2 Schweine in Australien - Joe S. Nuts - E-Book

2 Schweine in Australien E-Book

Joe S. Nuts

4,9

Beschreibung

Was passiert, wenn sich zwei testosterongesteuerte und trinkfreudige Provinz-Intellektuelle mit allerlei skurrilen Allüren und Eigenheiten from Austria auf den Weg nach Australia machen, um drei Wochen lang auf einem Roadtrip entlang der Ostküste von Sydney nach Cairns den Urlaub ihres Lebens zu verbringen? Ausgestattet mit einer Schweinemaske aus Gummi, zwei als Zipflbobs bezeichneten Wintersportgeräten (!) und einer vollen Ladung hochkarätigen Rotweins im Frachtraum ihres klapprigen Campers, stolpern der snobistische Burgenländer und der erdige Steirer auf der Suche nach spannenden Erlebnissen, Spaß und amourösen Abenteuern von einer wahnwitzigen und grotesken Situation in die nächste. Ob als unfreiwillige Nacktflitzer im Nobelhotel, als verhinderte Karaoke-Stars in einem schmierigen Nachtclub, als seekranke Tauchamateure am Great Barrier Riff oder als von kolossalem Pech verfolgte Möchtegern-Casanovas - die 2 Schweine in Australien machen dem Titel ihrer satirischen Reisetagebücher in jeder Hinsicht alle Ehre. Die mit Illustrationen von Bernd Püribauer adäquat bebilderte Erzählung der Begebenheiten aus den unterschiedlichen Perspektiven der beiden Protagonisten (ergänzt um die penible Erläuterung einschlägiger Dialektausdrücke) ist nichts für zarte Gemüter: brachial, kompromisslos, ordinär, sexistisch, politisch völlig unkorrekt - und vor allem saukomisch. Ein unterhaltsames Buch für Männer - und für Frauen, die die wahre Natur der Männer entdecken wollen.

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Seitenzahl: 148

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Inhaltsverzeichnis

Tag 1:

Sydney Downtown

Tag 2:

Sydney, Bondi Beach

Tag 3:

Von Sydney nach Katoomba

Tag 4:

Megalong Valley

Tag 5:

Hunter Valley

Tag 6:

Nordwärts

Tag 7:

Byron Bay

Tag 8:

Byron Bay (zweiter Versuch)

Tag 9:

Nach Rainbow Beach

Tag 10:

Vom Inskip Point auf Fraser Island

Tag 11:

Fraser Island

Tag 12:

Von Fraser Island nach Gladstone

Tag 13:

600 Kilometer nordwärts

Tag 14:

Airlie Beach

Tag 15:

Via Townsville nach Cardwell

Tag 16:

Via Kuranda nach Port Douglas

Tag 17:

Cape Tribulation und Ellis Beach

Tag 18:

Cairns

Tag 19:

Great Barrier Reef und Cairns

Tag 20:

Rückflug

Samstag, 1. Jänner, 6:00 Uhr morgens. Die Ankunft in Sydney gibt uns schon einen kleinen Vorgeschmack darauf, was uns in den nächsten Wochen in Down Under erwarten könnte. Der Burgenländer wird bereits in der Gepäckhalle des Flughafens von einem Police Officer insultiert, als er stolz die ersten Fotos von seinen mitgebrachten Sportgeräten auf australischem Boden machen will. Fotografieren ist am Flughafengelände streng verboten!

„This is a Zipflbob!“, versucht er aufgeregt zu erklären, was dem grimmigen Officer, der sichtlich keinen Spaß versteht, aber absolut wurscht ist. Letztlich muss er froh sein, dass ihm nicht gleich die teure Kamera abgenommen wird.

Danach endlich rein in den nächsten Taxikleinbus, der uns ins Hotel bringen soll. Natürlich verwechsle ich bei der Angabe des Reiseziels die Adresse unseres Hotels mit der des örtlichen Reiseveranstalters, und wir stehen wenig später mit unseren Koffern (und den Zipflbobs) vor den an diesem Neujahrsmorgen klarerweise verschlossenen Türen eines Wolkenkratzers Downtown Sydney auf der menschenleeren Straße. Vif wie wir sind, schaffen wir es aber, nach zehn Schreck- und weiteren zwanzig Warteminuten ein einsames Taxi herbeizuwinken. Der Taxler ist ein Blitzgneißer1 und erkennt nach einem Blick auf unsere Voucher die Situation. Vorbei an den letzten Alkleichen von der großen Silvesterparty bei der Harbour Bridge, die noch immer in den Parks herumliegen, geht es endlich zum Hotel.

Da wir dort zu der frühen Stunde eh noch nicht einchecken können (wenigstens ist es möglich, unser Gepäck in einem kleinen Kammerl zu deponieren), machen wir uns sofort auf den Weg zum unweit gelegenen Hafen. Zuallererst muss der Start ins neue Jahr standesgemäß nachgefeiert werden, weil der ja im Flugzeug zwangsweise etwas schaumgebremst ausgefallen ist.

Ten … nine … eight … seven … six … five … four … three … two … one: Happy New Year!!!“ Das neue Jahr rast mit 910 km/h bereits zum dritten Mal auf mich zu.

Der Flugkapitän meldet sich via Lautsprecher plärrend über jeder Zeitzone, in der es Mitternacht wird, während wir darüber hinwegfliegen. Der Flug in die neuen Jahre bringt es immerhin mit sich, dass auch in der Holzklasse Sekt ausgegeben wird: billiger Fusel in Plastikbechern und natürlich nur eine Füllung pro Passagier, wie uns auf meine Beschwerde hin die Bordkellnerin erklärt. Schnorrer-Airline!

„Continental or hot breakfast?“ Wenige Stunden nach dieser fulminanten Neujahrsparty an Bord werde ich von kessen Stewardessen mit der Frage nach dem Frühstück meiner Wahl geweckt. Wir überfliegen gerade die Andamanen. Vor etwas mehr als einem Jahr habe ich am Strand von Khao Lak mit meinem jetzigen Sitznachbarn telefoniert, während in der Holzbarackenküche eines Traumstrandrestaurants mein fangfrischer Meeresfisch thailändisch üblich in der Friteuse ruiniert wurde und knackige Thaigirls mir eiskaltes Singha serviert haben.

Der Steirer, aufgewachsen am hintersten Ende eines schwer inzuchtverdächtigen Seiteneinschnitts der Mürzfurche, Magister der Kommunikations- und Theaterwissenschaften, Besitzer einer klitzekleinen Werbeagentur, Autor eines grenzgenial unverkäuflichen Gedichtbandes, Horrorfilmfreak und mein bester Freund, seit er mir während des Studiums auf der altehrwürdigen Wiener Hauptuniversität mit Vokuhila2und ausgewaschenem Trägerleiberl samt fettem BOSS-Aufdruck über den Weg gelaufen ist, hat mich damals aus Köln angerufen – von der Aufzeichnung irgendeiner bescheuerten Fernsehquizshow, bei der er 150.000 Euro absahnen konnte, woraufhin er mich im Serotoninrausch zu diesem Trip nach Australien eingeladen hat.

Anstatt mir wie versprochen das Flugticket zu bezahlen, hat er ein Jahr später seinen ganzen Gewinn in den Kauf einer halben Hütte inmitten einer Proletensiedlung am Rande des Wienerwalds investiert. Seine Lebensgefährtin, die in dem Kaff aufgewachsen ist, hat sich am Kredit für die andere Hälfte des Hauses beteiligt. Kurz vor dem Abflug am Wiener Flughafen war es ihre größte Sorge gewesen, dass das Haus in den Besitz des steirischen Familienclans übergeht, falls ihn in Australien die Krokodile fressen. Um sie ruhigzustellen, hat er kurzerhand eine testamentarische Verfügung auf der Papierserviette des Abflughallen-Burger-King verfasst, in der er sie als Alleinerbin des Hauses eingesetzt hat und die meine Holde und ich als Zeugen unterschreiben mussten.

Nachdem sein Nachlass endlich geklärt war, haben wir uns von unseren beiden äußerst liebenswürdigen, verständnisvollen und toleranten Lebensgefährtinnen verabschiedet – mit dem beklemmenden Gedanken an letale Gefahren, die in der Ferne auf uns lauern: 6-Meter-Salzwasserkrokodile, die gefährlichsten Schlangen der Welt, eine Unzahl an giftigen Spinnen sowie ein Ozean voller blutrünstiger Haie und tödlicher Quallen. So sind wir schweren Herzens voller Vorfreude am Silvesternachmittag in ein Flugzeug gestiegen, das uns via Frankfurt und Singapur nach Sydney gebracht hat. Mit im Gepäck: eine Schweinemaske.

Diese echt gemein aussehende Maske aus weichem, sich der Gesichtsform anpassendem Kunststoff lässt zwar Augen, Mund und Kinn frei, macht aber im Handumdrehen aus jedem Kopf einen veritablen Schweinsschädel mit der typischen Steckdosennase und den großen Schlappohren neben der flachen Stirn. Ich hab sie uns noch kurz vor Abflug in einem Faschingsbedarfladen gekauft, denn ich kenne meinen steirischen Pappenheimer. Vor jeder depperten Sehenswürdigkeit wird er mir seine Kamera in die Hand drücken, damit ich diese saublöden Touristenfotos von ihm schießen kann: Monsieur Piccol vor der Oper, Monsieur Piccol vor der Harbour Bridge, Monsieur Piccol vor dem goldenen Gummistiefel, Monsieur Piccol vor Was-weiß-der-Teufel-noch-was. Na, der wird sich wundern …

Zum Nachfeiern des Jahreswechsels besorgen wir uns beim erstbesten Standl am Hafen eine Flasche Champagner und leeren diese umgehend. Dazu mampfen wir ein gar nicht so übles Sandwich: „Prooost!!! Auf einen geilen Jahresbeginn!“

Vor uns liegen drei Wochen Eastcoast Australia – und unser Erlebnisdurst ist groß! Sommer, Sonne, Strand, Drinks und scharfe Girls sind natürlich wesentliche geplante Bestandteile unseres Trips. Dass wir uns erst vor wenigen Stunden auf dem Flughafen in Wien mit feuchten Augen und scheinheiligen Beschwichtigungen von unseren Freundinnen verabschiedet haben, ist längst vergessen.

Der Burgenländer ist der ideale Buddy für so eine Reise. Ich kenne ihn schon seit den guten alten Studientagen. Durch die Weltgeschichte zu reisen, der Fisch- und Fleischeslust zu frönen oder zumindest über das Ficken von schönen Frauen zu räsonieren sind nur einige seiner obskuren Hobbys nebst dem Genuss erlesener Alkoholsorten, der regelmäßigen Teilnahme an Xing-Yi-Workshops, dem Praktizieren exotischer Sportarten wie Zipflbobfahren (er ist sogar Vorstand im IZF – der International Zipflbob Federation!) oder dem Ersinnen skurriler kreativer Ideen, was er auch in seinem Job als Creative Director in einer mittelständischen Werbeagentur (etwas, das ich längst hinter mir habe) mit verbissenem Ehrgeiz betreibt.

Nachdem wir eh nix Besseres zu tun haben, beschließen wir, gleich das erste Highlight aus dem Besichtigungspflichtprogramm abzuhaken: das Opera House. Das ganze Gelände ist an diesem 1. Jänner ziemlich menschenleer, und wir treiben uns zwischen den verschachtelten Baueinheiten auf den Stufen und dem Vorplatz herum. Als ich den Fotoapparat zücke, zieht der Burgenländer grinsend eine völlig bescheuert aussehende Schweinemaske aus Gummi, Latex oder was auch immer aus seiner Tasche. Er faselt etwas von einem originellen Kunstprojekt und dass es doch lustig wäre, uns mit der Maske vor diversen Sehenswürdigkeiten ablichten zu lassen. Ich bin zunächst skeptisch, doch um mich zu motivieren, setzt er die Larve selber als erster auf, und schließlich gebe ich nach und lasse mich – widerwillig – auch damit fotografieren. Saublöde Aktion im wahrsten Sinn des Wortes!

Während wir danach durch die Straßen der näheren Umgebung streifen, finde ich aber schön langsam doch Gefallen an dem Ding. Die nächsten Schweinemaskenfotos entstehen in einem Pub, in das wir zu Mittag auf ein wohlschmeckendes Bierchen mit dem Kürzel VB (Victoria Bitter) einkehren, dann vor dem Eingang der Werbeagentur „Saatchi & Saatchi“ sowie bei der Harbour Bridge.

Es ist jetzt bereits späterer Nachmittag, und schön langsam werden meine Augenlider schwer. Aber der Burgenländer will mich nicht schlafen gehen lassen: „Wir halten durch bis auf d‘ Nacht, sonst vergeht der Jetlag nie!“ Wie wir diversen Ankündigungen und Prospektmaterial bei einem Ticketshop entnommen haben, kann man die berühmte Harbour Bridge auch auf eine besondere Weise besichtigen – nämlich kletternd! Für den Burgenländer ist sofort klar: „Des moch ma!“

Kurz vor Sonnenuntergang geht es dann endlich los. Nachdem wir zur Sicherheit noch eine Dose VB getrunken haben, fassen wir mausgraue Overalls aus und werden in Gruppen zu acht oder neunt mit einem Seil zusammengeleint, sodass wir aussehen wie eine amerikanische Chain Gang auf dem Weg zum Steineklopfen. Wir haben schon darauf gespitzt, mit ein paar scharfen Solobräuten zusammengespannt zu werden, doch leider besteht unser Trupp letztendlich außer uns nur aus einigen Pensionistenpärchen.

So ausgestattet, klettern wir an Feuerleitern auf die Metallstreben der Harbour Bridge hinauf. Die Einheimischen nennen die Brücke, die 1932 eröffnet wurde, nur „Coat hanger“, was wir mit „Kleiderbügel“ übersetzen. Sie ist über einen Kilometer lang, doch zum Glück beschränkt sich die Tour lediglich auf einen kleinen Teil der Brücke. Oben angelangt, tasten wir uns vorsichtig über diverse Stufen und Schwellen, und als ich 134 Meter hinunter aufs Wasser blicke, wird mir etwas schwindlig, und ich kriege tatsächlich ein bisschen Muffensausen – was ich dem Burgenländer aber nicht erzähle, denn dem scheint der ganze Ausflug ohnehin schon wieder zu fad und zu wenig abenteuerlich, wie ich seinem leisen Gemurre entnehme. In einen Pfeiler der Konstruktion ist ein kleines Museum eingebaut, das über die Geschichte der Brücke informiert. Aber da mich das Ganze nicht sonderlich interessiert, bin ich froh, als wir wieder unten ankommen und uns endlich daranmachen können, uns noch ein wenig ins Nightlife zu stürzen.

Gegen ein Uhr früh torkeln wir völlig fertig aus einem Pub namens Orient Hotel. Seit mehr als 36 Stunden sind der Steirer und ich nun durchgehend auf den Beinen – wenn man von einem unbefriedigend kurzen Konservendosendösen im Flugzeug absieht. Obwohl wir beide schon bei der Ankunft in Sydney todmüde waren, haben wir keinen Gedanken an Schlaf verschwendet. Wir machen einen auf „Brachial-Akklimatisierung“: so lange durchmachen, bis das System abstürzt, um am nächsten Morgen Ortszeit neu hochzufahren. Jetlag haben nur Woachkitter3!

Bereits mittags habe ich im Orient Hotel ein paar Gläser Chardonnay zu meinen Austern geschlürft. Dass ich dabei eine Schweinemaske getragen habe, hat die Kellnerin erstaunlich gleichmütig zur Kenntnis genommen. Offensichtlich nichts Ungewöhnliches hier! Das hat uns beeindruckt. Somit sind wir abends hier wieder eingekehrt. Eine mittelmäßige Coverband hat die üblichen Rock-Hadern gespielt. Nur war nach der gestrigen Silvesterparty etwas die Luft draußen – und die Hasenqualität im spärlich besuchten Pub entsprechend mau. Trotzdem habe ich nach etlichen Mutmacherdrinks die mit den größten Titten angebraten. Natürlich vergeblich.

Mit zig Flaschen VB, Smirnoff Ice und echt anständigen Rum-Colas in der Birne liege ich mehr bewusstlos als schlafend im Bett, bis mich ein infernalischer Harndrang aus dem Nirvana holt. Noch komplett im Öl, taste ich mich durchs Stockdunkel zur Tür, mach auf, lass sie hinter mir zufallen und ... finde mich und meine Wasserlatte auf dem gleißend hellen Hotelgang wieder – splitter … faser … nackt! Der Schreck lässt mich in der Sekunde ausnüchtern.

Von außen kann man die Tür nur mit Schlüssel öffnen, also versuche ich meinen Saufkumpanen leise klopfend aus dem Tiefschlaf zu holen. Ich will nicht zu laut werden, weil ich die totale Panik habe, irgendwelche Zimmernachbarn auf mich aufmerksam zu machen. Allerdings kommt auch aus unserem Zimmer keine Regung. Ich klopfe lauter, rufe sachte seinen Namen, flehe flüsternd: „Wach auf! Mach auf!“ Null Reaktion. Der Typ ist mindestens genauso bewusstlos, wie ich es gerade noch war.

Der Harndrang lässt mich irre werden. Beide Hände vor dem Gemächt, hopse ich verzweifelt über den Gang auf der Suche nach Toiletten – oder zumindest Zimmerpflanzen. Nichts! Nada! Niente! Mir ist jetzt alles egal, das Gelbe steht mir bis zu den Unterlidern. Mit den Fäusten trommle ich an unsere Zimmertür und trete gleichzeitig mit dem Fuß dagegen: „Mach! Die!! Tür!!! Auf!!!!“ Man hört mich sicher im ganzen Hotel toben, trotzdem dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bis endlich diese scheiß Tür aufgeht. Der Steirer reibt sich die verschwollenen Augen und stellt die unvermeidlich blöde Frage: „Wos mochst d‘n du dou?“ Ich zwicke wie der Blitz an ihm vorbei ins Bad und blöke nur: „Schiffen!“

1 ostösterreichisches Idiom für: „Schnell-Versteher“

2 Kürzel für die gesamtsteiermärkische 80er-Jahre-Modefrisur „vorne kurz, hinten lang“

3 obersteirisch für: „Weicheier“

Ich weiß jetzt, dass ich den Alkoholkonsum des Burgenländers im Auge behalten muss. Er ist wohl doch nicht so geeicht wie ich als Steirer und hat zu viel erwischt. Sonst würde er sich nicht des Nachts pudelnackt aus dem Zimmer sperren und so lange an der Tür pumpern4, bis ich ihn hereinlasse. Aber da mir Ähnliches vor einigen Jahren auch schon mal in New York passiert ist, habe ich ein gewisses Verständnis und verzichte auf nachhaltige Hänseleien.

Der Morgen beginnt mit einem kräftigen Frühstück, und wie durch ein Wunder fühlen wir uns nach kurzer Zeit wieder erstaunlich fit. Zumindest fit genug, um den Plan für den heutigen Tag ohne größere Verzögerungen in Angriff zu nehmen: ein Ausflug zum berühmten Bondi Beach!

Der Bondi Beach ist nicht nur einer der bekanntesten Strände Australiens und der ganzen Welt, sondern auch ein Hotspot für Surfer. Daher ist der Burgenländer der Meinung, dass dort jede Menge hübscher junger Hasen (in Australien „Sheilas“ genannt) anzutreffen sein müssen.

Da Bondi Beach einige Kilometer außerhalb des Stadtzentrums liegt, müssen wir mit einem Bus rausfahren. Der erste Blick ist etwas enttäuschend – eine lange Reihe von Pavillons mit Geschäften und Restaurants, aber dahinter ein makelloser Sandstrand. Weil uns das Meer saukalt vorkommt, wie sich bei einem vorsichtigen bloßfüßigen Test erweist, halten wir nach einem Platzerl mit möglichst vielen Mädels im Umkreis Ausschau.

Es gibt tatsächlich einige vielversprechende Sheilas hier, doch die meisten leider mit Pächter5. Daher widmet sich der Burgenländer zunächst seinem zweiten Kreativprojekt: dem Aufbauen und Abfotografieren einer bedruckten Zündholzschachtel, die er als „Ameisenhotel“ tituliert, vor möglichst interessanter Kulisse. Da diese hier eh nur aus unterschiedlichen Sandhäufchen besteht und ich dabei nicht zwangsweise involviert werden muss, strecke ich erst mal die Patschen und lasse mir die Sonne auf den gründlich eingecremten Bauch scheinen (was hier ein Must ist, wenn man nicht binnen kürzester Zeit wie ein gekochter Krebs aussehen will).

Es dauert allerdings nicht lange, bis mir der Burgenländer mit seinen ersten Beobachtungen in den Ohren liegt: „Schau amoi, die Dunkelhoarige da!“ – „Und dort, das Blondie mit den süßen kleinen Titten!“

Seine Äuglein haben – auch wenn sie noch leicht rot geädert sind – in der letzten Nacht nicht gelitten, und so sind wir schon nach kurzem wieder in das Thema Nummer eins vertieft: Sex!!! Der Burgenländer ist der Meinung, es müsse eine Belohnung für aktives Verhalten beim Anbraten und für den erfolgreichen Abschluss geben (er weiß genau, dass ich diesbezüglich etwas schüchtern bin und er die besseren Karten hat). Wir einigen uns schließlich auf einen sogenannten Erstficker-Bonus, der fünf Biere beträgt, die der andere im Fall des Falles zu zahlen hat. Für Petting soll es immerhin noch drei Biere geben und für Schmusen eins. Mit Schweinemaske alles mal zwei, wird noch eine optimistische Präambel vereinbart. Da es mittlerweile aber schon später Nachmittag ist, sind wir uns einig, dass die Prämie wohl eher nicht mehr am Bondi Beach ausbezahlt wird.

Genial, es ist Anfang Jänner, und wir sind mit dem Linienbus an den Strand gefahren! Das Wasser ist uns zum Baden zu kalt, also braten wir im Sand. Unter all den sportlich knackigen, sommerlich braungebrannten Aussies sieht der winterweiße schmerbäuchige Obersteirer wie ein gestrandeter Albinopottwal aus. Wären Tierschützer hier, würden sie ihn zurück ins Wasser schleppen.

Ein Freund in Wien hat mich gebeten, ihn bei seinem Kunstprojekt zu unterstützen: „Antours – Individualreisen für Ameisen“. Er hat mir einen Haufen als Ameisenhotels designte Zündholzschachteln mitgegeben, befüllt mit einem mikroskopisch kleinen Hotelprospekt sowie einem Zuckerwürfel als Hauptmenü im Hotelrestaurant. Ich soll diese Minihotels an den besten Plätzen Australiens aufstellen, fotografieren und die Bilder samt Lagebeschreibung auf die Projektwebsite hochladen. Ich finde die Idee so abgefahren, dass ich begeistert zugesagt habe, und bin mittlerweile stolzer Multiameisenhotelier in Ostaustralien: Hotel Opera House, Hotel Harbour Bridge, Hotel Sydney Downtown, und jetzt stelle ich natürlich auch das Hotel Bondi Beach auf.

Den steirischen Pottwal interessiert das herzlich wenig. Der hat mich zwar schon dreimal gefragt, was ich da mache, aber das Konzept geht ihm anscheinend nicht in die Birne. Ist mir egal, schließlich schießen wir hier am Strand auch fleißig Fotos mit der Schweinemaske. Allerdings zeigen sich die zwei Mädels mit den vier schönen festen Brüsten in unserer Nähe davon herzlich wenig beeindruckt.

Offensichtlich möchte er meinem ganzen künstlerischen Tütü-Tata etwas entgegensetzen, als er mit dem Vorschlag auf mich zukommt, bei der Hasenjagd Prämien auszuschreiben: Wer zuerst bumst, dem muss der andere fünf Biere bezahlen. Fürs erste Petting gibts immerhin noch drei, für Schmusen nur mehr ein Bier. Er tauft dieses Motivationsprogramm auf seine steirische, unmissverständlich direkte Art Erstficker-Bonus. Selbstverständlich nehme ich die Herausforderung an und schlage meinerseits vor, die Prämie zu verdoppeln, wenn wir dabei die Schweinemaske tragen! Begeistert stimmt er zu.

Am Abend wollen wir uns in die Szene schmeißen und erstmals so richtig die heimischen Hasen anbraten. Also schäle ich mich in meine Roberto-Cavalli-Designerjeans, schlüpfe in ein hellgraues, zu meiner Augenfarbe passendes körperbetont geschnittenes Kurzarmhemd von Hugo, schnüre meine italienischen