1000 Fragen für Pferdewirte - Ulrike Sahm-Lütteken - E-Book

1000 Fragen für Pferdewirte E-Book

Ulrike Sahm-Lütteken

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Beschreibung

Prüfungsfragen kompetent beantworten. Sie haben gelernt, können ihren Stoff, aber fühlen sich unsicher. Welche Fragen kommen wohl in der Prüfung, habe ich alles richtig verstanden? Mit diesem Buch können Sie Frage für Frage durchgehen. Die korrekten Antworten stehen direkt dahinter und erlauben es Ihnen, ihr vorhandenes Wissen zu überprüfen und noch dazu zu lernen. Themen aus allen Lernfeldern werden behandelt: Pferdenutzung, Pferdehaltung und Versorgung, Betriebliches Management sowie spezielle Bereiche. Eine Übersicht der Prüfungsanforderungen und Lernfelder erlaubt Ihnen die perfekte Vorbereitung auf Ihren Abschluss. Besser kann man sich auf eine Prüfung nicht vorbereiten!

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Seitenzahl: 373

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Ulrike Sahm-Lütteken

1000 Fragenfür Pferdewirte

Fragen und Antwortenfür Ausbildung und Praxis

61 Abbildungen

16 Tabellen

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Vorwort zur 2. Auflage

Pferdenutzung

Anatomie und Physiologie

Reitlehre – Bewegung und Ausbildung von Pferd und Reiter

Züchtung

Pferdehaltung und -versorgung

Pflege

Fütterung

Grünland

Parasiten

Krankheiten

Betriebliches Management

Betriebsbeschreibung

Haltung

Kostenrechnung

Wirtschafts- und Betriebslehre

Die Berufsausbildung

Vertragsrecht

Allgemeine Informationen zum Beruf

Anhang 1

Übersicht über die Lernfelder für den Ausbildungsberuf Pferdewirt/Pferdewirtin

Anhang 2

Merkblatt für Ausbildende und Auszubildende in den Berufen der Landwirtschaft und Hauswirtschaft zum Jugendarbeitsschutzgesetz – JArbSchG – (Auszug) und zur Berechnung des Urlaubsanspruchs

Service

Bildquellen

Literaturverzeichnis

Impressum

Vorwort

Warum noch ein Pferdebuch? 1000 neue Fragen oder 1000 neue Antworten? Irgendwo steht doch sicherlich bereits alles geschrieben und welche Frage sollte noch unbeantwortet sein?

Bestimmt bietet die große Zahl an Fachbüchern und Ratgebern rund ums Pferd eine nahezu umfassende Möglichkeit, sich zu informieren und weiterzubilden.

Doch im Unterschied zu einer großen Bibliothek soll dieses Buch ein ständiger Helfer und Begleiter für all diejenigen sein, die ihre Fragen rund ums Pferd kurz und knapp, aber deutlich erklärt haben wollen. Es geht dabei vor allem um die Verständlichkeit, die mir nicht nur als Berufsschullehrerin für Pferdewirte, sondern auch als passionierte Pferdewirtin, Reiterin und Züchterin besonders am Herzen liegt. Ziel des Buches ist es, zahlreiche praxisrelevante Themen so knapp wie möglich und dennoch so umfassend wie nötig zu erklären, sodass sie leicht nachvollziehbar sind und vielleicht auch aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden können.

Zusammenhänge sollen in diesem Buch offensichtlich und Feinheiten verständlich werden. Dabei war es mir besonders wichtig, relevante Fragen aus der Praxis der Pferdewirte aller Fachbereiche zu beantworten, um möglichst wertvolle Hilfestellungen für die Arbeit im Betriebsalltag und natürlich auch für die Prüfungen geben zu können.

Eine äußerst wichtige Grundlage für die Fragensammlung erhielt ich dabei von den zukünftigen Pferdewirten selbst. Die Auszubildenden aus dem zweiten und dritten Lehrjahr notierten mir „ihre“ wichtigsten Fragen rund ums Pferd und zu dem Beruf sowie im Hinblick auf die Prüfungen und konnten damit eine wertvolle Grundlage für die umfassende Fragensammlung liefern. Diese Fragen „aus der Basis“ wurden ergänzt um einige wichtige Elemente aus „Lehrer- und Prüfersicht“, um eine optimale Prüfungsvorbereitung und einen lernfeldbezogenen Gesamtüberblick gewährleisten zu können. Auch wenn sicher nicht alle Fragen rund ums Pferd beantwortet werden können, so bietet die vorliegende Sammlung dennoch einen guten Überblick über viele wichtige berufsbezogene, aber auch berufsübergreifende Themenbereiche wie zum Beispiel die Betriebswirtschaftslehre.

Ich hoffe, dass dieses Buch durch seine knappen und direkten Antworten nicht nur im professionellen Pferdebereich wertvolle Dienste leisten kann, sondern auch all denjenigen eine fundierte Wissenssammlung bietet, die ihre Freizeit mit Pferden bereichern. Es ersetzt zwar keine umfassende Fachbibliothek, kann kleinere und größere Verständnisfragen aber vielleicht etwas direkter und daher auch verständlicher beantworten.

Pulheim, im Sommer 2014

Ulrike Sahm-Lütteken

Vorwort zur 2. Auflage

Pferde, Reiter, Fahrer und Voltigierer bilden in allen Pferdesportdisziplinen Teams von mindestens zwei Sportlern. Die zwei- und vierbeinigen Athleten müssen ihrem Alter und ihren Fähigkeiten entsprechend ausgebildet, versorgt und trainiert werden. Dafür trägt der Mensch die Verantwortung – für sich und für das Pferd, ob als Reiter, Pfleger, Ausbilder, Züchter oder einfach als Freund des Pferdes und des Pferdesports. Wir wollen dem Pferd den Platz an unserer Seite erhalten, den dieser treue Partner seit Jahrtausenden einnimmt. Pferde sind heute bei uns nicht mehr in erster Linie Arbeitstiere, sondern auch Sport- und Freizeitpartner, zur Freude unzähliger Menschen.

Wir sind es den Pferden schuldig, verantwortungsvoll mit ihnen umzugehen. Gelebte Verantwortung ist ohne entsprechende Kenntnisse jedoch nicht möglich. Es liegt am Menschen, sich das nötige Wissen anzueignen, mit dessen Hilfe er „sein“ Pferd finden und jedes Pferd betreuen und fördern kann, ohne es zu überfordern.

Grundkenntnisse von Anatomie und Mechanik sowie in der Verhaltensforschung sind für den Erhalt von Gesundheit, Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit bei Mensch und Tier unabdingbar, aber auch die Kommunikation zwischen Mensch und Tier ist von entscheidender Bedeutung.

Jeder Pferdemensch muss lernen, welche Sprache sich dafür im Laufe der Jahrhunderte entwickelt und bewährt hat und was sich Dank neuer wissenschaftlicher Methoden an den bisherigen Erkenntnissen immer weiter verändert. Unser Wissen entwickelt sich auch im Pferdebereich ständig weiter und es erschließen sich Zusammenhänge, aus denen sich dann wieder neue Fragen ergeben. Antworten entwickeln sich mit jeder neuen Frage und vertiefen unser Verständnis für Zusammenhänge.

„1000 Fragen für den Pferdewirt“ kann und will auch in dieser überarbeiteten Neuauflage weder eine Reitlehre oder ein Anatomiebuch sein, noch will es Richtlinien oder Prüfungsunterlagen ersetzen.

Es ist eher als „Repetitorium“ gedacht und enthält Fragen aus der Praxis der Ausbildung sowie ergänzende (Nach-)Fragen mit kurzen Antworten zu einem bereits vorhandenen theoretischen wie praktischen Grundwissen.

Die „1000 Fragen“ sind jedem Pferdefreund zugedacht, der sich im Umgang mit dem Partner Pferd täglich mit neuen Fragen beschäftigt – oder aber die alten, bekannten Fragen zu vermeintlich Selbstverständlichem plötzlich aus einem anderen Blickwinkel sieht.

Ich danke allen, die mir alte und neue Fragen stellen und gestellt haben, sowie denjenigen, die mich durch Beobachtungen und Nachfragen auf neue Erkenntnisse oder Präzisierungsbedarf bei den überlieferten Lehren zum Thema Pferd aufmerksam gemacht haben.

Ich hoffe auf viele weitere Fragen, wie sie sich immer wieder aus unserer Verantwortung für das wunderbare Geschöpf Pferd ergeben.

Ulrike Sahm-Lütteken

Anmerkung zur Schreibweise der weiblichen und männlichen Form: Ausschließlich aufgrund der deutlich besseren Lesbarkeit wird in diesem Werk auf die jeweilige Doppelnennung oder Anpassung der Schreibweise bestimmter Bezeichnungen verzichtet. So stehen die Namen der Vertreter verschiedener Fachbereiche (wie Pferdewirte, Reiter, usw.) selbstverständlich für alle Frauen und Männer, die diese Berufe ausüben oder vertreten.

Pferdenutzung

Anatomie und Physiologie

Skelett (Abb. 4)

Aus welchen Bereichen besteht die Wirbelsäule? Wie viele Wirbel hat jeder Bereich?

Halswirbelsäule (7), Brustwirbelsäule (18), Lendenwirbelsäule [(5–)6], Kreuzbeinwirbel (5, fest verwachsen), Schweifwirbel (15–21).

Wie heißen die einzelnen Körperteile des Pferdes (Abb. 1)?

Abb. 1Die Körperteile des Pferdes: 1 Genick, 2 Ohren, 3 Schopf, 4 Auge, 5 Ganasche, 6 Nüstern, 7 Kehlrand/Unterhals, 8 Maulspalte, 9 Schulter, 10 Schultergelenk/Buggelenk, 11 Unterarm, 12 Karpalgelenk, 13 Röhrbein, 14 Fesselkopf, 15 Fessel, 16 Huf, 17 Ellenbogen, 18 Flanke, 19 Knie, 20 Huf, 21 Fessel, 22 Fesselkopf, 23 Hinterröhre, 24 Sprunggelenk, 25 Kniekehle, 26 Schweif, 27 Sitzbeinhöcker, 28 Hüfthöcker, 29 Schweifansatz, 30 Kruppe, 31 Lendenbereich, 32 Rücken, 33 Seitenbrust (Brustkorb), 34 Widerrist, 35 Hals, 36 Kammrand.

Wie heißen der 1. und der 2. Wirbel der Halswirbelsäule?

Atlas (Nicker) und Axis (Dreher).

Welche Aufgaben hat das Skelett?

Es stützt den Körper und gibt ihm Halt und Form, es schützt lebenswichtige Organe, es ist an der Bewegung beteiligt und bietet Ansatz für Muskeln und Sehnen.

Wie viele Rippen hat ein Pferd?

18 Rippenpaare, davon acht sogenannte echte Rippen(paare) und zehn Atmungsrippen(paare).

Wie ist das Vorderbein des Pferdes aufgebaut (Abb. 2)?

Knochen und Gelenke des Vorderbeins von oben nach unten: Schulterblatt, Bug- oder Schultergelenk, Oberarm, Ellenbogen, Unterarm mit Elle (rudimentär) und Speiche sowie dem Ellenbogenhöcker, Karpalgelenk (mit dem Erbsbein), Röhrbein (mit zwei rudimentären Griffelbeinen im hinteren Bereich), zwei Gleichbeine im unteren Bereich des Röhrbeins, Fesselgelenk, Fesselbein, Krongelenk, Kronbein, Hufgelenk, Hufbein, Strahlbein.

Wie ist das Hinterbein des Pferdes aufgebaut (Abb. 3)?

Knochen des Hinterbeins von oben nach unten: Beckenring, Hüftgelenk, Oberschenkel, Kniegelenk mit Kniescheibe, Unterschenkel mit Schienbein und Wadenbein (rudimentär), Sprunggelenk mit Rollkamm, Sprunggelenkshöcker, Röhrbein (mit zwei rudimentären Griffelbeinen im hinteren Bereich), zwei Gleichbeine im unteren Bereich des Röhrbeins, Fesselgelenk, Fesselbein, Krongelenk, Kronbein, Hufgelenk, Hufbein, Strahlbein.

Wie viele Erbsbeine hat das Pferd?

Zwei, je eins an der Rückseite des Karpalgelenks am Vorderbein.

Was versteht man unter Tragerippen, was sind die Atmungsrippen?

Die Tragerippen des Pferdes sind die ersten acht Rippen, die im unteren Bereich fest mit dem Brustbein verbunden sind. Diese Rippen geben dem Brustkorb Stabilität und schützen gleichzeitig die wichtigen Organe Herz und Lunge. Die zehn Atmungsrippen im hinteren Bereich des Brustkorbs sind an ihrem unteren Ende rechts und links über eine knorpelige Verbindung miteinander und mit dem Brustbein verbunden. Dadurch, dass die einzelnen Rippenpaare hier jedoch nicht miteinander verbunden sind, ermöglicht dieser Bereich des Brustkorbes ein Heben und Senken der Rippen im Zuge der Atmung.

Abb. 2Die Knochen des Vorderbeins.

Nr.

Bezeichnung

1

Schulterblattknorpel

2

Schulterblatt

3

Schulterblattgräte

4

Schultergelenk (Buggelenk)

5

Oberarm

6

Ellenbogenhöcker

7

Ellenbogengelenk

8

Unterarm

9

Erbs(en)bein

10

Karpal-/Vorderfußwurzelgelenk

11

Griffelbein

12

Vorderröhre (Röhrbein)

13

Gleichbein

14

Fesselbein

15

Kronbein

16

Hufbein

Abb. 3Die Knochen des Hinterbeins.

Nr.

Bezeichnung

1

Hüfthöcker

2

Kreuzhöcker

3

Darmbeinschaufel

4

Sitzbeinhöcker

1–4

Beckenknochen

5

Hüftgelenk

6

Oberschenkel

7

Kniescheibe

8

Kniegelenk

9

Unterschenkel

10

Fersenbein

11

Sprunggelenk

12

Griffelbein

13

Hinterröhre

14

Gleichbein

15

Fesselbein

16

Kronbein

17

Hufbein

Abb. 4Das Skelett des Pferdes im Detail.
Tab. 1Beschriftung des Skeletts

Nr.

Bezeichnung

1

Atlas (Nicker)

2

Axis (Dreher)

3

Schulterblatt

4

Schulterblattknorpel

5

Brustwirbelsäule

6

Lendenwirbelsäule

7

Kreuzhöcker

8

Kreuzbein

9

Schweifwirbelsäule

10

Hüfthöcker

11

Darmbein

12

Sitzbeinhöcker

13

Oberschenkel

14

Kniescheibe

15

Wadenbein (Rudiment)

16

Schienbein

17

Unterschenkel

18

Sprunggelenks- oder Fersenhöcker

19

Sprunggelenk

20

Griffelbein (Rudiment)

21

Hinterröhre

22

Gleichbein

23

Fesselbein

24

Kronbein

25

Hufbein

26

Strahlbein

27

Halswirbel

28

Brustbein

29

Oberarm

30

Ellenbogenhöcker

31

Elle (Rudiment)

32

Speiche

33

Vorderfußwurzel- oder Karpalgelenk

34

Vorderröhre

35

Erbs(en)bein

36

Griffelbein (Rudiment)

37

Gleichbein

38

Fesselbein

39

Kronbein

40

Hufbein

41

Schambein

42

Fesselgelenk

43

Krongelenk

44

Hufgelenk

45

(echte) Tragerippen

46

Atmungsrippen

Was versteht man unter Widerrist?

Der Widerrist ist ein von den Dornfortsätzen der ersten Brustwirbel gebildeter Abschnitt der Wirbelsäule. Dieser in seiner Gesamtheit nach oben gewölbte Bereich erleichtert das Reiten des Pferdes, da er zusammen mit dem Schulterblattknorpel die sogenannte Sattellage bildet. Die Dornfortsätze können in diesem ersten Abschnitt der Brustwirbelsäule eine Länge von bis zu 20 cm erreichen. Der Widerrist wurde im Laufe der Domestikation und beginnenden Pferdezucht immer markanter. Ursprungs- und robuste Ponyrassen haben häufig einen sehr schwach ausgeprägten Widerrist.

Warum hat das Pferd kein Schlüsselbein?

Bei keinem Tier, das sich auf vier Beinen fortbewegt, ist im Skelett ein Schlüsselbein zu finden. Hätte ein Pferd bzw. ein „vierbeiniges“ Tier, dessen Hauptkörperlast (etwa 60 %) auf den Vorderbeinen liegt, ein Schlüsselbein, so würde dies beim Landen aus hohem Tempo (z. B. bei hohen Geschwindigkeiten oder nach einem Sprung) brechen, da es aufgrund der mangelnden Elastizität des Knochens die Stöße und die damit verbundene große Last nicht abfangen kann.

Wie sind Schulterblatt und Wirbelsäule des Pferdes miteinander verbunden?

Die Verbindung von Schulterblatt und Vordergliedmaßen wird beim Pferd ausschließlich über Muskeln realisiert. Das heißt im Umkehrschluss, dass die Muskeln in diesem Bereich (Brustmuskel und gesägter Muskel im Brustbereich) den Rumpf des Pferdes „tragen“. Der Körper „hängt“ folglich wie in einer Schlinge zwischen den Vordergliedmaßen. Die sogenannten gesägten Muskeln verlaufen wie ein Fächer vom Schulterblatt zu den Querfortsätzen des vierten bis siebten Halswirbels sowie den ersten acht Rippen und haben ihren Ansatz an der Innenseite des Schulterblatts. Der Brustmuskel verbindet den Oberarm mit dem Brustbein des Pferdes.

Wie wird beim Pferd die Körperlast beim Landen oder bei der Fortbewegung in hohem Tempo von den Vordergliedmaßen abgefangen?

Die Last des Pferdegewichts, die beim Landen nach dem Sprung oder bei schwungvollen Gangarten mit Schwebephase durch die Geschwindigkeit und Höhe zusätzlich verstärkt wird, muss durch die Vorderbeine und damit auch durch die Muskulatur zwischen Schulterblatt und Rumpf des Pferdes abgefangen werden. Der Rumpf wird von diesen Muskelgruppen in der Landung aufgefangen und anschließend wieder nach oben gehoben. Die Muskeln werden in der Landephase gedehnt und ziehen sich anschließend wieder zusammen. Je verspannter diese Muskelgruppen durch schlechte Ausbildung, Haltung oder nicht passendes Sattelzeug werden, desto schlechter können sie als elastische Stoßdämpfer dienen, wodurch sich die Belastung der unteren Gliedmaßenbereiche wie zum Beispiel der Fessel des Pferdes enorm verstärkt.

Abb. 5Verbindung von Schulterblatt und Wirbelsäule (Rumpfaufhängung) beim Pferd über die thorakale Muskelschlinge. Im Laufe des Trainings werden diese Muskeln kürzer und breiter, so dass die Pferde an Stockmaß und Körperbreite zunehmen. 1 Dornfortsatz, 2 Wirbelkörper, 3 Schulterblattknorpel, 4 Schulterblatt, 5 Oberarm, 6 Unterarm, 7 Brustbein, 8 Rippe, 9 Muskeln der thorakalen Muskelschlinge, 10 Widerrist, 11a noch wenig Widerrist erkennbar, 11b im Verlauf von Wachstum und Training wird der Widerrist markanter und tritt stärker hervor.

Warum „wächst“ ein junges Pferd durch die Ausbildung, bzw. warum bildet sich der Widerrist im Laufe der Arbeit mit einem Pferd deutlicher aus?

Je weiter ein Pferd ausgebildet wird, desto stärker und kräftiger werden auch seine rumpftragenden Muskeln zwischen Rumpf und Vorderbein (Abb. 5). Je mehr Kraft diese Muskeln entwickeln, desto kürzer werden sie, sodass sie den Thorax (Rumpf) des Pferdes zwischen den Schulterblättern anheben. Mit dem Rumpf wird auch der Widerrist angehoben, sodass das Pferd größer und der Widerrist (und damit auch die Sattellage) markanter wird.

Was sind Sehnen?

Sehnen sind die Verbindungen zwischen Muskeln und Knochen. Die von der Muskulatur entwickelte Kraft wird durch die Sehnen auf Knochen und Gelenke übertragen, wodurch Bewegung erst möglich wird. Sehnen ermüden im Gegensatz zu Muskeln nicht, sind jedoch auch weniger elastisch (max. 4 %) und bei ungewohnten Belastungen verletzungsanfälliger.

Abb. 6Die Sehnen des Pferdes an den Gliedmaßen. 1 Unterstützungsband der tiefen Beugesehne, 2 oberflächliche Beugesehne, 3 tiefe Beugesehne, 4 Fesselträger, 5 gemeinschaftliche Strecksehne.

Wie ist eine Sehne aufgebaut?

Eine Sehne besteht aus zahlreichen Kollagenfaserbündeln, deren Anzahl die Stärke der einzelnen Sehnen bestimmt. Die zwischen den Sehnenfasern liegenden Fibroblasten bilden eine Substanz, die sich wiederum zu Kollagenfasern verbinden kann. Das Kollagen wird kontinuierlich von den Sehnen produziert, sodass sich eine Sehne der unteren Gliedmaßen etwa alle sechs Monate erneuert.

Wie heißen die einzelnen Sehnen der Beine des Pferdes (Abb. 6)?

An den Beinen des Pferdes gibt es auf der Vorderseite die Strecksehne. Diese verläuft vorne am Röhrbein entlang. Außerdem gibt es drei Beugesehnen im hinteren Bereich. Diese heißen (von innen nach außen) Fesselträger, tiefe Beugesehne und oberflächliche Beugesehne.

Wie ist die Belastung der Sehnen im Stand und in der Bewegung?

Im Stand werden alle Sehnen gleichmäßig belastet. Beim Auffußen sind Fesselträger und oberflächliche Beugesehne belastet und die tiefe Beugesehne entlastet. Beim Abstemmen (Abfußen) ist die tiefe Beugesehne belastet, Fesselträger und oberflächliche Beugesehne sind entlastet. Die Sehnen des Pferdes sollten nur im entlasteten Zustand, also am aufgehobenen Bein untersucht werden.

An welchen Knochen bzw. Gelenken verläuft der Fesselträger?

Der Fesselträger setzt unterhalb vom Karpalgelenk an und verläuft direkt hinter dem Röhrbein abwärts. Auf Höhe der Fessel sind zwei Gleichbeine in den sich teilenden Fesselträger eingearbeitet, der Fesselträger verläuft weiter bis zum Fesselbein. Der Fesselträger bestimmt den Fesselstand. Ist der Fesselträger durchtrennt, kommt es zum Niederbruch und der Fesselkopf des Pferdes berührt den Boden.

Wie verlaufen oberflächliche und tiefe Beugesehne?

Die oberflächliche Beugesehne verläuft auf der Rückseite des Röhrbeins außen hinter Fesselträger und tiefer Beugesehne entlang und teilt sich im Bereich der Fesselbeuge, um die tiefe Beugesehne hindurchzulassen. Auch als Kronbeinbeuger bezeichnet, verläuft sie bis zum Kronbein. Zwischen Fesselträger und oberflächlicher Beugesehne verläuft die tiefe Beugesehne. Sie tritt in der Fesselbeuge durch die oberflächliche Beugesehne und setzt am Hufbein an (Hufbeinbeuger).

Was muss man bei den Sehnen beachten, wenn man ein Pferd trainiert?

Sehnen sind nur bedingt (max. 4 %) dehnfähig und können sich wechselnden Strukturen und Anforderungen (wie z. B. erhöhter Belastung, neuer Beschlag, Hufkorrekturen, wechselnde Bodenbeschaffenheiten) nur sehr langsam anpassen. Wird das Pferd ins Training genommen, sollte man diesen passiven Körperstrukturen genügend Zeit zur Anpassung an die neue Belastung geben. Pferde aus Offenställen oder einer gesunden Aufzucht mit wechselnden Bodenbelägen sind meistens widerstandsfähiger, da ihre Sehnen bereits vor der Arbeit regelmäßig trainiert wurden. Bei rekonvaleszenten Pferden mit langen Bewegungspausen ist ebenfalls auf ein ausreichendes Antrainieren zu achten.

Was ist die Spannsägenkonstruktion (Abb. 7)?

Das Pferd hat in seinem Körper verschiedene „Mechanismen“ oder besser gesagt anatomische Gegebenheiten, die sowohl kraftsparend als auch stoßdämpfend wirken. Eine dieser Funktionen ist die sogenannte Spannsägenkonstruktion der Hintergliedmaße. Knie und Sprunggelenk sind über die Spannsägenkonstruktion mithilfe von Sehnen „zusammengeschaltet“ und können sich nicht unabhängig voneinander beugen oder strecken. Wenn das Röhrbein des Pferdes senkrecht steht, kann das Pferd im Stand alle Muskeln entspannen, da die sehnige Spannsägenkonstruktion die Haltefunktion übernimmt. Der Name stammt von der als Handsäge zu verwendenden Spannsäge, deren Grundgestell wie ein breites „H“ konstruiert ist. Eine der offenen Seiten ist mit dem Sägeblatt, die andere mit einem Spannband verbunden. Die Spannung des Sägeblatts wird durch das Spannen des Bandes (verkürzen) aufrechterhalten. Beim Pferd entsprechen die Sehnen vor und hinter dem Unterschenkel dem Sägeblatt bzw. dem Spannband, der Unterschenkel sowie Sprunggelenkshöcker und Knochenvorsprünge am Oberschenkel bilden das Gestell.

Abb. 7Schematische Darstellung der Spannsägenkonstruktion am Hinterbein des Pferdes (verändert nach Wissdorf u. Gerhards 2002).

Was ist der Fesseltrageapparat?

Der Fesseltrageapparat ist eine Konstruktion des Pferdekörpers, die dem Pferd das kraftsparende Stehen ermöglicht, in der Bewegung Stöße abfängt und den Winkel der Fesselung bestimmt (der Winkel zwischen Röhr- und Fesselbein beträgt etwa 145°, der Winkel von Fesselbein zum Boden am Vorderbein etwa 45 bis 50°, am Hinterbein etwa 50 bis 55°). Der Fesseltrageapparat besteht aus dem Fesselträger und dem Fesselringband.

Wie sind Muskeln aufgebaut?

Ähnlich wie Sehnen bestehen auch Muskeln aus zahlreichen parallel liegenden Fasern. Hier handelt es sich jedoch um Muskelfasern (längliche Muskelzellen mit mehreren Zellkernen), die durch dünnes Bindegewebe zu Muskelfaserbündeln zusammengefasst werden. In jeder Faser befinden sich unzählige Myofibrillen, die für das Zusammenziehen der Muskulatur zuständig sind, weil sich ihre Bestandteile ineinanderschieben und wieder auseinanderziehen können. Man muss zwischen der Herzmuskulatur (nur im Herz zu finden), der glatten Muskulatur (z. B. bei Blutgefäßen und im Verdauungstrakt) und den Skelettmuskeln (sorgen für Bewegung und Stabilisation der Gelenke) unterscheiden. Von den drei Muskeltypen kann ausschließlich die Skelettmuskulatur in ihrer Bewegung vom Gehirn willkürlich gesteuert werden, die anderen beiden Muskeltypen sind nicht willkürlich steuerbar.

Welche Muskeltypen gibt es?

Muskeln wandeln Energie in Bewegung um, wobei zwischen unterschiedlichen Muskelfasertypen unterschieden werden muss. Es gibt langsam zuckende Muskelfasern, die zwar langsam, aber sehr ausdauernd arbeiten. Sie brauchen Sauerstoff zur Erzeugung der Bewegung. Schnell zuckende Muskelfasern können sich schneller zusammenziehen und wieder dehnen, verbrauchen dazu auch keinen Sauerstoff, halten diese Arbeit aber nicht sehr lange durch. Distanzpferde sollten demzufolge einen größeren Anteil langsamer Muskeltypen besitzen, Springpferde beispielsweise benötigen mehr schnelle Fasern zur Ausübung ihrer Disziplin.

Welche unterschiedlichen Knochentypen gibt es?

Das Skelett des Pferdes besteht aus einer harten Substanz, den Knochen, und dient als Stützgerüst für das Gewebe. Man unterscheidet zwischen verschiedenen Knochengruppen, deren Aufbau jedoch grundsätzlich ähnlich ist: 1. Röhrenknochen (Abb. 8; z. B. Röhrbein), 2. platte Knochen (z. B. Schädelknochen), 3. kurze Knochen (z. B. Sprunggelenksknochen), 4. unregelmäßige Knochen (z. B. Wirbel). Knochen bestehen aus lebenden Gewebefasern (Kollagen, ein faserreiches Protein) und Mineralkristallen (Kalzium und Phosphor), die von Nerven und Blutgefäßen durchzogen sind. Es gibt mit den harten, kompakten und schwammartigen zwei Typen von Knochen. Harte Knochen findet man im Mittelstück der innen mit gelbem Knochenmark gefüllten Röhrenknochen. Der schwammartige Knochen (Spongiosa) ist in den kurzen Knochen und an den Enden der langen Röhrenknochen zu finden. Seine Struktur ist weniger dicht und sein rotes Knochenmark ist maßgeblich an der Bildung der roten Blutkörperchen beteiligt.

Wie ist ein Knochen aufgebaut?

Von außen ist der Knochen von der Knochenhaut (Periost) überzogen. Eine feste, schützende Haut, die es Bändern und Sehnen ermöglicht, am Knochen anzusetzen. Die Knochenhaut besteht unter anderem aus knochenbildenden Zellen (Osteoblasten) und versorgt den Knochen über Blutgefäße mit Nährstoffen. Sie wird von vielen Nervenzellen durchzogen und ist darum äußerst schmerzempfindlich. Auf eine lange oder starke Reizung der Knochenhaut kann diese mit einer Neubildung von Knochensubstanz reagieren (z. B. Überbeine).

Abb. 8Schematischer Aufbau des Röhrenknochens.

Was ist ein Gelenk und wie sind Gelenke aufgebaut (Abb. 9)?

Ein Gelenk ist die bewegliche Verbindung zwischen zwei Knochen. Die Gelenkoberfläche der Knochen besteht aus einer Kapsel aus glänzendem und flexiblem Knorpel und bildet mithilfe der Gelenkschmiere eine glatte und reibungsfreie Gelenkverbindung. Die Gelenkkapsel setzt sich aus einer äußeren Faserschicht und einer inneren Membran zusammen. Die äußere Faserschicht dient als mechanische Stütze. Die innere Auskleidung der Gelenkkapsel produziert die wichtige Gelenkflüssigkeit, die Synovia, deren Aufgabe es ist, die Schmierfähigkeit der Gelenkflächen herzustellen und zu erhalten.

Welche unterschiedlichen Gelenke gibt es?

Es gibt mit den faserartigen, knorpeligen und synovialen drei verschiedene Arten von Gelenken. Die faserartigen Gelenke sind unbeweglich und kommen vor allem im Schädel und zwischen den Schäften von längeren Knochen vor. Die knorpeligen Gelenke sind ebenfalls recht statisch und sitzen am Becken und der Wirbelsäule. Die synovialen Gelenke sind die beweglichsten und befinden sich überall dort, wo Aktion stattfindet. Die Gelenke werden nach Form und Funktion unterschieden. Das Pferd hat hauptsächlich Scharniergelenke. Dies sind Wechselgelenke mit eingeschränkter Drehbewegung, die jedoch vermehrtes Beugen und Strecken ermöglichen (Ellenbogen- oder Fesselgelenk). Die in Hüfte und Schulter vorhandenen Kugelgelenke sind in alle Richtungen flexibel. Zapfengelenke wie beispielsweise im Kopf zwischen Atlas und Axis lassen eine Drehbewegung um die eigene Achse zu. Bei Huf- und Krongelenk zum Beispiel handelt es sich um Sattelgelenke.

Abb. 9Schematischer Aufbau eines Gelenks.

Wozu dient die Synovia?

Die Synovia ist die sogenannte Gelenkschmiere, die den Knorpel u. a. mit Mineralstoffen versorgt und das Gelenk dadurch geschmeidig hält. Synovia ist auch in Sehnenscheiden zu finden und erfüllt dort den gleichen Zweck.

Blut und Kreislauf

Wie verläuft der Blutkreislauf des Pferdes?

Es gibt den großen und den kleinen Blutkreislauf. Beide werden vom Herzen in Schwung gehalten und sind nicht unabhängig voneinander zu betrachten. Der große Kreislauf (Körperkreislauf) geht durch den gesamten Körper des Pferdes und transportiert das sauerstoffreiche Blut über die Arterien zu den Organen. Nach dem Sauerstoffverbrauch transportiert er das nun kohlendioxidhaltige Blut über die Venen wieder ab. Der kleine Blutkreislauf (Lungenkreislauf) führt kohlendioxidhaltiges Blut über die Venen zur Lunge, wo es mit Sauerstoff angereichert und von den Arterien wieder zum Herzen gebracht wird, um erneut durch den Körper gepumpt zu werden. Das Blut wird dabei von der Lunge (sauerstoffreich) über die linke Herzhälfte in den Körper gepumpt und gelangt anschließend (sauerstoffarm) über die rechte Herzhälfte wieder zur Lunge. Arterien führen generell sauerstoffreiches (helles) Blut und daher vom Herzen weg, Venen transportieren sauerstoffarmes (dunkles) Blut zum Herzen hin. Lungenarterien dagegen führen das sauerstoffreiche Blut zum Herzen hin, Lungenvenen dagegen führen das sauerstoffarme Blut vom Herzen weg und wieder zur Lunge.

Welche Bestandteile enthält das Blut?

–Blutplasma ist eine klare Flüssigkeit, bestehend aus Wasser, Eiweißen, Hormonen, Mineralien, Vitaminen, Salzen

–Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) enthalten Blutfarbstoff mit Eisen (Hämoglobin) zum Sauerstofftransport (O2)

–Weiße Blutkörperchen (Leukozyten) sind für die körpereigene Abwehr, z. B. bei Infektionen, verantwortlich

–Blutplättchen übernehmen die Blutgerinnung, z. B. bei Verletzungen, die Gerinnungszeit beträgt etwa 12 Minuten

Welche Aufgaben hat das Blut?

Die Aufgaben des Blutes sind vielfältig. Es ist im Körper an und zwischen den Organen für den Gasaustausch, den Transport von Nährstoffen, Stoffwechselprodukten, Abfallstoffen und Botenstoffen (Hormonen) sowie für die Wärmeregulierung und Wärmeübertragung zuständig.

Wie viel Blut hat ein Pferd?

Ein Pferd hat etwa 10 % seines Körpergewichts als Blut in seinen Adern. Das bedeutet bei einem Pferd mit 600 kg Körpermasse eine Blutmenge von etwa 60 l.

Wie wirkt sich das Training auf Herz und Kreislauf aus?

Durch Training des Organismus vergrößert sich das muskuläre Herz, wodurch auch das Schlagvolumen gesteigert werden kann. Weiterhin findet in der beanspruchten Muskulatur eine Neubildung von Kapillaren statt. Im Blut vermehren sich die Zahl der roten Blutkörperchen sowie die Laktattoleranz (Laktat ist das Salz der Milchsäure, die bei vermehrter Muskelarbeit entsteht) und die interzelluläre Mitochondrienaktivität (Mitochondrien sind die Energielieferanten der Zelle, deren Anzahl durch Training gesteigert werden kann. Der Organismus ist folglich durch Training zu einer erhöhten Energiebereitstellung in der Lage und kann dadurch mehr und ausdauernder Leistung bringen.

Zähne

Aus welchen Zähnen besteht das komplette Milchgebiss und wann brechen die Zähne durch?

Je Ober- oder Unterkiefer hat das Pferd folgende Zähne im Milchgebiss

–2 Zangen (vorderste Schneidezähne) | Durchbruch mit 6 Tagen

–2 Mittelzähne | Durchbruch mit 6 Wochen

–2 Eckzähne | Durchbruch mit 6 Monaten

–6 Prämolare (vordere) Backenzähne | Durchbruch bereits vor der Geburt

Haben Fohlen schon Zähne, wenn sie auf die Welt kommen?

Ja, die prämolaren Backenzähne sind bereits ausgebildet. Bei manchen Fohlen sind auch die Spitzen der Zangen bereits sichtbar, wenn sie auf die Welt kommen.

Aus welchen Zähnen besteht das komplette Erwachsenengebiss und wann wechseln die Zähne?

Je Ober- oder Unterkiefer hat das Pferd folgende Zähne im Erwachsenengebiss:

–2 Zangen (vorderste Schneidezähne) | Wechsel mit 2½ Jahren

–2 Mittelzähne | Wechsel mit 3½ Jahren

–2 Eckzähne | Wechsel mit 4½ Jahren

–6 vordere Backenzähne | Wechsel mit 2½, 3, 4 Jahren

–6 Backenzähne | Durchbruch mit 1, 2, 3½ Jahren,

–Haken- oder Hengstzähne | Durchbruch mit 4½ Jahren (wenn überhaupt, kann aber auch bei Stuten vorkommen)

–Wolfszähne (nicht bei allen Pferden, unerwünscht, kleine spitze Wurzel kann starke Schmerzen verursachen) | Durchbruch mit ½ bis 3 Jahren

Was ist das Zahnkreuz?

Als Zahnkreuz wird eine vereinfachte Darstellung des gesamten Gebisses des Pferdes bezeichnet. In der Darstellung werden die Zähne von vorne vor dem Pferd stehend beschrieben und in den durch die Zeichnung eines Kreuzes entstandenen vier Vierteln eines Rechtecks dargestellt. Jede Kieferhälfte bekommt dabei ein eigenes Viertel. Die Zähne werden mit den Buchstaben I (Incisivi, Schneidezähne), C (Caninus, Hakenzähne), P (Prämolare) und M (Molare) abgekürzt und nummeriert.

Tab. 2Das Zahnkreuz des Pferdes. Der linke Teil des Oberkiefers sowie der rechte Teil des Unterkiefers (vom Pferd aus) sind hier fett markiert. Die Hakenzähne (C) sowie die Wolfszähne (P1) sind nicht bei allen Pferden ausgebildet.

Was sind die Kunden und was ist der Kundenschwund?

Die Kunden sind Schmelzfalten in der Zahnoberfläche, die im Laufe der Zeit abgerieben werden. Anhand des sogenannten Kundenschwundes kann man das Alter des Pferdes ermitteln, da jährlich etwa zwei Millimeter Zahn abgerieben werden und die Kunden je nach Tiefe nach einer bestimmten Zeit verschwunden sind.

Kundenschwund Oberkiefer:

–Zangen 9 Jahre

–Mittelzähne 10 Jahre

–Eckzähne 11 Jahre

Kundenschwund Unterkiefer

–Zangen 6 Jahre

–Mittelzähne 7 Jahre

–Eckzähne 8 Jahre

Wie kann man an den Zähnen erkennen, wie alt ein Pferd ist?

Mithilfe der bereits bzw. noch nicht gewechselten Zähne des Pferdes sowie dem Kundenschwund an den Schneidezähnen kann man auf sein ungefähres Alter schließen. Ein Pferd mit bereits gewechselten Zangen wird ca. drei Jahre alt sein, da im Alter von 2½ Jahren die Zangen wechseln und im Alter von drei Jahren „groß genug“ bzw. in Reibung sind.

Innerhalb von welchem Zeitraum werden die Zähne ca. 2 mm abgenutzt?

Die Zähne des Pferdes reiben sich pro Jahr etwa 2 mm ab, wachsen jedoch im gleichen Maße nach.

Welche Gebissfehler gibt es?

Die häufigsten Gebissfehler des Pferdes sind der Über- oder Unterbiss. Dabei steht dann entweder der Ober- oder der Unterkiefer zu weit vor. Weitere Probleme können beispielsweise durch ausgefallene Zähne oder Frakturen entstehen. Bei allen Zahnproblemen des Pferdes liegt die größte Problematik im hinteren Bereich des Mauls, da die Backenzähne nicht mehr gleichmäßig abgenutzt werden können. In der Folge werden dann z. B. beim Überbiss die vordersten Backenzähne des Oberkiefers und die hintersten Backenzähne des Unterkiefers zu lang und verhindern später das gleichmäßige Mahlen des Kiefers, da sie sich vor bzw. hinter den gegenüberliegenden Zähnen verkanten. Durch ausgefallene Zähne oder Frakturen passiert das Gleiche. Ein Zahn ohne Gegenspieler wird zu lang, verhakt sich in der gegenüberliegenden Zahnreihe und verhindert das gleichmäßige Mahlen.

Reitlehre – Bewegung und Ausbildung von Pferd und Reiter

Grundlagen der Ausbildung

Welche (Reit-)Disziplinen gibt es?

Es gibt zahlreiche Disziplinen, die mit dem Pferd bestritten werden können. Die drei olympischen Disziplinen Dressur, Springen und Vielseitigkeit werden unter anderem ergänzt durch Fahren (ein- und mehrspännig), unterschiedlichste Westerndisziplinen (z. B. Reining, Cutting, Pleasure, Horsemanship, Trail, Western Riding etc.), Voltigieren, Distanzreiten, Parasport (Reiten und Fahren von körperlich oder geistig behinderten Menschen), therapeutisches Reiten, Polo, Breitensport, Gangpferdereiten und Pferderennen (Trab und Galopp).

Welche Aufgaben hat die FN?

Die Aufgaben der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e. V. (Fédération Équestre Nationale, kurz FN) sind vielfältig. Neben der Organisation und Durchführung des gesamten Turniersports in Deutschland organisiert die FN unter anderem die Ausbildung im Reitsport, die Zusammenstellung und Pflege der Kader sowie Veranstaltungen wie das Bundeschampionat oder die Deutschen Meisterschaften. Die FN übernimmt mit dem Rahmenzuchtprogramm und dem Rahmenzuchtziel auch die übergeordnete Zuchtorganisation für den Großteil der Pferdezuchtverbände in Deutschland. Unter www.pferd-aktuell.de, der Homepage der FN, sind weitere Informationen sowie alle Ansprechpartner zu finden.

Gibt es für alle Reitweisen und Disziplinen das gleiche Regelwerk?

Nein, je nach Verband und Organisation gibt es verschiedene Regelwerke. Die von der FN organisierte Reiterei hat mit der LPO (Leistungsprüfungsordnung), der APO (Ausbildungsprüfungsordnung) sowie der WBO (Wettbewerbsordnung) und dem Aufgabenheft (Voltigieren, Fahren, Reiten) vier verpflichtende Regelwerke. Während in der LPO die Regelungen bezüglich turniersportlicher Leistungsprüfungen zu finden sind, werden in der WBO die Vorschriften für breitensportliche Wettbewerbe festgehalten. In der APO werden unter anderem die Ausbildungswege und -inhalte für Reitabzeichen oder Trainerscheine geregelt. Das Aufgabenheft enthält alle Aufgaben und Kürelemente sowie Standardparcours für Prüfungen und Wettbewerbe. Im Westernsport gibt es je nach veranstaltender Organisation die entsprechenden Regelwerke (z.B. EWU) und Patternbooks, die analog zu den FN-Regelwerken sowohl die Vorschriften als auch die zu reitenden Aufgaben enthalten. Im Rennsport und der Vollblutzucht dagegen ist die Rennordnung das grundlegende Regelwerk, in dem sämtliche Fragen bezüglich des Rennsports beantwortet werden.

Welche Mindestgröße muss ein Turnierplatz im Freien haben?

Welche Mindestmaße die Turnierplätze für die verschiedenen Disziplinen im Freien haben müssen, kann in den entsprechenden Regelwerken nachgelesen werden. Für Dressur, Springen und Fahren beispielsweise stehen die vorgeschriebenen Maße in der Leistungsprüfungsordnung der FN.

Aus welchen Gründen ist die Grundausbildung sinnvoll? Was sollte ein Pferd lernen?

Ein rittiges und hinsichtlich seiner Basis gut ausgebildetes Pferd ist aus verschiedenen Gründen von besonderer Bedeutung. Zum einen ist die Gesunderhaltung des Pferdes über das Reiten nur bei einem ausbalancierten und mit feinen Hilfen zu reitenden Pferd überhaupt möglich. Zum anderen ist die Sicherheit von Pferd, Reiter und Umwelt nur dann zu gewährleisten, wenn der Reiter grundsätzlich in der Lage ist, sein Pferd jederzeit an die Hilfen und damit unter Kontrolle zu bringen. Ein Pferd sollte gelernt haben, Gebiss, Reiter und Sattel zu akzeptieren, die drei Grundgangarten auf geraden und gebogenen Linien in verschiedenen Geschwindigkeiten durch den Reiter bestimmt zu absolvieren, sich jederzeit aus einer höheren in eine niedrigere Gangart durchparieren zu lassen und auch ohne begrenzenden Zaun in der freien Natur dirigierbar zu sein. Weiterhin sollte es ruhig stehen bleiben können und sowohl alleine als auch in der Gruppe zu reiten sein.

Aus welchen Gründen beugt gutes Reiten Verletzungen vor?

Durch gutes, das heißt gymnastizierendes Reiten werden die aktiven und passiven Bewegungsstrukturen des Pferdes trainiert und damit auf verschiedene Anforderungen vorbereitet. Muskeln, Sehnen und Bänder werden gestärkt und können sich dadurch sowohl selbst und gegenseitig als auch das Knochengerüst optimal unterstützen. Durch ausreichendes Training können Schwachstellen kompensiert und ausgeglichen werden. Je lockerer und trainierter ein Pferd geritten wird, desto besser ist es auf unvorhergesehene Ereignisse vorbereitet und die Gefahr von Verletzungen wird minimiert.

Grundgangarten

Welche Tempi gibt es im Schritt, Trab und Galopp?

Schritt: Mittelschritt, versammelter Schritt, starker Schritt.

Trab: Arbeitstrab, versammelter Trab, Tritte verlängern, Mitteltrab, starker Trab.

Galopp: Arbeitsgalopp, versammelter Galopp, Galoppsprünge verlängern, Mittelgalopp, starker Galopp, Renngalopp (hier ist der Galopp im Viertakt, da das Pferd das diagonale Beinpaar nacheinander aufsetzt, um sich im Körper mehr strecken zu können).

Wie sind Takt und Fußfolge im Schritt und wie viele Phasen gibt es jeweils?

Der Schritt ist eine schreitende Bewegung im Viertakt mit acht Phasen. Dreibeinstütze (drei Beine auf dem Boden) und Zweibeinstütze wechseln sich ab, es gibt keine Schwebephase, Schritte reihen sich aneinander.

Fußfolge: vorne rechts, hinten links, vorne links, hinten rechts. Die Fußfolge ist nacheinander diagonal und gleichseitig bzw. „gleichseitig aber nicht gleichzeitig“.

Wie sind Takt und Fußfolge im Trab und wie viele Phasen gibt es jeweils?

Der Trab ist eine schwunghafte Bewegung im Zweitakt mit vier Phasen und jeweils einem Moment der freien Schwebe, Tritte reihen sich aneinander.

Fußfolge: vorne links und hinten rechts, Schwebephase, vorne rechts und hinten links, Schwebephase.

Wie sind Takt und Fußfolge im Galopp und wie viele Phasen gibt es jeweils?

Der Galopp ist eine schwunghafte Bewegung im Dreitakt mit sechs Phasen und einer Schwebephase, Sprünge reihen sich aneinander.

Fußfolge (Rechtsgalopp): hinten links, hinten rechts und vorne links, vorne rechts, Schwebephase.

Wie ist die Fußfolge im Rückwärtsrichten?

Beim Rückwärtsrichten soll das Pferd diagonal rückwärts treten und dabei die Hufe nicht durch den Boden ziehen, sondern anheben. Bei nicht diagonaler Fußfolge ist die Lektion fehlerhaft.

Welche Taktfehler können im Schritt entstehen?

Störung des zeitlichen Gleichmaßes: Die seitlichen Beinpaare werden fast gleichzeitig nach vorne geführt, das Pferd bewegt sich passartig.

Störung des räumlichen Gleichmaßes: ein Hinterbein fußt weiter vor als das andere, das Pferd tritt „kurz-lang“.

Welche Taktfehler können im Trab entstehen?

Eiliger Bewegungsablauf: Die Phase der freien Schwebe ist durch eine eilige Fußungsfolge verkürzt | Schleppender, zu wenig aktiver Bewegungsablauf: Bei einem zu ruhig gerittenen Trab oder bei einem Pferd mit einem natürlicherweise langsamen Ablauf fußt das Hinterbein nicht genügend ab, wodurch das Pferd nicht durchschwingt | Schwebetritte: besonders fehlerhafte Form des verlangsamten Ablaufs im Trab, verlangsamte Tritte mit festgehaltenem Rücken, wenig aktive Hinterhand | Ungleiche Hinterhand: Wenn die diagonalen Beinpaare nicht gleich weit nach vorne durchschwingen bzw. ungleichmäßig hoch abfußen, kommt es zu einem ungeregelten bzw. ungleichen Bewegungsablauf. Der geregelte Zweitakt des Trabes und die Parallelität des diagonalen Beinpaares sind zeitweilig oder länger anhaltend gestört. Die Parallelität ist auch gestört, wenn die Hinterhand oder die Vorhand vorauseilend sind und die Hufe des diagonalen Beinpaares nicht gleichzeitig ab- und auffußen.

Welche Taktfehler können im Galopp entstehen?

Taktstörungen können durch einen entweder eiligen oder schwerfälligen und verlangsamten Ablauf, durch Verspannungen des Pferderückens oder durch Anlehnungs- und Gleichgewichtsprobleme entstehen. Die möglichen Taktfehler im Galopp sind vielfältig, weisen jedoch stets auf einen fehlerhaften oder hinsichtlich Balance und Rückentätigkeit ausbaufähigen Galoppsprung hin.

Viertaktgalopp: Es kann sowohl bei einem übereilten und unausbalancierten als auch bei einem zu wenig durchgesprungenen Galopp zum sogenannten „Vierschlaggalopp“ (Viertakt) kommen, bei dem das diagonale Beinpaar nicht mehr gleichzeitig, sondern nacheinander aufsetzt. Es fußt dabei erst das äußere Vorderbein, dann das innere Hinterbein auf, sodass optisch häufig ein passartiger und „rollender“ Eindruck entsteht. Ebenfalls im Vierschlag und daher als Taktfehler zu bezeichnen ist der häufig in Siegerehrungen oder Reitpferdeprüfungen gezeigte Bergaufgalopp. Auch hier fußt das diagonale Beinpaar nicht gleichzeitig auf (das innere Hinterbein ist zuerst am Boden).

Fehlende Schwebephase: Bei Pferden, die sehr schwunglos und wenig aufwendig galoppieren (sollen), kann es zu einem sehr deutlichen Verkürzen oder sogar dem Verschwinden der Schwebephase mit sehr kurzer Einbeinstütze kommen. Die Pferde fußen in diesen Fällen mit dem äußeren Hinterbein sehr weit unter den Körper, sodass sie dieses vor dem Abfußen des inneren Vorderbeins – auf das normalerweise die Schwebephase folgt – bereits wieder aufsetzen, wodurch die Schwebephase ausbleibt.

Kreuzgalopp: Der Kreuzgalopp ist ein gut erkennbarer und für den Reiter auch deutlich spürbarer Fehler im Bewegungsablauf des Galopps. Das Pferd galoppiert vorne in dem einen, hinten in dem jeweils anderen Galopp. Dieses kommt z. B. vor, wenn das Pferd noch nicht sicher ausbalanciert ist und wenn der Reiter das Pferd nicht genügend vor sich hat oder Verspannungen vorhanden sind.

Wie sind Takt und Fußfolge in Rennpass und Tölt?

Der Rennpass ist ein schwunghafter Viertakt mit acht Phasen, das Hinterbein fußt kurz vor dem gleichseitigen Vorderbein auf. Der Tölt ist eine gelaufene Gangart im Viertakt mit acht Phasen. Die Fußfolge entspricht der des Schritts, nur dass die Beine schneller auf- und abfußen und es dadurch nur Ein- und Zweibeinstützen, nicht aber Dreibeinstützen gibt.

Welche Prüfungen gibt es im Gangpferdereiten?

Viergang, Fünfgang, Dressurprüfungen, Passprüfungen, Speedpass, Passrennen, Töltprüfungen

Wie lauten die Gangarten beim Westernpferd?

Schritt (Walk), Trab (Jog, Trot), Galopp (Lope, Canter)

Reiterhilfen (Grundlagen)

Welche Reiterhilfen gibt es?

Der Reiter kann mithilfe seines Gewichts, seiner Schenkel und seiner Hände (Zügelfäuste) auf das Pferd einwirken bzw. mit ihm kommunizieren. Je nach Situation und gewünschter Wirkung dosiert er das Zusammenspiel seiner Hilfen in dem Maße, dass das Pferd im besten Fall genau so reagiert, wie der Reiter das möchte. Voraussetzung für korrekte Hilfengebung ist ein ausbalancierter Grundsitz mit losgelassener Muskulatur und ein Gefühl für die Bewegung des Pferdes.

Welche Unterschiede gibt es generell bei den Reiterhilfen?

Es gibt die Zügelhilfen aushaltend (durchhaltend), nachgebend, seitwärtsweisend und verwahrend, die Schenkelhilfen verwahrend, vorwärts-seitwärtstreibend und vorwärtstreibend und die Gewichtshilfen beidseitig belastend, einseitig belastend und entlastend. Was die einzelnen Hilfen bewirken, ergibt sich im Prinzip schon aus ihrem Namen. Je nach Situation können alle Hilfen ähnlich oder jeweils unterschiedlich gegeben werden (z. B. kann nur ein Schenkel oder Zügel seitwärts wirken, jedoch können beide gleichzeitig vorwärtstreibend oder verhaltend bzw. nachgebend sein). Auch die Dosierung der unterschiedlichen Hilfen unterscheidet sich je nach gewünschter Lektion oder Ausführung. Im Laufe der Ausbildung lernen sowohl Reiter als auch Pferd, die unterschiedliche feine Dosierung der Hilfen anzuwenden, wahrzunehmen und umzusetzen.

Was kann man unter Zügelhilfe verstehen?

In den Richtlinien Band I der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e. V. sind die Zügelhilfen folgendermaßen beschrieben: „Die Zügelhilfen sind als Ergänzung zu den Gewichts- und Schenkelhilfen zu betrachten. Sie werden immer in Kombination mit Gewichts- und Schenkelhilfen gegeben. Dies ist eine Anforderung, die vom Reiter ein hohes Maß an Körperbeherrschung verlangt. Eine Voraussetzung für einfühlsames Einwirken auf das Pferd ist neben einem ausbalancierten und losgelassenen Sitz die korrekte Zügelhaltung. Um Zügelhilfen sinnvoll geben zu können, benötigt der Reiter zunächst eine leichte, elastische Zügelverbindung zum Pferdemaul. Diese Zügelhilfen können auf unterschiedliche Weise vom Reiter auf das Pferd übertragen werden. Bereits eine geringe Veränderung der Körperspannung bzw. der Körperhaltung wirkt sich über die Arme und Hände auf die Zügel und damit auf das Pferdemaul aus.“ Zügelhilfen gibt der Reiter durch Ein- und Ausdrehen des Handgelenks sowie durch sanftes „Spielen“ mit dem zügelführenden Ringfinger. Grundsätzlich bleiben die Zügelfäuste geschlossen, aufrecht mit dem dachförmigen Daumen als höchstem Punkt, um das Handgelenk frei beweglich zu halten.

Was versteht man unter Gewichtshilfe?

Die Richtlinien Band I der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e. V. beschreiben die Gewichtshilfen so: „Gewichtshilfen werden vom Reiter überwiegend durch minimale Gewichtsverlagerungen, d. h. durch die Veränderung seines Schwerpunktes, gegeben. Gutes Mitschwingen ist eine wichtige Grundvoraussetzung für die Gewichtshilfen, die durch fein abgestimmte Veränderungen der Körperhaltung erreicht werden. Je ausbalancierter und geschmeidiger der Reiter sitzt, desto besser reagiert das Pferd auf fein abgestimmte Gewichtshilfen.“ Sitzt der Reiter mit seinem Oberkörper an der Senkrechten, belastet er beide Gesäßknochen gleichmäßig mit seinem gesamten Gewicht. Verlagert er seinen Schwerpunkt zu einer Seite, in dem er den Steigbügel vermehrt austritt oder sein Becken nach vorne innen rollt und gleichzeitig den äußeren Schenkel aus der Hüfte verwahrend nach hinten legt, wirkt er durch sein Gewicht einseitig belastend ein. Nimmt der Reiter seinen Oberkörper ganz leicht nach vorne (z. B. beim Anreiten aus dem Halten oder beim Verlängern der Tritte und Sprünge), verlagert er sein Gewicht und damit den Schwerpunkt nach vorne und ermöglicht dem Pferderücken mehr Bewegung. Das Pferd geht durch entlastende Gewichtshilfen häufig etwas freier nach vorne, da es die Schwerpunktverlagerung ausgleichen möchte.

Was versteht man unter Schenkelhilfe?

Schenkelhilfe bedeutet die Einwirkung des Reiters mithilfe seiner Schenkel. Die Schenkelhilfe unterscheidet sich nach Intensität und Schenkellage. Man unterscheidet vorwärts- und seitwärtstreibende sowie verwahrende Schenkelhilfen. Die unterschiedlichen Hilfen bewirken beim Pferd unterschiedliche Reaktionen wie zum Beispiel Angaloppieren, Anhalten, Schenkelweichen oder das Ausführen einer halben Parade. „Schenkelhilfen veranlassen das Pferd, sich vermehrt vorwärts und/oder seitwärts zu bewegen, sie wirken grundsätzlich treibend. Alle Schenkelhilfen werden grundsätzlich aus einem ruhig anliegenden Schenkel gegeben.“ Der vorwärts- sowie der vorwärts-seitwärtstreibende Schenkel liegt nah am bzw. kurz hinter dem Gurt, da er hier die Bauchmuskulatur des Pferdes stimulieren kann, das jeweils betroffene (innere) Hinterbein zu aktivieren. Der verwahrende Schenkel wird aus der Hüfte heraus nach hinten verlagert und liegt etwas weiter hinten als der seitwärtstreibende Schenkel. Der verwahrende Schenkel begrenzt das Pferd auf der äußeren Seite und wirkt sowohl verwahrend als auch treibend. Er wirkt sich besonders auf das äußere Hinterbein aus. Durch das Verlagern des äußeren Schenkels aus der Hüfte nach hinten belastet der Reiter automatisch vermehrt seinen inneren Gesäßknochen. Je nachdem, welche Lektion geritten werden soll, wirken der innere und äußere Schenkel unterschiedlich stark.

Die Parade

Wie ist die korrekte Beschreibung einer halben Parade?

In den Richtlinien Reiten und Fahren Band I der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e. V. wird die halbe Parade folgendermaßen erklärt: „Unter einer halben Parade wird das kurzzeitige Einschließen des Pferdes in die Gewichts-, Schenkel- und Zügelhilfen des Reiters verstanden. Halbe Paraden sind ein wesentlicher Bestandteil der Kommunikation zwischen Reiter und Pferd und werden deshalb sehr häufig im Verlauf einer Trainingseinheit gegeben. Sie dienen der ständigen Feinabstimmung der Hilfen des Reiters auf die Reaktion des Pferdes und verbessern damit die feine Kommunikation. Sie werden je nach Zielrichtung in unterschiedlicher Intensität und Häufigkeit gegeben. Für einen kurzen Moment wird das Pferd durch die treibenden Schenkel- und Gewichtshilfen vermehrt bei aushaltender oder vorsichtig annehmender Zügelhilfe (z. B. durch Schließen der Hände) an die Reiterhand herangetrieben. Das gute Gelingen halber Paraden ist davon abhängig, dass der Reiter den richtigen Zeitpunkt findet. Der genaue Zeitpunkt einer halben Parade orientiert sich an der Bewegung des Pferdes. Dafür muss der Reiter im Verlauf seiner Ausbildung ein Gefühl entwickeln.“

Wie läuft eine halbe Parade ab?

Es ist nicht einfach, den Ablauf einer halben Parade (Abb. 10), der gemeinhin etwas schwammig als „Zusammenspiel aller Hilfen“ definiert wird, genau und präzise zu beschreiben. Außerdem ist neben dem Ablauf der halben Parade auch das Finden des richtigen Moments für den Einsatz der zusammenspielenden Hilfen ein schwieriges Projekt. Hängt es doch auch immer vom Gefühl des Reiters ab, wie er die Bewegungen seines Pferdes spürt und in wie weit er sich in dessen Bewegungsablauf einfühlen kann. Weiter bestimmt auch die Losgelassenheit des Reiters, inwieweit er sich auf das Pferd und dessen Bewegungen einlassen kann und wie beweglich er selbst in der Mittelpositur (Becken und Hüfte) ist. Für eine korrekte halbe Parade muss der Reiter ausbalanciert, losgelassen und hinsichtlich seiner Bewegungen koordiniert sein. Im Folgenden wird beschrieben, wie sich das Pferd die halbe Parade „selbst abholt“ und warum man eigentlich bei jedem Trabtritt eine gibt.

Um den Ablauf der halben Parade erklären zu können, muss man sich zunächst mit den Bewegungen und der Biomechanik des Pferdes beschäftigen, die sich auf den Reiter(sitz) und damit auch auf dessen Einwirkung auswirken. Für die schwunghaften Gangarten Trab und Galopp kann der Ablauf etwa folgendermaßen beschrieben werden:

–Das Pferd setzt sich in Bewegung und beugt die großen Gelenke der Hinterhand (Hüfte, Knie, Sprunggelenk), gleichzeitig spannt es seine Bauchmuskulatur an.

–Durch das Beugen der Gelenke und das Anspannen der Bauchmuskulatur kippt das Becken des Pferdes nach hinten, es richtet sich auf (wird steiler).

–Durch das Abkippen des Beckens wölben sich Brust- und Lendenwirbelsäule nach oben.

–Durch das Aufwölben des Pferderückens kippt das Reiterbecken nach hinten (Voraussetzung ist ein losgelassen sitzender Reiter, der diese Kippbewegung seines Beckens zulässt und mit der eigenen Bauchmuskulatur unterstützt, gleichzeitig die Rückenmuskeln loslässt).

–Wenn das Pferd den Rücken aufwölbt und mit dem Rücken nach oben durchschwingt, „drückt“ bzw. „wirft“ es den Reiter leicht nach oben hinten, die leicht am Körper anliegenden Oberarme gelangen mit dem Oberkörper nach hinten und trotz sich leicht öffnender Ellenbogengelenke wird die Zügelverbindung zum Pferdemaul leicht verkürzt (annehmende Wirkung).

–Der Reiter wird folglich minimal aus dem Sattel „katapultiert“. Da seine Beine jedoch den tonnenförmigen Rumpf des Pferdes umschließen, gleiten die Waden gering am zur Mitte hin dicker werdenden Pferdekörper nach oben und verhindern, dass der Reiter aus dem Sattel geworfen wird. Gleichzeitig lösen die nun an den Bauch des Pferdes gedrückten Waden einen treibenden Impuls aus.

–Am höchsten Punkt, also dem beginnenden zweiten Teil der Schwebephase strecken sich die großen Gelenke, kippt das Pferdebecken wieder nach vorne und auch die Rückenwölbung geht zurück. Bei einem losgelassen sitzenden Reiter kippt jetzt auch dessen Becken wieder nach vorne und der Reiter „fällt“ in der Landephase des Pferdes wieder in den Sattel (er „fliegt“ quasi dem Pferd hinterher). Während dieser „Landung“ gleitet der Reiter wieder tiefer in den Sattel, wodurch sich auch die Waden von der dicksten Stelle des Pferdebauches lösen und abwärts gleiten. Gleichzeitig geht auch der Oberkörper des Reiters leicht nach vorne, wodurch auch die Reiterhand wieder leicht in Richtung des Pferdemaules federt (nachgebende Wirkung). In dieser Landephase lässt der Reiter den Schwung des Pferdes nach vorne heraus. Anschließend beginnt der gleiche Zyklus von vorne, diesmal mit dem anderen Beinpaar (im Trab).

Der Reiter kann durch die unterschiedliche Dosierung seiner einzelnen Hilfen (Gewicht, Zügel, Schenkel) die halbe Parade beeinflussen. Sitzt er losgelassen und lässt sich auf den Bewegungszyklus ein, so gibt er dem Pferd bei jedem Ablauf einen treibenden und annehmenden Impuls. Verändert er eine dieser Hilfen bewusst und direkt (Beckenstellung, Wadendruck, Zügelverbindung), kann er noch deutlicher auf das Pferd einwirken und Richtungs- bzw. Tempowechsel sowie Aufmerksamkeit oder das Einleiten einer neuen Lektion initiieren.

Welche Hilfen benötigt man zum Reiten halber Paraden?

Zum Reiten halber Paraden benötigt der Reiter seine Zügel-, Gewichts- und Schenkelhilfen sowie Bewegungsgefühl, Losgelassenheit und das Timing für den richtigen Moment.

Welche Hilfen benötigt man zum Reiten einer ganzen Parade und wie läuft diese ab?