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AD ASTRA 003: Graham’s Curse
von Stefan T. Pinternagel:
„Zweiter Teil der genialen Trilogie – mit Zombie Graham!“
»Und so lang du dies nicht hast,
dieses Stirb und Werde,
bist du nur ein trüber Gast
auf der dunklen Erde.«
(Goethe)
›Werbeslogan der McTribes-Sombi-Company‹
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Veröffentlichungsjahr: 2020
Graham’s Curse
Roman von Stefan T. Pinternagel:
»Zweiter Teil der genialen Trilogie
- mit 'Zombie' Graham!«
»Die McTribes-Sombi-Company wurde angegriffen.«
»Ich weiß!«, zischte die Laurentis und vergrub ihre aluverstärkten Fingernägel im Schaumstoff eines Softballs. Glaubte der Trottel, dass sie von jeder Zivilisation abgeschnitten lebte? Es wurde Zeit, sich einen neuen Assistenten auszuwählen. Einer, der sie informierte, bevor sie schon alles von selbst wusste.
»Fakten!«
»Zweistündiger Ausfall aller Systeme. Ein gewisser Timo Anderson, der vor kurzem zombiefiziert wurde, ersuchte um einen Arzttermin, schlich sich mit der ID-Karte eines beurlaubten Mitarbeiters in die innere Abteilung und kopierte eine Datei. Aber es gibt da eine Ungereimtheit: Die Fingerabdrücke, die wir genommen haben, stammen von einem längst Verstorbenen. Ich meine damit, von einer Person, die vor dem 21. Jahrhundert gestorben ist. Sein Name ist Sid Vicious. Er war...«
»Ich weiß, wer Sid Vicious ist!«, rief die Laurentis erbost und tippte mit den Zeigefinger der Rechten auf die Stelle an ihrem Hinterkopf, an der ihr Biochip eingepflanzt war. Durch diesen Chip war sie in der Lage, jederzeit alle gewünschten Informationen aufzurufen, die in den Datenbanken der Welt gespeichert waren. »Weiter!«
»Wir vermuten daher, dass es sich nicht um den richtigen Anderson gehandelt haben kann.«
Liza Laurentis war von der Scharfsinnigkeit ihres Untergebenen ›richtig beeindruckt‹. Sie begann, ihn zu hassen und ihr Hass war noch niemandem zuträglich gewesen.
»Haloon!«, murmelte sie. »Es war dieser Graham Haloon!«
»Wie bitte?«, fragte ihr Gesprächspartner am anderen Ende der Verbindung.
»Welche Datei wurde kopiert?«
»Nun...« Ein Räuspern drang durch den Lichtwellenleiter und erfüllte den virtuellen Raum, der den Grund eines Aquariums darstellte. Die Laurentis und Gabriel standen scheinbar wie Dekorationsgegenstände auf dem weißen Sand, während Zierfische gigantischen Ausmaßes gemächlich über ihren Köpfen dahin glitten. »So, wie es aussieht, hat Sie Doktor Fressner hintergangen und seine Arbeit in Ihrem Dienst protokolliert. Sie wissen, was ich damit sagen will?«
»Natürlich.« Laurentis überlegte einen Augenblick. Ihre Entscheidung war auch von ihren momentanen Emotionen bedingt und deshalb stürzte sie mit einem einzigen Satz 105 Menschen in den absoluten Ruin, ins endgültige soziale Aus: »Alle entlassen!«
Die Öffentlichkeit hatte keine Ahnung, dass sie hinter der McTribes-Company stand. Eine Marionette würde die Erklärung abgeben, dass die Schließung des Unternehmens aufgrund eines irreparablen Schadens am Computersystem, das von Terroristen lahm gelegt worden war, unumgänglich gewesen wäre. Ende der Diskussion. Fressner würde innerhalb der nächsten Minuten Selbstmord begehen. Die Firma war sein ein und alles - ein bedauerlicher Zwischenfall, für den niemand verantwortlich war. Herzliches Beileid.
Das elektrisierende Flimmern einer vordringenden Verbindung schüttelte die Laurentis. Sie brach den Kontakt zu Gabriel ab und schaltete sich auf Empfang. Fast verschlug es ihr den Atem, als sich Geniac in seiner ganzen Hässlichkeit Pixel für Pixel vor ihr aufbaute.
»Sie hätten mir den Gefallen tun können, eine angenehmere Gestalt anzunehmen, wenn Sie mich schon belästigen müssen!«, giftete sie zur Begrüßung.
»Gnädigste, verzeihen Sie, dass mein Äußeres Ihrem Charakter gleicht, aber ich werde Sie ohnehin nicht lange aufhalten.«
»Wollen wir's hoffen.«
»Es gibt etwas, das Sie gerne hätten. Genauer gesagt, etwas, das Sie dringend benötigen. Und Sie haben etwas, das mich außerordentlich interessiert.«
Die Laurentis hatte keine Lust auf die ausschweifenden Erklärungen des Genkrüppels. Sie wurde ungeduldig. Fressner musste so schnell wie möglich aus dem Verkehr gezogen werden.
»Kommen Sie auf den Punkt oder ich schalte ab!«, forderte sie.
»Ihre Geduld ist so ausgeprägt wie Ihre Kombinationsgabe: Ich übergebe Ihnen Haloon - und Sie spielen mir Fressner in die Hände. Wie Sie sicher wissen dürften, habe ich noch eine kleine Rechnung mit ihm zu begleichen.«
Liza Laurentis war nur schwer zu beeindrucken. Sie hatte inzwischen schon etwas ähnliches erwartet. Mit diesem Handel konnte sie nur gewinnen - selbst wenn Geniac Fressner gegen sie verwenden wollte, würden sie ihre Anwälte in einer Farce von Verhandlung freikaufen.
»Ich könnte Fressner auch selbst erledigen. Das wäre für mich wesentlich sicherer.«
»Nun, ich denke, dann könnte auch Haloon etwas zustoßen. Wir leben in unsicheren Zeiten«, konterte Geniac, nicht ohne sich in einer obszön anmutenden Geste mit der Zunge über die Lippen zu lecken.
»Sie geben mir auch den FKD. Und zwar das Original. Seien Sie nicht so dumm und ziehen Sie Kopien davon. Ich kann und werde das nachprüfen lassen«, forderte die Laurentis.
»In Ordnung. Ich bekomme Fressner und Haloon wird Ihnen den FKD vorbeibringen. Es ist ungewohnt erfrischend, mit Ihnen Geschäfte zu machen, meine Teuerste. Ich hoffe, wir haben bald wieder das Vergnügen«, schmunzelte Geniac und eine Art süffisantes Lächeln zog sich quer über das ganze schaurige Gesicht.
Die Laurentis zog sich aus dem virtuellen Raum zurück und klinkte sich augenblicklich in eine neue Leitung ein.
»Schafft Fressner zu Geniac!«, befahl sie den Schattengestalten, die stumm in Reih und Glied in einer roten Wüste warteten. »Ach ja und schafft mir meinen Assistenten Gabriel aus den Augen!«, fügte sie hinzu, bevor sie in die RealWelt zurück glitt.
*
»Wie kann ich Ihnen nur danken?«
Überschwänglich empfing Geniac Graham in seiner Lounge. Er hielt den FKD in seinen klobigen Fingern und betrachtete das Röhrchen mit der Andacht eines Erleuchteten. Dann kehrte der alte Glanz in seine Augen zurück und auch der Sarkasmus bemächtigte sich wieder seines Geistes. »Beinahe hätte ich es vergessen: Ich habe Ihnen ja schon genug gedankt.«
Graham war müde. Er hatte seit der Operation nicht mehr geschlafen. Sie lag zwar erst einige Stunden hinter ihm, doch er fühlte sich ausgelaugt und wenn er bedachte, was inzwischen alles geschehen war, wunderte er sich nicht darüber. Zudem wollte er endlich diesen Ort verlassen; der Narr hat seine Schuldigkeit getan, der Narr kann gehen.
»Kann ich jetzt meine neuen Papiere haben?«, fragte er zögernd. Geniac hatte, was er wollte. Es war durchaus möglich, dass er ihn nun vernichtete. Graham hoffte allerdings darauf, dass er sein Wort hielt.
»Ich habe noch eine klitzekleine Bitte an Sie«, gestand das Wesen, das mit seinem Schwenkkran in rhythmischen Abständen auf und ab fuhr.
Ein beunruhigendes Bild. Graham wäre zusammengezuckt, hätte er nicht schon mit einem Haken an der Sache gerechnet. Entgegen seines sonstigen Verhaltens, fuhr Geniac nicht sogleich fort.
»Und die wäre?«, fragte Graham nach einer Weile.
»Bringen Sie den FKD an den Übergabeort. Unser - oder präziser ausgedrückt: mein Deal wurde von der Laurentis angenommen.« Geniac vermied zu sagen, dass Graham den FKD direkt zu der Laurentis bringen sollte. »Keine Angst, ich werde Ihnen drei meiner fähigsten Männer mit auf den Weg geben. Wir wollen doch nicht, dass Ihnen oder der wertvollen Ware etwas passiert.«
Grahams Gedanken überschlugen sich wieder einmal, wie so oft in der letzten Zeit. Dieser Auftrag erschien ihm gefährlicher als das Kopieren der Daten. Er bekam es mit hochgradig kriminellen Elementen zu tun. Die Laurentis konnte ihn und den FKD auslöschen; damit wäre sie alle Probleme auf einen Schlag los... Doch was für Alternativen boten sich schon an? Sofort nach der Übergabe würde er sich so schnell wie möglich absetzten. Weg von dem allem. Keine Frondienste mehr für genetische Monster, kein Gesetzesbruch, keine Verstrickungen in Angelegenheiten, die ihn ohnehin nichts angingen. Er würde das Sparbuch auflösen und irgendwohin gehen. Irgendwohin, wo ihn niemand mehr belästigen konnte, um dort auf Suzannes Rückkehr zu warten.
»Was habe ich für eine Wahl?«, fragte er ein wenig bang.
»Keine!«, lautete die ehrliche und unverblümte Antwort Geniacs.
*