Alaska Wilderness - Verschollen am Mount McKinley (Bd. 1) - Christopher Ross - E-Book

Alaska Wilderness - Verschollen am Mount McKinley (Bd. 1) E-Book

Christopher Ross

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Beschreibung

Julie M. Wilson arbeitet als junge Rangerin im Denali Nationalpark mit ihren treuen Huskys. Während eines geführten Trips zum Mount McKinley verschwindet einer der Teilnehmer der Bergwandergruppe. Julie muss sich im eisigen Schneesturm auf die Suche machen und kommt einem spannenden Familiengeheimnis auf die Spur.

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Über dieses Buch

Eisiges Abenteuer am Mount McKinley

Julie ist ihrem großen Traum, Rangerin zu werden, ganz nah: Sie beginnt ein Praktikum im Denali National Park in Alaska. Sogar ihre geliebten Huskys darf sie mitbringen und mit dem Hundeschlitten auf Patrouille fahren. Als Julie mit ihrer Kollegin eine Wandergruppe zum Mount McKinley führen soll, will sie beweisen, dass sie zur Rangerin taugt und sich nicht einmal vom attraktiven Josh ablenken lässt.

Kann Julie ihre Aufgabe meistern, obwohl einer ihrer Schützlinge sich selbst in größte Gefahr bringt?

1

Der Schrei kam aus dem dichten Fichtenwald, der sich zu beiden Seiten des Trails ausbreitete, und erschreckte ihre Huskys so sehr, dass sie stehen blieben. Gleich darauf zerriss ein wütender Fluch die Stille, gefolgt von einem lauten »Bleibt stehen! Verdammt, bleibt doch stehen!«

Julie stieg vom Schlitten und lauschte angestrengt. Ein vertrautes Geräusch durchbrach die plötzliche Stille, das Bellen von Hunden und das Scharren von Schlittenkufen auf dem verharschten Schnee. Von Panik getrieben, erschienen verängstigte Huskys mit einem leeren Schlitten zwischen den Bäumen und hetzten in dem fahlen Licht, das vom Tag übrig geblieben war, auf sie zu.

Sie wusste, was das bedeutete, rammte hastig den Anker ihres Schlittens in den Schnee und trat den Huskys mit ausgebreiteten Armen entgegen. Doch die Hunde waren viel zu aufgebracht, um stehen zu bleiben. Sie wichen ihr aus und versuchten durch den aufgeworfenen Schnee am Wegesrand an ihr vorbeizuziehen. Der tiefe Schnee zwang sie langsamer zu laufen und ermöglichte es ihr, die Haltestange zu ergreifen und den Schlitten zu bremsen. »Whoaa! Whoaa!«, half sie mit dem bekannten Kommando nach. »Immer mit der Ruhe, ihr Lieben!« Sie verankerte den Schlitten und beruhigte die Huskys. »Kein Grund, die Nerven zu verlieren. Ich sehe mal nach, was passiert ist, okay?«

Chuck, ihr Leithund, war gar nicht damit einverstanden, dass sie den fremden Hunden solche Aufmerksamkeit schenkte. Er beruhigte sich erst, als sie ihm liebevoll den Nacken kraulte. »Schon gut, Chuck. Du bist mein Bester, das weißt du doch. Ich bin gleich zurück! Rührt euch nicht von der Stelle!«

Sie folgte den frischen Spuren des anderen Schlittens in den Wald und lief geduckt unter den tief hängenden Zweigen hindurch. Eisiger Schnee rieselte auf sie herab. Unter den Bäumen war die Sicht noch schlechter als auf dem Trail, und sie konnte von Glück sagen, dass der Schnee auf dem hart gefrorenen Boden ein bisschen Helligkeit reflektierte. Im November waren die Tage in Alaska besonders kurz, und die Sonne zeigte sich nur für ein paar Stunden am Horizont. Eisige Kälte lag in der Luft, vor ihrer Abfahrt hatte das Thermometer minus 25 Grad Celsius angezeigt. Kein Problem für Julie, die in Fairbanks aufgewachsen und es nicht anders gewohnt war. Nach einem zweiwöchigen Urlaub, den sie mit ihren Eltern vor einigen Jahren auf Hawaii verbracht hatte, war sie sogar froh gewesen, zurück in die Kälte zu kommen.

Wieder hallte ein Schrei durch den Wald, diesmal lauter und verzweifelter. Er klang eher wie ein Hilferuf, obwohl sie die Worte nicht verstand. Sie beschleunigte ihre Schritte, konnte von Glück sagen, dass ihr der Schnee unter den Bäumen nur bis zu den Knöcheln reichte. Als langjährige Musherin, die schon als Vierzehnjährige einen Hundeschlitten gesteuert hatte, wusste sie natürlich, was ein leerer Schlitten bedeutete. Wenn ein Musher vom Schlitten stürzte, rannten die Huskys meist weiter, es sei denn, das Gefährt kippte um und blieb im Tiefschnee hängen oder verkantete sich zwischen den Bäumen.

»Halten Sie durch!«, rief sie in den Wald.

Die Antwort bestand wieder nur aus einem Schrei. Ein Hilferuf oder ein Fluch oder beides zugleich und höchstens eine Viertelmeile von ihr entfernt. Die Schlittenspuren waren deutlich im Schnee auf dem Jagdtrail zu erkennen. Der Trail führte einen steilen Hang hinauf und verlor sich zwischen einigen Felsen. Dort war der Schnee wieder tiefer, und sie kam ohne ihre Schneeschuhe nur noch langsam voran. »Ich bin gleich bei Ihnen«, rief sie dem unbekannten Musher zu, der auf der anderen Seite der Felsen gestürzt sein musste. Sie war die Strecke schon öfter gefahren und erinnerte sich an den felsigen Hang, der südlich des Trails steil abfiel und auch erfahrenen Mushern gefährlich werden konnte, wenn die Sicht schlecht war und man nicht aufpasste.

Als vielfaches Echo hallte ein erneuter Schrei durch die Nacht, als sie die Felsen erreichte. »Ich bin schon da!«, rief sie, folgte den Spuren bis zum Abgrund und sah eine dunkle Gestalt unterhalb der Böschung auf dem vereisten Hang liegen. Ein junger Mann, so viel konnte sie selbst in dem düsteren Licht erkennen, bekleidet mit einer dunklen Skihose und einem hellen Parka, dessen Kapuze zurückgerutscht war und den Blick auf sein verängstigtes Gesicht freigab. Er hielt sich mit beiden Händen an einem vorstehenden Felsen fest.

Julie beugte sich zu dem Musher hinunter und streckte ihren rechten Arm aus. »Gib mir deine Hand«, rief sie ihm zu, »ich ziehe dich hoch! Wenn du deine Stiefel fest in den Schnee rammst, kann gar nichts passieren!«

»Das … das haut nicht hin! Du bist … bist ein Mädchen!«

»Red nicht so ’n Quatsch und hilf mir! Hab keine Angst … es sind nur zwei, drei Schritte. Der Schnee ist fest genug! Das schaffst du doch locker!«

Der junge Mann war anscheinend immer noch geschockt und brauchte eine ganze Weile, bis er seine linke Hand von dem Felsen nahm und sie ihr entgegenstreckte. Sie griff danach und zog ihn nach oben, konnte ihn kaum noch halten, als er endlich seine Beine bewegte und ihr half, ihn über die Böschung zu ziehen. Sie landeten beide im Schnee und blieben erschöpft liegen.

»War nicht meine Schuld«, rechtfertigte er sich, »mir passiert so was nicht. Muss wohl ein Elch in der Nähe gewesen sein, der die Hunde beunruhigt hat. Bandit hat eine Heidenangst vor Elchen. Bandit ist mein Leithund. Er rannte plötzlich nach rechts, und wenn ich den Schlitten kurz vor dem Sturz nicht angeschoben hätte, wären die Hunde wohl auch über die Böschung gegangen.« Er drehte sich zu ihr um und lächelte etwas gequält. »Ich bin Josh Alexander. Danke, dass du mir geholfen hast.«

»Julie Wilson«, antwortete sie. »Den Hunden und dem Schlitten ist nichts passiert. Sie warten unten auf dem Trail.« Sie stemmte sich vom Boden hoch und klopfte sich den Schnee vom Parka, anschließend half sie ihm auf die Beine. Sie blickte an ihm vorbei auf die Spuren im Schnee. »Den Trail kenne ich. Die Kurve ist besonders gefährlich, da wäre ich auch beinahe mal über Bord gegangen.« Sie blickte ihn fragend an. »Du bist doch nicht verletzt?«

Er lächelte. »Nur ein paar blaue Flecken … nicht der Rede wert.«

»Na, dann …«

Sie betrachtete Josh genauer. Er war ziemlich attraktiv, das musste sie zugeben. Ungefähr ihr Alter, sportliche Figur, die auch sein Parka nicht verdecken konnte, ein etwas zu kantiges Gesicht mit energischem Kinn, und warme Augen, ob braun oder blau ließ sich in dem Halbdunkel nicht erkennen. Der helle Parka passte nicht zu ihm, an seiner Stelle hätte sie sich einen dunkelroten oder blauen zugelegt, aber was ging sie das an? Sie würde ihn vermutlich sowieso nicht wiedersehen. Außerdem erinnerte er Julie zu sehr an den Captain des Eishockeyteams an ihrem College, mit dem sie zum Abschlussball gegangen war. Der war wahnsinnig von sich selbst überzeugt und hielt sich auch für etwas Besseres, nur weil er ein paar Tore mehr als die anderen schoss. Sie zweifelte nämlich an Joshs Geschichte, dass er von einem Elch aus der Spur gebracht worden war. Elche blieben lieber in den Tälern und an den Flussufern. Wahrscheinlicher war, dass er die Kurve zu schnell angegangen und deshalb vom Schlitten gestürzt war. Aber das hätten wohl die wenigsten Männer zugegeben, schon gar nicht gegenüber einer Frau. Schlimm genug, dass Frauen das Iditarod gewannen, das legendäre Hundeschlittenrennen über tausend Meilen von Anchorage nach Nome.

Sie kehrten zu ihren Schlitten zurück. Inzwischen war die letzte Helligkeit verschwunden, und ein samtschwarzer Himmel wölbte sich über dem Trail. Nur wenige Wolken waren zu sehen, ein sicheres Zeichen dafür, dass eine kalte Nacht bevorstand. Der Wind rauschte leise in den Baumkronen. Der Trail verlief in einiger Entfernung parallel zur asphaltierten Straße nach Chena Hot Springs, doch um diese Jahreszeit gab es kaum Touristen, und es waren nur wenige Autos unterwegs. Die Stille war fast zu greifen und wurde erst durch das laute Jaulen der Huskys gestört, die sich über ihr Kommen freuten.

Julie begrüßte ihre Hunde mit ein paar freundlichen Worten und sah Josh zu, der sich ebenfalls zu seinem Leithund hinabbeugte und ihn ausgiebig zwischen den Ohren kraulte. Er mochte ein wenig eingebildet sein und sie vielleicht sogar beschwindelt haben, aber was machte das schon, wenn man so ausdrucksvolle Augen wie er besaß. Sie waren braun, glaubte sie inzwischen. »Treue Hundeaugen«, hätte ihre Freundin Brandy wohl gesagt. Brandy hielt sich für eine Expertin, was Männer betraf, obwohl sie keinen Freund länger als ein paar Wochen halten konnte und ständig Ärger mit ihren Lovern hatte.

Josh drehte sich zu ihr um. Jetzt war wieder dieser leicht überhebliche Ausdruck in seinen Augen, und ihr Herz klopfte wesentlich langsamer. Er deutete auf ihre Hunde. »Ein gutes Gespann. Trainierst du für ein Rennen?«

Sie schüttelte lachend den Kopf. »Dafür sind wir zu langsam. Chuck ist der beste Leithund, den man sich vorstellen kann, und er hat mehr Ausdauer als ein Rennpferd, aber mit Wettkämpfen hat er’s nicht so. Ich hab den Verdacht, er findet sie albern.« Sie tätschelte Chuck den Rücken, als wollte sie sich für ihre kritischen Worte entschuldigen. »Und du? Du fährst doch nicht zum Spaß über diesen anspruchsvollen Trail. Willst du beim Iditarod mitmachen?«

»Nicht nur das«, erwiderte er mit jenem selbstsicheren Lächeln, das sie von dem Eishockey-Captain kannte. »Ich will das Iditarod gewinnen! Dann wäre ich der jüngste Gewinner aller Zeiten, und es gäbe einen riesigen Rummel! Ein Interview auf CNN, das wär’s doch.«

»Nur deswegen willst du mitmachen?«

Er lächelte. »Na ja, das Preisgeld wäre auch nicht zu verachten. Und meine Eltern würden endlich kapieren, dass es sich auch lohnen kann, nach dem College nicht gleich auf die Law Enforcement Academy zu gehen. Ich kann noch früh genug als State Trooper anfangen.« Er gab seinem Leithund einen freundschaftlichen Klaps und stieg auf die Kufen seines Schlittens. »Mein Dad war mal Trooper, als wir noch in der Nähe von Valdez wohnten, und will natürlich, dass ich auch einer werde, aber mir reicht ein Job als Stellvertreter. Als Trooper hätte ich doch überhaupt keine Zeit mehr zum Schlittenfahren. Weißt du, wie viel Geld man als erfolgreicher Musher verdienen kann? Mehr als ein Trooper, das ist mal sicher. Vielleicht lasse ich die Academy sogar ganz fallen, falls ich unter den ersten drei lande. Einen Sponsor habe ich schon …« Er drehte sich um und zeigte ihr die Rückseite seines gelben Anoraks mit dem Logo eines Hundefutterherstellers. Deshalb also die seltsame Farbe. »Und du? Fährst du etwa nur so zum Spaß über diese einsamen Trails?«

»Ich bringe mich in Form«, erwiderte sie. Die eisige Kälte schien weder ihr noch ihm etwas auszumachen. »Sonst schicken mich die Ranger gleich nach Hause. Ich fange morgen früh ein Praktikum im Denali National Park an.«

»Du wirst Park Rangerin?«

»Wenn ich die Ranger überzeugen kann«, schränkte sie ein. »Nach Denali wollen viele, und ich muss schon verdammt gut sein, um dort eine dauerhafte Stellung zu bekommen. Aber woanders will ich nicht hin. Ich liebe Denali.«

Der Denali National Park war ein riesiges Naturschutzgebiet rund um den höchsten Berg der USA, den Mount McKinley. Mit seinen 6149 Metern überragte er alle anderen Gipfel der Alaska Range. »Denali« nannten ihn die Indianer, den »Großen«, und so hieß seit 1980 auch der Nationalpark. »So viel Natur findest du in keinem anderen Staat«, fügte sie hinzu. »Ich darf mich um die Schlittenhunde kümmern und mit den Besuchern ein paar Runden drehen.«

»Und wo wirst du wohnen? In einer Unterkunft im Park?«

Sie nickte. »Die Zimmer sollen ganz gemütlich sein, hab ich mir sagen lassen. Und das Essen können wir uns selbst kochen. Ich bin zwar keine große Köchin, aber für ein paar Rühreier oder einen Hamburger reicht es noch.«

»Wie wär’s mit einer Pizza?«

Sie grinste. »Die kriege ich auch hin. Eine tiefgefrorene natürlich.«

»Ich meinte eigentlich die leckeren Pizzas bei Luigi in der Fourth Street. In Fairbanks gibt es keine besseren. Heute Abend um sieben? Dann bekommst du wenigstens noch einmal was Anständiges zu essen, bevor du selbst zu brutzeln anfängst. Ich lade dich natürlich ein. Ist doch Ehrensache nach der Rettungsaktion. Wenn du nicht gewesen wärst, hinge ich vielleicht immer noch auf dem steilen Hang. Na, was meinst du? Soll ich dich abholen, Julie?«

Ein Date, eine Einladung zu einem wirklichen Date, hatte sie schon seit einigen Monaten nicht mehr bekommen. Genau genommen war Julies letztes Date der Abschlussball am College gewesen, doch darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken. Sie war eben nicht der Typ, der Männer aus der Fassung brachte, kein Cheerleader und auch kein Modepüppchen. Und ihre honigblonden Haare band sie lieber zu einem praktischen Pferdeschwanz zusammen, als sie mit teuren Extensions aufzupeppen und mit pfundweise Spray in Form zu bringen. High Heels hatte sie erst drei Mal getragen, bei den Abschlussbällen der Highschool und des College und bei der Party, die ihr Vater bei seiner Beförderung zum Oberarzt gegeben hatte. Im Winter trug sie feste Wanderschuhe oder Stiefel und meist Hose, Pullover und Anorak oder, wenn sie mit dem Schlitten loszog, den dunkelroten Outdoor-Overall, den sie von ihrem Vater zum Geburtstag bekommen hatte.

»Du könntest dich ruhig mal als Dame verkleiden«, sagte er manchmal, obwohl er anderen gegenüber stets ihren frischen Teint und ihre ungezwungene Art betonte und sogar damit angab, dass sie in einem der größten und schönsten Nationalparks arbeiten würde. Eigentlich hatte er sich gewünscht, sie würde in seine Fußstapfen treten und Ärztin oder wenigstens Krankenschwester werden, aber ihr reichten die Erzählungen ihres Vaters und ihrer Mutter, die ebenfalls Ärztin war und sich vor drei Jahren mit einem anderen Mann nach Kalifornien abgesetzt hatte. Ihr Vater hatte kaum darunter gelitten. Er war sowieso mit seinem Krankenhaus verheiratet und so selten zu Hause, dass die Scheidung kaum einen Unterschied für ihn gemacht hatte.

»Ich kann leider nicht«, erwiderte sie nach einer längeren Pause. »Wie gesagt, ich fange morgen mit meinem Praktikum an und muss schon um sieben Uhr früh beim Superintendent auf der Matte stehen. Der hat das Sagen im Park. Würde keinen guten Eindruck machen, wenn ich dort verschlafen auftauche oder zu spät komme.«

Was würde es auch für einen Sinn machen, ausgerechnet am letzten Abend mit einem jungen Mann auszugehen, den sie danach wahrscheinlich nie wiedersehen würde. Bis zum Denali National Park waren es über hundert Meilen, und bei ihrem Vorstellungsgespräch hatte sie von einer Rangerin erfahren, dass man im Winter höchstens alle vier Wochen nach Fairbanks fuhr. Und die Zeit würde sie zum Einkaufen und einem Besuch bei ihrem Vater nutzen müssen. Da blieb wenig Zeit für eine Beziehung. Der Superintendent hatte nicht umsonst gefragt, ob sie vergeben war, und zufrieden gegrinst, als sie verneint hatte. »Wenn Sie es zu etwas bringen wollen, würde ich mich in nächster Zeit ganz auf meine Arbeit konzentrieren. Ich hatte im Sommer schon zwei junge Leute zu einem Praktikum hier und kann wahrscheinlich nur eine, höchstens zwei feste Anstellungen vergeben. Strengen Sie sich an, junge Dame, und blicken Sie nur nach vorn!«

»Eine Stunde wirst du doch erübrigen können«, ließ Josh nicht locker. »Oder willst du, dass ich ewig in deiner Schuld stehe? Denk mal daran, was deine Freundinnen für Augen machen werden, wenn du ihnen erzählst, dass du mit einem Champion zum Essen warst. Wer kann das schon von sich sagen?«

Es war wohl dieser Satz, der sie auf fatale Weise an einen Spruch des Eishockey-Captains erinnerte, und sein arrogantes Grinsen, das sie bewog, endgültig Nein zu sagen. Er empfand sicher nur Mitleid für sie. So wie sie angezogen und gestylt war, konnte sie keinem jungen Mann gefallen. »Außerdem hab ich meine Haare nicht gemacht«, sagte sie. »Und ich muss noch meinen Koffer packen und die Hunde füttern … nein, es geht wirklich nicht, Josh.«

»Schade«, erwiderte er, »ich hätte mich gern revanchiert.«

»Vielleicht ein anderes Mal.«

»Du meinst, ich kann dich im Nationalpark besuchen?«

»Aber nur an meinen freien Tagen«, sagte sie. Der kommt sowieso nicht, dachte sie insgeheim. Sobald er um die nächste Biegung ist, hat er mich schon wieder vergessen. Und ich ihn auch, fügte sie beinahe trotzig hinzu. Wenn ich mit ihm was anfange, hätte ich mich auch auf den Eishockey-Captain einlassen können. Ein schnelles Abenteuer mit so einem muss ich mir nicht geben.

»Dann wünsche ich dir viel Glück, Julie«, riss Josh sie aus ihren Gedanken. »Ich bin gespannt, wie dir die Uniform steht. Wirst du auch einen von diesen breitkrempigen Hüten tragen?«

»Der gehört zur Uniform dazu. Auf Wiedersehen, Josh!«

Josh stieg auf seinen Schlitten. Nachdem er den Anker aus dem Schnee gezogen hatte, blickte er sie noch einmal an, und sie glaubte trotz der Dunkelheit so etwas wie verletzte Eitelkeit in seinem Blick zu erkennen. Oder bedauerte er tatsächlich, sie nicht zum Essen ausführen zu können? Vielleicht hatte sie sich in dem jungen Mann getäuscht, und er mochte sie tatsächlich.

Sie löste ebenfalls den Anker und trieb ihre Hunde an. Ohne Hast lenkte sie den Schlitten weiter nach Osten. Sie wohnte in der Guest Lodge von Queen Elizabeth, wie fast jeder die Besitzerin wegen ihres Namens und ihres stattlichen Auftretens nannte, hatte dort ein Vierteljahr als Mädchen für alles gearbeitet und neben freier Kost und Unterkunft noch ausreichend Hundefutter für ihre Huskys bekommen. Ihren Vater fragte sie ungern nach Geld.

Während die Hunde gemächlich den Spuren anderer Gespanne folgten, lehnte Julie mit beiden Unterarmen auf der Haltestange und wurde plötzlich unsicher. Vielleicht hätte sie sich doch auf ein Date einlassen sollen. So einen attraktiven jungen Mann bekam man nicht alle Tage zu fassen, und was machte es schon, wenn er am nächsten Morgen wieder verschwunden war?

Eine ganze Menge, tröstete sie sich und feuerte ihre Hunde an. »Wollt ihr wohl laufen, ihr Faulpelze? Nun macht schon, ich will endlich nach Hause. Wir sind spät dran, und ich hab keine Lust, heute Abend ohne den leckeren Eintopf der Queen ins Bett gehen zu müssen. Vorwärts, Chuck, schneller!«

Doch als die Huskys eine schnellere Gangart einschlugen und sie sich immer schneller von dem jungen Mann entfernte, wurde sie wütend und fluchte insgeheim. So dumm kann doch nur ich sein! Gibt dem Doppelgänger von Robert Pattinson einen Korb! Oder sah er eher wie der junge Brad Pitt aus? »Heya, heya, Chuck! Warum trödelt ihr so? Sonst gibt’s heute Abend kein Fressen!«

Die Huskys schienen sie zu verstehen und rannten noch schneller. Nur Chuck drehte sich verwundert um und schien zu fragen: Was ist mit dir los? Was sollen diese nervösen Kommandos? Müssen wir uns Sorgen machen?

2

Die Happy Loon Lodge von »Queen« Elizabeth McCormick lag ungefähr zehn Meilen östlich von Fairbanks an einer Seitenstraße des Chena Hot Springs Highway. Das zweistöckige Blockhaus ragte am Ufer eines kleinen Sees zwischen den Bäumen empor, weit genug vom Highway entfernt, um den Gästen das Gefühl zu geben, ihren Urlaub in der Wildnis zu verbringen.

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