Zug um Zug zu dir - Nadine Gerber - E-Book
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Zug um Zug zu dir E-Book

Nadine Gerber

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Beschreibung

Nora ist Moderedakteurin, Kunstfan und ewiger Single. Gemeinsam mit ihrer Schwester Ennia, die eine schmerzhafte Trennung hinter sich hat, macht sie sich auf, Europa zu entdecken – und dabei die grosse Liebe zu finden. Der Plan: drei Monate, zehn Städte, zehn Dates – das alles mit dem Zug. Schon während der Fahrt von Zürich nach Wien treffen die beiden Frauen auf den geheimnisvollen Engländer Andy. Mit seinen Taschenspielertricks und seinem Charme zaubert er sich auf Anhieb in Noras Herz. Und Nora erobert seins, das glaubt sie zumindest. Doch als sie im Bahnhof eintreffen, ist er von jetzt auf gleich verschwunden. Andy will sich nicht auf romantische Gefühle einlassen, weil diese seine Mission gefährden könnten. Was hat er zu verbergen?

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Inhalt

Cover

Impressum

Titel

Prolog

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Epilog

Über die Autorin

Über das Buch

Nadine Gerber

Zug um Zug zu dir

Autorin und Verlag danken für die Unterstützung:

Elisabeth Jenny-Stiftung

Der Zytglogge Verlag wird vom Bundesamt für Kultur mit ei‍n‍em Strukturbeitrag für die Jahre 2021–2024 unterstützt.

© 2024 Zytglogge Verlag, Schwabe Verlagsgruppe AG, BaselAlle Rechte vorbehaltenLektorat: Alisa ChartéKorrektorat: Ulrike EbenritterUmschlagfoto: Ildiko Neer / Travillion Images

Nadine Gerber

Zug um Zug zu dir

Roman

Prolog

Er betrachtete die gemauerte Wand, die in seinem Atelier stand, aus allen Perspektiven. Er hatte sie extra zu diesem Zweck aufgebaut. Sogar mehrere Mauern aus verschiedenen Materialien waren es geworden, aus Beton, Naturstein, Ziegel. Er hatte es genau nehmen wollen und dafür jede erdenkliche Möglichkeit durchgespielt.

Er machte einen Schritt auf die Mauer zu, einen Schritt zurück. Es änderte nichts am Ergebnis: Alles war spurlos verschwunden. Endlich. Er hätte am liebsten laut aufgeschrien vor Freude. Es hatte tatsächlich funktioniert!

So viele Monate hatte er daran getüftelt. So viel Zeit investiert, so viele Nächte heimlich im Labor verbracht. Das Timing hatte genau passen und die Qualität seinen Ansprüchen genügen müssen. Noch ein paar Tests – und dann konnte es endlich losgehen.

Auch wenn er bereits einen Namen hatte in der Branche – diese Aktion würde sein Meisterstück werden, würde weltweit Aufmerksamkeit erregen. Er hatte eine Stimme – und er würde sie nutzen. Beim Gedanken daran kribbelte es in seinem Bauch. Bald.

1

Daniel ist meine große Liebe.

Nora ließ ihr Smartphone sinken. Was zum Teufel? Sie hob es wieder an und las ungläubig weiter:

Er hat mir bei Instagram zu meinem neuen Job gratuliert. So haben wir angefangen zu chatten. Das war letzten November. An Weihnachten haben wir uns dann getroffen und uns ineinander verliebt.

Weihnachten. Das war vor vier Monaten. Die Trennung war im März geschehen, also vor etwas mehr als einem Monat. Irgendwas war hier schrecklich faul. Ennia hatte ihr den Link zum Online-Artikel geschickt. Ohne Kommentar. Sie öffnete ihren Handy-Chat und tippte: «Ennia, was ist da los?»

«Der Scheißkerl hat mich die ganze Zeit belogen und verarscht», kam postwendend die Antwort. «Und weißt du was? Er streitet es ab.»

«Wo bist du? Ich komme.»

«Das musst du nicht.»

«Aber ich will.»

Sie blickte auf die Uhr auf ihrem Handy. Es war kurz nach sieben Uhr morgens, sie lag noch in ihrem Bett. Das Vibrieren des Smartphones hatte sie aus dem Schlaf gerissen. Es war ein gewöhnlicher Samstagmorgen Ende April – sie hätte ausschlafen können, konnte stattdessen aber genauso gut etwas mit dem Tag anstellen.

«Ich muss arbeiten», lautete die Antwort ihrer Schwester. Natürlich. Ennia musste arbeiten. Das musste sie immer. Sicherlich ein Grund dafür, dass Daniel die Trennung gewollt hatte. Oder zumindest hatten sie das für einen Grund gehalten. Der Hauptgrund hieß jedoch offensichtlich Nadja. Und die war Moderatorin. Eine berühmte noch dazu.

Während Daniel im gewöhnlichen Porträtformat aus dem Smartphone heraus lächelte, hielt ebenjene Nadja ein Mikrofon in der Hand. Die Zeitung, deren Online-Artikel Nora las, hatte einfach zwei Einzelbilder für den Aufmacher verwendet. Offenbar wollte sie die Neuigkeit so schnell wie möglich publizieren, ohne das glückliche Paar vorher noch gemeinsam abzulichten. Das konnte sie auch nächste Woche noch tun – und gleich noch einen Artikel nachliefern. Ein neues Traumpaar. Hurra! Für die Schweizer Medienlandschaft, deren Prominenz hauptsächlich aus Bachelor-Kandidatinnen mit gemachten Brüsten und aufgespritzten Lippen bestand, ein gefundenes Fressen. Nadja passte da zumindest optisch ganz gut rein. Eine «große Liebe» würde medial ausgeschlachtet. Und Daniel, der Hobbysänger, konnte nebenbei auch noch seine Musik präsentieren. Jackpot. Für alle. Außer für Ennia, die diese Schmach wirklich nicht verdient hatte.

«Ich komme ins Krankenhaus und wir trinken da einen Kaffee», beharrte Nora. «Wann?»

«Ich kann um halb eins Mittag machen», gab Ennia schließlich nach.

Fünfeinhalb Stunden. Sie googelte Daniels Namen und den dieser Moderatorin Nadja, die sich vor allem auf Trash-Sendungen – aka Reality-Formate – spezialisiert hatte. Sie kannte sie tatsächlich nicht persönlich – und das, obwohl ihr als Journalistin schon so viele Prominente über den Weg gelaufen waren.

Im Moment konnte sie nichts machen. Sie musste erst mit Ennia reden. Natürlich konnte sie der Berichterstattung einen Riegel vorschieben oder die offensichtliche Lüge und den Betrug entlarven. Es war aber das Problem ihrer Schwester – und nicht ihr eigenes. Und das musste sie akzeptieren, auch wenn es sie in den Fingern juckte.

Sie konnte sich vorstellen, dass Daniel nicht so wohl war bei der Sache. Immerhin wusste er, dass sie, Nora, sehr gute Kontakte zu allerlei Medien hatte. Auch wenn er den Betrug abstritt – er war nun einmal offensichtlich.

Sie beschloss, eine Runde joggen zu gehen. Damit hatte sie vor ein paar Monaten begonnen. Eigentlich hatte sie nie sonderlich viel für Sport übriggehabt – schöne Dinge wie Mode oder Kunst lagen ihr mehr –, aber sie hatte gemerkt, wie gut ihr die Bewegung an der frischen Luft tat, und letztlich hatte sie sich daran gewöhnt. Sie hatte dadurch nicht nur ein paar Kilos verloren – sie fühlte sich tatsächlich viel fitter und auch wohler in ihrem Körper. Und sie freute sich, dass sie nach einem Sprint auf den Zug nicht sofort komplett außer Atem war. Es kam schließlich oft genug vor, dass sie den Zug nur erwischte, wenn sie rannte, so schnell sie konnte. Sie war einfach zu verpeilt, um pünktlich zu sein.

Sie schlüpfte also in Jogginghose, Laufschuhe sowie einen eng anliegenden Skipulli, über den sie noch einen Sweater zog. Mütze und Handschuhe konnten ebenfalls nicht schaden an diesem kühlen Frühlingsmorgen im April.

Atemwölkchen entwichen ihrem Mund, während sie unter grauem Himmel das Flussufer entlanglief. Zürich schien noch zu schlafen, es war kaum jemand unterwegs – nur ein paar einzelne Spaziergänger mit ihren Hunden. Und da und dort mal ein anderer Läufer. Wer war auch so verrückt, so früh am Samstag seine Runde zu drehen? Dafür hatte sie es nachher hinter sich. Eine warme Dusche, ein schönes Frühstück und der Tag konnte richtig beginnen.

Sie bekam jedoch die Geschichte mit Daniel nicht mehr aus dem Kopf. Wie hatte er Ennia das nur antun können? Es hatte wehgetan, diesen Artikel zu lesen. Sie kannte Daniel schon seit vielen Jahren und in dieser Zeit war er fast wie ein Bruder für sie geworden. Sie hätte ihm so was echt nicht zugetraut. Sie spürte, wie die Gedanken daran ihre Stimmung trübten. Wie musste es nur Ennia damit gehen?

Sie versuchte sich auf ihre Pläne zu konzentrieren. Da sie ohne Musik oder Podcast joggte, gab es für ihre Gedanken während des Laufens viel Raum. Sie joggte bewusst ohne Berieselung – denn genau in diesen Momenten kamen ihr die besten Ideen. Alternativ konnte sie Erlebnisse verarbeiten oder sich auf bevorstehende Aufgaben einstimmen.

Am späten Nachmittag würde sie noch eine Vernissage besuchen, um darüber zu berichten. Sie war Redakteurin bei einem großen Lifestyle-Magazin und zuständig für Themen wie Fashionshows, Kunstausstellungen, Restauranteröffnungen oder Theaterpremieren.

Vor ein paar Jahren entschied sie sich für ein Journalismusstudium, weil sie schon immer sehr gerne geschrieben hatte. Jetzt, mit siebenundzwanzig, hatte sie ihren Traumjob gefunden. Sie arbeitete zwar unregelmäßig, dafür aber selbstständig und mit vielen Freiheiten.

Nach einer halben Stunde drehte sie um und lief dieselbe Strecke entlang des Flusses wieder zurück. Es war ein schmaler Kiesweg, der direkt an die Böschung angrenzte, die hinunter ans Wasser führte. Auf der anderen Seite des Kieswegs waren alleeartig Bäume gepflanzt. Dahinter folgten die Straße und die Häuser. Es zeigten sich schon erste Blütenknospen an den Bäumen. Die Stimmung war trotzdem eher trüb und winterlich – der tiefe Nebel ging direkt in dunkle Wolken über.

Noras Wohnung lag in dem Quartier direkt neben dem Fluss. In den Blöcken hier waren die Wohnungen alt, dafür aber zentral, bezahlbar und mit vielen jungen, hippen Nachbarn. Sie liebte ihre Wohnung, es waren nur zwei Zimmer, die Küche war mit einem Gasherd aus den Siebzigerjahren ausgestattet und das Bad von dunkelgrünen Fliesen überzogen. Aber sie hatte die Wohnung gemütlich eingerichtet, im Skandi-Stil, viel Weiß, viel Holz, viel Stoff. Dazu gab es einen kleinen Balkon und – was auch nicht zu verachten war – eine Sauna auf dem Flur, die natürlich alle Bewohner des Hauses nutzen konnten, was sie auch hin und wieder taten.

Nach einer guten Stunde hatte sie den Eingang ihres Wohnblocks erreicht. Sie beschloss, sich nach dem Lauf etwas Entspannung in der Sauna zu gönnen. Nora stieg die Treppen hoch, nahm immer zwei Stufen auf einmal nach oben. Im ersten Stock kam sie an der Sauna vorbei, sodass sie schon einmal auf den «An»-Schalter drücken konnte. So würde sich der Raum aufheizen, während sie eine kurze Dusche nahm. Es war eine winzige Sauna, die zudem unnötig viel Strom verbrauchte. Da Nora jedoch kein Auto besaß und nie flog, gönnte sie sich hin und wieder die Entspannung.

***

Pünktlich um halb eins stand sie in der Kantine des Krankenhauses, in dem ihre Schwester Ennia arbeitete.

Sie hatte sich bequem angezogen, trug eine lockere Mom-Jeans, violette Chucks und einen schwarzen Hoodie. Ihre langen, fast schwarzen Haare hatte sie sich zu einem hohen Dutt gebunden. Dazu hatte sie ihre Brille mit dem Goldrand aufgesetzt. Sie liebte ihre Brille, wenngleich sie im Alltag oft unpraktisch war und sie daher auf ihre Linsen zurückgriff.

Ennia sah aus wie ein Gespenst, als sie in die Kantine trat. Der weiße Krankenhauskittel ließ ihre bleiche Haut noch bleicher erscheinen, außerdem war sie erschreckend dünn. Ennia hatte auch keinen Hunger, wie sie sagte, doch Nora bestand darauf, dass sie ein Stück warmen Apfelstrudel aß, der an der Dessertausgabe zusammen mit Vanillesauce serviert wurde. Ennias Lieblingsessen.

Auch sie selbst holte sich ein Stück und dazu zwei Gläser Apfelschorle. Ennia brauchte dringend ein paar Kalorien.

Ihre Schwester war schon immer feingliedrig gewesen. Mit ihren orangeroten Haaren, den Sommersprossen und den vollen Lippen war sie eine besondere Schönheit. Ganz anders als Nora, die stets braungebrannt war. Klein und zierlich war aber auch sie selbst. Sie nahm sich zum Apfelstrudel noch eine Schüssel Gulaschsuppe. Jogging und Sauna hatten hungrig gemacht. Doch so wie Ennia appetitlos in ihrem Strudel herumstocherte, befürchtete Nora, sie müsste dieses Stück auch noch verdrücken.

«Dieser verdammte Hornochse», entfuhr es Ennia, während sie ihre Gabel klirrend auf den Teller fallen ließ. Einen solchen Gefühlsausbruch ihrer zurückhaltenden, anständigen Schwester hatte Nora noch nicht oft erlebt. Doch sie freute sich darüber. Ennia gab offenbar nicht sich selbst die Schuld.

«Er ist ein Arschloch», bestätigte Nora. «Aber erzähl mal von vorne. Wie ist es zur Beziehung mit dieser ... Plaudertasche ... gekommen?»

«Er hat sie wohl über Social Media angeschrieben. Und sie ist darauf angesprungen.»

«Daniel hat ständig irgendwelchen Promidamen geschrieben.»

«Wieso weißt du das?»

«Durch meinen Job bin ich mit denen befreundet und konnte es öfters lesen.»

«Warum hast du nichts gesagt?»

«Weil es nicht wichtig war. Mensch, Ennia, das ist Social Media. Jeder schreibt da jedem. Da steckt normalerweise nichts dahinter. Ich fand es eher peinlich und wollte dich damit verschonen. Tut mir leid.»

Ennia hielt nicht viel von Social Media. Sie machte eine zurückweisende Handbewegung und griff wieder nach ihrer Gabel.

«Komm, Ennia. Er will nur den Fame. Du weißt schon lange, dass er mit seiner Band durchzustarten plant. Das ist seine Chance.»

«Na ja, gerade hässlich ist sie nicht. Und wir waren schon länger nicht mehr glücklich.»

«Schau, Ennia. Es ist legitim, eine Beziehung zu beenden. Es ist sogar legitim, sich in jemand anderen zu verlieben. Es ist aber verdammt noch mal nicht legitim, seinen langjährigen Partner zu belügen und zu betrügen.»

«Das weiß ich ja. Der Mistkerl behauptet, er habe zwar mit ihr gechattet, sie aber erst nach unserer Trennung getroffen.»

«Da hätte er sich besser mit ihr absprechen müssen», argumentierte Nora schnippisch. «Sie behauptet in dem Interview, sie hätten sich an Weihnachten zum ersten Mal getroffen und sofort ineinander verliebt. Und an Weihnachten wart ihr definitiv noch zusammen.» Daniel hatte sogar noch mit ihr, Ennia und ihren Eltern gefeiert.

«Es hat monatelang ein Hin und Her gegeben, ob er sich trennen will. Wir seien ja schon so lange zusammen und das werfe man nicht einfach weg. Mann, und ich habe so um ihn gekämpft. Während er längst mit einer anderen geschlafen hat.»

«Und jetzt tingeln sie durch die Medienwelt und feiern ihre große Liebe, während Daniels Fanschar stetig wächst.»

«Amen.» Es klang bitter.

Daniel war der Sänger einer Pop-Band, die regional schon ein paar Erfolge hatte feiern können, die aber nie den großen Durchbruch geschafft hatte. Und natürlich war es Daniels großer Traum, von seiner Musik leben zu können.

«Ennia, lass mich wenigstens dem einen Riegel vorschieben. Ich bin Journalistin, ich kenne die Leute, die über die beiden schreiben. Lass mich denen die Wahrheit sagen. Es kann doch nicht sein, dass am Ende der gewinnt, der lügt. Dass Daniel aus seinem Betrug noch Profit schlagen kann.»

«Nein, Nora. Das möchte ich nicht. Das Leben schlägt irgendwann zurück, da bin ich mir ganz sicher. Sollen sie ihre Show abziehen.»

«Ich werde mir ganz oft in den Hintern beißen müssen, um zu schweigen», meinte Nora verbittert.

«Dann tu das, liebstes Schwesterlein. Bitte. Für mich. Ich möchte wirklich nicht als die eifersüchtige Ex dastehen, die in der Öffentlichkeit die neue Beziehung torpediert. Ich würde mich schämen. Und ich bin überzeugt davon, dass irgendwann alles einen Sinn ergibt. Ich muss das jetzt einfach irgendwie überleben.»

Sie blickte auf ihre Armbanduhr und nahm doch noch einen großen Bissen ihres Apfelstrudels. «Ich muss los. Eine neue Patientin kommt gleich.»

2

Ein neues Liebespaar am Promihimmel – das war in einer kleinen Medienlandschaft wie der der Schweiz ein Thema, das man sich nicht entgehen lassen durfte. Alle Zeitungen, Zeitschriften und Lifestyle-Sendungen stürzten sich auf das neue Traumpaar, machten Fotos, Interviews und Homestorys. Es fiel Nora zunehmend schwerer, nicht ihre Kontakte anzurufen und die Sache aufzuklären. Vor allem fiel es ihr aber schwer, zu sehen, wie Ennia litt. Immer wieder wurde sie von der Sache eingeholt durch die Berichterstattungen und Medienauftritte. Daniel beteuerte stets seine große Liebe zu dieser Nadja – jedes Mal ein Arschtritt in Richtung seiner Ex. Das Paar sprach von Zusammenziehen, Hochzeit und Familie. Nora wusste, wie sehr sich das auch Ennia gewünscht hätte.

Es war Ennia gewesen, die Daniel finanziell unterstützt hatte, damit er sein Studium hatte beenden können. Ennia hatte ihn motiviert, an seinen Songs zu arbeiten und sie aufzunehmen. Daniel hatte sogar ein Lied für Ennia geschrieben – er verkaufte es einer Zeitung nun als Song für deren Nachfolgerin.

Neuerdings sprachen sie in Interviews davon, ihre Beziehung habe erst im März angefangen. Bis dahin hätten sie nur gechattet. Daniel musste seiner Neuen klargemacht haben, dass es gefährlich war, wenn sie erzählte, dass die Beziehung schon an Weihnachten begonnen habe. Nora fragte sich, wieso diese Nadja sich auf solche Lügen einließ. Weil sie in ihn verliebt war, das war gewiss. Es war der blanke Hohn. Ebenfalls war es erschreckend, wie lange die Medien an der Story festhielten. Die Artikel rissen nicht ab, es hörte nicht auf. Ennia hatte sich in ihrem Krankenhaus vergraben und schob Extraschicht um Extraschicht. Sie wurde immer blasser und dünner, und Nora kam kaum noch an sie heran. Der Fall war klar: Ennia musste hier raus. Weg aus dem Krankenhaus, weg von der Medienberichterstattung, weg aus der Schweiz. Sie musste leben, erleben, fühlen. Gutes Essen essen, ins Meer springen, nette Männer daten.

Eine Reise. Eine besondere Reise. Nur sie beide.

Obwohl sie so verschieden waren, anders aussahen und unterschiedliche Interessen pflegten, hatten sich die Schwestern schon immer sehr nahegestanden. Sie waren zwar in der Stadt Zürich aufgewachsen – allerdings am Rand, umgeben von Hügeln und Wäldern. Ihr Vater hatte als Allgemeinarzt gut verdient und sie hatten sich ein schönes Einfamilienhäuschen mit einem kleinen Garten leisten können. Nora und Ennia war stets bewusst gewesen, wie privilegiert sie aufgewachsen waren.

Beide Schwestern waren als Kinder recht wild gewesen. Sie hatten zwar ein Dasein als Stadtkinder geführt, doch die Nähe zur Stadtgrenze verhalf ihnen zu einigen Abenteuern. Es hatte eine ganze Horde Kinder in dem Quartier gegeben, mit denen sie etwas hatten unternehmen können. Sie hatten Baumhütten gebaut, im Bach gebadet, sie waren auf Baustellen herumgetigert und hatten dort Verstecken gespielt. Nora musste schmunzeln, als sie daran dachte – das wäre heute wohl kaum mehr möglich. Sie hatten in einer Sackgasse Fußball gespielt und im Winter hatten sie ihre Schlitten aus dem Keller geholt und waren die verschneiten Hügel hinuntergeflitzt. Sie hatten eine schöne und behütete Kindheit gehabt – dass das ein großes Glück war, war Nora in den Jahren als junge Erwachsene immer mehr bewusst geworden und sie war sehr dankbar dafür.

Natürlich hatte es zwischen den Schwestern auch oft gekracht. Vor allem als Teenagerin war Nora oft eifersüchtig gewesen auf die zwei Jahre ältere Ennia. Während Ennia Partys hatte feiern dürfen, hatte sie, Nora, zu Hause hocken müssen. Dabei war sie die temperamentvollere, getriebenere der beiden Schwestern gewesen, das Warten, bis auch sie alt genug war, hatte sie oft zermürbt.

Es war schließlich aber Ennia gewesen, die sie darin unterstützt hatte, Journalistin zu werden – und nicht, wie von ihrem Vater gewünscht, Jura oder Medizin zu studieren. Die Medizin war Ennias große Leidenschaft – sie hatte nicht gezwungen werden müssen. Genauso wie es Noras große Leidenschaft war, zu schreiben. Letztlich hatte Papa nachgegeben – schließlich wollte er seine Töchter glücklich sehen. Glücklich. Davon war Ennia gerade weit entfernt.

Nora klickte sich durch ein paar Reiseblogs. Sie saß in ihrem Büro und sollte eigentlich einen Artikel schreiben über die Vernissage, die sie am Abend zuvor besucht hatte. Aber die Idee der Reise hatte sich wie ein Floh in ihr Ohr gesetzt. Ein bisschen Inspiration konnte nicht schaden.

Ennia war eigentlich ein sehr fröhlicher, positiver Mensch und für jeden Quatsch zu haben. Genau wie sie, Nora. Da ähnelten sich die Schwestern sehr. Sie waren bodenständig und sich für nichts zu schade. Die Trennung und bestimmt auch die viele Arbeit hatten Ennia runtergezogen. Es würde ein schwieriges Unterfangen werden, sie von der Reise zu überzeugen, die im Idealfall nicht nur zwei Wochen dauern sollte ... Sie stieß auf das Reisetagebuch einer gar nicht mal so bekannten Bloggerin. Das klang interessant.

«Nora, wie weit bist du mit dem Artikel?» Ihre Chefin. Die kam genau im richtigen Augenblick. «Ich würde den gerne noch in die nächste Ausgabe bringen. Aber denk daran: Eine halbe Seite reicht. Such noch zwei, drei schöne Bilder raus. Florian hat einen Ordner angelegt.»

«Ich brauche noch ein, zwei Stunden», rief Nora zurück und widerstand der Versuchung, ihren Laptop zuzuklappen. Das hätte sie erst recht verraten. Ihre Chefin war cool und natürlich durfte sie auch mal Reiseblogs durchstöbern. Aber der Artikel hatte im Moment wirklich Vorrang.

Es war ein kleines Team aus nur zwölf Leuten, die das monatliche Magazin mit Inhalt befüllten. Dazu kamen etliche Freelancer. Einer davon war Florian, der Fotograf. Sie fotografierte selbst leidenschaftlich gern und hatte im Studium sogar einen Kurs in Fotografie belegt – allerdings war sie als Redakteurin eingestellt worden, und so hatte es hier irgendwie bisher keinen interessiert, dass Nora die Fotos jeweils auch gleich mitliefern könnte. Für sie war es aber okay – so konnte sie sich bei einem Event voll und ganz auf den Inhalt konzentrieren. Und die Fotografie fand in ihrer Freizeit statt. Auf diese Weise hatte sie das Privileg, ihre Kreativität ausleben zu dürfen – und nicht zu müssen. Schon viele hatten versucht, ihr Hobby zum Beruf zu machen, und dann unter dem Druck die Freude daran verloren.

Die Gabe, immer schreiben zu können, war ihr von Natur aus gegeben. Es fiel ihr einfach leicht und die Sätze sprudelten nur so aus ihr heraus. Sie musste nie lange über ihr Schreiben nachdenken. Und heute handelte es sich nur um eine halbe Seite. So verbrachte sie die nächsten zwei Stunden ihrer Arbeitszeit tatsächlich mit Arbeiten und schickte den fertigen Text via E-Mail ihrer Chefin Olivia. Diese saß in einem eigenen Büro, das mit einer weißen Holzwand, in die ein großes, gläsernes Fenster eingelassen war, vom Rest abgetrennt war. Die anderen Mitarbeiter teilten sich das Großraumbüro.

Es war ein großer Raum in einer ehemaligen Brauerei im Westen von Zürich. Zürich-West war ein aufstrebendes Quartier, nachdem viele alte Gebäude abgerissen oder saniert worden waren. Clubs, Bars, Restaurants oder Spielhallen befanden sich in Massen entlang der belebten Straßen. Viele Medienhäuser waren vor einigen Jahren in die Gegend gezogen.

Die Wände ihres Büros waren weiß getüncht, allerdings konnte man die Strukturen der alten Backsteinziegel noch gut erkennen. Die Bürotische standen zwischen den hohen, schmalen Fenstern, die vom Boden bis fast an die Decke reichten. In einer Ecke gab es außerdem einen großen Holztisch mit vielen bunten Stühlen – jeder in einer anderen Farbe –, der als Sitzungstisch diente. Die grünen Topfpflanzen sorgten für einen zusätzlichen Farbklecks. Den Fensterfronten entlang standen schön aufgereiht die Bürotische der Redakteure. Es waren schwarze Tische aus Metall mit bequemen, ebenfalls schwarzen Stühlen. Jeder Mitarbeiter hatte seinen eigenen Platz – was nicht selbstverständlich war. Von früheren Tätigkeiten wusste Nora, dass die Tische oft bestimmten Diensten zugeteilt waren, und je nachdem, welchen Dienst man gerade verrichtete, saß man am entsprechenden Ort. An einer Wand prangte in riesigen, kunstvollen Lettern der Name des Magazins: WAY! Es war eine sehr stilvolle, aber gemütliche Umgebung, in der sich Nora wohlfühlte. Sie war aber auch sehr konstruiert. Jemand hatte es hier stylisch und gemütlich machen wollen – es war nicht einfach so passiert, wie etwa bei ihr zu Hause.

Nun, nach getaner Arbeit, konnte sie sich wieder ihren eigenen Recherchen widmen. Sie las weiter auf der Seite der Bloggerin, die zusammen mit ihrem Partner seit geraumer Zeit mit dem Zug durch Europa tourte und dabei die schönsten Städte des Kontinents entdeckte. Ennia liebte Städtetrips. Sie hatten schon einige tolle Städte besucht – viele aber auch noch nicht.

In ihr reifte ein Plan heran. Sie brauchte definitiv noch ein paar Infos – und Ennia musste mitmachen. Es würde ziemlich viel Vorbereitung und Planung vonnöten sein. Aber es könnte klappen – und fantastisch werden.

3

«Du bist komplett verrückt!»

«Ein bisschen vielleicht, mag sein. Aber komm schon, Ennia. Es tut dir gut, hier mal rauszukommen, dich abzulenken und neu zu orientieren.»

«Wir können gerne übers Wochenende nach Wien oder London fliegen.»

«Ein Wochenende – und dann steckst du wieder im gleichen Trott fest. Das reicht nicht.»

«Ich habe aber keine Zeit, um wochenlang mit dem Zug durch Europa zu gondeln.»

«Die Zeit müsstest du dir schon nehmen ...»

«Nein!»

«Warum nicht?»

«Darum.»

«Das ist keine Begründung. Du weißt genau, dass du ewig keine Auszeit hattest. Du brauchst neue Energie», argumentierte Nora.

«Dann lege ich mich drei Wochen an den Strand, aber spule kein Marathonprogramm durch Europa ab.» Das war ein Argument.

«Es sind zehn Städte in drei Monaten. Wir haben also über eine Woche pro Stadt. Wir werden nicht überall so lange brauchen und haben somit auch genügend Zeit zu reisen, mal woanders zu übernachten und uns spontan was anzuschauen. Oder uns an den Strand zu legen.»

Sie saßen mal wieder in der Krankenhauskantine. Anders war Ennia im Moment nicht zu kriegen. Keine Restaurantbesuche, keine Spaziergänge am See, keine Gespräche unter Schwestern auf dem Balkon mit einem Glas kühlen Hugos. Ennia ging ohnehin kaum nach Hause, hatte sich ein Zimmer im Personalhaus des Krankenhauses gemietet.

Daniel war zwar taktvoll genug, diese Nadja nicht in ihre gemeinsame Wohnung zu schleppen – allerdings wohnte er offiziell noch immer dort und all seine Sachen waren noch da. So war erst einmal Ennia ausgezogen, sie wollte aber die Wohnung, die ihren Eltern gehörte, behalten und verlangte von Daniel, dass er sie verließ. Was er wohl ohnehin tun würde – um gleich mit seiner Nadja in ein gemeinsames Liebesnest zu ziehen. Damit hätten die beiden dann wieder neuen Stoff für Homestorys.

Nora blickte sich in der Kantine um. Obwohl sie erst kürzlich renoviert worden war, versprühte sie keinerlei Gemütlichkeit. Der Boden aus Marmorplatten wirkte kühl und die lange hölzerne Theke, an der sich Mitarbeitende und Gäste bedienen konnten, steril. Das Essen wurde lieblos auf Plastikteller geworfen. Es schmeckte aber gar nicht schlecht, das musste Nora zugeben.

«So ein Ticket ist zudem auch nicht ganz günstig.»

«Ach, Ennia, mit deinem Lohn könntest du dir das locker leisten. Aber ich mache dir ein Angebot.» Sie holte tief Luft. Sie hatte sich das lange überlegt und war überzeugt von der Idee. «Wenn du mitkommst und dich bereit erklärst, in acht der zehn Städte einen Mann zu daten, dann schenke ich dir das Interrailticket.»

«Ich sage ja: total verrückt», brummelte Ennia und rieb sich mit der offenen Handfläche das Gesicht.

«Jetzt überleg es dir doch wenigstens mal ...»

«Malediven? Oder Bali?»

Nora seufzte. Ihre Schwester wusste genau, wie wichtig ihr der Klimaschutz war. Da waren sie und Ennia sich einig – wenn man sich das Fliegen sparen konnte, dann sollte man es auch tun. Ennia zog sie nur auf.

«Ein Scherz, Schwesterlein. Auch wenn ich gegen Meer und Strand wirklich nichts einzuwenden hätte.»

«Es gibt auch in Europa tolle Strände und wir wären ja im Sommer unterwegs.»

«Überhitzte Züge ...»

«Jetzt hör mal auf. Die sind alle klimatisiert.»

«Und damit wieder schön klimaneutral», fügte Ennia mit ironischem Unterton hinzu.

«Überleg es dir wenigstens», bat Nora.

«An welche Städte hast du denn gedacht?»

«Zehn Städte, die mit dem Zug oder Schiff erreichbar sind und in denen wir beide noch nie waren.»

Nora spürte, wie der Widerstand ihrer Schwester bröckelte.

«Berlin? Prag?»

«Da war ich schon.»

«In Mailand waren wir zusammen.»

«Und in Madrid und Barcelona damals mit unseren Eltern.»

«Wir müssen auch schauen, dass wir die Destinationen mit dem Zug oder dem Schiff erreichen können.»

«Ich wollte schon immer mal nach Ljubljana.»

«Ljubljana? Wie kommst du denn darauf?»

«Der Name klingt so schön. Er bedeutet so was wie ‹geliebte Stadt›. Liebe. Das klingt doch toll.»

«Also dann, Ljubljana.» Nora schnappte sich ihr Handy, das vor ihr auf dem Tisch lag, und trug die Stadt in ihrem digitalen Notizbuch ein.

«Ich habe noch nicht Ja gesagt», unterbrach sie ihre Schwester.

«Ich sage ja: Denk darüber nach. Wir müssen auch noch beide die Zeit freischaufeln. Wir brauchen wohl unbezahlten Urlaub – und das kurzfristig und in einer Zeit, in der eh schon viele weg sind. Bei mir sollte es klappen, da unser Magazin Sommerpause macht und wir keine Ausgaben produzieren.»

«Um ehrlich zu sein, könnte ich wohl auch weg. Ich fange im Oktober eine neue Stelle in einem anderen Krankenhaus an. Ich möchte noch andere Erfahrungen sammeln und brauche diese Stelle für meinen Facharzt. Und ich habe nur einen Monat Kündigungsfrist.»

Ennias Traum war es, als Gynäkologin Frauen bei den Geburten ihrer Babys zu unterstützen. Sie hatte nie etwas anderes werden wollen als Ärztin. Während Nora – sobald sie alt genug gewesen war – sich als Jugendliche mit Freunden getroffen und Partys gefeiert hatte, hatte Ennia meist medizinische Fachbücher gewälzt. Sie hatte ihr Studium in Rekordzeit und mit Bestnoten durchgezogen.

Daniel hatte sie damals während des Studiums kennengelernt – dieser musste allerdings nach einigen Semestern feststellen, dass er als Arzt nichts taugte. Und so hatte er letztlich zu BWL gewechselt.

«Dann bist du dabei?»

«Nora. Nein. Das ist völliger Blödsinn.»

Nora konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Sie wusste, dass sie ihre Schwester damit angefixt hatte – diese konnte es nur nicht zugeben. «Überleg es dir», antwortete sie nun. «Und erzähl mir von deinem neuen Job.»

4

Nadja und Daniel zeigen ihr Liebesnest. Body & Style besucht das Traumpaar bei sich zu Hause. Schalten Sie ein, Freitagabend nach den Nachrichten.

Nora verdrehte die Augen. Inzwischen hatte sich Daniels «große Liebe» in ihrem Freundeskreis zu einem Running Gag entwickelt. Alle schickten ihr Links, wenn das Paar wieder irgendwo in den Medien auftauchte. Daniel war noch immer nicht bei Ennia ausgezogen – und da Ennia Dreharbeiten in ihrer Wohnung kaum zugelassen hätte, musste es sich beim «Liebesnest» also um die Wohnung der Moderatorin handeln. Nora hatte sogar versucht, mit Daniel zu reden – ohne das Wissen von Ennia, was ihr einigen Ärger eingebracht hatte. Aber anstatt sein Fehlverhalten zuzugeben oder einsichtig zu sein, hatte Daniel auf Nora herumgehackt und ihr absurde Vorwürfe gemacht, dass sie selbst eine Lügnerin sei. Er müsse sich doch nicht von einer Lügnerin als Lügner beschimpfen lassen, hatte er gemeint. Beispiele für ihre eigenen Lügen hatte er aber nicht nennen können. Irgendwann hatte sie das Gespräch abbrechen müssen – sonst hätte sie sich auf ein Niveau begeben, das ihr nicht gutgetan hätte. Und ganz bestimmt auch keinem sonst. Sie hatte sich mit Daniel doch mal so gut verstanden und ihn wirklich gerngehabt als Freund ihrer liebsten Schwester, als Schwager, Familienmitglied. Und nun war es so, als wären sie Fremde – oder vielmehr alte Feinde. Es gab keine Alternative – sie musste ihn gewähren lassen und Ennia musste darüber hinwegkommen. Eigentlich konnte ihre Schwester froh sein, dass sie diesen Idioten los war und jemanden finden konnte, der sie wirklich verdient hatte.

Dass jemand einen nicht liebte, bedeutete leider nicht, dass man diesen automatisch auch weniger liebte. Aber was wusste sie schon von der Liebe? Ihre einzige längere Beziehung war fünf Jahre her und hatte etwas mehr als ein Jahr gehalten. Seither war sie nie über gelegentliche Affären hinausgekommen. Nicht, weil sie nicht gewollt hätte. Es hatte einfach nie auf beiden Seiten gefunkt. Mal hatte sie sich verliebt, er wollte aber keine Beziehung; oder aber er hätte sich gerne auf sie eingelassen, aber es hatte für sie einfach nicht gereicht. Wobei Nora wusste, dass ihre Ansprüche hoch waren. Wenn ein Mann sich in sie verliebt hatte, war sie oft weggerannt, ohne ihm überhaupt eine Chance zu geben. Allerdings wusste sie auch, dass sie sich Knall auf Fall verlieben konnte, denn wenn sie Gefühle entwickelte, dann sofort. Inzwischen hatte sich Nora an das Singleleben gewöhnt und sich so eingerichtet, dass sie glücklich und erfüllt war. Ein Mann bedeutete eben auch eine Umstellung. Nach Liebe sehnte sich Nora ehrlicherweise trotzdem.

Diese Reise ... Sie freute sich so darauf und hoffte, dass Ennia zusagen würde. Wenn nicht, würde sie sie wohl allein antreten. Nora spürte, dass auch sie eine Veränderung brauchte, raus musste aus dem Alltag und etwas erleben. Sie war noch so jung. Und sie war noch nie für eine längere Zeit verreist. Die Idee hatte sie so angefixt, dass sie das so oder so durchziehen würde.

«Ich komme mit.» Die Nachricht ploppte mit einem lauten Surren auf dem Bildschirm ihres Smartphones auf. Nora griff danach. «Ennia schreibt ...», prophezeite ihr ihre Messenger-App. Sie wartete also ab, was ihre Schwester noch hinterherschicken würde. «Jetzt muss dieser Idiot auch noch in diese Fernsehsendung. Reichen die ganzen Fotos nicht aus?»

«Ich habe es gesehen», tippte Nora zurück.

«Wann geht es los?», kam prompt die Antwort ihrer Schwester.

Nora hätte in Jubelstürme ausbrechen können, wusste aber, dass Ennias Motivation nicht gerade überschwängliche Freude war. Das machte ihr fast ein schlechtes Gewissen. Trotzdem – die Reise würde ihnen guttun. Auch Ennia.

«Sobald wir bereit sind.»

5

Nora ließ ihren Blick hinunter über die Stadt und die Limmat schweifen. Sie hatte ihren Balkon mit bunten Glühlämpchen verziert, die entlang der Brüstung hingen und nun in der Dämmerung leuchteten. Ansonsten war der Balkon voller grüner Pflanzen. Eine gemütliche Lounge aus Holzpaletten mit weißen Kissen und ein kleiner, runder Tisch mit Mosaikmuster sorgten für Gemütlichkeit. Unter dem Tisch lag zudem ein heller Outdoor-Teppich.

Nora machte es sich gern gemütlich und hatte ein Händchen für schöne Dinge. Der Balkon war nicht groß, sie war schon froh, dass sie als junge, alleinstehende Frau in einer Stadt wie Zürich überhaupt einen hatte.

«Wir müssen mal wieder eine schöne Grillparty feiern mit unseren Freunden», sagte sie zu Ennia, die endlich mal wieder bei einem Gläschen Hugo an ihrer Seite saß.

«Das schaffen wir wohl nicht mehr vor unserer Reise», erwiderte diese. Sie war gekommen, um mit Nora die Route zu besprechen. Nora hatte unbezahlten Urlaub bekommen und Ennia hatte gekündigt – in wenigen Wochen konnte es losgehen. Von Mitte Juni bis Mitte September wollten sie unterwegs sein.

Nora konzentrierte sich wieder auf den Laptop, der vor ihr auf dem Mosaiktischchen stand.

«Also, wir haben Ljubljana, Wien, Athen, Stockholm, Dublin und Paris. Ich denke, wir sollten zuerst nach Wien fahren und von da nach Ljubljana. Das liegt nicht weit auseinander.»

«Von Ljubljana aus könnten wir nach Budapest. Das liegt auch da in der Ecke und Budapest soll wunderschön sein», überlegte Ennia laut.

Nora fuhr mit dem Finger über die Europakarte, die den Bildschirm ihres Laptops zierte.

«Budapest ist eine tolle Idee. Aber ich glaube, es wäre von der Route her einfacher, zuerst nach Budapest zu fahren und dann nach Ljubljana. Und dann könnten wir alles hier herunterfahren nach Athen.»

«Und dann mit der Fähre rüber nach Italien.»

«Rom haben wir auch noch nicht auf unserer Liste. Nach Rom wollte ich schon immer mal.»

«Wir sollten dann den ganzen Stiefel entlangfahren. Ich denke, wir haben genügend Zeit, um uns auch im Süden noch etwas anzuschauen. Matera zum Beispiel. Weißt du, diese Felsenstadt, wo auch James Bond gedreht wurde.»

Nora notierte sich Matera.

«Von Rom aus sollten wir dann weiter nach Paris.»

«Ich bin mir nicht sicher. Ich würde so gerne noch nach Lissabon, aber das liegt ein bisschen weit abseits. Wir müssten durch Frankreich und Spanien.»

«Ich möchte da auch unbedingt mal hin. Wir können ja wieder irgendwo einen Zwischenstopp machen. Am Meer.»

«Dann denke ich aber, dass wir erst nach Lissabon und auf dem Rückweg nach Paris sollten. Dann nach Stockholm und von da mit dem Schiff nach Großbritannien oder zurück nach Paris und durch den Eurotunnel.»

«Wir werden verdammt viel Zug fahren. Und das im Sommer.»

«Wir müssen einfach immer wieder Pausen einlegen. Oder wir verzichten auf Stockholm und fahren stattdessen nach Brüssel?»

«Wir können ja mal schauen, wie wir in der Zeit liegen, und spontan entscheiden.»

«Moment, ich glaube, es hat geklingelt.»

Nora bewegte ihr Ohr ein wenig näher zur Tür, als ob es etwas bewirken könnte. Dann stand sie auf.

Leise Musik klang durch die halb offene Balkontür vom Wohnzimmer nach draußen. Es war eine Mischung aus entspannenden Melodien und gängigen Popsongs von Noras Playlist. Sie hatten Pizza bestellt und mussten aufpassen, dass sie den Boten nicht verpassten.

Nora ging nach drinnen. Wenige Minuten später trat sie mit zwei warmen, lecker duftenden Kartonschachteln wieder auf den Balkon.

«Abendessen ist fertig», verkündete sie fröhlich und legte die Schachteln auf die Loungekissen. Der Tisch war viel zu klein – selbst für nur eine Pizza. Nora hatte sich eine mit verschiedenen Gemüsesorten bestellt. Sie aß nur selten Fleisch, versuchte sogar, wegen des Klimaschutzes ganz darauf zu verzichten. Ennia, die schon lange kein Fleisch mehr aß, hatte nur Tomaten, Käse und Knoblauch geordert. Der Knoblauchgeruch stach sofort in die Nase.

«Eigentlich kannst du froh sein, dass du allein schläfst, bei der Knoblauchfahne, die du danach hast», witzelte Nora.

«Ich wollte eigentlich hier schlafen», gab Ennia zurück und streckte Nora die Zunge heraus.

«Darfst du, Schwesterherz. Wir können nachher noch die Sauna einheizen. Dann kannst du deinen Knoblauch wieder ausschwitzen.»

«Sauna Ende Mai? Es ist doch schon fast Sommer.»

Ennia hatte ihre Schachtel geöffnet und das erste Stück Pizza herausgeholt. Jetzt biss sie vorsichtig hinein.

«Mmmmh, gut», meinte sie kauend.

«Also steht die Route fest?», fragte Nora, mehr um sich noch einmal zu vergewissern. «Wenn wir nach London noch nach Dublin fahren, haben wir die zehn Städte voll.»

«Logistisch ziemlich unsinnig, aber sonst spannend. Wir fahren viel Zickzack.»

«Weißt du was? Ich freue mich riesig und kann kaum erwarten, dass es endlich losgeht.»

«Wie hast du dir das eigentlich mit diesen Dates vorgestellt?» Ennia griff nach dem nächsten Stück ihrer Pizza. «Knoblauch sollte ich dann wirklich weniger essen», fügte sie grinsend hinzu.

Nora freute sich. Seit sich Ennia entschlossen hatte, die Reise mitzumachen, war sie wie ausgewechselt. Natürlich schmerzte die Trennung noch immer – aber es schien, als würde sie wieder mutig und zuversichtlich nach vorne blicken und nicht mehr in der Vergangenheit festhängen. Sie hatte allmählich auch eingesehen, dass sie ohne Daniel besser dran war. Es ging jetzt nur noch darum, abzuschließen. Doch sie war auf einem guten Weg und sah auch wieder viel besser aus als noch vor ein paar Wochen.

«Wir können Tinder nutzen. Da gibt es eine Funktion, bei der man den Suchradius nach Wunsch einstellen kann. Wir können also schon vorab mit einigen Typen aus der Stadt, die wir als Nächstes in Angriff nehmen, chatten.»

«Ich hoffe, dass ich das schaffe. Das mit Daniel ist ja doch erst ein paar Monate her. Es geht mehr um Ablenkung.»

«Aber das ist doch okay ...»

«Wir müssen einfach ehrlich sein und sagen, dass es sich nur um eine kurze Dauer handelt. Ein Date, vielleicht eine Nacht oder ein paar schöne Tage. Denkst du, darauf lässt sich jemand ein?»

«Klar. Im Idealfall zeigen uns die Jungs auch gleich ihre Stadt. Das wird bestimmt schön. Verlieben auf Zeit. Das wünsche ich mir», sagte Nora schwärmerisch.

«Und wenn es mehr ist als auf Zeit?»

«Dann freue ich mich und finde eine Lösung.»

«Ich möchte mich nicht verlieben. Ich bin nicht bereit dafür.»

«Es passiert immer dann, wenn man es am wenigsten erwartet.»

«Acht Dates finde ich sowieso etwas viel, das macht Stress. Sagen wir fünf? Eins in jeder zweiten Stadt?»

«Bisschen Ansporn soll ja schon dabei sein. Sechs, okay?»

«Deal», meinte Ennia und reichte Nora die Hand. Da war schon wieder so viel mehr von ihrer einst so fröhlichen, positiven Schwester erkennbar. Nora hoffte, dass Ennia das Gröbste nun hinter sich hatte – und die Reise ihr helfen würde, wieder vollends auf die Füße zu kommen.

6

Es war ein beträchtlicher Aufwand gewesen, die ganzen Zug- und Schiffsstrecken herauszusuchen und die Hotels zu buchen. Eigentlich hatten sie sich spontan für Übernachtungsmöglichkeiten entscheiden wollen – gerade im Sommer waren aber viele Hotels ausgebucht und sie wollten sicher sein, dass sie zumindest in einigen großen Städten eine Buchung hatten. Das machte sie dafür weniger flexibel, was ihre Route anbelangte. Unterwegs konnten sie aber noch immer haltmachen, wo es ihnen gefiel. Sie hatten genügend Zeit.

So hatten sie also mehr oder weniger einen Plan für ihre Strecke. Sie packten alles, was sie brauchten, in große Rucksäcke, um nicht ständig einen Rollkoffer herumschieben zu müssen. Sie waren nicht weitab vom Schuss und es würde kein Problem werden, Gebrauchsgegenstände wie Zahnpaste oder Shampoo bei Bedarf nachzukaufen. Ihre Kleider mussten sie unterwegs mal waschen, es ging nicht anders, das war klar.

Sie hatten so wenig wie möglich eingepackt. Da sie in Hotels oder in den Zügen schlafen würden, brauchten sie keine typischen Campinggegenstände. Lediglich einen dünnen Schlafsack, der sich zu einer kleinen Rolle zusammenfalten ließ, hatten sie eingepackt. Da Sommer war, hatten sie vor allem praktische Kleidung dabei wie kurze Jeans, Shirts, luftige Kleidchen, Sonnenbrille, Hut, bequeme Sandalen und Turnschuhe. Beide hatten aber auch je ein schickes Outfit eingepackt. Ein Bikini und ein großes Strandtuch durften auf keinen Fall fehlen. Und auch ein paar Pullis und eine leichte Jacke mussten mit – vielleicht würde es mal regnen oder kühler werden. Auf schwere Bücher hatten sie verzichtet, dafür jedoch einen Reader gekauft und etliche E-Books darauf gespeichert. Nora hatte auch ihre Kamera dabei – sie freute sich darauf, schöne Erinnerungsbilder zu schießen. Und beide hatten ihre Tablets eingepackt. Ennia wollte im Zug für ihren Facharzt lernen und Nora die Erlebnisse in einem Tagebuch festhalten und ihre Erinnerungsfotos bearbeiten.

Der Rucksack war tatsächlich ziemlich schwer. Nora hoffte, sie würde damit zurechtkommen. Sie hatte noch einen kleineren Rucksack, der sich zusammenfalten ließ, eingesteckt. Sie musste den großen Rucksack einfach ins Hotel tragen und dann den kleinen mit den nötigsten Gegenständen mitnehmen auf die Entdeckungsreisen.

Nora war aufgeregt, gleich würde es losgehen. Sie würden mit dem Nachtzug nach Wien fahren und hatten dafür zwei Betten in einem Schlafwagen gebucht. Sie waren in der Nähe des Bahnhofs mit ihren Eltern und einigen Freunden zum Abschied noch essen gegangen – immerhin würden sie sich mehrere Monate nicht sehen – und standen nun auf dem Perron.

«Komm, wir müssen einsteigen», rief Ennia Nora zu, die gerade im Begriff war, ihre Mama zu umarmen.

«Ich komme!»

Ennia wuchtete ihren Rucksack die Treppe des nicht mehr ganz neuen, grünen Zugwaggons hinauf. Nora schnappte sich ihren, den sie auf dem Boden abgestellt hatte, und folgte ihrer Schwester.

«Passt auf euch auf!», rief ihre Mutter ihnen hinterher, und ihr Vater schickte einen Luftkuss.

«Ruft ab und zu an!»

«Machen wir, Mama. Und wir schicken jede Menge Fotos.»

Kurz nachdem sich die Tür geschlossen hatte, setzte sich der Zug in Bewegung. Nora und Ennia konnten aus dem Fenster die geliebten Menschen sehen, die ihnen wie verrückt hinterherwinkten. Dann waren sie allein. Es fühlte sich für einen Augenblick seltsam und traurig an. Sie mussten erst in den Reisemodus finden, das war Nora bewusst.

Ennia hatte ihre Reservation aus der Tasche gezogen. Obwohl Nora die Idee gehabt, die Zugtickets organisiert und die Hotels gebucht hatte – unterwegs war Ennia die Praktischere der beiden. Nora war eine Chaotin vor dem Herrn und sie konnte nur hoffen, dass sie nichts verbockt hatte und wirklich überall ein Zimmer für sie frei war. Sie schmunzelte über Ennias dicke Mappe voller wichtiger Papiere. Der Rucksack wog damit bestimmt ein Kilo mehr.

«Vierunddreißig A und B», las sie vor, während sie langsam den schmalen Flur des Zugs entlanggingen. «Sind das wohl die beiden oberen Betten oder die zwei übereinander?»

«Ist ja egal, ich hoffe nur, dass nicht noch jemand mit uns im Abteil ist.»

Sie hatten nur ein Vierbettenabteil reservieren können.

«Hier, zweiunddreißig, dreiunddreißig, gleich sind wir da.»

Sie öffneten die Tür zu ihrem Schlafwagen und traten ein. Es war ziemlich dunkel, doch in der unteren, rechten Ecke brannte ein Licht.

«Hi», erklang eine männliche Stimme. Nora erschrak, sie versuchte, ihre Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Ein Kerl saß auf einem der unteren beiden Betten, auf seinen Knien leuchtete der Bildschirm eines Laptops.

«I’m Andy and I’m pretty nice», sagte er in breitestem Englisch. Nora konnte diesen Andy in der Dunkelheit kaum erkennen.

«Macht ruhig das Licht an», sagte er nun, weiterhin auf Englisch.

Nora drückte auf den Schalter, der sich neben der Tür befand. Endlich konnte sie etwas sehen.

«A und B sind oben», erklärte Ennia, ohne den Engländer weiter zu beachten, und hob ihren Rucksack auf eines der oberen Betten. Es gab Kissen und Duvets mit weißen Bezügen. Die Betten sahen gar nicht so ungemütlich aus, allerdings ruckelte der Zug ziemlich und Nora fürchtete, dass sie kein Auge zukriegen würde. Warum mussten sie ausgerechnet mit einem Mann im selben Abteil schlafen? Sie hatte doch bei der Reservierung angegeben, dass sie Frauen waren.

Er hatte sich wieder seinem Laptop zugewandt. Offenbar wollte er den Schwestern das Gefühl vermitteln, dass sie sich nicht unwohl zu fühlen brauchten. Nora musterte ihn. So ganz wohl schien er sich bei der Sache auch nicht zu fühlen.

Er war – zugegebenermaßen – ziemlich attraktiv, vielleicht ein bisschen älter als sie selbst, Anfang dreißig. Er hatte blonde, etwas längere, wuschelige Haare. Zudem trug er eine Brille mit schwarzem Rand. Er hatte etwas Intellektuelles an sich. Bestimmt würde er sie nicht mitten in der Nacht im Schlaf abstechen, schätzte Nora die Situation in Gedanken ein.

In einer Nische gab es ein kleines Lavabo. Das WC und die Dusche befanden sich irgendwo auf dem Flur. Sie hatte alles, was sie für die Nacht im Zug brauchte, in eine Außentasche gepackt, damit sie nicht den ganzen Rucksack auseinandernehmen musste. Ein guter Tipp von Ennia.

Nur: Wie sollte sie sich bloß umziehen? Sie ging davon aus, dass der Kerl im Bett – Andy hatte er sich genannt – kein Deutsch verstand. «Wir müssen uns wohl auf dem Klo umziehen», sagte sie zu Ennia, die die Leiter hoch auf das Bett über diesem Andy geklettert war. «Warum muss es ausgerechnet ein Kerl sein?»

«Du willst ja Kerle kennenlernen», frotzelte Ennia. «Und er ist doch ganz süß.»

«Du bist doof. Ich will ja nicht zuallererst mit ihnen gemeinsam irgendwo übernachten. Das muss ein Buchungsfehler sein.»

Andy schaute weiterhin ungerührt auf seinen Laptop. Er trug Kopfhörer – wahrscheinlich guckte er sich einen Film an.