Aeneis - Vergil - E-Book

Aeneis E-Book

Vergil

0,0
9,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Das lateinische Epos Aeneis erzählt vom Fall Troias nach zehnjähriger Belagerung durch die Griechen sowie von den abenteuerlichen Irrfahrten des Troianers Aeneas bis zu seiner Landung an der Westküste Italiens und seinem Sieg über den einheimischen Fürsten Turnus. Es wurde zum Nationalepos der Römer und übte nach Ende des Römischen Reiches starken Einfluss auf die europäische Literatur- und Geistesgeschichte aus. Preisgünstige einsprachige Ausgabe der ausführlich kommentierten Übersetzung von Edith und Gerhard Binder. Mit einem Verzeichnis der Eigennamen, Stammbaum der Iulier sowie reichem Kartenmaterial. E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 989

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Vergil

Aeneis

Übersetzt von Edith und Gerhard BinderHerausgegeben von Gerhard Binder

Reclam

Die kursiven Zähler in eckigen Klammern dienen als Versreferenz, die geradestehenden sind die Seitenreferenz zur Buchausgabe

 

2022 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Covergestaltung: Cornelia Feyll, Friedrich Forssman

Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen

Made in Germany 2022

RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart

ISBN978-3-15-962010-7

ISBN der Buchausgabe 978-3-15-014303-2

www.reclam.de

Inhalt

1. Buch

2. Buch

3. Buch

4. Buch

5. Buch

6. Buch

7. Buch

8. Buch

9. Buch

10. Buch

11. Buch

12. Buch

Anhang

Zu dieser Ausgabe

Anmerkungen

Verzeichnis der Eigennamen

Karten, Pläne und Stammbaum

Literaturhinweise

Nachwort

[5]1. Buch

Von Krieg singe ich und dem Helden, der als Erster von Troias Küste durch Schicksalsspruch, ein Flüchtling, nach Italien kam und zum Gestade Laviniums: Weithin wurde er über Länder und Meere getrieben durch der Götter Gewalt wegen des unversöhnlichen Zorns der grausamen Iuno und erlitt auch viel durch Krieg, bis er endlich seine Stadt gründen [5] und seine Götter nach Latium bringen konnte; daraus gingen hervor das Latinergeschlecht, die Väter von Alba und die Mauern des hochragenden Rom. Muse, berichte mir von den Beweggründen: Welches göttliche Wollen war verletzt, was schmerzte die Königin der Götter, dass sie den Helden, ein Vorbild an Ehrfurcht, dazu trieb, so viel Unglück zu bestehen, so viele Mühen auf sich zu nehmen. [10] Sind denn die Herzen der Himmlischen fähig zu solch gewaltigen Regungen des Zorns?

Es war einmal eine alte Stadt, von tyrischen Siedlern bewohnt, Karthago, Italien gegenüber und der Tibermündung in weiter Ferne, reich an Schätzen und überaus grimmig in ihrem Kriegseifer. Sie, so heißt es, habe Iuno allein vor allen Ländern geliebt, [15] sie sogar Samos vorgezogen; hier lagen ihre Waffen, hier stand ihr Wagen; dass von hier die Völker beherrscht würden, wenn das Fatum es irgend zuließe, war schon damals Sinnen und Trachten der Göttin. Doch sie hatte gehört, es entstehe ein Geschlecht aus troianischem Blut, dazu bestimmt, einst die tyrische Burg zu stürzen; [20] von dort werde ein Volk kommen, weithin herrschend und stolz im Krieg, Libyen zum Untergang: So sei das Gespinst der Parzen. Dies fürchtete die Tochter Saturns und gedachte des vergangenen Krieges, den sie allen [6]voran bei Troia für das ihr teure Argos geführt hatte, auch waren die Ursachen ihrer Erbitterung und die grausame Kränkung [25] noch nicht aus ihrem Herzen gewichen; tief in ihrem Gedächtnis haftete das Urteil des Paris, die beleidigende Verachtung ihrer Schönheit, das verhasste Geschlecht, der Raub und die Auszeichnung des Ganymedes; in ihrem Zorn darüber hielt sie die über das ganze Meer verschlagenen Troer, die von den Danaern und dem grausamen Achilles verschont geblieben, [30] fernab von Latium. Und viele Jahre lang irrten sie, vom Fatum getrieben, auf allen Meeren umher. So viel Mühe kostete es, das Römervolk zu begründen.

Kaum fuhren sie, Sizilien aus den Augen verlierend, frohgestimmt aufs Meer hinaus und durchpflügten den Gischt der Salzflut mit erzbeschlagenem Bug, [35] da sprach Iuno dies bei sich, die ewig offene Wunde tief im Herzen nährend: »Soll ich, geschlagen, von meinem Vorhaben ablassen und den König der Teucrer nicht von Italien fernhalten können? Freilich, die Fata verbieten’s mir. Konnte nicht Pallas die Flotte der Argiver durch Feuer vernichten und ihre Mannschaft im Meer versenken, [40] um so zu strafen Schuld und Rasen einzig des Aiax, Oileus’ Sohn? Sie selbst schleuderte den sengenden Feuerstrahl Iuppiters aus den Wolken, zerschmetterte die Schiffe und wühlte das Meer im Sturm auf, und ihn, der aus durchbohrter Brust Flammen spie, packte sie in einem Wirbel und spießte ihn auf eine spitze Klippe. [45] Doch ich, die ich als Königin der Götter einhergehe, als Iuppiters Schwester und Gattin, führe mit einem einzigen Volk so viele Jahre Krieg. Und ist da noch einer, der Iunos Gottheit anbetet oder hinfort demütig Opfergaben auf ihre Altäre legen wird?«

[7]Während sie solches in ihrem entflammten Herzen bewegt, [50] kommt die Göttin in die Heimat der Stürme, eine Gegend reich an tobenden Südwinden, nach Aeolien. Hier hält König Aeolus in einer riesigen Höhle die widerspenstigen Winde und tosenden Unwetter mit seiner Befehlsgewalt nieder und bändigt sie mit Ketten und Riegeln. Sie aber lassen empört unter lautem Brausen des Berges [55] die Wände ringsum erdröhnen. Hoch oben sitzt Aeolus auf der Festung, in der Hand das Zepter, besänftigt den Unmut und beschwichtigt den Zorn. Täte er es nicht, Meere, Länder und den hohen Himmel rissen sie mit sich fort und wirbelten sie durch die Lüfte. Doch der allgewaltige Vater sperrte, dies befürchtend, sie in dunkle Höhlen, [60] türmte Steinmassen und hohe Berge darüber und gab ihnen einen König, der nach fester Abmachung verständig die Zügel auf Geheiß anziehen oder lockerlassen sollte. An ihn wandte sich nun Iuno flehend mit folgenden Worten:

»Aeolus, dir hat doch der Vater der Götter und König der Menschen [65] die Macht gegeben, die Wogen zu besänftigen und durch Wind aufzupeitschen – ein mir feindliches Volk befährt das Tyrrhenische Meer, bringt Ilium nach Italien und die besiegten Penaten: Verleihe den Winden Kraft und versenke die Schiffe spurlos im Meer oder treibe die Männer hierhin und dorthin und zerstreue ihre Leiber übers Wasser. [70] Ich habe zweimal sieben Nymphen von vortrefflichem Wuchs; von ihnen hat die schönste Gestalt Deiopea: Sie will ich dir in dauernder Ehe verbinden und zu eigen geben, auf dass sie für solche Verdienste all ihre Jahre mit dir verbringe und dich zum Vater trefflicher Nachkommen mache.« [75]

Aeolus erwidert so: »Deine Sache, Königin, ist es [8]herauszufinden, was du wünschst, mir ist geboten, deine Befehle auszuführen. Du verschaffst mir all meine Herrschaft hier, du gibst mir das Zepter und gewinnst Iuppiter für mich; du lässt mich am Mahl der Götter teilhaben und gibst mir die Macht über Stürme und Wetter.« [80]

Nach diesen Worten wendet er die Lanze und stößt sie dem hohlen Gebirge in die Flanke. Die Winde stürzen, einem Heereszug gleich, aus dem geöffneten Tor und wehen im Wirbel durch die Lande. Sie brechen übers Meer herein, und durch und durch wühlen es auf aus seinen tiefsten Tiefen der Eurus samt dem Notus und dem an Stürmen reichen [85] Africus: Unermessliche Fluten wälzen sie an die Gestade. Unmittelbar darauf folgt das Angstgeschrei der Männer und das Ächzen der Schiffstaue; Wolken entziehen plötzlich Himmel und Tageslicht den Augen der Teucrer: Über dem Meer lagert dunkle Nacht; die Pole erdröhnen, von vielfachen Blitzen flammt der Äther, [90] und in allem droht den Männern die Gegenwart des Todes. Augenblicklich lähmt kaltes Entsetzen Aeneas die Glieder; tief seufzt er, hebt beide Hände auf zu den Sternen und spricht die folgenden Worte: »O drei- und viermal Glückliche, denen es vergönnt war, im Angesicht der Väter unter den hohen Mauern Troias [95] den Tod zu finden! Du Tapferster des Danaervolkes, Tydeus’ Sohn! Warum konnte ich nicht in der Ebene von Ilium sterben und durch deine Hand mein Leben aushauchen, wo der grimmige Hector liegt, getroffen von dem Geschoss des Aeaciden, wo der gewaltige Sarpedon fiel, wo der Simois so viele Schilde und Helme von Kriegern in seine Wellen gerissen, [100] so viele Heldenleiber mit sich gewälzt!«

Während er diese Worte ausruft, packt ein tosender [9]Nordwind das Segel von vorn und türmt die Wogen bis zu den Sternen. Ruder brechen, dann dreht der Bug ab und bietet den Wellen die Seite; jäh ergießt sich in vollem Schwall ein Berg von Wasser. [105] Die einen hängen hoch oben in der Flut, den andern tut sich eine Welle auf und lässt zwischen den Wassermassen den Meeresboden sehen, die Brandung tobt im Küstensand. Drei Schiffe reißt der Notus fort und schleudert sie auf verborgene Felsen (diese Felsen mitten im Meer nennen die Italer Altäre, ungeheure Riffe knapp unter dem Wasserspiegel), drei treibt der Eurus vom hohen Meer [110] auf flache Sandbänke, ein erbärmlicher Anblick, lässt sie auf Grund laufen und umgibt sie mit einem Wall von Sand. Bei einem, das die Lykier und den treuen Orontes trug, schlägt direkt vor Aeneas’ Augen eine riesige Flutwelle von oben herab aufs Achterdeck: Der Steuermann wird über Bord geschleudert [115] und stürzt kopfüber in die Tiefe; das Schiff aber lässt die Flut herumwirbeln und dreimal auf der Stelle kreisen, und ein reißender Strudel verschlingt es im Meer. Vereinzelt sind schwimmende Menschen in der Wasserwüste zu sehen, Waffen der Helden, Planken, Schätze Troias, über die Wellen verstreut. Nun überwältigte der Sturm das mächtige Schiff des Ilioneus, nun das des tapferen Achates [120] und die Schiffe, auf denen Abas und der betagte Aletes fuhren: Nachdem die seitlichen Fugen undicht geworden, dringt das feindliche Meerwasser in alle Schiffe ein und lässt sie bersten.

Inzwischen bemerkte Neptunus, dass das Meer unter lautem Tosen in Aufruhr geriet und ein Sturm entfesselt war, dass vom tiefsten [125] Grund Wasser nach oben gedrückt worden waren; der Gott war heftig erregt, und aufs [10]Meer hinausschauend erhob er sein friedliches Haupt über die Wellen. Zerstreut über das ganze Meer sah er Aeneas’ Flotte, die Troer durch Fluten und Unwetter in höchster Not, und nicht blieben dem Bruder verborgen List und Zorn der Iuno. [130] Eurus und Zephyrus ruft er zu sich, dann spricht er die folgenden Worte:

»Hat euch so starkes Vertrauen in eure Abkunft bestimmt? Wagt ihr es schon, ihr Winde, Himmel und Erde ohne meinen Willen in Aufruhr zu versetzen und so hohe Wassermassen aufzutürmen? Euch sollte ich – doch wichtiger ist es, die aufgewühlten Wogen zu beruhigen. [135] In Zukunft werdet ihr mir solchen Frevel ganz anders büßen. Verschwindet schleunigst und sagt dies eurem König: Nicht ihm ist die Herrschaft über das Meer und der grimmige Dreizack, sondern mir durchs Los zugefallen. Er hält in seiner Macht gewaltige Felsen, euer Zuhause, Eurus; in dem Palast mag Aeolus großtun [140] und, wenn die Winde hinter Schloss und Riegel sind, König sein!«

So spricht er. Und ehe er es gesagt, glättet er das aufbrausende Meer, vertreibt die zusammengeballten Wolken und bringt die Sonne zurück. Vereint stoßen Cymothoë und Triton unter Anstrengung die Schiffe von der spitzen Klippe hinab; Neptunus selbst richtet sie mit seinem Dreizack auf, [145] bahnt einen Weg durch die öden Sandbänke, besänftigt das Meer und gleitet mit leichtem Gefährt über den Wasserspiegel. Und wie in einer großen Volksmenge, wenn, was oft geschieht, ein Tumult ausgebrochen ist und das einfache Volk in seinem Zorn tobt und schon Fackeln und Steine fliegen, blinde Wut Waffen verschafft, [150] wie sie dann, wenn sie zufällig einen Mann erblicken, der durch Pflichtgefühl und Verdienste Ansehen besitzt, schweigen [11]und mit gespitzten Ohren dastehen, der aber mit seinen Worten die Gemüter lenkt und die Herzen besänftigt: So legte sich ganz und gar das Tosen des Meeres von dem Augenblick an, da der Vater Neptunus über die Wasser schaute und bei klarem Himmel [155] seine Fahrt begann, nun, da er die Rosse lenkte, die Zügel schießen ließ und auf raschem Wagen dahinflog.

Erschöpft bemühen sich die Aeneaden in eiliger Fahrt, das nächstliegende Gestade zu erreichen, und steuern auf Libyens Küste zu. In tiefer Bucht liegt ein Ort: Da bildet eine Insel einen Hafen durch das Vorspringen ihrer seitlichen Ufer, an denen sich vom Meer her [160] jede Welle bricht und in landeinwärts gelegene Buchten zerteilt. Links und rechts ragen drohend öde Felsen und eine zweifache Klippe in den Himmel, unter deren Spitzen weithin ungefährliche Wasser schweigen; darüber liegt dann, von schimmerndem Wald eingefasst, ein offener Platz, und ein finsteres Gehölz droht mit düsterem Schatten. [165] Gegenüber sieht man unter überhängendem Felsen eine Höhle, drinnen süßes Wasser und Sitze von gewachsenem Stein, Wohnung der Nymphen. Hier halten keine Taue die mitgenommenen Schiffe, kein Anker krallt sie fest mit gekrümmtem Zahn. Hierhin fährt Aeneas mit sieben Schiffen, [170] die er von der gesamten Flotte gerettet, und in ihrem großen Verlangen nach festem Boden erreichen die Troer nach ihrer Landung den ersehnten Sand und strecken die vom Salzwasser nassen Glieder auf dem Strand aus. Zunächst schlägt Achates aus einem Kiesel den Funken, fängt das Feuer mit Laub auf, gibt ihm ringsum trockene [175] Nahrung und lässt rasch im Reisig die Flamme auflodern. Darauf schaffen die Männer das durchs Wasser verdorbene Getreide und die Geräte [12]der Ceres zum Backen herbei, erschöpft von den Ereignissen, und schicken sich an, die geretteten Körner zu rösten und auf Steinen zu mahlen.

Aeneas steigt inzwischen auf den Felsen und versucht einen umfassenden [180] Blick weit auf das Meer zu gewinnen, ob er Antheus vielleicht, vom Sturm verschlagen, sichten könne oder die phrygischen Zweiruderer oder Capys oder hoch am Heck die Waffen des Caicus. Kein Schiff ist in Sicht, nur drei Hirsche sieht er in der Ferne auf dem Strand umherstreifen; hinter ihnen her kommt das ganze Rudel, [185] und lang hingezogen äst die Herde in den Niederungen. Aeneas bleibt stehen, ergreift hastig den Bogen und die schnellen Pfeile, die beide gewöhnlich der treue Achates trug, streckt zuerst die Leittiere selbst, die den Kopf hoch tragen mit baumähnlichem Geweih, nieder, dann bringt er die Herde, das ganze [190] Rudel, durcheinander, indem er es mit Pfeilen durch belaubtes Gehölz jagt; und er lässt nicht ab, ehe er sieben starke Tiere siegreich zur Strecke gebracht, der Zahl der Schiffe entsprechend; hierauf eilt er zum Hafen und verteilt die Beute unter alle Gefährten. Den Wein, den der tapfere Acestes reichlich in Krüge gefüllt [195] am Gestade von Trinacria und ihnen beim Abschied geschenkt hatte, der Held, verteilt er dann und tröstet die Traurigen mit diesen Worten:

»Gefährten (wir sind ja aus früherer Zeit nicht unerfahren im Leid), ihr, die ihr schon Schweres erduldet habt, ein Gott wird auch diesem ein Ende setzen. Ihr seid der Wut der Scylla, den aus der Tiefe hallenden [200] Klippen nahegekommen, ihr habt auch die Felsen der Kyklopen kennengelernt: Fasst wieder Mut und lasst Niedergeschlagenheit und Angst fahren; vielleicht denken wir einst sogar daran [13]gern zurück. Durch mancherlei Unglück, durch so viele gefährliche Situationen streben wir nach Latium, wo die Fata friedliche Wohnsitze [205] verheißen; dort darf Troias Königsmacht wieder erstehen. Haltet durch und bewahrt euch für künftiges Glück.«

Solches spricht er, und obwohl von schweren Sorgen bedrückt, mimt er Hoffnung, verbirgt seinen Kummer tief im Herzen. Die Gefährten machen sich an die Beute und die Vorbereitung der Mahlzeit. [210] Sie ziehen das Fell von den Rippen der Tiere und legen das Fleisch bloß; die einen schneiden es in Stücke und stecken sie, noch zuckend, auf Spieße; andere stellen am Strand eherne Kessel auf und schüren das Feuer. Dann schöpfen sie aus dem Essen neue Kraft: Hingelagert ins Gras füllen sie sich den Bauch mit altem Wein und saftigem Wildbret. [215] Nachdem der Hunger durch die Mahlzeit gestillt und die Tafel aufgehoben ist, fragen sie in langen Gesprächen nach den verlorenen Gefährten, schwankend zwischen Hoffnung und Furcht; sollten sie glauben, dass diese noch leben, oder dass sie das Letzte durchleiden und ein Rufen nicht mehr hören. Vor allem der fromme Aeneas beklagt seufzend bei sich bald das Unglück des feurigen Orontes, [220] bald das des Amycus und das grausame Geschick des Lycus, den tapferen Gyas und den tapferen Cloanthus.

Endlich verstummte das Klagen. Da blickte Iuppiter vom hohen Himmel auf das von Segeln belebte Meer, die dort unten liegenden Länder, Gestade und Völker weithin, hielt dann inne am höchsten Punkt des Himmels [225] und heftete seine Augen auf Libyens Reich. Ihn, der solche Sorgen im Herzen bewegt, spricht unerwartet traurig, die strahlenden Augen von Tränen getrübt, Venus an: »Der du die [14]Geschicke der Menschen und Götter mit ewiger Macht lenkst und mit dem Blitzstrahl schreckst, [230] was konnten mein Sohn Aeneas, was die Troer so Schlimmes gegen dich begehen, denen jetzt, nachdem sie so viele Verluste an Leben erleiden mussten, Italiens wegen die ganze Welt verschlossen wird? Du hast doch fest versprochen, dass aus ihnen Römer einst im Laufe der Jahre, aus ihnen Herrscher werden sollten vom wiedererstandenen Geschlecht des Teucer, [235] um über das Meer, um über die Welt zu gebieten. Welcher Gedanke, Vater, hat dich umgestimmt? Damit nämlich konnte ich mich über den Untergang und die traurigen Ruinen Troias trösten, wenn ich gegen das Geschick der Vergangenheit die gegenteiligen Verheißungen aufwog; nun aber verfolgt dasselbe Schicksal die schon von so viel Unheil heimgesuchten Männer. [240] Welches Ende setzt du, großer König, den Qualen? Antenor konnte, nachdem er aus der Mitte der Achiver entkommen, sicher zum illyrischen Golf und bis tief ins Reich der Liburner gelangen, konnte das Quellgebiet des Timavus überwinden, von wo dieser in neun Armen unter lautem Tosen des Berges [245] sich ergießt, ein hervorbrechendes Meer, und die Fluren mit brausenden Wogen überschwemmt. Hier aber gründete jener die Stadt Patavium, Wohnsitz der Teucrer, gab dem Volk einen Namen; er hängte die Waffen aus Troia am heiligen Ort auf, und nun genießt er in Ruhe den ungetrübten Frieden: Wir, deine Nachkommen, denen du die Feste des Himmels verheißt, [250] werden nach dem Verlust der Schiffe – wie abscheulich – wegen des Zornes einer einzigen Gottheit preisgegeben und fernab von Italiens Küste gehalten. Ist das der Lohn für fromme Gesinnung? Setzt du uns so wieder in die Herrschaft ein?«

[15]Ihr lächelt zu der Schöpfer der Menschen und Götter mit der Miene, die Himmel und Wetter aufheitert, [255] küsst zärtlich die Tochter, dann spricht er so zu ihr: »Hab keine Angst, Cytherea, es bleiben dir unverändert die Fata der Deinen; du wirst die Stadt Lavinium und ihre Mauern, wie versprochen, erblicken und wirst hoch erheben zu den Gestirnen des Himmels den edlen Aeneas: Und kein Gedanke hat mich umgestimmt. [260] Dein Sohn wird – ich will jetzt ausführlicher sprechen, da diese Sorge sichtlich an dir nagt, die Fata entrollen und ihre Geheimnisse enthüllen – in Italien einen gewaltigen Krieg führen, wilde Volksstämme vernichten, den Menschen Brauchtum und Mauern geben, bis der dritte Sommer ihn in Latium hat regieren sehen [265] und drei Winter über die Unterwerfung der Rutuler ins Land gegangen sind. Doch der Knabe Ascanius, der jetzt auch Iulus heißt (Ilus hieß er, solange Iliums Reich noch mächtig war), wird im Wechsel der Monate dreißig lange Jahre mit seiner Herrschaft ausfüllen, wird den Herrschaftssitz von Lavinium [270] wegverlegen und Alba Longa mit großer Tatkraft als Festung erbauen. Hier wird dann volle dreihundert Jahre Hectors Stamm regieren, bis die Königstochter und Priesterin Ilia, von Mars schwanger, Zwillinge gebären wird. Darauf wird, strahlend im bräunlichen Fell seiner Amme, der Wölfin, [275] Romulus den Stamm fortführen, die Stadt des Mars gründen und ihre Bewohner nach seinem Namen Römer nennen. Ihnen setze ich Grenzen weder in Raum noch Zeit: Eine Herrschaft ohne Ende habe ich ihnen zugedacht. Sogar die grimmige Iuno, die zur Zeit Himmel, Erde und Meer in lähmende Angst versetzt, [280] wird ihr Sinnen und Trachten zum Besseren wenden und zusammen mit mir begünstigen die [16]Römer, die Herren der Welt, das Volk in der Toga. So ist es beschlossen. Im Lauf der Jahre wird die Zeit kommen, da das Haus des Assaracus Pthia und das berühmte Mykene unterjochen und über das besiegte Argos herrschen wird. [285] Zur Welt kommen wird aus edlem Stamm Caesar, ein Troianer, der das Reich bis zum Weltmeer, seinen Ruhm bis zu den Sternen ausdehnt, ein Iulier, dessen Name vom großen Iulus hergeleitet ist. Den wirst du dereinst im Himmel, beladen mit der Siegesbeute des Orients, von Sorgen befreit, empfangen; auch ihn wird man in Gebeten anrufen. [290] Grimmige Zeiten werden dann nach dem Ende der Kriege friedlich werden: Die ehrwürdige Fides und Vesta, Quirinus mit seinem Bruder Remus werden Recht schaffen; die grausigen Pforten des Krieges sollen dann mit Klammern aus Eisen dicht verschlossen werden, der frevlerische Furor, drinnen auf grausamen Waffen sitzend und auf dem Rücken mit hundert ehernen Knoten gefesselt, [295] wird grauenerregend brüllen mit blutigem Maul.«

Nach diesen Worten schickt Iuppiter den Sohn der Maia vom Himmel herab, damit Land und Burg des neuen Karthago den Teucrern gastlich offenstünden, besorgt, Dido könnte ihnen in Unkenntnis des Fatums ihr Gebiet verwehren. Der fliegt weit durch die Lüfte [300] mit dem Ruder seiner Flügel, und schnell macht er halt an Libyens Küste. Gleich führt er den Befehl aus: Die Punier besänftigen ihre wilden Herzen, wie der Gott es wünscht; vor allem die Königin empfängt eine friedliche Gesinnung und gütige Gedanken für die Teucrer.

Doch der pflichtbewusste Aeneas wälzt die ganze Nacht viele Gedanken. [305] Sobald der erfrischende Tag angebrochen, beschließt er, sich aufzumachen, die unbekannte [17]Gegend zu erforschen, zu erkunden, an welcher Küste ihn der Wind hat landen lassen, wer dort wohnt (denn er sieht nur unbebautes Land), ob Menschen oder wilde Tiere, und dann den Gefährten das Ergebnis mitzuteilen. In der Einbuchtung des Waldes, unter dem gewölbten Felsen, [310] birgt er die Flotte, ringsum von Bäumen eingeschlossen und düsteren Schatten; er selbst bricht auf, nur von Achates begleitet, in der Hand zwei breitschneidige Lanzen schwingend. Ihm trat die Mutter mitten im Wald entgegen, in Gesicht und Gestalt einer Jungfrau gleich, mit den Waffen [315] einer jungen Spartanerin oder wie die Thrakerin Harpalyce, wenn sie die Pferde treibt und im Dahinjagen dem raschen Lauf des Hebrus zuvorkommt. Denn sie trug, wie es Brauch war, den leichten Bogen über die Schulter gehängt, eine Jägerin, ließ ihr Haar im Wind flattern, bloß war ihr Knie und ihr fließendes Gewand in einem Knoten gerafft. [320] Und sie begann zuerst: »Heda, Männer, sagt mir, habt ihr zufällig eine meiner Schwestern hier umherstreifen sehen mit einem Köcher am Gürtel und im gefleckten Fell eines Luchses, oder wie sie mit Geschrei einem schäumenden Keiler auf der Flucht hart zusetzte?«

So sprach Venus, und so erwiderte der Sohn der Venus: [325] »Von keiner deiner Schwestern hörte oder sah ich etwas – wie soll ich dich denn nennen, Jungfrau? Denn du trägst nicht die Züge einer Sterblichen, und deine Stimme klingt nicht wie die eines Menschen. Ach, sicher bist du eine Göttin, vielleicht die Schwester des Phoebus oder eine aus dem Geschlecht der Nymphen? Sei uns gnädig und erleichtere, wer auch immer du seist, unsere Mühsal [330] und lass uns wissen, unter welchem Himmel eigentlich, an welchen Küsten des Erdkreises wir umhergestoßen werden: [18]Ohne Kenntnis von Menschen und Gegend irren wir umher, von Sturm und unermesslichen Fluten hierhin getrieben. So manches Opfertier wird für dich durch meine Hand an deinen Altären fallen.«

Darauf Venus: »Nicht verdiene ich solche Ehre; [335] die jungen Frauen aus Tyrus sind es gewohnt, einen Köcher zu tragen und die Waden hoch hinauf im purpurnen Kothurn zu schnüren. Das Königreich der Punier liegt vor deinen Augen, Tyrierland und die Stadt des Agenor; aber zugleich das Gebiet der Libyer, eines Stammes, unbeugsam im Krieg. Die Herrschaft liegt in den Händen der Dido: Sie verließ die Stadt Tyrus [340] auf der Flucht vor ihrem Bruder. Lang ist die Kette des Unrechts, lang ist die verwickelte Geschichte; ich will nur deren wichtigste Punkte erwähnen. Ihr Ehemann war Sychaeus, der reichste Landbesitzer der Phöniker, von der Unglücklichen leidenschaftlich geliebt. Ihm hatte der Vater sie unberührt gegeben, in erster Ehe ihm verbunden. [345] Doch Herrscher in Tyrus war ihr Bruder Pygmalion, im Verbrechen unmenschlicher als jeder andere. Zwischen ihm und Sychaeus kam es zum Streit. Der Gewissenlose tötete, geblendet von seiner Gier nach Gold, den unbedachten Sychaeus vor dem Altar heimlich mit dem Schwert, ohne sich um die Liebe [350] der Schwester zu kümmern. Lang hielt der Böse seine Tat geheim und täuschte das Leid der liebenden Frau unter vielerlei Vorspiegelungen mit vergeblicher Hoffnung. Doch erschien ihr im Traum das Bild des unbestatteten Gatten: Seltsam erhob er das bleiche Antlitz, enthüllte den grausigen Altar und die vom Schwert durchbohrte Brust [355] und deckte so das ganze finstere Verbrechen auf, das in seinem Haus geschehen. Dann riet er zu eiliger Flucht und zum Verlassen [19]des Vaterlandes; als Hilfe für unterwegs offenbarte er alte im Erdreich verborgene Schätze, eine ungekannte Menge Silber und Gold. Davon beeindruckt rüstete Dido zur Flucht und sammelte Gefährten um sich. [360] Es strömten Menschen zusammen, die tödlicher Hass auf den Tyrannen oder heftige Furcht vor ihm umtrieb. Zufällig bereitliegender Schiffe bemächtigten sie sich und beluden sie mit Gold. Der Reichtum des habgierigen Pygmalion wurde übers Meer gebracht, und eine Frau führte die Tat an. Sie kamen dahin, wo du jetzt gewaltige Stadtmauern sehen kannst [365] und die emporwachsende Burg des neuen Karthago, und sie kauften Boden – Byrsa genannt nach dem Handel – so viel, wie sie mit einer Stierhaut zu umspannen vermochten. Aber wer seid ihr eigentlich, von welchen Küsten seid ihr gekommen und wohin führt euer Weg?« Auf ihre Fragen antwortete Aeneas [370] mit einem Seufzer, und seine Stimme drang aus der Tiefe seiner Brust:

»Göttin, falls ich vom allerersten Anfang an berichte und falls Zeit ist, die Geschichte unserer Leiden zu hören, wird zuvor der Abendstern den Olymp schließen und damit den Tag beenden. Wir sind vom alten Troia, wenn denn der Name Troia dir zu Ohren gekommen, [375] quer über die Meere gefahren, und ein Sturm hat uns in seiner Laune an die libysche Küste getrieben. Ich bin der ehrfürchtige Aeneas; ich führe die dem Feind entrissenen Penaten auf meinem Schiff mit mir, mein Name ist in himmlischen Höhen bekannt. Ich bin auf der Suche nach Italien, dem Land meiner Väter, und stamme vom allerhöchsten Iuppiter. [380] Mit zweimal zehn Schiffen fuhr ich aufs Phrygische Meer hinaus, meine Mutter, die Göttin, wies mir den Weg, und ich befolgte die vorgegebenen Fata; gerade sieben sind, [20]leckgeschlagen von Wellen und Eurus, noch übrig. Ich selbst ziehe unbekannt und arm durch Libyens Wüste, aus Europa und Asien ausgeschlossen.« Venus ertrug es nicht, dass er noch mehr klagte, [385] und unterbrach ihn mitten in seiner kummervollen Rede:

»Wer du auch bist, nicht als ein den Göttern Verhasster, glaube ich, atmest du die Luft zum Leben, da du zur Stadt der Tyrier gekommen bist; geh nur weiter und begib dich von hier zum Palast der Königin. Denn ich vermelde dir die Rückkehr deiner Gefährten und dass deine Flotte wieder aufgetaucht [390] und nach dem Drehen des Nordwinds an einem sicheren Ort gelandet ist, wenn mich meine Eltern nicht ganz und gar umsonst in der Kunst der Vogelschau unterrichtet haben. Sieh die zweimal sechs Schwäne froh dahinziehen, die doch Iuppiters Adler, der aus den Zonen des Äthers herabgeglitten, am weiten Himmel scheuchte. Jetzt sieht man sie in langer Reihe [395] den Erdboden erreichen oder auf ihn, der von anderen schon erreicht ist, herunterschauen. Wie sie dann heimkehrend mit rauschenden Flügeln spielen und dabei im Schwarm den Himmelspol umkreisen und ihre Schreie ausstoßen, ganz so sind deine Schiffe und die junge Mannschaft deiner Leute schon im Hafen oder laufen mit vollen Segeln dort ein. [400] Geh also nur weiter und lenke deinen Schritt, wohin der Weg dich führt.«

Sprach’s und wandte sich ab; da schimmerte rosig ihr Nacken, und ihr ambrosisches Haar verströmte vom Scheitel himmlischen Duft; ihr Gewand floss bis auf die Füße hinab, und in ihrem Gang wurde die wahre Göttin offenbar. Als Aeneas die Mutter [405] erkannte, rief er der Davoneilenden diese Worte nach: »Warum narrst du den Sohn so [21]oft, grausam auch du, mit Trugbildern? Warum dürfen wir uns nicht die Hände reichen und aufrichtig miteinander sprechen?« So klagt er an und lenkt seinen Schritt zur Stadt. [410] Doch Venus hüllte die beiden Wanderer in einen undurchdringlichen Dunst, mit einer dichten Nebeldecke umgab sie die Göttin ringsum, damit niemand sie sehen noch berühren, niemand sie aufhalten oder nach den Gründen ihres Kommens fragen konnte. Sie selbst entschwand durch die Lüfte nach Paphos und kehrte froh zu ihrem Wohnsitz zurück, [415] wo sie einen Tempel hat und auf hundert Altären sabäischer Weihrauch schwelt, frische Blumengirlanden duften.

Indessen nahmen sie eilig den Weg, wie der Pfad ihn wies, und erklommen schon den Hügel, der am weitesten die Stadt überragt und von oben her den Blick auf die Burg gegenüber freigibt. [420] Staunend sieht Aeneas den gewaltigen Bau, wo vorher Hütten standen, staunend sieht er die Tore und hört das Lärmen in den gepflasterten Straßen. Mit Feuereifer sind die Tyrier bei der Arbeit: Die einen ziehen die Mauern hoch und bauen an der Burg, wälzen dafür mit den Händen die Steinblöcke herbei, andere wählen gerade den Platz für ihr Haus und umgrenzen ihn mit einer Furche. [425] Man schafft Gesetze, verteilt Ämter und wählt den ehrwürdigen Senat. Hier heben Leute Hafenbecken aus, dort legen andere tief die Fundamente für ein Theater und hauen riesige Säulen aus dem Fels, hochragenden Schmuck für die künftige Bühne. Ganz so treibt im Frühsommer die Arbeit unter der Sonne die Bienen über die blühenden Felder, [430] wenn sie die ausgewachsene Brut des Volkes hinausführen, wenn sie klaren Honig zusammentragen und mit dem süßen Nektar die Waben prall [22]anfüllen, die Tracht der Zurückkommenden in Empfang nehmen oder in Reih und Glied die Drohnen, das träge Getier, vom Bienenkorb fernhalten; [435] der ganze Stock schwärmt, und nach Thymian duftet wohlriechend der Honig. »Ihr glücklichen Menschen, deren Mauern sich schon erheben!« So sagt Aeneas und blickt hinauf zu den Giebeln der Stadt. In Nebel gehüllt geht er – o Wunder – mitten hinein und mischt sich, von keinem bemerkt, unter die Leute. [440]

Ein Hain lag mitten in der Stadt, überaus reich an Schatten, in dem gruben gleich nach der Ankunft die Punier, von Wind und Wellen hierhin verschlagen, ein Zeichen aus, das ihnen die Königin Iuno verheißen hatte, den Kopf eines feurigen Pferdes. Dessen Bedeutung: Herausragen werde im Kampf das Volk und mühelos sein Leben meistern über Jahrhunderte hin. [445] Hier ließ die Sidonierin Dido der Iuno einen gewaltigen Tempel erbauen, reich gesegnet mit Weihgeschenken und dem Walten der Göttin; aus Stufen heraus wuchsen seine eherne Schwelle und die mit Erzklammern verbundenen Pfosten, eherne Türen ächzten in ihren Angeln. In diesem Hain zuerst besänftigte ein unerwarteter Anblick seine Furcht, [450] hier zuerst wagte Aeneas, auf Rettung zu hoffen und mitten im Unglück wieder zuversichtlich zu sein. Denn während er an der Basis des riesigen Tempels in Erwartung der Königin die einzelnen Bilder betrachtet, während er bestaunt, welches Schicksal der Stadt bestimmt ist, dazu das ineinandergreifende Werk der Künstler und die für all dies aufgewendete Mühe, [455] sieht er die Kämpfe um Ilium der Reihe nach, die Kriege, deren Kunde schon über dem ganzen Erdkreis verbreitet ist, sieht die Atriden und Priamus und den über beide [23]ergrimmten Achilles. Er blieb stehen und sagte unter Tränen: »Welcher Ort, Achates, welche Gegend auf Erden ist nicht schon erfüllt von unserem Leid? [460] Sieh, da ist Priamus. Auch hier erhält ruhmvolle Tat ihren Lohn. Auch hier fließen Tränen über den Lauf der Dinge, und Menschenlos rührt die Gemüter. Banne die Furcht: Dieser Ruhm wird dir noch irgendwie Glück bringen.« So sprach er und weidete sich an der Illusion der Bilder, wiederholt seufzend, und benetzte sein Gesicht reichlich mit Tränen. [465] Er sah nämlich, wie beim Kampf um Pergamum hier die Griechen flohen, unter dem Druck der troianischen Jugend, dort die Phryger, die der helmbuschtragende Achilles auf seinem Wagen hart bedrängte. Nicht weit davon erkennt er weinend die Zelte des Rhesus mit ihren schneeweißen Bahnen, die, zur Zeit des ersten Schlafes verraten, [470] der blutrünstige Sohn des Tydeus in vielfachem Mord verheerte und dann die feurigen Pferde zum Lager lenkte, bevor sie das Futter von Troia geschmeckt und aus dem Xanthus getrunken. An anderer Stelle flieht Troilus nach dem Verlust seiner Waffen, der unglückliche Knabe, dem Achilles unebenbürtig im Kampf: [475] Mitgeschleift von den Pferden hängt er rücklings am leeren Wagen, die Zügel dennoch fest in der Hand; sein Nacken und Haar werden über den Boden gezerrt, und die umgedrehte Lanze hinterlässt Spuren im Staub. Indessen gingen zum Tempel der zürnenden Pallas ilische Frauen mit gelösten Haaren und brachten flehend ein prächtiges Gewand, [480] und trauernd schlugen sie die Brust mit den Händen; die Göttin aber hielt, abgewandt, ihren Blick auf den Boden geheftet. Dreimal hatte Achilles Hector um Iliums Mauern geschleift und wollte den entseelten Körper für Gold verkaufen. Nun aber stieg [24]Aeneas ein schwerer Seufzer aus tiefster Brust, [485] als sein Blick auf Beutestücke, Wagen und den Leichnam des Freundes selbst fiel und auf Priamus, der seine Hände waffenlos ausstreckte. Auch sich erkannte er im Kampf mit den Fürsten der Achiver, dazu die Truppen aus dem Osten und die Waffen des schwarzen Memnon. Den Zug der Amazonen mit ihren mondförmigen Schilden führt [490] die rasende Penthesilea, lodert inmitten Tausender; sie trägt den goldenen Gürtel unter der entblößten Brust geschlossen, eine Kriegerin, und es wagt die Jungfrau, sich mit Männern im Kampf zu messen.

Während all dies dem Dardaner Aeneas bewundernswert erschien, während er staunte und gebannt einzig im Schauen verharrte, [495] näherte sich die Königin dem Tempel, die wunderschöne Dido, von einer großen Schar junger Leute begleitet. Wie an den Ufern des Eurotas oder über die Rücken des Cynthus Diana ihre Reigen führt, die tausend Oreaden, von überall her ihr gefolgt, dicht umdrängen; sie trägt den Köcher [500] über der Schulter, und wenn sie einhergeht, überragt sie die Göttinnen alle (da durchströmt Wonne ohne Worte Latonas Brust): So war Dido, so schritt sie frohgestimmt mitten durch ihr Gefolge und drängte zur Arbeit und künftigen Herrschaft. Dann ließ sich Dido beim Portal der Göttin, mitten unter dem gewölbten Dach des Tempels, [505] von Waffen umgeben, hoch auf dem Thron nieder. Sie gab den Männern Rechtsnormen und Gesetze, die Last der Arbeiten verteilte sie gerecht oder ließ sie durch Los bestimmen: Da sieht Aeneas plötzlich im großen Gedränge Antheus und Sergestus herankommen, auch den tapferen Cloanthus [510] und andere Teucrer, die der grauenvolle Orkan auf dem Meer zerstreut [25]und zu einem ganz anderen Küstenstrich fortgespült hatte. Er selbst ist wie betäubt, und gleich ihm ist Achates erschüttert von Freude und Furcht. Sie brennen vor Verlangen, den Gefährten die Hände zu drücken, doch die unklare Lage verwirrt sie. [515] Sie bleiben verborgen, und von der verhüllenden Wolke umgeben wollen sie mithören, welches Geschick die Männer ereilte, an welcher Küste sie die Flotte ließen und warum sie jetzt kämen; denn von allen Schiffen ausgewählt gingen sie, um gnädige Aufnahme zu erbitten, und strebten nun durch den Lärm dem Tempel zu.

Nachdem sie eingetreten waren und ihnen Gelegenheit gegeben war, vor allen zu sprechen, [520] begann der Rangälteste, Ilioneus, friedlich gesinnt mit folgenden Worten: »Königin, der Iuppiter vergönnte, eine neue Stadt zu gründen, und stolzen Völkern in Gerechtigkeit Zügel anzulegen, wir unglücklichen Troer, von den Winden über alle Meere getragen, bitten dich: Halte unsägliche Feuersbrunst von unsern Schiffen fern, [525] schone unser frommgesinntes Volk und betrachte näher unsere Lage. Wir sind nicht gekommen, eure libyschen Wohnsitze mit dem Schwert zu verwüsten oder geraubte Beute zur Küste zu schaffen; nicht denken an solche Gewalt noch an solche Dreistigkeit die Besiegten. Es gibt eine Gegend, Hesperien nennen sie die Griechen, [530] ein altes Land, mächtig durch Waffen und die Fruchtbarkeit seiner Scholle: Oenotrier wohnten dort; nun geht die Kunde, die Nachfahren hätten das Volk nach dem Namen seines Führers Italien genannt. Dahin ging unsere Fahrt, als sich mit einer plötzlichen Flutwelle der regenreiche Orion [535] erhob und uns in unsichtbare Untiefen trug, mit Hilfe der dreisten Südwinde weithin über Meereswogen, die über uns zusammenschlugen, und [26]über unwegsames Felsgestein zerstreute; wir, wenige nur, gelangten schwimmend hierhin an eure Küste. Welch ein Menschenschlag lebt hier? Welch ein barbarisches Land gestattet solch ein Verhalten? Man verweigert uns das Gastrecht am Strand; [540] man greift uns an und verbietet uns, am äußersten Rand des Landes Fuß zu fassen. Wenn ihr Menschenart und irdische Waffen missachtet, so rechnet damit, dass die Götter Recht und Unrecht nicht vergessen. Wir hatten einen König, Aeneas, der in seiner Frömmigkeit gerecht, in Krieg und Kampf erfahren war wie kein zweiter: [545] Wenn die Fata diesen Helden unversehrt bewahren, wenn er Himmelsluft atmet und noch nicht im grausamen Reich der Schatten ruht, so haben wir nichts zu fürchten, und es wird dich sicher nicht gereuen, im Wetteifern um Gefälligkeit die Erste gewesen zu sein. Auch die sizilischen Regionen besitzen Städte und Waffen und aus troianischem Blut den berühmten Acestes. [550] Es sollte erlaubt sein, die vom Wind zerschlagene Flotte an Land zu ziehen, Balken aus dem Wald zurechtzuzimmern und Ruderstangen zu glätten, um frohen Sinnes Italien und Latium zu erreichen, wenn uns denn nach der Wiederkehr von Gefährten und König vergönnt ist, Italien anzusteuern. Wenn uns aber dies glückliche Geschick entrissen ist und dich, bester Vater der Teucrer, [555] das libysche Meer festhält und keine Hoffnung auf Iulus mehr bleibt, so wollen wir doch wenigstens Siziliens Meere und die für uns bereiten Wohnsitze, von wo wir hierher gefahren, und König Acestes aufsuchen.« Dies waren die Worte des Ilioneus; gleich murmelten zustimmend alle Dardaniden. [560]

Dido antwortet, den Blick gesenkt, mit wenigen Worten: »Vertreibt die Furcht aus euren Herzen, ihr Teucrer, [27]verbannt die Sorgen. Die drückende Lage und die noch in den Anfängen stehende Herrschaft zwingen mich, solche Maßnahmen zu ergreifen und mein Gebiet weithin durch Wachen zu schützen. Wer sollte das Geschlecht der Aeneaden, wer die Stadt Troia nicht kennen, [565] die Helden und Heldentaten oder die Fackel dieses gewaltigen Krieges? So gefühllos sind unsere Punierherzen nicht, und nicht so fernab der Tyrierstadt schirrt Sol seine Pferde. Ob eure Wünsche sich auf das große Hesperien und die saturnischen Fluren oder auf das Gebiet des Eryx mit seinem König Acestes richten, [570] ich werde euch sicher unter meinem Schutz ziehen lassen und mit meinen Mitteln unterstützen. Wollt ihr euch aber mit mir zu gleichen Rechten in diesem Reich niederlassen – gut, die Stadt, die ich errichte, gehört euch; zieht die Schiffe an Land; Troer und Tyrier sollen von mir ohne jegliche Unterscheidung behandelt werden. Ach, wäre doch vom nämlichen Südwind getrieben euer König [575] Aeneas selbst hier! Ich werde zuverlässige Leute die Küste entlang schicken und ihnen befehlen, den äußersten Winkel Libyens zu durchforschen, ob er, gestrandet, irgendwo in Wäldern oder Städten umherirrt.«

Durch diese Worte ermutigt brannten der tapfere Achates und Vater Aeneas darauf, doch endlich aus der Wolke herauszutreten. [580] Gleich spricht Achates zu Aeneas: »Sohn der Göttin, welcher Entschluss reift nun in dir? Alles ist in Sicherheit, wie du siehst, Flotte und Gefährten sind gerettet. Einer nur fehlt, den wir selbst mitten in der Flut versinken sahen; alles andere entspricht den Worten deiner Mutter.« [585] Kaum hatte er dies gesagt, als die sie umhüllende Wolke plötzlich zerriss und sich in klare Luft auflöste. [28]Da stand Aeneas und strahlte im hellen Licht, Gesicht und Schultern wie die eines Gottes; denn die Mutter hatte eigens dem Sohn mit einem Hauch prächtiges Haar, den strahlenden Glanz der Jugend [590] und seinen Augen heitere Anmut verliehen: Solche Schönheit geben Künstlerhände dem Elfenbein, oder so werden Silber und parischer Marmor mit rötlich-gelbem Gold gefasst. Nun wendet er sich an die Königin und spricht plötzlich, für alle unerwartet, die folgenden Worte: »Vor euch stehe ich, den ihr sucht, [595] der Troer Aeneas, aus der libyschen See gerettet. Dir, die als Einzige das unaussprechliche Leid Troias beklagt hat, die uns, allein von den Danaern übriggelassen, durch alle erdenklichen Unglücksfälle zu Wasser und zu Land erschöpft, in jeder Hinsicht bedürftig, an Stadt und Palast teilhaben lässt, dir gebührenden Dank abzustatten, [600] vermögen weder wir, Dido, noch allenthalben die Reste des Dardanervolkes, das über den großen Erdkreis zerstreut ist. Mögen dich die Götter, wenn irgendwelche himmlischen Mächte gottesfürchtige Menschen beachten, wenn es irgendwo ein Stück Gerechtigkeit gibt und ein Bewusstsein für das Gute, würdig belohnen. Welch glückverheißendes Zeitalter hat dich hervorgebracht? [605] Welch bedeutende Eltern haben einer solchen Tochter das Leben geschenkt? Solange Flüsse zum Meer hin eilen, solange Schatten über Bergwände hinziehen, solange das Himmelszelt Sterne weidet, werden stets dein Ansehen, Name und Ruhm bleiben, welches Land auch immer mich ruft.« Nach diesen Worten [610] reicht er dem Freund Ilioneus die Rechte, die Linke Serestus, danach den andern, dem tapferen Gyas und dem tapferen Cloanthus.

Es staunte zunächst über den Anblick des Helden die [29]Sidonierin Dido, sodann über sein so großes Unglück, und endlich sagte sie: »Welche Schicksalsmacht, Sohn einer Göttin, verfolgt dich durch so große Gefahren? [615] Welche Gewalt treibt dich an unsere unwirtliche Küste? Bist du nicht der Aeneas, den die segenspendende Venus dem Dardaner Anchises am Ufer des phrygischen Simois gebar? Ich freilich erinnere mich noch, dass der Grieche Teucer, aus der Heimat vertrieben, nach Sidon kam und ein neues Herrschaftsgebiet suchte, [620] mit Hilfe des Belus. Mein Vater Belus verwüstete damals das reiche Zypern und hielt es nach seinem Sieg in seiner Gewalt. Seit jener Zeit schon sind mir der Fall der Stadt Troia, dein Name und die pelasgischen Könige bekannt. Obwohl selbst ihr Feind, rühmte er die Teucrer hoch [625] und wollte gern als Nachkomme aus dem alten Teucrergeschlecht gelten. Kommt also, Männer, und tretet unter mein Dach! Auch mir hat ein ähnliches Schicksal in vielerlei Mühsal übel mitgespielt und ließ mich in diesem Land endlich Fuß fassen. Selbst leiderfahren, lerne ich jetzt, Unglücklichen beizustehen.« [630] So spricht Dido. Dann führt sie Aeneas in den königlichen Palast und kündigt gleichzeitig an, den Göttern in den Tempeln ein Dankopfer darzubringen. Zudem sendet sie unterdessen den Gefährten zur Küste hinab zwanzig Stiere, die borstigen Rücken von hundert gewaltigen Schweinen, dazu hundert fette Lämmer samt den Mutterschafen: [635] Geschenke zu diesem Freudentag. Doch das Innere des Palastes wird in königlicher Pracht glänzend ausgestattet, inmitten bereitet man das Gastmahl: Die Decken sind kunstvoll aus edlem Purpur gewebt; Silbergeschirr ziert reich die Tische, und in Gold getrieben [640] sind die Heldentaten der Väter zu sehen, eine fast endlose Reihe von Erfolgen, errungen [30]von den Männern in großer Zahl seit dem Beginn des alten Geschlechtes.

Aeneas schickt (denn die väterliche Liebe lässt sein Herz nicht ruhen) Achates eilends zu den Schiffen voraus, um dies Ascanius zu berichten und ihn selbst zur Stadt zu führen. [645] Ascanius gehört die ganze Sorge des liebenden Vaters. Außerdem befiehlt er, aus dem Untergang Iliums gerettete Kostbarkeiten als Geschenke zu bringen, einen Mantel, steif von den mit Goldfäden eingestickten Figuren, und einen Schleier, mit safrangelbem Akanthus umsäumt, Schmuckstücke der Argiverin Helena, die sie aus Mykene [650] auf den Weg nach Pergamum und in eine unerlaubte Ehe mitgenommen hatte, ein wunderbares Geschenk ihrer Mutter Leda; außerdem ein Zepter, das Ilione einst getragen, die älteste Tochter des Priamus, einen mit Perlen verzierten Halsschmuck und eine Doppelkrone aus Gold und Edelsteinen. [655] Um diesen Auftrag rasch zu erfüllen, eilte Achates zu den Schiffen.

Doch Cytherea ersinnt neue List, einen neuen Plan in ihrem Herzen: Cupido soll Gestalt und Gesicht des reizenden Ascanius annehmen und an dessen Stelle kommen, soll die Königin durch die Geschenke zu leidenschaftlicher Liebe entflammen und ihr Feuer in Mark und Bein jagen. [660] Fürchtet doch Venus die Verschlagenheit des Königshauses und die Doppelzüngigkeit der Tyrier; es quält sie Iunos Zorn, und zur Nacht erwacht erneut ihre Sorge. Daher wendet sie sich mit folgenden Worten an den geflügelten Amor: »Mein Sohn, meine Kraft, meine große Macht, mein Sohn, der du allein die Blitze des Vaters Iuppiter verachtest, die den Typhoeus töteten, [665] zu dir nehme ich meine Zuflucht und flehe demütig bittend dein [31]göttliches Walten an. Dass dein Bruder Aeneas an alle Gestade des Meeres ringsum verschlagen wird durch den Hass der rücksichtslosen Iuno, ist dir bekannt, und oft hast du meine Schmerzen geteilt. Ihn hält die Phönikerin Dido und lädt ihn mit schmeichelnden [670] Worten zum Verweilen ein, ich aber bange, wohin die Gastfreundschaft Iunos führt: Sie wird in einem so entscheidenden Augenblick nicht müßig sein. Darum bin ich darauf bedacht, die Königin vorher mit List zu umgarnen und durch heiße Liebe zu fesseln, damit sie nicht durch göttlichen Wink anderen Sinnes wird, sondern wie ich in großer Liebe an Aeneas hängt. [675] Vernimm nun meine Überlegung, wie du dies bewerkstelligen kannst: Von seinem geliebten Vater gerufen, rüstet sich der königliche Knabe Ascanius, auf den sich all mein Sorgen richtet, in die sidonische Stadt zu gehen mit Geschenken, die aus dem Meer und dem brennenden Troia gerettet wurden; ihn will ich, von tiefem Schlaf umfangen, an heiliger Stätte droben im hohen Cythera [680] oder am Berg Idalium verbergen, damit er nicht etwa Kenntnis von der List bekommen und unser Vorhaben stören kann. Täusche du listig für eine Nacht, nicht länger, seine Gestalt vor und nimm, ein Knabe wie er, das vertraute Aussehen des Knaben an, um Dido, wenn sie dich überglücklich beim königlichen Mahl und beim Wein auf den Schoß nimmt, [685] wenn sie dich umarmt und zärtlich küsst, heimlich Feuer einzuhauchen und sie durch dein Gift zu betören.« Amor gehorcht den Worten der teuren Mutter, streift die Flügel ab, und schon kommt er freudig wie Iulus daher. [690] Venus jedoch gießt über die Glieder des Ascanius friedlichen Schlummer und bringt ihn, die Göttin, in ihrem Schoß geborgen zu den hochgelegenen Hainen von Idalia: Dort duftet um ihn [32]der sanfte Majoran in voller Blüte, umfängt ihn zärtlich mit seinem Schatten.

Schon geht indes Cupido, dem Befehl gehorchend, und bringt, [695] von Achates geführt, mit Freuden den Tyriern die königlichen Geschenke. Als er ankommt, hat die Königin bereits auf prächtigen Decken Platz genommen und sich in der Mitte eines goldenen Sofas gelagert; schon findet sich Vater Aeneas, schon seine troianische Mannschaft ein, und man lässt sich auf purpurfarbenen Polstern nieder. [700] Diener reichen Wasser für die Hände, verteilen Brot aus Körben und bringen Handtücher mit kurzem Flor. Fünfzig Dienerinnen sind drinnen darum besorgt, die lange Folge der Speisen anzurichten und das Feuer auf den Herden in Gang zu halten. Hundert andere Dienerinnen und ebenso viele gleichaltrige Diener [705] haben die Aufgabe, die Speisen aufzutragen und Trinkbecher hinzustellen. Aber auch zahlreiche Tyrier treten über die Schwelle des festlichen Raumes und werden aufgefordert, auf buntbestickten Polstern sich niederzulassen.

Man bewundert die Geschenke des Aeneas, man bewundert Iulus, sein göttlich leuchtendes Gesicht und die täuschend echt vorgetragenen Worte, [710] das Gewand und den mit safranfarbenem Akanthus bestickten Schleier. Allen voran kann die unglückselige Phönikerin, künftigem Verderben bestimmt, ihr Herz nicht sättigen und gerät beim Anschauen in Entzücken, ist zugleich von dem Knaben und den Geschenken begeistert. Der, als er Aeneas umarmt, an seinem Hals gehangen [715] und damit die tiefe Zuneigung des vorgeblichen Vaters befriedigt hat, eilt zur Königin hin. Sie, Dido, hängt mit ihren Blicken, ja mit ihrem ganzen Herzen an ihm; ab und zu drückt sie ihn an sich, [33]nicht ahnend, welch starker Gott sich ihrer, der Armen, bemächtigt. Doch der denkt an den Auftrag seiner Mutter Acidalia, beginnt, allmählich das Bild des Sychaeus auszulöschen, [720] und versucht, Dido, die lange schon nicht mehr an Liebe gedacht hat und solcher Gefühle entwöhnt war, unvermutet lebendige Liebe einzugeben.

Nachdem die erste Ruhe beim Mahl eingetreten und die Tafel aufgehoben ist, stellen sie große Mischkrüge hin und bekränzen den Wein. Lärm kommt auf im Palast, und die Stimmen schallen durch den weiten [725] Saal; brennende Leuchter hängen von der goldgetäfelten Decke herab, und Fackeln vertreiben mit ihrem Feuer das Dunkel der Nacht. Jetzt ließ sich die Königin die schwere aus Gold und Edelsteinen gefertigte Trinkschale reichen und füllte sie mit Wein, wie seit Belus und all seinen Nachfolgern üblich. Darauf trat Ruhe ein im Saal: [730]

»Iuppiter, der du ja, wie man sagt, das Gastrecht schützt, lass diesen Tag für Tyrier und die Ankömmlinge aus Troia einen Freudentag sein und unsere Nachkommen seiner gedenken. Der Freudenspender Bacchus und die gütige Iuno seien in unserer Mitte; und ihr, Tyrier, feiert frohgestimmt das Fest.« [735] So sprach sie, goss das Trankopfer auf den Tisch und berührte nach dem Opfer als Erste die Schale mit den Lippen. Dann gab sie diese an Bitias weiter und forderte ihn zum Trinken auf; der trank tüchtig aus der schäumenden Schale und leerte das goldene Gefäß bis zur Neige. Ihm folgten andere Männer von Adel. Iopas in langem Haar [740] lässt die goldene Kithara erklingen, wie ihn der große Atlas gelehrt. Er singt vom wandernden Mond und von Sonnenfinsternissen, woher der Menschen Geschlecht und die Tiere kommen, woher Regen und Feuer; von Arcturus [34]singt er, den wasserreichen Hyaden und von den beiden Sternbildern des Bären, warum die Wintersonne sich so sehr beeilt, in den Ozean einzutauchen, [745] was das Hereinbrechen der späten Sommernächte verzögert: Die Tyrier spenden wiederholt Beifall, und die Troer schließen sich an. Und nicht zuletzt zog die unglückselige Dido die Nacht durch allerlei Gespräch in die Länge und nahm dabei langwährende Liebe in sich auf. Viel wollte sie erfahren über Priamus, viel über Hector; [750] bald wollte sie wissen, in welchen Waffen der Sohn der Aurora gekommen sei, bald wie die Pferde des Diomedes, bald wie stark Achilles gewesen. »Nun aber weiter, mein Gast«, sagte sie, »berichte uns ganz von Anfang die Listen der Danaer, den Untergang der Deinen und deine Irrfahrten; denn schon das siebte Jahr trägt dich [755] allenthalben auf Irrwegen über Länder und Meere.«

[35]2. Buch

Still wurden sie alle, und gespannt waren ihre Mienen; da begann Vater Aeneas, hoch auf dem Polster sitzend, seinen Bericht:

»Unsäglichen Schmerz, Königin, heißt du mich wiederbeleben: Wie die Danaer Troias Macht und seine beklagenswerte Königsherrschaft stürzten, was ich mit eigenen Augen an äußerstem Unglück sah, [5] an dem ich ja selbst stark beteiligt war. Wer von den Myrmidonen und Dolopern, erzählte er solches, oder welcher Krieger des grausamen Ulixes könnte da seine Tränen unterdrücken? Auch flieht schon die feuchte Nacht eilends vom Himmel, und es mahnen die sinkenden Sterne zum Schlaf. Doch ist dein Verlangen so stark, von unserem Unglück zu erfahren [10] und in aller Kürze vom Todeskampf Troias zu hören, will ich, obgleich meine Gedanken vor dem Erinnern zurückschrecken und in Trauer davor fliehen, damit beginnen. – Gebrochen vom Krieg, vom Fatum verstoßen im Laufe so vieler Jahre, bauen die Danaerführer ein Pferd, groß wie ein Berg, unterstützt durch die göttliche Kunst der Pallas, [15] und mit Tannenbrettern verkleiden sie seine Rippen. Die Erfüllung eines Gelübdes für die Heimkehr sei es, geben sie vor; so jedenfalls geht das Gerücht. Darin schließen sie eine Gruppe von Männern, die sie durchs Los ermittelt, heimlich ein im Versteck der Flanken: Bis in die Tiefen füllen sie die gewaltige Höhlung, den Bauch mit bewaffneten Kriegern. [20]

In Sichtweite liegt Tenedos, eine durch der Leute Reden weithin bekannte Insel, reich an Schätzen, solange noch des Priamus Herrschaft bestand, heute nur eine Bucht noch [36]und ein tückischer Ankerplatz für Schiffe: Hierhin segelten sie und versteckten sich an einsamer Küste; wir aber glaubten, sie seien abgezogen und unter günstigem Wind auf dem Weg nach Mykene. [25] Darum löst sich aus langer Trauer ganz Troia; weit werden die Tore geöffnet, voll Freude geht man hinaus, das dorische Lager zu sehen, die öden Plätze und die verlassene Küste: Hier war das Quartier der Dolopertruppe, hier das Zelt des mörderischen Achilles; hier lag die Flotte an Land, hier trafen gewöhnlich die Reihen der Krieger zum Kampf aufeinander. [30] So mancher bestaunt das unheilvolle Geschenk für die jungfräuliche Minerva, und man bewundert den massigen Leib des Pferdes: und als erster drängt Thymoetes, es in den Mauerring zu ziehen und auf das Gelände der Burg zu stellen – aus Arglist vielleicht oder weil Troias Schicksal es bereits so wollte. Doch Capys und alle, die klüger zu urteilen vermögen, [35] wollen die Falle der Danaer, das verdächtige Geschenk, ins Meer werfen, anzünden und verbrennen oder den Hohlraum des Bauches anbohren und untersuchen, was darin steckt. Es spaltet sich schwankend die Menge in gegensätzliche Absichten.

Als erster allen voran eilt da von großem Gefolge begleitet [40] Laocoon leidenschaftlich erregt von der Höhe der Burg herab und ruft schon von weitem: ›Ihr Unglückseligen, was soll dieser maßlose Wahnsinn, Bürger? Glaubt ihr, der Feind sei abgefahren? Oder denkt ihr, auch nur ein Danaergeschenk sei frei von Hinterhältigkeit? So gut kennt ihr Ulixes? Entweder halten sich eingeschlossen in diesem Holzkoloss Achiver verborgen, [45] oder es ist ein Werk, gezimmert zum Angriff auf unsere Mauern, um die Häuser auszuspähen und von oben über die Stadt zu kommen, [37]oder es steckt sonst eine Täuschung dahinter: Traut dem Pferd nicht, Teucrer! Was immer es sei, ich fürchte die Danaer, auch wenn sie Geschenke machen.‹ Das waren seine Worte, und gleich schleuderte er eine mächtige Lanze mit starker Hand [50] in die Seite des Tieres, in die festgefügte Wölbung seines Bauches. Da blieb sie zitternd stecken, von der Erschütterung des Leibes dröhnten die Hohlräume, und ein Stöhnen gaben von sich die Höhlen. Ja, wären die Sprüche der Götter nicht gegen uns, wäre unser Sinn nicht verblendet gewesen, er hätte uns dazu gebracht, das Griechenversteck mit dem Stahl zu zertrümmern, [55] und Troia stünde noch heute, du, hohe Burg des Priamus, wärest noch da.

Sieh, einen jungen Mann, die Hände auf dem Rücken gefesselt, schleppten indessen dardanische Hirten mit lautem Geschrei vor den König: Freiwillig hatte sich der Unbekannte den Herankommenden ausgeliefert, um diese Gemeinheit ins Werk zu setzen, nämlich Troia den Achivern zu öffnen, [60] verwegen und zu beidem entschlossen, den schlauen Plan in die Tat umzusetzen oder eines sicheren Todes zu sterben. Von überall her eilen aus Neugier die jungen Troianer herbei, drängen sich um ihn, und um die Wette verspotten sie den Gefangenen. So höre nun von der Tücke der Danaer, und an der einen Schandtat [65] lerne sie alle kennen.

Denn als er stehengeblieben war, Ziel aller Blicke, verwirrt, ohne Waffen, und auf die Phrygerscharen ringsum geschaut hatte, rief er: ›Ach, welches Land kann jetzt, welches Meer mich noch aufnehmen, ja, was bleibt mir Unglücklichem überhaupt noch, [70] für den bei den Danaern nirgends ein Platz ist und den obendrein die Dardaner in [38]ihrer Erbitterung mit seinem Blut büßen lassen wollen?‹ Durch diese Klage wurden alle umgestimmt, und unterdrückt wurde jede Regung von Gewalt. Wir drängen ihn zu sagen, aus welchem Geschlecht er stamme und was er zu berichten habe; er solle erklären, woher er, der Gefangene, seinen Mut nehme. [75]

›Alles will ich dir, König, was auch kommen mag, der Wahrheit gemäß mitteilen‹, sagte er, ›auch meine argolische Herkunft nicht leugnen. Dies zuerst: Wenn Fortuna schon einen unglücklichen Menschen aus Sinon gemacht hat, so wird die Unverschämte ihn nicht noch zum Windbeutel und Lügner machen. [80] Vielleicht ist dir durch der Leute Reden irgendwie zu Ohren gekommen der Name des Palamedes, eines Nachkommen des Belus, und sein von Mund zu Mund weit verbreiteter Ruhm, der Mann, den nach einer unwahren Anschuldigung die Pelasger trotz seiner Unschuld auf gemeine Aussagen hin, nur weil er gegen den Krieg war, umbrachten und um den sie nun, wo er tot ist, trauern: [85] Ihm als Begleiter und Blutsverwandten schickte mich mein Vater, mittellos, hierher in den Krieg, jung an Jahren. Solange Palamedes noch festen Stand hatte, unangefochten in seiner Herrschaft und stark war im Rat der Könige, hatte auch ich irgendwie Namen und Ehre. Seitdem er aber durch die Missgunst des ränkevollen Ulixes [90] – damit sag ich nichts Neues – aus den Zonen des Lichtes scheiden musste, schleppte ich niedergeschlagen mein Leben dahin in finsterer Trauer und empfand tiefe Empörung über das Verderben des schuldlosen Freundes. Ich Narr konnte nicht schweigen und versprach, falls der Zufall es gäbe und ich je siegreich zurückkehrte ins heimatliche Argos, [95] ihn zu rächen, und mit solchen Worten weckte [39]ich erbitterten Hass. Damit begann mein Sturz ins Unglück, von da an schreckte mich Ulixes fortwährend mit neuen Beschuldigungen, von da an streute er unters Volk zweideutige Worte und suchte gezielt nach Mitteln und Wegen. Und er gab wirklich keine Ruhe, bis er mit Unterstützung des Calchas … [100] Doch wozu hole ich eigentlich umsonst diese leidvollen Dinge hervor, wozu vertue ich die Zeit? Wenn ihr alle Achiver auf eine Stufe stellt und es euch reicht, diesen Namen zu hören, so vollzieht jetzt gleich eure Strafe: Das ist’s, was der Ithaker möchte und euch teuer bezahlen dürften die Atriden.‹

Nun aber sind wir brennend darauf aus, uns weiter zu erkundigen und nach Gründen zu forschen, [105] ohne Ahnung von solch schweren Verbrechen und pelasgischer Raffiniertheit. Ängstlich zitternd fährt Sinon fort und spricht aus falschem Herzen:

›Mehrmals hatten die Danaer den Wunsch, Troia zu verlassen, die Flucht zu bewerkstelligen und, erschöpft von dem langen Krieg, davonzukommen: Hätten sie’s doch nur getan! Oft hielten rauhe Stürme auf See sie [110] am Land fest und schreckte sie der Schirokko beim Aufbruch. Besonders als dann dieses aus Ahornbalken gezimmerte Pferd hier stand, da tosten am ganzen Himmel die Stürme. In ängstlicher Spannung schicken wir Eurypylus, das Orakel des Phoebus zu befragen, und er bringt vom Heiligtum diese unheilkündende Botschaft: [115], Mit Blut habt ihr die Winde besänftigt, mit dem Opfer eines Mädchens, als ihr seinerzeit, Danaer, zu Iliums Küsten gekommen; mit Blut müsst ihr die Rückkehr in die Heimat erkaufen, ein Leben aus Argos ist als Opfer gefordert.‹ Als die Leute dieses Wort vernahmen, waren sie wie vom Donner gerührt, und ein [40]eisiger Schauer lief ihnen durch Mark [120] und Bein: Wem mochte das Schicksal solches bereiten, wen Apollo fordern? In diesem Augenblick zerrt der Ithaker den Seher Calchas unter großem Lärm in die Mitte: Was denn diese Winke der Götter bedeuteten, verlangt er ungestüm zu wissen. Und schon waren da viele, die mir eine grausame Untat des Meisters der Tücke prophezeiten und doch schweigend sahen, was da kommen sollte. [125] Zehn Tage schweigt Calchas, er hält sich versteckt und wehrt sich, irgendeinen durch sein Wort preiszugeben und damit dem Tod zu überantworten. Nur mit Mühe stößt er endlich, vom lauten Geschrei des Ithakers getrieben, wie vereinbart den Spruch hervor und bestimmt damit mich für den Altar. Einverstanden waren sie alle und nahmen es hin, dass das Unheil, welches ein jeder für sich schon befürchten musste, [130] sich nun in das Verderben eines einzigen armseligen Menschen verkehrt hatte. Und schon war der unsägliche Tag gekommen; für mich bereitete man die Opferhandlung, mit Salz vermengten Schrot und, um meine Schläfen zu winden, die Bänder. Ich entriss mich dem Tod, das sage ich offen, brach meine Fesseln, und an einem sumpfigen Gewässer versteckte ich mich während der Nacht unsichtbar im Schilf [135] und wartete darauf, dass sie die Segel setzten, falls sie es denn überhaupt täten. Ich habe jetzt keinerlei Hoffnung mehr, die alte Heimat wiederzusehen, die lieben Kinder und den Vater, nach dem ich mich sehne; die Griechen werden sie vielleicht büßen lassen für meine Flucht und diese meine Schuld durch den Tod der Unglückseligen sühnen. [140] Darum, bei den Göttern droben und den Mächten, die um die Wahrheit wissen, bei der unverletzten Treue, von der vielleicht irgendwo noch ein Rest [41]den Menschen geblieben, bitte ich dich, hab Erbarmen mit so schwerem Leid, hab Erbarmen mit einem Menschen, der tragen muss, was er nicht verdient hat.‹

Von seinen Tränen gerührt, schenken wir ihm das Leben und obendrein unser Mitleid. [145] Priamus selbst gebietet allen voran, ihm die Handfesseln und die einschnürenden Stricke abzunehmen, und richtet an ihn diese freundlichen Worte: ›Wer du auch bist, vergiss von jetzt an die dir verlorenen Griechen – du wirst einer der Unseren sein! – und beantworte mir, der ich die Wahrheit wissen will, folgende Fragen: Wozu haben sie den massigen Leib des riesigen Pferdes aufgestellt? Wer hat den Anstoß gegeben? [150] Was wollen sie denn erreichen? Welch eine Kultgabe ist das? Oder welch ein Kriegsgerät?‹ Dies waren die Worte des Priamus. Jener, geschult in List und Findigkeit der Pelasger, erhob zu den Sternen seine von Fesseln befreiten Hände: ›Euch rufe ich als Zeugen an, ihr ewigen Feuer in eurer unverletzlichen Allmacht‹, so betete er, ›ihr Altäre und ihr verruchten Schwerter, [155] denen ich entflohen, und Bänder der Götter, die ich als Opfer getragen: Ich habe das Recht, die heiligen Satzungen der Griechen zu verletzen, das Recht, diese Menschen zu hassen und alles ans Tageslicht zu bringen, was sie verheimlichen, fühle mich auch durch keinerlei Gesetz der Heimat gebunden. Du, Troia, bleibe bitte bei deinem Versprechen und bewahre, wenn du bewahrt geblieben, [160] mir deine Treue, falls ich die Wahrheit sage, falls ich Großes mit Großem vergelte. Alle Hoffnung der Danaer und ihr Vertrauen auf den eröffneten Krieg ruhten von jeher auf der Unterstützung der Pallas. Aber seit der Frevler, Tydeus’ Sohn, und Ulixes, der Anstifter aller Verbrechen, dazu ansetzten, aus dem heiligen [42]Bezirk des Tempels gewaltsam zu holen das schicksalbestimmende [165]