Erfolgreich investieren mit den besten Börsenstrategien - Jessica Schwarzer - E-Book

Erfolgreich investieren mit den besten Börsenstrategien E-Book

Jessica Schwarzer

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Beschreibung

Viele Börseneinsteiger stellen sich zu Beginn ihrer Aktienkarriere die Frage, wie genau sie ihrer Geldanlage zum Erfolg verhelfen können. Denn jeder Anleger ist anders und hat eine eigene Risikobereitschaft oder einen persönlichen Anlagehorizont. Es gilt also, auf Basis der individuellen Vorlieben die passende Strategie auszuwählen und anzuwenden. Leider sehen viele Depots eher aus wie ein wildes Sammelsurium – von Strategie keine Spur. Jessica Schwarzer zeigt als eine der renommiertesten Finanzjournalistinnen Deutschlands, wie sich auf Basis der bewährtesten Anlagestrategien der Welt die passende Struktur für das persönliche Depot finden lässt. Sie erklärt, wie man aus der Vielzahl an möglichen Optionen die passenden auswählt und kombiniert und damit die Geldanlage gewinnbringend und nachhaltig gestaltet. Schwarzer erklärt aber nicht nur die Theorie, sondern erläutert auch anhand von vielen praktischen Beispielen, wie jeder seine gewählte Strategie leicht mit Aktien oder Fonds und ETFs für das Depot umsetzen kann.

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Seitenzahl: 388

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Jessica Schwarzer

Erfolgreich investieren mit den besten Börsenstrategien

Jessica Schwarzer

Erfolgreich investieren mit den besten Börsenstrategien

Clever kombiniert, einfach umgesetzt, für Anfänger und Fortgeschrittene

FBV

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

[email protected]

Wichtiger Hinweis

Ausschließlich zum Zweck der besseren Lesbarkeit wurde auf eine genderspezifische Schreibweise sowie eine Mehrfachbezeichnung verzichtet. Alle personenbezogenen Bezeichnungen sind somit geschlechtsneutral zu verstehen.

Originalausgabe

1. Auflage 2024

© 2024 by Finanzbuch Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden. Wir behalten uns die Nutzung unserer Inhalte für Text und Data Mining im Sinne von § 44b UrhG ausdrücklich vor.

Die im Buch veröffentlichten Ratschläge wurden von Verfasser und Verlag sorgfältig erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Ebenso ist die Haftung des Verfassers beziehungsweise des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ausgeschlossen.

Redaktion: Judith Engst

Korrektorat: Christine Rechberger

Umschlaggestaltung: Pamela Machleidt, München

Umschlagabbildung: © Olaf Rayermann

Abbildungen im Innenteil: bearbeitet von Tobias Prießner

Satz: inpunkt[w]o, Wilnsdorf (www.inpunktwo.de)

eBook by tool-e-byte

ISBN Print 978-3-95972-772-3

ISBN E-Book (PDF) 978-3-98609-505-5

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-98609-506-2

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.finanzbuchverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

Inhalt

Bildung ist der beste Anlegerschutz

Kapitel 1 – Mit der passenden Strategie zum Anlageerfolg

Erfolgreich an der Börse investieren

Viele Wege führen an der Börse zum Ziel

Strategien für jeden Geschmack – ein Schnelldurchlauf

Das Inflations-Risiko – gekommen, um zu bleiben

Kapitel 2 – Die goldenen Regeln der erfolgreichen Geldanlage

Regel #1: Die Risikostreuung

Regel #2: Die Zeit

Regel #3: Die Kosten

Regel #4: Die Strategie

Kapitel 3 – Faszination Börse

Das verwirrende Auf und Ab der Kurse

Dem Konjunkturzyklus voraus

Im Bann der Notenbanken

Anleger zwischen Gier und Panik – die Psychologie der Börse

Trends erkennen und beurteilen

Timing oder »Time, not Timing«

Kapitel 4 – Aktien - wichtiger Baustein für den Vermögensaufbau

Niemals ohne Aktien

Die bunte Welt der Indizes

Die ganze Welt im Depot: Aktien aus Industrieund Schwellenländern

Dicker Dampfer oder wendiges Schnellboot? Standard- und Nebenwerte

Substanz versus Wachstum: Value oder Growth (oder Growth und Value)

Ausschüttungen als Rendite-Turbo: Dividendenaktien

Qualität zahlt sich aus: Der Faktor »Quality«

Die stressfreiere Variante: Low Volatility

Megatrend ESG: nachhaltig investieren

Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt: Branchenund Themen-Investments

Kapitel 5 – Anleihen - Ruhepolster und auch Rendite-Booster

Geld ist der Treibstoff unserer Wirtschaft

Die wichtigsten Anleihearten im Überblick

Auch bei Anleihen auf die Risikostreuung achten

Kapitel 6 – Clever investieren mit Fonds und ETFs

Die Chancen und Risiken aktiv gemanagter Investmentfonds

Aktiv oder passiv? Oder: Aktiv und passiv?

Kapitel 7 – Für jede und jeden das passende Depot

Strategien für jede Risikoneigung

Das »Wie«: Sparplan oder Einmalanlage

Das supersimple Portfolio

Das Core-Satellite-Depot

Das »Smart Beta«-Depot

Das Spielgeld-Depot

Kapitel 8 – Clever ordern

Filiale, Onlinebank oder (Neo-)Broker: das passende Depot

Besser handeln an der Börse: Wie, wann und wo?

(Fast) kein Gewinn, ohne dass das Finanzamt die Hand aufhält

Kapitel 9 – Was sonst noch wichtig ist

Weiterführende Literatur

Interessante Quellen im Internet

Die wichtigsten Begriffe

VORWORT PROF. DR. JULIUS REITERBildung ist der beste Anlegerschutz

Wer sich allein auf die gesetzliche Altersvorsorge verlässt, muss im Alter mit einer Rentenlücke und schmerzhaften Einbußen beim Lebensstandard rechnen. Der Druck, das verdiente Geld rentabel anzulegen, ist deshalb groß - doch das Wissen darüber mitunter klein. Das muss sich ändern.

Für viele Menschen sind Kapitalmärkte, Börsen, Aktien, ETFs oder Fonds leidige Themen. Es fehlt ihnen an Fachkenntnis und Überblick - kein Wunder: In der Schule wird bisher kaum finanzielle Bildung vermittelt. Eine Kölner Gymnasiastin hat das Dilemma in den sozialen Medien auf den Punkt gebracht. »Ich bin fast 18 und hab keine Ahnung von Steuern, Miete oder Versicherungen. Aber ich kann ’ne Gedichtanalyse schreiben. In 4 Sprachen.«

Zum fehlenden Wissen gesellt sich bei vielen die nachvollziehbare Angst, etwas Falsches zu tun und Geld zu verlieren, statt es zu mehren. Also ab zum professionellen Berater? Dafür spricht vieles, handelt es sich doch um eine Spezialmaterie. Schließlich kommt auch niemand auf die Idee, dass sich Menschen im ernsten Krankheitsfall selbst zu untersuchen und zu behandeln haben. Das ist Aufgabe von Ärzten.

Der Haken an der Sache: Auf »Finanzberater«, die unsicheren Anlegern mit Rat und Tat zur Seite stehen, Kapitalanlagen vermitteln oder sogar das gesamte Vermögen verwalten sollen, ist nicht immer Verlass. Anders als bei Ärzten ist das Berufsbild des Finanzberaters unscharf und nur teilweise reguliert, die Berufszulassungsvoraussetzungen sind trotz Reformen noch immer vergleichsweise gering. Auch die Ausbildung kann sehr unterschiedlich ausfallen, wohingegen ein Arzt zumindest immer ein Medizinstudium hinter sich hat.

Renditekiller und Korruptionsprämien: warum Provisionen gefährlich sind

Hinzu kommt ein erheblicher Interessenkonflikt. Denn Finanzberater erhalten in Deutschland in der Regel eine Provision für jede vermittelte Kapitalanlage oder Versicherung. Da diese Provision unterschiedlich hoch ausfällt, besteht ein starker Anreiz, das für den Berater beziehungsweise Vermittler lukrativste Produkt zu empfehlen - und nicht dasjenige, das für den Anleger das geeignetste wäre.

Ein Anleger kann sich also nicht sicher sein, ob sein Gegenüber tatsächlich das Beste für ihn will. Insoweit stehen das Kundeninteresse an einem nachhaltigen Vermögenszuwachs und das Abschluss- und Provisionsinteresse des Beraters in einem Spannungsverhältnis. Der Vorstandschef der Quirin Privatbank, Karl Matthäus Schmidt, bezeichnet Provisionen zu Recht als Korruptionsprämien für Finanzberater, die sich zudem meist als Renditekiller entpuppen.

Um noch mal zum Vergleich mit den Ärzten zurückzukommen: Würden Sie medizinischen Rat vorbehaltlos annehmen, wenn Ihr Arzt von einem Pharmakonzern bezahlt würde?

In meiner Kanzlei habe ich über die Jahre Hunderte, wahrscheinlich Tausende Opfer von Falschberatung und Anlagebetrug vertreten. In den meisten Fällen spielte und spielt das Provisionsstreben von Finanzberatern eine zentrale Rolle. Für Anleger ist der Interessenkonflikt aber in der Regel ebenso schwer zu erkennen wie der Beratungsfehler - zumal sich finanzielle Nachteile oft erst nach vielen Jahren einstellen. Die Haftungslage ist dann komplex, und es fällt nicht selten schwer, Schadensersatzansprüche durchzusetzen.

Schicksalsschlag Falschberatung: wenn Menschen ihr Erspartes verlieren

Zugegeben: In den vergangenen Jahren hat sich die Qualität der Finanzberatung nach meiner Wahrnehmung verbessert, nicht zuletzt durch eine weitere Regulierung der Finanzbranche. Gleichzeitig können Anleger über das Internet mit Hilfe sogenannter Robo Advisor Geld an den Kapitalmärkten investieren - bequem, breit gestreut und meist zu niedrigen Gebühren. Detailliertes Finanzwissen ist bei diesen Modellen nicht notwendig.

Allerdings bestehen auch in diesem Bereich signifikante Risiken. Es bleibt deshalb dabei, dass es gefährlich ist, bei der Geldanlage und der Verwaltung des eigenen Vermögens blind auf andere zu vertrauen. Noch viel mehr als der Patient beim Arztbesuch sollten Anleger nachvollziehen können, was Finanzdienstleister empfehlen und tun.

Während meiner jahrzehntelangen Tätigkeit als Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht habe ich hautnah miterlebt, wie Menschen darunter leiden, wenn sie ihr mühsam Erspartes verlieren - sei es mit dubiosen Termingeschäften, Schrottimmobilien, Lehman-Zertifikaten, Filmfonds oder Schiffsbeteiligungen. Ich bin fest überzeugt: Wir brauchen in Deutschland dringend eine bessere finanzielle Bildung. Das ist das beste Mittel, um Anleger vor provisionshungrigen Vermittlern und dubiosen Finanzjongleuren zu schützen.

Bessere Finanzbildung: eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Dieser Schutz ist nicht nur für die Betroffenen persönlich wichtig, sondern auch von enormer gesellschaftlicher Relevanz. Denn angesichts der demografischen Entwicklung droht ein rasanter Anstieg der Altersarmut mit schwerwiegenden Nebenwirkungen - allen voran zunehmende Frustration, die den Populisten vom rechten und linken Rand in die Karten spielt und schlimmstenfalls unsere liberale Demokratie gefährdet.

Es ist deshalb wichtiger denn je, Menschen zu ertüchtigen, gute wirtschaftliche und finanzielle Entscheidungen zu fällen. Und das ist keineswegs eine Pflicht, die allein Lehrer und Professoren trifft - es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Von Eltern über Journalisten bis hin zu Arbeitgebern (Stichwort: betriebliche Altersvorsorge) sind wir alle gefordert.

Mit dem vorliegenden Buch geht Jessica Schwarzer voran: Sie leistet einen wertvollen Beitrag zur finanziellen Bildung und liefert Lesern eine fundierte Basis, um selbstbestimmt und strategisch die richtigen Entscheidungen am Kapitalmarkt zu treffen. Die Autorin berichtet selbstkritisch und ehrlich von eigenen Fehlinvestments und -einschätzungen und lässt die Leser auch darüber hinaus an ihrem weitreichenden Erfahrungsschatz teilhaben.

Praktische Anwendungsfälle wie zum Beispiel konkrete, durchkalkulierte Musterdepots runden das Werk ab - Chapeau. Ich wünsche Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre.

KAPITEL 1Mit der passenden Strategie zum Anlageerfolg

Viele Depots sind ein wildes Sammelsurium von mehr oder weniger guten Ideen, von Strategie keine Spur. Vor allem in stürmischen Zeiten bewährt es sich, eine klare Strategie zu haben. Und auch in guten Phasen sollten Sie Ihren langfristigen Plan nie aus den Augen verlieren.

Erfolgreich an der Börse investieren

Gefühlt ging es an den Aktienmärkten zehn Jahre lang nur bergauf. Zwar gab es kleinere und auch größere Rücksetzer, aber der Trend zeigte ganz klar nach oben. Viele noch recht unerfahrene Anlegerinnen und Anleger kannten nur die Hausse - so nennen Börsianer die guten Phasen an den Märkten. Die Kursgewinne sprudelten nur so. Herrlich! Die Baisse kannten die Börsenneulinge - wenn überhaupt - nur aus Büchern oder den Erzählungen älterer Anleger. Und natürlich aus den Warnungen der niemals verstummenden Crash-Propheten, die den Untergang immer und zu jeder Zeit erwarten, ja fast schon herbeisehnen.

Doch dann kam die Corona-Pandemie. Die Angst vor den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie ließ die Kurse im Frühjahr 2020 weltweit abstürzen. Fast 20 Billionen Euro haben die knapp 60.000 börsennotierten Unternehmen der Welt in nur sechs Wochen verloren. Eine gigantische Summe. Fast ein Viertel verloren die Kurse weltweit. Deutschland traf es mit knapp 30 Prozent sogar noch ein bisschen heftiger. Alle Aktien im Dax verloren zweistellig, am besten kam noch der Nivea-Konzern Beiersdorf mit einem Minus von »nur« 15 Prozent durch den Crash. Andere Unternehmen halbierten ihren Kurs sogar. An der New Yorker Wall Street sah es nicht besser aus. Im Gegenteil: 34 Prozent Kursverlust bescherte die Corona-Pandemie dem breiten amerikanischen Aktienmarkt. Der S&P 500 verlor in den gut vier Wochen zwischen dem 19. Februar und seinem Tiefpunkt am 23. März 2020 gut ein Drittel an Wert. Das tut weh.

Es war der schnellste und heftigste Absturz aller Zeiten. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie sich das anfühlte. Börse im freien Fall, scheinbar ohne Netz und doppelten Boden. Selbst hartgesottenen Anlegern und Anlegerinnen, zu denen ich mich zählen würde, wurde da mulmig. Das hatten wir noch nie erlebt. Die Staaten rund um den Globus beschließen in den Lockdown zu gehen, ihre Wirtschaft mehr oder weniger runterzufahren, ihre Bevölkerung nach Hause zu schicken. Verrückt. Wenig überraschend, dass es an den Märkten knallte. Aber so heftig?

Niemals in der Geschichte gab es einen so dramatischen Kursverfall. Ebenso sportlich lief aber auch die Erholung. Zum Glück! Aktionäre konnten sich nur verwundert die Augen reiben. Schon im August 2020, also gerade mal fünf Monate später, hatte der S&P 500 seine Verluste wieder wettgemacht. Es folgte eine monatelange Rally, Ende des Jahres 2021 markierte der Index sogar ein neues Allzeithoch.

Normalerweise dauert die Erholung nach einem Crash viel länger. Auch wenn viele Experten mit einer zügigen Erholung rechneten - »v-förmig« war das Bonmot der Stunde -, dass es so schnell gehen würde, war schon überraschend. Aber die Wirtschaft war künstlich heruntergefahren worden und wurde nun ebenso wieder hinaufgefahren. Der Blick in die Historie zeigt aber, Crashs laufen normalerweise anders. Aber auch nicht immer. Ein paar Beispiele: Stolze 56,2 Prozent, also mehr als die Hälfte, büßte der S&P 500 in der globalen Finanzkrise von seinem damaligen Hoch im Oktober 2007 ein. Monatelang fiel er immer weiter und weiter und weiter. Von seinem Tief im März 2009 brauchte er gut vier Jahre, bis er neue Höchststände erreichte. »Nur« 11,6 Prozent verlor der breite amerikanische Aktienmarkt unmittelbar nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Nach nur einem Monat war der Absturz wieder wettgemacht. Unglaubliche 28,5 Prozent brach der S&P 500 am »Schwarzen Montag« im Oktober 1987 ein. Es dauerte gut ein Jahr, bis er sich von diesem Absturz wieder erholt hatte.

So viel Geduld brauchten Anleger nach dem Corona-Crash nicht. Im Gegenteil. Neue Allzeithochs waren schnell erreicht. Doch die Freude währte nicht lange. Die ansteigende Inflation, die Zinswende in den USA und später in Europa, der Angriff Russlands auf die Ukraine, die extrem hohen Energiepreise, noch immer gestörte Lieferketten als Folgen der Pandemie - das war eine Mischung, die bei Anlegern gar nicht gut ankam. Die Kurse fuhren ein weiteres Mal Achterbahn. Wann sich die wirtschaftliche Lage beruhigt, wann die Folgen der Pandemie und des Ukraine-Krieges behoben sind, das wird die Zeit zeigen. Das Jahr 2022 geht auf jeden Fall als eines der schlechteren in die Geschichte ein. Das Jahr 2023 startete dann fulminant, aber geopolitische Sorgen, die hartnäckige und nur langsam sinkende Inflation, die hohen Zinsen verhagelten Börsianern immer wieder die Laune. Aber zum Glück nur für einige Wochen, dann wuchs die Hoffnung auf sinkende Leitzinsen im Jahr 2024 und Investoren zündeten ein wahres Kursfeuerwerk. Die Jahresendrally war ziemlich sportlich und am Ende gingen Dax und S&P 500 mit Kursgewinnen von mehr als 20 Prozent über die Ziellinie. Die Technologieaktien an der Nasdaq liefen sogar noch viel besser.

Klare Investmentregeln helfen in stürmischen Zeiten

Anleger brauchen in solchen Phasen extrem gute Nerven. Denn an den Kapitalmärkten ist die Nervosität dann ausgesprochen hoch. Auch wenn Emotionen an der Börse nie ein guter Ratgeber sind, lassen Angst und Panik, aber eben auch immer wieder Gier und Übermut die Kurse munter hoch und runter rasen. Als Anleger oder Anlegerin in solchen Zeiten die Nerven zu behalten, Chancen und Risiken richtig einzuschätzen und keine teuren Fehler zu machen, ist gar nicht so einfach. Selbst die Profis scheitern daran. Wohl dem, der dann eine Strategie hat und ihr auch treu bleibt. Wohl der, die Investmentregeln auch für stürmische Zeiten aufgestellt hat und diese auch befolgt.

Doch mit der Strategie ist das so eine Sache. Die meisten Privatanleger und -anlegerinnen haben nämlich gar keine. Sie haben eine grobe Idee, wie sie investieren möchten - eher mit hoher oder eher mit niedriger Aktienquote, lang-, mittel- oder kurzfristig, ein bisschen riskanter oder doch lieber sehr konservativ.

Mit einer Strategie hat das aber oft wenig zu tun. Die meisten Depots gleichen deshalb einem Sammelsurium mehr oder weniger guter - und manchmal leider auch ziemlich schlechter - Ideen. Von Investmentregeln müssen wir gar nicht erst reden. Da wird wild und wahllos irgendetwas zusammengekauft, wovon wir gerade gehört oder gelesen haben. Jedem neuen Trend oder gar vermeintlichen Megatrend wird hinterhergejagt. Viele davon entpuppen sich aber dann leider als Hype. Selbst wenn es etwas weniger wild zugeht, fehlt es oft an Strategie und Investmentregeln.

Im Grunde habe ich Ihnen gerade beschrieben, wie ich in meinen ersten Jahren um die Jahrtausendwende als Börsianerin agiert habe: ziemlich planlos, recht wankelmütig und leider auch ganz schön gierig. Es war einfach die Zeit, ein gigantischer Börsenboom, eine jahrelange Rally. Alles, was irgendetwas mit Internet zu tun hatte, verdoppelte, vervierfachte, ja sogar verzehnfachte sich in kürzester Zeit. Meine Strategie war wohl: Hauptsache Aktien, möglichst viele davon und natürlich »irgendwas mit Internet«. Als die Dotcom-Blase platzte, habe ich ziemlich dumm aus der Wäsche geschaut. Ganz ohne Strategie geht es eben doch nicht.

Solange die Stimmung an den Märkten blendend ist und die Kurse steigen, ist die fehlende Strategie noch kein Problem. Doch gerade in stürmischen Zeiten rächt es sich. Wenn es an der Börse abwärts geht, wenn es richtig kracht, dann hilft es sehr, eine Strategie zu haben. Es hilft ungemein, wenn man genau weiß, was man tut oder tun sollte. Es hilft vor allem, die Nerven zu bewahren. Ganz wichtig dabei ist es, klare Investmentregeln zu haben. Diese Regeln müssen gar nicht kompliziert sein. Eigentlich gilt sogar: Je einfacher, je klarer, desto besser. Dann fällt es viel leichter, dem eigenen Plan und der Strategie treu zu bleiben.

Vielleicht ist Ihr Anlagehorizont extrem lang, Aktien sind ein entscheidender Baustein für Ihren Vermögensaufbau. Vielleicht reden wir von 20 und mehr Jahren und von einer Aktienquote von deutlich über 50 Prozent. 20 Jahre sind ein langer Zeitraum. So lange hat es noch nie gedauert, bis sich die Märkte von einem Absturz erholt haben, wie heftig er auch gewesen sein mag. Eine Korrektur oder sogar einen Crash können Sie also locker aussitzen. Mit Blick auf die Strategie zumindest; emotional ist das etwas ganz anderes. Aber dazu kommen wir noch. Eine Investmentregel könnte lauten, dass Sie beherzt nachkaufen, wenn es an der Börse 20 Prozent und mehr abwärts geht. Natürlich nur dann, wenn Sie die nötige Liquidität, also das Geld auf dem Investment-Konto haben. Das wäre eine recht einfache Strategie und eine einfache Regel noch dazu: hohe Aktienquote, langer Anlagehorizont, nachkaufen, wenn es Sonderangebote gibt.

Der Crash als Chance zum Einstieg

Wenn Sie extrem langfristig investieren, dann sind Crashs wie in der Corona- oder auch Finanzkrise nämlich in der Rückschau ziemlich gute Gelegenheiten zum Einstieg. Es ist wie früher im Kaufhaus, wenn zum Sommer- oder Winterschlussverkauf geladen wurde. Leider ist es an der Börse nicht ganz so einfach: Wir wissen nicht, wann es knallt. Genauso wenig wissen wir, wie lange es abwärts geht. Den Zeitpunkt, wann die Preise wieder steigen, können wir nur raten, wenn wir ehrlich sind. Wie heißt es immer so schön? An der Börse wird weder zum Einstieg noch zum Ausstieg geläutet. Trotzdem gibt es regelmäßig Sonderangebote. Manchmal täuscht der niedrige Preis uns aber auch. Manche Verlockungen sind leider einfach zu groß, auf dem Wühltisch und an der Börse. Deshalb sollten Sie immer das Chance-Risiko-Verhältnis einer Anlage im Auge behalten. Trotzdem können wir leider nicht immer richtig liegen, auch das ist Börse.

Mitunter fahren die Aktienkurse Achterbahn. Auf den steilen Absturz folgt die sportliche Erholung. Oft übertreiben Investoren nämlich; und rudern dann schnell zurück, zumindest ein Stück weit. Ein gutes Beispiel ist die unmittelbare Reaktion der Märkte auf die »Brexit«-Abstimmung. An den Märkten wurde der »Bremain«, also der Verbleib der Briten in der Europäischen Union, in den Tagen vor dem Referendum schon gefeiert. Investoren hatten den Brexit zwar zeitweise befürchtet, aber kurz vor dem Urnengang nicht mehr erwartet und das »Nein« quasi vorweggenommen - Kursgewinne inklusive. Es kam bekanntlich anders.

Der Tag nach der Abstimmung im Juni 2016 war ein ganz, ganz dunkler Tag für Börsianer. Es war ein »Schwarzer Freitag« für die europäischen Finanzmärkte. In London, dem Epizentrum der Turbulenzen, verlor der Aktienindex FTSE zwischenzeitlich fast 9 Prozent. Noch heftiger erwischte es den Dax, der um fast 10 Prozent in die Tiefe stürzte. Ähnlich katastrophal sah es an den Börsen in Paris, Wien und Lissabon aus. Der Leitindex für europäische Aktien, der Euro Stoxx 50, brach ebenfalls um 9 Prozent ein. Damit erlebten Europas Börsen die größten Verluste seit der Finanzkrise im Jahr 2008. In Asien und an der Wall Street waren die Schockwellen des Brexit ebenfalls zu spüren. Auch an den Devisenmärkten war Krisenstimmung angesagt. Das Pfund stürzte im freien Fall auf den niedrigsten Stand seit 30 Jahren. Auch der Euro brach zwischenzeitlich um mehr als 4 Prozent ein - der größte Kursrückgang in der Geschichte der Gemeinschaftswährung. Das Votum der Briten war ein echter Schock. Schätzungen zufolge lösten sich durch den Brexit-Crash weltweit 5 Billionen Dollar an Börsenkapitalisierung in Luft auf. Das entspricht in etwa dem Doppelten der jährlichen Wirtschaftsleistung Großbritanniens. Doch kaum war der erste Schock halbwegs verdaut, ging die seit Jahren andauernde Rally an den Märkten munter weiter, die Verluste waren bald wettgemacht.

Ein Teil davon war übrigens schon binnen weniger Handelstage Geschichte. Statistisch folgen auf die schlechtesten Handelstage nämlich die besten. Es ist ein bisschen wie im wahren Leben, manchmal muss man über das Erlebte eine Nacht schlafen, dann sieht die Welt schon wieder anders aus. So ist es oft nach Crash-Tagen, es folgt eine Gegenbewegung. Die muss nicht unbedingt nachhaltig sein und das Ende der Turbulenzen bedeuten. Mitunter sind es Schnäppchenjäger, die der Absturz anlockt. Trotzdem ist es ein immer wieder zu beobachtendes Phänomen. Auch deshalb lohnt es sich, die Nerven zu bewahren und der eigenen Strategie treu zu bleiben.

Vorsicht vor falschen Rendite-Versprechen

Doch zurück zum Chance-Risiko-Verhältnis unserer Anlagen. Lassen Sie sich nicht von zu hohen Rendite-Versprechen locken. Eine supersichere Anlage mit 10 Prozent Zinsen? Gibt es nicht. Eine heiße Wette, die eine 100-prozentige Gewinnchance verspricht? Finger weg! Vergessen Sie niemals: Höhere Renditen winken nur als Ausgleich für ein höheres Risiko. Wollen Sie das wirklich eingehen? Und wie hoch darf dieses Risiko sein? Eine Strategie bewahrt uns hoffentlich davor, zu waghalsig zu werden. Auch wenn es wahrscheinlich keinen Anleger gibt, den nicht doch ab und zu die Gier packt. Wir sind schließlich Menschen und keine Roboter.

Mir fällt beim Thema »Gier« immer die Wirecard-Aktie ein. Seit Jahren predige ich maximale Risikostreuung und warne vor den Risiken von Einzelaktien. Eigentlich investiere ich nur noch in Fonds und börsengehandelte Indexfonds (ETFs) und meide Einzelaktien. Ganz selten wandert aber trotzdem mal eine in mein »Spielgeld-Depot«. Aber ausgerechnet Wirecard? Noch dazu im Frühjahr oder Sommer 2019, inmitten der vielen Gerüchte und heftigen Kursturbulenzen? Es sollte eine schnelle Wette mit hohem Gewinn werden, es wurde ein Totalverlust. So viel zum Thema Chance-Risiko-Verhältnis.

Sie erinnern sich sicher an das Wirecard-Desaster? Lange Zeit war es ein deutsches Börsenmärchen, aber es endete im Drama. 2018 stieg der erst 1999 gegründete Zahlungsdienstleister Wirecard in den Dax auf - vom Start-up zum Dax-Konzern im Rekordtempo. Das Gewinnwachstum war gigantisch, die Umsätze waren es auch, zumindest auf dem Papier. An der Börse zündete die Aktie eine Kursrakete nach der anderen, und bald waren die Aufnahmekriterien für die erste Börsenliga erfüllt. Damit begann dann aber leider auch das unrühmlichste Kapitel in der Dax-Geschichte. Immer wieder gab es Berichte in der britischen Financial Times über Unregelmäßigkeiten in der Bilanz. Der Zahlungsdienstleister dementierte, schaltete Anwälte ein. Die Aktie geriet immer mal wieder unter Druck, um dann aber gleich wieder durchzustarten. Genau das hatte mich gierig werden lassen.

Es ging ja auch wirklich eine Zeit lang gut. Bis zum Frühjahr 2020, als das Drama seinen Lauf nahm. Die Vorwürfe erwiesen sich als mehr als wahr: Im Juni 2020 musste Wirecard Insolvenz anmelden, nachdem der Vorstand wenige Tag vorher bekannt gegeben hatte, dass im Konzernabschluss ausgewiesene Bankguthaben in Höhe von 1,9 Milliarden Euro nicht existiert haben. Es folgte ein Wirtschaftskrimi: Mehrere Vorstände im Gefängnis, ein weiterer jahrelang auf der Flucht, Schuldzuweisungen, Unschuldsbekundungen. Das Desaster wird die Justiz noch lange beschäftigen, die Aktionäre schauen in die Röhre. Den Dax hat das Drama übrigens kaum belastet, zu gering war der Anteil Wirecards.

Aber zurück zu den Renditeversprechen. Ein breit gestreutes Aktiendepot sollte langfristig, also über viele Jahre hinweg durchschnittliche Renditen von 6 bis 8 Prozent pro Jahr bringen. Das zeigt auch die Statistik. Damit sind Aktien übrigens die erfolgreichste Anlageklasse überhaupt - langfristig wohlgemerkt. Wenn Ihnen nun jemand 20, 30 oder gar 100 Prozent verspricht, noch dazu mehr oder weniger garantiert, dann sprechen wir nicht mehr von einem seriösen Investment, sondern vielmehr von einem dubiosen Angebot. Von einer riskanten Wette vielleicht. Ja, es gibt solche Highflyer an der Börse. Es gibt auch supergute Aktienjahre mit 20 oder 30 Prozent Kursplus. Aber garantiert oder doch zumindest absehbar ist das so gut wie nie. Natürlich gibt es Produkte, die unseren möglichen Gewinn potenzieren. Hebelzertifikate gehören dazu. Je nach Hebel wird dann der Gewinn, den beispielsweise eine Aktie oder ein Index macht, vervielfacht. Das Ganze funktioniert aber leider auch in die andere Richtung. Und die Papiere sind oft sogar so konstruiert, dass ein Totalverlust möglich ist. Solche Instrumente sollten daher immer nur Beimischung sein. Womit wir bei der Strategie wären.

Viele Wege führen an der Börse zum Ziel

Es gibt Strategien, die sich seit Jahrzehnten bewährt haben und die Sie auch als Privatanleger relativ einfach umsetzen können. Manche sind ganz einfach, andere etwas komplizierter. Nicht jede Strategie passt zu jedem Anlegertypen. Es gibt konservative, eher vorsichtige Anleger. Auch sie sollten aber auf Aktien nicht verzichten, auch sie brauchen eine auf ihren Risikotyp abgestimmte Strategie. Es gibt mutigere Anlegerinnen, die aber immer noch viel Wert auf Sicherheit legen, aber die Chancen des Kapitalmarktes auf jeden Fall nutzen wollen. Das sind die sogenannten ausgewogenen Investorinnen. Und es gibt diejenigen, die sehr chancenorientiert sind, die Risiken sehr bewusst eingehen, aber dennoch genau wissen, was sie tun. Ob konservativ, ausgewogen oder chancenorientiert - als Anlegerin oder Anleger müssen Sie das Risiko einer Anlageklasse richtig einschätzen und für sich abwägen. Das gilt auch für die Strategie, die sie wählen. Oder für mehrere Strategien, die Sie vielleicht kombinieren möchten. Nicht jede Strategie läuft immer gleich gut, mal läuft die eine und mal die andere besser oder eben auch schlechter. Es geht immer um den langfristigen Anlageerfolg. Schlechtere oder sogar sehr schlechte Phasen gehören ebenso dazu wie gute oder sogar sehr gute.

Es gibt viele tolle Strategien, die Sie mit verschiedenen Anlageklassen und Anlagevehikeln/-produkten umsetzen können. Dieses Buch zeigt Ihnen wie - von ganz einfach über etwas »kreativer« bis zu ziemlich ausgeklügelt. Es kann wirklich eine ganz einfache Strategie sein. Beispielsweise investieren Sie 50 Prozent in Aktien - ganz breit gestreut via Fonds und ETFs - und 50 Prozent in Anleihen. So ein supersimples Depot ist sicherlich eher das Anfängermodell, aber warum nicht?

Die richtige Aktienquote finden

50 Prozent in Aktien zu investieren erscheint Ihnen zu wenig? Vielleicht aber auch viel zu viel? Aber wie hoch soll der Aktienanteil sein, wie hoch der Anteil der Anleihen? 50:50 ist eine recht gängige Aufteilung für ausgewogene Anleger. Wer bei der Geldanlage etwas vorsichtiger unterwegs ist, wählt eine geringere Aktienquote. Wer mutiger und damit chancenorientiert ist, setzt die Aktienquote hoch. Dazu später mehr. Sind Sie begeisterter Börsianer? Zumindest überzeugt von der Anlageklasse Aktie? Wenigstens aber doch sehr neugierig und interessiert? Wahrscheinlich ist es so, sonst würden Sie dieses Buch nicht lesen. Es richtet sich eher, aber nicht nur an fortgeschrittene Anlegerinnen und Anleger, die bereits erste Erfahrungen an der Börse gesammelt haben. Sie haben Aktien, Fonds oder ETFs gekauft, das Auf und Ab der Kurse erlebt. Sie kennen die Vor- und Nachteile der einzelnen Anlageklassen. Denn Sie haben das turbulente und für Anleger nervenaufreibende Börsenjahr 2022 durchgestanden. Mehr Krise geht kaum. Selten gab es so viele Risikofaktoren an den Märkten, vor allem nicht gleichzeitig. Inflation, Zinswende, Kriege, hohe Energiepreise, noch höhere Inflation, dazu die Nachwirkungen der Corona-Krise - das hat die Kurse auf eine wilde Achterbahnfahrt geschickt. Es waren nicht nur Aktienkurse, die unter Druck geraten sind. Auch an den Rentenmärkten fielen die Anleihenotierungen ungewöhnlich stark und damit stiegen die Renditen. Aktien und Anleihen sind und bleiben aber trotz aller Turbulenzen und sogar Crashs zwei wichtige Bausteine, die zu einer sinnvollen Strategie gehören. Auch Rohstoffe wie Gold oder Silber, vielleicht sogar Öl, Weizen oder Zucker sowie Immobilien via Fonds oder REITs können dazu zählen. Schwerpunkt dieses Buches sind vor allem, aber nicht nur Aktienstrategien. Denn mit Aktien sind langfristig die besten Renditen zu erzielen, allen Korrekturen und sogar Crashs zum Trotz.

Turbulenzen haben wir in den vergangenen Monaten und Jahren zur Genüge erlebt und ertragen müssen. Hand aufs Herz: Wie hat Ihr Depot die Turbulenzen des Jahres 2022 überstanden? Wenn Sie schon länger dabei sind: Wie stark hat Sie der Corona-Crash zwei Jahre zuvor getroffen? Und wenn Sie damals schon investiert waren: Wie sind Sie durch die Finanzkrise gekommen? Der erste Crash ist der schlimmste. An meine »Premiere« kann ich mich noch sehr gut erinnern. Als Anfang des Jahrtausends die Dotcom-Blase platzte, wurde aus der »gefühlt« reichsten Studentin Deutschlands eine ziemlich traurige Anlegerin, die viel, viel Geld verloren hatte. Ich bin aus der ganzen Sache zwar mit Gewinnen herausgekommen, habe auch meine Leidenschaft für die Börse nicht verloren. Aber dieser Crash war wirklich ganz, ganz bitter. Ich wusste gar nicht, wie mir geschah. Ich habe es einfach passieren lassen, fassungslos zugesehen, erstarrt und erschreckt.

Wir lernen mit den Jahren, mit Crashs umzugehen. Wir lernen, dass es an den Finanzmärkten nicht immer nur aufwärts geht. Wir entwickeln starke oder doch zumindest stärkere Nerven, stolpern hoffentlich nicht über die emotionalen Fallstricke an der Börse und sitzen die schwachen bis sehr schlechten Börsenphasen aus. Aber warum treffen sie uns eigentlich oft so hart, so ungebremst? Warum verlieren wir manchmal sogar viel mehr als der breite Markt? Oft hapert es an der Risikostreuung. So war es übrigens auch bei mir - zu viel Tech, zu viel Internet. Womit wir wieder bei unserem wilden Sammelsurium und der fehlenden Strategie wären.

Nicht alle Eier in einen Korb!

Es gibt sogar eine Börsenweisheit, die zur Risikostreuung mahnt. Zugegeben, viele Börsenweisheiten klingen nach klugen Kalendersprüchen, die von den Eiern und dem Korb ein bisschen nach dem guten Ratschlag einer besorgten Bauersfrau. Sie mahnt zur Vorsicht: Schließlich wären alle Eier kaputt, würde der Korb herunterfallen. Sicherer ist es, die Eier auf mehrere Körbe zu verteilen. Es werden schon nicht alle Körbe gleichzeitig auf dem Boden landen. Fällt einer, hat sie noch einen oder mehrere andere. Ähnlich läuft es mit der Geldanlage: Wer sein Vermögen nur in eine Anlageklasse - also einen Korb - wie etwa Aktien investiert, geht ein enormes Risiko ein. Schließlich ist die Entwicklung des Portfolios dann auch nur von dieser Assetklasse abhängig. Stürzen die Aktienbörsen weltweit ab, rauscht auch der Depotwert in die Tiefe. Wer breiter investiert, also sein Geld auf Aktien, Anleihen, Rohstoffe und Immobilien verteilt, kann den Absturz einzelner Anlageklassen besser abfedern. Denn der einzelne Korb hat dann weniger Gewicht. Es ist weniger drin, was kaputtgehen kann.

Klingt logisch. Risikostreuung oder auf Börsendeutsch Diversifikation nennen Anlageprofis das. »Nicht alle Eier in einen Korb legen« ist deshalb alles andere als ein Kalenderspruch, sondern eine verdammt clevere Börsenweisheit. Es ist die goldene Regel der Kapitalanlage. Es gehören eben auch Anlageklassen ins Depot, die sich in stürmischen Zeiten besser halten als andere oder sogar Gewinne abwerfen, wenn es an den Aktienmärkten knallt. Solche »sicheren Häfen« sind Gold oder auch sichere Anleihen. Auch wenn das im Krisenjahr 2022 nur bedingt funktioniert hat. Euro-Anleger haben mit Gold zwar ein paar Prozentpunkte eingefahren, aber man hätte sich angesichts der Dauerkrisen mehr versprochen. Und Anleihen sind leider ziemlich unter die Räder gekommen, auch die supersicheren. Das ist der Zinswende geschuldet. Steigende Zinsen bedeuten leider fallende Kurse (und umgekehrt).

Reine Aktiendepots trifft es in heftigen Korrekturphasen wie 2022 oder sogar in Crashs wie 2020 in der Regel am härtesten. Je nachdem, welche Branchen oder Länder über- oder untergewichtet sind, fällt der Schaden größer oder weniger groß aus. Das ändert aber nichts daran, dass Aktien langfristig die beste, weil erfolgreichste Anlageklasse überhaupt sind. Obwohl sie kurzfristig auch massiv schwanken, sind Aktien langfristig die großen Renditebringer. Obwohl man das so gar nicht verallgemeinern sollte. Wachstumswerte erwischt es in der Krise oft stärker, Dividendenaktien bieten einen gewissen Risikopuffer. Nebenwerte werden oft heftiger durchgeschüttelt als Standardwerte. Auf einmal sind eher langweilige Value-Werte gefragt, und auch Qualitätsaktien versprechen einen gewissen Schutz gegen die Krise, während Aktien aus den aufstrebenden Schwellenländern - Börsianer sprechen von »Emerging Markets« - öfter zu den größten Verlierern gehören. Erholen sich die Märkte dann und setzen sie gar zu einer fulminanten Rally an, ist es oft genau umgekehrt. Qualitätsaktien entwickeln sich dann zwar immer noch gut, aber Wachstumsaktien, Nebenwerte oder Titel aus den Emerging Markets zünden den Renditeturbo.

Auch innerhalb der Anlageklasse Aktien gibt es also Bausteine und damit Strategien, die wir entsprechend unserer Risikoneigung kombinieren können. Auch das ist Risikostreuung. Doch darüber machen sich die wenigsten Anleger wirklich Gedanken. Sie investieren eher aus dem Bauch heraus oder setzen auf ihrer Meinung nach aussichtsreiche Branchen und Trends. Sie denken aber nicht darüber nach, was in einer schlechten Börsenphase mit ihrem Depot passiert. Sie denken nicht darüber nach, dass es eben auch Bausteine innerhalb der Anlageklasse Aktien gibt, die ein bisschen Ruhe ins Depot bringen.

Keine Chance ohne Risiko

Apropos Ruhe im Depot: Die meisten Deutschen haben leider eine oft unbegründete Angst vor jeder Art von Verlustrisiko und lassen sich damit Renditechancen entgehen. Chance und Risiko sind bei der Geldanlage untrennbar miteinander verbunden, so wie im »wahren Leben« doch auch. Nicht umsonst heißt es: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Deshalb ist es so wichtig, die Angst vor der Anlageform Aktie zu überwinden. Ja, es gibt das Risiko von vorübergehenden oder endgültigen Verlusten, aber Aktien bringen langfristig eben auch die höchste Rendite. Womit wir bei den Chancen wären. Das Risiko lässt sich managen - über Risikostreuung, über eine clevere Strategie, über eine sinnvolle Kombination einzelner Bausteine. Genau darum geht es in diesem Buch.

Das Schöne: Unsere Anlagestrategie ist nicht in Stein gemeißelt. Natürlich sollten wir unserer Strategie grundsätzlich treu bleiben und nicht ständig umschichten, den neuesten Trends hinterherhecheln oder jede vermeintlich heiße Wette eingehen. Aber unsere Aktien- und Anleihequote können wir natürlich anpassen, weil wir mutiger werden oder vorsichtiger, weil sich unsere Lebenssituation oder auch unser Anlagehorizont geändert haben. Vielleicht gibt es eine satte Gehaltserhöhung oder wir erben, schon hat sich unsere finanzielle Situation und damit auch der Spielraum für unseren Vermögensaufbau verändert. Und natürlich werden wir älter, vielleicht möchten wir dann nicht mehr so viel Geld in Aktien investieren, sondern ein wenig den Fuß vom Gas nehmen und lieber etwas schwankungsärmer anlegen. Überhaupt kann im Leben viel passieren, und deshalb gilt es, unsere Anlagestrategie von Zeit zu Zeit zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.

Strategien für jeden Geschmack - ein Schnelldurchlauf

Vielleicht starten Sie auch mit einer eher einfachen Strategie, die Sie mit den Jahren verfeinern möchten. Oder Sie verfolgen bereits eine solche und nun soll es etwas ausgefeilter, vielleicht sogar spannender und damit chancenorientierter werden. Börse kann nämlich auch richtig Spaß machen, und wenn Ihre Leidenschaft erst geweckt ist, dann haben Sie gleich ganz andere Investmentideen. Aber Vorsicht: Werfen Sie Ihre ursprüngliche Strategie nicht völlig über Bord, sonst laufen Sie Gefahr, doch (wieder) ein wildes Sammelsurium zusammenzukaufen. Überdenken Sie Ihren ursprünglichen Plan, passen Sie ihn an. Auch verwerfen können Sie ihn natürlich. Dann brauchen Sie aber unbedingt einen neuen Plan!

Vielleicht möchten Sie Akzente setzen. Diese können ganz unterschiedlich aussehen. Ein bestimmtes Land finden Sie extrem interessant? Bei einer speziellen Branche sehen Sie überproportional gute Chancen? Oder Sie versprechen sich eine Überrendite von einem bestimmten Thema? Dann könnte die Core-Satellite-Strategie genau das Richtige für Sie sein. Das bestehende Depot ist dabei schnell umgebaut. Es könnte nämlich das Core bilden, vorausgesetzt, es handelt sich um ein breit gestreutes Portfolio. Klingt spannend, aber doch auch kompliziert? Stellen Sie sich Ihr Depot einfach als Satelliten-System vor: In der Mitte ist ein sehr großer Planet, um den einige Satelliten kreisen. Fertig ist die Core-Satellite-Strategie. Das Core, der Kern, macht dabei den größten Teil des Depots aus. Bestückt mit einer sehr einfachen Strategie, also mit Aktien und Anleihen mit breiter Risikostreuung. Darum kreisen dann die kleinen Satelliten. Vielleicht sind es vier à jeweils 5 Prozent, vielleicht auch noch mehr mit entsprechend geringerem Anteil. Das Core macht dann 80 Prozent aus. Oder Ihr Kern-Investment fällt etwas kleiner aus, es gibt mehr oder größere Satelliten. Ganz nach Ihrem Risikoprofil und nach Ihrem Geschmack.

Für diese Satelliten eignen sich auch die Strategien sehr bekannter Investoren; oder Sie setzen komplett auf das, was Warren Buffett & Co. uns vormachen. Manche reden auch von Faktoren beziehungsweise der Faktor-Strategie. Im Falle von Warren Buffett wäre dieser Faktor dann »Value«. Experten nennen diese Strategien auch »Smart Beta«. Alpha ist die breite Marktrendite, Beta das Quäntchen mehr unter Berücksichtigung bestimmter Faktoren. In diesem Buch erfahren Sie alles über die gängigsten Strategien. Die vorgestellten Anlagestrategien können alle günstig und unkompliziert mit börsengehandelten Indexfonds (Exchange Traded Funds, kurz ETFs) oder mit aktiv gemanagten Fonds umgesetzt werden. Wenn Sie die Zeit und Muße, vor allem aber die Kenntnisse haben, können Sie diese Strategien auch mit Einzelaktien abbilden. Mit Blick auf die Risikostreuung ist das aber eher nicht zu empfehlen.

»Faktoren« können eine Beimischung im Depot sein, eignen sich also als Satelliten im Core-Satellite-Depot. Sie können aber auch clever kombiniert werden und das komplette Depot ausmachen. Auch solche »Smart Beta«-Depots werde ich Ihnen vorstellen. Anleger sollten nur in Strategien investieren, von denen sie inhaltlich überzeugt sind. Das gilt natürlich im Grunde für jede Anlageform, für jedes Produkt. Lange Durststrecken lassen sich auch bei »Smart Beta« nicht vermeiden. Nicht immer läuft alles gleich gut. Diese Phasen müssen Sie durchhalten. Eine Garantie auf Überrenditen gibt es nicht. Aber es gibt die Statistik, den Blick in den Rückspiegel: Und das sieht ziemlich gut aus.

Investieren wie Warren Buffett

Es gibt viele Strategien. Eine der bekanntesten ist die Value-Strategie à la Warren Buffett. Value wird mit »Substanz« oder »Wert« übersetzt, weshalb man auch von Substanzwerten spricht. Diese Substanz gibt es an der Börse zu einem geringen Preis, denn Investoren wie Buffett suchen nach günstigen oder auf Börsendeutsch unterbewerteten Aktien. Dabei schauen Anlegerinnen und Anleger auf die Fundamentaldaten eines Unternehmens und vergleichen sie mit den Daten anderer Unternehmen. Gesucht werden also Aktien, deren Aktienkurs im Vergleich zum Unternehmenswert gering ist. Eine klassische Möglichkeit, diese Aktien zu identifizieren, ist das Kurs-Buchwert-Verhältnis, bei dem der Börsenkurs einer Aktie dem Eigenkapital des Unternehmens pro Aktie gegenübergestellt wird. Alternativ muss das Kurs-Gewinn-Verhältnis herhalten. Oft werden auch mehrere Kennzahlen betrachtet. Es gibt leider keinen Automatismus, dass »günstige« Aktien irgendwann im Wert steigen. Es gibt auch immer wieder Kritik an dieser Strategie, aber dazu später mehr.

Dividenden als Rendite-Booster

Viele Fans hat auch die Dividenden-Strategie. Dabei werden Aktien ausgewählt, die eine hohe Dividendenrendite versprechen. Schließlich haben die Ausschüttungen von Dividenden einen hohen Anteil an unserer Aktienrendite. Doch die Dividende sollte nie der alleinige Grund sein, eine Aktie zu kaufen. Denn die Dividendenrendite ist eine rechnerische Größe, zeigt das Verhältnis der Dividende zum Aktienkurs. Stürzt er ab, zieht die Dividendenrendite an. Klingt erstmal gut, aber es hat eben oft einen Grund, warum Aktien abstürzen. Deshalb sollte man weitere Fundamentaldaten anschauen, den Gewinn beispielsweise. Außerdem achten Anhänger dieser Strategie darauf, wie konstant Dividenden gezahlt werden oder ob sie regelmäßig angehoben werden. Dividenden-Strategien sind ein Liebling der Investoren. Allheilbringend sind aber auch Dividenden nicht. Wie die Strategie funktioniert und wie Sie sie umsetzen können, schauen wir uns detailliert an.

Nebenwerte - immer auf die Kleinen

Eine ebenfalls sehr bekannte Strategie ist es, auf Nebenwerte - auf Börsendeutsch »Small Caps« - zu setzen. Gemeint sind kleinere Aktiengesellschaften, also nicht die Dickschiffe im Dax oder im Euro Stoxx 50. Nebenwerte haben in der Vergangenheit oft höhere Renditen geliefert als die ganz Großen. Sie müssen nur den Dax mit dem MDax vergleichen. Allerdings sind die Aktien aus der zweiten und dritten Reihe auch riskanter, denn sie schwanken stärker. Das liegt daran, dass das Marktvolumen von Nebenwerten geringer ist, kleinere Orders lösen größere Kursreaktionen aus. Die Unternehmen sind auch anfälliger in Krisen. Sie erholen sich aber in der Regel auch schneller wieder. Denn für sie spricht vor allem, dass sie wendiger sind als Großkonzerne, schneller auf Krisen oder Marktveränderungen reagieren können. Sie wachsen auch stärker als Großkonzerne, weil sie oft an einem früheren Punkt im Wachstumszyklus von Unternehmen stehen. Als Beimischung sind Nebenwerte also sicher keine schlechte Idee.

Qualität zahlt sich aus

Eine Strategie, die vor allem in Krisenzeiten hohe Aufmerksamkeit genießt, ist die »Quality«-Strategie. Dabei geht es nicht nur um die Qualität der Produkte, die ein Unternehmen herstellt. In erster Linie geht es um die betriebswirtschaftliche Qualität des Unternehmens und damit der Aktien. Dazu werden unterschiedliche Kennzahlen betrachtet. Beim MSCI World Quality Index sind das zum Beispiel Eigenkapitalrendite, stabiles Gewinnwachstum und der Verschuldungsgrad. Unternehmen, die bei diesen Merkmalen positiv abschneiden, werden in diesen Index aufgenommen. Experten gehen davon aus, dass solche Unternehmen und damit auch ihre Aktien besser durch Krisen kommen. Das hat in den vergangenen Jahren wirklich gut funktioniert. Im Jahr 2022 war es allerdings anders. Quality schnitt sogar schlechter ab. Das lag daran, dass auch viele Technologiewerte heute Qualitätsaktien sind. Sie haben unter der extremen Zinswende sehr gelitten und stark verloren. Entsprechend schlecht schnitt dann auch der MSCI World Quality ab. Trotzdem ist der Faktor Qualität sicher einen Blick wert.

Low Volatility zur Beruhigung

Ein Baustein, der etwas Ruhe ins Depot bringen sollte, könnte »Low Volatility« sein. Die Volatilität misst die Schwankungsbreite einer Aktie. Anleger setzen dabei auf Aktien mit besonders niedriger Volatilität. Auch wenn die Strategie es tatsächlich schafft, weniger schwankungsanfällig zu sein, kann die Rendite besonders in Erholungsphasen deutlich dem breiten Markt hinterherhinken. Trotzdem vermindert diese Strategie das Risiko im Depot deutlich. Das hat aber den Preis, dass auch die Performance phasenweise deutlich reduziert ist. Auch über längere Zeiträume kann das Rendite-Risiko-Verhältnis dann schlechter als beim MSCI World sein. Defensive Anleger können diese Strategie aber getrost verfolgen, um ein bisschen Ruhe ins Portfolio zu bringen. Denn höher als bei sicheren Anleihen sollte die Rendite schon sein.

Anleihen von supersicher bis spekulativ

Soweit der Aktienanteil im Schnelldurchlauf. Auch Anleihen gehören in jedes Depot, je nach Strategie die supersichere Variante oder eben eine weniger sichere oder sogar die spekulativere. Mit der Zinswende ist diese Anlageklasse wieder interessanter geworden, denn Staats- und Unternehmensanleihen bieten auch bei hoher Bonität und damit Sicherheit wieder eine positive Rendite. Die Bonität drückt die Kreditwürdigkeit eines Schuldners aus. Wie hoch ist die Chance, dass Sie als Anleger Ihr Geld zurückbekommen? Wie groß ist die Gefahr, dass der Schuldner nicht zahlen kann? Spezielle Ratingagenturen wie Standard & Poor’s, Moody’s oder Fitch vergeben bei Anleihen Noten. Je größer sie die Wahrscheinlichkeit einer vollständigen Rückzahlung und pünktlicher Zinsausschüttungen einschätzen, desto besser fallen die Noten aus. Bei Standard & Poor’s ist AAA, auch »Triple A« genannt, die Bestnote. Den sogenannten »Investment Grade« (IG) erhalten relativ sichere Schuldner, er reicht von AAA bis BBB-. Schlechtere Ratings bis hin zu D weisen auf ein erhöhtes bis hohes Risiko beziehungsweise bereits eingetretenen Zahlungsverzug hin. D heißt »default«, der Ausfall ist kein Risiko mehr, sondern Tatsache. Es gilt: Je besser die Bonitätsnoten, desto niedriger die Zinskupons und Renditen. Anleger lassen sich für ein erhöhtes Risiko »bezahlen« und zwar in Form höherer Zinsen. Während sichere Staatsund Unternehmensanleihen für Ruhe im Depot sorgen sollen und etwas weniger Rendite liefern, können Hochzins- oder Nachranganleihen für einen Rendite-Booster sorgen - bei entsprechend höherem Risiko.

Gold als sicherer Hafen

Auch Gold gilt als »sicherer Hafen« und soll für Ruhe im Depot sorgen. Das gelingt mal mehr und mal weniger gut. Gold ist eine Art »Versicherung« für stürmische Zeiten und eine ziemlich emotionale Anlageklasse. Was wir als Anlegerinnen und Anleger bedenken sollten: Das gelbe Edelmetall bringt weder Dividenden noch Zinsen. Die Rendite wird durch die Kursbewegung bestimmt und - ganz wichtig: durch den Wechselkurs von Euro und Dollar. Denn Gold wird in US-Dollar gehandelt. Mitunter gibt es Jahre, da bewegt sich der Goldpreis eigentlich kaum, aber Euro-Anleger machen trotzdem Gewinn. Das Gegenteil kann allerdings auch passieren.

2023 war ein gutes Jahr für Gold-Fans. Es gilt nämlich als Inflationsschutz. Auch die Nahost-Krise ließ die Notierung steigen. Geopolitische Risiken treiben den Goldpreis eigentlich immer. Vor allem aber war es die Hoffnung auf sinkende Zinsen. Denn wenn supersichere Bonds wieder gute Renditen abwerfen, wird Gold ein bisschen uninteressanter. Das ändert sich aber wieder, wenn die Zinsen sinken. Und deshalb haben nicht nur Aktien 2023 eine ordentliche Jahresendrally auf das Parkett gelegt, sondern eben auch das beliebte Edelmetall. Ich persönlich bin und bleibe kein Fan von Gold-Investments, aber das ist Geschmackssache.

Faszination Krypto-Währungen

Eine Anlageklasse, die viele Menschen geradezu elektrisiert, sind Krypto-Währungen wie Bitcoin oder Ether. Doch für den soliden, langfristigen Vermögensaufbau sind sie nicht geeignet. Das ist zumindest meine Meinung, die natürlich nicht alle teilen. Ich bin aber überzeugt: Es fehlt einfach ein stabiles Fundament, denn im Grunde steckt bei aller Faszination nichts hinter den Kryptos. Sie sind zwar äußerst populär und auch schon seit 2009 auf dem Markt, aber - mit Ausnahme von El Salvador - nirgendwo auf der Welt als gesetzliches Zahlungsmittel anerkannt. Einzelne Länder arbeiten zwar an entsprechenden Regularien, andere wie beispielsweise China haben Transaktionen in Krypto-Währungen komplett verboten.

Bitcoin und Co. sind keine klassische Anlageklasse, für manchen sind sie auch nicht mehr als heiße Luft. Sie sollten Kryptos als waghalsige Spekulation betrachten, nicht als Baustein der langfristigen Geldanlage oder einer sinnvollen Strategie. Das Risiko ist extrem hoch, die Kurse der Digitalwährungen schwanken heftig und Kryptos locken auch Cyber-Kriminelle an. Wenn es denn unbedingt sein muss, dann sollten Krypto-Währungen in einer langfristigen Strategie nur beigemischt werden; und zwar zu einem sehr kleinen Anteil. Oder Sie packen Bitcoin und Co. in Ihr Spielgeld-Depot, denn da gehören sie hin. Die vermeintlich hohen Chancen mögen Sie anlocken, aber vergessen Sie nie: Keine Chance ohne Risiko. Und je höher die Chance, desto höher ist auch das Risiko.

Das Inflations-Risiko - gekommen, um zu bleiben

Ein Thema, das uns in den kommenden Jahren umtreiben wird, ist die Inflation. Lange Zeit galt sie als »unsichtbare Gefahr«. Mittlerweile ist sie deutlich sichtbar. Jahrelang war der Schwund unserer Kaufkraft gefühlt recht gering und kaum zu bemerken. Das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von gut 2 Prozent wurde in Deutschland lange nicht erreicht. Das hat sich nach der Corona-Krise und spätestens seit Ausbruch des Ukraine-Krieges mit stark steigenden Energiepreisen geändert. Wir sehen es an der Zapfsäule, an der Supermarktkasse, bei der Nebenkosten-Abrechnung.

Auf einmal ist es sehr greifbar, was Inflation bedeutet. Es gibt weniger für das Geld, und zwar deutlich weniger. Wann die Teuerungsrate wieder merklich schrumpft, also nicht mehr alles ständig deutlich teurer wird, wird sich zeigen. Ob die Preise aber auf das alte Niveau sinken? Unwahrscheinlich. Sie werden nur hoffentlich zeitnah nicht mehr so stark steigen. Die Notenbanken - nicht nur in den USA und in Europa - haben mit starken Zinsanhebungen gegen die Inflation gekämpft. Mit Erfolg. Bis die von ihnen angestrebte Inflation von gut 2 Prozent erreicht ist, dürfte es aber dauern.

Das hat nicht nur Folgen beim Einkaufen oder Heizen, sondern eben auch für unsere Geldanlage. Das Inflationsrisiko ist deutlich gestiegen. Vorhanden war dieses Risiko aber schon immer. Sparer erleiden zwar auf dem Papier keine Verluste, ihre Erträge liegen aber trotzdem seit einiger Zeit unterhalb der Inflationsrate. Das bedeutet, dass die Kaufkraft ihrer Ersparnisse mit den Jahren abnimmt. Kurzfristig ist das kaum aufgefallen, vor allem nicht im Vergleich zu den Schwankungen an den Aktienmärkten. Aber auch eine Inflation von 1, 2 oder 3 Prozent richtet langfristig einen ziemlichen Schaden an.

Ein Beispiel: Sie haben 100.000 Euro für die Altersvorsorge angespart. Das klingt erstmal gut. Ein Ruhekissen für das Alter, mit dem Sie Ihre gesetzliche Rente aufhübschen können. Nun gehen wir davon aus, dass die Inflation bei dem von der Europäischen Zentralbank (EZB) gewünschten Niveau von 2 Prozent liegt. Was können Sie sich in 10, 20 oder 30 Jahren von Ihren 100.000 Euro noch kaufen? Was sind sie noch wert beziehungsweise wie hoch ist die Kaufkraft? In zehn Jahren würde die Kaufkraft bei 82.035 Euro liegen, ein deutliches Minus. Noch größer wäre der »Schaden« nach 20 Jahren: Die 100.000 Euro hätten verglichen mit heute nur noch einen Kaufwert von 67.297 Euro. Das tut weh. Und nach 30 Jahren hätte sich die Kaufkraft Ihres Ersparten sogar fast halbiert, nämlich auf 55.207 Euro. Würde die Inflation übrigens bei 3 Prozent liegen, dann hätte sich die Kaufkraft schon nach 20 Jahren fast halbiert. Auf dem Konto werden aber weiterhin 100.000 Euro liegen, das macht es so trügerisch.

Mit Aktien gegen die Inflation