Albert muss sich entscheiden - Friederike von Buchner - E-Book

Albert muss sich entscheiden E-Book

Friederike von Buchner

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Beschreibung

Diese Bergroman-Serie stillt die Sehnsucht des modernen Stadtbewohners nach einer Welt voller Liebe und Gefühle, nach Heimat und natürlichem Leben in einer verzaubernden Gebirgswelt. Auf sehr spezielle, romantische Weise findet Toni, der Hüttenwirt seine große Liebe in einer bezaubernden Frau, die aus einer völlig anderen Umgebung stammt als der markante Mann der Berge. Sie lernt durch ihn Schönheit und Idylle seiner Heimat kennen und lieben. Gemeinsam eröffnen die beiden allen Besuchern die Werte und Besonderheiten ihres Lebens auf der Alm. Romantik, Beschaulichkeit, dramatische Spannung und feinsinnige Gespräche: Das ist die Welt von Toni, dem Hüttenwirt, der sich niemand entziehen kann. aToni war in seinem Geländewagen auf dem Rückweg von Kirchwalden. Kurz vor dem Ortsschild von Waldkogel läutete sein Handy. Auf dem Display erkannte er die Nummer des Forsthauses. Er drückte auf den Kopf der Freisprechanlage. »Grüß dich, Lorenz!«, rief Toni vergnügt. »Grüß Gott, Toni!«, antwortete Lorenz Hofer. »Toni, ich will gleich zur Sache kommen. Wann kommst du mal wieder ins Tal? Und hast du Zeit, dass wir uns treffen können? Ich muss dringend mit einem Freund reden.« Toni wunderte sich. Es klang, als habe Lorenz Sorgen. »Da hast' Glück, ich bin gerade auf dem Rückweg von Kirchwalden. Wenn es dir passt, komme ich sofort vorbei.« »Oh, das ist gut. Das passt mir sehr. Ich mache inzwischen Kaffee.« »Das ist gut, pfüat di, Lorenz!«

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Toni der Hüttenwirt Extra – 8 –

Albert muss sich entscheiden

Friederike von Buchner

aToni war in seinem Geländewagen auf dem Rückweg von Kirchwalden. Kurz vor dem Ortsschild von Waldkogel läutete sein Handy. Auf dem Display erkannte er die Nummer des Forsthauses. Er drückte auf den Kopf der Freisprechanlage. »Grüß dich, Lorenz!«, rief Toni vergnügt.

»Grüß Gott, Toni!«, antwortete Lorenz Hofer. »Toni, ich will gleich zur Sache kommen. Wann kommst du mal wieder ins Tal? Und hast du Zeit, dass wir uns treffen können? Ich muss dringend mit einem Freund reden.«

Toni wunderte sich. Es klang, als habe Lorenz Sorgen. »Da hast' Glück, ich bin gerade auf dem Rückweg von Kirchwalden. Wenn es dir passt, komme ich sofort vorbei.«

»Oh, das ist gut. Das passt mir sehr. Ich mache inzwischen Kaffee.«

»Das ist gut, pfüat di, Lorenz!«

»Pfüat di, Toni!«

Minuten später parkte Toni vor dem Forsthaus und stieg aus.

Lorenz kam auf ihn zu, mit einem Rucksack auf dem Rücken. Er sah Toni ernst an, als sie sich die Hände schüttelten. »Wir gehen zum Hochsitz. Dort sind wir ungestört«, sagte er leise. Er hatte die Worte fast geflüstert.

Toni nickte. Es war offensichtlich, dass Lorenz mit ihm allein sein und jeden möglichen Zuhörer vermeiden wollte.

Toni folgte ihm querfeldein durch den Tannenwald, bis sie auf eine große Lichtung kamen.

Lorenz Hofer kletterte zuerst auf den überdachten Hochsitz hinauf. »Setz dich! Am besten setzen wir uns auf den Boden, damit uns niemand sieht«, sagte er.

»Das erinnert mich an unsere Kinderzeit, als wir uns hier versteckt haben«, lächelte Toni.

»Lang ist das her«, antwortete Hofer ernst.

»Nun sag schon, Lorenz! Dich bedrückt doch etwas.«

»Das hast du richtig geraten. Ich will dich aber nicht hineinziehen.«

»Das wird ja immer geheimnisvoller«, bemerkte Toni.

Lorenz Hofer packte zwei Becher aus und eine Thermoskanne mit Kaffee. Er schenkte ein und reichte Toni einen Becher. »Okay«, seufzte Lorenz, »ich werde beobachtet.«

»Wie beobachtet? Du tust geradeso, als wäre ein Geheimdienst hinter dir her. Dass wir das Spiel gespielt haben, ist auch schon Jahrzehnte her«, lachte Toni Baumberger.

Lorenz Hofer blieb ernst. »Stimmt! Aber vielleicht war das damals eine gute Übung. Also, ich erzähle es dir: Ich hatte heute am frühen Morgen eine unerwartete Begegnung. Ich war im Wald unterwegs, mit dem Hund, als Chris Danzer auf ihrem Polizeimotorrad an mir vorbeifuhr. Sie hielt an und stieg ab. Ich begrüßte sie. Sofort fiel mir auf, dass sie sehr ernst war. ›Wie viele Hütten gibt es im Forst?‹ fragte sie. ›Ich weiß nicht, was die Frage soll‹, erwiderte ich. Ohne darauf einzugehen, forderte sie mich auf, ihr eine Liste zu mailen. ›Seit wann interessiert sich die Polizei für die Hütten im Wald?‹, fragte ich noch.« Lorenz schüttelte den Kopf. »Du glaubst es kaum, Toni. Chris sprach mich dann mit ›Herr Hofer‹ oder mit ›Herr Förster‹ an. Ich dachte, ich höre nicht richtig.«

»Das gibt es doch nicht, Lorenz!«, sagte Toni ungläubig.

»Doch, Toni, so war es! Dann klärte sie mich auf, dass sich in Waldkogel oder der unmittelbaren Umgebung eine weibliche Straftäterin herumtreibe. Gegen diese Person liege eine Strafanzeige vor und sie gelte als flüchtig. Aus ermittlungstaktischen Gründen könne sie mir nicht mehr sagen. Es werde aber vermutet, dass diese Person enge Kontakte nach Waldkogel habe. Deshalb sei anzunehmen, dass sie sich irgendwo hier verbirgt. Aus diesem Grund wolle sie alle möglichen Verstecke überprüfen.«

Toni schaute Lorenz nun auch sehr ernst an.

»Gell, da traust du deinen Ohren nicht, Toni?«

Der schüttelte den Kopf. »Was ist denn in Chris gefahren?«

»Toni, es kommt noch schlimmer. Hör zu! Sie sagte mir, dass ich jede Art ungewöhnlicher Vorkommnisse zu melden habe und zwar nur ihr persönlich, nicht Wolfi.«

»Hat sie das irgendwie begründet?«, fragte Toni.

Lorenz nippte an seinem Kaffee und nickte dann. Er erzählte, Chris habe ihm das damit begründet, dass er mit Wolfi befreundet sei.

Toni schüttelte den Kopf.

»Es kommt noch schlimmer«, fuhr Lorenz fort. »Chris sprudelte irgendeinen Paragraphen herunter. Kurz, sie warnte mich davor, eine Straftäterin zu decken, denn damit würde ich mich strafbar machen. Und am Schluss fügte sie hinzu, dass sie mich im Auge behalten würde. Außerdem habe sie die Möglichkeit, einige Hundertschaften anzufordern, um den ganzen Forst zu durchkämmen.«

Toni schüttelte entsetzt den Kopf. »Das ist kaum zu glauben«, stieß er hervor.

»Sie meinte es ernst, Toni.«

»Sie scheint dir gehörig Angst eingejagt zu haben.«

»Angst ist das falsche Wort, Toni. Ich bin verunsichert, das gebe ich zu. Außer mit dir habe ich mit niemand darüber gesprochen, auch nicht mit Lydia.«

»Du wolltest deine Frau nicht beunruhigen.«

»Genauso ist es. Chris scheint mich wegen der Sache im Verdacht zu haben. Jedenfalls hat die Sache einen bleibenden Eindruck auf mich gemacht, das gebe ich zu. Dass sie mich nicht geduzt hat, sondern ich plötzlich nur der Förster Hofer war, gibt mir zu denken. Ich hoffe, Lydia wird davon nichts mitbekommen.«

»Wie sollte sie?«

»Toni, Chris hat einige Waldarbeiter angesprochen und sie sehr eingeschüchtert. Die Männer riefen mich sofort an. Ich fuhr zu ihnen und versuchte, sie zu beruhigen. Ich habe ihnen eingeschärft, falls ihnen etwas auffallen sollte, sollten sie zuerst mich ansprechen. Außerdem habe ich jedem mit sofortiger Entlassung gedroht, der etwas von polizeilichen Nachforschungen herum erzählt. Etwas Anderes fiel mir auf die Schnelle nicht ein. Ich weiß nicht, was dahintersteckt. Was ist mit Chris los?«, fragte Lorenz. »Wie kann sie mich einer Straftat verdächtigen? Oder findest du, dass ich übertreibe? Sie ließ keinen Zweifel daran, dass ich im Mittelpunkt ihrer Ermittlungen stehe.«

Toni rieb sich das Kinn. Er stand vom Boden auf und setzte sich auf die Bank. »Komm, setz dich her, Lorenz!«, sagte Toni. »Ich kann verstehen, dass du besorgt bist.«

»Was heißt besorgt, ich bin schockiert«, stieß Lorenz hervor. »Dabei ärgere ich mich über mich selbst, dass Chris es geschafft hat, mich einzuschüchtern. Ich kann nur sagen, es war ein sehr einschneidendes Erlebnis.«

»Da magst du sicherlich Recht haben, Lorenz. Ich verstehe auch, dass du mich nicht hineinziehen wolltest und du es deshalb für besser hieltst, wenn wir nicht zusammen auf dem Hochsitz gesehen werden.«

»Ich komme mir wie ein Feigling vor. Ich hätte ihr die Stirn bieten und ihr einige passende Worte sagen sollen. Hinterher ist man immer schlauer. Sie hat mich einfach überrumpelt, Toni. Und wie sie aufgetreten ist, das kannst du dir nicht vorstellen. Es hätte nur noch gefehlt, dass sie die Handschellen zückt.« Lorenz seufzte.

Toni nippte an seinem Kaffee und schwieg.

Lorenz sah ihm an, dass er nachdachte. »Sag endlich etwas, Toni!«, fordere er ihn auf.

»Okay, dann sage ich dir jetzt etwas. Jeder Mensch kommt mal in eine Situation, in der es ihm die Sprache verschlägt. Deshalb brauchst du dir keine Vorwürfe zu machen. Wenn dann noch gleich Paragraphen angeführt werden und sie das Auge des Gesetzes herauskehrt, dann hat sie einen Plan verfolgt. Ihre Absicht war, dich einzuschüchtern.«

»Das ist ihr gelungen, Toni.«

»Chris hat den Bogen überspannt, Lorenz. Ich will nicht zu dir sagen, vergiss es, denn ich könnte es auch nicht vergessen. Schämen für deine Reaktion musst du nicht. Das war alles zu überraschend gekommen. Du hast gesagt, du willst mich nicht in die Sache hineinziehen?«

»Das stimmt. Am Ende geraten du und die Berghütte auch in Verdacht. Mich quält der Gedanke, dass Chris die Obere Forstbehörde informieren könnte, dass ich im Wald eine Straftäterin verstecken würde. Das könnte ein Nachspiel für mich haben, Toni.«

»Lorenz, beruhige dich! Ich verstehe dich ja. Okay, ich werde dir jetzt etwas sagen: Ich weiß, dass du nicht der Einzige bist, den Chris verdächtigt. Du bist nur eine Randerscheinung. Sie hat an dir nur ihre Wut ausgelassen. Sie hat einen Anderen im Visier. Den hat sie auch beobachtet, kam aber nicht weiter. Das nagt an ihr.«

»Du sprichst in Rätseln.«

»Das weiß ich, Lorenz. Ich kenne einige Einzelheiten. Doch um dich zu schützen, behalte ich sie für mich. Das ist besser so. Und was Chris betrifft, sage ich dir, dass sie sich in etwas hineinsteigert. Ich vermute, Chris wird von Eifersucht getrieben. Verstehst du?«

»Du meinst, das mit der Strafanzeige stimmt nicht?«

»Dazu möchte ich nichts sagen, Lorenz.«

»Mir kommt es so vor, als hänge Wolfi mit drin. Ist es so, dass sie ihm nicht mehr traut oder täusche ich mich, Toni? Es muss so sein, warum sollte ich Chris persönlich melden, wenn mir etwas auffällt, und nicht Wolfi?«

»Mm, so kommt es mir auch vor, Lorenz«, murmelte Toni. Er seufzte und sagte: »Ja, ich will dir reinen Wein einschenken, Lorenz. Wolfi und Chris sind sich im Augenblick spinnefeind. Chris hat sich in etwas hineingesteigert. Warum, das wissen nur die Götter. Sie hat jedes Augenmaß verloren.«

»So, meinst du?«

»Ja, so ist es. Hinter ihrem Verhalten stehen sehr seltsame Beweggründe. Es ist schade. Dennoch bin ich sicher, dass die Sache gut ausgeht, Lorenz. Dann wird es peinlich werden für Chris, das sage ich dir. Ich gebe dir den Rat, einfach so zu tun, als wäre das Ganze nicht geschehen. Du kannst den Waldarbeitern sagen, dass du mit mir gesprochen hast. Sag ihnen, ich hätte dir gesagt, dass Chris eifersüchtig auf ein Madl sei. Sie werden grinsen. Dann sagst du ihnen, sie sollen eine Weile stillhalten. Es soll nicht noch mehr Öl ins Feuer gegossen werden. In ein paar Tagen wird sich alles in Wohlgefallen auflösen.«

»Meinst du wirklich?«

»Ja, dessen bin ich mir sicher, Lorenz. Mache mit deiner Lydia einige Tage Urlaub! Ihr könntet eure Kinder in München besuchen. Wenn du Sebastian anrufst, wird er euch ein schönes Zimmer im Hotel geben.«

Lorenz schüttelte den Kopf. »Naa, es ist besser, ich bleibe hier und habe ein Auge auf meine Waldarbeiter.«

Toni stöhnte. »Chris hat ganze Arbeit geleistet!« Er sah Lorenz an. »Wie kann ich dich nur überzeugen? Chris Danzers seltsames Verhalten ist untypisch für sie. Normalerweise hat sie ein großes Herz. Sie war immer Vernunftgründen zugänglich. Aber da fällt mir ein, dass ich in einer bestimmten Richtung tätig werden könnte. Vielleicht hilft's?«

»Du willst mich nicht einweihen?«

»Nein, Lorenz, falls Chris dich noch einmal befragt, ist es besser, du weißt nichts. Und mit mir hast du auch nicht darüber gesprochen.«

»Verstehe!«, antwortete Lorenz.

Toni schaute auf die Uhr. »Lass uns aufbrechen, Lorenz.

Lorenz Hofer packte die leeren Becher und die Thermoskanne in seinen Rucksack. Sie stiegen vom Hochsitz herunter und gingen zurück zum Forsthaus.

Toni gab Lorenz den guten Rat, mit seiner Frau darüber zu sprechen.

»Das werde ich tun, so bald sie heute Abend aus München zurück ist. Lydia besucht die Kinder.«

Toni und Lorenz verabschiedeten sich. Lorenz fühlte immer noch verunsichert und beunruhigt.

Toni tröstete ihn – bald wäre alles ausgestanden – und versprach ihm, sich bald bei ihm zu melden. Dann stieg Toni in seinen Geländewagen und fuhr davon. Unterwegs schüttelte Toni mehrmals den Kopf

*

Toni wendete auf der Wiese hinter Wendys Almhütte. Wendy war nicht da. Toni vermutete, dass sie sich auf der Hirscher Alm aufhielt. Es dauerte nicht lange, dann stürmte Benno, der junge Neufundländerrüde, den Pfad herunter und lief auf Toni zu.

»Du bist ein braver Hund«, sagte Toni. Er streichelte ihn. Dann holte er aus der Packtasche, die auf Bennos Rücken festgeschnallt war, den versprochenen großen Briefumschlag. Er prüfte kurz, ob Anna auch nichts vergessen hatte. Dann schickte er Benno zurück zur Berghütte.

Toni führ wieder hinunter ins Tal.

Helene Träutlein putzte gerade die Außentreppe, als Toni kam.

Sie begrüßten sich kurz.

»Ist er drin?«, fragte Toni.

»Ja, du kannst durchgehen. Aber pass auf, dass du nicht fällst, der Steinboden wird noch feucht sein«, ermahnte ihn die Haushälterin des Geistlichen.

Helene Träutlein legte Toni den feuchten Putzlappen hin. Toni trat sich ordentlich die Schuhe ab, bevor er das Pfarrhaus betrat. Die Steinfliesen glänzten feucht. Zusammengerollt in der Ecke stand der Teppichläufer, der sonst den langen Flur schmückte.

Die Tür zum Studierzimmer des Geistlichen stand offen. Toni klopfte.

Pfarrer Zandler saß am Tisch und las die Zeitung. Er hob den Kopf. Als er Toni sah, lächelte er. Er faltete die Tageszeitung zusammen und begrüßte ihn.

»Kann ich die Tür schließen?«, fragte Toni.

»Sicher!«

Toni schloss die Tür.

Pfarrer Zandler bat ihn, sich zu setzen. »Du siehst besorgt aus, Toni«, bemerkte der Geistliche.

Toni seufzte. »Ja, das bin ich. Und ich gestehe im Voraus, dass ich ein ganz schlechtes Gewissen habe. Ich habe nämlich etwas vor, was nicht richtig ist.«

»So? Willst du das nicht lieber mir überlassen, das zu beurteilen? Wobei meine Ansicht und die von unserem Herrgott sich gelegentlich ein bisserl unterscheiden«, schmunzelte Zandler. »Naa, ich sage es anders. Ich denke, ich habe unseren Herrgott auf meiner Seite, aber nicht die Kirchenoberen mit ihren oftmals überholten Ansichten. Meine Kritik hast du jetzt nicht gehört, Toni! Ist das klar?«

Toni musste grinsen. Er wusste, dass Zandler ihm eine Brücke bauen wollte.

Toni legte den Briefumschlag vor sich auf den Tisch. Er ließ seine Hand auf dem Umschlag liegen, während er sprach. »Also, es ist so, dass unsere gute Chris Danzer ein bisschen durchdreht. Es kann für Wolfi gefährlich werden und für Moni und für alle, die darin verwickelt sind«, sagte er sehr ernst. Toni berichtete, wie es der Polizistin gelungen war, Lorenz Hofer regelrecht einzuschüchtern.

Pfarrer Zandler hörte erstaunt und mit großen Augen zu. Er seufzte, während Toni ihm alles erzählte und schüttelte immer wieder den Kopf. »Wie geht es Moni?«, fragte Zandler. »Es müsste ihr doch jetzt besser gehen, da sie ihre Papiere wieder hat.«

»Ja, hier sind die Papiere. Nehmen Sie sie bitte an sich, Herr Pfarrer!« Toni schob den Briefumschlag über den Tisch.

Heiner Zandler holte Monis Papiere heraus, ihren Personalausweis, ihren Reisepass und ihren Führerschein. »Und was soll ich damit?«, fragte er.

Toni schwieg. Er sah Pfarrer Zandler ernst an, dann sagte er: »Also, ich bitte Sie, damit zu Bürgermeister Fellbacher zu gehen. Er soll sich rückwirkend Notizen machen. Er möchte bitte so tun, als seien Gewolf Irminger und Simone Stegmüller bei ihm gewesen und hätten mit ihm den Termin für die standesamtliche Eheschließung vereinbart. Und bei Ihnen waren sie ebenfalls, wegen der kirchlichen Trauung«, sprudelte Toni hervor.

Pfarrer Zandler sah Toni an und runzelte die Stirn. »Wozu soll das gut sein?«

»Nun, wenn Chris Wolfi daraus einen Strick drehen will, dass er Moni beschützt, dann könnten Sie und Bürgermeister Fellbacher bezeugen, dass die beiden verlobt sind. Familienangehörigen gegenüber gilt das Zeugenverweigerungsrecht. Ich hoffe, es schützt bereits Verlobte«, antwortete Toni.

»Die beiden sind aber weder verlobt, noch wollen sie heiraten. Oder irre ich mich?«

Toni errötete tief. »Was nicht ist, kann noch werden«, murmelte er. »Wolfi will Moni beschützen. Er ist total verliebt in sie. Alle in Waldkogel sollten zusammenhalten und Wolfi beistehen.«

»Du meist, Wolfi Irminger vor seiner Kollegin Chris schützen?«

»Genau das meine ich es, Herr Pfarrer. Ich dachte bisher, mit Chris könne man Pferde stehlen und sie besäße einen gesunden Menschenverstand. Sie hat oft ein Auge zugedrückt und manchem ins Gewissen geredet, statt sofort ein Protokoll zu schreiben. Damit hatte sie mehr Erfolg, als wenn sie die Buchstaben des Gesetzes erfüllt hätte. In der Sache Simone Stegmüller ist sie mehr als kleinlich. Ich vermute, dass sie eifersüchtig sein könnte.«

»Mm, weiß sie, dass Wolfi in Moni verliebt ist?«

Toni nickte und erzählte von Marios Besuch auf der Polizeidienststelle und dass sich Mario gegenüber Chris verplaudert hatte. Er verschwieg auch die anschließende Auseinandersetzung zwischen Chris und Wolfi nicht.

»Das ist eine schlimme Situation für Wolfi. Wäre es nicht einfacher, wenn sich Moni stellen würde?«, fragte Zandler.