13 mal muss sein ... - Richard von Lenzano - E-Book

13 mal muss sein ... E-Book

RICHARD von LENZANO

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Beschreibung

Langsam schreitet sie in das Wasser und plantscht dabei mit den Händen in den Wellen, nimmt spielerisch mit den Handflächen Wasser auf und lässt es langsam zwischen den Fingern zurück tropfen. Schließlich kühlt sie sich mit einigen Spritzern Gesicht und Brust ab und lässt sich in die Fluten fallen. Es ist eine Erfrischung, ein Wohlbefinden, ein Glücksgefühl für sie, sich von den warmen Wellen tragen zu lassen. Ohne Ziel, einfach der Lust folgend, schwimmt sie einfach geradeaus, den Wellen folgend.

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Richard von Lenzano

13 mal muss sein ...

ausgesuchte Kurzgeschichten

Allen Lesern gewidmet, die wenig Zeit zum Lesen haben, aber über das "Wenige" gerne nachdenken wollen ....BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Die Schwimmerin

 

 

 

Es ist ein wunderbarer Sommertag am Strand.

Kaum ein Wölkchen ist am Himmel zu sehen und eine leichte Brise streicht vom Meer in Richtung der malerischen Landzunge der Ostsee. Der Strandhafer wiegt sich leicht zu den Bewegungen des warmen Windes. Die Ostseewellen plätschern als leichte Dünung an den Strand, keine weiße Schaumkrone ist zu erkennen.

Wind, Wetter und Wassertemperatur laden ein zu einem Bad in der Ostsee.

 

Am weißen Strandsand, versteckt in einer Dünenmulde, liegt, auf einer ausgebreiteten Decke, eine Frau und sonnt sich. Sie hat die Last des Tages von sich geworfen, will sich nun total entspannen, indem sie sonnenbadet und im Meer schwimmen will – sie möchte einfach relaxen.

 

Bronzefarben leuchtet ihre Haut, sie bildet einen wunderbaren Kontrast zur Decke und dem umgebenden weißen Sand. Es ist zu erkennen, dass sie sich des Öfteren im Freien und an der See aufhält.

 

Sie ist schlank, ungefähr 1,75 cm groß, wunderbar verteilte Proportionen – es passt alles zusammen und ist fast als Gemälde anzusehen. Sie räkelt sich auf der Decke, ist von einem kurzen Schlaf erwacht, reibt sich die Augen und setzt sich hin – den Blick zum Meer gewandt.

 

Kurz denkt sie an den kurzen Traum zurück, den sie hatte, ein Lächeln zaubert sich auf ihr hübsches und junges Gesicht. Richtig zufrieden und glücklich sieht sie aus, eine Erscheinung voller Zuversicht. Sie richtet sich auf und dehnt den ganzen Körper, indem sie die Hände hoch gen Himmel streckt und sich dabei auf die Zehenspitzen stellt. Diese graben sich durch die einseitige Belastung leicht in den Sandstrand ein.

 

Nun bückt sie sich nach ihrem Bikini und zieht zunächst das Oberteil über. Nachdem sie ihre kleinen Brüste in ihm untergebracht hat, steigt sie in das Unterteil, zieht es über Beine und Scham nach oben – bis es richtig sitzt.

Sie cremt den Körper noch einmal mit entsprechender Sonnenschutzcreme ein und verteilt diese auf dem gesamten Körper.

 

Mit grazilen Schritten verlässt sie ihre Decke und geht in Richtung Ostsee. Elegant gleitet sie zwischen Strandhafer, Binsengras und kleinen Kieselsteinen zum Wasser. Dort angekommen lässt sie zunächst die kleinen Wellen über ihre Füße spülen, macht die Augen zu und - genießt voll diesen Augenblick.

Langsam schreitet sie in das Wasser und plantscht dabei mit den Händen in den Wellen, nimmt spielerisch mit den Handflächen Wasser auf und lässt es langsam zwischen den Fingern zurücktropfen. Schließlich kühlt sie sich mit einigen Spritzern Gesicht und Brust ab und lässt sich in die Fluten fallen.

Es ist eine Erfrischung, ein Wohlbefinden, ein Glücksgefühl für sie, sich von den warmen Wellen tragen zu lassen. Ohne Ziel, einfach der Lust folgend, schwimmt sie einfach geradeaus, den Wellen folgend.

Einige Möwen ziehen über ihr Kreise und begleiten sie kreischend auf ihrem Weg. Das leise Murmeln der Wellen bildet die Begleitmusik zu ihren Bewegungen. Mal schwimmt sie auf dem Rücken, mal auf der Seite, meist aber krault sie verhalten und gleichmäßig.

Die Schwimmerin hat schon lange keinen Grund mehr untern den Füßen, schwimmt aber freien Blickes weiter dem Meer entgegen. Das Wasser ist inzwischen merklich kühler geworden und der Wind hat ein wenig aufgebrist.

Kleine Wellenkämme bilden sich, die welche teilweise mit kleinen Krönchen versehen sind. Trotz allem schwimmt sie weiter, gedankenlos, ihre Bewegungen sind mechanisch geworden – wie ein Motor schwimmt sie regelmäßig durchs Wasser.

Am Himmel hat sich inzwischen die Azurbläue verflüchtigt, sie wir durch eine graue Wolkendecke abgelöst. Der Wind frischt weiter auf und die Möwen lassen sich von kleinen Böen tragen. Sie ziehen steil hoch, lassen sich dann in einen Sturzflug fallen, um dann in einen weichen Gleitflug überzugehen. Sie begleiten die Frau schon seit einigen Seemeilen.

Plötzlich, ohne Vorankündigung, fängt es stark an zu regnen und der Wind frischt weiter auf.

Wassermassen türmen sich auf und bilden sich zu großen Gebilden. Wellen rollen auf den Strand zu, und – glücklicherweise – auch die Schwimmerin. Ihr Kopf zeigt nun wieder in Richtung Land, der Körper wird nun leicht von den Wellen getragen.

Die Möwen begleiten sie weiterhin, werden aber schon neugieriger. Immer wieder im Tiefflug, beäugen sie die Schwimmerin, die im Einklang der Wellen an den Strand rollt.

Rapide verkürzt sich die Entfernung und schließlich erreich die Frau den Strand, und bleibt in kleinen, auslaufenden Wellen auf dem Bauch liegen.

 

Dort wurde sie erst Stunden später gefunden ….

Herbstimpressionen

 

 

 

Ich verlasse den einfachen Plattenweg und gehe auf der folgenden Grasfläche weiter. Mein Schritt wird gedämpft, ich spüre die Weichheit des Untergrundes.

 

Mit Genuss atme ich die klare und würzige Luft ein und lasse sie ausgiebig in meinen Lungen verweilen. Die Kälte zieht meine Nasenflügel ein wenig zusammen, es ist nicht unangenehm, aber bereits ein Hinweis, auf nahende Kälte.

Vor mir breitet sich eine leicht hügelige, weich gestaltete Landschaft aus, eine typische Art der Endmoräne. In einer Bodensenke hat sich eine Nebelschleppe gebildet, welche den leise murmelnden Bach nur erahnen lässt. Nur ein leises Fließgeräusch weist auf den Standort hin. Zerrissene Nebelfetzen schweben wie kleine Wattebäusche durch die Luft, steigen hoch, werden dort vom Winde für immer verweht.

 

Mein Blick erfasst abgegraste Wiesen, bestellte Felder und kleine Wälder, alles in dieses wunderbare Panorama eingebettet. Es ist ein Idyll der Harmonie und der Romantik, wie sie nur die Natur hervorbringen kann.

Ich lasse meinen Gedanken freien Lauf, entlasse sie aus meiner absoluten Kontrolle, sie sollen schweben. Es ist eine wunderbare Erfahrung, alle Eindrücke, welche sich mir bieten, aufzunehmen, in mich aufzusaugen und in meiner Erinnerung abzuspeichern.

 

Ich schaue nun von oben auf meine Welt, die auf einmal so klein und übersichtlich geworden ist. Als erstes erkenne ich die absolute Schönheit, in der wir leben dürfen. Sie entstand einst ohne unser zutun und wurde von uns, wenn wir sie verändert haben, nur nachteilig umgestaltet. Mäanderartig windet sich der teils unter Nebel liegende Bach, der sich kontinuierlich vergrößert und schließlich in einem kleinen See verschwindet. Von hier oben kann ich keine Menschen erkennen, sie würden bei dieser Größenordnung auch kaum in Erscheinung treten.

 

Ich fordere meine Gedanken wieder ein, um mir die Landschaft weiter von unten zu erschließen. Meine Schritte gehen jetzt durch mittelhohes Gras, das noch vom nächtlichen Tau befeuchtet ist. Drehe ich mich um, kann ich meine Schritte im niedergetreten Gras als deutliche Spur erkennen. Tautröpfchen kleben an Grashalmen und Sträuchern und glitzern in der erwachenden Morgensonne, lassen sich langsam zum Boden gleiten.

 

Eine warme, leichte Brise erfrischt mein Gesicht und bläst mir wunderbar gefärbtes Herbstlaub entgegen. Je weiter ich in Richtung des kleinen, vor mir liegenden Wäldchens komme, je mehr wirbelnde bunte Blätter kommen mir entgegen. Es ist, als ob sie mich zum letzten Mal begrüßen, sich schlicht verabschieden wollen. Ich strecke beide Hände aus, um einige aus ihrem munteren Flug zu fangen, was gar nicht so einfach ist.     Nun – ich habe es geschafft und habe jetzt in jeder Hand ein Blatt. Aber, es sind Blätter von verschiedenen Bäumen. In der linken Hand halte ich ein Ahornblatt und in der rechten das Blatt einer Kastanie.

 

Beide sind unterschiedlich, aber haben doch eines gemeinsam: Ihre wunderschönen Farben, wie sie nur der Herbst zustande bringt.

 

Übergangslos sind auf den Blättern alle Farben zu sehen, die man sich vorstellen kann. Sie fließen ineinander über, als ob ein Maler verschiedene Farbtöpfe zusammengemischt hätte.

 

Geboren, aus einer kleinen sprießenden Knospe, wandelte sie sich zum Blatt und hat in ihrem kurzen Leben viel erlebt. Nun, in ihrer Sterbensstunde halte ich sie in meinen Händen und nehme Abschied von ihnen.

 

Ich werfe beide Blätter in die Luft, sofort werden sie vom Wind ergriffen und sind kurze Zeit später meinem Blick entschwunden. Irgendwo auf der Erde werden sie ihren endgültigen Ruheplatz finden.

 

Ich gehe weiter und sehe, dass der Grasweg vor mir bereits nicht mehr zu erkennen ist. Ein buntes Blatt neben dem anderen hat den Weg unsichtbar gemacht - sie hauchen dort ihr kurzes Leben aus.

 

Ich wandere auf den Blättern, die meinen Schritt nicht nur dämpfen sondern unhörbar machen, weiter in Richtung des Waldes.

Sehe direkt vor mir die ersten Bäume, die bereist das meiste Laub verloren haben, da sie den Angriffen des Windes stets ungeschützt ausgesetzt waren. Zwischen den Bäumen leuchten mir Hagebutten in roter Farbe lächelnd entgegen. Direkt daneben eine große buschige Schlehe mit ihren dunkelblauen prallen Früchten. Gegenüber vom Weg steht eine Reihe voller Holundersträucher, deren Äste schwer nach unten hängen, da sie voller reifer, schwarzer Fliederbeeren waren.

 

Inzwischen befinde ich mich im Wald, vom Wind ist nicht mehr viel zu merken, die Bäume schützen und behüten mich. Mein Blick geht nach oben, stellenweise kann ich zwischen den prächtigen Baumwipfeln den blauen Himmel erkennen, der ab und zu mit einer kleinen Wolke versehen ist.

 

Sonnenstrahlen blitzen hell und neugierig zwischen den Baumstämmen, sie spielen mit ihren Lichtreflexen - wie ein Laser - im Blätterdach der herbstlich gefärbten Natur. Aus dem Wald ist nun der gesamte Nebel gewichen, er ist nach oben gestiegen und hat sich im Gewirr der Äste und Blätter verflüchtigt.

 

Vom Waldboden steigt ein wunderbarer, moosartig-erdig duftender Geruch empor und erfüllt meine Sinne. Ich kenne kaum einen andern Geruch, der so rein, so aromatisch und unverfälscht ist, wie der Duft des Waldbodens.

 

Auch hier im Wald ist der Herbst eingekehrt. Auf dem Boden sind alle Gräser und Halme aus geblüht und verwelkt. Bunte Blätter überdecken alles schützend.

 

An Rosengewächsen leuchten rote, schon fast überreife Hagebutten, sie dienen den Tieren als Winterfutter.

 

In den Wipfeln der Laubbäume sind bereits große Lücken zu erkennen, da der Wind das Laub auf seinen Flug mitgenommen hat.

 

Die oberen Äste der Tannen hängen voller Zapfen. Ihr Gewicht zieht die Zweige gewaltsam nach unten.

 

Ich liebe diese Atmosphäre hier im Wald. Sie ist für mich eine Zuflucht der Besinnlichkeit. Hier kann ich mich von allen meinen Gedanken lösen und stattdessen alles was um mich herum ist genießen und verinnerlichen.

 

Die Einsamkeit mit der Natur, die besondere Stille, das Ausblenden aller Hektik und das Zurückfinden zu dem, was uns Menschen eigentlich ausmacht.