Abenteuer auf den Zauberblumenwiesen - Carsten Zehm - E-Book

Abenteuer auf den Zauberblumenwiesen E-Book

Carsten Zehm

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Beschreibung

Tauchen Sie ein in die magische Welt der Zauberblumenwiesen, in der die abenteuerlustigen Feen-Schwestern Alabaster Katzenschreck und Topas Eichenblatt eine Tür zur Menschenwelt öffnen. Einhörner, Pegasusse, Zwerge und Feen jubeln, doch die Magier sind besorgt. In der Menschenwelt begegnen sie Antonia und Matthes, zwei Kinder, die alles riskieren, um die Zauberblumenwiesen zu besuchen. Doch Gefahren lauern, von einem Minotaurus bis zu hinterlistigen Zwergen. Erleben Sie ein zauberhaftes Abenteuer voller Magie und Freundschaft in diesem bezaubernden Buch.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
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Seitenzahl: 180

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Meinen Kindern gewidmet …

… und meinen zahlreichen Enkeln und der einen Enkelin …

Ihr seid das größte Abenteuer meines Lebens.

© 2023 Carsten Zehm

Website: www.carsten-zehm.de

Covergrafik von: Rosemarie Dombach

ISBN: 978-3-384-02442-8

Verlagslabel: Oranien-Buch Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

Und immer, wenn jemand sagt: „Es gibt keine Feen …“

Alabaster

Curaso unter der Eiche

Topas, Goldregen und Schinkenbein

Silberdistel und Feenfeuer

Die Geschichte vom kleinen Papa im Marmeladenglas

Der große Krieg auf den Zauberblumenwiesen

Ärger mit dem schwarzen Magier

Inhalt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Und immer, wenn jemand sagt: ‚Es gibt keine Feen’ …

Alabaster

Curaso Unter-der-Eiche

Topas, Goldregen und Schinkenbein

Silberdistel und Feenfeuer

Die Geschichte vom kleinen Papa im Marmeladenglas

Der große Krieg auf den Zauberblumenwiesen

Ärger mit dem schwarzen Magier

Vielen Dank

Prinz Anton und die Maus Casemir

Die Bandath-Saga - Gesamtausgabe

Über den Autor

Bildquellen:

Abenteuer auf den Zauberblumenwiesen

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

Und immer, wenn jemand sagt: ‚Es gibt keine Feen’ …

Bildquellen:

Abenteuer auf den Zauberblumenwiesen

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Und immer, wenn jemand sagt: ‚Es gibt keine Feen’ …

… dann stirbt eine Fee.“ Papa schloss das Buch und gab Toni einen Kuss auf die Wange. Sie drehte ihm den Kopf zu und lächelte. „Danke Paps.“ Obwohl sie mit ihren zehn Jahren selbst schon Harry Potter verschlungen hatte, war es schön, wenn Papa ihr abends im Bett noch einige Seiten vorlas.

„Schlaf schön mein Schatz.“ Papa stieg vom Hochbett Antonias und sie sah aus dem Fenster. Draußen begann die Sonne zu sinken und der Garten war in ein eigentümliches Zwielicht getaucht. Wilma, ihre kleine Katze, sprang zwischen den Büschen umher und jagte einen flinken, hellen Schmetterling.

Antonia sah sich selbst, wie sie mit Peter Pan an der Hand über die Bäume davonflog.

Feenstaub glitzerte und die Wilden Jungen warteten auf sie beide. Das wäre echt cool …

Wilma hatte den kleinen Schmetterling mehrmals mit der Tatze erwischt. Dieser taumelte jetzt panisch im Blumenbeet umher. Es schien fast, als wolle er sich zwischen den Blüten verstecken. Toni war wütend auf die Katze.

Wäre sie unten im Garten, dann hätte sie Wilma von der Jagd auf den Schmetterling abgehalten. Ihr Bruder Matthes hatte extra zu Weihnachten ein Glöckchenhalsband für Wilma besorgt, damit sie keine Vögel mehr fangen konnte. Die Katze war ein echter Killer!

Antonia griff nach einem Buch, aber die Zwergenabenteuer konnten sie dieses Mal nicht fesseln. Immer wieder sah sie in den Garten und beobachtete die verzweifelten Fluchtversuche des Schmetterlings.

Hin und her flog er, um den nach ihm schlagenden Katzenkrallen zu entwischen. Vorsichtig öffnete sie das Fenster ihres Hochbettes. „Wilma!“, rief sie leise. Papa musste sie nicht unbedingt hören.

Aber Katzenohren sind ja besser.

Nun, heute wohl nicht. „Wilma!“ Verdammt, wie konnte man leise rufen?

Der Schmetterling hatte sich in einer Tulpenblüte verkrochen und Wilma schlich sich geduckt näher.

„WILMA! Lass das!“ Das war lauter. Die Katze aber ignorierte sie, war ganz auf den Schmetterling konzentriert.

Jetzt schon richtiggehend verärgert und besorgt um den kleinen Schmetterling überlegte Antonia, was sie unternehmen könnte. Die Sonne verschwand hinter dem Nachbarhaus und Toni bemerkte ein Leuchten in der Tulpenblüte.

Sollte das ein Glühwürmchen sein?

Ein Glühwürmchen mit Schmetterlingsflügeln?

Beunruhigt setzte sie sich auf. Wilma sprang. Ein heller Funken sauste aus der Tulpe.

Er landete direkt gegenüber im blühenden Goldregenbusch und begann an einem Ast langsam nach oben zu klettern.

Die Katze schoss hinterher, hatte aber zwischen den vielen hellgelben Blüten einige Schwierigkeiten ihr „Jagdwild“ auszumachen.

Antonia musste in den Garten. Matthes schlief bereits im Nachbarzimmer, der würde nichts mitbekommen. Mama war beim Sport. Nur Papa war da. Gut. Heute war Mittwoch, da würde er sich wieder seine Weltraumserie ansehen. Wenn sie vorn zur Tür herausschlich, um das Haus herumrannte und sich unter den Stubenfenstern duckte, könnte sie es ungesehen in den Garten schaffen.

Wilma sprang zwischen den Zweigen des Goldregens umher. Blütenblätter rieselten herab. Wenn das Mama sehen würde.

Richtiggehend verzweifelt hüpfte das Schmetterlings-Glühwürmchen von Ast zu Ast, versuchte aufwärts zu klettern und rutschte immer wieder ab.

Toni stahl sich die Leiter von ihrem Hochbett herunter, huschte dann barfuß in die untere Etage. Die Tür zum Windfang knarrte.

Aber gerade, als sie diese öffnete, explodierten im Fernsehgerät in der Wohnstube mehrere Raumschiffe. Papa war wohl irgendwo auf einem anderen Planeten, nur nicht zu Hause …

Sie schlüpfte in ihre Sandalen, öffnete die Haustür und legte einen Schuh von Mama so hin, dass die Tür nicht zuschlagen und sie aussperren konnte.

Hu, das war kühl hier draußen, so kurz nach Ostern. Dann flitzte sie um das Haus herum in den Garten, rannte geduckt unter den Stubenfenstern vorbei und war mit wenigen großen und sehr schnellen Schritten am Goldregenstrauch.

„Wilma! Wirst du wohl aufhören!“

Die Katze sprang einige Schritte zurück, ein dicker Schwanz signalisierte Aufgeregtheit und ein halblautes Maunzen brachte Protest zur Sprache.

Antonia kniete sich vor den Strauch und spähte mit gerunzelter Stirn zwischen die Zweige. Was hatte Wilma da gejagt?

Etwa in Augenhöhe nahm sie hinter einem dickeren Zweig ein feines, leicht flackerndes Leuchten wahr. Auf allen vieren kroch sie um den Strauch herum. In einer Astgabel lag etwas. Etwas, das mit einem angenehmen aber langsam ersterbenden Licht leuchtete und von Toni auch jetzt wieder nicht richtig gesehen werden konnte. Vorsichtig, ganz vorsichtig, griff das Mädchen nach dem Leuchten, fühlte weiche, kleine Flügel, fasste behutsam zu und stand auf.

Plötzlich schoss die Katze heran und sprang Antonia an, fauchend den lebenden Schatz in ihrer Hand angreifend.

„Wilma! Spinnst du?“, schnaubte Antonia, verbarg das Schmetterling-Glühwürmchen in ihrer hohlen Hand und betrachtete drei lange blutige Schrammen an ihrem Unterarm.

„So!“, sagte sie zornig zu der aufgeregt herumstreichenden Katze. „Du bekommst morgen nichts zu fressen!“ Natürlich würde sie ihrer Katze Futter geben, aber allein, dass sie diese Drohung aussprach, besänftigte ihren Zorn wieder etwas.

„Lass mich bloß in Ruhe, du!“

Danach hastete sie auf demselben Weg zurück, nicht ohne mit ihrer freien linken Hand noch einige Grashalme abzureißen.

Wieder in ihrem Zimmer nahm sie sich eine kleine Pappschachtel. Sie füllte die Grashalme hinein und ließ dann vorsichtig das jetzt nur noch schwach leuchtende Schmetterling-Glühwürmchen hineingleiten.

Sie konnte es nun das erste Mal in Ruhe betrachten.

Dann zwinkerte sie und drehte das Kästchen etwas mehr ins Licht. Plötzlich wurden ihre Augen ganz groß und der Mund öffnete sich. Aufstöhnend holte sie Luft, hatte aber dabei das Gefühl, als säße ihr Bruder auf ihrem Brustkorb.

Sie konnte nicht tief genug einatmen, um so viel Luft zu bekommen, wie sie brauchte.

„Was ist denn das?“, entfuhr es ihr. Vor ihr lag kein Schmetterling und auch kein Glühwürmchen auf dem Grasbett, überhaupt kein Insekt. Eine kleine, nicht mal acht Zentimeter große Frau mit roten, hüftlangen Haaren, einem leichten und durch Wilma wohl auch sehr zerrissenem, knielangen Kleidchen und zwei wunderschönen, zarten und bunt schillernden Flügeln auf dem Rücken. Sie schien von einer feinen Lichthülle umgeben zu sein, die jedoch langsam verblasste, und sie hatte die Augen geschlossen.

„Oh mein Gott! Scheiße, eine Fee!“ Toni stand auf, trat einen Schritt zurück. „Ich träume, ich muss träumen. Es gibt gar keine …“ Dann schlug sie sich mit der Hand auf den Mund. Nein, selbst im Traum durfte man nicht sagen, dass es keine Feen gäbe! Papa! Ja, Papa würde wissen, ob sie träumte.

Betont langsam ging sie runter in die Stube und stellte sich neben den Sessel, in dem Papa saß. Er ergriff ihre Hand. „Was ist?“

„Träume ich?“

„Weiß nicht. Wen hältst du denn bei der Hand?“

„Papa!“, vorwurfsvoll. „Dich natürlich.“

„Gut, dann träumst du nicht.“

Toni atmete tief durch. Vielleicht konnten Leute in Träumen einem aber auch erzählen, dass man nicht träumte. Oder man träumte, man wäre wach und … nein, das wurde zu kompliziert.

„Was ist denn?“

„Nichts.“ Papa sah sie an. Er kannte seine Tochter gut genug. Wenn sie in diesem Ton ‚Nichts’ sagte, dann wusste er, dass eben nicht alles klar war. Toni hingegen war bewusst, dass er sie nicht fragen würde, sondern sie von alleine erzählen sollte, was sie bedrückte. Doch dieses Mal gab Antonia ihrem Vater nur einen Kuss und ging wieder in ihr Zimmer.

Die Fee lag noch immer in ihrem Grasbett.

Nein, sie träumte nicht. Dort lag wirklich eine Fee. Toni nahm ein paar von ihren Puppensachen. Sie bereitete eine kleine Decke aus, legte ein winziges Kissen darauf und bettete die Fee um. Dann deckte sie die zierliche Frau mit einer anderen Decke zu. Zum Schluss strich sie ihr ganz sanft mit der Fingerspitze über die feinen roten Haare.

Mit einem Seufzer hob sich der winzige Brustkorb der Fee und sie drehte, scheinbar erleichtert, den Kopf zur Seite.

Antonia flitzte ins Bad, holte den Zahnputzbecher mit Wasser und tröpfelte vorsichtig ein paar Tropfen auf die Lippen der Fee. Ein leises Schmatzen war zu hören und das winzige Zauberwesen entspannte sich merklich. Die Lichtsphäre um die Fee hörte auf zu flackern und begann in einem warmen, goldenen Schein zu erglühen, noch schwach zwar, doch stabil.

Toni nahm einen Teller von ihrem Puppengeschirr, legte etwas Schokolade von einem angefangenen Osterhasen darauf und stellte diese Mahlzeit neben das provisorische Krankenbett ihrer Patientin.

Essen Feen Schokolade? Sie wusste es nicht. Vielleicht essen sie ja gar nichts, nehmen nur den Morgentau zu sich.

Oder sie haben eine besondere Feenspeise, die ihre Königin ihnen zubereitet. Nein, das nicht! Mama hatte mal erzählt, dass Feen einzeln leben und nur bei Gefahr oder Geburt einer neuen Fee von der Feenkönigin zusammengerufen werden.

Egal, sie ließ die Schokolade da liegen, auf der Ablage am Fenster, genau neben der Fee, so dass sie alles von ihrem Bett aus sehen konnte. Der Zahnputzbecher mit Wasser blieb ebenfalls stehen.

Antonia legte sich hin, stützte den Kopf mit der linken Hand ab und beobachtete die Fee.

Ihr Herz schlug noch immer bis zum Hals. Eine Fee, eine echte Fee …

Etwa eine halbe Stunde später drehte sich die Fee auf die Seite, legte ihren Arm unter den Kopf und zog die Knie an. Leicht bewegten sich die Flügel unter der Decke.

Aber da schlief Antonia bereits.

Als der Wecker am nächsten Morgen klingelte, schoss Antonia hoch.

Das kleine Krankenbett war leer, die Schokolade alle. Mit einer krakeligen Kinderschrift aus verschmierter Schokolade waren am Fenster in winzigen Buchstaben fünf Worte geschrieben:

„Ich tanke tir. Biss palt.“

Alabaster

Es war fast Mitternacht, der volle Mond schien über dem Garten vom sternenübersäten Himmel herab, als der leise schwirrende, hell leuchtende Fleck aus dem Gebüsch hervorgeschossen kam, unbemerkt von all den tief schlafenden Menschen in den Häusern rings umher. Nur ein paar wachsame Katzenaugen beobachteten das durch die Luft fliegende, in einem warmen, goldenen Licht strahlende Etwas. Die Katze aber war schon vorher entdeckt worden. Dieses Mal sollte sie keine Gefahr darstellen. Leise surrend näherte sich die helle Erscheinung dem Haus, flog an einigen Apfel- und Pflaumenbäumen vorbei, kurvte elegant um einen zum Klettern genutzten Kirschbaum herum und setzte an, um mit Schwung durch das offene Stubenfenster in das Haus mit seinen schlafenden Bewohnern zu fliegen.

Klatsch – das fliegende Wesen knallte gegen die frisch geputzte Glasscheibe des geschlossenen Fensters.

Ein heller Schrei ertönte und der Fleck blieb einen winzigen Moment an der Scheibe hängen, bevor er leise quietschend nach unten rutschte, um auf der Fensterbank liegen zu bleiben. Das Leuchten flackerte einen Moment, gerade so, als würde eine Kerze im Windzug züngeln.

Interessiert näherte sich die Katze. Aufgeregt zuckte ihre Schwanzspitze, als sie die vermeintliche Beute bewegungslos auf dem Fensterbrett liegen sah. Ein gut gezielter Sprung und das leuchtende Wesen würde ihr gehören. Lautlos schlich sie zwischen den Stängeln des Blumenbeetes hervor, tappte durch das Gras, schlich über die Terrasse und postierte sich direkt unter dem Fenster.

Ihre Beute konnte sie jetzt nicht mehr sehen, wohl aber das Licht, welches von dieser ausging. Vorsichtig zog sie die Hinterbeine unter ihren Körper, spannte sich, um dann in einem einzigen Satz auf das Fensterbrett zu springen und ihre Beute zu packen. Genau in dem Moment, als sie ihre Krallen in den winzigen Körper jagen wollte, sauste der Lichtfleck jedoch senkrecht nach oben.

Die Katze sah ihm hinterher, wurde abgelenkt, landete ungeschickt mit den Vorderbeinen, verlor das Gleichgewicht und knallte mit ihrem Kopf nun ebenfalls gegen die Fensterscheibe.

Sie taumelte einen Schritt zurück, hinter ihr war aber das Fensterbrett zu Ende und so fiel sie aufmaunzend wieder genau auf die Stelle, von der sie soeben losgesprungen war. Als sie saß, mehrmals ruckartig den Kopf schüttelte, als wolle sie wieder einen klaren Gedanken fassen und sich wechselseitig mit ihren Pfoten über die Schnauze strich, erscholl von oben ein helles Lachen.

„Das geschieht dir recht. Lass mich bloß in Frieden, du … du … du dumme Katze du!“

Der herumschwirrende Fleck war eine Fee. Und sie wollte in das Haus. Durch die erste, recht schmerzhafte Erfahrung vorsichtig geworden suchte die kleine Fee, behände an den Fenstern des Hauses auf und ab fliegend, einen Einlass. Wenn sie sich nur erinnern könnte, wie sie damals hier herausgekommen war.

Damals – das war vor genau vier Wochen, drei Tagen, zwanzig Stunden und zwölf Minuten gewesen.

Das aber wusste die Fee nicht. Für die kleinen, kaum acht Zentimeter großen Zauberwesen gab es so etwas wie Zeiteinteilung nicht. Das, was die Menschen als Wochen oder Stunden, als Monate oder Sekunden bezeichneten, war für die Feen einfach nur heute, damals, nachher, vorhin oder es wird bald sein. Zeit? Wozu einteilen, wenn man das ganze Leben hindurch nur über die Zauberblumenwiesen fliegt, wenn man Schmetterlinge und Zwerge ärgert.

Nichts weiter tun als Nektar trinken und sich treffen, wenn die Königin es befiehlt, weil wieder eine Fee geboren worden war. Solange das Leben einer Fee aus nichts anderem bestand, solange brauchte man keine Stunden oder Monate, und somit auch keine Uhren oder Kalender. Deshalb konnte die kleine Fee auch nicht sagen, wie lange es her war, dass sie nach einem aufregenden Kampf mit der Katze irgendwann mitten in der Nacht in diesem kleinen Bett oben im Zimmer wach geworden war.

Oh man, Katzen! Das Schlimmste, was einer Fee passieren konnte, waren Katzen. Katzen und Feen waren ärgere Feinde als Hunde und Katzen. Normalerweise begegneten sie sich nicht. Dort auf den Zauberblumenwiesen, wo die Feen lebten, gab es keine Katzen. Und hier, wo die Menschen und die Katzen lebten, gab es keine Feen. Nur manchmal wagte sich eine freche und neugierige Fee in die Welt der Menschen.

Dann konnte es passieren, dass sie auch eine Katze traf. Und ihr war es passiert. Diese Katze hatte sie damals (vor vier Wochen und drei Tagen) böse zugerichtet …

Obwohl, wenn sie es jetzt, nach so langer Zeit, recht betrachtete, so hatte die Katze eigentlich Glück gehabt, als das große Mädchen kam. Sie, die Fee, hätte diesem Katzenvieh nämlich sonst ganz übel mitgespielt. Ganz, ganz übel! Das konnte ruhig jeder wissen.

Mit wehendem rotem Haar und flimmernden Flügeln war die Fee in der Zwischenzeit alle Fenster der unteren Etage abgeflogen und hatte nirgends einen Eingang gefunden. Leise schimpfend flog sie eine Etage höher und rutschte sofort durch ein spaltbreit offenes Fenster in einen Raum. Allerdings war das nicht das Zimmer, in dem sie damals wach geworden war. Hier lag kein Mädchen in einem Bett, hier waren seltsame Gegenstände an den Wänden angebracht, die teils wie Schüsseln, teils wie riesige Kisten aussahen. Da das große Brett, durch das die Menschen ihre Räume betraten und verließen, geschlossen war, wollte die Fee den Raum wieder durch das Fenster verlassen.

Plötzlich hörte sie ein Geräusch und schneller als ein Blitz huschte sie hinter eine der großen Glasflaschen, die auf einer Ablage standen. Die Tür öffnete sich und das Licht wurde angeschaltet.

Ein riesiger Mensch, bestimmt acht oder neun Meilen groß, betrat den Raum. Müde gähnte er, kratzte sich erst sein stoppeliges Kinn und anschließend den Po, klappte dann den hölzernen Deckel einer an die Wand geschraubten Schüssel hoch. Er zog sich die Hose runter und setzte sich auf diese Schüssel. Entsetzt versteckte die Fee das Gesicht in ihren kleinen Händen. Sie vernahm ein Geräusch, als wenn Wasser fließt, hörte den Mann leise husten, dann stand er wohl wieder auf und drückte einen Schalter über dem Becken. Sehr viel Wasser rauschte aus der Wand durch die Schüssel hindurch. Als die Fee wieder hinsah, hatte der Riese seine Hose hochgezogen und stand an einem kleineren, weiter oben an der Wand angebrachten Becken. Aus einem Stahlrohr floss Wasser und der Mensch wusch sich die Hände, trocknete sie an einem Lappen ab, der an der Wand hing, verließ den Raum und löschte das Licht. Die Tür blieb ein wenig offenstehen. Erst jetzt atmete die Fee durch. Das hätte leicht schief gehen können, zum Glück hatte der Mensch das Licht angeschaltet, so dass er ihr eigenes Leuchten nicht sah.

Zwischen Tür und Rahmen hindurch sah sie auf dem Flur drei weitere Türen.

In der einen verschwand der große Mann und schloss sie, die anderen beiden waren nur angelehnt.

Leise sirrend huschte die Fee hinter der Flasche hervor und flog in einem weiten Bogen in das erste Zimmer und gleich wieder hinaus. Nein, das war nicht das richtige, da schlief ein Junge, etwas kleiner als das Mädchen, welches sie suchte.

„Ihr“ großes Mädchen fand sie im Bett des anderen Zimmers. Aber als sie in einer weiten Schleife zum Kopfende des Bettes fliegen wollte, wurde sie durch einen köstlichen Geruch abgelenkt. Die Menschen hatten eine ganze Reihe von wunderbaren Sachen, und die, die sie hier roch, war eine der wunderbarsten. Diese süße braune Masse, die die Menschen Schokolade nannten, war sogar noch wunderbarer als wunderbar, sie war obersuperspitzenwunderbar!

Leise schmatze sie, als sie sich an einigen abgebrochenen Stückchen eines alten Osterhasen gütlich tat. Satt und zufrieden flog sie anschließend zu dem Mädchen in das Bett.

Sie setzte sich knapp drei Zentimeter vor deren Nasenspitze und pustete ihr leicht in das Gesicht.

„Aufwachen, Mädchen!“, flüsterte sie. „Ich will dir was zeigen.“

Antonia schnaufte leicht im Schlaf, kräuselte ihre Nase und schlief weiter. Sie träumte gerade, wie sie ein riesiges Monster beobachtete, das einen Schokoladenberg verschlang.

Dabei wehte ihr ein heftiger Sturm ins Gesicht. Plötzlich drehte das Monster seinen Kopf zu ihr und grunzte: „Aufwachen!“ Erschrocken öffnete sie die Augen.