allerdings auch in Sparbuch, Spareinlagen und Sparverträgen. Und das in Zeiten von Null- und Negativzinsen. 45 Prozent wählten Grundeigentum. Das erscheint sinnvoll, die eigene Immobilie ist für viele Menschen ein Traum. Fast jeder Dritte würde Anleihen und festverzinsliche Wertpapiere wählen, was angesichts homöopathisch niedriger Zinsen schon weniger Sinn ergibt, aber nicht überrascht. Die Deutschen gehen eben gerne auf Nummer sicher. Es folgen mehr oder weniger überraschend die Rohstoffe mit 30 Prozent. Hier dürften die Befragten vor allem an Gold gedacht haben. Immerhin 27 Prozent sorgen sich anscheinend um ihren wohlverdienten Ruhestand und geben private Alters- und Lebensversicherungen an. Immerhin 16 Prozent wären für ein Investment in Kryptowährungen offen. Soweit das Ergebnis der Umfrage, soweit der Wunsch. Die Wirklichkeit: Bei den beliebtesten Geldanlagen der Deutschen ist das Sparbuch mit 56,0 Prozent auf dem ersten Platz. Es folgen Immobilien mit 22,9 Prozent und vermögenswirksame Leistungen (VL) mit 20,9 Prozent. Beim VL-Sparen habe ich zumindest die Hoffnung, dass einige hier in Aktienfonds und ETFs investieren. Das ist nämlich durchaus möglich. Es müssen nicht immer der Banksparplan oder der Bausparvertrag sein. Tagesgeld und Festgeld sind ebenfalls sehr beliebt, gefolgt von Riester-Produkten. Nur 11,3 Prozent investieren in Investmentfonds, knapp 10 Prozent in Aktien. Dass es überhaupt noch Sparbriefe gibt, wundert mich immer wieder. Aber sie werden anscheinend nachgefragt, und zwar von 7,8 Prozent der Befragten.

Es steckt einfach viel zu wenig Geld in Aktien – den Zahlen der Bundesbank zufolge nur etwas mehr als 700 Milliarden – und Investmentfonds (gut 820 Milliarden). Deutschland ist und bleibt ein Land der Aktienmuffel. Das zeigen auch die Zahlen des Deutschen Aktieninstituts Jahr für Jahr. Nur 17,5 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren besitzen Aktien oder Aktienfonds. Oder in konkreten Zahlen: Knapp 12,4 Millionen Deutsche sind am Aktienmarkt engagiert – das ist etwa jeder sechste Bundesbürger. Zum Vergleich: In den USA haben mehr als 50 Prozent der Menschen Aktien oder Aktienfonds. Immerhin sind im Corona-Jahr 2020 aber 2,7 Millionen neue deutsche Aktionäre dazugekommen. Vor allem Jüngere haben die Börse für sich entdeckt, auch das zeigen die Zahlen. Insgesamt ist der Zuwachs wirklich bemerkenswert. Haben wir den Lockdown vielleicht genutzt, um über unsere Finanzen nachzudenken und dann auch zu handeln? Sehr gut. Wirklich begeistert bin ich von diesen Zahlen aber immer noch nicht. Es ist immer noch nur jeder Sechste. Ein Depot – am liebsten prall gefüllt mit Aktien und Fonds – gehört zu einem guten Finanzmix aber dazu. Leider meiden nach wie vor zu viele Deutsche die Börse.

Wir müssen dringend über das Thema Börse reden, damit mehr Menschen die Scheu vor der wirklich sinnvollen Anlageklasse »Aktien« verlieren.

Fakt ist: Vernünftiger, cleverer und vor allem renditestarker Vermögensaufbau sieht anders aus. Wir müssen dringend über das Thema Börse reden, damit mehr Menschen die Scheu vor der wirklich sinnvollen Anlageklasse »Aktien« verlieren. Die meisten Bundesbürger verzichten auf wertvolle Rendite und scheinen die aktuelle Zinssituation stoisch zu ertragen. Oder wie sonst ist es zu erklären, dass die Deutschen lieber Lotto spielen – bei mehr oder weniger garantiertem Totalverlust –, als sich an Unternehmen zu beteiligen? Diesen Eindruck bekommt man nämlich, wenn man sich die Ergebnisse einer Umfrage des Instituts für Demoskopie in Allensbach anschaut: Rund 7,3 Millionen Bundesbürger spielen regelmäßig Lotto oder Toto, mehr als 21 Millionen spielen immerhin gelegentlich. Es wäre cleverer, das Geld an der Börse zu investieren. Das Risiko eines Totalverlusts ist dort nämlich relativ gering, wenn wir einige grundlegende Regeln befolgen – dazu kommen wir später noch. Anders sieht es beim Lotto aus. Da ist der Totalverlust quasi garantiert. Und die Chance für sechs Richtige liegt bei rund 1:15 Millionen. Wer mit weniger als einem Sechser zufrieden ist, hat natürlich größere Chancen glücklich zu werden: Die Wahrscheinlichkeit, überhaupt etwas im Lotto zu gewinnen, liegt bei 1:54. Noch Fragen? Lieber Aktien statt Lotto und Toto. Leider sehen das viele Menschen nicht so.

Überraschenderweise sind viele Menschen mit ihrer eigenen Situation zufrieden. Sie sehen keine Notwendigkeit, aktiv zu werden, sich um ihr Geld zu kümmern und es besser anzulegen. Das Ergebnis? Ein gut verdienender Enddreißiger hortet das Geld auf dem Konto. Fehlt es ihm an Ideen? Oder hat er noch ein paar andere Ausreden? Eine zweifache Mutter in den Vierzigern bügelt das Thema gleich ganz ab. Um das gemeinsame Vermögen kümmert sich schließlich ihr Mann.

Finanzen sind keine Männersache

Ob verheiratet oder ledig, Frauen haben finanziell leider oft das Nachsehen. Sie verdienen noch immer weniger, neudeutsch »Gender Pay Gap« genannt. Und dieser Unterschied ist wirklich gewaltet: Im Jahr 2020 waren es durchschnittlich 18 Prozent. Das liegt zum Teil auch daran, dass Frauen häufiger in schlechter bezahlten Branchen und Berufen arbeiten und seltener Führungspositionen erreichen. Aber auch wenn Frauen und Männer mit gleichwertiger Qualifikation und Tätigkeit verglichen werden, gibt es einen Lohnunterschied. Dieser bereinigte »Gender Pay Gap« wird alle vier Jahre erhoben und lag 2018 bei 6 Prozent. Die Folge: Männer häufen die größeren Vermögen an, weil sie mehr verdienen und oft schneller Karriere machen. Dadurch haben Frauen statistisch einen deutlich geringeren finanziellen Spielraum als die meisten Männer. Wenig verwunderlich, dass auch die Rentenkonten der Männer in der Regel besser gefüllt sind. Frauen haben wirklich Nachholbedarf. Sie sind sehr viel stärker von Armut bedroht als Männer. Altersarmut ist weiblich! Und das nicht nur, weil Frauen weniger verdienen und weniger vorsorgen können. Frauen brauchen auch länger Geld fürs Alter als Männer. Frauen von heute werden im Durchschnitt 83,6 Jahre alt und damit fast fünf Jahre älter als Männer. Gehen sie mit 67 in Rente, verbringen sie fast 20 Jahre im Ruhestand, manche auch länger. Das ist eine lange Zeit, für die es vorzusorgen gilt. Das Risiko Altersarmut gilt es unbedingt auszuschalten – allein oder gemeinsam mit dem Partner. Sprechen Sie darüber!

Apropos: Frauen und Finanzen

Ein Thema, das mir wirklich sehr am Herzen liegt. Finanzen dürfen nicht länger reine Männersache sein. Davor kann ich wirklich nur warnen. Hält eine Ehe »für immer und ewig« und hat der Göttergatte ein gutes Händchen für Geld, dann ist natürlich alles fein. Aber das Risiko für uns Frauen ist groß, größer als viele glauben. Mehr als jede dritte Ehe wird geschieden, neben dem emotionalen Schaden kommt es oft leider auch zum finanziellen Drama. In den meisten Fällen stehen Frauen, die das klassische Familienbild gelebt und sich nicht entsprechend abgesichert haben, vor einer finanziellen Katastrophe. So weit muss es nicht kommen. Auch und vor allem in der Partnerschaft muss deshalb über Geld gesprochen werden: über die gemeinsame Anlagestrategie, über eine Altersvorsorge für beide und am besten auch über Regelungen für eine Trennung. Über das, was man geregelt hat, muss man später dann auch nicht streiten.

Und wenn wir schon dabei sind: Warum nicht gleich auch mal mit dem Chef über Geld sprechen? Das könnten natürlich Frauen wie Männer tun. Als Frau sollten Sie es aber unbedingt tun. Denn Sie verdienen unter genau gleichen Bedingungen immer noch etwa 6 Prozent weniger als Männer. Hinzu kommt, dass viele Frauen ihre Berufstätigkeit im Laufe der Zeit unterbrechen und danach nur noch in Teilzeit arbeiten. Sie bekommen Kinder, möchten für ihre Familie da sein, pflegen eventuell auch Angehörige. Durch diese Pausen und die Teilzeit, die leider in der Regel auch weniger Verantwortung im Job bedeutet, vergrößert sich das Gehaltsgefälle zwischen Männern und Frauen weiter.

Übrigens hat Deutschland den drittgrößten »Gender Pay Gap« in der Europäischen Union. Auch bei Boni und Sonderzahlungen kassieren die Männer mehr ab. Zahlen des Statistischen Bundesamts zeigen, dass der »Gender Pay Gap« hier sogar bei 48 Prozent liegt, und damit mehr als doppelt so hoch wie bei den fixen Gehaltsbestandteilen. Auch wenn etwa drei Viertel des »Gender Pay Gaps« auf Unterschiede in Branche, Beruf und Beschäftigungsumfang zurückgehen, lässt sich sicher an der einen oder anderen Stelle nachverhandeln. Aber man muss eben über Geld sprechen. Wenn wir es nicht tun, wird sich an den Ungerechtigkeiten nichts ändern.

Nicht nur mit dem Chef und in der Partnerschaft sollten wir dringend öfter über Geld sprechen, sondern auch mit unseren Eltern und Großeltern. Es ist ein unangenehmes Thema, weil wir natürlich nicht über den Tod geliebter Menschen nachdenken möchten, aber auch Nachlassplanung ist wichtig. Vor allem bei größeren Vermögen, die irgendwann unweigerlich auf die nächste Generation übergehen, ist das extrem wichtig. Denn der Fiskus erbt mit und das kann die Erben schnell in eine finanzielle Notlage bringen. Ist nicht genügend Bargeld da, müssen eventuell Immobilien oder Firmenbeteiligungen verkauft werden.

Deutschland hat den drittgrößten »Gender Pay Gap« in der EU.

Ängste und Vorurteile abbauen

In diesem Buch soll es aber vor allem darum gehen, überhaupt erst mal Vermögen aufzubauen, das Ersparte nicht mehr nur herumliegen, sondern arbeiten zu lassen. Es geht um Geldanlage. Aber wer spricht schon gerne über etwas, wovon er oder sie keine Ahnung hat? Schließlich könnte das ziemlich peinlich enden. Ob die mangelnde finanzielle Bildung ein Grund ist, dass die Deutschen nicht über Geld sprechen wollen? In Umfragen geben sie auf jeden Fall immer wieder an, dass ihnen das Verständnis für die angeblich so komplexen Zusammenhänge an den Kapitalmärkten fehlt. Sie kennen sich einfach nicht genug aus mit Aktien und Anleihen, aber auch nicht mit Versicherungsverträgen oder Altersvorsorge-Policen. Aber gerade dann sollten wir darüber sprechen. Wir tauschen uns doch auch aus, wenn wir gesundheitliche Probleme haben oder einen guten Handwerker oder einen versierten Computer-Spezialisten brauchen.

Wann haben wir schon mal Kollegen oder Freunde gefragt, wo es gute Beratung rund um das Thema Geldanlage gibt? Wann haben wir uns einen guten Finanzberater, Versicherungsmakler oder Baufinanzierungs-Experten empfehlen lassen oder über gute Erfahrungen berichtet? Dass viele Deutsche sich nicht an Kapitalmarktinvestments herantrauen, ist bereits häufig untersucht worden, und die Gründe hierfür liegen scheinbar wirklich oft im mangelnden Finanzwissen. Berater bei Banken, Sparkassen und unabhängigen Finanzvertrieben können helfen, Ängste und Vorurteile rund um die Kapitalmärkte und Anlagemöglichkeiten abzubauen. Viele haben jedoch eine Art Schwellenangst, Angst übervorteilt zu werden oder »dumme« Fragen zu stellen. Es gibt keine dummen Fragen, wenn es um unsere Finanzen geht. Es gibt nur dumme Antworten. Das klingt banal, zugegeben. Aber es ist wichtig nachvollziehen zu können, was mit unserem Geld passiert, dass wir die Produkte verstehen, die Strategie, in die wir investieren. Wenn das nicht so ist, dann hat es der Berater zu kompliziert (oder sogar schlecht) erklärt. Wenn weiteres Nachfragen keine Klarheit bringt, heißt es: Finger weg!

Niemals ein Anlageprodukt kaufen, das wir nicht verstehen!

Es ist eine der obersten Regeln der Geldanlage, niemals ein Produkt zu kaufen, das wir nicht verstehen. Das heißt aber nicht, dass wir halbe Studiengänge absolvieren müssen, bevor wir eine Versicherung abschließen oder einen Aktienfonds kaufen. Aber wir sollten wissen, wann die Versicherung einspringt und wann nicht, wie der Fonds investiert, welche Chancen und Risiken er hat und vor allem was so ein Fonds überhaupt »ist«. Es gibt tolle neue Formate – auch und gerade virtuell – die uns dabei helfen. Vor allem in den Corona-Lockdowns hat diese Entwicklung Fahrt aufgenommen. Es haben sich ganz neue Beratungs- und Informationsmöglichkeiten ergeben.

Apropos: Beratung

Unsere guten und noch wichtiger unsere schlechten Erfahrungen mit diesen neuen Angeboten, aber auch mit der Beratung in einer Filiale, sollten wir unbedingt mit anderen teilen. Wir können doch alle nur dazulernen. Finanzen sind ein ähnlich wichtiges Thema wie unsere Gesundheit, die Erziehung des Nachwuchses oder unsere Karriere. Trotzdem reagieren wir verhalten bis ablehnend, wenn es um Geldanlage geht. Es stimmt natürlich, dass es um die ökonomische und vor allem die finanzielle Bildung der Deutschen nicht besonders gut bestellt ist. Das Thema hält eher langsam Einzug in die Unterrichtspläne. Noch gilt aber: Die wenigsten von uns haben in der Schule gelernt, was eine Aktie oder eine Anleihe ist und worin sie sich unterscheiden. Selbst wer Volks- oder Betriebswirtschaftslehre studiert hat, sagt selten von sich, dass er die Finanzmärkte versteht, und noch seltener, dass er sich mit Geldanlage auskennt. Wenn wir es also in der Schule nicht gelernt haben und das VWL-oder BWL-Studium auch nur begrenzt Licht ins Dunkel gebracht hat, müssen wir selbst aktiv werden. Eigeninitiative ist gefragt. Und dazu zählt auch der Austausch.

Ich wage es übrigens zu bezweifeln, dass wir über Medizin mehr wissen als über Finanzen. Wieso sprechen wir also ständig über die beste Diät, geben einander Tipps, welcher Arzt der beste ist, tauschen uns über das perfekte Rücken-Workout aus, aber wir sprechen nicht über Geld? Wir haben auf jeden Fall jede Menge Ausreden – und damit räume ich in diesem Buch auf.

Ausrede 2Ich habe keine Zeit, mich um meine Finanzen zu kümmern

Mal Hand aufs Herz: Wie viel Zeit haben Sie in Ihren letzten Autokauf investiert? Das richtige Modell ist wahrscheinlich noch recht schnell gefunden. Die Entscheidung für die Farbe fällt ähnlich fix wie die für oder gegen das Schiebedach. Über den Antrieb denken wir vielleicht schon länger nach. Wieder ein Benziner oder sind wir schon bereit für den Schritt zu Hybrid oder Elektro? Stunden verwenden wir wahrscheinlich auf die Auswahl der Extras. Selbstverständlich treibt es uns mehrmals ins Autohaus, wir machen natürlich auch Probefahrten. Bis der Kauf- oder Leasingvertrag steht, vergehen viele Stunden. Auch aus dem Möbelkauf machen wir mitunter ein Projekt. Wir rennen von Möbelhaus zu Möbelhaus, kämpfen mit Software, die uns zu kleinen Innenarchitekten macht, schieben Sofas, Sessel oder Tische durch den virtuellen Raum. Aus dem nächsten Urlaub wird natürlich ebenfalls ein größeres Projekt. Da werden Kataloge gewälzt, die Webseiten von Reiseanbietern, Hotels und Touristikregionen sowie Bewertungsplattformen stundenlang durchforstet, schließlich geht es um die schönste Zeit des Jahres.

Wenn es aber um unsere Finanzen geht, dann haben wir oft so gar keine Zeit. Oder nur ganz wenig. Wir huschen beim Bank- oder Finanzberater vorbei, beantworten ein paar lästige Fragen, nicken irgendwas ab, unterschreiben – fertig! Gerade wenn es um die Altersvorsorge geht, muss es anscheinend immer ganz schnell gehen. Die Gegenwart ist ja auch viel spannender als die Zukunft. Vor allem, wenn die Zukunft noch so fern ist. Wer will sich schon mit dem Alter, der Rente und damit irgendwie auch dem Lebensabend, der eigenen Gebrechlichkeit auseinandersetzen? Eben!

Auch Versicherungen sind ein eher leidiges Thema. Die ewig langen Vertragstexte, dieses Fachchinesisch. Und teuer sind die Policen dann auch noch. Überhaupt: Will uns da nicht schon wieder jemand etwas andrehen? Was brauchen wir überhaupt? Darum können wir uns »gerade jetzt« wirklich nicht kümmern.

Dass sich auf Sparkonten über die Monate und Jahre die Tausender ansammeln, freut uns natürlich. Dass es keine Zinsen mehr dafür gibt, ist weniger erfreulich. Und irgendwie ist auch jedem klar, dass es besser geht, dass das Geld zumindest teilweise angelegt werden müsste. Nur wie? Man müsste sich informieren, man müsste sich kümmern. Keine Zeit! Sie merken es schon, irgendwie kommt immer das Leben dazwischen. Wir haben wirklich keine Zeit. Das ist wohl eine der Lieblingsausreden, wenn es darum geht, sich nicht um die eigenen Finanzen zu kümmern. Na, erwischt?

Aber warum ist alles andere wichtiger? Warum nehmen wir uns für Autos, Möbel und Urlaub so selbstverständlich Zeit, nicht aber für ein so wichtiges Thema wie unsere Finanzen? An mangelnder Einsicht kann es kaum liegen. Denn im Grunde bestreitet niemand, dass zumindest die Altersvorsorge ein sehr wichtiges Thema ist; dass es ohne private Altersvorsorge nicht geht. Und dass wir Alltagsrisiken absichern müssen, sehen auch die meisten ein. Aber von dieser Einsicht zum Handeln zu kommen, scheint mitunter ziemlich große Überwindung zu kosten.

Das Gehirn giert nach schnellen Belohnungen

Psychologen können das ganz einfach erklären. Unser Gehirn ist süchtig nach Belohnungen, und zwar nach schnellen Belohnungen. Der neue Stadtflitzer und der nächste Urlaub auf unserer Lieblingsinsel bedienen diese Sucht relativ zeitnah, die bloße Aussicht auf einen hoffentlich angenehmen Lebensabend in einigen Jahren oder gar Jahrzehnten aber eben nicht. Das Gehirn will schnelle Belohnungen. Die Dopamin-Rezeptoren in den Belohnungszentren des Gehirns wollen nicht warten, sie wollen glühen.

Das ist ein spannendes Phänomen, an das wir uns von Zeit zu Zeit – auch bei der Geldanlage übrigens – erinnern sollten. Wissenschaftler haben dieses Phänomen mit einem häufig wiederholten Experiment bewiesen. Wenn sie ihre Testpersonen vor die Wahl stellen, sie könnten entweder sofort 30 Euro bekommen oder 50 Euro in vier Wochen, entscheidet sich die Mehrheit für die geringere Summe. Und hier geht es nur um Wochen, nicht um Jahre. Die Testpersonen verzichten damit auf 20 Euro, dafür erhalten sie das Geld aber eben sofort. Samuel McClure und Jonathan Cohen, zwei Neurowissenschaftler der Universität Princeton, konnten mithilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) nachweisen, dass durch die direkte Belohnung die emotionalen Zentren des limbischen Systems stärker angeregt werden als durch Belohnungen, die in ferner Zukunft liegen. Und deshalb sind der nächste Urlaub oder das neue Auto eben verlockender als der sorglose Ruhestand in 20 oder 30 Jahren.

Evolutionsbiologisch lässt sich das übrigens gut erklären. Für unsere Jäger-und-Sammler-Vorfahren ging es ständig um das bloße Überleben. Sie lebten von Tag zu Tag, die kurzfristige Nahrungsbeschaffung war wichtiger als die langfristige Vorratshaltung. Das ist irgendwie in unserer DNA gespeichert. Lieber Lotto oder wildes Zocken mit Bitcoin als langfristiger und eher langweiliger Vermögensaufbau via Fondssparplan. Dabei ist ein solcher Sparplan eine ziemlich gute Idee (aber dazu später mehr), während der Lottogewinn ja eher ausgeschlossen ist und Kryptowährungen eine sehr heiße, äußerst riskante Spekulation sind.

Wir müssen uns die Zeit für unsere Finanzen nehmen.

Auch wenn es uns schwerfällt: Wir müssen uns die Zeit für unsere Finanzen nehmen. Das Thema ist einfach zu wichtig, um es immer wieder vor uns herzuschieben oder gar zu ignorieren. Es geht darum, uns finanziell abzusichern und vor allem eine möglichst große finanzielle Freiheit zu erreichen. Es ist übrigens ein tolles, fast schon berauschendes Gefühl, wenn man diesem Ziel Schritt für Schritt näherkommt. Und natürlich geht es um das leidige Thema Altersvorsorge. Ich mag diesen Begriff nicht, er ist »unsexy«. Ich spreche lieber von langfristigem Vermögensaufbau oder auch von »Altersvorfreude«. Das klingt doch gleich viel besser, oder?

Das große Umdenken in der Krise

Leider interessieren sich die wenigsten Deutschen für Finanzthemen, das zeigen Studien immer wieder. Die Folge: Rund zwei Drittel der Deutschen beschäftigen sich eher ungern mit ihren Finanzen und der Geldanlage. Das hat eine Studie von YouGov im Auftrag der Fondsgesellschaft Fidelity International vor einiger Zeit ergeben. Gut die Hälfte der Befragten befasst sich auch lediglich eine Stunde pro Monat oder weniger mit Geldanlage oder Versicherungen. Aber: Jeder Vierte beschäftigt sich überhaupt nicht mit seinen Finanzen. Ein Fehler. Ich würde sogar sagen: grob fahrlässig. Es geht schließlich um unsere Zukunft. Und die sollte doch eher rosig sein, anstatt von finanziellen Sorgen belastet. Also müssen wir uns kümmern und uns ein bisschen mehr Zeit für unsere Finanzen nehmen.

Vor allem beim weiblichen Geschlecht hat das Desinteresse an Finanzthemen übrigens in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Jede Dritte will von dem Thema nichts wissen, jede Fünfte beschäftigt sich zumindest ungern damit. Unter den Männern kümmern sich fast zwei Drittel mehr oder minder intensiv um Finanzthemen. Geld ist anscheinend immer noch Männersache. Womit leider auch mal wieder ein Klischee bedient wird. Im Grunde gilt aber für beide Geschlechter: Die wenigsten beschäftigen sich gerne mit Geld und dessen Vermehrung. Nein danke, da gehe ich lieber zum Sport! So in etwa denkt jeder zweite Deutsche, denn 50 Prozent der Bundesbürger treiben in ihrer Freizeit gerne Sport.

Bei der Finanzplanung müssen die meisten von uns den inneren Schweinehund dagegen viel stärker überwinden. Nur 35 Prozent der Bundesbürger ziehen dies als Freizeitgestaltung in Betracht. Ich bin da völlig anders. Ich beschäftige mich gerne mit meinen Finanzen und auch mit meiner Altersvorsorge. Für mich ist das fast schon ein Hobby. Denn die Börse ist meine große Leidenschaft. Und die habe ich zu meinem Beruf gemacht. Versicherungen sind auch für mich ein leidiges Thema, aber ich nehme mir die Zeit dafür trotzdem immer mal wieder. Ich will gut versichert sein, ich will eine gute Altersvorsorge. Einen Teil davon bestreite ich aber mit Aktien, und das macht mir richtig Spaß. Ich kümmere mich gerne um mein Geld, um meinen Vermögensaufbau. Leider gehöre ich damit eher zu einer Minderheit.

Noch! Denn immer mehr Menschen erkennen nicht nur die Notwendigkeit, sich Zeit für ihre Finanzen zu nehmen. Sie werden auch aktiv. Und sie werden dabei zu Aktionären. In der Coronakrise haben viele deutsche Sparer und Anleger ihre bisherige Finanzplanung überdacht. Endlich, möchte man jubeln. Denn einer repräsentativen Studie im Auftrag der Fondsgesellschaft Columbia Threadneedle Investments zufolge, bedauert fast jeder Zweite die Art und Weise, wie er oder sie seine oder ihre Finanzen vor der Krise organisiert hat. Besonders ausgeprägt ist dieses Bedauern bei jungen Menschen. Der Grund: Viele hatten nach eigener Einschätzung bislang keine angemessene Finanzplanung. Ebenfalls überdurchschnittlich häufig ist der Unmut, die eigenen Finanzen nicht rechtzeitig vor der Krise abgesichert zu haben. Als weiterer Grund kommt hinzu, dass viele in der Vergangenheit zu kurzfristig gedacht und nicht genug von ihrem monatlichen Verdienst gespart oder investiert haben.

Dass diese Einsicht genau in einer Krise kam – noch genauer im Frühjahr 2020, also im ersten Lockdown –, überrascht eigentlich nicht. Wer zu Hause hockt, seinen Hobbys nur noch eingeschränkt nachkommen kann, hat sie eben auf einmal: die Zeit! Oder er nimmt sie sich, weil die Ausreden ausgehen? Fakt ist, dass respektive jede Zweite davon ausgeht, dass die Coronakrise die eigene finanzielle Situation nachhaltig belasten wird, dass das langfristige Vermögen sinkt und das finanzielle Wohlergehen durch die Krise mehr leidet, als es sonst der Fall gewesen wäre. Auch mit Blick auf die Altersvorsorge übrigens. Das hat wahrscheinlich ebenfalls den Druck erhöht, sich endlich zu kümmern. Obwohl ich auch dieses Wort nicht mag. »Kümmern« klingt so sehr nach Zwang, nach unangenehmer Notwendigkeit. Wie viel besser klingt es doch, wenn wir unsere finanzielle Lage, unseren Vermögensaufbau aktiv gestalten, oder?

Die Krise als Chance