A Silken Spell. Das Geheimnis der Fairy Paths - Manuela Elser - E-Book
SONDERANGEBOT

A Silken Spell. Das Geheimnis der Fairy Paths E-Book

Manuela Elser

0,0
4,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 3,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

**Faegeheimnisse in Schottland**  Als verhasste Halbfae ist Niamh daran gewöhnt, in den Schatten Schottlands zu leben. Denn wenn die Fae sie finden, wird sie entführt – genau wie ihre Mutter. Mithilfe ihres magischen seidenen Netzes, das sie unsichtbar werden lässt, gelingt es ihr schon seit Jahren, vor den Augen ihrer Feinde verborgen zu bleiben. Bis Niamh auf den mysteriösen Keith trifft, der sie seltsamerweise sehen kann. Keith könnte sie an die Fae-Clans ausliefern, aber er verfolgt andere Pläne: Niamhs außergewöhnliche Fähigkeit könnte ihm endlich den Weg zu den sagenumwobenen Fairy Paths ebnen ... Lüfte das Geheimnis der Fairy Paths und entdecke eine Welt voller Magie und tief verwobener Gefühle! //»A Silken Spell. Das Geheimnis der Fairy Paths« ist ein in sich abgeschlossener Einzelband.//

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2022

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impress

Die Macht der Gefühle

Impress ist ein Imprint des Carlsen Verlags und publiziert romantische und fantastische Romane für junge Erwachsene.

Wer nach Geschichten zum Mitverlieben in den beliebten Genres Romantasy, Coming-of-Age oder New Adult Romance sucht, ist bei uns genau richtig. Mit viel Gefühl, bittersüßer Stimmung und starken Heldinnen entführen wir unsere Leser*innen in die grenzenlosen Weiten fesselnder Buchwelten.

Tauch ab und lass die Realität weit hinter dir.

Jetzt anmelden!

Jetzt Fan werden!

Manuela Elser

A Silken Spell. Das Geheimnis der Fairy Paths

**Faegeheimnisse in Schottland**

Als verhasste Halbfae ist Niamh daran gewöhnt, in den Schatten Schottlands zu leben. Denn wenn die Fae sie finden, wird sie entführt – genau wie ihre Mutter. Mithilfe ihres magischen seidenen Netzes, das sie unsichtbar werden lässt, gelingt es ihr schon seit Jahren, vor den Augen ihrer Feinde verborgen zu bleiben. Bis Niamh auf den mysteriösen Keith trifft, der sie seltsamerweise sehen kann. Keith könnte sie an die Fae-Clans ausliefern, aber er verfolgt andere Pläne: Niamhs außergewöhnliche Fähigkeit könnte ihm endlich den Weg zu den sagenumwobenen Fairy Paths ebnen …

Wohin soll es gehen?

Buch lesen

Vita

Danksagung

© privat

Manuela Elser liebt es, in Büchern & Videospielen fantastische Abenteuer zu erleben. Da ihr das aber nie gereicht hat, macht sie Kampfsport, reitet und zog für ihr Studium nach Japan, einem ihrer liebsten Länder neben Schottland. Derzeit lebt sie mit zwei Katzen, acht Schildkröten und sieben Bücherregalen in Österreich und schreibt an ihren Geschichten. Auf Instagram (@manus.skripte) postet sie neben Kampfsportvideos & Büchern über ihre Projekte.

FürA. S.für die niemand jemals unsichtbar war

1. Kapitel

Niamhs Fuß rutschte an der Hauswand ab. Schmerzen durchzuckten ihre Arme, während sie sich verzweifelt an die Unterkante des Fensters klammerte. Einen Sturz aus zweieinhalb Stockwerken würde sie vielleicht überleben, aber wenn sie das Bewusstsein verlor, würde man sie finden.

Dann wäre alles vorbei.

Ihre Arme begannen unter der Belastung zu zittern und ihre Finger gruben sich noch tiefer in die Ritze zwischen den rauen Steinziegeln des Herrenhauses. Angespannt tastete sie mit ihren Füßen nach Halt.

»Du könntest deine Kräfte einsetzen«, sagte eine schneidende Stimme und Niamhs Hände wären vor Schreck beinahe auch noch abgerutscht. Móra musste vorausgeklettert sein. Die Katzendämonin saß bereits auf dem Sims über ihr.

So einfach würde Niamh es ihr jedoch nicht machen. Ihre Seele war mehr wert als das und die Katzendämonin würde sie heute sicher nicht bekommen. Sie würde es aus eigener Kraft schaffen.

Nur hätte sie vielleicht doch nicht auf Schuhe verzichten sollen. Nachdem beim letzten Mal jemand ihre Schritte gehört hatte, wollte sie dieses Mal sichergehen, dass nichts sie verriet. Ihre Socken waren allerdings rutschiger, als sie angenommen hatte.

Endlich fanden ihre Zehen den Spalt, an dem sie zuvor abgerutscht war und sie grub sie, so fest sie konnte, in den Stein. Dann schloss sie für einen Moment ihre Augen, atmete tief durch und zählte innerlich bis zehn. Auf Gälisch, wie ihre Mutter es ihr beigebracht hatte.

Das war knapp.

Erneut streckte Niamh ihre Hand nach dem Fenstersims aus, den sie zuvor erreichen wollte und stieß sich diesmal mit beiden Füßen ab. Kleine Steine lösten sich unter ihr, als sie sich auf das Fensterbrett zog.

Erschöpft hockte sie sich auf den schmalen Sims und warf einen Blick hinunter auf den kleinen Streifen Rasen, der zwischen Haus und Straße lag. Ein Auto fuhr unten vorbei und sie zog hastig ihr seidenes Netz enger. Die Magiefäden schmiegten sich sanft um ihren Körper und verbargen sie so vor neugierigen Blicken.

Noch hatte sie niemand bemerkt.

Schließlich wandte sie sich dem Fenster zu.

Sie rückte an das kühle Glas heran, so nah, dass ihre Nase es fast berührte, und sah sich im Raum dahinter um.

Das Zimmer wirkte sogar in der Dunkelheit der Nacht protzig, als müssten die Fae selbst in ihren eigenen vier Wänden zeigen, dass sie etwas Besseres waren. Goldener Stuck zog sich über die Wand bis zu einem antik aussehenden Kachelofen. Ein großer Ohrensessel stand davor, direkt neben einem Bücherregal, das im Mondlicht glänzte, als wäre es ebenfalls mit Gold verziert worden.

Der Raum schien jedoch wie ausgestorben.

Außer Niamhs eigenem Schatten rührte sich nichts.

Ihr Blick fiel auf eine große holzgeschnitzte Uhr an der Wand. 03:20. Wenn sie schnell genug war, konnte sie noch ein paar Stunden schlafen, bevor sie zur Arbeit musste.

Sanft drückte sie gegen das Fenster, das sich quietschend öffnete.

Ha!

»Beeindruckend«, kommentierte Móra trocken. Die große schwarze Katze leckte beinahe gelangweilt über ihre Pfote und fuhr sich über ihre fledermausartigen Ohren.

»Auf die Fae ist eben verlass«, wisperte Niamh, bevor sie sich lautlos in den Raum sinken ließ. Ein eiskalter Schauer wanderte dabei über sie, doch er war vorüber, noch bevor ihre Füße den Boden berührten. Der magische Alarm rollte wie immer einfach über sie hinweg, nahm sie nicht wahr. Man könnte meinen, Leute, die ihren Reichtum so zur Schau stellten, hätten ein ausgeklügeltes, modernes Sicherheitssystem. Aber Fae vertrauten zu sehr auf ihre Magie.

Niamh suchte den Raum ab. Was jetzt? Das Zimmer sah aus wie ein Zweitsalon, den man nutzte, falls der große Salon im unteren Stockwerk mal zu protzig war. Nicht wie ein Ort, an dem man Dinge aufbewahrte, die Niamh weiterhelfen würden.

Lautlos sprang Móra vom Fenstersims hinab und lief zu dem Ohrensessel, ihren Schwanz hoch erhoben. Aber Niamh hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass sie ihr nicht folgen sollte. Die Cait Sí hatte ihre eigenen Ziele.

Stattdessen schlich Niamh langsam auf die verschlossene Tür zu und horchte in sich hinein.

Da war es.

Das Gefühl, wegen dem sie hierhergekommen war. Das Brummen, das sich in ihrem Kopf ausgebreitet hatte, als der Fae, der in diesem Haus lebte, am Buchladen vorbeigegangen war.

Er wusste etwas.

»Du könntest ihn bedrohen«, sagte Móra und Niamh zuckte zusammen. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass die Katzendämonin ihr gefolgt war. »Deine Kräfte würden …«

Ein dumpfes, regelmäßiges Pochen näherte sich und Niamh wandte sich von Móra ab.

Schritte.

Sie hielt die Luft an. Hatte sie doch jemand gehört? Panisch sah sie zum noch immer offen stehenden Fenster. Sie sollte es schließen. Doch sie brauchte es, um das Haus schnell wieder verlassen zu können.

Wer auch immer diese Schritte verursachte, stapfte an der Zimmertür vorbei, ohne sie zu öffnen. Das Brummen in Niamhs Kopf blieb jedoch gleich. Es war nicht angeschwollen, als das Pochen direkt vor der Tür war, und ließ jetzt, als es sich entfernte, auch nicht nach. Die Person im Flur war nicht die, wegen der sie hier war.

Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. Diesmal musste sie eine Spur finden. Sie musste einfach!

Niamh zählte bis zehn, nachdem die Schritte verklungen waren. Erst, als sie sich sicher war, dass die Person außer Hörweite war, griff sie nach der Türklinke.

Das leise, metallische Klicken hallte laut in ihrem Kopf wider und sie hielt den Atem an, während sie langsam die Tür aufzog. Aber der Gang dahinter war genauso leer wie der Raum, in den sie davor geklettert war.

Ein roter Teppich bedeckte den Boden und die mit goldenen Blättern verzierten Wandlampen, die zu beiden Seiten des Ganges hingen, spendeten nur wenig Licht. Als Niamh ihren Fuß aufsetzte, spürte sie, wie die Dielen unter dem Stoff leicht nachgaben.

Mit zusammengebissenen Zähnen unterdrückte sie einen Fluch.

Wenn sie falsch auftrat, würde der Holzboden unter dem Teppich knarzen und alles war umsonst. Langsam tastete sie sich vor und belastete ihr Bein erst, wenn sie sicher war, dass der Boden sie nicht verriet. Móra schmiegte sich dabei an ihre Waden und mehr als einmal hätte Niamh dadurch fast das Gleichgewicht verloren.

»Lass das«, presste sie hervor. »Ich weiß, was du versuchst.«

Die Katze blieb stehen und blinzelte Niamh unschuldig an. Aber das funktionierte bei ihr schon lange nicht mehr.

So leise sie konnte schlich Niamh sich zur nächsten Tür und lauschte. Es war jedoch nichts zu hören und auch das Brummen in ihrem Kopf blieb unverändert. Auch nicht der Raum, den sie suchte.

Gerade wollte sie weiterschleichen, als sie eine Stimme hörte, die sich mit knarzenden Schritten langsam näherte.

»Aodhán und Tamlin übernehmen ab hier.«

Eine junge Frau mit goldenen gewellten Haaren und ebenmäßiger, weißer Haut trat um die Ecke. In ihren bronzefarbenen Augen lag das für Fae so typische Leuchten, das sie im düsteren Licht hell strahlen ließ.

Niamh presste sich an die Wand und hielt den Atem an, während sie die Fäden ihres seidenen Netzes eng um sich schlang.

Ihr Handy ans Ohr gedrückt ging die Frau an ihr vorbei und bewegte sich dabei in die andere Richtung als die Schritte davor. Niamh schien sie nicht bemerkt zu haben.

»Ich kann gleich zurückkommen«, war noch zu hören, dann verhallte die Stimme der Fae, gemeinsam mit dem dumpfen Pochen ihrer Tritte.

Erleichtert atmete Niamh aus und setzte sich erneut in Bewegung. Vorsichtig schob sie sich die Wand entlang zur nächsten Tür. Bei jedem Schritt hielt sie die Luft an und testete, ob sie auftreten konnte, ohne dass der Boden nachgab.

Dann presste sie ihr Ohr an das dunkle Holz der Tür.

Das Brummen in ihrem Kopf verstummte schlagartig.

Niamh erstarrte.

Das war noch nie passiert.

Etwas zu hastig wich sie einen Schritt zurück und war erleichtert, dass der Boden diesmal kein Knarzen von sich gab.

Das Brummen begann erneut.

Mit gerunzelter Stirn trat sie auf die Tür zu und lauschte. Dahinter war es gespenstisch still. Nicht so, als wäre dort nichts, sondern als würde etwas sämtliche Geräusche, inklusive des Brummens in ihrem Kopf, einfach verschlucken.

Vorsichtig drückte sie die Klinke hinunter.

Die Tür bewegte sich keinen Millimeter.

Abgeschlossen?

Sie musterte den Spalt zwischen der Tür und dem Türrahmen, doch es war kein Riegel zu sehen. Wenn die Tür magisch verschlossen war, wieso konnte sie die dann nicht öffnen?

Ihre Stirnfalten wurden noch tiefer und sie drehte sich zu Móra um. Doch das dumpfe Pochen von Schritten ließ Niamh erneut zusammenfahren. Was war nur in diesem Haus los, das um diese Uhrzeit ständig jemand vorbeikam?

Mit angehaltenem Atem presste sie sich in den Türrahmen. Hoffentlich musste der Unbekannte nicht ausgerechnet hier durch.

Die Schritte kamen näher und eine Tür wurde irgendwo geöffnet.

Dann sah sie ihn.

Ein hochgewachsener Fae mit breiten Schultern kam direkt auf Niamh zu. Seine dunklen Haare fielen ihm in sein helles Gesicht und gingen ihm bis über die Ohren, aber das übernatürliche Leuchten seiner Iriden blitzte durch die Strähnen hindurch. Er hatte seine Stirn in Falten gelegt und seine eisblauen Augen schienen Niamh geradewegs zu durchbohren, als könnte er sie tatsächlich sehen.

Abrupt blieb er stehen. »Was machst du hier?«, fragte er überrascht.

Niamhs Kehle schnürte sich zu und ihr Herz setzte einen Schlag aus.

Das konnte nicht sein. Ihre Finger schlossen sich fester um die magischen Fäden, überprüften sie. Hatte sie versehentlich einen losgelassen? Hatte sie jedoch nicht und ihr Netz fühlte sich noch immer seidig und straff gespannt an.

Ganz langsam bewegte Niamh sich zur Seite. Vielleicht starrte er nur die Tür hinter ihr an. Doch sein Blick folgte ihr.

»Was soll das werden?« Seine tiefe Stimme vibrierte durch ihren gesamten Körper.

»Kannst du mich sehen?« Niamh kam sich ziemlich dämlich vor, als die Worte aus ihr hervorbrachen. Es ergab jedoch einfach keinen Sinn. Niemand konnte sie sehen, wenn sie es nicht wollte. Das war die einzige sinnvolle Fähigkeit, die sie schon immer gehabt hatte. Die einzige, für die sie nicht ihre Seele eingetauscht hatte. Wieso konnte er sie dann sehen? Warum versagten ihre Kräfte ausgerechnet hier, weit weg von dem Fenster, durch das sie eingebrochen war, zwischen kitschigen Lampen und goldenem Stuck?

»Sollte ich nicht?« Seine Mundwinkel zuckten leicht. »Du stehst in einem Türrahmen. Nicht gerade das beste Versteck. Wer bist du? Bist du eine von den Neuen?«

»Ja«, antwortete sie hastig. »Ich … ich habe mich verlaufen … weil hier ja alles so … groß ist.«

Seine Stirnfalten wurden wieder tiefer. »Soll ich dich zu Aodhán zurückbringen?«

»Nein … danke«, Niamh schob sich an ihm vorbei. »Ich glaube, ich weiß jetzt, wo ich bin.«

Irgendetwas stimmte nicht. Sie musste so schnell wie möglich verschwinden, ohne dass der Unbekannte sämtliche Fae der Umgebung auf sie hetzte.

Dafür musste sie nur zu dem Fenster gelangen.

Ein schrilles Miauen ließ sie beide herumfahren.

Móra saß zwischen ihnen auf dem roten Teppich und putzte sich, als gäbe es nichts Wichtigeres in ihrem Leben.

»Wo kommt die Katze her?«, fragte der Fae überrascht und ging in die Hocke. Wollte er sie etwa streicheln? Das würde sich Móra kaum gefallen lassen.

»Keine Ahnung«, sagte Niamh unschuldig und bewegte sich dabei vorsichtig rückwärts. »Gehört sie nicht zum Haus?«

Während der Mann seine Arme nach der vermeintlichen Katze ausstreckte, stürzte Niamh los. Diesmal kümmerte sie es nicht, ob sie jemand hörte. Sie musste hier weg.

Niemand durfte herausfinden, dass sie noch lebte.

»Hey, warte!«, rief der Fae, doch sie verschwand bereits hinter der Tür, durch die sie zuvor gekommen war. In nur wenigen Schritten erreichte sie das Fenster und saß schon rittlings auf dem Sims, als er ins Zimmer gestürmt kam. Zu ihrer Überraschung trug der Fae Móra in den Armen, die sich jedoch von ihm löste und auf Niamh zusprang. Seine blauleuchtenden Augen trafen die ihren, und sie hielt instinktiv inne. In seinem Blick lag keine Feindseligkeit. Nur Erstaunen und etwas wie …

Neugier?

»Bleib hier!«, rief der Fae und Niamh glaubte zu hören, wie sich weitere Schritte näherten. Dünne, unscheinbare Fäden aus Magie erschienen an den Fingern des Mannes. Ihr warmes Glühen spiegelte sich im goldenen Dekor, während er sie zu einem dumpf leuchtenden Ball verwob, ähnlich wie sie ihr Netz formte. Dann flog der Zauber auf sie zu.

Niamh wich nicht aus. Aber die Magie prallte nicht von ihr ab, wie sie es sonst tat. Sie schnappte nach Luft. Eis floss durch ihre Adern und für eine Sekunde dröhnten längst verhallte Schreie in ihren Ohren. Sie kannte das Gefühl.

Ein Lähmungszauber!

Doch er hielt nicht lange an. Kälteschmerzen durchzuckten Niamhs Glieder, als sie sich wieder rühren konnte. Im selben Moment, in dem sich die Tür hinter dem Fae erneut öffnete, ließ sie sich aus dem Fenster fallen. Gerade noch rechtzeitig bekamen ihre Finger die Regenrinne zu fassen, während sie von drinnen die undeutliche Stimme einer weiblichen Fae hörte. Sie umklammerte das metallene Rohr und ignorierte dabei das Brennen auf ihren Handflächen. Sie war froh, dass sie vorsichtshalber das Fenster neben der Regenrinne ausgewählt hatte. Selbst wenn sie es trotz der Schmerzen geschafft hätte zu klettern, hätte es viel zu lange gedauert.

Ihre Füße landeten hart auf dem weichen Gras und sie rannte los, ohne nach oben zu blicken. Etwas schlug dumpf hinter ihr im Rasen auf, es war allerdings nur Móra, die ihr folgte.

Mit donnernden Schritten floh Niamh über die Straße, auf der um diese Uhrzeit zum Glück nichts los war, und verschwand hinter der nächsten Häuserecke. Ihr eigener Atem dröhnte in ihren Ohren und sie wagte es nicht, einen Blick zurückzuwerfen, um nachzusehen, ob der Fae ihr folgte.

Es fühlte sich wie eine halbe Ewigkeit an, bis sie endlich in die Straße des einzigen Ortes in Inverness einbog, den kein magisches Wesen unerlaubt betreten konnte: Errol Creakys magischen Buchladen.

2. Kapitel

»Muss ich wieder deine Miete bezahlen?« Eine grummelige Stimme riss Niamh aus dem Schlaf und sie fuhr hoch. Gleichzeitig wob sie ihr seidenes Netzes um sich, dessen Fäden sich im Schlaf gelöst hatten. Für einen Moment erwartete sie, den Fae von letzter Nacht vor sich zu sehen, doch es war nur Errol Creaky.

»Nein«, stöhnte sie und verfluchte ihren Chef dafür, dass er immer zu wissen schien, wo sie sich verkroch. Ihr Rücken schmerzte von der seltsamen Position, in der sie in dem Couchsessel eingeschlafen war. Ihr Kopf fühlte sich schwer an und die Blasen auf ihrer Handfläche brannten wie Feuer.

Sie brauchte dringend einen Kaffee.

Müde wanderte ihr Blick zu dem wettergegerbten Gesicht ihres Chefs. Seine nachdenklichen Augen leuchteten bronzefarben, während er sich durch seinen weißen Bart strich, der ihm bis zur Brust reichte. Einmal mehr fragte sich Niamh, was er eigentlich war. Für einen Fae war er zu sehr gealtert, andere mystische Wesen passten allerdings noch weniger auf seine Beschreibung.

Errols weiße Augenbrauen wanderten nach oben. »Wieso hast du dann schon wieder hier geschlafen, wenn du dich diesmal nicht vor deinem Vermieter versteckst?«

»Hab gestern noch Inventur gemacht. Muss eingeschlafen sein«, sagte Niamh gähnend, während sie aufstand. Nicht ihre beste Lüge, aber das Beste, was ihr ohne Kaffee einfiel.

Errol sah sich in der kleinen Nische seines Ladens um. Obwohl in der ehemaligen Kirche so viel Platz war, stapelten sich selbst hier Bücher am Boden, weil sie in den Regalen an den Wänden keinen Platz mehr hatten, und lose Seiten türmten sich auf dem kleinen Tischchen neben Niamhs Couchsessel.

Obwohl er ihre Lüge erkannt hatte, ging er nicht noch einmal darauf ein. »Ich glaube nicht, dass hier schon einmal jemand Inventur gemacht hat«, sagte er schließlich. Das war im Creaky’s, wie Errol seinen magischen Buchladen benannt hatte, auch nicht notwendig. Er wusste schließlich immer genau, welche Bücher er wo aufbewahrte. Wie er den Überblick im Buchladen behielt, konnte Niamh nicht sagen.

»Ich setze Kaffee auf«, verkündete sie gähnend und fuhr sich durch die verknoteten, dunkelbraunen Haare. Nach einer Nacht auf einem Polstersessel sahen selbst ihre glatten, langen Strähnen aus wie ein wildes Nest. »Und dann geh ich mich schnell frisch machen, bevor ich meine Schicht beginne.«

»Beeil dich und vergiss nicht, dir Schuhe anzuziehen. Crear kommt gleich seine Bestellung abholen«, brummte Errol und wandte sich zur Treppe.

Niamh sah schuldbewusst auf ihre dreckigen Socken und verkniff sich ein weiteres Gähnen. »Du meinst ›Die magische Geschichte von Inverness‹?« Sie folgte dem alten Mann nach unten. »Kommt er diesmal wirklich, oder soll ich das Buch ausliefern?«

Errol zuckte mit den Schultern. »Er hat gesagt, er kommt.«

Also kam er nicht.

Niamh gähnte und streckte sich noch einmal, erstarrte jedoch, als sie einen Blick auf die Uhr warf.

Der Laden würde in fünf Minuten öffnen. Sie hatte verschlafen! Hatte Errol sie absichtlich nicht rechtzeitig geweckt, um ihr eine Lektion zu erteilen?

Sie beschleunigte ihre Schritte – ehe sie sich schlagartig ducken musste.

Eine schwarze Pfote mit ausgefahrenen Krallen flog auf sie zu und zerschnitt die Luft knapp über Niamhs Kopf.

»Lass das Móra«, sagte sie entnervt. »Das erschreckt mich nicht mehr.«

»Gute Reflexe«, hörte sie die Katzendämonin gurren. »Ich will nur nicht, dass du unaufmerksam wirst.«

»Werde ich nicht.« Beinahe automatisch zog Niamh ihr seidenes Netz enger um sich.

»Nicht?«, fragte Móra mit schmalen Augen, während Niamh in die kleine Küche in der ehemaligen Sakristei trat, dem einstigen Vorbereitungsraum für Gottesdienste.

Die antiken Möbel waren heruntergekommen, passten aber zu den alten, verblassten Gemälden, die an der Wand hingen. Genauso wie die leicht verrosteten Spinde. Die Zimmerdecke war ziemlich hoch und gewölbt. Selbst hier roch die Luft nach altem Papier, vermischte sich jedoch mit dem Geruch von Moos, dessen Herkunft Niamh nie nachvollziehen konnte. Die einzige Technologie im Raum war eine kleine Kaffeemaschine, ein winziger Herd mit Backofen und eine Steckdose, an der Niamh meistens ihr Handy auflud.

Nachdem die Kaffeemaschine mit einem Knopfdruck zu surren begonnen hatte und den Raum allmählich mit dem herben Duft der schwarzen Bohnen erfüllte, trat Niamh an ihren Spind. Auf der rostigen Tür stand in dicken Lettern »Niiv«. Errol hatte damals gedacht, man würde Niamhs Namen so schreiben, da es der richtigen Aussprache am nächsten kam. Sie nahm sich das ungenutzte Shirt, das sie immer für Notfälle hier aufbewahrte, und zog es sich über. Danach schlüpfte sie in ihre durchgetretenen Sneaker, die sie letzte Nacht hier gelassen hatte, und kämmte sich mit den Fingern noch einmal durch ihre Haare.

Diesmal fuhr jedoch ein brennender Schmerz durch ihre Handflächen und sie bemerkte die roten Striemen, welche die Regenrinne auf ihrer blassen Haut hinterlassen hatte. Sie nahm eine kleine Dose aus dem Spind und verzog das Gesicht bei dem beißenden Geruch, der ihr daraus entgegenstieg. Doch die Salbe darin kühlte und beruhigte ihre gereizte Haut beinahe sofort.

Móra sprang neben der Kaffeemaschine auf die Anrichte und streckte sich. »Hättest du deine anderen Kräfte benutzt, wäre es gestern nicht so knapp geworden«, schnurrte sie.

»Das sind nicht meine Kräfte«, gab Niamh müde zurück. Es war viel zu früh für solche Diskussionen.

»Jetzt schon«, antwortete Móra und schleckte sich übers Maul. »Ich bekomme meine Bezahlung sowieso.«

»Ja, aber viel zu früh, wenn ich die Kräfte aus unserem Pakt nutze. Für einen Einbruch brauche ich die nicht.« Zumindest war sie noch nicht verzweifelt genug, um sie einzusetzen und ihre Lebensjahre zu opfern. Sie würde schon noch aus eigener Kraft eine Spur finden, davon war sie überzeugt.

»Ach, wirklich?« Móra sprang wieder zu Boden und tänzelte um sie herum. »Wieso hat der Fae dich dann gesehen?«

Niamh sagte nichts dazu. Die Katzendämonin hatte recht.

Der Fae hatte sie gesehen. Sie verstand nur nicht, warum. Ihr seidenes Netz war noch dichter um sie gewoben gewesen als jetzt. Er hätte sie nicht sehen dürfen. Das war einfach nicht möglich!

Die blau leuchtenden Augen des Faes kamen ihr wieder in den Sinn. Würde er jemanden schicken, um sie zu suchen? Oder suchte er bereits nach ihr? War er damals, in dieser folgenschweren Nacht, dabei gewesen und hatte sie vielleicht sogar wiedererkannt? Der Vorfall war nun schon acht Jahre her, doch das reichte nicht, um sie zu vergessen.

In ihrem Kopf wirbelten Erinnerungen umher. Der Ausdruck im Gesicht ihrer Mutter, während die Fae sie wegzerrten. Schrille Schreie vermischten sich mit aggressiven Rufen auf Gälisch. Glas splitterte und Holz zerbrach.

Die alte Angst kam wieder in ihr hoch und schnürte ihr wie damals die Kehle zu. Hastig nahm Niamh einen Schluck von ihrem Kaffee und würgte mit ihm die Erinnerungen hinunter.

Draußen im Verkaufsraum klingelte die Türglocke.

Noch einmal atmete sie das herbe Aroma des Heißgetränks ein und überprüfte dabei die Fäden ihres seidenen Netzes. Zog jeden einzelnen davon fest und hüllte sich in ihre Magie.

Kein Fae durfte sie sehen. Falls auch noch ausgerechnet der von letzter Nacht seinen Weg hierher fand, würde er sicher Fragen stellen. Vielleicht würde er sogar Errol gefangen nehmen. Wie würde Errol wohl reagieren, wenn er herausfand, was Niamh wirklich war? Dass sie nicht nur ein Mensch mit magischer Begabung war, so wie sie immer behauptet hatte? Wenn er erfuhr, weshalb sie wirklich manchmal im Laden schlief?

Mit gestrafften Schultern trat Niamh aus der Sakristei hinaus in den Verkaufsraum.

Errol kümmerte sich bereits um seinen ersten Kunden. Das Wesen reichte dem kauzigen Buchhändler gerade einmal bis zur Hüfte, war dabei aber beinahe doppelt so breit wie er, und seine vorstehende Nase wirkte fast wie ein Schnabel.

Ein Brùnaidh.

Kein Fae.

Niamh atmete erleichtert durch. Allerdings handelte es sich bei dem Brùnaidh nicht um Crear, obwohl dieser sich für heute angekündigt hatte.

Sie verkrampfte sich erneut, als die Türglocke wieder zu hören war. Das Klingeln hallte schrill in ihren Ohren wider und ihr wurde eiskalt.

Doch es war wieder kein Fae. Nur ein Mensch, dachte Niamh beruhigt und ließ die Schultern langsam wieder sinken. Eine typische Rucksacktouristin, die sich wahrscheinlich irgendein Buch über Magie und Fabelwesen als Andenken mitnehmen wollte. Schließlich gab es einige Berichte und Geschichten über die Magie der schottischen Highlands. Die Wenigsten ahnten, wie real sie tatsächlich waren.

»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte Niamh freundlich, ohne die magischen Fäden ihres Netzes zu lösen. Es passte zu der Show, die Errol den Menschen gerne bot. Ein paar »Spezialeffekte, um Kunden das Gefühl von Magie zu geben«, wie er selbst immer sagte.

Verwirrt blickte sich die Touristin um.

In derselben Sekunde löste Niamh einen der Fäden ihres seidenen Netzes und machte sich so für die Kundin sichtbar.

»Oh, hier sind Sie«, sagte die Frau und legte sich erschrocken eine Hand aufs Herz. »Verstehen Sie das jetzt bitte nicht falsch, aber ich hätte schwören können, Sie waren gerade eben nicht da.«

»Wirklich?«, fragte Niamh mit gespielter Verblüffung. Vor lauter Erleichterung war das freundliche Lächeln, das sie der Kundin schenkte, sogar echt. Ihre Kräfte funktionierten noch genau so, wie sie sollten. Es lag also nicht an ihr, dass der Fae sie letzte Nacht gesehen hatte!

»Ist das heute Ihr erstes Mal bei Creaky’s?« Sie bedeutete der Touristin, ihr durch den Laden zu folgen, tiefer hinein in die Gänge aus vollgestopften Bücherregalen.

Fröhlich folgte sie Niamh und lachte verlegen »Ja, im Reiseführer stand ›Ein wahrhaftig magischer Buchladen – Sie werden ihren Augen nicht trauen‹, aber ich glaube, langsam irritiert mich diese Magie an jeder Straßenecke doch ein bisschen.«

Niamh konnte es der Frau nicht verübeln. Manchmal wunderte sie sich selbst, wie abgedreht ihr Leben eigentlich war. Spätestens, seit sie vier Katzen aus Eibenholz geschnitzt hatte, um ihre Seele an eine Katzendämonin zu verkaufen.

***

Eine Woche verging und Niamh hatte sich noch immer nicht zurück zu dem Haus des Fae getraut. Doch sie arbeitete bereits an einem Plan, wie sie es noch einmal dort hineinschaffen konnte. Das musste sie schließlich. Sie konnte nicht ignorieren, was sie dort gespürt hatte. Das Brummen, das sich in ihrem Kopf ausbreitete, wann immer sie auf eine Spur, ein mögliches Puzzleteil stieß, das sie ihrer Mutter näher brachte. Den Ortungszauber, den sie unter anderem von Móra zum Tausch für ihre Seele bekommen hatte.

Mittlerweile waren die Striemen auf Niamhs Händen verheilt und ihr seidenes Netz funktionierte so zuverlässig wie eh und je. Sie verstand jedoch noch immer nicht, was in jener Nacht schiefgelaufen war.

Die Glocke über der Eingangstür des Buchladens klingelte und Niamh spähte am Bücherregal vorbei, hinter dem sie stand.

Vielleicht war es ja Crear. Der Brùnaidh war letzte Woche natürlich nicht aufgetaucht. Manchmal fragte sie sich, ob er sein angezahltes Buch überhaupt wollte oder ob er einfach nur gerne Bestellungen aufgab.

Ihr Herz setzte jedoch einen Schlag aus, als sie sah, wer im Eingangsbereich stand. Oder wohl eher was.

Die kantigen Züge der blonden Frau wirkten durch das davor schwebende, falsche Gesicht verwaschen, unscharf, wie ein verwackeltes Foto. Die dunklen Augen dämpften das helle Glühen ihrer eigentlichen leuchtenden Iriden, und zwischen ihren langen Haaren lugten zwei spitze Ohren hervor.

Im Laden stand eine Fae.

Hastig spann Niamh ihr seidenes Netz um sich, so fest, dass ihr beinahe die Luft zugeschnürt wurde. Es durfte nicht noch einmal versagen. Nicht hier, nicht jetzt, wo sie doch endlich wieder eine Spur hatte.

»Du könntest auch deine Kräfte …«

Mit einem strengen Blick brachte sie Móra, die wie immer vollkommen lautlos aufgetaucht war, zum Schweigen. Vor der schwarzen Katzendämonin konnte Niamh sich mit ihrem Netz nicht verstecken. Vielleicht wegen des Paktes, den sie geschlossen hatten.

Die blonde Fae mit dem falschen Gesicht wandte sich etwas zögerlich in Richtung der Verkaufstheke, wo Errol gerade eine Bestellung aufschrieb. Ursprünglich war die Theke der Altar der Kirche gewesen, den Errol umfunktioniert hatte.

»Ich bin auf der Suche nach ›Das Glitzern der Lochs – Eine Sammlung der magischen Seen‹, hätten Sie ein Exemplar vorrätig?«, hörte Niamh die Fae mit glockenheller Stimme fragen.

Errol sah auf und für einen Moment suchte er mit verwirrtem Blick den Laden nach Niamh ab, bevor er sich der Fae zuwandte.

Niamh wich hastig aus, als jemand direkt neben ihrem Kopf nach einem Buch griff. Der Troll bemerkte sie nicht, während er das Exemplar von »Tinkturen und ihre Wirkungen auf Pixies« aufschlug.

Ohne auf die Frage der Fae zu antworten stand Errol auf und marschierte an ihr vorbei. Vermutlich erkannte er in ihr nur eine gewöhnliche blonde Frau mit weichen Zügen und dunklen Augen. Nicht jeder konnte die Magie der Fae mit nur einem Blick durchschauen, so wie Niamh. Wie einige magische Wesen nutzten sie Glamour-Magie, um anders auszusehen, sich sogar bewusst attraktiver zu machen. Selbst, wenn es nur darum ging, Bücher zu kaufen.

Während Errol den Wälzer aus dem Regal zog, wanderte sein Blick suchend durch den alten, magischen Buchladen. Auch als er wieder an der Kasse stand, schien er weiterhin geistig abwesend. Doch Niamh lockerte ihr seidenes Netz erst, als die Fae den Laden wieder verlassen hatte. Sie konnte schließlich nicht vorsichtig genug sein.

Betont langsam kehrte Niamh zu ihrem Platz neben Errol hinter die Theke zurück.

»Du hattest Kundschaft«, bemerkte Errol, ohne von seiner Bestellungsliste aufzusehen.

»Ich war beschäftigt«, antwortete Niamh, hielt jedoch weiterhin an manchen Fäden ihres Netzes fest. Errol konnte sie sehen, genauso wie der Troll und die Pixie an den Bücherregalen. Aber wenn jetzt jemand hereinkam, war sie für die neue Kundschaft unsichtbar.

Errol seufzte. »Meinst du wirklich, dass das auf Dauer gut gehen wird?«

»Was?«, fragte Niamh erschrocken.

»Das Versteckspiel.« Errol sah endlich von seinen Bestellungen auf.

Niamh wurde schlecht. Hatte die Fae etwas Verdächtiges zu ihm gesagt? War Niamh etwa doch bemerkt worden? Verdammt, sie hätte nach ihrem Einbruch nicht herkommen dürfen! Sie hätte auf den Schutzzauber des Ladens verzichten und sich in einer Bar verstecken sollen, bis die Nacht vorüber war.

»Ich weiß nicht, was du meinst«, sagte Niamh mit falscher Ruhe und tat so, als müsste sie die Rechnungen des heutigen Tages sortieren.

»Glaubst du, mir ist nicht aufgefallen, dass …« Die Türglocke klingelte erneut und Errol brach ab.

»Entschuldigung«, erklang eine weiche, tiefe Stimme.

Als Niamh sich umwandte, hätte sie beinahe aufgeschrien.

Der seltsame Anblick des Glamour-Zaubers auf dem Gesicht der Fae von zuvor war nichts im Vergleich zu dem hochgewachsenen männlichen Fae, der nun im Laden stand. Für einen Moment schienen seine Züge menschlich und dunkle Augen blinzelten Niamh entgegen. Dann sah es aus, als würden sie mitsamt der geraden Nase davon fließen und darunter war nichts außer blanker Haut.

Und, was noch viel schlimmer war: Sein leeres Gesicht schien Niamh zu fixieren, als würde er sie sehen. Obwohl sie ihr Netz noch immer seidig auf ihrer Haut spürte. War ihr ein Faden entglitten?

»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte Errol über Niamh hinweg, dem ihre Reaktion aufgefallen sein musste. Er ließ sich allerdings nichts anmerken.

Der Gesichtslose sah sich im Creaky’s um, als würde er nach etwas suchen. »Ich habe gehört, es gibt hier die größten Kostbarkeiten an magischen Büchern, die man sich vorstellen kann.«

Niamh atmete erleichtert auf. Also doch nur ein Kunde, mit einem etwas seltsamen Glamour-Zauber. Nicht der Fae von letzter Woche. Wahrscheinlich sah er sie gar nicht, ihre Nerven hatten ihr nur einen Streich gespielt.

»Stammen die Bücher hier vielleicht …« Der Gesichtslose machte eine bedeutungsvolle Pause und seine Stimme wurde tiefer, bekam einen erschreckend vertrauten klang. »Aus einer privaten Sammlung?«

Niamhs Herz setzte einen Schlag aus.

Die Stimme.

Das Gesicht von jener Nacht tauchte vor ihr auf. Die blauen Augen, die bis in ihre Seele zu blicken schienen, das Misstrauen in seine davonfließenden Miene, das ihr jetzt entgegenleuchtete. Sie hatte es sich nicht eingebildet.

Dieser Gesichtslose konnte sie sehen. Und er schien davon auszugehen, dass Errol etwas mit dem Einbruch zu tun hatte! Sie musste eingreifen.

Ihre Hände begannen zu zittern und sie schloss sie zu Fäusten, damit er es nicht bemerkte. Ihre Zunge fühlte sich taub an, als sie den Mund öffnete, um zu antworten.

»Sie sind aus meiner Sammlung«, sagte allerdings Errol, bevor Niamh auch nur einen Ton herausbrachte. »Ich habe sie auf früheren Reisen zusammengetragen. Suchen Sie etwas Bestimmtes?«

»Ich weiß nicht, tu ich das?«, die Stimme des gesichtslosen Fae klang wieder höher, so, wie sie zu Anfang geklungen hatte. Seine davonfließende Augenbraue wanderte erneut nach oben.

Niamh biss sich auf die Zunge. Es gab nichts, das sie sagen konnte, um Errol zu entlasten, ohne zuzugeben, dass sie in ihrer Freizeit in Häuser einbrach. Errol fuhr sich nachdenklich durch seinen Bart, während er den Kunden musterte. »Ich kann Ihnen nicht helfen, wenn Sie nicht wissen, wonach Sie suchen.«

Für einen Moment verfestigte sich das echte Gesicht des jungen Mannes wieder und sie sah tiefblaue Augen hinter dunklen hervorblitzen. Dann zerfloss sein Gesicht erneut in Glamour-Magie. »Haben Sie etwas gegen nächtliche Besuche von Katzen?«

»Magischen Katzen?«, fragte Errol, dessen Blick nach rechts zu Móra wanderte, die sich wieder einmal auf dem Verkaufstresen zu putzen begonnen hatte. Wenigstens wirkte sie so fast wie ein normales Tier.

»Woran erkennt man die?« Die Stimme des Fae klang interessiert.

»Hängt von der Katze ab«, antwortete Niamh diesmal. Sie konnte Errol nicht ihre Fehler ausbaden lassen. »Kommen Sie, ich denke, ich weiß, was Ihnen helfen kann.«

Steif trat sie hinter der Theke hervor und schob den Fae energisch tiefer in den Laden hinein.

»Wirklich?«, rief Errol ihr verwirrt nach. »Ich bin mir nicht sicher, ob wir dort hinten etwas über Katzen haben.«

Niamh ignorierte seine Bemerkung, ging weiter, bis Errol sie weder sehen noch hören konnte. Er sollte nicht mitbekommen, was es mit dem Fae auf sich hatte.

Weder der Troll noch die Pixie waren in der Nische, in die sie einbog. Die goldverzierten Bücher hier beinhalteten wenig Magie und waren doch so teuer, dass sich nur selten Kundschaft hierher verirrte.

»Er hat nichts damit zu tun«, zischte sie, sobald sie hinter den Regalen verborgen waren.

Er schnaubte. »Nicht? Für wen stiehlst du dann?« Der Fae lehnte sich vor und stützte dabei eine Hand am Bücherregal hinter ihr ab. Der Duft von Kiefernadeln und Moos stieg ihr in die Nase. Als würde sie plötzlich mitten in einem Wald stehen.

Niamh presste ihre Lippen zusammen. Sie stahl nicht. Zumindest nicht, wenn sie es vermeiden konnte. Magische Artefakte und Geld interessierten sie nicht. Informationen waren alles, was sie brauchte.

Der Fae schien sie zu mustern, sein davonfließendes Gesicht kam ihr immer näher. »Wie umgehst du die Schutzzauber? Die Magie?«

Sie wich vor ihm zurück, sodass ihr Rücken an das Bücherregal hinter ihr stieß. »Schutzzauber sind nicht so mächtig, wie die Clans denken«, rutschte es ihr heraus und sie biss sich gleichzeitig auf die Zunge. Das hätte sie nicht sagen sollen. Sie musste den Fae irgendwie loswerden, ohne Errol noch mehr in die Sache hineinzuziehen. Und die Fae-Clans beleidigen war nicht unbedingt der beste Weg. Selbst wenn der Fae nur einem der niedrigeren angehörte, wie sie hoffte.

»Die Clans …« Der Fae ließ von ihr ab. Sein Kopf legte sich schief, als würde er sie noch einmal mustern. »Wer bist du?«

Niamh starrte ihn nur an. Merkte er es? Fiel ihm auf, dass ihre Ohren nicht ganz so spitz waren wie seine? Ihre grünen Augen bis auf den goldenen Ring darin nicht leuchteten? Merkte er, dass sie eine Halbfae war?

Durch seinen Glamour war es ihr unmöglich, seine Reaktion einzuschätzen. Sie konnte sein echtes Gesicht immerhin nicht sehen.

Als sie nicht antwortete, stieß er leise seinen Atem aus. Sein Kopf wandte sich erst in Richtung Errol, bevor er wieder sie ansah. »Dann eben so: Wenn du nicht willst, dass ich dich melde, kommst du heute Abend ins Illusion.«

Ihr Mund klappte vor Überraschung auf. Ins Illusion? Was wollte er in der Bar? Wieso meldete er sie nicht einfach? War das ein Trick? Und wenn ja, wozu?

Der gesichtslose Fae beobachtete sie, schien auf ihre Reaktion zu warten. Normalerweise mied Niamh Orte, an denen sich viele Fae aufhielten. Aber in diesem Fall schien sie keine andere Möglichkeit zu haben.

Niamh warf am Bücherregal vorbei einen Blick zu Errol, der misstrauisch in ihre Richtung sah. Dann griff sie nach einem der Bücher in dem Fach direkt vor ihr. »Unter zwei Bedingungen.«

»Du bist nicht in der Position, Forderungen zu stellen«, knurrte er.

»Du bezahlst das hier, damit er keinen Verdacht schöpft«, sagte sie bestimmt. »Und keine Glamour-Magie. Ich weiß nicht, wie lange ich diesen Anblick noch aushalte.«

Ohne ein weiteres Wort griff er nach dem Wälzer, obwohl Niamh seine Verwirrung regelrecht spüren konnte. Gemeinsam kehrten sie an die Theke zurück, wo Errol sie neugierig betrachtete.

»Wie viel kostet das Buch?«, fragte der Fae.

Niamh gab den Preis in die Kasse ein. »150 Pfund, alternativ nehmen wir auch ein Buch mit gleichem Wert.«

Wortlos reichte er Niamh das Geld und schritt aus dem Laden.

Errol sah ihm mit gerunzelter Stirn hinterher. »Das wird wohl kein neuer Stammkunde.«

»Wieso?«, fragte Niamh unschuldig. Hatte Errol doch etwas von ihrem Gespräch mitbekommen? Manchmal fiel es ihr schwer einzuschätzen, wie viel der alte Mann von ihren Eskapaden mitbekam. Er wusste allerdings mehr, als er durchscheinen ließ, da war sie sich sicher.

»Er wollte ein Buch über magische Katzenabwehr und du hast ihm eins über die Kriege der Redcaps verkauft.« Errol blickte sie vielsagend an. Dann verschwand er mit einem Stapel Bücher hinter einem Regal und ließ sie am Tresen stehen.

3. Kapitel

Niamhs Herz hämmerte nervös in ihrer Brust, als sie sich an dem bulligen Türsteher vorbeischob. Ihr seidenes Netz war straff um ihren Körper gesponnen und keiner bemerkte sie, als sie durch die offene Tür schlüpfte, auf der in großen Lettern stand, dass Minderjährigen der Eintritt nicht gestattet war.

Eigentlich war Niamh seit ihrem achtzehnten Geburtstag vor einem Monat alt genug, solche Clubs legal betreten zu können, doch das Illusion war ein Sammelplatz der Fae. Hier tanzten sie mit den Menschen, füllten Brùnaidhs ab, oder stritten sich mit ihrer deutlich blutrünstigeren Version, den Redcaps.

Unbemerkt schob Niamh sich an zwei Menschen vorbei, die gerade ihre Jacken auszogen, und für einen Moment blieb ihr Blick an ihnen hängen. Sie waren kaum älter als Niamh und hatten offensichtlich Spaß, schienen sich darauf zu freuen, auf die Tanzfläche zu kommen.

Niamh ignorierte den neidischen Stich in ihrem Herzen und riss sich vom Anblick der beiden los. Irgendwann würde sie sich auch so amüsieren können. In die Schule gehen und Freunde finden, ohne, dass die Fae auftauchten, um sie zu verschleppen, so wie letztes Mal. Eines Tages.

Die angsterfüllten grünen Augen ihrer Mutter tauchten vor ihr im Licht auf, aber sie blinzelte sie weg. Niamh würde sie finden und dann würde sie endlich nachholen, was sie verpasst hatte.

Sie sah sich im schummrigen Club um.

Der Barbereich wirkte noch düsterer als der Rest des Clubs. Nur hin und wieder blitzten vereinzelte Lichter im Rhythmus der Musik auf, die aus den Boxen dröhnte. Die meisten Besucher befanden sich auf der Tanzfläche und Niamh sah mehrere Gesichter, deren Züge sich mit anderen überlappten. So viele Fae. Und beinahe alle benutzten Glamour-Magie.

Sie entdeckte ihn an einem der Tische. Diesmal hielt er keinen Glamour-Zauber aufrecht. Keine zerfließende Maske.

Wie das erste Mal, als sie ihn gesehen hatte, fielen ihm seine dunklen Haare in die Stirn, und er trug ein weißes Shirt und eine schwarze Jeans. In seinem Sessel zurückgelehnt und ein Glas Whisky in der Hand, ließ er seine glühenden blauen Augen durch den Club wandern.

Niamhs Magen verkrampfte sich, als sich ihre Blicke trafen. Im Gegensatz zu allen anderen sah er nicht durch sie hindurch, sondern winkte ihr sogar zu. Ihr Netz umspielte seidenweich ihren Körper. Jeder Faden saß an Ort und Stelle. Und trotzdem konnte dieser Fae sie mühelos sehen. Sie grub ihre Fingernägel in ihre Handflächen, während sie auf ihn zu ging. Wünschte, er würde sich abwenden, so als hätte er vielleicht doch jemand anderen gemeint.

Hatte er jedoch nicht. Natürlich nicht.

»Du bist spät dran«, sagte er anstelle einer Begrüßung, während sie sich mit weichen Knien auf den Sessel neben ihn setzte, um immer noch die Tanzfläche im Blick haben zu können. Er ließ sie dabei nicht eine Sekunde aus den Augen und beobachtete jede Bewegung von ihr. »Was trinkst du?«

»Nichts.« Seit dem Pakt mit der Cait Sí rührte Niamh keinen Tropfen Alkohol mehr an. Wenn sie nüchtern schon einen Pakt mit einer Dämonin machte, was würde dann erst passieren, wenn sie betrunken war?

Er runzelte die Stirn. »Wie alt bist du?«

»Alt genug«, schnaubte sie. Ihre weichen Züge ließen sie schnell jünger wirken, aber wirklich ins Zweifeln über ihr Alter kamen alle erst, wenn sie sagte, dass sie nichts trank. Danach folgte normalerweise die Frage, ob sie von hier war. Eine Schottin, die keinen Tropfen Whisky anrührte? Kein Bier? Nicht einmal Menschen hielten das für möglich. Noch weniger, wenn sie erfuhren, dass sie auch noch zur Hälfte Irin war.

Statt weiter nachzuhaken, sah sich der Fae jedoch nur erneut im Raum um.

»Wartest du noch auf jemanden?«, fragte sie angespannt. Sie hatte keine Ahnung, was sie hier sollte, geschweige denn, was er vorhatte. Würde sie noch jemand sehen können? Niamhs Blick folgte seinem zur vollen Tanzfläche. Eine Fae löste sich aus der wild tanzenden Menge und kam geradewegs auf sie beide zu. Unter ihren langen, schwarzen Haaren schimmerte ihre tatsächliche blonde Kurzhaarfrisur durch, die sie unter dem Glamour-Zauber verbarg, und durch das zweite Gesicht wirkten ihre weißen, kantigen Züge wie weichgezeichnet.

Sie kam Niamh vage bekannt vor, doch sie konnte nicht sagen, weshalb.

»Wartest du immer noch? Bist du sicher, dass du nicht sitzen gelassen wirst?«, fragte die Frau den Fae neben Niamh.

Erleichtert atmete Niamh auf. Sie konnte sie also nicht sehen. Ihr seidenes Netz war intakt. Es musste irgendwie an dem Fae liegen, dass es bei ihm versagte. Nur warum?

Die Augen des Fae weiteten sich. Er warf Niamh einen Blick zu, ehe er sich wieder seiner Bekannten zuwandte. »Wie meinst du das?«

»Du sitzt schon seit einer halben Stunde hier und schmollst. Komm, wir tanzen!« Sie griff nach seinem Arm, doch er zog ihn weg.

»Siehst du sie nicht?«, fragte er offensichtlich überrascht und deutete neben sich.

Die Fae starrte auf den Stuhl, auf dem Niamh saß, blickte jedoch durch sie hindurch.

»Ist das wieder wie letztens, als du behauptet hast, da wäre eine Einbrecherin am Fenster?« Die blonde Fae seufzte und ihre Partylaune schien schlagartig verschwunden. »Ich weiß, dass du mit Aodhán über die Neuen gestritten hast, aber -«

»Du kannst sie nicht sehen«, stellte der Fae fest.

»Niemand kann mich sehen, wenn ich das nicht will«, murmelte Niamh leise.

Mit herausfordernder Miene starrte er sie an. »Dann zeig dich ihr.«

Seine Bekannte musterte ihn, als hätte er gerade nach Eiswürfeln für seinen Whisky gefragt. »Keith, was …«

Der Fae, dessen Name scheinbar Keith war, beachtete die Blonde nicht, fixierte nur Niamh mit seinen leuchtenden, blauen Augen. »Sonst melde ich dich und deinen Laden.«

Niamh sah an ihm vorbei zu den Tanzenden und schluckte schwer. Errol hatte sie damals aufgenommen, ohne viele Fragen zu stellen. Sie hatte keine Ausbildung und eigentlich auch keinen Lebenslauf. Doch er hatte gesehen, dass sie Hilfe brauchte und ihr daraufhin einen Job gegeben. Unmöglich konnte sie den Buchladen, Errols Lebenswerk, aufs Spiel setzen. Nicht einmal für ihre Mutter.

»Das ist nicht mein Laden«, sagte Niamh verteidigend. Widerwillig löste sie dabei einen seidenen Faden aus ihrem Netz, wodurch es der Fae möglich wurde, sie zu sehen.

Die Frau schnappte nach Luft. »Was zum …?!«

Keiths Mundwinkel zuckten nach oben und er lehnte sich tiefer in seinen Sessel. »Ich hab doch gesagt, irgendetwas stimmt mit der Diebin nicht. Außerdem gibt es nicht viele Leute, die etwas gegen meinen Glamour haben.«

Niamh schüttelte sich bei der Erinnerung an den schaurigen Anblick seines Zaubers. Sie wusste nicht, wieso sein Glamour nicht so durchschaubar war wie der der Fae neben ihm. Oder weshalb seine Magie sie bei ihrem Einbruch getroffen hatte, obwohl sie hätte abprallen müssen.

Irgendetwas stimmte hier nicht.

Die Blonde ließ sich dem Fae gegenüber auf einen Stuhl fallen und musterte sie mit unverhohlener Neugierde. »Hast du ihn wirklich gebeten, ohne Glamour zu kommen?«

»Hat sie«, bestätigte Keith an Niamhs Stelle.

»Wie heißt du?«, die blonde Fae beugte sich zu Niamh hinüber. Sah ihr dabei tief in die Augen, als würde sie sie mit ihrem Blick verzaubern wollen.

Anstatt auf die Frage der Fae zu antworten, glättete Niamh ihre Haare und überprüfte, ob ihre Ohren noch verdeckt waren. Die hypnotische Wirkung, die Fae-Augen bei normalen Menschen hatten, funktionierte bei ihr nicht, die Fae durfte nur nicht merken, dass Niamhs Augen nicht glühten.

»Ich bin Aileen und das ist Keith«, versuchte die Fae es weiter. Es waren nicht ihre vollen Namen, doch das war nichts Ungewöhnliches. Fae gaben diese nicht leichtfertig preis, denn in Namen lag viel Macht.

Nur in Niamhs nicht.

Sie schwieg weiterhin, suchte nach dem Loch in ihrem seidenen Netz, einen Grund, weshalb Keith sie sehen konnte. Sie fand jedoch keinen. Es konnte nicht an ihrer Magie liegen. Aber woran dann?

»Wie heißt du?«, wiederholte Aileen nachdrücklich und Niamh spürte etwas Sanftes an ihr abprallen. Ein Überzeugungszauber, so zart in die Stimme gewebt, dass selbst erfahrene Fae ihn nicht unbedingt bemerken würden …

Wut kochte in ihr hoch und ihre Hände verkrampften sich. »Hör auf damit.«

Beide Fae rissen die Augen auf – offenbar hatte auch Keith Aileens Zauber bemerkt. Allerdings entschuldigte sich keiner von ihnen. Als wäre nichts Verwerfliches oder Unhöfliches dabei, im Kopf anderer herumzupfuschen.

»Dann machen wir es anders.« Keith stieß die Luft hörbar aus, ähnlich, wie er es schon im Buchladen getan hatte. Er beugte sich zu ihr und begann mit ernster Stimme zu sprechen. »Ich möchte dir einen Handel vorschlagen.«

Niamh legte ihren Kopf schief und schwieg. Egal, was er ihr anbot, sie würde nicht darauf eingehen. Sie musste nur einen Weg aus der Situation heraus finden.

»Wenn du uns hilfst, melden wir dich nicht. Weder deinen Einbruch noch dein …« Er machte eine Pause und hob eine Augenbraue. »Talent.«

Niamh bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick. »Und das nennst du Handel? Für mich klingt das nach Erpressung.« Es war so typisch für Fae, es so klingen zu lassen, als gäbe es bei einem Handel mit ihnen wirklich so etwas wie einen Gewinn oder einen Vorteil.

Sie sah von ihm zu Aileen und wieder zurück. »Ich könnte euch stattdessen töten. Dann gibt es niemanden mehr, der mich verraten könnte.«

Die Fae blickten einander an. Erst dachte Niamh, die beiden würden in schallendes Gelächter ausbrechen, doch in ihren Gesichtern lag eine Unsicherheit, mit der sie nicht gerechnet hatte. Ahnten sie, dass sie es tatsächlich könnte?

»Ich denke nicht, dass du das tun würdest«, sagte Keith langsam. »Sonst wäre ich in dem Moment gestorben, als ich dich im Haus gesehen habe.«

Niamh zwang sich zu einem eisigen Lächeln. »Bist du dir sicher?«

»Nein, aber ich bin bereit, es zu riskieren.« Keiths Augen leuchteten erneut intensiv auf. »Und vergiss nicht, wir sind Fae. Wenn du uns umbringst, wird man dich suchen. Wer weiß, wie lange du dich verstecken kannst, wenn erst mal alle Fae in ganz Schottland auf der Jagd nach dir sind.«

Acht Jahre, wollte Niamh darauf antworten. So lange hatte niemand sie gefunden. Allerdings wäre es nicht sonderlich klug, ihm das zu verraten. Stattdessen schwieg sie. Denn er hatte recht. Sie wollte ihn nicht töten. Dafür hatte sie nicht ihre Seele an Móra verkauft.

Keith lehnte sich wieder zurück und nahm noch einen Schluck von seinem Drink. »Jetzt, wo wir das geklärt hätten, noch einmal: Wie heißt du?«

»Niamh«, stieß sie zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. Auch wenn die beiden es nicht aussprachen, war Niamh bewusst, dass die Frage wichtig war, um ihre Clanzugehörigkeit zu erfahren. Doch selbst wenn sie wussten, wie man ihren Namen schrieb, würden sie keine Eintragung finden.

»Das ist nicht schottisch, oder?«, fragte Aileen und legte ihren Kopf schief.

Erneut schwieg Niamh. Sie wartete auf die typischen Fragen, die ihr Name aufwarf. Zur Schreibweise, ihren Eltern, ihrer Herkunft. Doch es kamen keine.

Stattdessen leerte Keith seinen Whisky und stand auf. »Wir treffen uns morgen um zwei Uhr Nachmittag bei mir, du weißt ja, wo das ist. Sei diesmal pünktlich.«

Aileen erhob sich ebenfalls und die beiden wandten sich zum Gehen.

»Wieso habt ihr mich nicht gleich dorthin bestellt?«, rief Niamh ihnen hinterher. Sie mochte es nicht, hin und her geschickt zu werden. Das Risiko, in den Club gekommen zu sein, war ohnehin schon groß genug gewesen.

»Ich wollte wissen, wie unsichtbar du wirklich bist«, antwortete Keith schlicht und verschwand mit Aileen in der tanzenden Menge.

4. Kapitel

»Sicher, dass du nicht deine Kräfte nutzen willst?« Móra sah Niamh mit ihren gelben Augen an, während sie auf den einzigen Stuhl der Wohnung hüpfte. »Es wäre nicht schwer, diesen Fae –«

»Lass es, ich bin nicht in Stimmung«, gab Niamh zurück. Ihr Blick wanderte von ihrem Koffer, der seit Jahren halbausgepackt vor ihrem Schrank lag, zu ihrem Laptop, der auf ihrem Küchentisch verstaubte. Das Internet hatte auf viele Fragen eine Antwort, aber leider nicht darauf, wo die Fae entführte Eltern von Halbfae hinbrachten.

»Ich wusste, ich hätte dich in den Club begleiten sollen.« Die Cait Sí sprang auf Niamhs Schulter, was sie beinahe umwarf, und schmiegte schnurrend ihren Kopf an ihre Wange.

»Dich hätten sie gar nicht reingelassen.« Für die meisten war Móra schließlich nur eine gewöhnliche Katze. Und die, die sie erkannten, hielten lieber zu viel Abstand als zu wenig.

»Oder es wären alle außer mir gegangen.« Die Katzendämonin gurrte, als würde ihr die Vorstellung gefallen. Dabei konnte sie niemandem sonderlich gefährlich werden, solange man noch am Leben war. Die Seelen der Lebenden ließen sich immerhin nicht so einfach verspeisen, weshalb man die meisten Cait Sí auch auf Friedhöfen oder in Katakomben antraf. Der Pakt, den Niamh mit der Dämonin geschlossen hatte, beruhte deshalb auch auf Niamhs Lebensjahren. Wenn sie die Magie nutzte, die sie von der Cait Sí erhalten hatte, würde sie Lebensjahre aufbrauchen, bis irgendwann schließlich ihr Tod eintrat – und dann war Móras Tisch gedeckt.

Angespannt setzte sich Niamh in Bewegung, während sie ihre Magie um sich wob, bis das seidene Netz sie umgab, während die Dämonin selbst für ihre Unsichtbarkeit sorgte.

Das Haus lag im Osten der Stadt, wo die meisten Fae von Inverness lebten. Bei Tag mied Niamh das Viertel, genauso wie den Club Illusion. Ein vergessener Faden in ihrem seidenen Netz und sie wäre verloren.

Je weiter Niamh in das Viertel der Fae drang, desto älter wirkten die Häuser, an denen sie vorbeikam. Die glatten, modernen Fronten wichen spitz zulaufenden Ziegelbauten mit ausgeschmückten, hohen Fenstern. Auch befanden sich die Häuser nicht mehr unmittelbar an der Straße. Streifen aus ordentlich gemähtem Rasen lagen vor ihnen, umgeben von hohen Zäunen.

Um ihre angespannten Nerven zu beruhigen, strich sie gedankenverloren über Móras glattes Fell, die es sich auf ihren Schultern bequem gemacht hatte. Sie wurde das Gefühl nicht los, geradewegs in eine Falle zu laufen.

Eine Frau mit glänzenden, schwarzen Haaren, dunkler Haut und ganz offensichtlich einem Glamour-Zauber auf dem Gesicht, kam ihr auf dem breiten Fußgängerweg entgegen, und Niamh wappnete sich innerlich.

In der Sekunde, in der die schöne Fae an ihr vorbeiging, piepte jedoch Niamhs Handy.

Alarmiert hielt Niamh den Atem an, eine Hand auf Móra, damit sie sitzen blieb.

Die Fae blieb stehen und sah sich um, während Niamh zu einer Salzsäule erstarrte und sich dafür verfluchte, das blöde Ding nicht wie sonst auf lautlos zu geschalten zu haben. Wenn jetzt noch eine Nachricht kam …

Aber die Fae zuckte schließlich nur mit den Schultern und ging weiter die Straße entlang.

Ein paar Sekunden lang verharrte Niamh noch regungslos, bis die Frau um eine Ecke verschwunden war, erst dann atmete sie auf und zog ihr Handy hervor.

Die Nachricht war von Errol. Er hatte ihre Krankmeldung mit einem simplen »Okay« beantwortet, was auf Niamh irgendwie so wirkte, als würde er genau wissen, dass sie nicht wirklich krank war. Normalerweise fragte er sie, ob sie Heiltinkturen von einer Kräuterhexe benötigte. Schließlich wusste er, dass sie nirgendwo gemeldet war und keine Krankenversicherung hatte. Ihre Mutter hatte Niamhs Geburt verborgen, um zu verhindern, dass die Fae sie fanden.

Dennoch wäre es Niamh lieber gewesen, zum Arzt zu müssen, als Errol zu erklären, dass sie bei einem Einbruchsversuch erwischt worden war. Dass sie jetzt die Konsequenzen ausbaden musste und deswegen nicht zur Arbeit kam.

Sie steckte das Handy wieder weg, nachdem sie es diesmal auf lautlos geschalten hatte und sprang erschrocken zur Seite, als beinahe ein Mann in sie hinein gelaufen wäre. Móra verlagerte ihr Gewicht auf ihrer Schulter und Niamhs Herz hämmerte in ihrer Brust, bis er an ihr vorbei war.

Das war knapp gewesen.

Falls das alles hier wieder ein Test von diesem Keith war, musste sie sich ein wenig mehr ins Zeug legen, sonst brauchte sie sich keine Sorgen mehr zu machen, ob er sie verriet. Das hätte sie dann schon versehentlich selbst getan.

***

Es war ein komisches Gefühl für Niamh, die Klingel von dem riesigen Haus zu drücken. Erst eine Woche zuvor war sie dort eingebrochen. War die Seitenwand hochgeklettert, um nicht die Eingangstür öffnen zu müssen. Und jetzt stand sie davor wie jeder andere Gast.

Das Brummen in ihrem Kopf, das sie bei ihrem Einbruch verspürt hatte, war zurückgekehrt. Vielleicht kam sie dem Ursprung näher, fand den Ort, wo es sie hinführen wollte, ohne dass Keith es bemerkte.

Falls er Niamh nicht doch gefangen nahm, weil er letztendlich doch dahinterkam, was sie war.

Als die Haustür sich öffnete, durchbohrten Keiths blaue Augen Niamh regelrecht und sie musste unter der Intensität seines Blickes schwer schlucken. Wortlos ließ er sie herein und tat so, als hätte er nur kurz auf die Straße schauen wollen. Er schien zu ahnen, dass nur er sie sehen konnte.

»Du bist pünktlich«, stellte er fest, als er die Tür schloss.

Niamh antwortete darauf nicht. Stattdessen ließ sie ihren Blick schweifen, während er sie tiefer ins Haus führte.

Der Flur ähnelte dem im dritten Stock, in dem sie zum ersten Mal auf Keith getroffen war. Ein dunkelroter Teppich dämpfte ihre Schritte und goldene Lampen zierten die Wände.

»Ist sie da?«, erklang eine Stimme, ehe Aileen durch eine der vielen Türen trat, die den Flur säumten, ein Buch in der Hand.

Es dauerte einen Moment, bis Niamh Aileen ohne das weichzeichnende zweite Gesicht erkannte. Der Glamour-Zauber mit den braunen Haaren war fort, stattdessen sah man nun ihren hellblonden Pixie-Cut. Ihre weiße Haut war selbst ohne Magie ebenmäßig und ihre Gestalt hochgewachsen. In ihrer Hand hielt sie ein Buch, das Niamh im Gegensatz zu ihr sofort wiedererkannte. Es war der siebte Band der Magie-Anthologie. Einer der Bestseller bei Creaky’s. Sogar manche Menschen griffen danach, obwohl Errol meinte, sie könnten die Bücher gar nicht lesen.

Nervös löste Niamh einen seidenen Faden aus ihrem Netz, damit Aileen sie sehen konnte.

Die Fae blinzelte irritiert und blieb stehen. »Wirklich verwirrend, wie du das machst. War die Katze gestern schon da?«

Móra bewegte sich auf Niamhs Schultern und ihre Krallen kratzten dabei über ihre Haut, was Niamh ein schmerzerfülltes Zischen entlockte. Sie brauchte nicht hinzusehen, um den herausfordernden Blick der Cait Sí zu erahnen.

Eine tiefe Stimme rief etwas Unverständliches aus dem Raum, aus dem Aileen gerade gekommen war, und das Brummen in Niamhs Kopf nahm zu. Ihre Augen fixierten die offen stehende dunkle Holztür.

»Wir gehen wohl besser zuerst in mein Zimmer«, sagte Keith, was so seltsam klang, dass Niamh sich unwillkürlich fragte, wie alt der Fae eigentlich war. Die meisten besaßen ein eigenes Haus, doch so wie er es sagte, wirkte es, als wären sie bei seinen Eltern zuhause. Er dürfte kaum älter als sie selbst sein, wenn das stimmte.

Niamh versuchte in den Raum zu sehen, in dem sich der Fae aufhalten musste, der das Brummen verstärkte, aber Aileen hatte die Tür hinter sich geschlossen und Keith ließ sie nie ganz aus den Augen. Als würde er damit rechnen, dass sie jeden Moment etwas Unvorhergesehenes tun könnte.

Schweigend folgte sie den beiden durch den Gang, ihr Netz wieder fest um sich geschlungen. Falls es Aileen auffiel, sagte sie nichts dazu.

Schließlich erreichten sie den dritten Stock und somit jenen Gang, in den Niamh sieben Nächte zuvor eingebrochen war.

Keith führte sie direkt auf die Tür zu, die verschlossen geblieben war und stieß sie mühelos auf. War der Raum nur nachts abgesperrt? Oder war es ein Zauber, der sie für alle außer ihn geschlossen hielt? War es seine Magie, die darauf lag?

Das Zimmer dahinter sah aus wie eine Mischung aus Lesezimmer und Büro. Dunkle Bücherregale reichten bis an die Decke und ein wuchtiger Schreibtisch stand in der Mitte mit zwei Ohrensesseln davor. Es fehlten jedoch die sonst für Fae so typischen goldenen Verzierungen im Raum. Ein Bett konnte sie allerdings nicht entdecken, es wirkte mehr wie ein Büro.

Niamh trat an die Regale heran und studierte die Buchrücken. Es war fast, als wäre sie in Errols Arbeitszimmer. Dort, wo er seine kostbarsten Bücher aufbewahrte, die er nur ausgewählten Kunden verkaufte.

Sogar Móra rührte sich und ihr Kopf tauchte in Niamhs Sichtfeld auf, als ihr Blick ebenfalls über das Regal wanderte.

Im höchsten Regalbrett standen die beiden Bücher »Die Essenz der Fae Magie« und »Halbfae, eine Studie«, die sie immer hatte lesen wollen, doch Errol in seiner Privatsammlung verschlossen hielt. Ihre Hand zuckte, ihre Finger bereits ausgestreckt.

»Gefunden, wonach du suchst?«, fragte Keith und schnaubte.

»Nicht wirklich«, murmelte Niamh und riss sich von dem Anblick los. Widerwillig löste sie erneut einen Faden, der es auch Aileen ermöglichte, sie zu sehen. Ein Schauer wanderte ihr dabei über den Rücken und sie biss die Zähne zusammen, damit sie das Netz nicht sofort wieder festzog.

»Wie machst du das?«, fragte Aileen und kam dabei einen Schritt auf sie zu.

»Was viel wichtiger ist«, sagte Keith, während er sich auf einem der Sessel niederließ, »wer bist du? Du gehörst keinem Clan an. Wir haben Nachforschungen angestellt.«

Niamhs Herz begann gegen ihre Brust zu hämmern, doch sie verdrehte ihre Augen, als wäre sie genervt. Sie dankte in Gedanken ihrer Mutter dafür, ihr einen irischen Namen gegeben zu haben. Bis jetzt hatte den in Schottland noch nie jemand richtig geschrieben. Vielleicht konnte sie das ausnahmsweise zu ihrem Vorteil nutzen.

»N-I-A-M-H«, buchstabierte sie. »So hättet ihr mich gefunden.« Bis sie wirklich nachsehen konnten, hatten sie sicher wieder einen der Buchstaben vergessen.

»Ich weiß.« Keith sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. »Ich habe ›Niiv‹ in eine Suchmaschine eingegeben und nachgesehen, wie man den Namen schreibt. Du bist trotzdem in keinem Register.«

Niamh presste ihre Lippen zusammen. Der Fae hatte mehr mitgedacht, als sie erwartet hatte. Nicht viele magische Wesen griffen zu Technologie, wenn sie keine Antwort auf ihre Fragen fanden.

»Allerdings kommt es unserem Vorhaben sehr gelegen, dass du keine Clanzugehörigkeit hast.« Seine Augen bohrten sich in ihre und er deutete auf den Sessel ihm gegenüber.

»Also wollt ihr die Fae-Clans hintergehen?« Móras Stimme ließ die beiden Fae zusammenzucken. Innerlich verfluchte Niamh die Katzendämonin, weil sie mal wieder nicht still bleiben konnte. Sie sprang von Niamhs Schulter auf den wuchtigen dunklen Schreibtisch und sah zwischen den dreien hin und her. Dann begann sie, sich zu putzen.

»Oh«, machte Aileen und streckte fasziniert eine Hand nach Móra aus, als hätte sie eben erst erkannt, was die Katze eigentlich war. »Wo hast du die gefunden?«

»Móra hat mich gefunden«, murmelte Niamh.

»Cluasan Móra?«, fragte Keith und runzelte seine Stirn.

»Genau die bin ich«, schnurrte die Cait Sí stolz. »Dass noch jemand meinen Namen kennt …«

Keith sah Niamh an, seine Stirn glättete sich. Doch in seinen Augen flackerte für eine Sekunde etwas anderes auf. Eine bittere Traurigkeit. Oder war es Mitleid? Der Ausdruck verschwand so schnell, dass Niamh es nicht sagen konnte.

Keith fuhr nachdenklich über sein Kinn. »Du vertraust einer Cait Sí?«

»Keine Sorge«, schnurrte Móra, streckte sich und setzte sich dann aufrecht hin. »Ich bin sehr schweigsam. Oder habe ich euch verraten, was Niamh hier wollte?«

Niamh schenkte der Katzendämonin einen wütenden Blick – obwohl es stimmte. Die Cait Sí mischte sich nie ein, verriet nichts. Sie könnte, wenn sie wollte. Allerdings würde das auch ihren Handel mit Niamh ungültig machen.

Keith schwieg einen Moment, zuckte aber schließlich mit den Schultern. »Na gut. Dann nochmal von vorne. Wir wollen … Aileen, hörst du noch zu?«

Aileen atmete hörbar aus, als sie sich von der Katzengestalt abwandte. Was auch immer der Plan war, ihr Interesse an der legendären Katzendämonin war größer.

Keith fixierte Niamh mit ernster Miene. »Wir wollen den Schlüssel zu den Fairypaths stehlen.«